Die verhassten Deutschen - Einar Schlereth - E-Book

Die verhassten Deutschen E-Book

Einar Schlereth

0,0
5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eigentlich wollte ich nur herausfinden, woher die ungeheuren Hasstiraden gegen die Deutschen und Deutschland kamen und wie sie entstanden sind. Dabei geriet ich unvermittelt in einen Sumpf von Intrigen, Verschwörungen und weltweeiten Komplotten, die Stoff für einen hervorragenden Thriller abgäben. Es ist kein Thriller geworden, aber spannend ist es allemal.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Woodrow Wilson

Die Mär von der deutschen Kriegsschuld am 1. Weltkrieg und vom Holocaust, der zwar stattfand, aber nicht in Auschwitz sondern viel schlimmer in Russland und China.

Ein Geleitwort

Ich bitte euch, sorgsam zu lesen und gerne zu Fehlern kurze Notizen zu machen, wofür ich sehr dankbar wäre. Ihr könnt euch ja denken, welch schweren Entschluss ich gefasst habe.

Ich habe ihn mindestens 10 Jahre mit mir herumgeschleppt, bis ich ihn endlich trotz der Gefahren umgesetzt habe, umsetzen musste.

Dies ist ein J’accuse (Ich klage an) in meinem und in meiner Heimat Namen all jene, die am Untergang Deutschlands mitgewirkt haben. Das waren nicht nur Ausländer und ausländische Mächte, sondern auch Deutsche und Agenten. Ein Prozess gegen alle diese Verbrecher würde jeden Rahmen sprengen und wird natürlich niemals stattfinden. Aber er könnte im Stockholm-Format oder Kuala Lumpur-Format geführt werden, wo dann wenigstens die Namen aller Verbrecher der Welt bekannt gemacht würden. Für mich wird es ein Traum, für meine Nachwelt eine Möglichkeit.

Unser Land, mein Land wird seit über 100 Jahren mit Schmutz beworfen, zweimal ins Elend gestürzt, mit Schande übergossen und seiner Rechte beraubt mit einer Intensivität, die unfassbar ist. Aber die gewaltige Mehrheit hat sich daran gewöhnt und buckelt und küsst den Verleumdern noch die Füße. Dass ich die volle Wahrheit erst so spät erfuhr (vor 10 Jahren), hat seine guten und seine schlechten Seiten. Die schlechte ist natürlich, dass sich Lügen, je größer umso mehr, so ewig lange halten können und dadurch ganze Generationen verkrüppeln können und mit einem gediegenen Untertanengeist ausstatten können. (Denkt dran, was Engels zu den Folgen der Bauernkriege gesagt hat).

Die gute Seite ist, dass ich mit dem Alter natürlich einen noch besseren Überblick gewonnen habe. Im Alter von etwa 30 Jahren hatte ich alle Ängste überwunden. Aber als ich mit 70 Jahren anfing nachzudenken, wie ich die Wahrheit ans Licht bringen sollte, hat mich doch immer wieder der Mut verlassen. Denn mir wurde klar, welche Dampfwalze auf mich zurollen wird. Aber ich habe die Feigheit überwunden, was mir, wenn ich ehrlich bin, mein Alter erleichtert hat.

Schließlich habe ich ein Alter erreicht, wo man sein Leben gelebt hat und ich bereit bin, es wenn nötig auch der Wahrheit zu opfern.

Dieses Buch habe ich natürlich auch in der vagen Hoffnung geschrieben, dass der eine oder andere Anwalt, Richter, Intellektuelle oder Politiker auf den Plan tritt, um Anklage zu erheben gegen alle, die den wahren Holocaust verleugnen, um die unschuldig verurteilten Menschen zu rehabilitieren und die Zionisten zur Rückzahlung der erpressten Milliarden € und $ zu zwingen, die ungekürzt an Russland und China gehen sollten.

Klavreström, den 12. November 2018

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Erkenntnis-Schwierigkeiten

Beginn meines politischen Lebens

Der Holocaust?

Deutschlands Schuld am 1. Weltkrieg

Neue Forschung von Docherty/Macgregor – Secret Society + Traum von Weltherrschaft – Der Tag an dem der ‚Deutschland-Hass‘ zum Dogma wurde

Die maßlose, konzertierte Hetzpropaganda Englands, Frankreichs und der USA gegen Deutschland

Kriegsverlauf

Hiatus im Jahr 1916 – deutscher Friedensvorschlag abgelehnt – USA greift ein

Das Verhängnis Ludendorff – Ablehnung der Wilson-Punkte – auf Sieg gesetzt – Debakel und Chaos – Oktober Revolution

Weder Volk noch Regierung noch die Arbeiter noch OHL noch SPD/KPD hatten eine Ahnung von den wahren Zielen der Entente/S. S. – Adel/Kapital/ Armee/Hitler mit anti-Kommunismus-Agenda – Germania esse delendam (2. Versuch)

Zwischenspiel & Übergang zum 2. Weltkrieg

Rache an Deutschland

Schlusswort

Stichwortverzeichnis

Vorwort

„Of the many myths that befog the modern political mind, none is so corrupting of the understanding or so incongruent with historical fact as the notion that the wealthy and the powerful do not conspire. They conspire continually, habitually, effectively, diabolically and on a scale that beggars the imagination. To deny this conspiracy fact is to deny both overwhelming empirical evidence and elementary reason.“

[Von den vielen Mythen, die das moderne politische Hirn umnebeln, ist keiner so korrumpierend für das Verständnis oder so unvereinbar mit historischen Fakten, wie die Vorstellung, dass die Reichen und Mächtigen nicht konspirieren. Sie konspirieren ununterbrochen, gewohnheitsmäßig, effektiv, diabolisch und in einem Maße, dass jede Vorstellungskraft übersteigt. Diesen Konspirations-Fakt zu leugnen, bedeutet sowohl die überwältigenden empirischen Beweise, als auch die elementare Vernunft zu leugnen.]

Anthony C. Black in seiner hervorragenden Besprechung von ‚The Hidden History‘

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“

Heinrich Heine „Nachtgedanken“

Auf meinem Desktop liegt eine Mappe, in die ich seit zwei Jahren alles hineinwerfe, was mit diesem Thema zu tun hat. Da liegen Bücher, Artikel, Tips, Videos, Ideen. Ein Riesenhaufen und jetzt sitze ich davor und weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ob ich überhaupt anfangen soll. Ich mache mir vielleicht fünf Freunde und fünftausend Feinde. Egal, ich habe angefangen.

Die Menschheitsgeschichte wird im Laufe der Jahre immer älter, weil immer wieder noch ältere Relikte von Ur-Menschen gefunden werden. Vor kurzer Zeit ist in Äthiopien ein fast vollständiges Relikt einer nur 1.20 m großen Frau – Adi genannt – gefunden worden, das 4.4 Millionen Jahre alt sein soll. In Georgien fand man einen bislang unbekannten Ur-Menschen, der über 1.8 Millionen Jahre alt sein soll.

