Die vierte Zeugin - Tanja Kinkel - E-Book
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Die vierte Zeugin E-Book

Tanja Kinkel

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Beschreibung

12 Meister, ein Meisterwerk

Köln im Jahre 1534. Ein ungewöhnlicher Gerichtsfall hält die Stadt in Atem: Der Londoner Geschäftsmann Richard Charman verklagt die Tuchhändlerwitwe Agnes Imhoff, um eine Schuld ihres unter rätselhaften Umständen verstorbenen Ehemanns Andreas zu begleichen. Agnes droht alles zu verlieren. Als sie versucht, ihre Unschuld an den Taten ihre Mannes zu beweisen, offenbart sich nicht nur ein Familiendrama, Stück für Stück gelangen tödliche Intrigen, Lügen und politische Verflechtungen ans Licht, die bis ins englische Königshaus reichen. Doch bis zuletzt stellt sich die Frage: Wer ist Agnes Imhoff wirklich – Opfer oder Täter?

„Ein fesselnder historischer Roman nach einem wahren Fall.“ Rebecca Gablé

Von den Meistern ihres Fachs: Nach „Die sieben Häupter“, „Der zwölfte Tag“ und „Das dritte Schwert“ (alle im Aufbau Taschenbuch erschienen) wieder ein opulenter, fesselnder Gemeinschaftsroman von zwölf namhaften und außergewöhnlichen Autoren historischer Romane. 

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Seitenzahl: 458

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Alf Leue; Caren Benedikt; Heike Koschyk; Katrin Burseg; Lena Falkenhagen; Marlene Klaus; Martina André; Oliver Pötzsch; Peter Prange; Tanja Kinkel; Titus Müller; Ulf Schiewe

Die vierte Zeugin

Historischer Roman

Impressum

Die vierte Zeugin

Herausgegeben von Heike Koschyk und Alf Leue

Dieses Buch ist all den Menschen und Institutionen, insbesondere der Kölner Stiftung Stadtgedächtnis, gewidmet, die in unermüdlicher Kleinarbeit die unschätzbaren Kulturgüter restaurieren, die am 3. März 2009 beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs beschädigt oder zerstört wurden.

Dieser Roman beruht auf einer historischen Begebenheit und einem Dokument, das beim Einsturz des Stadtarchivs schwer beschädigt wurde und mit Hilfe von Benefizlesungen des Autorenkreises Historischer Roman Quo Vadis restauriert werden konnte.

ISBN 978-3-8412-0529-2

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, September 2012

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die Originalausgabe erschien 2012 bei Aufbau Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung Dagmar & Torsten Lemme, Berlin

unter Verwendung einer Collage von Torsten Lemme

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

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Inhaltsübersicht

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Impressum

Inhaltsübersicht

DRAMATIS PERSONAE

PROLOG

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

EPILOG

ANMERKUNGEN ZUM EINSTURZ DES KÖLNER STADTARCHIVS

SCHLUSSWORT DER HERAUSGEBER

DRAMATIS PERSONAE

(in der Reihenfolge ihres Auftretens)

Prolog

von Tanja Kinkel

MATHIS VON HOMBURG

Anwalt der Agnes Imhoff

(von Ulf Schiewe)

RICHARD CHARMAN

Londoner Kaufmann und Kläger im Prozess gegen Agnes Imhoff

(von Alf Leue)

STINGIN BRUWILER

Magd im Hause Imhoff

(von Marlene Klaus)

ADOLF VON SCHAUMBURG

Koadjutor des Erzbischofs und geistlicher Berater der Agnes Imhoff

(von Titus Müller)

GERLIN METZELER

Geborene Ragnarsdottir und Cousine der Agnes Imhoff

(von Heike Koschyk)

URSEL RUMPERTH

Pächterin des Imhoff’schen Gasthauses

Zum kleinen Ochsen

(von Caren Benedikt)

HIERONYMUS HAUSER

Oberster Richter am Ratsgericht zu Köln

(von Katrin Burseg)

AGNES IMHOFF

Witwe und Beklagte im Prozess

(von Martina André)

SOPHIE ELVERFELDT

Geborene Imhoff, Tochter von Agnes Imhoff

(von Lena Falkenhagen)

AUGUSTIN VON KÜFFEN

Assistent des Anwalts Mathis von Homburg, später selbst Advokat

(von Oliver Pötzsch)

