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Eine Frau allein gegen die Götter: „Die Wagenlenkerin“ von Kari Köster-Lösche jetzt als eBook bei dotbooks. Die Götter höchstpersönlich haben den Frauen verboten, Wagen zu lenken – ein Gesetz, an das sich die junge Griechin Alexandra bisher strikt gehalten hat. Doch nun wünscht sie sich nichts sehnlicher, als selbst die Zügel in der Hand zu halten. Mit der Entscheidung, als Wagenlenkerin an den Olympischen Spielen teilzunehmen, nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung: In aller Heimlichkeit trainiert Alexandra ihr Pferde-Gespann für große Turniere und erringt, als Mann verkleidet, zahlreiche Siege. Das bringt bald schon Neider auf ihre Spur, unter ihnen die skrupellosen Priester des Apollon. In einem gefährlichen Netz aus Missgunst, Intrigen und Mord muss Alexandra nicht nur gegen machtgierige Männer kämpfen, sondern sich auch gegen die Götter behaupten. »Für Fans historischer Romane besteht akute Suchtgefahr.« BILD AM SONNTAG »Eine rasant erzählte Frauengeschichte.« STERN Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Die Wagenlenkerin“ von Kari Köster-Lösche. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 654
Über dieses Buch:
Die Götter höchstpersönlich haben den Frauen verboten, Wagen zu lenken – ein Gesetz, an das sich die junge Griechin Alexandra bisher strikt gehalten hat. Doch nun wünscht sie sich nichts sehnlicher, als selbst die Zügel in der Hand zu halten. Mit der Entscheidung, als Wagenlenkerin an den Olympischen Spielen teilzunehmen, nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung: In aller Heimlichkeit trainiert Alexandra ihr Pferde-Gespann für große Turniere und erringt, als Mann verkleidet, zahlreiche Siege. Das bringt bald schon Neider auf ihre Spur, unter ihnen die skrupellosen Priester des Apollon. In einem gefährlichen Netz aus Missgunst, Intrigen und Mord muss Alexandra nicht nur gegen machtgierige Männer kämpfen, sondern sich auch gegen die Götter behaupten.
»Für Fans historischer Romane besteht akute Suchtgefahr.« BILD AM SONNTAG
»Eine rasant erzählte Frauengeschichte.« STERN
Über die Autorin:
Kari Köster-Lösche, 1946 in Lübeck geboren, Tierärztin und Geschichtsexpertin, hat einen Großteil ihrer Jugend im schwedischen Uppsala, dem Zentrum der nordischen Kultur, verbracht. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Nordfriesland.
Ebenfalls bei dotbooks erscheinen folgende Romane:
Die Reeder
Die Heilerin von Alexandria
Der Thorshammer. Band 1 der Wikinger-Saga
Das Drachenboot. Band 2 der Wikinger-Saga
Die Bronzefibel. Band 3 der Wikinger-Saga
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Neuausgabe Juli 2015
Copyright © der Originalausgabe 2000 by Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München/List Verlag
Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Voropaev Vasiliy
ISBN 978-3-95824-223-4
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Kari Köster-Lösche
Die Wagenlenkerin
Roman
dotbooks.
Vielleicht war sie zu beleibt für einen Streitwagen. Oder war es das dumme Gefühl, daß eine Waffe aus Asia für eine griechische Göttin unpassend sei?
Aus Asia kamen aufregende Neuerungen. Allerdings auch unangenehme, zum Beispiel dieser Apollon.
Apollon lachte am lautesten. Der Sonnengott Apollon, ein Gast am olympischen Herdfeuer, an ihrem Herdfeuer, lachte am lautesten.
Die Allmutter rümpfte die Nase. Sie war alt, unbeweglich und sah nicht mehr besonders gut. Aber ihr Gehör war ausgezeichnet. Ihre Ohren sagten ihr, daß der Sonnengott sich auf dem Olymp bereits breiter gemacht hatte, als ihm zustand.
Es blieb ihr nicht verborgen, daß er ihre Kinder durch seine Geschichten köstlich unterhielt; auf der Plattform unter ihr gab es Gelächter, Geschrei und Trinksprüche. Alle mochten Apollon. Nur sie nicht, weder seine Geschichten noch seine Lieder.
Gaia beugte sich vor und spähte aus ihren kurzsichtigen Augen hinunter in die Täler am Olymp und in das flache Land zwischen Meer und Bergen.
Dort war es still. Auffallend still. Seit Apollon im Lande war, krochen die Menschen wie zweibeinige Schnecken umher. Auf den Altären zerrissen sie die eigenen Säuglinge, ließen das Blut ihrer Herdentiere fließen und sagten die Zukunft aus dem Geschlinge des Gedärms voraus.
Freudlos. Immer in Angst. Und die Frauen in Schwarz. Früher waren sie bunter und fröhlicher gewesen. Sie hatten zu Lyra und Flöte gesungen und getanzt. Und zuweilen hatte sich, Gaia, sich von diesen Frauen unterhalten lassen.
Jetzt war es da unten langweilig. Mit einer Ausnahme vielleicht, ebendiese Streitwagen, die die finsteren Männer im Gefolge Apollons mitgebracht hatten. Mit ihnen waren die Fahrer fast so schnell wie ihr Urenkel Hermes.
Gaia rutschte auf ihrem steinernen Thron herum. Er war unbequem, und sie konnte ein wenig Abwechslung wirklich gut gebrauchen, denn die Kinder kamen nur selten freiwillig herauf. »Zeus, mein Junge«, rief sie.
Als erstes fegte ein blendender Blitz den schroffen Abhang hoch, was Gaia auch nicht anders erwartet hatte. Dann schwang Zeus sich selbst nach oben, lachend und übersprudelnd gut gelaunt. »Was ist, Großmutter?«
»Ich habe beschlossen, mich zu amüsieren«, verkündete Gaia. »Ich werde es einmal mit einem Streitwagen versuchen. Aber erst muß ich wissen, ob er für Frauen taugt. Ich werde mir unter den Menschen eine suchen, die es ausprobiert.«
»Ich weiß zwar nicht genau, was du planst, Großmutter, aber es hört sich nach unzulässigem Aufmischen von Menschen an«, sagte Zeus höflich.
»Wenn du es so nennen willst. Mir gleich.« Sie wartete.
»Die Frauen dort unten sind daran gewöhnt, sich in ihren Häusern zu verstecken«, sagte Zeus mit unbehaglicher Miene.
»Erst seit kurzem. Ich finde, sie sollten jetzt wieder herauskommen«, widersprach Gaia. »Jedenfalls brauche ich für meinen Plan einen kleinen Wirbelwind, der ansprechend aussieht und mir zur Hand gehen kann. Hast du so einen? Wenn nicht, sehe ich mich woanders um.«
Zeus zuckte die Schultern und ließ den Blitz um seinen Kopf schwirren, bis ihm etwas einfiel. Er schnalzte mit den Fingern. Neben ihm tauchte ein kleiner Junge mit lockigem Haar auf. Er legte ihm den Arm über die Schultern. »Er eignet sich für das Aufmischen. Pan heißt er.«
»Dieser Knirps?« Gaia ließ Skepsis durchblicken.
