Die schwarze Spinne. Königs Erläuterungen. - Jeremias Gotthelf - E-Book

Die schwarze Spinne. Königs Erläuterungen. E-Book

Jeremias Gotthelf

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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Seitenzahl: 118

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 422

Textanalyse und Interpretation zu

Jeremias Gotthelf

DIE SCHWARZE SPINNE

Daniel Rothenbühler

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. Erzählung. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2010 (Hamburger Leseheft Nr. 51, Heftbearbeitung: F. Bruckner und K. Sternelle). Zitatverweise sind mit gekennzeichnet. Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. Erzählung. Anmerkungen von Wolfgang Mieder. Stuttgart: Reclam, 2002 (Universal-Bibliothek Nr. 6489). Zitatverweise sind mit gekennzeichnet.

Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. phil. hist. Daniel Rothenbühler wurde 1951 in Porrentruy geboren. Er hat in Heidelberg und in Bern Germanistik und Romanistik studiert und 1992 in Bern mit einer Dissertation zum Thema Der grüne Heinrich 1854/55 promoviert. Er publiziert regelmäßig über die deutschsprachige Literatur der Schweiz und unterrichtet seit 1991 Deutsch und Französisch am Gymnasium Köniz bei Bern und lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Lausanne.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

2. Auflage 2013

ISBN 978-3-8044-6911-2

© 2003, 2010 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: © ullstein bild – Peter Arnold Inc.

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet werden durch eine Webadresse gekennzeichnet, z.B. www.wikipedia.de. Tippen Sie auf die Webadresse und Sie werden direkt zu der Internetseite geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.  Hinweis:

INHALT

1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK – LEBEN UND WERK

2. JEREMIAS GOTTHELF: LEBEN UND WERK

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Politik

Wirtschaft

Gesellschaft

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

Die Grundstruktur der Handlung

Strukturbildende Motive

Das Erzählen

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Rahmengeschichte

Die erste Binnengeschichte

Die zweite Binnengeschichte

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Der hohe Stil

Anklänge an die Bibel

Präsenz der Berner Mundart

3.7 Interpretationsansätze

Der gattungsgeschichtliche Ansatz

Der epochengeschichtliche Ansatz

Der ideengeschichtliche Ansatz

4.  Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

Die Teufelskuss-Szene in Hansjörg Schneiders Dramatisierung von 1988

Die Teufelskuss-Szene in Urs Widmers Dramatisierung von 1998

6. PRÜFUNGSAUFGABEN MIT MUSTERLÖSUNGEN

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 *

Aufgabe 3 *

Aufgabe 4 *

Literatur

Zitierte Ausgaben:

Werkausgabe:

Lernhilfen und Kommentare für Schüler:

Verwendete Sekundärliteratur zu Gotthelf:

Verwendete Sekundärliteratur zum historischen Kontext:

Materialien aus dem Internet:

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Im 2. Kapitel beschreiben wir Gotthelfs Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Jeremias Gotthelf (eigtl. Albert Bitzius) lebte von 1797 bis 1854, wirkte als Pfarrer und Schriftsteller in Lützelflüh im Emmental.

Im Lauf der Regeneration haben sich die Schweizer Kantone in den 1830er Jahren liberale Verfassungen gegeben. Industrialisierung und Agrarrevolution führen ökonomische und sozialen Krisen und große Massenarmut mit sich.

1836 bis 1854 schafft Gotthelf ein literarisches Werk von fast 10.000 Seiten. Die schwarze Spinne erscheint 1842 in der Schaffensphase der Objektivierung.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Die schwarze Spinne – Entstehung und Quellen:

Gotthelf schreibt die Erzählung 1841, angeregt durch die 1819 veröffentlichte Erzählung Die schwarze Spinne von August Friedrich Ernst Langbein und mehrere Schweizer Sagen.

Inhalt:

Die Erzählung umfasst eine Rahmen- und zwei Binnengeschichten.

Die Rahmengeschichte zeigt das Tauffest einer Bauernfamilie im Emmental an einem Himmelfahrtstag im 19. Jahrhundert. Ein schwarzer Pfosten am Bauernhaus veranlasst den Großvater, das zweimalige Auftreten der teuflischen schwarzen Spinne und der mit ihr einhergehenden Pest zu erzählen: ein erstes Mal im Feudalismus des 13. Jahrhunderts, ein zweites Mal in der frühen Neuzeit des 15. Jahrhunderts. Beide Male erscheint die Spinne aufgrund sündhaften Verhaltens der Bauern und kann durch den Opfertod frommer Menschen in den schwarzen Pfosten gebannt werden. Dieser wird als Mahnmal gegen eine erneute Versündigung in jeder Erneuerung des Hauses beibehalten.