Epilog

von Peter Prange

Anmerkungen zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs

von Tanja Schurkus

Schlusswort der Herausgeber

von Heike Koschyk und Alf Leue

PROLOG

Geneigter Leser, teuerste Leserin, willkommen in Köln! Nur zu, treten Sie näher, betreten Sie Colonia Agrippina. Wir sind eine freie Reichsstadt, und jeder ist willkommen, vor allem, wenn er Handel zu uns bringt. Nun ja, nicht jeder. Ketzer sehen wir hier nicht so gerne. Vor ein paar Jahren hat unser Erzbischof Herrmann von Wied die Schriften Luthers öffentlich verbrennen lassen, aber das muss man verstehen. Mit dem Weiterbau des Doms will es einfach nichts werden, seit die Spenden und der Erlös aus dem Ablassgeschäft zurückgehen. Betrachten Sie doch das traurige Ergebnis: ein Südturm, der einem verfaulten Zahnstummel gleicht, mit einem Holzkran, der seit Jahren, ach was, Jahrzehnten vor sich hin modert; und ein Querhaus, das gibt es überhaupt nicht. Dagegen muss man etwas unternehmen, sonst ist unser Bestreben, den größten und schönsten Dom im Reich zu erbauen, bald endgültig zum Scheitern verurteilt.

Am heutigen Sonntag allerdings wird Seine Exzellenz der Erzbischof nicht über die Übel der Ketzerei predigen. Dass er überhaupt spricht, ist ungewöhnlich; an vielen Sonntagen lässt er sich vertreten, von seinem Koadjutor Adolf von Schaumburg. Das ist ein Mann mit Zukunft, heißt es bei uns in Köln, ein kluger, feiner Herr, der es noch selbst zum Bischof bringen könnte. Nun schaut er für gewöhnlich ernst drein, aber gar so viele Falten wie heute, die hat er sonst nicht auf der Stirn. Und sehen Sie, wie er zum Dom schreitet? Mit hängenden Schultern, als wäre er ein armer Sünder vor der Kirchbuße und nicht der engste Vertraute des Erzbischofs, dem er auch heute wieder bei der Predigt beistehen wird. Was sich dahinter wohl verbirgt, das möchten unsere klatschfreudigeren Mitbürger gerne wissen und beschließen, sich doch zur Sonntagsmesse sehen zu lassen. Womöglich liegt ihm der Tod des Tuchhändlers Imhoff im Magen, ist doch die Imhöffin sein Beichtkind und gewiss untröstlich. Auch wenn böse Zungen meinen, was sie am meisten vermissen werde, seien die rauschenden Feste, die ihr Gemahl zu veranstalten pflegte. Ganz in Brüsseler Spitze und Seide hat er sie immer gekleidet, der Andreas Imhoff, und wie gut hat sie es getragen! Eine Schönheit, unbestritten, unsere Agnes Imhoff, und so mancher Kölner hat den verstorbenen Andreas um sie beneidet. Und eine liebenswerte Gastgeberin war sie auch. Jeder ist gerne zu ihren Festen gegangen. Nicht, dass jeder eingeladen war. Ein Auge auf reiche Gäste hat Andreas Imhoff schon gehabt, oder wenigstens auf solche, die seinem Geschäft nützen konnten.

Der sehnige Kerl mit den aschblonden Haaren zum Beispiel, der jetzt gerade auf den Dom zueilt, der war eingeladen. Ein englischer Kaufmann, Richard Charman geheißen; niemand hat sich gewundert, dass er bei den Imhoffs gerne gesehen war, bei seinem Geld. An der Messe teilgenommen hat er dagegen noch nie, und es wundert, ihn heute hier zu sehen. Ob die Engländer noch als richtige Christen zählen, ist eine knifflige Frage, seit ihr fetter König Henry es sich in den Kopf gesetzt hat, sich selbst zum Oberhaupt seiner Kirche zu ernennen, obwohl er doch den Luther hasste wie die Pest. Aber nun herrscht ja seine älteste Tochter Maria, die eine ordentliche Katholikin ist, und vielleicht will Meister Charman sich schon einmal auf ein gut katholisches Leben einstimmen, ehe er auf seine Insel zurückkehrt. Nach der sauren Miene zu schließen, die er gerade zieht, stimmt ihn die Aussicht darauf nicht eben glücklich. Nehmt Euch zusammen, Gevatter! Wenn Seine Exzellenz predigt, gibt man sich als Zuhörer beeindruckt, will man hier in Köln weiterhin reüssieren. Der Mann, auf den Ihr gerade zueilt, wird Euch genau das Gleiche raten. Helmbert Bellendorf ist Anwalt, und er weiß, wie wichtig es ist, sich mit der Kirche gut zu stellen.

