Die weiße Orchidee - Paul Rosenhayn - E-Book

Die weiße Orchidee E-Book

Paul Rosenhayn

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Beschreibung

Der Band versammelt sieben Kriminalerzählungen um Paul Rosenhayns berühmten Detektiv Joe Jenkins. "Der Teilhaber", "Die Dose Ludwigs XV.", "Der Mann am Fenster", "Eine Filmaufnahme", "Der Paladin", "Die Kassenrevision" und "Die weiße Orchidee". In der Titelerzählung "Die weiße Orchidee" fallen im D-Zug von Berlin nach Hamburg plötzlich zwei Schüsse; ein Mann zieht die Notbremse und flüchtet aus dem Zug. Doch der Mann ist niemand anderes als der berühmte Detektiv Joe Jenkins, der einem geheimnisvollen Rätsel auf der Spur ist, bei dem rote Rosen und vor allem eben besagte weiße Orchidee eine ganz besondere Rolle spielen … Noch heute gilt das Urteil der damaligen zeitgenössischen Presse über Rosenhayn und seinen Detektiv: "Was er seinen nach Deutschland verschlagenen Amerikaner Joe Jenkins alles ermitteln, aufklären und ans Licht des Tages bringen läßt, und wie er es versteht, die verwickelsten Geheimnisse eines Verbrechens folgerichtig zu entwirren, das fesselt von der ersten bis zur letzten Zeile und gewährt auch dem verwöhnteren Leser einen eigenartigen Genuß." Paul Rosenhayn (1877–1929) war ein deutscher Schriftsteller und Drehbuchautor. Am 11. Dezember 1877 in Hamburg als Sohn eines Handelskapitäns geboren, wuchs Rosenhayn zunächst in England auf, wo er auch zur Schule ging, bis er auf ein deutsches Gymnasium wechselte. Er studierte zunächst einige Semester Jura, entschied sich dann jedoch für eine journalistische Laufbahn. Er reiste ausgiebig durch Europa und Amerika, lebte mehrere Jahre in Indien und schrieb während dieser Zeit für verschiedene englische und deutsche Zeitungen. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs ließ er sich in Deutschland nieder und begann, Kriminalgeschichten zu verfassen. Sich vage am Vorbild Sherlock Holmes orientierend, schuf er den ähnlich scharfsinnigen, aber wesentlich tatkräftigeren Detektiv Joe Jenkins. Rosenhayns zweites Standbein wurde die aufstrebende Filmindustrie. Er schrieb insgesamt etwa 40 verfilmte Drehbücher, wobei er den Krimi bevorzugte. Dank seiner Zweisprachigkeit konnte Rosenhayn seine Werke auch im Ausland anbieten. Der Weg über den Atlantik und eine Zukunft in Hollywood schienen nahe, als Paul Rosenhayn am 11. September 1929 im Alter von nur 52 Jahren in Berlin starb. In den Jahren der Nazidiktatur geriet Rosenhayns allzu kosmopolitisches Werk in Vergessenheit. Erst jetzt wird das Werk dieses vielseitigen, engagierten und fruchtbaren Autors, der viele Jahre zu den Größen der deutschen Unterhaltungsliteratur und des Unterhaltungsfilm gehörte, im E-Book-Format wiederentdeckt.

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Paul Rosenhayn

Die weiße Orchidee

Sieben AbenteuerdesJoe Jenkins

Elftes bis zwanzigstes Tausend

Saga

Die weiße Orchidee

© 1916 Paul Rosenhayn

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711592533

1. Ebook-Auflage, 2017

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

Erstes Abenteuer:

Der Teilhaber

(Frankfurt am Main)

Die Lampen der Auffahrt zu der weissen Villa in der Kaiserallee erloschen auf einen Schlag, nachdem das letzte der Automobile seine Insassen abgesetzt hatte und eiligst wieder davongeknattert war.

Die schimmernden Lichter, die durch die seidenverhängten hohen Fenster drangen, zitterten in den nebelfeuchten Vorfrühlingsabend hinaus. Durch die weiten, lichten Räume zogen schwere süsse Düfte exotischer Blumen.

Die Frau des Bankiers, die mit Anmut und Takt die Rolle der Gastgeberin versah, wandte sich mit strahlendem Lächeln an den hochgewachsenen Herrn, den sie seit seiner Ankunft mit ihrer ganz besonderen Aufmerksamkeit ausgezeichnet hatte. „Maëstro Murandotti schickt sich an, den Flügel zu öffnen, Mr. Jenkins“, begann sie leise. Ihr Gast verbeugte sich leicht. „Ich kenne diesen genialen Pianisten von seinem Auftreten in Boston“ erwiderte er, indem er einen schnellen Blick zu dem Künstler hinüberwarf. „Keiner spielt Beethoven mit einer solchen Empfindung wie er!“

In mächtig aufschäumenden Akkorden fluteten die ersten Takte der Mondscheinsonate aus dem ungeheuren Steinway. Die Majestät dieser Klänge schien allmählich zu einem leisen Flüstern zu ersterben, das zärtlich und weich durch die Räume schwebte, wie ein kosender Sommerwind, der nachts durch blühende Linden streicht.

