DIE TERRANAUTEN, Band 80: DER HIMMELSBERG - Michael Roberts - E-Book

DIE TERRANAUTEN, Band 80: DER HIMMELSBERG E-Book

Michael Roberts

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Beschreibung

Es kann nicht gut gehen, dachte der Logenmeister. Und es wird auch nicht gut gehen!

Schon hatte er den Eindruck, dass der strahlende Glanz der Mistelblüte im Begriff war, sich zu trüben. Ein paar Mal bereits hatte er ein befremdliches Flackern wahrgenommen, ein Flackern, das wie ein Fanal kommenden Unheils wirkte.

Nein, es konnte nicht gut gehen! Die Katastrophe kündigte sich unmissverständlich an...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag.

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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MICHAEL ROBERTS

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 80:

DER HIMMELSBERG

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DER HIMMELSBERG von Michael Roberts 

ERSTER TEIL 

ZWEITER TEIL 

DRITTER TEIL 

 

Das Buch

 

Es kann nicht gut gehen, dachte der Logenmeister. Und es wird auch nicht gut gehen!

Schon hatte er den Eindruck, dass der strahlende Glanz der Mistelblüte im Begriff war, sich zu trüben. Ein paar Mal bereits hatte er ein befremdliches Flackern wahrgenommen, ein Flackern, das wie ein Fanal kommenden Unheils wirkte.

Nein, es konnte nicht gut gehen! Die Katastrophe kündigte sich unmissverständlich an...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  DER HIMMELSBERG

von Michael Roberts

 

 

 

 

 

 

 

  ERSTER TEIL

 

 

»Thor, hilf mir!«

Ich zuckte zusammen, als der Hilfeschrei in mein Bewusstsein drang.

Bei den Grotten von Thepis, das war die Stimme Jelinas!

Ich senkte den Hammer und schloss die Augen. Aber ich sah nichts. Nur Dunkelheit war in meinem Kopf. Das Licht des Erkennens brannte nicht, flackerte nicht einmal.

Ein derber Schlag in den Rücken veranlasste mich, die Augen wieder zu öffnen.

»Was fällt dir ein, am helllichten Tag zu träumen, Bengel? Geschlafen wird nachts!«

Mein Clanbruder Garss blickte mich empört an. Sein struppiger roter Bart zitterte vor Wut. Er hatte die rechte Faust erhoben und drohte mir damit.

Ich ließ mich dadurch aber nicht einschüchtern. Garss war ein grober, starker Kerl, aber ich hatte keine Angst vor ihm.

»Garss«, sagte ich beinahe flüsternd. »Jelina hat mich gerufen!«

Die buschigen Augenbrauen meines Clanbruders zogen sich zusammen. »Was erzählst du da?«

»Jelina hat mich gerufen«, wiederholte ich und spürte dabei, dass mein Herz schneller schlug als gewohnt.

»Jelina?« Garss lachte. »Du bist verrückt, Junge! Jelina ist seit einem guten Jahr tot.«

»Nein«, sagte ich fast heftig, »Jelina lebt! Woher willst du denn wissen …?«

»Hör auf mit dem Unsinn, Junge!«, schnitt mir mein Clanbruder das Wort ab. »Jelina ist seit einem Jahr spurlos aus dem Tal verschwunden. Wo soll sie geblieben sein? Ein siebenjähriges Mädchen kann nicht außerhalb des Clangebiets überleben. Ich weiß, dass Jelina mehr für dich war als jede andere Clanschwester. Aber was hat es für einen Zweck, wenn du dir falsche Hoffnungen machst? Sie ist tot, und du musst dich damit abfinden.«

»Aber …«

»Kein Aber! Schluss mit den Träumereien und arbeiten!«

Garss' unmissverständliche Worte duldeten keinen Widerstand mehr. Achselzuckend packte ich meinen Hammer fester und fuhr fort, Pflöcke für das neue Ingxi-Gatter in den Boden zu treiben. Ich wollte vermeiden, dass mich Garss wegen Ungehorsams beim Clanvater meldete. Ulgor pflegte für solche Vergehen harte Strafen zu verhängen.