Zeus aber klopfte seinem Enkel zärtlich auf die Schulter. »Er muß noch viel lernen. Aber er hat gute Anlagen. Er ist ein Sohn unseres Briefträgers. Hermes' Sohn. Er kann laufen, Botschaften ausrichten und Dinge durcheinanderbringen.«
»Meine nicht! Es reicht, wenn er läuft.« Gaia musterte den kleinen Bengel mit wachsendem Interesse. Er würde sich schon herausmachen. »Also komm her, Pan, und laß dir erklären ...« Mit einem Wink entließ sie Zeus.
Gaia erläuterte Pan, was sie wollte. Er hörte bereitwillig zu. »Und? Siehst du etwas?« fragte sie schließlich.
Pan setzte sich auf den Felsen neben die Allmutter und betrachtete die Welt der Menschen, sorgfältig und genau. Schließlich streckte er den Arm aus und deutete mit einem ziemlich schmutzigen Zeigefinger nach unten. »Dort. Dort ist die Frau, die du suchst, Ururgroßmutter.«
Kapitel 1
Es war der sechste Tag des Monats Thargelion im dritten Jahr der zweihundertzehnten Olympiade. Einer der Tage, an denen die Sonne des Frühlingsmorgens die Haut sanft wärmt und der Wind, der von den Bergen Arkadiens herunterweht, die Nase mit dem frischen Duft von Kiefern und Myrtensträuchern erfreut.
Alexandra seufzte vor Behagen, rückte sich auf den schmalen Latten des Zauns unter ihren Oberschenkeln zurecht und schloß die Augen. In ihrer Nähe hörte sie die gedämpften Geräusche der weidenden Pferde und ihr gelegentliches Schnauben, das wie ein zufriedenes Zwiegespräch über das saftige Gras klang. Die Pferde ihres Vaters genossen den Morgen nicht weniger als sie selbst.
Ein Windstoß erfaßte sie von hinten.
»Stell dir vor«, sagte eine artige Stimme an ihrem Ohr, »dieser Jubel der Zuschauer, wenn der Ölbaumkranz über dein Haar gelegt wird! Dann das Siegesmahl im Prytaneion unter den Augen des römischen Kaisers. Und deine Statue im Heratempel!«
So ein Unsinn, dachte Alexandra. Das Übermaß an Bildung begann ihre Gedanken zu verwirren. So sprach nur ein geschulter Rhetoriklehrer. Vielleicht sollte sie doch gelegentlich an Spinnrad und Webstuhl denken.
»So würde Ururgroßmutter sprechen. Ich aber sage dir: Brüllen werden sie, wenn du im Streitwagen bei den Olympischen Spielen gewinnst, und sie werden die Tribünen vor Begeisterung zertrampeln. Würde dir das gefallen?«
Alexandra schüttelte erstaunt den Kopf. »Wer spricht denn da so rotzfrech?« fragte sie laut.
»Pan! Halbgott. Wenn nicht Ganzgott.«
Alexandra warf den Kopf zurück und lachte. Jemand erlaubte sich einen Scherz, vielleicht die kleinen Jungen des Nachbarn. Aber sie war bereit, mitzuspielen. »Wenn die Götter – die anderen, die großen, meine ich – es nicht verboten hätten, würde ich es tun!«
»Blödsinn!« schob Pan ein.
»Aber«, fuhr Alexandra mit erhöhter Lautstärke fort, »sie haben es nun mal verboten. Es ist deshalb nicht üblich, daß Frauen an Spielen von Männern teilnehmen. Ganz abgesehen davon, daß die Götter sich hüten würden, mich siegen zu lassen. Sie sind auch nur Männer.«
»Frauen mit festem Willen finden einen Weg. Und wie du dich ärgern wirst, wenn du es nie versucht hast! Wenn dein Vater dich erst einmal verheiratet hat, ist es zu spät. Verheiratete Frauen lassen sie ja nicht einmal als Zuschauerinnen zu! Dann ist es ZU SPÄT!«
Es war ein blöder Scherz. Aber endlich war Ruhe. Alexandra schüttelte sich. Den Duft der Pferde in der Nase, begann sie wieder über den neuartigen Kehlriemen nachzudenken.
»Und was heißt, nicht üblich? Hast du noch nie von Juliana aus Kappadozien gehört, die mit dem Viergespann gewann? Und von Severa, die auf dem Fohlen drei Mal siegte?«
Alexandra wurde aufmerksam. Sie hatte sich geirrt. Die Nachbarjungen bekamen keinen Unterricht. Von solchen Dingen konnten sie nichts wissen. »Das sind doch Römerinnen, soviel ich weiß!« wandte sie höflich ein.
»Wo ist der Unterschied zwischen dir und ihnen?«
»Ich habe bessere Pferde.«
»Eben.« Pan kicherte.
Alexandra errötete. Gut, daß ihr Rhetoriklehrer die danebengegangene Diskussion nicht gehört hatte. Dann blickte sie mit gerunzelten Augenbrauen um sich. Sie sah nichts, aber Pans Stimme mischte sich unter das Rauschen der alten Eichen. Irgendwo über den Wipfeln verwehten seine Abschiedsworte. »Wahrscheinlich traust du dich nur nicht.«
»Es ist eine Unverschämtheit, mir Angst zu unterstellen«, schnaubte sie. »Das gestatte ich nicht einmal Ganzgöttern.« Und dann fiel ihr noch etwas Aufregendes ein. »Woher weißt du, daß Nero teilnehmen wird, Pan?« Aber nur noch die Zweige der Eichen bogen sich unter dem Gewicht des hinwegschwebenden göttlichen Bengels.
Der Zauber des Morgens war dahin.
Anscheinend suchte Pan eine junge, unverheiratete Frau, um sie zu den Olympischen Spielen zu schicken. Und sie hatte das Angebot ausgeschlagen. Er würde sich ein anderes junges Mädchen suchen. Jetzt ärgerte sie sich gewaltig.
Ihr Blick fiel auf die Pferde.
Hirten und Schafherden pflegten Angst vor Pan zu haben. Von Pferden war das nicht bekannt. Trotzdem hatten die Pferde aufgehört zu grasen und die Köpfe gehoben. Ihr Lieblingsfuchs Aethon legte die Ohren sogar feindselig nach hinten.
Alexandra betrachtete ihn verwundert. Noch bevor sie sich darüber klar wurde, was es zu bedeuten hatte, zischte etwas an ihr vorüber, und sie spürte einen brennenden Schmerz am Arm.
»Scher dich in die Frauengemächer!« fluchte die heisere Stimme ihres Bruders. »Habe ich dir nicht verboten, dich bei meinen Pferden herumzutreiben?«
Alexandra drehte sich nicht um. Wenn sie keine Angst zeigte, würde er sich noch mehr ärgern. Ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen, rutschte sie langsam von der obersten Latte herunter. Sie biß die Zähne zusammen. Zwischen ihren Fingern, die sie auf die Wunde preßte, tropfte Blut und zog eine lange rötliche Spur über ihren hellen Peplos.
Ihr Bruder schwang sich über den Zaun und bückte sich nach dem Pfeil, der im Gras steckengeblieben war.