Aufbau:

Die Verknüpfung der drei Handlungen aus drei Zeiträumen zu einem Rahmen mit zwei Binnengeschichten gelingt durch mehrere verbindendeMotive:

die Taufe als Rahmen- und Kernmotiv

die Spinne als Titel- und Kernmotiv

der Fensterpfosten als Rahmenmotiv

Eine weitere Verbindung schafft das einheitliche auktoriale Erzählverhalten in der Rahmen- und den Binnenerzählungen.

Personen:

Die Hauptpersonen sind

in der Rahmengeschichte der erzählende Großvater, die verängstigte Gotte (Patin) und die resolute Hebamme/Köchin

in der ersten Binnengeschichte der tyrannische Ritter von Stoffeln, die geltungssüchtige Christine, der Teufel/„der Grüne“ und die junge Frau und der Priester, die sich beide aufopfern

in der zweiten Binnengeschichte der gutmütige Christen, seine geltungssüchtige Mutter, ein fremder Knecht und ein wildes Weib.

Wir stellen diese Hauptpersonen ausführlich vor und zeigen sie in ihren Beziehungen zu allen anderen Personen.

Stil und Sprache Gotthelfs:

Typisch für Gotthelf und seine Zeit (Biedermeier) ist die Stilmischung:

hoher Stil mit rhetorischen Mitteln

Bibelsprache in Wortwahl und Satzbau

Präsenz der Berner Mundart in Lautung und Wortbildung

Drei Interpretationsansätze bieten sich an:

Der gattungsgeschichtliche Ansatz: Novelle, Idylle, Sage, Legende

Der epochengeschichtliche Ansatz: Biedermeier mit Katastrophenangst und Bemühen um Ordnung.

Der ideengeschichtliche Ansatz: Politisch reformkonservativ, theologisch orientiert an Luther mit gütigem und strafendem Gott, literarisch die Lehre durch Einübung.

2.Jeremias Gotthelf: Leben und Werk

Jeremias Gotthelf 1797–1854 © ullstein bild

Jeremias Gotthelf ist der programmatische Schriftsteller-Name des Pfarrers Albert Bitzius.

Jeremias

warnt sein Volk als Prophet vergeblich vor der Versündigung.

Gotthelf

ist die Hoffnung des guten Menschen auf die Gnade Gottes.

2.1Biografie

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

4. 10. 1797

Murten

Geburt des Albert Bitzius in Murten als Sohn des Pfarrers Sigmund Bitzius (1757–1824) und dessen dritter Ehefrau Elisabeth Bitzius-Kohler (1767–1836).

Die Familie Bitzius gehört zur „gebildeten Oberschicht im Stadtstaat Bern“[1].

1805

Utzenstorf

Umzug der Familie nach Utzenstorf, südlich von Solothurn. Das Landleben prägt nun Gotthelfs Kindheit und Jugend.

8

1808–1812

Utzenstorf

Latein- und Griechischunterricht beim Vater, Lektüre von Romanen, „so viel ich zur Hand bringen konnte“[2].

11–15

1812–1814

Bern

Pädagogium (Literaturschule) in Bern. Allgemeinbildendes Propädeutikum an der bernischen Akademie (Vorläuferin der 1834 gegründeten Universität).

15–17

1817–1820

Bern

Theologiestudium.

20–23

1818–1819

Bern

Geschichtsunterricht am Pädagogium.

21–22

1819

Mitbegründer des Zofingervereins, einer liberalen Studentenvereinigung.

22

19. 6. 1820

Bern

Schlussexamen in Theologie.

22

1820–1821

Utzenstorf

Vikar bei seinem Vater in Utzenstorf.

23–24

1821–1822

Göttingen

Universität Göttingen. Vertiefung der theologischen und allgemeinen Bildung.

24–25

Herbst 1821

Norddeutschland

Studentenfahrt durch Norddeutschland mit Reisebericht (erstes literarisches Zeugnis).

24

1822–1824

Utzenstorf

Erneut Vikar in Utzenstorf

25–27

9. 2. 1824

Überraschender Tod des Vaters.

Gotthelf fehlen die fünf Jahre Vikariat zur Nachfolge. Mutter und Schwester ziehen nach Bern.