Mechanisch arbeitete ich, aber mit meinen Gedanken war ich nicht bei der Sache.

Nur zu genau wusste ich, dass ich mir nichts einbildete. Ich hatte Jelinas Stimme gehört! Nicht mit den Ohren, sondern direkt in meinem Kopf. Dort, wo ich des öfteren Stimmen hörte und Ereignisse sah, die an einem ganz anderen Ort und zu einem ganz anderen Zeitpunkt stattfanden. Ein paar Mal hatte sich herausgestellt, dass diese Ereignisse der Vergangenheit angehörten. Mehrmals aber war ich auch Zeuge von Dingen geworden, die sich erst in der Zukunft abspielen würden.

Mit einer einzigen Ausnahme glaubte mir keiner meiner Clanbrüder und -schwestern. Sie alle hielten mich für einen Träumer, der nur dummes Zeug im Kopf hatte, und ich hatte es eigentlich längst aufgegeben, sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Kein Wort davon. Nur manchmal, wenn ich etwas besonders Bedeutsames sah oder hörte, ging ich von dieser Regel ab, so wie gerade, als ich Garss von Jelina erzählt hatte.

Einen einzigen Menschen gab es, der an das Licht der Erkenntnis glaubte, das dann und wann in mir aufleuchtete. Und dieser Mensch war niemand anderer als Jelina.

Warum gerade sie mich nicht für einen Träumer hielt?

Nun, die Antwort auf diese Frage war ganz einfach: Jelina hatte dieselbe Gabe wie ich. Auch sie hörte fremde Stimmen und sah ferne Ereignisse. Kein Wunder, dass jeder Angehörige des Riglan-Clans in ihr deshalb ebenfalls eine Träumerin gesehen hatte. Und als sie vor einem Jahr spurlos verschwand, hieß es, dass sie irgendwelchen Hirngespinsten nachgegangen und dabei zu Tode gekommen war.

Ich hatte mich immer geweigert, an ihren Tod zu glauben, obgleich alles dafür sprach, dass sie wirklich nicht mehr lebte. Seit einem Jahr klammerte ich mich an die Hoffnung, dass sie eines Tages wieder im Tal auftauchen würde. Und jetzt sah es tatsächlich so aus, als ob meine Hoffnungen nicht ganz unberechtigt waren.

Ich hatte ihre Stimme gehört!

Nun konnte ich die ehrwürdigen Clanahnen nur darum anflehen, dass ihr Hilferuf nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft gekommen war. Außerdem musste ich darauf warten, dass das Licht der Erkenntnis in mir hell genug aufleuchtete, um Anhaltspunkte gewinnen zu können, wo sie sich gegenwärtig befand.

Und wenn ich das wusste … Sämtliche Lavaströme Lagunds würden mich nicht daran hindern können, sie zu retten.

 

*

 

»Ruhig, ganz ruhig!«

Laacon Merlander strahlte seine Gedanken mit aller Intensität ab, der er fähig war. Aber er spürte mit schmerzlicher Deutlichkeit, dass sein empathischer Einfluss auf die Mitglieder der Treiberloge mehr und mehr nachließ. Er war kaum noch in der Lage, die PSI-Strömungen der fünf Männer und Frauen richtig zu koordinieren.

Es kann nicht gut gehen, dachte der Logenmeister. Und es wird auch nicht gut gehen!

Schon hatte er den Eindruck, dass der strahlende Glanz der Mistelblüte im Begriff war, sich zu trüben. Ein paar Mal bereits hatte er ein befremdliches Flackern wahrgenommen, ein Flackern, das wie ein Fanal kommenden Unheils wirkte.

Nein, es konnte nicht gut gehen! Die Katastrophe kündigte sich unmissverständlich an.