»Die Pferde unseres Vaters«, stellte Alexandra richtig, sobald sie ihre Stimme wieder gebrauchen konnte. Sie betrachtete seine gedrungene Gestalt, die ihrer eigenen, zierlichen so unähnlich war, obwohl sie zur selben Zeit von der gleichen Mutter geboren worden waren. Noch ein paar Jahre, und der unverdünnte Wein würde einen massigen Koloß aus ihm machen. Sie gönnte es ihm.
»Das ist ein und dasselbe«, erwiderte Paidikos mit dem albernen Grinsen, mit dem er wie üblich versuchte, ihr seine Überlegenheit zu demonstrieren, und schob den Pfeil in den Lederköcher zurück. Sein Blick biß sich an ihrem Gesicht fest. »Sie sind mein, wenn Vater tot ist.«
»Vater wird diese Pferde überleben. Es sei denn, du planst, auch auf ihn zu schießen.« Alexandra lächelte süffisant und versuchte den Schmerz zu ignorieren.
»Was das betrifft, so ist es natürlich unvernünftig von dir, dich dort herumzutreiben, wo ich jage. Aber wer erwartet schon Verstand bei einer Frau? Du bist genauso dämlich wie Mutter. Sie hätte dich sofort nach deiner Geburt töten lassen sollen!«
Alexandra zuckte zusammen. Warum in aller Welt kamen die Menschen nie auf den Gedanken, von neugeborenen Zwillingen den Jungen zu töten? Sie wäre auf einem sonnendurchglühten Felsen ausgesetzt worden, wenn ihr Vater zu Hause gewesen wäre. Ihr Leben verdankte sie dem Fieber ihrer Mutter, und Paidikos liebte es, sie daran zu erinnern.
»Es würde dir nichts nützen, Vater von deinem Jagdunfall zu erzählen«, fuhr Paidikos fort, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Er würde mir glauben. Nicht dir.«
Nur zu wahr.
Einige Wimpernschläge lang ließen Paidikos’ weit auseinanderstehende Augen sie nicht los. Dann warf er seine rabenschwarze Mähne wie ein ungeduldiger Esel nach hinten und ging auf den Fuchs zu.
Alexandra starrte ihm mürrisch nach. Seine flach ausgestreckte Hand log Aethon etwas vor. Er würde doch nicht so dumm sein, an einen Leckerbissen zu glauben ...
Nein, Aethon legte die Ohren an, drehte sich um und keilte mit der Hinterhand aus. »Ich verkauf dich in die Marmorbrüche zum Steinerücken, du Mähre!« drohte Paidikos, wich den Hufen behende aus und griff nach der hellen Mähne. Aber das Pferd gab einen Laut wie ein Lachen von sich und galoppierte davon.
Wenigstens ihr Pferd gab ihr recht. Paidikos brachte für Pferde nicht besonders viel Verständnis auf. Vergeblich versuchte er, mit dem Hengst Schritt zu halten. Der Bogen behinderte ihn. Als Pferd und Bruder unter den tiefhängenden Eichenzweigen des Hains verschwunden waren, kletterte Alexandra über das Gatter zurück.
Dann machte sie sich auf den Heimweg durch die grüne Landschaft von Elis, die so lieblich war, daß schon die mykenischen Eroberer von Kreta sie besungen hatten. Aber sie beachtete sie nicht. Ihr war schlecht vor Schmerz.
Noch brannte die Sonne nicht auf die Häuser des Landguts herunter, vor allem das Wohnhaus wurde von einer uralten, riesigen Pinie beschattet. Einige Hütten der Arbeiter lagen im Morgenlicht; ein dünnes Rauchfädchen am Küchenhaus bewies, daß jemand auf sein mußte. Hoffentlich, dachte Alexandra. Sie brauchte jetzt Chiron, den Kenner der Heilkräuter. Die Wunde an ihrem Arm brannte und pochte.
Sie fand ihn vor der Koppel, wo die trächtigen Stuten weideten. Mit dem Kinn auf den verschränkten Armen, beobachtete Chiron sie zwischen den obersten beiden Latten hindurch. »Chiron«, sagte sie kläglich.
Der Verwalter des Großgrundbesitzers Melanthios und ältester Sklave des Hofes, fuhr herum. Die Falten in seinem Gesicht vertieften sich. »Du bist blaß«, sagte er besorgt. »Hat Paidikos dir...?«
»Woher weißt du?« fragte Alexandra und nahm ihre Hand vom Arm, um ihm die Wunde zu zeigen. »Er war es, aber er würde es abstreiten.« Zu ihrer Verwunderung schien der alte Mann eher erleichtert, als er behutsam den dünnen Stoff ihres Gewandes beiseite zog und den Riß im Fleisch betrachtete.
»Das sieht dem ungestümen jungen Gebieter ähnlich. Die Götter mögen uns behüten, wenn einmal der alte Herr nicht mehr da ist.« Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, faßte ihren Unterarm und führte sie behutsam an die Hausmauer, wo eine Bank stand. »Nur einen Augenblick, Herrin, ich bin gleich wieder bei dir«, sagte er aufmunternd.
Alexandra lehnte den Kopf an die kühle Steinmauer, die im Schatten des Daches lag, und war zugleich froh darüber, daß die Sonne ihre Knie ein wenig wärmte. Vergeblich versuchte sie ein Zittern zu unterdrücken. Niemand konnte ihren Bruder in Schach halten. Wenn sie ehrlich mit sich selber war, mochte sie ihn nicht besonders. Aber das zählte nicht. Er war ihr Bruder.
Chiron setzte sich neben sie. »Trink das erst einmal«, sagte er und drückte Alexandra einen Becher in die Hand. »Der Trank der Göttin, die uns das Vergessen lehrt. Er nimmt den Schmerz.«
Der verdünnte Wein schmeckte nach Harz und nach ungewohnten Kräutern. Alexandra überließ Chiron ihren Arm und lehnte sich zurück.
Chiron arbeitete schweigend und konzentriert, als ob sie ein Pferd sei, wie die meisten seiner Patienten. »Der Riß ist tief und das Fleisch so ausgefranst, daß du eine Narbe behalten wirst. Es sieht Paidikos ähnlich, solche grausamen Pfeilspitzen zu verwenden«, brummelte er.
Alexandra nickte und sah gleichgültig zu, wie er die Wunde mit dem Saft der Heilpflanze auswusch, ihr eine weingetränkte Leinenbinde um den Arm wickelte und ihn schließlich mit einem großen Tuch an ihrem Oberkörper festband. Sie war froh, daß er es nicht für nötig hielt, das Fleisch zusammenzunähen.
Als Chiron sein Handwerkszeug zusammenpackte, schien Alexandra zu schlafen. Ihre nußbraunen Locken ringelten sich über ihre Stirn und über die schmalen Schläfen, und das Schmerzmittel wischte die Eigenwilligkeit aus ihren Zügen und ließ ihren wachen Verstand zur Ruhe kommen. Übrig blieb eine junge Schönheit, das Ebenbild ihrer verstorbenen Mutter, der er aus dem rauhen Thessalien auf den Peloponnes gefolgt war.
Chiron lächelte sie zärtlich an und rieb sich nachdenklich seine knollige Nase. Alles wiederholte sich im Leben. So wie um Alexandra, hatte er sich schon um ihre Mutter gekümmert, bevor sie den adeligen Gutsbesitzer Melanthios geheiratet hatte.
