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In "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" präsentiert Rainer Maria Rilke eine tiefgründige Erzählung, die die existenziellen Themen von Liebe, Tod und dem Streben nach Sinn in einem kraftvollen, poetischen Stil miteinander verknüpft. In Form von Erzählprosa und lyrischen Elementen schildert Rilke das Schicksal des jungen Soldaten Christoph Rilke, der sich auf eine Reise sowohl durch die äußere Welt als auch in sein inneres Ich begibt. Durch kunstvolle Bilder und eine eindringliche Sprache gelingt es Rilke, die seelischen Konflikte und die Zerbrechlichkeit der menschlichen Erfahrung so zu fassen, dass sie zeitlos und universell wirken. Rainer Maria Rilke, geboren 1875 in Prag, gilt als einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur. Sein literarisches Schaffen war stark von seinen persönlichen Erfahrungen, wie etwa der Auseinandersetzung mit der Kunst, der Religion und den Fragen des Lebens und des Todes geprägt. Diese Themen finden in "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" eine besondere Resonanz, die sowohl autobiographische Züge als auch universelle philosophische Fragestellungen vereint. Dieses Buch ist für Leser zu empfehlen, die sich für die tiefere Bedeutung von Liebe und Verlust interessieren und einen Zugang zu Rilkes einzigartiger Schreibweise suchen. Es bietet nicht nur einen Einblick in die Seele eines Künstlers, sondern regt auch dazu an, über die eigene Existenz nachzudenken. Ein unvergessliches Leseerlebnis für alle, die die menschliche Erfahrung in ihrer kompletten Komplexität nachvollziehen möchten.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
»... den 24. November 1663 wurde Otto von Rilke / auf Langenau / Gränitz und Ziegra / zu Linda mit seines in Ungarn gefallenen Bruders Christoph hinterlassenem Anteile am Gute Linda beliehen; doch mußte er einen Revers ausstellen / nach welchem die Lehensreichung null und nichtig sein sollte / im Falle sein Bruder Christoph (der nach beigebrachtem Totenschein als Cornet in der Kompagnie des Freiherrn von Pirovano des kaiserl. österr. Heysterschen Regiments zu Roß .... verstorben war) zurückkehrt ...«
Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag.
Reiten, reiten, reiten.
Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß. Es gibt keine Berge mehr, kaum einen Baum. Nichts wagt aufzustehen. Fremde Hütten hocken durstig an versumpften Brunnen. Nirgends ein Turm. Und immer das gleiche Bild. Man hat zwei Augen zuviel. Nur in der Nacht manchmal glaubt man den Weg zu kennen. Vielleicht kehren wir nächtens immer wieder das Stück zurück, das wir in der fremden Sonne mühsam gewonnen haben? Es kann sein. Die Sonne ist schwer, wie bei uns tief im Sommer. Aber wir haben im Sommer Abschied genommen. Die Kleider der Frauen leuchteten lang aus dem Grün. Und nun reiten wir lang. Es muß also Herbst sein. Wenigstens dort, wo traurige Frauen von uns wissen.
Der von Langenau rückt im Sattel und sagt: »Herr Marquis ...«
Sein Nachbar, der kleine feine Franzose, hat erst drei Tage lang gesprochen und gelacht. Jetzt weiß er nichts mehr. Er ist wie ein Kind, das schlafen möchte. Staub bleibt auf seinem feinen weißen Spitzenkragen liegen; er merkt es nicht. Er wird langsam welk in seinem samtenen Sattel.
Aber der von Langenau lächelt und sagt: »Ihr habt seltsame Augen, Herr Marquis. Gewiß seht Ihr Eurer Mutter ähnlich –«
Da blüht der Kleine noch einmal auf und stäubt seinen Kragen ab und ist wie neu.
Jemand erzählt von seiner Mutter. Ein Deutscher offenbar. Laut und langsam setzt er seine Worte. Wie ein Mädchen, das Blumen bindet, nachdenklich Blume um Blume probt und noch nicht weiß, was aus dem Ganzen wird –: so fügt er seine Worte. Zu Lust? Zu Leide? Alle lauschen. Sogar das Spucken hört auf. Denn es sind lauter Herren, die wissen, was sich gehört. Und wer das Deutsche nicht kann in dem Haufen, der versteht es auf einmal, fühlt einzelne Worte: »Abends« ... »Klein war ...«