Die Verlorenen - Renate Kronberg - E-Book

Die Verlorenen E-Book

Renate Kronberg

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Beschreibung

Der verzweifelte Kampf mit einem Alkoholiker, der es nicht schafft aus seinem Teufelskreis herauszukommen, noch dazu in Verbindung mit einer jahrelangen Hörigkeit zu seiner Ehefrau. Beide Abhängigkeiten will er nicht sehen und ist deshalb ständig gefährdet.Gewid

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Veröffentlichungsjahr: 2013

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Renate Kronberg

Die Verlorenen

Der Kampf gegen den Alkoholismus

Gewidmet all denen, die ähnliche Probleme haben.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Verlorenen

Die Verlorenen

Der hoffnungslose Kampf gegen den Alkoholismus

 

Nora war fassungslos und fühlte sich der Situation nicht gewachsen. Dieser stolze Macho hockte zu ihren Füßen und drückte seinen Kopf in ihren Schoß, umklammerte sie mit seinen Armen und stöhnte ununterbrochen: "o Gott, o Gott, o Gott, was habe ich getan. Ich habe mein Leben zerstört!"Nora strich ihm über die Haare und sagte hilflos: "Was redest du da, du hast zu viel getrunken. Ich bring dich ins Bett, du schläfst deinen Rausch aus und morgen, wenn du wieder nüchtern bist, sieht die Welt schon wieder viel freundlicher aus!" 

 

So hatte Nora ihn noch nie gesehen. Freunde hatten zwar schon mal versucht, sie zu warnen, dass er Alkoholiker sei, aber sie hatte das weit von sich gewiesen. Sie hatte ihn niemals auch nur annähernd beschwipst, mit unsicherem Gang oder gar lallend erlebt und wenn er in sein geliebtes Auto stieg und wie ein Rennfahrer davon brauste, war sie sicher, dass er nüchtern war.

 

Aber es sollte noch viel schlimmer kommen. Am anderen Morgen hockte er auf dem obersten Treppenabsatz und brüllte herunter: "Nooraaa, besorg mir was zu trinken, ich halt das nicht mehr aus!"Und Nora rannte, um das Gewünschte zu besorgen. Im Supermarkt suchte sie sich jedes Mal eine andere Kasse aus, um nicht selbst als Schnapsdrossel angesehen zu werden.

 

Tag für Tag ging es mit ihm weiter bergab. Er hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem schönen stolzen Macho, immer gepflegt, nie unrasiert und immer galant. Sein herzerfrischendes Lachen war so ansteckend gewesen und hatte Nora stets erfreut, auch wenn er ihr mit unnachahmlichen Charme die Hand küsste und ihr sagte, dass sie das achte Weltwunder für ihn sei. Jetzt sah er aus, wie der letzte Bahnhofspenner, wirre strähnige Haare, seit Tagen nicht rasiert, schmutzige Hände, schmutzig im Gesicht, schmutzige Wäsche, ein Bild des Jammers.

 

Die meiste Zeit lag er zusammen gekrümmt auf seinem Bett und stöhnte vor sich hin, während dessen Nora versuchte, Ordnung zu schaffen und den vom verschütteten Wein klebrigen Fußboden aufzuwischen, um wenigstens den äußeren Anschein von Normalität herzustellen. Sie wusch sein Gesicht und seine Hände, redete leise und beruhigend auf ihn ein und bat ihn immer wieder, einen Arzt rufen zu dürfen, vor allem, nachdem sie die riesigen blauen Flecken an seinem ganzen Körper entdeckt hatte. Er war ganz offensichtlich schwer gestürzt, woran er sich jedoch nicht mehr erinnern konnte. Und da Nora, deren sämtlichen Sinne geschärft waren und auf jedes Geräusch von oben achteten, nichts von dem Sturz mitbekommen hatte, konnte es nur passiert sein, als sie mal wieder unterwegs war, um für alkoholischen Nachschub und Zigaretten zu sorgen.

 

Nein, er wollte seine Probleme selbst in den Griff kriegen. Kein Arzt, keine Verwandten- oder Freundesanrufe, nichts. Er würde es selbst schaffen, was Nora bezweifelte, da sein Alkoholkonsum immer noch maßlos und ungebremst war. Und Nora fragte sich, wann er die ersten weißen Mäuse sehen würde. Da er sich offenbar nicht mehr traute, die Treppe herunter zu gehen, hockte er immer oben auf dem ersten Treppenabsatz und schrie nach Nora, sie möge ihm ein neues Handy besorgen, da seines kaputt wäre. Nora versuchte ihm zu erklären, dass es drei Uhr nachts sei und weit und breit kein Handyladen geöffnet hätte. Doch seine Welt war inzwischen so irreal, dass er Tag und Nacht nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Er beschimpfte mal wieder Nora, dass sie nur keine Lust hätte, eine Besorgung für ihn zu machen. Als Nora ihn fragte, wen er denn so dringend anrufen müsse, erklärte er, er wolle seiner Frau sagen, dass es ihm gut gehe und er noch eine Weile bei Noras Schwester in Bremen bleiben würde, um deren Haus zu renovieren. Und sie erst nach seiner Rückkehr aus Bremen nach Hamburg kommen sollte.

 

Inzwischen hatte Nora festgestellt, dass sein Handy nur keinen Saft mehr hatte und hat es erst einmal an die Ladestation angeschlossen und auch sein Festnetztelefon auf die Ladestation gestellt, damit es mal wieder nachgeladen wurde, weil er beide Telefone die ganze Zeit über neben sich auf dem Tisch liegen hatte. Daraufhin gab er erst einmal Ruhe, kauerte sich wie ein Embryo in der Ecke seines Bettes zusammen, hatte beide Arme um sich geschlungen und wiegte sich selbst wie ein greinendes Kind in den Schlaf, nicht ohne vorher noch Nora einzuschärfen, unbedingt für alkoholischen Nachschub zu sorgen.

 

Nora hatte bereits vorgesorgt, da sie nie wusste, wie viel und wie schnell er seine nächste Ration verputzen würde, also ging sie in den Keller und holte schon einmal drei Flaschen Wein rauf, um sie früh morgens, wenn sein Gezeter wieder anfing, nach oben bringen zu können.