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Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar Gotthelfs sprachgewaltige Novelle erzählt eine Geschichte um Gottlosigkeit und Aberglauben: Ein Dorf wird vom tödlichen Wüten einer teuflischen Spinne heimgesucht. Ist Rettung möglich?
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Seitenzahl: 103
Heike Wirthwein
Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler
Reclam
Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. Erzählung. Stuttgart: Reclam, 2022. (Reclam XL. Text und Kontext, Nr. 16137.)
Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 6489.
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unter www.reclam.de/e-book
Lektüreschlüssel XL | Nr. 15544
2023 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2023
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-962217-0
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015544-8
www.reclam.de
1. Schnelleinstieg
2. Inhaltsangabe
3. Figuren
Figuren der Rahmenerzählung
Figuren der ersten Binnenerzählung
Figuren der zweiten Binnenerzählung
4. Form und literarische Technik
Aufbau
Wie aus den Teilen ein Ganzes wird
Auktorialer Erzähler
Sprache und Stil
5. Quellen und Kontexte
6. Interpretationsansätze
Gut und Böse – Schuld und Buße als überzeitliche Phänomene
Ein fremdenfeindlicher Text?
Ein frauenfeindlicher Text?
Die schwarze Spinne – ein Werk des Biedermeier
Die schwarze Spinne – eine Novelle
7. Autor und Zeit
8. Rezeption
9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen
Aufgabe 1: Naturschilderungen (ab Jahrgangsstufe 8)
Lösungshinweise
Aufgabe 2: Die Figur der Christine (erste Spinnenepisode) (ab Klasse 8)
Lösungshinweise
Aufgabe 3: Der Aufbau der Erzählung (ab Klasse 9/10)
Lösungshinweise
Operatoren
10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen
Textausgaben
Sekundärliteratur
Graphic Novel
Film
Radio/Podcast
Museum
11. Zentrale Begriffe und Definitionen
Autor
Jeremias Gotthelf (d. i. Albert Bitzius) (4.10.1797–22.10.1854), Schweizer Schriftsteller, Lehrer, Pfarrer
Entstehungszeit
1841
Erstveröffentlichung: Anfang 1842
Ort und Zeit der Handlung
Emmental (Schweiz);
Rahmenerzählung: etwa 1830/40, ein Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang des Himmelfahrtstages
Erste Binnenerzählung: etwa 1230/40, unbestimmte Dauer: mehrere Monate
Zweite Binnenerzählung: etwa 1430/40, unbestimmte Dauer, mehrere Wochen
Textsorte
Novelle
Epoche
Biedermeier
Aufbau
Rahmenerzählung, zwei Binnenerzählungen (erste und zweite Spinnenepisode)
Eine wohlhabende Bauernfamilie im Schweizer Emmental feiert nach alter Sitte und Tradition eine Taufe. So beginnt der Inhalt und ThematikText und zeigt diese Bauernfamilie, ihr Gesinde und die Gäste als idyllische, intakte und harmonische Gemeinschaft. Die Wahrung christlicher Werte, Gottesfurcht und Anerkennung der überlieferten Ordnung sichern die Harmonie, den Frieden und ein gutes, von Wohlstand als Ergebnis von Fleiß und Tüchtigkeit geprägtes Leben. In diese wohlgeordnete Welt ragt deutlich sichtbar ein sehr alter [8]schwarzer Fensterpfosten hinein, der den Großvater, den Patriarch der Familie, veranlasst, vom Auftreten der titelgebenden teuflischen schwarzen Spinne zu erzählen, die als Pestseuche Tod und Verderben über das Tal und seine Bewohner gebracht hat. Ihr Auftreten, so wird es im Text erklärt und gedeutet, war jeweils das Ergebnis der Missachtung christlicher Werte und des Abfalls von einem gottesfürchtigen Leben. Zweimal im Laufe der Jahrhunderte tritt die Spinne auf: einmal im 13. Jahrhundert, in der sogenannten Ritterzeit, einmal im 15. Jahrhundert, in der Zeit der sogenannten freien Bauernschaft. Zweimal wird die Spinne durch die Selbstaufopferung frommer Menschen im schwarzen Pfosten gebannt, wo sie noch immer sitzt und somit in die Erzählgegenwart des Textes als Mahnung hineinragt: Friede und Harmonie der Gemeinschaft sind dann bedroht, so die Deutung des Großvaters, wenn die Menschen sich sündhaft verhalten.