Einig sind sich die Wissenschaftler nur in wenigen Punkten. Erstens, dass der Mensch in Afrika entstanden ist und von dort aus sich die Welt eroberte, besser gesagt, sich „erwandert“ hat. Wenn jemand, dann waren sie die ersten Entdecker der Welt. Und zwar jeden Winkel der Erde – vom ewigen Eis der Arktis bis hin zu den glühend heißen Wüsten der Kalahari, Sahara und Gobi, vom tibetischen Hochplateau bis zu den Dschungeln Lateinamerikas, Afrikas und Südostasiens. Aber jene ersten Menschen wanderten nicht nur, sondern sie wurden sehr zeitig auch Seefahrer und besiedelten sogar die vielen tausend Inseln in allen Weltmeeren, die ja nur per Boot erreicht werden konnten, eine Leistung, die uns heute noch in Erstaunen versetzt, weil jene Vorfahren nicht nur seetüchtige Fahrzeuge herstellen konnten, sondern außerdem großartige Navigationsmittel erfunden hatten, um selbst die kleinsten Inseln in dem immensen Pazifischen Ozean wiederzufinden.

Diese Periode der „Entdeckungen“ - so möchte ich es nennen – dauerte einige Millionen Jahre in einer Periode also, als wir alle schwarz waren. Die Unterschiede der Hautfarbe traten ja erst gerade mal vor 30 000 Jahren auf. Man kann sich fragen, wer diese satanische Idee aufbrachte, nachdem sich die Menschheit in den ersten viereinhalb Millionen Jahren doch ausgesprochen wohl gefühlt hat und außerordentlich erfolgreich gewesen ist. Ohne diesen Schabernack der Natur wäre der Menschheit sehr viel Unheil erspart geblieben.

Wie ich sagen kann, dass sie sich ‚wohlgefühlt‘ hat? Diese Frage zu beantworten, ist viel einfacher, als man glaubt. Denn die Menschheitsgeschichte zerfällt in zwei völlig unterschiedliche Perioden, in das Matriarchat und das Patriarchat. Die Forschung zum Matriarchat wurde verständlicherweise bisher sträflich vernachlässigt, weil die Männer, die immer noch überwiegend das Sagen haben, am liebsten gar nichts davon wissen wollen und lieber in ihrer äußerst kurzen Patriarchatsgeschichte herumstochern. Aber gleichwohl wurden im Matriarchat, das 99% der Menschheitsgeschichte ausmacht, einige sehr wichtige Entdeckungen und Erfindungen gemacht, wie etwa Marija Gimbutas (eine litauisch-amerikanische Historikerin) herausfand. Sie wird von vielen Frauen verehrt, weniger von Männern. Aber ich halte viel von ihr, auch wenn ich nicht Experte bin. Aus jener Zeit wurden keine befestigten Städte und Siedlungen gefunden, keine Mauern mit Zinnen und Türmen, keine Schwerter und Rüstungen, was nur heißen kann, dass diese Dinge im Matriarchat überflüssig waren. Hierzu noch ein Zitat von der Webseite der ‚Internationale Akademie HAGIA‘

„Die Moderne Matriarchatsforschung erforscht die matriarchalen Gesellschaften weltweit. Die Aufmerksamkeit gilt sowohl diesen Gesellschaften in der Vergangenheit und den heute noch existierenden Gesellschaften in Asien, Afrika, Amerika und dem Pazifischen Ozean. Matriarchale Gesellschaften sind keine Umkehrung des Patriarchat mit Frauen statt Männern an der Spitze. Stattdessen zeigen sie sich alle als egalitäre Gesellschaften, in denen die Geschlechter und Generationen gleichwertig zusammenleben. Das heißt, sie kennen keine Klassen, Hierarchien und keine Herrschaft des einen Geschlechts über das andere.“

(Dr. Heide Göttner-Abendroth)

Ich stelle mir das als Goldenes Zeitalter vor. Es gab natürlich noch nicht diese unüberschaubaren Menschenhorden wie heute, sondern die Menschen lebten verstreut, aber von ständiger Neugier getrieben. Sie wollten wissen, wie es jenseits der Horizonte aussah. Und ich denke, dass sie immer froh und glücklich waren, wenn sie auf ihresgleichen in den endlosen Weiten Afrikas, Europas, Asiens und natürlich Amerikas stießen, die sie mindestens ein paar hunderttausend Jahre vor Kolumbus, vor den Wikingern und vor den alten Ägyptern entdeckt hatten. Dass sie sich nicht sofort an die Gurgel gingen, sondern dass man seine Erfahrungen austauschte über neue Früchte, Wurzeln und Knollen, über Mittel und Werkzeuge, die das Leben vereinfachten, dass sie sich über gute Wohn-, Jagd- und Fischplätze austauschten, dass sie immer Neues voneinander lernten, sich liebten und vielleicht gemeinsame Projekte anpackten. Sie hatten keine großen Besitztümer, sie brauchten keine Angst haben, ausgeraubt zu werden, wofür sie wahrscheinlich noch nicht einmal Worte hatten.

Da der Mensch in Afrika entstanden ist, gedieh dort auch zuerst die Kultur und zwar in Ägypten. Das wird seit Ende des 2. Weltkrieges vehement bestritten und umgelogen. Da nicht sein kann, was nicht sein darf. Eine schwarze Kultur aus Schwarz-Afrika? Unmöglich. Für Herodot und alle gebildeten Griechen war es völlig klar, dass die Kultur aus Ägypten kam und sie reisten dorthin, um sich die ersehnte Bildung zu erwerben. Und die Ägypter selbst betonten immer, dass ihre Kultur aus dem Süden, dem Sudan stammt, wo auch die Heimat der Pyramiden ist. Champollion d. J. fing schon mit dem Verdrehen und Umbiegen an, was dann von seinen Jüngern fleißig nachgeahmt und fortgesetzt wurde.

Inzwischen ist man mit dem Lügen so weit gekommen, dass man in der ganzen Welt drei Stellen „gefunden“ hat, wo die Landwirtschaft entstanden sei. Vor allem im Halbmond zwischen Euphrat und Tigris (weil das ein bisschen näher beim lieben Jesulein liegt) und dort Semiten lebten und keine Schwarzen. 1956 hat die Büchergilde Gutenberg ein Buch herausgegeben von Heinrich Eduard Jacob: „6000 Jahre Brot“. Und wo ist Brot in Dutzenden verschiedenen Sorten erfunden worden? In Ägypten, wo es wahrscheinlich ganz ohne Landwirtschaft vom Himmel gefallen ist.

Und zweitens gibt es ein großartiges Standard-Werk von „The African Origin of Civilization“ (Der afrikanische Ursprung der Zivilisation, Lawrence Hill & Co, Westport, 1974), dessen Thesen auf einem internationalen Historiker-Kongress in Kairo in den 60-er Jahren anerkannt wurden. Anta Diop, 1923 im Senegal geboren, hat sich auch eingehend mit den Betrügereien und Lügen der Weißen befasst. Als in dem heutigen Irak angeblich die Landwirtschaft erfunden wurde, war der Halbmond eine ägyptische Kolonie. Auf den Tempeln kann man all die Barbaren-Völker fast als fotografische Abbildungen finden, die ständig in Ägypten eingefallen sind und immer wieder geschlagen wurden: Germanen, Semiten, Assyrer, Hetiter, libysche Völker etc. Ich wollte hier ein Foto einfügen, aber solche Bilder finden sich nicht unter den tausenden Abbildungen auf Google. So typisch. Aber die Weißen mit ihren Komplexen müssen zwanghaft lügen und alles verdrehen, bis es in ihre Theorien hineinpasst. Das Matriarchat hat es ihnen zufolge ja auch nicht gegeben.