Er ist außerdem endlich einmal jemand, der freudig beschwingt durch die Gegend stolziert, statt schmerzlich die Augen zu verdrehen, und das heißt bei ihm gewiss, dass er einen neuen Fall am Haken hat. Einen fetten, einträglichen, denn für weniger ist er nicht zu haben, unser Meister Bellendorf. Schaut ihn an, geneigte Leserin, teurer Leser. Das ist spanische Seide, die er trägt, und sein Siegelring ist wuchtig genug, um auf drei Finger einer weniger zupackenden Hand zu passen. Ein solcher Mann übernimmt keine Fälle, bei denen er sich nicht einen klaren Sieg verspricht.

Gespannt ist man bei unseren Kölnern schon sehr, denn die Gerüchteküche hat seit dem Tod des Imhoffers nicht aufgehört zu brodeln, und jeder will wissen, welche Leichen denn noch in den so gut bestückten Kellern verborgen sind. Schließlich strömen sie nicht alle zu unserem immer noch nicht fertig gebauten Dom, um von den Leiden Christi zu hören. Abgesehen vielleicht von solchen treuen Seelen wie die kleine Magd Stingin, die bei den Imhoffs im Dienst war und jeden Tag mit den Knien den Kirchboden glattwetzt, seit ihr Herr gestorben ist. Dabei hat sie nie den Eindruck gemacht, sehr an ihm zu hängen. Wenn man sie ihre Herrschaft rühmen hörte, dann war es immer Agnes’ Name, den sie im Mund führte, und sie kam aus dem Loben und Preisen der Imhöffin gar nicht mehr heraus. Nur seit dem Tod des Andreas ist sie mit Stummheit geschlagen, wenn sie nicht gerade betet und den süßen Herrn Jesus um Gnade bittet. Aber Stingin ist eben eine Magd, und niemand achtet auf sie.

Die Gevatterin dagegen, die jetzt die Kirche betritt, weiß, wie man Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dabei ist sie bloß mit einem Hutmacher verheiratet, die Gerlin Metzeler, nicht mit einem reichen Tuchhändler wie Andreas Imhoff. Aber so, wie sie die Treppe zum Dom hinaufschreitet, könnte sie eine Königin sein, hochgewachsen, elegant und unbekümmert darum, wessen Blicke auf ihr ruhen. Sie taucht beileibe nicht jeden Sonntag zur Messe auf, ganz wie ihr verstorbener Vater, ein unmöglicher Mensch mit einem heidnischen Namen aus dem fernen Norden, aber heute ist sie hier. Vielleicht, um ihrer Cousine zur Seite zu stehen, der Witwe Imhoff? Dabei sollen die beiden nicht immer ein Herz und eine Seele gewesen sein. Einige unserer Bürger beschwören, dass der verstorbene Andreas zuerst um Gerlin warb, ehe er sich für Agnes entschied, aber das ist nun schon Jahre her. Sie hat dann den Hannes Metzeler genommen, die blonde Gerlin, und ihm drei Söhne geschenkt, so dass sie wohl mit ihrem Schicksal zufrieden ist, auch wenn ihr Gatte häufiger die Schenken heimsucht, als es für sein Geschäft gut sein kann. Heute Morgen scheint er nüchtern zu sein, aber er geht einen halben Schritt hinter seiner Gattin und kneift die Augen zusammen im hellen Licht der Septembersonne. Es war wohl wieder eine lange Nacht gestern. Gerlin achtet nicht auf ihn. Stattdessen schaut sie sich um, als warte sie auf jemanden, und tatsächlich, da kommt sie: Agnes Imhoff, in dunklen Witwenkleidern, wie es sich geziemt, mit ihrer kleinen Tochter an der Seite.