Der Detektiv liess seine grauen kühlen Augen hinüberschweifen zu dem Spielenden. Seltsam, wie ihn diese Musik immer wieder ergriff! Diese fremdartigen und traurigen Töne, die wie Mondlicht auf ihn niederrieselten, versetzten sein Blut immer von neuem in eine eigentümlich zitternde Wallung, über die sich sein scharfer Verstand vergebens Rechenschaft zu geben versuchte ... Er wandte sich geräuschlos und ging mit leisen Schritten quer durch den Palmenhain.

Dort drüben, hinter der alabasternen Artemis, winkte ein stilles Plätzchen. Durch das dunkle Grün der Palmen schimmerten weisse Korbsessel. Jenkins liess sich behaglich nieder und stützte sinnend den Kopf in die Hand. Wie aus weiter Ferne brandeten die Töne in diesen stillen Winkel herüber.

Auf einmal hatte er das deutliche Gefühl, dass ihn jemand anblicke. Er öffnete die Augen und wandte langsam den Kopf. Dort drüben, neben der kleinen Fontäne, starrten ihn aus einem bleichen Mädchengesicht zwei grosse Augen an. Jenkins warf einen prüfenden Blick aus seinen halbgeschlossenen Lidern auf die Erscheinung. Die junge Dame mochte im Anfang der Zwanziger stehen; das schöne, bleiche Gesicht war von braunem Haar umwellt. Das Antlitz trug den ganzen Schmelz der Jugend; aber hier, zwischen den Brauen, grub sich eine senkrechte Falte tief und schneidend ein, die diesem halb kindlichen Gesicht einen seltsam auffälligen Zug gab.

In dem Augenblick, da Jenkins seine Blicke auf sie richtete, verschleierten sich ihre Augen hinter den langen Wimpern und senkten sich langsam zu Boden. Scheinbar interesselos wandte der Detektiv den Kopf zur Seite und schaute gleichgültig über die blühenden Rhododendren — um im nächsten Moment das Gesicht blitzschnell wieder herumzudrehen. Wieder waren diese dunklen, brennenden Augen voll und wie fragend auf ihn gerichtet. Die Dame stand auf und setzte zögernd den Fuss auf den Kiesweg, der quer durch den Wintergarten lief und auf seine Bank zuführte. Im nächsten Augenblick stockte sie wieder und blieb stehen. Jenkins stand auf und ging ihr entgegen.

Einen Schritt vor der Dame blieb er stehen und blickte sie mit leichtem und höflichem Lächeln an. „Gnädiges Fräulein ... wollen Sie mich sprechen?“

In die Wangen der Dame stieg ein dunkles Rot. „Ja ... Mr. Jenkins ... Sie haben es erraten ... ich möchte Sie sprechen ... nein, ich muss Sie sprechen ... ja ... ich will es Ihnen gestehen ... ich bin nur in dieser Gesellschaft, um Ihnen zu begegnen und Sie zu sprechen.“ Er machte eine leichte Verbeugung. „Ich stehe Ihnen zur Verfügung. Wollen wir uns in jene Ecke setzen?“ Sie nickte.

„Wir werden dort ganz ungestört sein.“

Aus dem fernen Musikzimmer drang tosendes Beifallklatschen. Stühle scharrten, gedämpftes Frauenlachen schlug herüber, dann trat wieder Stille ein, und die kosenden Klänge eines Chopinschen Walzers schmeichelten durch die Räume. Joe Jenkins lehnte sich ein wenig in dem tiefen Korbsessel zurück und fragte, indem er einen kurzen Blick über ihr Gesicht gleiten liess: „Sie sind Frankfurterin, gnädiges Fräulein? ...“

Sie wandte sich überrascht zu ihm herum. „In der Tat, Mr. Jenkins.“ — „Ihr Akzent sagte es mir.“ — „Ich bin aus Frankfurt am Main und wohne erst seit zwei Wochen in Berlin.“ — „Ich vermute,“ der Detektiv blickte aufmerksam auf das Teppichmuster zu seinen Füssen, „Ihre Übersiedlung nach Berlin hängt mit dem Fall zusammen, über den Sie mich zu befragen wünschen.“ — „Ja, Mr. Jenkins,“ sie nickte bestürzt, „und die Dinge, die ich erlebt habe, sind so rätselhaft, dass ich vermute, sie werden selbst Ihnen, Mr. Jenkins, interessant und ungewöhnlich erscheinen.“ Der Detektiv sah sie ermunternd an und machte eine leichte Bewegung mit der Hand.