Sodann kam also das Patriarchat. Und das war ein langer Kampf, der in die Mythologie vieler Länder eingegangen ist, wo am Ende immer die Herren Götter siegen. Und das Ganze wird natürlich in sehr schönen Farben gemalt und wortreich ausgeschmückt. Stattdessen muss es mit reichlich viel Gewalt vor sich gegangen sein, als die Herren der Schöpfung den Frauen zeigten, wo es lang geht. Das war mit Sicherheit der Anfang der Vergewaltigung, des Verprügelns und – des Einsperrens (im Haus oder in Gewänder), was ja mehr oder weniger heute noch in vielen Ländern üblich ist. Und da man schon dabei war, die Frauen zu unterjochen, wurden nach und nach auch Männer, schwächere und kleinere Menschen ins Joch gebracht, um für die Starken, die Tüchtigen, die Herren zu arbeiten. Dadurch wurde Reichtum angehäuft; Diebstahl, Mord und Totschlag kamen in die Welt, nach und nach auch Staatsgründungen, von dem Stadtstaat bis zum Territorialstaat, der mit der Zeit immer mehr anwuchs, wozu Bürokraten, Schergen oder Polizisten, Gesetze und Gefängnisse geschaffen wurden, die den Menschen das Leben richtig sauer machten.

Er wuchs derart an, dass sich der eine oder andere Staat zu Imperien entwickelte. Aber nur in Europa, Vorder-, Zentral- und Südasien und später mit der Dépendance in Nordamerika. Ende des Mittelalters/Beginn der Neuzeit gelang den Europäern mit ihrer „Friedensreligion“ ein EINZIGER großer Vorsprung vor allen anderen Hochkulturen: In der Waffenindustrie. Dies ermöglichte die Unterdrückung anderer Länder und Völker und auch die Erpressung, Ausbeutung und Plünderung ihrer Reichtümer und Schätze. Diese Imperien wuchsen derart, dass in ihnen die Sonne nicht unterging – wie in Spanien und in Großbritannien – die also Besitzungen rund um die Welt angesammelt hatten. Natürlich wurden dadurch das Morden von Mal zu Mal schlimmer und umfassender. Die Spanier schafften es allein mit gediegener Hand-Arbeit in knapp einem Jahrhundert ca. 60 Millionen Menschen auf die brutalste und abscheulichste Weise umzubringen, worauf sie mächtig stolz waren, weil es zu Ehren ihres Gottes geschah. Weißen aus aller Herren Länder – vor allem Skandinavien, Großbritannien, Deutschland, Italien, Russland – gelang es, nochmal dieselbe Menge in Nordamerika zu liquidieren, weil sie dringend deren Land brauchten mit allen seinen Bodenschätzen. Allein durch die unermesslichen Mengen Gold, Silber, Diamanten und anderer Edelsteine, die in den beiden Amerikas, in Afrika, Asien, Australien zusammengestohlen wurden, gelang es Europa, eine sprunghafte Entwicklung in allen Bereichen der Technik, Agrikultur und der Wissenschaften zu machen.

Natürlich kam es beim Aufteilen der Beute zu ständigen Keilereien, kleinen und großen Kriegen zwischen den Mächten, was man durch Schlichtungsversuche verhindern wollte. So griff der Papst in den Streit zwischen Portugal und Spanien ein, wobei er den Spaniern das Land vom Kap der Guten Hoffnung bis nach Kalifornien/Mexiko zusprach und das riesige Brasilien den Portugiesen. Später fand 1884 in Berlin eine große Afrikakonferenz statt, wo die Kolonialländer den Kontinent unter sich aufteilten – ohne die Anwesenheit eines einzigen Afrikaners, versteht sich.

Und nur sieben Jahre später trafen sich in einem Londoner Hinterzimmer drei Leute, von denen einer eine glorreiche Idee hatte, und das war Cecil Rhodes , einer der ganz großen Räuber, der es durch Gewalt und List und Tücke schaffte, das halbe Afrika für sich und seine Queen Victoria an sich zu reißen – was ihm aber nicht reichte. Er wollte keinen Zank und keinen Streit, endlose Auseinandersetzungen in so vielen verschiedenen Sprachen. Er wollte EIN WELTREICH, mit EINER Regierung, EINER Währung, EINER Sprache, EINEM Glauben und vor allem mit nur EINER herrschenden Rasse, der weißen anglo-sächsischen Rasse. Sein Traum war der Griff nach der WELTHERRSCHAFT.

Bei allen Kriegen seither ging es nur um eine Sache: Um die absolute Macht in der ganzen Welt. Alle diese Kriege – darunter der 1. und 2. Weltkrieg – haben hunderte Millionen an toten Menschen gefordert, von weiteren hunderten Millionen Krüppeln ganz zu schweigen. (Darüber gibt es die umfassenden und genauen Aufstellungen von dem Australier Dr. Gideon Polya, der in 50 Jahren über 130 Bücher schrieb, wie etwa „Body Count. Global avoidable mortality since 1950“ [Melbourne, 2007]. Er hat nicht nur die tatsächlichen, direkten Todeszahlen aufgelistet, sondern auch die nachfolgenden, durch Hunger, Elend, Seuchen und Krankheiten verursachten Toten UND auch die durch all die Toten verloren gegangenen Generationen. Und da kommen MILLIARDEN Tote zusammen.)

Ich beschränke mich hier auf einen Zeitraum von 120 Jahren, was aber im Grunde auch nur mit Stichworten geschehen kann, weil es auf keine Weise zwischen zwei Buchdeckel gepresst werden könnte. Vor allem aber will ich damit 2 ganz große Lügen richtigstellen, die schon im Titel genannt wurden. Diese Richtigstellung der ganz großen Lügen scheint in der Luft zu liegen. In England erschienen wichtige Texte von Docherty und Macgregor, die in den USA gerade vom Corbett Report publiziert wurden (auf YouTube sind mehrere Videos mit Docherty & Macgregor zu finden) und gestern hörte ich Dr. Holger Strohm eine Rede in Hamburg halten, bei der man hätte meinen könnte, dass er aus diesem noch nicht veröffentlichten Buch zitiert. Er hat dort öfters Reden zur nicht vorhandenen Kriegsschuld der Deutschen an beiden Weltkriegen gehalten, die alle auf Videos festgehalten wurden. Doch leider werden sie ständig gehackt und gelöscht.

Weil das Thema äußerst toxisch ist und ich mit den wüstesten Beschimpfungen rechnen muss, will ich damit anfangen zu zeigen, wie ich mich aus nachtschwarzer Unwissenheit und der angeborenen Blödheit, die durch Elternhaus und Schulen verstärkt wurde, langsam und mühselig befreit habe. Dass wir auch in den Schulen auf den Arm genommen wurden, wurde mir als einem der Wenigen natürlich erst viel später und nach und nach klar. Unsere Eltern hielten den Mund, da sie sich ihn einmal verbrannt hatten und das ihrer Meinung nach reichte. Es hat mich später oft zu Raserei und Wutausbrüchen gebracht, wenn ich feststellen musste, dass ich wieder einer Lüge aufgesessen war. Ja und dann ist es ja so, dass du mit deinem jeweils neuesten Fund, den du gründlich durchdacht hast, als Idiot hingestellt wirst oder noch schlimmer – als Verschwörungstheoretiker.