Einen Nachfolger für das Geschäft ihres Gemahls hat sie noch nicht gefunden, die Imhöffin, und sie hat auch keinen Bruder, Schwager oder Vater, der sie zur Messe geleiten könnte. Sie kommt alleine. Manche Leute fragen sich, wie lange das so bleiben wird: Eine reiche Witwe, schön und von angenehmer Wesensart, noch jung genug, um weitere Kinder zu bekommen – nach so einer Partie leckt sich doch jeder die Finger. Aber es gibt auch andere Gerüchte. Gerüchte, die besagen, dass es mit den Geschäften des Tuchhändlers Imhoff zum Schluss gar nicht so gut stand. Eine arme Witwe mit einem kleinen Gör, das zu jung ist, um verheiratet zu werden, und einem nur auf der Tasche liegt, ist natürlich eine ganz andere Angelegenheit. Zwar soll ihr der verstorbene Andreas vor seinem Tod sein gesamtes Hab und Gut überschrieben haben, doch wenn davon nichts mehr vorhanden ist, nützt es niemandem, nicht wahr? Ein Mann will schließlich wissen, wo er steht, und so gibt es niemanden, der sie anspricht, um ihr sein Geleit anzutragen.

Manche Augen richten sich auf den Engländer, der so häufig bei Imhoffs ein- und ausging. So verbunden war er dem Ehepaar, dass er ihnen Geld geliehen haben soll, und nicht nur kleine Summen. Springt Richard Charman der Witwe Imhoff zur Seite, begrüßt er sie zumindest, wie es einem alten Gastfreund gebührt? Das tut er nicht. Stattdessen wendet er sich ab.

Oh, teurer Leser, mir scheint, wir müssen das Schlimmste annehmen. Richard Charman will sein Geld zurückhaben und hält es offenbar nicht für möglich, auf friedliche Weise zu seinem Recht zu kommen. Meister Charman, da seht Ihr, wohin es führt, wenn man sein Vermögen für weltliche Dinge ausgibt. Hättet Ihr die gleiche Summe für den Bau des Doms gespendet, dann hätten wir alle etwas davon gehabt, und unsere Nachkommen noch dazu. Meint Ihr wirklich, dass die schöne Agnes es Euch wiedergeben kann? Immerhin war es ihr Gemahl, der Schulden machte. Wie es bei Euch Engländern zugeht, mag der Himmel wissen, aber hierzulande darf man treue Gattinnen eigentlich nicht für das belangen, was ihre Männer ausgegeben haben. Doch das weiß Helmbert Bellendorf nur zu gut, keiner besser als er, und wenn er trotzdem so siegesgewiss in die Gegend schaut, nun, dann muss es noch andere Umstände geben, die unseren Kölnern noch nicht bekannt sind.

Die Imhöffin grüßt ihre Cousine Gerlin Metzeler und betritt mit ihr den Dom. Ungeachtet des Anlasses kann niemand leugnen, dass es sich bei den beiden um den schönsten Anblick von Köln handelt. Wäre er nicht auf eine Art zu Tode gekommen, die uns allen Rätsel aufgegeben hat, würde ich sagen, dass jeder Mann gerne in den Schuhen des verstorbenen Andreas gesteckt hätte. So eine Wahl zu haben, wer wünschte sich das nicht?

Bis auf Seine erzbischöflichen Gnaden, versteht sich. Bischöfe anderen Ortes mögen es mit ihrem Gelübde nicht so genau nehmen und als Domherren uneheliche Söhne versorgen, zusammen mit ihrer ehelichen Verwandtschaft, doch bei uns in Köln herrschen keine solch lockeren Zustände. Nun, zumindest nicht bei dem derzeitigen Amtsinhaber. Nein, unser Erzbischof ist ein vorbildlicher Kirchenfürst, der jetzt, gestützt von dem jungen Adolf, zur Kanzel schreitet, um mit seiner Predigt zu beginnen.

»Wer ohne Schuld ist«, zitiert er aus dem Johannisevangelium, »der werfe den ersten Stein.«

Nun sind wir in Köln alle gute Katholiken, die des Doktor Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche nicht mit spitzen Fingern anfassen würden, doch Sie, meine geschätzten Leser, dürfen mir ruhig gestehen, dass Ihnen der Satz bekannt vorkommt. Ganz recht, das ist es, was unser Herr Jesus Christus sagte, als ihm die Priester und Schriftgelehrten die Ehebrecherin brachten, die für ihre Sünde mit dem Tod durch Steinigung büßen sollte. Was um alles in der Welt will der Erzbischof ausgerechnet mit dieser Stelle aussagen? Ein Wespennest brummt, summt und braust nicht aufgeregter als die Zuhörer nach dieser Lesung.