Seine Treue hatte er von der Herrin auf die Tochter übertragen, und es bekümmerte ihn mehr als den Vater, daß Alexandra jetzt schon vier Olympiaden erlebt hatte und immer noch nicht verheiratet war. Platon, der es sehr mit der spartanischen Sitte der Dorer vom Peloponnes hielt, hätte es gutgeheißen. Aber er war nicht Platon; und wenn er selbst es daran maß, was heutzutage üblich war, gab es nur eine Schlußfolgerung: Ihr Vater vernachlässigte sie.
Jedoch war das nicht das Schlimmste. »Du mußt Paidikos aus dem Wege gehen, Herrin«, flüsterte er. »Eines Tages ...« Er brach ab.
Alexandra strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah ihm in die Augen. »Warum, Chiron? Was befürchtest du?«
Der Verwalter zuckte zusammen und verwünschte seine vorlaute Zunge. Schweigend hob er den Krug mit dem restlichen Heilmittel auf und ging zur Koppel hinüber, wo eine Stute ihm entgegentrabte. Ihr Fohlen stakte neben ihr her.
Chiron war ein sparsamer Mann. Er ließ die letzten Tropfen des Suds über eine Schürfstelle im seidigen Stutenfell laufen. Paidikos ist der Fluch der Familie, dachte er. Wie lange noch? Wie lange noch muß ich Alexandra bewachen? Wann ist sie außer Gefahr?
Kapitel 2
Zielsicher traf Paidikos die empfindlichen Lenden mit den in die Peitsche eingebundenen Bleikugeln. Die Hengste galoppierten mit weiß schäumenden Mäulern unter den Pinien durch; die Räder des Streitwagens schlitterten um eine Hausecke. Neben den Säulen des Vordaches parierte ihr Lenker sie mit harter Hand zum Stehen durch. Er sprang nach hinten ab und warf die Zügel einem kleinen Jungen zu. Dann eilte er ins Haus.
Melanthios wandte sich vom Fenster ab und beugte sich widerwillig über das Schreibpult. Mit gerunzelter Stirn dachte er längst wieder über die Zahlen nach, die er einer halb aufgerollten Buchrolle entnahm, als er die Stimme seines Sohnes in der Halle hörte. Er versuchte sie zu ignorieren. Die Zahlenkolonnen des Handelshauses Melanthios von Elis bestätigten Niederlagen auf der ganzen Linie; ein Schiffbruch vor Messina brachte ihn um seinen Gewinn an sorgfältig ausgesuchten Skulpturen aus dem ganzen Land.
Einen Augenblick starrte er in das Flämmchen seiner Öllampe, bis das Licht ihm in den Augen weh tat. Ganz Griechenland ließ er durch seine Agenten nach Statuen, Skulpturen und Tempelfriesen absuchen; diese römische Modeerscheinung war Gold wert, solange sie anhielt, Nero sei gepriesen. Er wünschte dem Kaiser eine immerwährende Regentschaft.
Mit seinem Großeinkauf von Kupferbarren hatte er hingegen den Markt selbst falsch eingeschätzt, was dem ärgerlichen Verlust noch eine Komponente von persönlicher Schuld hinzufügte. Und alles zur gleichen Zeit. Nahm man es genau, stand er so gefährlich nahe vor dem Ruin wie noch nie.
Melanthios preßte die Lippen aufeinander und ließ die Rolle zusammenschnellen, als sein Sohn mit der für ihn üblichen Lärmentfaltung in das stille Arbeitskabinett einbrach. Sein heller Chiton war grün von Grasflecken, auf der Sandale klebte ein halber Pferdeapfel. Mochten die Götter wissen, wo er sich wieder herumgetrieben hatte. Pferde pflegten immerhin nicht in Streitwagen hineinzuäpfeln. Er war ziemlich nachlässig, sein Sohn, und es war eine mühselige Arbeit, ihm das Benehmen eines Landadeligen beizubringen.
»Deine Tochter ist nicht ausreichend beaufsichtigt«, warf Paidikos seinem Vater hin. »Überall treibt sie sich herum! Was macht sie auf einer Pferdekoppel, wenn sie in der Spinnstube sein sollte?«
Melanthios warf beide Hände in die Höhe und beendete die mißbilligende Inspektion. »Was weiß ich? Es interessiert mich nicht. Ich stehe einem Handelsunternehmen vor, nicht einem Frauentrakt.«
»Eben deshalb wird es Zeit, Schwesterchen loszuwerden«, versetzte Paidikos übel gelaunt. »In ihrem Alter haben andere Frauen schon drei Kinder! Säuglingsgeplärr würde sie wenigstens von den Pferden ablenken. Kauf ihr endlich einen Mann, Vater! Es wird Zeit. Deine Haare werden in letzter Zeit schnell grau.«
Melanthios schleuderte die Rolle ins Regal. »Du mischst dich in Dinge ein, die dich nichts angehen, Paidikos. Noch bin ich nicht tot, und noch bist du nicht der Vormund deiner Schwester.«
Paidikos sah seinen Vater argwöhnisch an.
Melanthios brauchte nicht viel Phantasie, um zu ahnen, welche Gedanken er wälzte. Paidikos machte sich Sorgen, ob er Alexandras Mitgift, die von ihrer Mutter stammte und deshalb ihr persönliches Eigentum war, mit Geschäftskapital aufstocken würde. Mit anderen Worten: von seinem Erbe abzweigen, um ihr eine besonders gute Partie zu verschaffen. Er lächelte milde und streichelte liebevoll das Tonpferdchen, das seinen Platz auf dem Pult hatte. Er selber hätte als Erbsohn nicht anders gedacht.
»Mit wem verhandelst du, Vater?«
»Es gibt«, versetzte Melanthios würdevoll, »gewisse Vorabsprachen. Aber ich werde sie dir nicht auf die Nase binden.«
»Ich werde meine Freunde fragen. Bestimmt ist es einer von den Archonten von Elis«, riet Paidikos grinsend. »Ich kann mir nicht denken, daß du es darunter tust. Das wäre ja dumm, und so dumm bist du, mit Verlaub, Vater, nicht.«
Melanthios atmete tief ein und begann das Pferdchen mit einem Zipfel seines Chitons zu polieren. Es hatte eine Zeit gegeben, zu der er seinen Sohn für solche Worte verprügelt hätte. Aber diese Zeit war vorüber. Paidikos war mit breiten Schultern und einem bemerkenswerten Mangel an Ehrfurcht ausgestattet. Und leider wurde er seine überschüssigen Kräfte nicht einmal auf dem Streitwagen los. »Vier Jahrhunderte alt«, sagte er. »Einfach wunderbare Kunst. Was wir dagegen heute erschaffen ... Na, ja. Hast du deine Pflichtübungen durchgeführt?«
»Ach, woher! Ich habe einfach keine Lust mehr«, antwortete Paidikos sorglos. »Was macht das halbe Jahr schon aus?«
»Unser Stammvater Perseus hat die gymnastischen Übungen für die Jugend bis zum achtzehnten Jahr vorgeschrieben, und er wußte, warum.«
»Ich bin gut genug trainiert.« Paidikos streckte den Arm vor und ballte die Faust. Das Gewand war kurzärmelig, und seine Muskeln spielten unter der Haut wie bei einem Jungbullen von Euböa. »Glaubst du nicht?«
Melanthios verzog angewidert sein Gesicht. »Und die Namen der Steinmetzen? Hast du sie behalten? Kaiser Nero hat große Ehrfurcht vor den Künstlern.«
»Wozu«, murmelte Paidikos und zog sich zur Tür zurück. »Sie liegen doch im Wasser. Du hättest einen zuverlässigeren Schiffsführer nehmen sollen.«
Melanthios beobachtete ihn finster. Vermutlich stand es auch nicht so gut um die Fortschritte seines Sohnes in Rhetorik und Dialektik. Aber er unterließ die Frage, um Paidikos nicht bloßzustellen. Seine Verlegenheit sagte alles.