Dann tröste ich mich mit Karl-Heinz Deschner, der in seiner ‚Kriminalgeschichte des Christentums‘ (1986 kam der 1. Band, dem regelmäßig weitere Bände beim Rowohlt Verlag folgten mit jeweils ca. 700 Seiten; gibt es alle zusammen inzwischen auch als DVD.) tausende und aber tausende Lügen entlarvte, womit er zeigte, dass die gesamte Kirchen-Geschichte von A bis Z eine einzige Lüge war und die Kirche die größte organisierte Mafia der Weltgeschichte ist. Es hat ihm viele Feinde, aber auch viele Freunde verschafft. Und am Ende mussten sogar Bischöfe und andere hohe kirchliche Würdenträger ihm bescheinigen, dass er leider Recht habe.

II Erkenntnis-Schwierigkeiten

Verzweifelt versuche ich zu rekonstruieren, wie das bei uns zuhause eigentlich gewesen ist. Wann und wie ich tatsächlich ein politisches Bewusstsein erlangte. Ich habe oft das Gefühl, dass die Zeit im Elternhaus ein dumpfes Vor-michhin-Brüten im dichten Nebel war. Nach meiner Selbstanalyse, die ich 1956 bei Beginn meines Studiums der Romanistik/ Anglistik in Hamburg begann und die einige Jahre andauerte, habe ich das Thema ZUHAUSE gefühlsmäßig abgeschlossen und habe den Schlüssel weggeworfen, quasi ein neues Leben begonnen. Sagen wir mal, dass vieles einfach auf Eis gelegt wurde, allerdings keine wesentlichen Fragen.

Wenn ich dann intensiv nachdenke, fallen mir doch eine Reihe Schlüsselerlebnisse ein, schon aus dem 7. und 8. Lebensjahr. Das erste Erlebnis ist kurz vor der Abfahrt von Schloss Bristow inmitten von Mecklenburg-Vorpommern gewesen, wo ich als kleiner Knirps ein Gespräch meines Vaters mit dem Grafen von Bassewitz auf der Freitreppe mithörte und nie vergaß. In der Ferne hörte man schon die russischen Kanonen. Es war gerade Roosevelt gestorben „… und jetzt ist der Truman am Ruder, der die Russen hasst. Also werden wir jetzt mit den Amerikanern zusammen gegen die Russen ziehen. Und dann gewinnen wir den Krieg doch noch.“ Wer was sagte, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Wahrscheinlich mein Vater. Der konnte alle immer an die Wand reden (s. hierzu S. → „Churchill and the Unthinkable“ S. →). Kurz danach mussten wir Schloss Bristow in einem endlosen Konvoi verlassen, der aus Pferde- und Kuh-Fuhrwerken und Menschen mit Leiterwagen oder zu Fuß und nur mit einem Rucksack bestand, in Richtung Schwerin.

Unterwegs wurden wir in einem Warteraum eines Bahnhofs mit Dutzenden anderen Menschen für die Nacht einquartiert. Es war schon dunkel, bis auf zwei Glühlampen, die im Wartesaal von der Decke baumelten. Da ging die Tür auf und sofort wurde geflüstert: „RUSSEN!“ Und dann herrschte Totenstille. Wir – d. h. die Mutter mit dem 2 Monate alten Baby im Arm, Vater, meine Schwester (5) und ich (7) – saßen in der Ecke an der Seite, wo am anderen Ende sich der Eingang befand. Die meisten Leute hatten sich schon schlafen gelegt. Die beiden Russen kletterten vorsichtig über alle Schlafenden und kamen schnurstracks auf uns zu und gaben meiner Schwester und mir jeder einen Riegel Schokolade, machten kehrt und kletterten ebenso vorsichtig wie vorher wieder über alle die Schlafenden und verschwanden ohne ein einziges Wort. Das waren also die ‚bösen Russen‘. Weder Vater noch die Mutter haben einen Pieps gesagt.

Das zweite Erlebnis fand in Bad Neustadt statt, genauer in Bad Neuhaus – der eigentliche Kurort – auf der anderen Seite der Fränkischen Saale, wo wir unterhalb der alten Kaiserpfalz in einem 20 qm Zimmer eines alten Hauses mit 5 Personen wohnten und auf der Burg oben der Freiherr von und zu Guttenberg wohnte, der allerdings Anfang 1945 von einem SS-Kommando erschossen worden war wegen Mitgliedschaft im Widerstand. Irgendwann hatte ich die falsche Auskunft erhalten, dass dort der spätere Adenauer Intimus Guttenberg gewohnt hatte, der Ende der 40-er Jahre schon Milliardär war, wie Bernt Engelmann in „Meine Freunde, die Millionäre“ (1963) schrieb. Aber das war einer aus der weit verzweigten Familie Guttenberg. Das Schlosshotel und alle schönen Villen waren von der US-Army beschlagnahmt worden. Ich lernte einen US-Soldaten kennen, der im Rückblick kein einfacher Soldat war, sondern ein soignierter, gebildeter und sehr höflicher Mann. Also ein Offizier, der mit Sicherheit Deutsch sprach, denn mit den paar Brocken Englisch, die wir aufgeschnappt hatten, hätten wir uns kaum miteinander unterhalten könnten. Wir trafen uns 2-3 Male. Er fragte mich aus über mich und meine Familie. Wir spazierten auf den kleinen Waldwegen oberhalb des Kurortes und er erzählte auch von seiner Heimat und von seiner Frau. Und berichtete, dass sie leider keine Kinder hätten und er mich daher gerne mitnehmen würde. Aber ich sollte unbedingt zuerst meine Eltern fragen. Ich hatte nichts dagegen, denn in meinem Zuhause fühlte ich mich ungeliebt und bekam auch regelmäßig Prügel. Ich rannte also nachhause und berichtete atemlos alles haarklein und glaubte allen Ernstes, sie würden froh sein. Weit gefehlt. In dem engen, kleinen Zimmer stand ich direkt neben meinem Vater – er schnappte mich und verprügelte mich nach allen Regeln der Kunst.

Viel viel später bin ich ihm für die Prügel dankbar gewesen, als ich später überlegte, was wohl dort drüben aus mir geworden wäre. Wahrscheinlich eine Leiche in Vietnam. Oder ein richtiger Yankee – was ebenso übel gewesen wäre, als wenn „WIR“ den Krieg gewonnen hätten. Aber ich bin sicher, dass jener Offizier ein anständiger Kerl war.

Nun will ich rekonstruieren, wie das wirklich zuhause war. War da wirklich nichts? War da nur Leere? Ja, es gab keinerlei Diskussionen, die den Namen verdienten, so viel ist richtig. Es gab auch keine Erinnerungen der Eltern, die sie an uns hätten vermitteln können, aber uns nicht weitergeben wollten. Über die Vergangenheit wurde aus lauter Vorsicht so gut wie nie gesprochen. Auch keine Andeutungen. Keine Witze über die Vergangenheit – ich erinnere mich an nichts dergleichen. Bei uns wurde nicht diskutiert. Nicht über die Gegenwart, nicht über die Vergangenheit, nicht über die Zukunft. Die Vergangenheit wurde abgeschlossen, als ich in Schwerin, wo alle alliierten Truppen aufeinandergestoßen waren, zum Einkaufen in einen Laden geschickt wurde und mir eingeprägt wurde: „Heb‘ bloß nicht die Hand zum Hitler-Gruß! Verstanden? Mach‘ uns nicht unglücklich!“ Das muss meine Mutter so suggestiv gesagt haben, dass diese mechanische Geste automatisch abgestellt wurde.