Obwohl er wusste, dass es für seine eigene Konzentration nicht gut war, riskierte er es abermals, die Augen zu öffnen. Er warf einen schnellen Blick auf den großen Bildschirm, der ein plastisches Abbild des Mediums lieferte, durch das sich der Raumer vorwärts bewegte.

Das vertraute wesenlose Grau von Weltraum II war auf dem Holokissen sichtbar, konturenlos und undurchdringlich, ein Bild scheinbarer Normalität. Aber Laacon Merlander war ein Logenmeister mit jahrzehntelanger Erfahrung. Er verstand es, auch kleinste Abweichungen von der Norm, die einem Unerfahrenen vermutlich gar nicht aufgefallen wären, richtig zu deuten. Diese kaum erkennbaren rosafarbenen Wellenlinien, die das Grau durchkreuzten …

Keine Frage, die Harmonie zwischen Raumschiff und Weltraum II war bedroht. Irgendetwas beeinträchtigte das Gefüge. Es gab einen Störfaktor.

Und Laacon Merlander war sich ziemlich sicher, dass er diesen Störfaktor kannte. In erster Linie kam nur einer dafür in Frage: Kirju Haapala. Der Mann vom Planeten Tamerlan litt an Psycho-Epilepsie. Und wie es aussah, stand er kurz vor einem seiner von allen gefürchteten Anfälle. Wie sich das auf den weiteren Zusammenhalt der Loge auswirken würde, konnte sich selbst jemand ausmalen, der nur über wenig Fantasie verfügte.

Der Logenmeister merkte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Krampfhaft bemühte er sich, nichts von seinen Gedanken und Gefühlen an die Logenmitglieder durchsickern zu lassen. Ob ihm das jedoch hundertprozentig gelang, war mehr als zweifelhaft. Zwar beherrschte er die Kunst, sein Bewusstsein abzuschirmen, aber die hochsensiblen PSI-Sinne der Treiber spürten natürlich trotzdem, dass sich die Unsicherheit in ihm breitmachte.

Was für ein erbärmlicher Haufen!, dachte Merlander. Haapala, der Psycho-Epileptiker, Ain Lavalle, die bereits vor der Treiberverfolgung desertierte Graue Treiberin, die nur aufgrund dubioser Beziehungen zu einer hochgestellten Persönlichkeit der Cosmoralität der allgemeinen PSI-Lobotomie entgangen war, Zeus Alpha, den man auf einem unbekannten Experimentalplaneten zu einem kaum noch menschlich zu nennenden Supertreiber gemacht hatte, Oona Karf, die männermordende Nymphomanin, und als einzig halbwegs »Normaler« der bei der großen Treiberverfolgung in den Untergrund gegangene Sin Lankard. Wenn man dann noch bedachte, dass zu einer Loge eigentlich nicht nur fünf, sondern sieben Treiber gehörten, dann war der bisher einigermaßen komplikationslos verlaufene Flug der Stortis schon eine Art Wunder. Nur dem Umstand, dass das Gesamtpotential der Loge außerordentlich hoch war – kein Einziger der fünf hatte einen PSI-Faktor unter hundertundzwanzig – war dieses »Wunder« zu verdanken.

Aber auch Wunder stießen an Grenzen. Und diese Grenze sah Laacon Merlander jetzt näher und näher kommen.

Wieder blickte er auf den Bildschirm. Die Rosatöne, die sich unter das Grau gemischt hatten, traten bereits deutlicher hervor. Aus den schmalen Linien waren größere Flecke geworden, die sich zusehends zum Rot hin verfärbten. Unwillkürlich hatte Merlander den Eindruck, von übelwollenden Augen angestarrt zu werden.

Weltraum-II-Phänomene, die auf die Stortis eindrangen, weil das Schiff im Begriff war, zu einem Fremdkörper zu werden, der nicht mehr in diesen Raum gehörte!

Der Logenmeister schloss die Augen wieder, konzentrierte sich voll auf die Logenmitglieder.