Als Paidikos' Hand die Wand ertastete, machte er einen großen Schritt, um sich hinter der Tür in Sicherheit zu bringen.
»Paidikos!«
Das Stöhnen hinter der Tür war leise, aber unverschämt. Immerhin steckte Paidikos den Kopf noch einmal in das Arbeitszimmer herein. »Ja, Vater?« sagte er vorsichtig.
Melanthios lächelte boshaft. »Ich werde wieder heiraten. Du bekommst eine Stiefmutter.«
Paidikos starrte seinen Vater ungläubig an. Aber es fehlte ihm an Schlagfertigkeit. Nur seine stumme Wut blieb im Raum schweben, als er die Tür zufallen ließ.
Melanthios spürte sie mit leisem Triumph. Er fühlte sich noch lange nicht so alt, wie Paidikos ihm unterstellen wollte. Zwar hatte er gerade etwas Pech gehabt, aber immerhin gehörte er dem Rat von Elis an und war Schiedsrichter von Olympia. Bald würde er eine junge Frau sein eigen nennen. Und seinen Sohn, der ihn schon lange nicht mehr fürchtete, würde die Aussicht auf einen Rivalen bei der Erbschaft das Fürchten lehren. Das war ein Spaß, der ihn leise glucksen ließ.
Alexandra verbarg sich hinter einer dicken Eiche und trat erst in die Sonne hinaus, als sie ganz sicher war, daß Chiron den Wagen lenkte. Diesen Weg, der sich nach Elis schlängelte, benutzte auch ihr Bruder, wenn er im Hippodrom trainieren, oder, was öfter vorkam, seine Freunde in der Stadt besuchen wollte.
Tatendurstig ließ sie den ledernen Sturzhelm in der Hand baumeln, während der Verwalter behutsam zum Schritt durchparierte und anhielt. Sie brauchte sein unzufriedenes Kopfschütteln gar nicht zu sehen. Er war nie damit einverstanden, daß sie fuhr. »Ich weiß es, Chiron«, sagte sie lachend und stieg neben ihn in den leichten Wagenkasten. »Mach kein so mißmutiges Gesicht, du bringst mich doch nicht davon ab.«
»Und dein Arm, Herrin?« fragte der alte Mann vorwurfsvoll. »Wenn die Wunde durch die Anstrengung wieder aufreißt? Dann muß ich nähen!«
»Nicht nötig! Deine Kräuter sind ganz ausgezeichnet, Chiron, wirklich!«
»Und wenn dich nun jemand erkennt?«
Alexandra schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahrscheinlicher als bisher auch. Man wird mich für Paidikos halten.«
Der alte Knecht grunzte und tupfte mit allen vier Zügeln auf die Pferderücken, um die Hengste zum Trab zu ermuntern. »Wie kannst du so blind sein zu glauben, daß man dich in der Bahn auf ewig mit deinem Bruder verwechseln wird? Ihr seid unterschiedlich wie Tag und Nacht, trotz Sturzhelm und Wagenlenkergewand.«
Alexandra antwortete nicht. Sie ließ sich den Fahrtwind um die Nase wehen; er war herrlich morgenfrisch und noch ein wenig feucht. Ihre Frisur hatte sie gelöst, und die Haare flogen ihr um den Kopf, ein Vergnügen, das sie sich nur fernab der väterlichen Besitzungen auf dem Streitwagen erlauben durfte.
Nichts von dem, was ihr Freude bereitete, schickte sich. Aber sie weigerte sich, von all den Menschen auf dem Hof, die wußten, was sich gehörte und was sich nicht gehörte, Befehle entgegenzunehmen. Allenfalls Ratschläge, die aber nur von Chiron und Melissa, die den Haushalt führte. Die Mutter fehlte ihr.
Aber statt einer Mutter hatte sie ja neuerdings ihren persönlichen Begleiter Pan. Er kam eindeutig, um sie zu ärgern. Sie verzog verärgert die Lippen, als er sich schon wieder in ihre Gedanken einschlich wie ein Dieb in ein verschlossenes Haus.
»Du fährst auch besser als er.«
»Paidikos fährt sogar das Viergespann, ich nur eine Biga«, sagte Alexandra laut.
»Was meinst du?« fragte Chiron und wandte ihr fragend sein Gesicht zu. »Willst du jetzt etwa auch das Viergespann deines Bruders ...?«
»Nein, nein, natürlich nicht. Es ist mir nur so rausgerutscht.«
»Wenn dir etwas herausrutscht, ist es meistens Zeit, zu den Waffen zu greifen«, sagte Chiron laut, um gegen den Fahrtwind anzureden.
»Wirklich nicht, Chiron«, sagte Alexandra nachdrücklich und versuchte ihn ein wenig abzulenken. »Glaubst du, daß jemals Frauen bei den Olympischen Spielen Streitwagen fahren werden?«
»Willst du dich jetzt sogar mit den Göttern anlegen? Ich bitte dich, sei nicht so respektlos, Herrin ...«
»Du hast heute schlechte Laune«, sagte Alexandra vorwurfsvoll. »Ich kann sagen, was ich will...«
»Du machst mir angst. Die Götter könnten dich allein für solche Erwägungen strafen ...« Chiron starrte verbissen über die Felder, auf denen der junge Flachs in die Höhe schoß. Dabei schüttelte er schon wieder nachdrücklich seinen Kopf, und Alexandra war sicher, daß er heute gar nicht mehr damit aufhören würde.
Sie hatte sich nämlich gerade entschlossen, festzustellen, ob die Hengste gut genug für einen Wettbewerb waren. Nur mal angenommen es fände sich jemand, der mit ihnen ein Wagenrennen bestreiten wollte. Wie sie sich wohl unter Konkurrenten schlagen würden, die für panhellenische Spiele gemeldet wurden?
Das Hippodrom lag glücklicherweise an ihrem Wege, und sie mußten nicht erst durch die Stadt fahren. In Elis ging es zuweilen lebhaft zu wegen der vielen Fremden, die vom Ruf der Stadt als Austragungsort der Ausscheidungswettkämpfe für Olympia angelockt wurden; aber sie war klein und die Familie Melanthios zu bekannt, um Alexandras Anonymität zu gewährleisten.
Die ovale Bahn war leer, als sie durch das Tor einfuhren. Nur ein Raubvogel, der im Sand saß, entschloß sich, mit seiner Beute abzuheben, und als das Fauchen seiner Schwingen verklungen war, war es totenstill.