„Ich lebe“, begann sie zögernd, „seit einer Reihe von Jahren mit meinem Stiefvater zusammen. Meine beiden Eltern sind früh gestorben; meine Mutter war die zweite Frau Papas. Mein Stiefvater, Dr. Leutholdt, war früher einer der angesehensten Rechtsanwälte und Notare einer kleinen Stadt in der Nähe von Frankfurt. Vor einigen Jahren hat er sich ganz von seinen Geschäften zurückgezogen und lebt nur noch seinen humanitären Bestrebungen, und aus unserer kleinen Villa in der Liebigstrasse laufen Fäden, die uns mit vielen grossen Wohltätigkeitsinstituten der ganzen Welt verknüpfen — diesen Verbindungen verdanke ich auch die Einladung in dieses Haus; der Bankier Kellermann ist ebenso vermögend wie mildtätig.

Auch mir ist, das darf ich wohl sagen, der Sinn für Wohltaten an armen Mitgeschöpfen angeboren — und mich verbindet überdies eine tiefe Sympathie mit meinem gleichgesinnten Vater. Wir leben in angenehmen, wenn auch nicht gerade reichlichen Verhältnissen; auch ich habe ein kleines Vermögen, das mir meine Mutter hinterlassen hat. Ich verkehre in der besten Gesellschaft des Frankfurter Westends; allmählich indessen konnte mich das Drohnenleben, das uns jungen Damen der Gesellschaft geradezu vorgeschrieben ist, nicht mehr befriedigen. Es war mein Vater, der mich zuerst auf die Zwecklosigkeit meines Lebens aufmerksam machte, und ich erkannte bald, wie recht er hatte. Ja, ich sehnte mich nach wirklicher, schaffender Tätigkeit — nach Arbeit.

Eines Tages nun lasen wir in der ‚Frankfurter Zeitung‘ ein Inserat. Darin wurde für ein kleines Exportgeschäft der elektrotechnischen Branche in der Mainzer Landstrasse eine tüchtige junge Dame gesucht, die den Chef, der häufig auf Geschäftsreisen war, möglichst bald ganz zu vertreten hatte.“

„Wer las dieses Inserat?“ fragte Joe Jenkins. „Sie oder Ihr Herr Vater?“

„Mein Vater.“ Die Antwort klang ziemlich verwundert. „Mein Vater brachte mir die Zeitung mit nach Hause. Nun ... ich bewarb mich um den Posten, der auch noch dazu mit einem guten Gehalt dotiert sein sollte, und nach drei Tagen erhielt ich die Aufforderung, mich vorzustellen. In Begleitung meines Vaters fuhr ich nach der Mainzer Landstrasse. Ich muss gestehen, das Herz klopfte mir, als ich das grosse Kontorhaus betrat. Der Inhaber war ein liebenswürdiger jüngerer Herr mit verbindlichen Manieren, der mir gleich gut gefiel. Aber — auch ich schien ihm zu gefallen, und nach einer Viertelstunde war ich angestellt. Acht Tage später trat ich ein.

Meine Tätigkeit war nicht schwer. Aber sie gab mir das Gefühl, in der Welt zu etwas nütze zu sein. Ich darf es wohl sagen, ich habe meinen Posten mit Eifer und Liebe ausgefüllt und mich schnell eingearbeitet. Wenn Herr Berthold Wiese, so hiess der Inhaber, verreist war, so konnte ich ihn bald zu seiner vollen Zufriedenheit vertreten. Die liebenswürdigen Karten, die er mir von seinen Reisen schrieb, und die Blumen, die er mir mitbrachte wenn er zurückkehrte, bewiesen mir seine Anerkennung. Zwischen uns beiden entwickelte sich allmählich eine tiefgehende Sympathie; ich glaubte bald aus seinen Worten, seinen Blicken und seinen Gebärden herauszufühlen, dass er mich liebte, und auch mir gefiel der hübsche und gewandte Mann, der fast ganz Europa bereist hatte, von Tag zu Tag mehr. Und als er mich eines Tages fragte, ob ich seine Frau werden wolle, da sagte ich mit Freuden Ja.