Er erschrak …

Wie die meisten Logenmeister besaß er selbst nur rudimentäre PSI-Fähigkeiten. Seine Stärke war die Empathie, das verbindende, ausgleichende, koordinierende Element, ohne das keine Loge ihre Funktion erfüllen konnte. Aber selbst mit seinem geringen PSI-Potential nahm er nur allzu deutlich das losbrechende Chaos in Kirju Haapalas Bewusstsein wahr.

Der Treiber selbst kämpfte mit aller Kraft gegen seinen außer Kontrolle geratenen PSI-Sinn an. Aber er stand dabei auf verlorenem Posten. Die Psycho-Epilepsie, jene tückische Krankheit, die schon so manchen guten Treiber letztendlich in den rettungslosen Wahnsinn getrieben hatte, war stärker. Es gelang Haapala kaum noch, seinen PSI-Sinn auf die blühende Mistelblüte, eine der letzten, die noch von der irdischen Yggdrasil stammten, zu fixieren. Ohne diese Fixierung jedoch, an der die ganze Loge teilhaben musste, war ein sicheres, zielgerichtetes Navigieren durch Weltraum II nicht möglich. Stattdessen verselbstständigte sich Haapalas PSI-Sinn sozusagen, tat Dinge, die der Treiber gar nicht wollte, die er aber nicht verhindern konnte.

Eine Flut von wirren Gedankenfetzen strömte aus dem Bewusstsein des kranken Treibers. Oder auch aus seinem Unterbewusstsein, was wohl eher der Fall zu sein schien. Gedankenfetzen voller Gewalttätigkeit, Hass und dumpfer Sexualität. Sie drangen wie Bombensplitter auf Merlander und natürlich auch auf die anderen vier Logenmitglieder ein. Haapala bewältigte die furchtbaren Schlüsselerlebnisse seiner Vergangenheit.

Und es blieb dabei nicht bei der bloßen telepathischen Übermittlung seines in wilden Aufruhr geratenen Innenlebens. Die starken PSI-Kräfte des Psycho-Epileptikers schufen plastische Suggestivbilder, die die Logenplattform mit gespenstischem Leben erfüllten.

Zwei menschliche Gestalten waren plötzlich da – ein Mann und eine Frau. Der Mann war jung, sehr jung noch, höchstens sechzehn oder siebzehn Jahre alt, und hatte eine große Ähnlichkeit mit der Person Kirju Haapalas. Selbst die daumenförmige Narbe auf der Stirn fehlte nicht. Es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass es sich um die Projektion eines jüngeren Ichs des kranken Treibers handelte. Die Frau war älter, Ende zwanzig etwa. Sie hatte ein schönes Gesicht mit ebenmäßigen Zügen und schulterlangen schwarzen Haaren. Ihr Körper war die personifizierte Wolllust. Lange Beine, ein schwellender Busen und eine laszive Beckenpartie lockten den jungen Mann und untermalten diese Lockung mit unzweideutigen Bewegungen. Beide waren nackt.

Der junge Haapala ging auf die Frau zu. Seine Augen glänzten fiebrig, als er sie umarmte und ihren Körper gegen den seinen presste. Sein Atem ging schnell und stoßweise. Aufstöhnend zog er die Frau mit sich auf den Boden und wälzte sich auf ihren Körper.

Und dann versagte er …

Die Frau lachte, lachte so sehr, dass sie am ganzen Leibe bebte. Ihre schönen Gesichtszüge drückten nichts als Hohn und Verachtung aus.

Sekundenlang war der junge Haapala wie gelähmt. Er kauerte über der Frau und blickte mit leeren Augen auf sie hinunter. Dann erwachte er aus seiner vorübergehenden Erstarrung. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse des Hasses. In seine Augen trat ein mörderisches Feuer. Er hob die Hände, die sich krampfartig gekrümmt hatten und aussahen wie die Krallen eines Raubvogels.