Die Spritztour - Josef Rupp - E-Book

Die Spritztour E-Book

Josef Rupp

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Beschreibung

Trotz des Bemühens die Leichtigkeit des Titels in der Sprache beizubehalten, wird die Reiseerzählung zunehmend schwerer. Ein nicht mehr so junger Reisender, der sich gegenüber religiösen und gesellschaftlichen Konventionen erhaben zu fühlen glaubt, wird recht unsanft auf das Fehlen dieser Sicherheit und Geborgenheit gebenden Regeln aufmerksam gemacht. Die Heimat der Anderen bleibt Ihm fremd. Die oberflächliche und auch nur vorgetäuschte Arroganz lässt sich nur kurzfristig als schöne Fassade beibehalten. Umso mehr scheitert er in der argentinischen Kultur, wo den einzelnen Personen von vornherein nicht das Aufbauen äußerer Statussymbole, sondern die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten, das Erforschen der Psyche, der Seele und des eigenen Ichs den Alltag begleitet. Er bleibt jedoch nicht unglücklich zurück, vielleicht wehmütig und traurig, aber beschenkt mit Gaben, die er sich vorher nicht einmal vorstellen konnte.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Einführung in die Gedanken und Gefühlswelt eines Träumers und wie er die Welt sieht.

Kapitel 2

Die eigentliche Spritztour

Kapitel 3

Die Auswirkungen

Kapitel I:

Bin grad zwei Tage in Mantua. Da es ziemlich viel regnet, sehe ich nicht allzu viel davon. Der Friedhof ist eine imposante Anlage. Es gibt ihn seit der Antike. Er wurde außerhalb der Stadt angelegt und seit mehr als 3000 Jahren werden dort die Leichen vergraben. Ab und zu frage ich mich ja, wenn mich der Virus schnappt, wo ich dann wohl, bzw. welche Würmer sich an mir laben werden.

Man liest ja so allerhand in den Zeitungen, wo grad die Grenzen zu, oder dann doch nicht zu sind. Es ist bis jetzt bei mir ziemlich unspektakulär gewesen.

Nach wie vor ist die Arbeit das, was mehr an Aufmerksamkeit beansprucht. Diese Woche waren es ja mehr die Kontrollen in der Urproduktion. Gleich der erste Betrieb hatte 300.000 Legehennen (8 Stallungen: 4 mit 50.000 und 4 mit 25.000 Legehennen). Es waren durchwegs Bodenhaltungssysteme mit einer Ausnahme. Ein Freilandstall, der aber auch die Tiere wegen der behördlich verordneten Stallpflicht nicht raus ließ. Im Stall hörte ich schon einmal einen Hahn krähen. Ich kann Dir sagen, wenn Du bei 1000 Hühner einen Hahn dazugibst, dann ist er in zwei bis drei Tagen tot oder irgendwo verkrochen und macht total auf Omega. Da musst schon 200 Hähne dazutun, damit das einigermaßen klappt. Also dieser Hahn, das ist ein definitiv selbstbewusster Bursche. Auf der Weide befanden sich noch fünf Hühner, welche sich nicht einsperren ließen und ein Küken (ca. 10 Tage alt).

Da hat selbst Stefano, der italienische Betreuer der Betriebe, gestaunt.

Bis jetzt hab ich es auch nur bei den argentinischen Betrieben gesehen, die ja eher extensiv und mit viel Platz in ihren Ställen arbeiten. Also ein Hahn und eine - von den 20.000 - Hennen haben es geschafft in diesem Massentierhaltungssystem Nachwuchs zu bekommen. So etwas ist eigentlich unmöglich. Die Natur ist manchmal schon unglaublich.

Jetzt aber ein wenig über die Reisen in Covid-Zeiten. Man schaut ja auch immer wieder in den sozialen Medien, was zu erwarten sein wird, und es ist bei den meisten Postern schon so, dass sie das sehen, was sie sehen wollen. Es bin da ich ja auch nicht anders. Ich interpretiere auch und bin genau so wenig unvoreingenommen. Meine Borniertheit liegt woanders.

Was ich schon in Österreich gemerkt habe ist, dass die teuren Hotels so relativ einheitliche Vorgaben haben. Die Zettel hängen überall an den Glaswänden beim Eingang zum Hotel, zu den Speisesälen, im Lift usw…. Nach den ersten beiden Sätzen im Text hörst meist auf zu lesen. Das übliche „Qualitätssicherungsquaqua“.

Im Gastronomiealltag ist das mit Abstand und Hygiene und Mundschutz sehr individuell. Manchmal wird dir ein Platz zum Frühstück zugewiesen und du darfst Dir selber vom Buffet gar nichts nehmen. Dann aber gibt es auch in den teuren Hütten kein Personal, und alle tun irgendwie.

Die Tischabstände sind unverändert, und Dein Nachbar beglückt Dich mit seinem morgendlichen Raucherhusten. Bei einigen wird jeden Tag Fieber gemessen.

Dann in der Früh und am Abend. Dann wieder gar nicht. Sie schreiben dann ein paar fiktive Zahlen in die Dokumentation.

Was willst du denn?