Normalerweise bieten sich die Mahlzeiten für Gespräche an. Nichts da. Machte man das Maul auf (der ‚man‘ war zu 95 % ich), dann bekam man/ich also eins aufs Maul und zwar richtig mit der rechten Rückhand meines Vaters, was saumäßig schmerzte. „Beim Essen spricht man nicht.“ Basta. Nach dem Essen verzog sich mein Vater stante pede in sein Arbeitszimmer, wo er täglich einen Stapel Post fertig machte, Bestellungen von Buchhandlungen, Artikel, Briefe an Verlage etc. Und ich musste jeden Tag die Post zum Bahnhof oder zur Hauptpost bringen.

Meine Mutter widmete sich ihren Liebesromanen und gleichzeitig strickte sie Pullover, Socken, Handschuhe etc. Das nötigte mir Bewunderung ab, zumal sie ja gleichzeitig noch die Maschen zählen musste. Wenn‘s spannend wurde, dann verzählte sie sich schon mal. Es wurden zu viele oder zu wenige Maschen und dann musste sie mühsam alles nachzählen. Und der Haushalt, Wäsche etc.? Also ich weiß, dass der Großteil der Hausarbeit an mir hängen blieb. Mein Vater hatte seine Arbeit und außerdem nur ein Bein und meine Mutter und die älteste Schwester waren ja krank! Die Schwester hatte ihre schwere Diabetes und die Mutter hatte alles – nun ja, ich will nicht ungerecht sein, da sie wirklich nach meiner Geburt eine totale Lähmung erlitt, die durch Elektro-Schocks in Königsberg nach ziemlich langer Zeit geheilt wurde. Aber ich hatte sie im Verdacht, dass sie das auch im nachhinein waidlich ausnutzte. Sie durfte nicht überanstrengt werden – es reichte nur, um das Mittagessen zuzubereiten, das leider oft anbrannte – die Liebesromane! – und den verbrannten Scheiß musste ich dann rauskratzen, das war meine Aufgabe. Das Putzen und die Wäsche erledigte eine Frau, die einmal in der Woche antrat. Intellektuelle Herausforderungen gab es also weder zuhause noch in der Schule.

Mein Vater schrieb regelmäßig für die ‚Quelle‘, die Hauspostille der Ludendorffer, was eine Art von Religionsgemeinschaft war, gegründet von der Dr. Mathilde Ludendorff. Das war Pflichtlektüre bei uns, aber sie wurde kaum gelesen, weil mein Vater es nicht überprüfte oder mit uns diskutierte. Dunkel erinnere ich mich, dass die Mathilde nicht gut auf die Juden zu sprechen war. Deswegen wurde wohl auch das Blatt in Bälde verboten. Die Mathilde schrieb viel darin, vor allem über „das Gute, Schöne und Wahre“, was mich eine Weile in den Bann zog.

Doch an einen Artikel erinnere ich mich ziemlich genau. Ein langer Hetzartikel gegen Russland, den ich dann ab- und umschrieb und als Vortrag im Gymnasium benutzte, was in der 8. oder 9. Klasse gewesen sein muss. Ich weiß auch noch, dass unser Rektor, Dr. Eberwein, ein deutscher Jude (der während der Hitlerzeit in die USA geflüchtet war und als ‚Direktor‘ zurückkam), bei dem wir Deutsch und Englisch hatten, meinen Vortrag über den grünen Klee lobte, was mir außerordentlich peinlich war, da ich ihn ja hauptsächlich abgeschrieben hatte.

Das passierte mir im übrigen noch ein 2. Mal, wieder von einem Rektor, und zwar dem Boss der Hamburger Uni Prof. Schiller und späterer Finanzminister. Ich hatte zwei Semester Russisch gemacht und war Mitglied im Studententheater. Da hatte sich einer einen Sketch zur Verspottung der Russen ausgedacht. Und das sollte ich vortragen, weil ich so einen prima russischen Akzent drauf hatte. Habe Null Ahnung, um was es ging. Dem tosenden Beifall nach zu schließen, in dem größten Saal des größten Luxushotels in Hamburg, wurden die Russen ins Lächerliche gezogen. Schiller kam an, haute mir ins Kreuz und zog mich an die Bar. Darauf müssen wir einen trinken, meinte er. Tja, ich hätte nur auf dieser Schiene weiter arbeiten müssen, dann wäre ich sicher irgendwann Chefredakteur geworden.

Aus der Bibliothek meines Vaters las ich einige Bücher über Afrika, von ‚Forschern‘ und Kolonialisten und über Koltschak, General Wlassow etc. in Russland, die mir alle nicht gefielen. In den Afrika-Büchern siegten immer die Weißen und in Russland, ja, da siegten auch immer die Weißen. Und das hasste ich geradezu. Meine Sympathien lagen aus unerfindlichen Gründen immer bei den Schwarzen und in Russland bei den Roten.

Das Gymnasium war eine Katastrophe. Es gab EINEN ausgezeichneten Lehrer, den wir durch die Bank alle liebten und den wir zuerst im Englisch-Unterricht hatten, als die Schule wieder mal umgestellt wurde. Wir hatten für jeden Jahrgang zwei Parallellklassen – eine, die mit Englisch anfing und die andere, die mit Latein begann. Ich nahm die Englisch-Klasse, wo nach drei Jahren Französisch-Unterricht dazu kam, und bei erneuter Umstellung, bei der unsere beiden Klassen zusammengelegt wurden, hatte es zur Folge, dass wir von der 6. bis zur 9. Klasse, in drei Jahren also, das große Latinum, resp. unsere Parallellklasse den gesamten Stoff im Französischen nachholen mussten. Nach dem prima Lehrer bekamen wir den Direktor Eberwein in Englisch und der brachte es fertig, unsere Klasse in den Dutt zu fahren. Im Abitur gab es EINE Zwei für den Klassenbesten, der eigentlich immer nur Einsen hatte, zwei mal die Drei – eine davon hatte Freund Heinrich und die zweite ich – und der Rest waren vierer und fünfer. Dem Direktor wurde danach untersagt, jemals wieder eine Abiturklasse in Englisch zu unterrichten, was wir alle mit großer Genugtuung aufnahmen.

In der Geschichte war 1920 das Ende gekommen – also lange, bevor Francis Fukuyama es 1992 verkündet hat. Da hatten wir einen ultra-Katholiken, von dem wir EINEN Satz über Marx hörten: Der Marx hat sich irgendwann bei der New York Times beworben und wurde abgelehnt und aus Wut hat er das Kapital geschrieben. Hahaha – na klar, weil wir ja alle dumm wie die Nacht waren und noch blöder gemacht wurden. In Deutsch war ebenfalls nach dem 1. Weltkrieg das Ende der Fahnenstange. Wir hörten nie etwas von Bert Brecht, Heinrich Mann, Kurt Tucholsky, Carl v. Ossietzky etc. pp.

Die ganze Hitlerei fiel unter den Tisch. Auch Juden waren kein Thema. Ich habe lange überhaupt nichts darüber gewusst. Ab und zu hörte man mal `nen blöden Judenwitz, von Schülern, nicht von Erwachsenen.