Das Tauffest bildet die AufbauRahmenhandlung, die einen ganzen Tag vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang des Himmelfahrtstages andauert. Zweimal wird diese Rahmenhandlung durch die Binnenerzählungen vom Auftreten der schwarzen Spinne unterbrochen. Die Geschehnisse aus drei Zeiträumen werden verbunden durch das Motiv der christlichen Taufe, die titelgebende schwarze Spinne und den Fensterpfosten als Dingsymbol.
Gotthelfs Novelle von der Schwarzen Spinne gehört heute zu den deutschsprachigen Werken von [9]Weltgeltung. Ab etwa der Mitte des 20. Jahrhundert, also annährend 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung, setzte eine intensive Bedeutung und WirkungAuseinandersetzung mit Form und Inhalt des Textes ein, der bis zu diesem Zeitpunkt kaum wahrgenommen worden war. Eine Vielzahl von textimmanenten Analysen betonen die kunstvolle Verknüpfung der Rahmen- und Binnenerzählungen und setzen sich mit den Motiven und Symbolen auseinander. Die titelgebende schwarze Spinne in ihrer Ungeheuerlichkeit hat vielfältige Interpretationen erfahren.
Dieses starke, eine Deutung herausfordernde Motiv, zusammen mit den formalen Aspekten, haben die Schwarze Spinne zu einem Schulklassiker werden lassen. Die Novelle bietet vielfältige Möglichkeiten des literarischen Lernens zu Motiven und Symbolen, der Verknüpfung unterschiedlicher Erzählebenen, um nur wenige Aspekte zu benennen.
Auch inhaltlich regt die grässliche schwarze Spinnen zu Deutung und Interpretation an. Gotthelf deutet die Spinne als Ergebnis eines unchristlichen, Tradition und Sitte vergessenden Lebens, das dem Bösen in der Welt zum Durchbruch verhilft. Für den Pfarrer Gotthelf steht außer Frage, dass das Böse nur durch ein gottgefälliges christliches Leben gebannt werden kann. Diese Antwort ist für uns heute, die wir in einer gänzlich anderen Zeit leben, nicht unbedingt befriedigend. Die Fragen aber, wie ein harmonisches Leben in Sicherheit und Frieden gelingen kann, wie Seuchen, Epidemien und Pandemien erklärt werden [10]können und ihnen begegnet werden kann, beschäftigen uns heute nicht weniger als in früheren Zeiten. Darüber hinaus bietet die grässliche Spinne eine spannungsreiche Lektüre und ein fesselndes Leseerlebnis.
Die Inhaltsangabe folgt der Chronologie des Erzählverlaufs, der aus einer dreiteiligen Rahmenerzählung und zwei Binnenerzählungen besteht (vgl. hierzu auch Kapitel 4).
Den Auftakt Erster Teil der Rahmenerzählungder Rahmenerzählung bildet die Hinführung zum Handlungsort des Textes, der die gesamte Erzählung hinweg nicht verlassen wird. Es ist dies das Schweizer Emmental, genauer: das Haus einer dort seit Generationen lebenden wohlhabenden Bauernfamilie.
Am frühen Morgen eines Himmelfahrtstages in den 1830/40er Jahren bereitet die Bauernfamilie eine Taufe vor. Die Familie, das sind die Großeltern und die Eltern des Täuflings, und das Gesinde sind in den letzten Vorbereitungen begriffen und erwarten die Taufgesellschaft, namentlich die Patin (Gotte) und die beiden männlichen Paten (älterer und jüngerer Götti).