Selig fuhr ich an diesem Mittag nach Hause. Aber — je mehr ich mich der Liebigstrasse näherte, desto grösser wurde meine Furcht, desto lauter meine Zweifel. Was würde mein Vater dazu sagen! Ich brachte das Geständnis, das mir auf den Lippen schwebte, nicht heraus. Erst am Abend, als ich mit meinem Vater nach dem Abendessen am Kamin sass, da fasste ich mir ein Herz und berichtete meinem Vater stockend und schüchtern, dass mir Herr Berthold Wiese einen Heiratsantrag gemacht habe, und dass ich mich als seine Verlobte betrachte.

Zu meinem freudigen Erstaunen hatte mein Vater nichts gegen diesen Bund einzuwenden. Er erklärte mir, dass ich in dieser rein persönlichen Angelegenheit einzig und allein meinem Herzen folgen solle, und dass ihm mein Verlobter als Schwiegersohn willkommen sei. Am nächsten Sonntag machte mein Bräutigam seinen Antrittsbesuch, und wir verlebten einen entzückenden Abend.

Nun folgte eine sonnige, glückliche Zeit. Mein Leben verlief zwischen zwei Menschen, die mich liebten, zwischen zwei edlen und geistig hochstehenden Männern. Bis eines Tages das Unheil kam. Plötzlich — über Nacht.

Mein Verlobter war auf einer seiner Geschäftsreisen. Eines Abends, kurz vor Geschäftsschluss — ich wollte eben die Lampen ausschalten —, bekam ich einen Besuch. Einen unheimlichen Besuch. Ein alter Mann mit eisgrauem Bart, die gebückte Gestalt auf einen Stock gestützt, trat mit schleppenden Schritten ein. Um den Hals hatte er einen dicken wollenen Schal geschlungen, und er sprach mit einer heiseren Stimme, wie ein Kranker. Der unstete Blick seiner Augen wich unaufhörlich dem meinen aus und war meist zu Boden gerichtet.

‚Ist Herr Wiese zu sprechen?‘ Seine Stimme klang drohend und unheilkündend.

Ich vermutete einen Kunden. ‚Nein, mein Herr,‘ entgegnete ich höflich, indem ich den Widerwillen gewaltsam bezwang, den mir dieser Mensch einflösste, ‚aber — ich bin seine Vertreterin, und Sie können von mir ebensogut bedient werden.‘

Er lachte höhnisch. ‚Das möchte ich sehr bezweifeln,‘ war seine hämische Entgegnung. ‚Wann kommt Herr Wiese zurück?‘

‚Morgen, glaube ich.‘

‚Gut, sagen Sie Herrn Wiese, Herr Pieter Molenbroek wäre hier gewesen.‘

Und damit schlürfte er hinaus. In der Tür drehte er sich nochmals um. ‚Morgen abend zwischen sechs und sieben komme ich wieder!‘

Am nächsten Morgen kam mein Verlobter von der Reise. Ich berichtete ihm von dem seltsamen Besuch, und es schien mir, als ob er sich verfärbte. ‚Herr Molenbroek?‘ wiederholte er mit schwerer Stimme, und ich hatte das Gefühl, als ob er zittere. Schon um fünf Uhr nachmittags verliess mein Bräutigam das Bureau, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit. „Ich habe noch einen Ausgang.“ Sonst pflegte er mir Rechenschaft über jeden Weg zu geben, den er machte ...

Punkt halb sieben, wie angekündigt, trat Pieter Molenbroek ein. ‚Ist Herr Wiese jetzt zu Hause?‘ fragte er mit seiner heiseren Stimme.

Ich wurde fast verlegen. ‚Nein,‘ sagte ich zögernd, ‚Herr Wiese musste einen wichtigen Geschäftsgang machen.‘

‚So ... so ...‘ meckerte der Alte. ‚So ungefähr hab’ ich’s mir gedacht. Aber — sagen Sie Herrn Wiese ...‘ und damit hob er drohend seinen Krückstock, ;das wird ihm nicht viel nützen. Er wird mir nicht entgehen ... hören Sie? Mir nicht! Wenn er morgen um diese Zeit nicht hier ist ... dann soll er Pieter Molenbroek kennen lernen ... Pieter Molenbroek aus Amsterdam!‘ Und damit warf er dröhnend die Tür hinter sich zu.

Am anderen Tage erzählte ich meinem Verlobten von dem Besuch. Er hörte mich schweigend an, gab kein Wort der Erklärung. Vergeblich wartete ich auf irgendeine Aussprache ... er war doch sonst offen gewesen gegen mich ... er schwieg. Und am Nachmittag kam er überhaupt nicht ins Bureau.