26

1824–1829

Herzogenbuchsee

Vikar in Herzogenbuchsee, östlich von Solothurn.

27–32

1825–1829

Bollodinger Schulstreit mit Oberamtmann Rudolf Emanuel von Effinger. Gotthelf bekämpft die Lohnkürzung des Schulmeisters Johannes Steiger.

28–32

3. 5. 1829

Ernennung zum Pfarrer in Amsoldingen bei Thun, von Gotthelf als Maßregelung zurückgewiesen.

31

1829–1831

Bern

Vikar an der Heiliggeistkirche in Bern. Beziehungen zu Führern der liberalen Bewegung.

32–34

ab 1. 1. 1831

Lützelflüh

Vikar in Lützelflüh.

33

10. 1. 1831

Münsingen

„Volkstag“ in Münsingen, der zum Rücktritt der aristokratischen Berner Regierung (12. 1. 1831), zu einer liberalen Verfassung Berns (31. 7. 1831) und zu einer neuen Regierung (21. 10. 1831) führt.

33

Feb. 1831

Bern

Gründung der liberalen Zeitschrift Berner Volksfreund, für die Gotthelf regelmäßig Beiträge schreibt.

33

31. 7. 1831

§ 35 der Verfassung für die Republik Bern verwehrt Geistlichen die Wahl in weltliche Behörden. Gotthelfs politische Intervention beschränkt sich nun auf das Schul- und Armenwesen und die Publizistik.

33

Herbst 1831

Baselland

Feldprediger der Tagsatzungs-Truppen in Baselland; fordert Maßhalten und Friedenspolitik.

34

Anfang 1832

Bern

Wahl in die Große Landschulkommission, Mitarbeit am neuen Schulgesetz.

34

9. 3. 1832

Lützelflüh

Wahl zum Pfarrer in Lützelflüh als Nachfolger des verstorbenen Albrecht Fasnacht. Verlobung mit Henriette Zehnder (1805–1872), der Enkelin und Haushälterin Fasnachts.

34

8. 1. 1833

Lützelflüh

Heirat mit Henriette Zehnder. Der Ehe entsprießen drei Kinder: Marie Henriette, geb. 1834 (spätere Schriftstellerin Marie Walden), Bernhard Albert, geb. 1835, Constantia Sophie Cäcilia, geb. 1837.

35

1833

Mitbegründer und Vorsitzender des Vereins für christliche Volksbildung im Amte Trachselwald. Streit mit Philipp Emmanuel von Fellenberg, dem Begründer und Leiter des pädagogischen Musterguts Hofwil.

36

1834

Gotthelf beantragt, im Eidgenössischen Heer sollten nur beamtete Pfarrer im Hauptmanns-Rang als Feldprediger wirken. Die Regelung gilt noch heute in der Schweizer Armee.

37

1834–1836

Burgdorf

Lehrer für Schweizergeschichte in den Fortbildungskursen für Primarlehrer in Burgdorf.

37–39

1. 6. 1835

Sumiswald

Eröffnung der Armenerziehungsanstalt in Sumiswald. Gotthelf ist Präsident der Verwaltungskommission.

37

1835–1845

Kantonaler Schulkommissär in seinem Amtsbezirk.

38–48

1836

Erste Veröffentlichung unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf: Der Bauern-Spiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf. Von ihm selbst beschrieben, datiert auf 1837.

39

Anfang 1841

Lützelflüh

Niederschrift der Schwarzen Spinne.

43

Anfang 1842

Veröffentlichung der Schwarzen Spinne als erste Erzählung der sechsbändigen Sammlung Bilder und Sagen aus der Schweiz (Solothurn: Jent & Gassmann, 1842–46).

44

Juli 1842

Gruß-Schrift zum Eidgenössischen Freischießen in Chur: „Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterlande“[3]

44

Anfang 1845

Aufgrund des Streits mit dem bernischen Schultheiß und Vorsteher des Erziehungsdepartements, Charles Neuhaus, entgeht Gotthelf knapp der Absetzung als Pfarrer und wird als Schulkommissär entlassen.

47

1845

Berlin

Der Knabe des Tell, erste Veröffentlichung bei seinem künftigen deutschen Verleger Julius Springer in Berlin.

48

1850/51

Julius Springer kauft die Verlagsrechte Gotthelfs. Dieser wird zum bestbezahlten Schriftsteller im ganzen deutschen Sprachgebiet.