Im Zentrum dieses Teils der Rahmenerzählung steht die junge Junge Gotte im ZentrumGotte. Diese muss allerlei Rituale und Regeln erfüllen, die sich sowohl auf ihre Kleidung beziehen als auch auf das vor dem Gang zur Taufe einzunehmende Mahl sowie das von ihr erwartete Verhalten. Die junge Frau ist sehr bemüht, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Unter anderem ist es ihre Aufgabe, zusammen mit den Großeltern, dem Vater des Kindes und den weiteren Paten das Kind zur Kirche zu tragen, den Täufling während der Taufe zu halten [12]und dem Pfarrer den Namen des Täuflings einzuflüstern. Auf dem Weg zur Kirche erschrickt die Gotte und hat Angst, die Aufgabe nicht bewältigen zu können, weil sie den Taufnamen des Kindes vergessen hat. Sie meint, nach dem Namen des Kindes nun nicht mehr fragen zu dürfen, weil es heißt, das Kind werde dadurch »zeitlebens neugierig« (S. 171). Die Angst der Gotte steigert sich zu einer regelrechten Panik. Tatsächlich geht der Taufakt ohne Zwischenfälle über die Bühne, die Gotte entspannt sich und kann der Taufgesellschaft von ihrer Angst berichten, die sich nun in Gelächter und Hänseleien gegenüber der Gotte auflöst. Die letztlich harmlose Episode ist aber doch eine Vorausdeutung auf die kommenden bedrohlichen Entwicklungen, von denen in den Binnenerzählungen die Rede ist.
Die Taufgesellschaft kehrt zum Bauernhaus zurück und nimmt ein üppiges Festessen ein, in dem sich der Wohlstand der Familie ausdrückt. In einer Essenspause unternehmen die Gäste einen Spaziergang über den Hof und lassen sich unter einem Baum nieder. Ein erkennbar alter Fensterpfosten, der in das neue Haus der Bauernfamilie eingebaut ist, erregt die Aufmerksamkeit. Nach einigem Drängen erzählt der Großvater, was es mit dem Pfosten auf sich hat.
[13]Beginn Erste Binnenerzählungder ersten Binnenerzählung: 600 Jahre zuvor, im 13. Jahrhundert, der sogenannten Ritterzeit, herrscht ein fremder Ritter, Hans von Stoffeln, über das Tal und die ihm leibeigenen Bauern.
Er zwingt die Bauern des Tals, ein Schloss auf dem Berg zu bauen. Bereits diese Forderung ist Übermäßige Forderung an die Bauernübermäßig und überschreitet den üblichen Umfang an Frondiensten, die Leibeigene zu leisten haben. Hans von Stoffeln fordert, von seinen Rittern dazu angestachelt, darüber hinaus zusätzlich von den Bauern die Anlage eines Schattenganges aus hundert ausgewachsenen Buchen.
Die Bauern verzweifeln, weil sie kaum wissen, wie sie diese Forderung erfüllen können, zumal sie bereits der Schlossbau davon abgehalten hat, ihre Felder zu bestellen.
Den verzweifelten Bauern bietet der Angebot des TeufelsTeufel Hilfe an. Er zeigt sich ihnen als Jägersmann und wird deshalb im Text »der Grüne« (S. 33) genannt. »Der Grüne« bietet an, den Schattengang zu pflanzen, wenn sie ihm im Gegenzug ein ungetauftes Kind überlassen. Die Bauern erkennen sehr wohl, dass der Teufel selbst ihnen dieses Angebot macht. Sie fliehen zunächst, aber ihre Verzweiflung über die Forderung des Ritters wird immer größer.
Als der Teufel erneut auftaucht, ist es Christine, die Ehefrau eines Bauern, die im Dorf als Fremde eine Außenseiterrolle innehat, die den Christines Pakt mit dem TeufelPakt mit dem Teufel schließt. Der Pakt wird mit einem Kuss des Teufels auf ihre Wange besiegelt. Die Dorfleute sind bis auf [14]eine alte und eine junge Frau letztlich mit dem Pakt einverstanden und trösten sich mit dem Gedanken, den Pakt selbst nicht geschlossen zu haben und somit auch nicht verantwortlich zu sein. Sie geben sich zusammen mit Christine zudem der Illusion hin, den Teufel um das ungetaufte Kind betrügen zu können.