Um sieben Uhr erschien der Alte. In der Tür blieb er stehen. ‚Er ist natürlich wieder nicht da?‘ begann er kreischend. ‚Nein, Herr Molenbroek ... er ist nicht ins Geschäft gekommen.‘ Der Alte richtete sich zornbebend auf und schlug mit seinem Krückstock in sinnloser Wut auf das Zahlbrett an der Barriere. ‚Glaubt dieser Schuft, er wird mir entgehen? Sagen Sie Herrn Wiese, Pieter Molenbroek liesse mit sich nicht spassen!

Haben Sie mich verstanden? Sagen Sie Herrn Wiese, der Mann wäre hier gewesen, dessen Frau er ... sagen Sie ihm, ich würde ihn niederschlagen, wo ich ihn träfe ... ihn totschlagen ... hören Sie?‘ Damit tappte er fluchend hinaus. Ich sah, dass er unten in ein Automobil stieg.

Was hatte das zu bedeuten? Was meinte der Alte mit dieser Anspielung auf seine Frau? ... Und während ich traurig heimging, drängte sich mir allmählich das Gefühl auf, dass über meinem Verlobten etwas Unausgesprochenes schwebe ... etwas Dunkles ... vielleicht ein Verbrechen ...

Als ich am anderen Morgen ins Geschäft kam, war mein Verlobter nicht da.

Auch im Laufe des ganzen Vormittags erschien er nicht. Halbtot langte ich diesen Abend zu Hause an. Mein Vater kam mir besorgt entgegen und sah mich erwartungsvoll an. ‚Nichts‘, mehr konnte ich nicht sagen. Mein Vater eilte in meines Bräutigams Wohnung; er hatte in einem Pensionat der Beethovenstrasse zwei Zimmer inne. Nach zwei Stunden kehrte er heim, mit gesenktem Kopf. Seit gestern abend war Berthold Wiese nicht ins Pensionat zurückgekehrt.

Als ich am anderen Morgen um neun Uhr mit klopfendem Herzen und zitternden Knieen in das Geschäft kam, entdecke ich auf meiner Schreibmappe einen Brief, der seine Schriftzüge trägt. Ich reisse ihn auf und lese — hier ist der Brief, Mr. Jenkins — bitte lesen Sie ihn selbst.“

Der Detektiv nahm den Brief und entfaltete ihn. Er lautete:

„Geliebte!

Das Spiel ist aus. Pieter Molenbroek hat sich gerächt. Ja — ich will Dir alles gestehen.

Es mag jetzt vier Jahre her sein, da habe ich in jugendlicher Unbedachtsamkeit den Lockungen einer Circe nicht widerstanden. Ich hatte einen stillen Teilhaber in meinem Geschäft in Amsterdam — eben Herrn Pieter Molenbroek — und ich verkehrte in seinem Hause. Zwischen mir und der jungen schönen Frau des alternden Mannes entspann sich rasch ein unerlaubtes Verhältnis. Eines Tages — ich weiss nicht wie — kam der betrogene Gatte dahinter, und es gab eine Katastrophe. Er hat seine Frau hinausgejagt, und ich — ich bin geflohen.

Während ich diesen Brief schreibe, sitze ich mit Herrn Molenbroek im Wartesaal des Hauptbahnhofs.

Noch weiss ich nicht, was Molenbroek über mich beschlossen hat. Was mich noch besonders drückt, das ist dieses: nicht nur moralisch bin ich der Schuldner dieses Mannes; nein, er, mein früherer stiller Teilhaber, ist auch materiell mein Gläubiger. Darum habe ich in diesem Augenblick mit ihm einen Pakt geschlossen: ich habe mein gesamtes Hab und Gut und mein Geschäft in aller Form an ihn abgetreten.

An einem der nächsten Tage also wird Herr Molenbroek offiziell von dem Geschäft Besitz ergreifen. Ich reise noch diese Nacht ab. Und wenn Du diesen Brief erhältst, bin ich wohl hoffentlich schon im Auslande. Sobald es irgend möglich ist, hörst Du von mir.

Dein Berthold.“

Joe Jenkins nickte gedankenvoll, faltete den Brief zusammen und gab ihn der Dame zurück. „Was geschah weiter?“

„Lange überlegte ich, ob ich in diesem Geschäft bleiben sollte. Aber ich hatte das Gefühl, es meinem Verlobten schuldig zu sein, auf dem Posten auszuharren.“

„Und Herr Molenbroek kam?“

„Am übernächsten Tage hielt er seinen Einzug. Er lüftete nur leicht den Hut und sagte mit seiner heiseren Stimme: ‚Sie wissen wohl, dass ich jetzt hier der Herr bin.‘ Dann ging er in sein Privatkontor hinüber.