53

1851

Lützelflüh

Herzschmerzen, Atemnot, Kropfleiden, Wassersucht und „Schlafsucht“.

54

Januar 1852

Öffentlicher Streit mit dem wichtigsten Berner Politiker der Radikalen, dem späteren Bundesrat Jakob Stämpfli.

54

1853

Gurnigelbad

Kur im Gurnigelbad.

56

22. 10. 1854

Lützelflüh

Tod Gotthelfs wegen einer Lungenembolie infolge einer Lungenentzündung.

57

25. 10. 1854

Begräbnis in Lützelflüh.

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Wichtig um 1840:

Im Lauf der Regeneration der 1830er Jahre haben sich die Schweizer Kantone liberale Verfassungen gegeben.

Industrialisierung und Agrarrevolution führen ökonomische und soziale Krisen und große Massenarmut mit sich.

Die herkömmliche bäuerliche Wirtschaft mit einer relativ starken Position der Frau wird erschüttert.

Die Kontrolle der Kirche über das Bildungswesen wird infrage gestellt.

Zwischen Gotthelfs Geburt 1797 und seinem Tod 1854 liegt die Zeit des größten Wandels der Schweiz:

„In nur zwei Generationen erlebte sie mehr konstitutionelle Veränderungen als während der gesamten zwei Jahrhunderte vorher. Der damit einhergehende Wandel war allerdings nicht nur politischer, sondern ebenso wirtschaftlicher und technischer als auch sozialer und kultureller, ja selbst ökologischer Natur.“[4]

Politik

In Gotthelfs Leben fallen nicht weniger als sechs Änderungen der politischen Ordnung der Schweiz und des Kantons Bern. Die Verkündigung der Helvetischen Republik 1798, die Mediation Napoleons 1803 und den Bundesvertrag der Kantone von 1815 erlebt Gotthelf als Kind und Jugendlicher, durch drei weitere Veränderungen sieht er sich als Erwachsener herausgefordert:

Anfang 1831

geben sich mehrere Kantone im Rahmen der Regeneration eine Verfassung nach liberalen Grundsätzen.

Gotthelf unterstützt den unblutigen Sieg der Liberalen, ihm ist die Gleichberechtigung zwischen Land und Stadt wichtig.

Im Juli 1846

gibt sich der Kanton Bern eine neue Verfassung nach radikalen Grundsätzen.

Gotthelf ist ein Gegner der Radikalen. In seinen Augen wird eine politische Führung weniger durch das Prinzip legitimiert, dem sie ihr Amt verdankt (Demokratie statt Aristokratie), als durch die Art, wie sie es zum Wohl des Landes ausübt.

Im September 1848

tritt die neue Bundesverfassung in Kraft. Die Schweiz wird zum Bundesstaat.

Gotthelf steht der neuen Ordnung skeptisch gegenüber.

Die vielen Verfassungsänderungen stärken Gotthelfs Überzeugung, dass bei der Verteidigung bestimmter Werte nicht Verfassung und Recht entscheiden, sondern das Ethos, das sie trägt. Diese von seinem Vorbild Pestalozzi beeinflusste Überzeugung legt er in seiner Gruß-Schrift an die Teilnehmer des Schützenfestes in Chur von 1842 dar:

„Wo Frieden werden soll zwischen Brüdern, da lässt er sich nie auf dem Gebiete des Rechts vermitteln […]; im Brudersinne alleine ist der Friede zu finden.“[5] Auf dieser Überzeugung beruht der berühmt gewordene Ausspruch in derselben Schrift: „Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterlande.“[6]

Vor diesem Hintergrund gewinnt das Haus in der im gleichen Jahr veröffentlichten Schwarzen Spinne eine politische Bedeutung.

Wirtschaft

Industrielle Revolution

Gotthelfs Leben fällt mit der stürmischen Anfangsphase der ersten industriellen Revolution zusammen.

„Als er 1797 geboren wurde, gab es noch keine Eisenbahn, keinen Telegraphen, keinen Kunstdünger [...], keine Fabrik, keine Fabrikarbeiter und also auch keinen Sozialismus. Als er 1854 starb, war dies alles vor seinen Augen entstanden. [...] So ist ausgerechnet der Dorfpfarrer Bitzius einer der ersten dichterischen Zeugen der industriellen Revolution, und sein Werk ist eine wahre Fundgrube für die ersten Ängste und Hoffnungen der neuen, modernen Zeit.“[7]