Chiron hielt in der Mitte der Bahn. Während er das Geschirr der Hengste, die Speichen und die Radnaben überprüfte, wanderte Alexandra in gewohnter Weise mit ihm um das Gespann herum. Nach der Inspektion setzte sie den Helm auf, sprang auf den Wagen und rollte an.
Alexandra fuhr von Runde zu Runde schneller. In ihren Händen spürte sie jede kleinste Reaktion der Pferde, unter den Sandalen jedes Steinchen und im Gesicht den scharfen Wind. Sie genoß die wilde Fahrt aus tiefstem Herzen.
Bei der sechsten Runde stand Chiron in den Staubfahnen vor ihr und ruderte mit den Armen, um sie zum Halten zu bringen. »Bei den Göttern des Geschwindigkeitsrausches, halt an, Alexandra«, flehte er inbrünstig.
Sie lachte und wich ihm aus. Schon die angehobene Fahrpeitsche reichte aus, um das Tempo noch ein wenig zu steigern.
Erst nach der zwölften Runde hielt Alexandra an. Wie berauscht sprang sie ab. Es war großartig gewesen. Chiron kam humpelnd herbeigerannt. Seine Knollennase glühte vor Wut.
Die Hengste zitterten in den Flanken und waren schwarz vor Schweiß. Aber ihre Ohren spielten und richteten sich aufmerksam gegen Chiron, und sie fingen sofort an, in den Falten seines Gewands nach Leckerbissen zu schnobern.
»Sie waren schnell wie der Wind«, lobte Alexandra. Sie durfte Chiron erst gar nicht zu Wort kommen lassen, dann würde er sich von selbst beruhigen. »Und erschöpft sind sie auch nicht.«
»Nicht wahr?« Chirons Verärgerung schmolz weg und ging in Stolz über, während er mit der Handkante die weißen Schaumflocken aus dem Fell der beiden Pferde strich.
Er war der Leithengst. Manchmal half er Fohlen auf die Welt, sofern die Stute seine Hilfe wollte, und immer konnte er voraussagen, ob sie für den Wagen oder zum Reiten oder nur zum Verkauf taugten. Er hatte vorausgesagt, daß diese beiden die besten ihres Jahrgangs werden würden. »Dein Verdienst«, sagte Alexandra.
Chiron nickte und machte ein Gesicht wie ein Berglöwe, der schnurren will.
Alexandra sah ihn zufrieden an. Sie konnte ihn um den Finger wickeln. »Erzählst du mir nachher eine Geschichte aus Thessalien?« fragte sie einschmeichelnd. »Vorher möchte ich nur noch ein bißchen mit den beiden arbeiten ...«
Aber natürlich ließ er sich so leicht nicht übertölpeln. Chiron holte Luft, um ihr gehörig den Kopf zurechtzurücken. Sein Schimpfen blieb Alexandra nur erspart, weil er durch das Rattern von Rädern unterbrochen wurde. Ein gelb bemalter Wagenkorb, gezogen von zwei Rappen mit wehenden Schweifen und Mähnen, schwenkte in die Rennbahn ein.
»Schick!« sagte Alexandra anzüglich. »Sieht aus wie eine Raupe auf Reisen. Wem gehört der denn?«
»Ich finde, der Lenker ähnelt dummerweise Psamenias von Elis«, flüsterte Chiron mit bissiger Miene.
Oh, ihr Götter, dachte Alexandra und schlüpfte hinter ihre eigenen Pferde, während sie sich mit zitternden Händen den Helm wieder auf den Kopf stülpte und die Haare darunterstopfte. Schenkt ihm auf der Stelle einen Sieg über Adler und bärtige Pane und laßt ihn zur Siegerehrung auf den Olymp entschwinden, dachte sie inbrünstig.
Aber zu ihrem Pech beabsichtigte der Neuankömmling keineswegs, sofort zu gewinnen, sondern hielt auf ihr Gespann zu und parierte daneben durch.
»Der Brand von Melanthios, wie ich sehe«, sagte die Stimme eines alten Mannes, während Alexandra auf dem Boden hockte, an den Riemen ihrer Sandalen nestelte und sich bemühte, möglichst unsichtbar zu sein. »Paidikos will sich also nicht mehr für das Rennen der Quadrigen melden.«
»Doch, Herr, das will er«, antwortete Chiron ehrerbietig. »Ich selber übe mit unserem Nachwuchs jedoch lieber im Zweigespann.«
Der Sand knirschte. Schwarz behaarte Schienbeine in hochgeschnürten Sandalen erschienen in Alexandras Blickfeld und blieben direkt vor ihr stehen. Sie starrte die gekrümmten gelben Zehennägel mit angehaltenem Atem an.
»Seltsames Üben, bei dem der Zuschauer den Helm trägt. Hast du dir einen jungen Liebhaber genommen, Chiron, der vor deinem Ungestüm geschützt werden muß?«
Chiron stöhnte kaum hörbar, und Alexandra litt mit ihm, weil sie wußte, wie sehr er die altdorischen Sitten verabscheute. Sie schoß in die Höhe und riß sich den Helm vom Kopf.
Plötzlich erfaßte sie, daß alles viel schlimmer war, als sie anfangs gedacht hatte. »Charaxos!« murmelte sie und spürte, wie ihr Gesicht vor Zorn und Verlegenheit dunkelrot anlief. Psamenias hatte seinen Vater mitgebracht. Einer der Mächtigen der Stadt, steinreicher Besitzer zahlreicher Flachsspinnereien. »Chiron hat deine Ironie nicht verdient, ehrwürdiger Charaxos. Solltest du deinen Hohn unbedingt loswerden müssen, schütte ihn über deinen Sohn aus.«
Psamenias, dick wie eine Meerbarbe, lümmelte im Wagen herum. Zwischen seinen fleischigen Lippen wippte ein Grashalm, und selbst Alexandras anzügliche Bemerkung wischte nicht das dümmliche Grinsen aus seinem Gesicht. Ihn hatte sie noch nie leiden können, genausowenig wie seine jüngere Schwester, die strohdumme und hochnäsige Philotis. Die ganze Familie war zum Davonlaufen.
Das war das einzige, was sie nicht konnte.
»Wieso?« schnarrte Charaxos und widerstand mit Mühe der Versuchung, sich umzudrehen. Er umschloß seinen altmodischen dorischen Spitzbart mit der Hand und zog die schwarzen Haare glatt, während er mit überheblicher Miene auf ihre Antwort wartete. In seinem Gesicht spiegelte sich die Unverschämtheit, die sie begangen hatte, indem sie ihn zu attackieren wagte.
Alexandra zeigte schadenfroh auf ein Rad. »Er hätte euch leicht zu Tode bringen können. Sieh dir bloß mal die Speichen an.«
Psamenias hängte sich so schnell über die Kante des Wagens, daß der ganze Kasten schaukelte. Die drahtige Mauleselmähne auf seinem Kopf berührte schon die Sandbahn, bevor es ihm gelang, sich an der Kante festzuhalten und sich zurück in den Wagen plumpsen zu lassen.
Alexandra war mit ihrem Erfolg zufrieden. Vater und Sohn machten sich lächerlich.