Es wurde hin und wieder sogar noch geprügelt, allerdings ist es in unserer Klasse nie vorgekommen (abgesehen von einem Vorfall, bei dem wir den Klassenraum räumen mussten, aber unser Lehrer war mit dem Thema nicht ganz fertig und sagte einem langen Lulatsch, er möge noch einen Moment warten. Als er zum 3. Mal die Tür aufriss und reinkam, machte unser drahtiger, sehr kleine Sportlehrer einen Tigersprung und scheuerte dem langen Kerl eine, dass der rückwärts aus der Klasse flog).

Als Tageszeitung gab es in Bad Neustadt a. d. Saale die ‚Rhön- und Saalpost‘, gemeinhin Stöhn- und Qualpost genannt. Das Meiste interessierte mich nicht, aber am Wochenende gab es Beilagen über Länder der 3.Welt (die es damals allerdings noch nicht gab – nicht als Begriff jedenfalls) und die sammelte ich eifrig und außerdem schnitt ich Artikel über den Koreakrieg der Amerikaner und den französischen Indochinakrieg aus und klebte sie in Hefte. Mit der Zeit entdeckte ich, dass mein Großvater in seiner Bibliothek interessante Bücher hatte, viel spannendere als mein Vater. Z. B. eine schöne illustrierte Jules Verne Ausgabe, von der mir „20 000 Meilen unter dem Meer“ und der Folgeband „Die geheimnisvolle Insel“ am besten gefielen. Vom Großvater erfuhr ich auch, dass es sich bei dem Kapitän Nemo in Wirklichkeit um den ersten großen indischen Freiheitskämpfer Prinz Dakkar handelte. Dieser Freiheitsheld wurde dann die Hauptfigur in den 2 Bänden von Sir John Retcliffe „Nena Sahib“, der aber Deutscher war und den Namen nur annahm, um größeren Erfolg zu haben. Und den hatte er. Der Monsterroman hatte aus den unterschiedlichsten Milieus 5 oder 6 Buchanfänge. Er beschrieb minutiös die kolossalen Verbrechen der Engländer, wie umgekehrt die Engländer sehr gute Bücher über die Verbrechen der deutschen Kolonialisten schrieben. Aber über die eigenen Verbrechen behielten sie alle Stillschweigen oder sie lobten sich selbst über alle Maßen. Und beim Opa fand ich auch die Bücher von Heinrich Barth, der größte und wirkliche Afrika-Forscher, der kein Rassist war wie alle die anderen. Ein universal gebildeter Mann, befreundet mit Alexander und Wilhelm v. Humboldt, mit Goethe und vielen mehr. Dazu gehören auch wieder viele Geschichten, die ich hier aber nicht ausbreiten kann. (Seine Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika. 5 Bände. Gotha 1855–1858“ erschienen einmal in kleiner Ausgabe. In Afrika wird er bis heute sehr verehrt.)

Ich kann sagen, dass eigentlich alles, was außerhalb der Schule stattfand, für mich viel wichtiger war. Etwa, dass ich die Gegend in einem Umkreis von 5 km sehr genau erforschte. Nach Essbarem und Brennbarem. Die ersten Jahre bis zur Währungsreform waren ja nicht einfach. Lebensmittel waren rationiert, d. h. man brauchte für alles Essensmarken, was auch zu lebhaftem Tausch führte. So wurde bei uns nicht geraucht und nicht getrunken und die Marken konnten eingetauscht werden gegen Zucker, Fleisch, Milch etc. Aber wir waren 5 Personen und hatten eigentlich immer Hunger. Es ging so weit, dass wir Eicheln leicht in der Backröhre rösteten, um die Bitterstoffe etwas zu dämpfen, aber sie schmeckten trotzdem teuflisch. Heizungsholz wurde zugeteilt und reichte auch nie. Also ging ich im Wald sammeln, aber man durfte keine trockenen Äste abreißen, nur vom Boden Holz und Zapfen auflesen. Die Wälder sahen aus, als wäre jemand gründlich mit dem Staubsauger durchgegangen. Das Haus, in dem wir wohnten, stand ganz dicht am Berg zum Wald, wodurch es einfacher war, auch etwas „herauszuschmuggeln“. Beim Obst ergab sich ein anderes Problem. Als erstes bleute mir mein Vater ein, dass ich bei den Bäumen an der Landstraße nur Obst vom Boden auflesen durfte. Von wegen. Ich hielt mich daran, bis ein paar Bauern kamen und uns mit der Mistgabel jagten. Tja, wenn das so war, dass diese Kerle einem nicht einmal das Fallobst, das sie selbst niemals aufsammelten, gönnten, dann mache ich es anders, dann pflücke ich es eben. Dabei lernte ich exakt, wann und wo Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen reif wurden. Da war ich zur Stelle und versorgte die ganze Familie. Und es ging immer gut. Ein paar Male war es sehr knapp, aber ich war ein guter Läufer. Massenhaft Pilze sammelten wir auch und natürlich auch Blaubeeren und sogar Bucheckern.

Dann gab es meinen einzigen richtig guten Freund Heinrich, der bei uns am Rande des Städtchens ein paar Häuser weiter wohnte. Wir klauten und lernten zusammen und sorgten im Städtchen auch für Aufregung. Von der Landstraße nach Königshofen aus konnte man weit unten am Saale-Fluss doch regelmäßig Nacktbader entdecken. Aber zwischen Straße und Fluss lagen mindestens 1000 m Wiesen und Felder und die Bahnlinie nach Königshofen, weshalb keine Chance bestand, uns jemals zu erwischen. Das sprach sich bis zum Gymnasium herum und es wurden Anschläge angebracht mit „Das Nacktbaden ist strengstens verboten!“ Dies Geheimnis gaben wir allerdings nie preis. Die Stadt war so stramm katholisch und so prüde, dass Schüler, die küssend hinter der Stadtmauer angetroffen wurden, gnadenlos von der Schule gejagt wurden. Eigentlich durften wir mit Heinrichs Familie nicht verkehren. Deren Vater war Gauleiter gewesen und hatte nicht wie meiner einen der berühmten Persilscheine erwischt. Er bekam einige Jahre Erziehung in ‚Sachen Demokratie‘. Der eigentliche Grund für das Verbot, mit ihnen umzugehen, war wohl, dass sie noch ärmer als wir waren. Das Ergebnis des Verbots war, dass jeder von uns Geschwistern das Pendant bei den Baers hatte und der zweitälteste Bruder Heinrichs am Ende meine Schwester heiratete, die auf der Flucht geboren worden war.

Außerdem schrieb ich insgeheim Gedichte. Das war supergeheim. Habe ich zuhause niemandem erzählt. Und ich kam durch meine Kontakte mit einfachen Menschen, auch Bauern auf einige eigene Gedanken, die eigentlich sozialistisch waren. Dabei gab es niemanden in der Stadt, der davon sprach, auch keine Bücher, aus denen ich so etwas hätte aufschnappen können. Z. B. der Grundsatz, dass Arbeit nach Zeit bewertet werden und die Stunde gleich für alle bezahlt werden müsste. Nicht nur gleichen Lohn für gleiche Arbeit, sondern gleichen Lohn für jede Stunde Arbeit, egal welche, wobei besonders schwere Arbeit natürlich einen extra Obolus verdient.