Schon um sieben Uhr ging er wieder. Kurz vorher redete er mich an, immer in seiner verletzenden hoffärtigen Manier, den Kopf zur Seite gewandt, die Augen hinter seiner blauen Brille auf irgendeinen Gegenstand im Zimmer gerichtet.

‚Sie werden jeden Morgen meine Wünsche auf einem Zettel vorfinden,‘ sagte er kalt. ‚Ich habe nicht die Gewohnheit, mich mit meinen Leuten zu unterhalten.‘

Seit diesem ersten Tage habe ich Herrn Molenbroek kaum mehr gesehen. Ich hörte ihn jeden Tag durch die Separattür, die vom Flur in sein Arbeitszimmer führt, kommen und gehen. Und pünktlich lag jeden Morgen ein Zettel auf meinem Pult, mit seinen Anweisungen für diesen Tag, die in lakonischer, fast verächtlicher Kürze gehalten waren.“

„Einen Augenblick,“ unterbrach Joe Jenkins die Sprechende. „Waren diese Zettel mit der Feder oder mit der Schreibmaschine geschrieben?“ — „Mit der Schreibmaschine.“

„Was wurde aus Ihrem Verlobten? Hörten Sie wieder von ihm?“

„Nein. Von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde habe ich gewartet — auf einen Brief, auf eine Karte, auf ein Lebenszeichen — nichts. Was ein solches Warten auf etwas, was nie eintrifft, für ein Menschenherz bedeutet, das wissen Sie vielleicht, Mr. Jenkins. Ich sann und grübelte Tag und Nacht über das Unglück nach, das ihn, das mich betroffen hatte. Und mit jedem Tage wurden mir alle diese Dinge rätselhafter und unheimlicher. Und immer unheimlicher und abstossender und verdächtiger wurde mir dieser Pieter Molenbroek, den ich täglich hörte und nie sah. Allmählich drängte sich mir die Überzeugung auf: dieser Mann weiss etwas, was er nicht sagt. Er war zuletzt mit Berthold Wiese zusammen; er weiss, wo sich Berthold Wiese aufhält ... und eines Nachts wurde es mir mit einem Schlage klar: Berthold Wiese ist ermordet worden ... Und Pieter Molenbroek ist sein Mörder! Mein Vater sah, wie ich mich härmte und grämte. Und eines Tages rief er mich in sein Zimmer.

‚Kind,‘ sagte er, ‚so geht das nicht weiter. Du musst heraus aus diesen Verhältnissen, aus dieser Luft — sonst verlierst du mir den Verstand. Du sollst reisen.‘ So seltsam es klingt, Mr. Jenkins — ich bin nicht gern fortgegangen. Mit einer fast abergläubischen Zärtlichkeit hing ich an dieser Stadt, an diesen Strassen, die mein ganzes Glück und mein ganzes Unglück gesehen hatten. Da las ich zufällig, dass Sie sich in Berlin aufhielten, Mr. Jenkins. Und als ich dies gelesen hatte, da war mein Entschluss gefasst: ich nahm das Anerbieten meines Vaters an und ging nach Berlin in der Hoffnung, ja in der Gewissheit, Ihnen zu begegnen und Sie um Ihren Rat zu fragen.“

Der Detektiv stützte gedankenvoll den Kopf in die Rechte und sah eine Weile stumm zu Boden. Endlich hob er langsam seinen Blick zu der jungen Dame empor. „Haben Sie mir,“ seine Stimme klang ernst und nachdenklich, „haben Sie mir alles gesagt, was geschehen ist? Alles, bis aufs letzte?“

„Alles, Mr. Jenkins.“

„Besitzen Sie ein Bild Ihres Verlobten?“

„Ja.“

„Ich möchte es haben.“

Sie zog aus einem Medaillon ein Miniaturbildnis, das einen hübschen jungen Herrn mit kühnen und scharfen Zügen darstellte.

„Ich brauche auch den Abschiedsbrief.“

Sie übergab ihm zögernd und wehmütig Bild und Brief, und er sagte lächelnd: „Sie erhalten beides in einigen Tagen wieder ... Und nun eine Frage: wann fahren Sie nach Frankfurt zurück?“

„Wann Sie es für erforderlich halten, Mr. Jenkins.“

„Wir haben heute Montag. Ich bitte Sie also, am Freitag abend in Frankfurt zu sein und mich in der Zeit zwischen sieben und acht Uhr abends im Hotel Georgia telephonisch anzurufen ... Und nun wollen wir uns trennen. Denn ich glaube, man wird schon auf unsere Unterhaltung aufmerksam.“

In der Bar des Georgiahotels, an der Westseite des Frankfurter Hauptbahnhofs, klangen die Gläser. Über diesem kleinen Raum lag der undefinierbare Hauch der grossen Welt. Ein kosmopolitisches Gewirr zahlloser Sprachen übte seinen Zauber; durch den bläulichen Zigarettendampf schimmerten weisse Schultern, girrte leises Frauenlachen. In einem der Klubsessel an der Peripherie des Raumes sass ein Herr in mittleren Jahren, dessen energisches glattrasiertes Gesicht mit dem breiten Kinn den Amerikaner verriet. Die kühlen grauen Augen beobachteten eine Weile interessiert das bunte Treiben.