In Italien gäbe es grundsätzlich vom Regionalparlament ausgearbeitete regionsspezifische Vorgaben. Aber ebenso wie bei uns, sind sie unterschiedlich praxisnah. Je individueller, pragmatischer und vom Hausverstand auch nachvollziehbarer das Ganze ist, umso besser ist die Umsetzung und dann auch die Wirkung, aber das entspricht natürlich nicht den einheitlichen Vorgaben vom Volksschullehrer, dem gerade aktuellen Gesundheitsminister.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, je kleiner das Quartier ist, umso sinnvoller sind die Maßnahmen. Da setzt man den, der morgens hustet, einfach weiter weg. Er fühlt sich da ja auch viel wohler. Oder den mit dem Asthma ebenso und wenn jemand von „Masken-Blockwarten“ böse schaut, klärt das Personal ihn auf. Als Asthmatiker willst dich ja nicht dauernd erklären müssen.

Ich mag das mit den Abständen. Aber es gibt Kulturen in Europa, wo man das nicht mag und ich sag Dir, das ist keine Nord-Süd-Sache. Es darauf zu reduzieren ist zu kurz gegriffen.

Ich denke nur an den Pearce in Irland, aber seine Freunde, mit denen wir am Abend nach der Kontrolle im Pub saßen, waren dann mehr so ruhige Burschen. Es gibt ja auch introvertierte Italiener, habe ich zumindest gehört. Man sollte eigentlich nichts verallgemeinern. Aber, nun ja, wenn Du viel unterwegs bist, werden Vorurteile auch mal bestätigt.

Ich denke da jetzt an den Jano, dem polnischen Fahrer vom polnischen Betrieb. Tut mir leid, wenn das sperrig klingt, aber wenn du bei einem österreichischen oder deutschen Betrieb bist, hast du selten einen Eingeborenen als Fahrer.

Aber jetzt zum Jano. Um fünf Uhr früh würde ich vorm Hotel abgeholt werden.

Um dreiviertelfünf bin ich raus und wollte vorher noch was vom Auto holen. Ich frage mich oft, was ist gscheiter, wichtige Sachen im Auto oder im Hotel lassen. Hotel ist nämlich nicht immer gut. Mir wurden mal Unterhosen gestohlen - Die sind wichtig!!! - und im Ausland, am Abend nach der Kontrollarbeit, nicht immer leicht zu bekommen.

Du kannst nach einem Audit nicht die QM-Dame fragen, wo es das nächste Geschäft für „Intimissimi“ gibt. Oder?

Ich für meinen Teil mache es jedenfalls nicht. Aber habe schon öfters überlegt, was ich wirklich im Hotelsafe unterbring.

Also Jano und Beata (die Dolmetscherin) erwarteten mich schon. Kaum aus dem Hotel draußen öffneten sich zwei Autotüren und ich wurde gleich verstaut. Jano fuhr. Beata und ich saßen auf der Rückbank. Das Auto war recht „fett“ - sagt man das noch?

Jano, ein „Herr der Ringe“ – es war nämlich das Auto mit den Ringen, nicht mit dem Stern - war so Ende zwanzig, natürlich knapper Haarschnitt, mit etwas Metall an Nase und Ohr und so raufgepickten Knutschfleck(!) – super modern!!! – beim Haaransatz am Hals. Beata hat alles was sie mit mir besprochen hat, ihm übersetzt.

Er war bei den Kontrollen, außer bei den Stallbesichtigungen – was ja nichts für schwache Nerven ist - immer dabei. Die Ställe hat man so in riesige Kiefernwälder reingepfeffert. Natürlich sehr große Einheiten. Die Haltungssysteme selbst entsprachen unseren Vorgaben, falls Dich das interessiert. Sind ja super modern und mit viel EU-Geld gebaut.

Zur Info: Die Betriebe werden ja immer erst dann zertifiziert, wenn ich zurück in Österreich bin. Ich hoffe, dass dieses System bei uns beibehalten wird. Dann fuhren wir zur Packstelle.

Auch da ging es zuerst durch einen riesigen Kiefernwald. Es ist ein aufgelassenes Braunkohlerevier, wo die Ställe und das Sortier- und Verpackungscenter hingestellt wurden. Zehn Millionen Legehennen sind dort. Die Kontrollen an sich sind ja nicht sehr spektakulär. Man sieht meistens an der technischen Ausstattung, ob es unseren Erfordernissen entspricht, und dann liegt es an den Betreuern, wie es den Tieren geht.

Bei der Rückfahrt ins Hotel ist mir dann auch aufgefallen, dass Jano ein ziemlicher Drängler ist.

Ich mag es ja nicht, wenn ich selber schon, sagen wir mit 150 km/h, wo 130 erlaubt sind, unterwegs bin und einer auf zwei cm Abstand rauffährt. Mittlerweile weiß ich, dass ich es auch nicht mag, wenn ich in dem Auto sitze, dass so knapp auf den Vordermann auffährt.

Jano fährt, wenn es technisch möglich ist, so um die 200 bis 220 km/h. Davon lässt er sich ungern abbringen.

Beata ist es auch gewöhnt, dabei die mitfahrenden ausländischen Auditoren oder Kontrolleure zu beruhigen.