Außer Heinrich hatte ich noch einen Freund, Dieter Lenk, mit dem ich philosophische Probleme wälzen konnte. Wir diskutierten etwa „Zum ewigen Frieden“, die berühmteste Schrift von Kant, die direkt oder indirekt Vorbild für die Charta der Vereinten Nationen werden sollte. Es verblüfft mich jetzt, dass ich damals schon meine wichtigsten Themen gefunden hatte: Frieden, Gerechtigkeit, Liebe, Literatur und Sozialismus oder sagen wir mal, weniger großspurig, soziales Denken. Und das in einer extrem feindlichen Umwelt. Leider war Dieter Lenks Vater auch bei Siemens angestellt und diese Ingenieure wurden dauernd versetzt.

Wieso feindlich? Nun, mit meiner Mutter stand ich seit dem sechsten Lebensjahr auf Kriegsfuß und mit dem Vater erst etwas später – nach der Flucht. Das entwickelte sich in Bad Neustadt, wo sich für ihn immer Gelegenheiten ergaben, mich zu verprügeln, denn er lebte und arbeitete ja zuhause. Manchmal zu Recht, oft zu Unrecht. Häufig hatten meine jüngeren Schwestern Schuld, die als Lieblinge vom Vater diesen Vorteil waidlich ausnutzten. Wenn ihnen was nicht passte, schrien sie, die Tür ging auf, der Vater griff mich und ich bekam eine Abreibung. Weil ich der Älteste war und ich die Verantwortung tragen sollte. Aber es kamen dann ja noch die Prügel hinzu, die ich außerhalb des Hauses bekam, weil wir waschechte Heiden waren. Ich bekam von halbwüchsigen Mädchen Prügel, weil ich nicht in die Kirche ging. Mir lauerte auf dem Heimweg von der Schule eine ganze Gruppe von älteren Lümmeln auf, die über mich herfielen. Aber ich wehrte mich immer wie ein Berserker. Dabei ging das eine oder andere Kleidungsstück kaputt und sogar mal ein Schuh. Das war natürlich in den schlechten Zeiten immer katastrophal. Aber schließlich war es nicht meine Schuld. Trotzdem bekam ich zuhause die nächsten Prügel, weil ich selbstverständlich auch Schuld hatte.

Dabei lernte ich einige wichtige Lektionen. In der Volksschule griff mich auf dem Nachhauseweg ein Kerl an, den ich schnell auf den Rücken legte, auf ihm saß und seine Arme festhielt. Ich hatte gelernt, dass man jemanden, der liegt, nicht prügelt. Also ließ ich ihn los und stand auf. Er auch und haute mir eins in die Fresse, dass mir ein Zahn rausflog. Das war mir eine Lehre. Von da an drosch ich auf alle so lange ein, bis ihnen gründlich die Lust auf mehr verging. Aber auch am Gymnasium bekam ich noch reichlich Dresche, weil ich der Jüngste war. Kriegsbedingt waren die Ältesten 3-4 Jahre älter. Also wenn einer 17 ist und du bist 13, dann hast du keine große Chance. Aber mit 15 Jahren hatte ich meine Größe und Stärke und nahm an allen bei passender Gelegenheit süße Rache und dann war endlich Ruhe. Seither habe ICH nie mehr Prügel bekommen, sondern immer nur die anderen.

Es ist ja erstaunlich, dass ich trotz alledem an meinen oben genannten Prinzipien festhielt und sie langsam, aber stetig weiterentwickelte. Woher nahm ich die Energie, die innere Stärke, mich nicht kleinkriegen zu lassen, obwohl ich ständig runtergemacht wurde. Vom Vater und auch von der Mutter. Dass ich später gesund wurde, während ich zuhause sämtliche Kinderkrankheiten hatte, sogar Gelbsucht, Unfälle und einen hoch komplizierten Beinbruch und mit 7 Jahren, als wir flüchteten, schon fünf Operationen hinter mir hatte, lag meiner Ansicht nach am definitiven Bruch mit dem Elternhaus zu Beginn des Studiums und an meiner Selbst-Analyse, die mich mit der Zeit auch von den furchtbaren Alpträumen befreite, an denen ich seit frühester Kindheit litt. Meine Schwestern schafften die Lösung vom Elternhaus nicht und waren lebenslänglich krank – die älteste starb sogar mit 26 Jahren.

Ich war wie ein Pferd, das Bosheit niemals vergisst. Als wir praktisch als arme Teufel in Franken ankamen, der Heimat meines Vaters, wo sein katholischer Klan in Bad Neustadt und vielen Dörfern den Pfarrer stellte (sogar einen Bischof in Bamberg gab es), ein anderer Teil aus reichen Bauern bestand, aber wir von niemandem nur einen Brotkanten bekamen, schwor ich, gerade mal acht Jahre alt, niemals mit der Bande von Verwandten nur ein Wort zu wechseln. Und diesen Schwur habe ich gehalten. Dasselbe – nicht so drastisch – mit meiner Mutter, als ich sechs war. Ich ließ sie nicht mehr an mich rankommen und wenn ich gefragt wurde, was ich mir zum Geburtstag wünsche, sagte ich immer: NICHTS.

Sie schenkten mir natürlich doch immer eine Kleinigkeit, ein Buch war ja das billigste für meinen Vater, aber zur mittleren Reife bekam ich ein Fahrrad. Dahinter steckte natürlich auch eine Portion Eigennutz. So konnte ich besser Obst ranschaffen.

Doch in einer Sache bin ich meinem Vater zu tiefstem Dank verpflichtet. Er hatte einen Freund in Schweden, mit dem er in Leipzig studiert hatte, der wiederum einen Sohn in meinem Alter hatte und so wurde ausgemacht, dass Jerker 5 Wochen zu uns kam und ich 5 Wochen hoch zu seiner Familie fuhr. Damit wurde ich der erste, in unserer Klasse zumindest, der ins Ausland fuhr. 1952 – was für eine Reise! Von Bad Neustadt mit ein paar Mal umsteigen nach Frankfurt und von dort ging direkt ein Zug nach Stockholm (heute gibt es das nicht mehr. Durch die großartigen Privatisierungen muss man auf der Strecke mindestens dreimal umsteigen). Nun ja, damals ging es, allerdings furchtbar langsam bis nach Linköping, 175 km vor Stockholm, fuhr ich insgesamt von zuhause 75 Stunden im Stehen. Umfallen konnte man nicht, weil der Zug rappelvoll war. Als erstes kam ich in das Sommerhaus der Freunde (damals wussten weder ich und viele andere nicht, was das ist), danach besuchten wir seine Großmutter am zweitgrößten See Schwedens, dem Vättern. Danach Freunde in den Schären von Karlskrona, ein pensionierter Admiral, dem eine ganze Insel gehörte und am Ende noch Annelöv, ein kleines Städtchen, ihr eigentlicher Wohnort in der Nähe von Lund. Ich hatte also eine Menge zu sehen bekommen und war völlig begeistert. Von den Menschen, der Weite des Landes, den endlosen Wäldern, den tausenden Seen und den Elchen natürlich. Es erinnerte mich an die verlorene Heimat in Westpreußen. Sehr stark hat mich auch die ganz besondere Kultur Schwedens beeindruckt und beeinflusst. Natürlich trug das auch dazu bei, dass ich vor 23 Jahren hier in Småland gelandet bin.

Aber zurück nach Deutschland. Als ich 1956 bei Beginn meines Studiums der Romanistik und Anglistik in Hamburg mit meiner jahrelangen Selbstanalyse begann, habe ich, wie ich oben schon sagte, das Thema ZUHAUSE abgeschlossen und quasi ein neues Leben begonnen. Aber ich bin mir bewusst, dass es nur teilweise neu war, dass mich zahllose Fäden immer noch mit dem Zuhause verbanden. Und ich muss nach meiner kurzen Zusammenfassung hier sagen, dass ich selbst in dem elenden Bad Neustadt (nicht das Städtchen selbst und die bezaubernde Umgebung) auf krummen, geheimnisvollen Wegen Anregungen erhalten habe, die teilweise sogar zur Basis meines politischen Bewusstseins wurden.