Wollen Sie mehr erfahren? Dann blättern Sie weiter, edler Leser, vortreffliche Leserin. Blättern Sie und hören Sie von Korruption und Gerechtigkeit, von Liebe und Ränke, von Macht und dem Kampf um Wahrheit. »Was ist Wahrheit?«, fragte einst Pilatus, und hier in Köln haben wir eine Antwort darauf. So dachten wir jedenfalls …

KAPITEL 1

Oktober 1534

»Du hältst dich für den besten Advokaten der Stadt, Mathis von Homburg«, sagte Elspeth giftig, »aber deine Töchter standesgemäß zu verheiraten, das gelingt dir nicht.« Ah, dachte Mathis, darum ging es mal wieder, und stieß einen gequälten Seufzer aus.

Seine Frau funkelte ihn an, als sie sich ihm gegenüber niederließ. Ihre Leibesfülle, wie immer in ein zu enges Mieder gezwängt, umgab sie fest wie ein Panzer, und ihr üppiger Busen wogte im Takt der Bewegungen.

»Elspeth, nicht am Frühstückstisch, ich bitte dich«, sagte Mathis und warf seinen Töchtern einen hilfesuchenden Blick zu.

Von Gret erntete er ein zaghaftes Lächeln, doch Anna, die Erstgeborene, saß steif neben ihrer Mutter und runzelte die Stirn. Er zuckte mit den Schultern und widmete sich den Scheiben kalter Ochsenbrust auf seinem Teller.

»Wie lange soll Anna noch warten?«, ereiferte sich seine Frau. »Ihre besten Jahre schwinden dahin, während ihr Vater nichts Besseres zu tun hat, als seine Nase in Bücher zu stecken, um Schlitzohren und Halsabschneider vor dem Galgen zu retten.«

Elspeth hatte noch nie Verständnis für seinen Beruf gehabt. Er sah zu, wie sie sich die Butter besonders dick aufs Weißbrot schmierte und Honig darüber träufelte.

»Ich wünschte, du hättest so ein Glück wie die Imhoff«, sagte sie zu Anna. »Die hat einen reichen Mann aus allererster Familie ergattert. Jetzt ist sie Witwe, und das Vermögen gehört ihr.«

Gierig biss sie ins Brot und kaute genüsslich. Eine Honigspur klebte ihr am Kinn. Plötzlich hatte Mathis keinen Hunger mehr und schob den Teller weg.

»Ich muss fort«, sagte er und erhob sich.

»So einen wie den Imhoff solltest du für deine Tochter finden.« Elspeth leckte sich die Finger ab. »Mein Gott, die Kleider, die die Frau trägt. Und wie sie durch die Stadt stolziert, als gehörte ihr halb Köln.«

»Ich bezweifle, dass die Ehe besonders glücklich war«, sagte Mathis kühl, während die Magd ihm in seine knöchellange, pelzverbrämte Schaube half.

»Wie kommst du darauf? War doch ständig ein Kommen und Gehen in ihrem Haus. Die schönsten Feste in ganz Köln. Speise und Trank vom Feinsten. Hast du vergessen, wie oft wir selbst geladen waren?«

»Jemand soll sie verklagt haben«, sagte Gret. »Weißt du davon, Vater?«

Natürlich wusste er. Es war ja schon Stadtgespräch. Die schöne und angesehene Agnes Imhoff wurde vor den Richter gezerrt. Um Betrug sollte es gehen. Und dann noch der seltsame Tod ihres Mannes. Zum Mäulerzerreißen gab es kaum Genüsslicheres.

»Nichts von Bedeutung, mein Schatz.« Von Homburg verabscheute jedes Getratsche, und in den langen Berufsjahren war ihm Verschwiegenheit zur zweiten Natur geworden.

»Hat jemand meine Lesegläser gesehen?« Als er sie nicht auf dem Tisch finden konnte und alle den Kopf schüttelten, erfasste ihn ein Anflug von Panik, denn ohne Lesegläser war das Arbeiten unmöglich geworden.

»Sie waren doch eben noch da.«

»Ihr habt sie am Hals baumeln, Herr«, sagte die Magd.

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