Die Drehtür rauschte. Der alte Herr, der zögernd eintrat, sah sich suchend um. Er ging langsam an den Tischreihen entlang und nahm endlich in einem Klubsessel Platz, der neben dem des Amerikaners stand.

„Mr. Jenkins?“

„Was wünschen Sie von mir?“ fragte der Amerikaner kurz.

Der andere schwieg einen Augenblick. Dann hob er langsam den Kopf, und indem er dem Amerikaner in die Augen blickte, sagte er leise: „Mein Name ist Dr. Leutholdt.“

Über die Züge des Detektivs ging ein leichtes Lächeln. „Der Vater meiner jungen Klientin?“ fragte er nickend. „Ja ... Mr. Jenkins. Der Vater ... der gekommen ist, eine Bitte an Sie zu richten.“ — „Und die wäre?“ — „Ich weiss, Mr. Jenkins, warum Sie nach Frankfurt gekommen sind. Und ich möchte Sie nur um das eine bitten: lassen Sie diese Angelegenheit ruhen ... fahren Sie zurück nach Berlin ... gleich morgen früh ... glauben Sie mir, es ist zu unser aller Besten. Vor allem zum Besten meiner armen Tochter.“

Der Detektiv wandte seinen Sessel herum und sah dem alten Herrn voll ins Gesicht. „Und warum glauben Sie das, Herr Leutholdt?“ fragte er langsam.

Dr. Leutholdt sah einen Augenblick vor sich nieder: „Mr. Jenkins,“ begann er leise, „diese Geschichte hat meine Tochter schon an den Rand einer Nervenkrisis gebracht. Deshalb habe ich sie gerade nach Berlin geschickt, damit das veränderte Milieu, die veränderte Luft ihr wohltun und sie auf neue Gedanken bringen sollten. Wühlen Sie jetzt den ganzen traurigen Fall wieder auf, Detail für Detail, so ist, wie mir unser Hausarzt versichert, das Schlimmste zu befürchten. Zumal ich der Überzeugung bin: je mehr wir in diese Sache eindringen, desto erschütterndere und hässlichere Dinge werden zutage treten. Darum meine ich, wir breiten ein für allemal den Schleier des Vergessens über diese Dinge.“

Mr. Jenkins hatte stumm zugehört, ohne seine Meinung durch die geringste Geste kundzugeben. „Sie irren sich, Mr. Leutholdt,“ begann er lächelnd, „wenn Sie glauben, dass es nur die Angelegenheit Ihrer Fräulein Tochter ist, die mich nach Frankfurt geführt hat. Ich habe auch sonst Geschäfte hier. Ich werde mich also zunächst mit anderen Dingen befassen. Immerhin ... man kann nicht wissen ... auf alle Fälle werden Sie noch von mir hören.“ Und indem er sich erhob, wandte er sich an Dr. Leutholdt: „Sie entschuldigen, wenn ich mich zurückziehe — aber ich bin wirklich ein wenig müde. Gute Nacht.“ Und mit schnellen Schritten ging er durch die kleine Tür, die zur Hotelhalle führte. — — —

In den Industriepalästen der Mainzer Landstrasse hämmerte das geschäftige Leben des Werktags. Joe Jenkins, der das Auto an der Ecke der Speyerer Strasse verlassen hatte, trat auf das grosse Geschäftshaus zu und studierte die zahlreichen Zinktafeln, die in geätzten Buchstaben die Namen der Firmen angaben. Hier stand:

Berthold Wiese Nachfolger,

Technisches Bureau

auf der kleinen Plakette. Der Detektiv betrat den Paternoster und fuhr in den dritten Stock hinauf.

Der schrille Ton der Glocke gellte durch die Räume. Nichts rührte sich drinnen.