An der Uni hatte ich Glück. Ich erhielt nur für zwei Semester ein Stipendium, obwohl ich fleißig meine Prüfungen machte, aber dann war Schluss. Mein Vater hatte versucht, einige seiner Einkünfte nicht anzugeben und so musste er das Geld zurückzahlen. Aber das war nicht mein Bier. Von ihm nahm ich kein Geld an und somit saß ich zwischen allen Stühlen und habe mein Studium selbst erarbeitet und war daher niemandem Rechenschaft schuldig. Ich kann sogar mit Maxim Gorki sagen, dass alle die Jobs, die ich im In- und Ausland machte, meine Universitäten waren. Dies zum einen und als Lehrer fungierten die wunderbaren Freunde aus Spanien, Italien, Türkei, Ägypten, Persien, mit denen ich häufig zusammen arbeitete, die alle meinen Blick weiteten. Wir halfen uns gegenseitig, gaben Tipps weiter und halfen im Notfall mit einem Bett aus. Das große Problem war ja damals, dass man um aller Heiligen willen keine Freundin mit aufs Zimmer bringen durfte. Weil die Frau Wirtinnen ja an nichts anderes als ans Bumsen dachten. Wurden wir erwischt, war ab sofort, selbst mitten im Monat, für uns der ERSTE.

Mir fällt jetzt auf, dass ich an der Uni nie einen Engländer, einen Franzosen oder Amerikaner und nicht mal einen Skandinavier zu Gesicht bekam. Bei denen war Deutschland offensichtlich nicht in, wohl aber bei den Südländern. Und die hatten es nicht dicke, so dass viele ebenfalls ihre Brötchen selbst verdienen mussten. Das war meist mühsam, aber manchmal hatte man Glück und konnte richtig ‚Geld scheffeln‘. Ich hätte damals sogar in Paris beim größten Meinungsforschungsinstitut Frankreichs einen Topjob haben können, wo ich so viel verdiente wie sonst nur als Statist beim Film. Sie wollten mich unbedingt haben und machten es mir nicht leicht, nein zu sagen. Ich wusste jedoch genau, dass es mich nach ein paar Monaten tödlich langweilen würde und da hätte auch kein Geld geholfen. Außerdem muss ich erneut anmerken, dass meine weit mehr als 50 ‚Berufe‘, in die ich mehr oder weniger ‚reinriechen‘ konnte, mir später bei meiner Arbeit als Rundfunk-Journalist außerordentlich nützlich waren.

Bei meinem ersten Aufenthalt 1957 in Paris, wohin ich der Sprache willen fuhr, lernte ich Peruaner, überwiegend Indios, in einer Jugendherberge kennen und auch einen Afro-Amerikaner, der mich in den Jazz einweihte, indem er mich mitnahm zum BoulMich und die Rue Huchette mit dem weltweit bekannten Jazzkeller Caveau de la Huchette, in dem ich die Legende Sidney Bechet noch kurz vor seinem Tod hörte. Ich nehme an, dass ich mit diesem Freund englisch sprach und mit den Indios spanisch, das ich auch schon ein Semester lang gelernt hatte. Mit dem Französisch haperte es anfangs gewaltig. Ich saß auf der Hinfahrt in einem Coupé mit lauter Franzosen, die natürlich neugierig auf den Deutschen waren. Ich verstand herzlich wenig und sie wahrscheinlich auch. Ich kam am Gare du Nord an und da stand ich dann vor dem Bahnhof mit meinem Köfferchen und schaute mir die schwarzen Fassaden der 5, 6, sieben-stöckigen Häuser an. Erst einige Jahre später setzte De Gaulle durch, dass Paris neu gestrichen werden muss. Da kam ein Franzose aus dem Coupé zu mir und sprach mich in perfektem Deutsch an. Er stellte sich als Elsässer heraus und gestand mir, dass er es nicht wagen konnte, im Abteil mit mir deutsch zu sprechen. Das war streng verboten. Er half mir dann, ein kleines, preiswertes Hotel zu finden, das sich als Absteige entpuppte. Nun, eine Nacht blieb ich und am nächsten Tag ging ich ein wenig auf Abstand von den vielen Freudenmädchen, die nicht gerade nach Freuden aussahen. Auf der Rückreise hingegen hatte ich in der Bahn ein beeindruckendes Erlebnis. Ich saß einer älteren, sehr distinguierten Dame gegenüber am Fenster. Wir kamen ins Gespräch – mein Französisch war durch die 2 Monate Paris-Aufenthalt erheblich besser geworden – und sprachen wohl über Gott und die Welt. Erinnern kann ich mich an nichts, außer an einen Satz, den sie beim Abschied sagte, als sie mir die Hand reichte: „J‘ai confiance en vous.“ (Ich habe Vertrauen in Sie.) Ich war verwirrt und tief beeindruckt. Wieso? Womit hatte ich das verdient. Vertrauen – obwohl ich Deutscher war oder wie? Wegen dem, was ich geäußert hatte? Ich kann es nicht sagen.

Hiermit will ich auf einen sehr wichtigen Punkt verweisen: überall, wo ich hinkam – ob Frankreich, später auch Belgien und Holland, mit 15 schon in Schweden und Dänemark – immer freundlich an- oder auch aufgenommen wurde. NIEMALS habe ich irgendwo mir gegenüber Hassausbrüche erlebt, nicht einmal gegen Deutsche im allgemeinen – wovon so viele Deutsche berichten. Ganz im Gegenteil, ich habe in Frankreich z. B. auf einem Postamt am Schalter von dem Beamten, als er merkte, dass ich ein Deutscher war, eine ausgiebige Lobeshymne auf Deutschland mir anhören müssen, die er auch an die lange Schlange hinter mir richtete: er sei Gefangener in Deutschland gewesen und sei auf dem Bauernhof wie der eigene Sohn behandelt worden, es herrschte Ordnung und Sauberkeit etc. etc. Und mir war es ungeheuer peinlich und ich fürchtete, dass gleich eine Schlägerei ausbrechen würde. Keineswegs, alle hörten andächtig zu und manche nickten. In Spanien erlebte ich es später noch häufiger. Das waren aber in den meisten Fällen Franquisten, die Lobeshymnen auf die Deutschen sangen. Viel später hörte ich dann in Guardamar del Seguro (https://de.wikipedia.org/wiki/Guardamar_del_Segura) auch Loblieder auf die linken Deutschen, die für die Republik gekämpft haben, von denen viele ihr Leben ließen. Also nirgends habe ich den geringsten Hass auf die Deutschen erfahren.

Meinerseits habe ich auch keine Menschen und kein Land gehasst. Weder Engländer, noch die Franzosen, Russen, Amerikaner, Chinesen, Afrikaner und auch nicht die Juden. Ich war auf alle Länder neugierig, liebte Sprachen, fremde Sitten, fremdes Essen, fremde Kulturen. Der Hass hat sich erst später entwickelt, als ich immer mehr Wahrheiten erfuhr über das, was verschiedene Völker und Länder anderen antaten.