»Ich hatte dir gesagt, daß das Rattern unnormal klingt«, zischte der Alte.
Der Jüngling winkte mit einer lässigen Geste ab. »Der Wagen ist in Ordnung! Der Stellmacher hat geschworen, daß er so gut wie neu ist! Die Götter mögen mir beistehen, damit ich nicht in Versuchung gerate, auf Ratschläge von Weibern zu hören! Und deine Ohren sind nicht mehr die besten, Vater.«
Der Archon schob den Unterkiefer vor und maß Alexandra mit seinen vorstehenden Augen vom Kopf bis zu den Füßen. Er war wütend.
Alexandra war vorsichtig genug, um ihn nicht weiter zu reizen. Womöglich maß er dieser kleinen Auseinandersetzung genug Gewicht bei, um zu ihrem Vater zu eilen und sich zu beschweren. Aber sie stemmte die Arme in die Seiten und starrte zurück. Es ging ihn nichts an, was sie tat, und er hatte kein Recht, Chiron herunterzuputzen.
»Wenn du schon zu meiner Verwandtschaft gehörtest, Weib ...«, sagte Charaxos mit unüberhörbarem Drohen.
In ihm klangen alle Strafen an, die sich schon die alten Dichter für selbstbewußte, eigenständige Frauen ausgedacht hatten, die nichts anderes taten als die Männer ihrer Zeit, also hier und da ein wenig Morden, Blenden oder Fremdgehen. Und was hieß das schon? Alexandra hätte Charaxos gerne erzählt, daß früher auch alte unnütze Männer um ihr Leben gezittert hatten.
»Es wird ja nicht mehr lange dauern«, fügte der Archon mit mißmutig gespitzten Lippen hinzu, »obwohl es mir nicht gefällt, ein Weib wie dich in der Familie zu haben!«
Alexandras Nackenhaare sträubten sich wie bei einem wütenden Hund, und ihre aufreizende Miene verlor sich. Sie blieb mit offenem Mund stehen.
Kapitel 3
Psamenias begann seine erste Runde, während Alexandras Sandalen auf der Sandbahn wie festgeklebt schienen. Erst als ein mitleidiger Blick von Chiron sie traf, kam wieder Leben in sie.
Er hatte es auch verstanden. Es konnte nur bedeuten, daß sie diesen gräßlichen Jüngling heiraten sollte, dem sie so gleichgültig war wie Schweinefutter im Trog. Seine Pferde behandelte er nicht besser; schon in der ersten Kurve schlug er auf sie ein.
Charaxos drehte sich im Kreis, um den Wagen seines Sohnes im Auge zu behalten. Da er mager wie eine getrocknete Makrele war, warf er kaum Schatten. Nur das Nicken seines Kopfes zeichnete sich im Sand ab. Er schien sehr zufrieden.
»Er hat keine Ahnung vom Fahren«, murmelte Alexandra.
»Genausowenig wie sein Sohn. Er wird sich verletzen, wenn er bei dem Tempo aus dem Wagenkasten fliegt, aber meine Hilfe bekommt er nicht. Steig ein, Alexandra«, forderte Chiron sie auf. »Laß uns fahren.«
»Ja. Zu meinem Vater«, ergänzte Alexandra in schwärzester Stimmung und stellte sich neben Chiron. Ohne dem gräßlichen Kerl, der mit Gebrüll über den Sand preschte, noch einen Blick zu schenken, verließen sie die Rennbahn. »Wenigstens meine bevorstehende Hochzeit hätte er mir mitteilen können, wenn er auch sonst kaum mit mir spricht. Zum Hades mit der ganzen gräßlichen Sippe von Charaxos! Wahrscheinlich wird diese Philotis den ganzen Tag in meinen Gemächern herumhängen und mich mit ihrem Geschwätz anöden.«
»Vielleicht wird es nicht so schlimm«, sagte Chiron beschwichtigend.
»Es wird noch viel schlimmer. Ich kenne sie. Wirst du mit mir in das Haus von Charaxos kommen, Chiron?«
Er schüttelte unglücklich den Kopf. »Dein Vater wird mich nicht freigeben. Die Pferdezucht ist ein verläßlicher Teil seines Geschäftes.«
»Für den Krieg«, schnaubte Alexandra. »Kaiser Nero führt kaum Kriege, was ich nicht besonders schlimm finden kann. Die Römer brauchen die Pferde meines Vaters nicht.«
»Vielleicht nicht, vielleicht doch«, sagte Chiron. »Es heißt, daß die Judäer sehr unruhig sind.«
»Aber ich brauche dich mehr als Nero, Chiron! Und Sokrates und Platon! Mit Philotis müßte ich am Ende noch über die Klauen ihres Vaters diskutieren. Ich hatte sie einen einzigen endlosen Nachmittag ganz allein am Hals. Sie schwatzte so lange über ägyptische Gesichtsschminke, daß ich eindöste, und nachdem sie mich wachgerüttelt hatte, war sie erst bei ihren Fingernägeln angelangt. Sie war wütend wie eine Hornisse. Bis zum Einbruch der Dunkelheit erreichten wir die Enthaarungssalbe für ihre Waden. Es gibt gar keinen Zweifel, daß sie beim nächsten Zusammentreffen mit mir über ihre Zehen zu diskutieren wünscht. Erst über ihre – dann über seine, womöglich ...
Chiron lachte, daß es ihn schüttelte. Die Hengste fielen in einen gemächlichen Trott. »Vergiß nicht, du wirst als Frau dieses Archontensprößlings in der Stadt wohnen. Du mußt dich nicht ständig mit Philotis abgeben. Verwende deine Mitgift für etwas Sinnvolles: Stifte einen Aquädukt, oder eine Palästra. Nur sei schlau genug, dein Vermögen nicht ohne schriftlichen Vertrag an die Archonten auszuliefern! Und verlange ein staatliches Amt für das Geld! Es soll so etwas schon in verschiedenen Städten geben, habe ich gehört.«
Alexandra klammerte sich fest, weil das Wagenrad in eine ausgefahrene Spur geriet und der Wagen umzuschlagen drohte. Als Chiron ihn wieder im Griff hatte, lachte sie leise. »Glaubst du, sie würden es zulassen? Und wie kommt es, daß du mir nicht zehn Kinder aufzuschwatzen versuchst?«
»Es gibt Frauen, für die sind römische Sitten besser als hellenische«, sagte Chiron beunruhigt. »Ich weiß, daß du dich in den Frauengemächern eingesperrt fühlst. Du schlägst deiner Tante nach.«
Alexandra spielte ihren letzten Trumpf aus. »Meiner geheimnisvollen Tante Baukis! Hat es mit ihr zu tun, daß du mich bewachst wie eine Henne die Küken? Und wie willst du mich bewachen, wenn du nicht bei mir bist?«
»Wenn du erst verheiratet bist, ist es nicht mehr nötig, den Göttern sei Dank!« antwortete Chiron inbrünstig. »Dabei fällt mir ein: Hast du die Abhandlung von Mago über die Behandlung der Fesseln und Hufe gelesen?«
»Ja«, sagte Alexandra. Wieder einmal hatte er auffällig hastig das Thema gewechselt. Über Baukis lag ein Tabu, und da sie in diesem Augenblick in den väterlichen Hof einfuhren, war die Gelegenheit vorbei, ihm ein weiteres kleines Bröckchen zu entlocken. Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Ich wünschte, er hätte sich auch über andere Fesseln ausgelassen. Ich wette, für mich hält die Ehe die eisernen bereit. Keine Pferde mehr, keine Streitwagen ...«
Chiron wollte wie üblich den Weg zu den Stallungen einschlagen, aber Alexandra zeigte auf das Wohnhaus. »Wenn mein Vater mich auf diese Weise loswerden will, soll er ruhig sehen, wie ich mit dem Streitwagen vorfahre. Damit er sich gleich darauf einrichtet, daß ich nicht als friedliche Tochter komme.«
Chiron nickte verblüfft und hielt vor den Säulen an.