Der Teufel erfüllt seinen Teil des Vertrags. Der Schattengang wird fristgerecht fertiggestellt.
Als später, der genaue Zeitraum wird im Text nicht angegeben, eine Frau ein Kind erwartet, ziehen die Bauern den Priester ins Vertrauen, dem sie den Teufelspakt bis zu diesem Zeitpunkt verheimlicht haben. Jetzt setzen sie aber auf dessen Hilfe. Tatsächlich gelingt es dem Priester, das Kind unmittelbar nach der Geburt und Taufe des ersten KindesGeburt zu taufen und es so dem Teufel zu entziehen. Darüber sind die Dorfleute nicht nur erleichtert, sondern werden geradezu übermütig, meinen sie doch ein Mittel gefunden zu haben, um den Teufel auch zukünftig überlisten zu können. Christine dagegen spürt in dieser Situation erstmals heftige Schmerzen an der Stelle, an der der Teufel sie zur Besiegelung des Paktes geküsst hat. Auf ihrer Wange wächst ein schwarzer Fleck, der immer größer und schmerzhafter wird und schließlich die Gestalt einer Spinne annimmt, je näher die Geburt des nächsten Kindes rückt.
Christine versteht, dass sie das nächste Kind dem Teufel übergeben muss, wenn sie ihre eigene Qual beenden will. Sie unternimmt jegliche Anstrengung, das Geburt des zweiten KindesKind in die Hände zu bekommen, aber es gelingt dem Priester gegen Christines Widerstand, das Kind [15]zu taufen. Christine erleidet immer stärkere Schmerzen. Die Spinne in ihrem Gesicht platzt und Christine gebiert Spinnengebiert dabei unzählige kleine Spinnen, die eine Seuche im Tal verbreiten, an denen das Vieh stirbt. Die Dorfleute erkennen, dass sie den Teufel nicht betrügen können. Aber keiner will die Verantwortung übernehmen und ihm ein Kind übergeben. Die nächste Frau, die ein Kind zur Welt bringen wird, ist Christines Schwägerin. Ihr Mann, Christines Schwager, lässt sich überreden, die Ankunft des Priesters zu verzögern, um so Christine die Möglichkeit zu geben, das Kind zu rauben.
Der Plan scheint zunächst aufzugehen. Christine kann das Kind rauben, aber dem Priester gelingt es, die Übergabe an den Teufel zu verhindern, das Kind zu taufen und an die Mutter zurückzugeben. Dann stirbt er selbst am Gift der Christine verwandelt sich in die SpinneSpinne, in die Christine sich verwandelt hat. Die Spinne selbst bringt nun den Tod über das Tal, auch über die Menschen, die Ritter auf dem Schloss fallen ihr ebenfalls zum Opfer. Die junge Mutter, Christines Schwägerin, deren Kind gerettet wurde, will sich opfern, um ihre Kinder und das Tal von der Spinne zu befreien.
Neben dem Bett ihrer Kinder bohrt sie ein Loch in den Fensterpfosten und legt einen Zapfen bereit. In dieses Loch will sie die Spinne einschließen. Als die Spinne schließlich in ihr Haus kommt, ergreift sie diese und Die Spinne wird eingeschlossensperrt sie im Fensterpfosten ein, womit sie das Tal von der todbringenden Spinne befreit. Sie selbst stirbt am Gift der Spinne. Die Dorfleute [16]erkennen ihre Sünde und wandeln sich. Die Spinne bleibt im Pfosten gefangen, solange die Menschen sich an Gott halten und sich vom Teufel abwenden.
Nun wird die Rahmenerzählung fortgesetzt. Die Zweiter Teil der Rahmenerzählung