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Das R.I.P. (Royal Institute for the Paranormal) ist unterbesetzt. Da sind auch die Neuankömmlinge Ada und Olivier keine große Hilfe, als grausame Gerüchte die Runde machen. Jetzt kann nur noch einer helfen: Finley wird nach Edinburgh beordert und soll sich mit Hilfe seiner übernatürlichen Fähigkeiten in die Oberschicht einschleusen. Nicht nur die Gefahr aufzufliegen, verlangt alles von ihm ab, sondern auch das, was er letztendlich entdeckt: einen Meermenschen.
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Seitenzahl: 124
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Romy Wolf
Metamorphose
Die Spione von Edinburgh 2
Weltenschmiede
Impressum
© Weltenschmiede, Hamburg 2014
www.weltenschmiede-verlag.de
© the author
Cover: Weltenschmiede
eBook-Erstellung: www.ralfkuklik.de
Nach einer Idee von Elisabeth Kuijl
ISBN 978-3-944504-19-3 (eBook)
Sie warfen von oben ein Seil auf seinen Körper und manövrierten es im Wasser so um seine Brust, dass es ihn fest im Griff hatte. Er hätte sich wehren sollen, aber es scherte ihn kaum noch, was mit ihm geschah. Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit er in dem Behälter verbracht hatte, der bis oben mit Salzwasser gefüllt war und ihm kaum Platz bot, sich auch nur umzudrehen. Soweit er durch das Glas erkennen konnte, gab es noch mehrere dieser Behälter neben ihm, aber nur einer davon war ebenfalls besetzt. Sein Insasse trieb ähnlich teilnahmslos im Wasser wie er selber. Über dem Bassin musste ein Gitter angebracht worden sein, auf dem die Menschen standen, die die Seile zu ihm heruntergeworfen, mit Stöcken festgezurrt und ihn dabei mehrmals schmerzvoll getroffen hatten. Er hob die Hand und strich abwesend über das Seil. Eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm dumpf, er solle zumindest versuchen, es zu lösen. Wozu, widersprach eine lautere Stimme. Damit er hier unten im Wasser bleiben konnte?
Der Strick spannte sich um seine Brust und begann, ihn aus dem Wasser langsam nach oben zu ziehen. Das raue Material schnitt in seine Haut brannte wie Feuer, und da begann er doch, sich zu wehren. Er schlug mit seinem Schwanz und steuerte dagegen, stieß sich mal rechts und mal links von der Wand des Behälters ab, aber es nutzte nichts. Sie hievten ihn unbarmherzig hoch. Die Männer mussten sich oben irgendwie gesichert haben, denn niemand stürzte an dem Becken vorbei, egal, wie sehr er tobte.
Sein Kopf durchbrach die Wasseroberfläche und ein kalter Luftzug empfing ihn. Er rang nach Atem, musste sich erst an die reichhaltige Luft außerhalb des Bassins gewöhnen, sein Körper musste umschalten. Doch ihm blieb nicht viel Zeit, um sich zu orientieren, denn sie zogen weiter. Er warf einen Blick nach oben und was zuvor nur verschwommen zu erkennen gewesen war, wurde nun deutlicher: Sie hatten die Seile über einen Haken an der Decke geworfen. Sein Oberkörper kam zum Vorschein und augenblicklich bildete sich auf seiner Brust und auf seinen Armen eine Gänsehaut. Das Wasser war immerhin angenehm warm gewesen – oder er hatte sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt. Doch die Temperatur in der Halle war vergleichsweise eisig und schien die Tropfen noch auf seinem Körper zu Eis gefrieren zu lassen. Bisher war er zum Luftholen nie lange genug an die Oberfläche gekommen, um es wirklich zu merken.
Schließlich hing sein Körper gut einen halben Meter über dem Becken und baumelte sanft in der Kälte. Das Seil zog sich mehr und mehr unter seinem Gewicht um seinen Brustkorb zusammen. Er zappelte, sein brauner Schwanz schlug nach hinten aus und erwischte um ein Haar einen der Männer. Der Mann fluchte, er hörte es am Tonfall, denn die menschliche Sprache verstand er nur, wenn sie langsam gesprochen wurde. Man hatte nie wirklich mit ihm geredet.
Er keuchte und schließlich schienen die Männer zu verstehen. Der Haken schwenkte aus, stoppte abrupt, sodass sein Körper nach vorne geschleudert wurde und noch bedenklicher schaukelte, dann wurde er langsam hinabgelassen. Unter ihm tat sich ein dunkles Rechteck auf, daneben standen noch ein Mann und eine Frau, beide schauten ohne Anteilnahme zu ihm hoch.
Seine Schwanzflosse berührte das Strohbett, mit dem die Holzkiste ausgelegt war, als Erstes. Er versuchte, sich aufzurichten, doch der Mann löste ruppig das Seil von seiner Brust und die Frau gab ihm von hinten einen Stoß. Er fiel nach vorne, landete dumpf im Stroh. Augenblicklich rollte er sich auf die Seite, wandte den Kopf nach oben, doch die Welt war schon dabei, zu verschwinden. Ein Deckel wurde auf die Kiste gehoben und mit mindestens einem Dutzend Nägeln befestigt. Sein Gefängnis war so niedrig, dass er nicht einmal den Kopf heben konnte. Flach am Boden liegend, rang er nach Atem. Eine Weile geschah nichts. Dann, plötzlich, begann die Kiste, sich zu bewegen. Er begriff, dass man ihn fort trug. Vage keimte in ihm die Hoffnung auf, dass man ihn vielleicht zum Meer bringen würde. Doch er wusste, dass er sich nur etwas vormachte und tief in ihm wuchs die Gewissheit, dass sein Dasein hier, in dem Becken in der dunklen Halle, nur der Anfang gewesen war.
Eines Tages, da war sich Finley ziemlich sicher, würde er Laurence Mayfair für diese Sache umbringen. Möglicherweise würde er ihn vor eine Droschke stoßen oder etwas Gift in seinen Whisky schütten. Wichtig war nur, dass er dieselben Qualen erlitt, die Finley nun bevorstanden. Er rückte die Melone auf seinem Kopf zurecht und strich sich die gelb-blau gestreiften Hosen glatt. Mochten sie auch der neusten Mode entsprechen, Finley fand sie lächerlich. Er sah aus, als habe er einen unglückseligen Zusammenstoß mit einem Clown erlebt. Was die feinen Herrschaften an der Garderobe fanden, blieb ihm schleierhaft. Er fühlte sich in den einfachen wollenen Hosen der Arbeiter deutlich wohler. Aber Laurence hatte darauf bestanden, dass er diesen Auftrag übernahm und dazu gehörte eben auch die passende Kleidung. Finley seufzte und betätigte die Türglocke.
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