Alexandra stürmte ins Haus. Hinter sich hörte sie gerade noch, daß Chiron die Pferde zu den Ställen zockeln ließ. Auch deren Hufschlag hörte sich bekümmert an.
Alexandra schlug den Arm des persönlichen Sklaven ihres Vaters beiseite, als er sie daran hindern wollte, die Räume des Hausherrn zu betreten.
Das Arbeitszimmer war leer, die Öllampen waren gelöscht und die Buchrollen zusammengerollt und in Regalen verwahrt. Sie bekam Angst, daß er plötzlich auf Reisen gegangen sei, wie so oft, aber dann hörte sie aus dem Schlafzimmer ihres Vaters Gelächter. Sein tiefes Lachen und dazwischen die helle Stimme einer Frau.
Hetären waren oft bei ihrem Vater zu Gast. Besser, als wenn er sich wieder verheiratet hätte und sie unter der strengen Aufsicht einer fremden Hausfrau hätte leben müssen. Hetären waren unwichtig. Es machte Alexandra gar nichts aus, diese gekaufte Zweisamkeit zu stören.
Unter den furchtsamen Augen des Sklaven, der ihr zögernd gefolgt war, stieß sie die Tür auf, um auf den ersten Blick festzustellen, daß zwar die Frau nackt war, ihr Vater aber nicht.
Alexandra hob sich gegen die Helligkeit des Innenhofes ab. Dem Vater entfiel der Weinpokal. »Bist du von allen Göttern verlassen?« schrie er und tat einen Schritt nach vorne, wo er in der Weinlache ausrutschte. Der restliche Tadel blieb ihm unartikuliert in der Kehle stecken.
Recht geschieht dir, dachte sie aufgebracht und ergriff die Gelegenheit beim Schopf. »Der Archon Charaxos hat mir zu verstehen gegeben, daß es eine Verbindung unserer beider Familien geben wird. Warum hast du mir nichts davon gesagt, Vater? Müßte ich nicht die erste sein, die es erfährt?«
Ihr Vater stieß den silbernen Pokal mit den nackten Zehen beiseite und zog sich am Bett hoch. Er sah nicht gut aus. Er hatte in letzter Zeit Fett angesetzt; und unter seinen Augen lagen tiefe bläuliche Tränensäcke. Anscheinend hatte er Sorgen.
»Warum?« fragte Melanthios schneidend. »Habe ich dich je um Rat gefragt? Glaubst du, ich werde dich je fragen?«
Seine Antwort kam ihr seltsam vor. »In den wenigen Wochen bis zur Hochzeit? Sicher nicht, das bilde ich mir nicht ein«, sagte sie weniger forsch.
Die Augenbrauen ihres Vaters schossen in die Höhe, während er sie schlecht gelaunt betrachtete. »Und danach? Trägst du dich mit Fluchtgedanken? Glaube nur nicht, daß mein Bruder dir helfen würde! Er würde dich wie ein verschnürtes Opferferkel bei mir abliefern. Und an Baukis solltest du gar nicht erst denken!«
Alexandra schüttelte verständnislos den Kopf.
»Ich habe mich zu wenig um dich gekümmert, Paidikos hat recht. Dein Verstand ist der einer Sechsjährigen«, sagte Melanthios unwirsch. Er richtete seinen beringten Daumen auf seine Brust und stieß mehrmals auf das gefältelte Leinen hinunter. »Ich werde«, sagte er betont langsam, »heiraten. Die Tochter des Archonten Charaxos von Elis. Philotis heißt sie, glaube ich.«
»Du wirst heiraten?« stieß Alexandra ungläubig aus und sank auf den nächsten Scherenhocker. Ihr Blick wanderte von ihrem Vater zu der üppigen Hetäre auf der Liege. Deren blasse Haut ringelte sich um ihren Bauch wie die Wurstpelle beim Stopfen, und unterhalb der Ringe schimmerte dunkel das rasierte Schamdreieck.
»Aber ich habe dich doch immer zufriedengestellt, Gebieter«, murmelte sie beleidigt und warf sich auf die Seite, daß die Spanngurte knarrten.
Alexandra starrte stumm auf das weiße Hinterteil, das breit war wie das einer thrakischen Stute. Chiron würde sie als untauglich für die Zucht von Rennpferden verkauft haben.
Innerhalb einer einzigen Stunde war ihre Zukunft schwarz wie eine Nacht im Hades geworden. Jede Ehefrau würde eine erwachsene Stieftochter so schnell wie möglich aus dem Haus werfen.
Kapitel 4
Die Vorbereitungen für die Hochzeitsfeierlichkeiten wurden in den nächsten Tagen mit Nachdruck begonnen. Die Frauen schlugen die Wandteppiche aus und putzten die Öllampen gründlicher als sonst, und in der Küche drängten sich außer der Köchin Jannina die Helferinnen. Unaufhörlich lieferte der kleine Esel Holz an, und der Backofen vor dem Küchenhaus wurde überhaupt nicht mehr kalt.
Alexandra ärgerte sich immer noch, daß ihr Vater sie so lange im unklaren gelassen hatte, und verzog sich häufig zu den Pferden, auch wenn die Sonne vom Himmel brannte und sie wie eine Sklavin schwitzen ließ.
Paidikos grinste, wenn er ihr begegnete, als sei alles ein für ihn inszenierter Spaß. »Psamenias ist noch frei und ledig ...«
»Gaia sei Dank«, sagte Alexandra, »und was mich betrifft, werde ich diesen Zustand auch nicht ändern.«
»Du magst ihn nicht«, stellte Paidikos erfreut fest. »Und er liebt die Weiber nicht. Es wäre wirklich ein Spaß, euch miteinander zu verheiraten. Vor allem, weil der alte Charaxos so scharf sein soll. Je jünger die Frauen sind, desto besser. Es ist ja auch gleichgültig, von wem die Sprößlinge stammen, solange es nur in der Familie bleibt. Findest du nicht?«
»Du hast völlig recht«, antwortete Alexandra kühl. »Allerdings würde es Psamenias wohl nicht behagen, sein väterliches Erbteil mit seinem eigenen Sohn teilen zu müssen. Er wird schon aufpassen. Dabei fällt mir ein: Erbteil teilen. Philotis möchte ganz sicher einen eigenen Sohn haben, und Vater wird es ihr nicht abschlagen.« Sie lauschte hingerissen. Sie meinte, ihn mit den Zähnen knirschen zu hören, bevor er sich wieder fing.
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