Joe Jenkins klingelte zum zweitenmal. Irgendwo knarrte eine Tür. Dann näherten sich schlürfende Schritte. Nach einer Pause öffnete sich plötzlich die Tür ein Stückchen. „Was wünschen Sie?“ fragte eine heisere Stimme. „Ich bin Ingenieur,“ antwortete Jenkins, „und ich beabsichtige, für eine amerikanische Firma einige Elektrizitätszähler zu kaufen.“

Die Tür ging auf, und ein alter Mann mit grauem Bart, um den Hals ein grosses Tuch, auf der Nase eine ungeheure blaue Brille, musterte misstrauisch den Ankömmling. „Hier gibt’s nur gegen bar“, sagte er schroff, indem er den Amerikaner höhnisch anzwinkerte. Joe Jenkins lächelte. „Seien Sie unbesorgt — ich zahle Kasse.“

„Dort ist das Musterlager“, knurrte der Alte, indem er mit schleppenden Schritten voranging. Joe Jenkins folgte schnell.

Die Wände des mittelgrossen Zimmers waren fast bis zur Decke mit Strommessapparaten aller Grössen und verschiedener Systeme behängt. „Hier ist ein Katalog.“

Joe Jenkins blätterte in dem umfangreichen Buch und liess sich mehrere der Zähler zeigen und erklären. Dann fragte er, indem er wieder in den Katalog blickte: „Führen Sie auch Hochspannungszähler für Drehstromnetze?“

Der Alte nickte lächelnd. „Natürlich ... die Drehstromapparate habe ich dort in einem kleinen Separatzimmer.“ — „Kann ich einen solchen im Betrieb sehen?“

„Einen Augenblick. Ich werde die Transformatoren in Betrieb setzen.“ Er öffnete die Tür zu einem kleinen Nebengelass und humpelte hinein. Joe Jenkins warf einen schnellen Blick auf die halb offen stehende Tür und einen zweiten auf die Schreibmaschine, die in der Nähe der Barriere auf einem kleinen Tischchen stand. Blitzschnell zog er eine kleine Nagelschere und beugte sich über die Maschine. Ein knirschender Laut — und der Detektiv trat ans Fenster, um gleichmütig auf die Strasse hinunterzublicken.

Als Joe Jenkins eine halbe Stunde später mit dem Alten aus dem Demonstrationsraum heraustrat, zog er sein Notizbuch. „Ich nehme den Hochspannungszähler,“ sagte er. „Hier nehmen Sie eine kleine Anzahlung von hundert Mark. Mein Spediteur wird die Maschine gegen Erlegung des Restes von Ihnen abholen. Haben Sie die Güte, mir den Empfang zu bestätigen.“

Der Alte nickte. Er nahm einen Briefbogen aus dem Formularschrank und legte ihn unter die Walze der Maschine. Dann setzte er sich auf den kleinen Hocker und drückte die Tasten ...

Verwundert beugte er sich über die Klaviatur. „Merkwürdig,“ brummte er, „das Farbband ist gerissen ... ich werde ein neues holen lassen ... warten Sie ein paar Minuten!“

Mr. Joe Jenkins sah auf die Uhr. „Es tut mir leid,“ sagte er geschäftig, „aber so lange kann ich nicht warten. Schreiben Sie die paar Zeilen ruhig mit der Feder!“

Der Alte warf einen schnellen forschenden Blick auf den Amerikaner, dann setzte er sich an den Schreibtisch und schrieb die Quittung.

Langsam ging Joe Jenkins die Treppe hinunter, während auf seinem Gesicht allmählich ein nachdenkliches Lächeln erschien. Dann trat er in den frischen Morgen hinaus und bestieg das Auto, das ratternd auf ihn wartete.

„Fahren Sie mich zur Obervormundschaftsbehörde!“

Das grosse Frühlings-Tennistournier in Homburg vor der Höhe, das die Sportsaison des jungen Jahres einleitete, neigte sich dem Ende zu. Auf den untersten Sitzen der Tribüne, ganz nahe den Spielenden, sassen Dr. Leutholdt und Helene, seine Stieftochter. Sie war im Anfang apathisch, fast widerwillig dem Hin und Her des Spiels gefolgt; aber jetzt, da der Endspurt begann, sass sie mit geröteten Wangen und mit blitzenden Augen da. In diesem Augenblick setzte ein orkanartiger Jubel ein. Das war der Beifall, der dem jungen Sieger, dem Amerikaner O’Harra Curree, galt.

„Nun ... was sagen Sie zu meinem Landsmann?“

Es war eine wohlbekannte ruhige, ein wenig fremdklingende Stimme, die diese Worte gesprochen hatte. Die beiden wandten sich um. Hinter ihnen stand Joe Jenkins.

„Sie interessieren sich für Tennis, Mr. Jenkins?“ fragte Dr. Leutholdt.

„Natürlich ... als Amerikaner interessiere ich mich für jeden Sport. Zufällig las ich den Namen meines Studienfreundes O’Harra Curree, und da wollte ich nicht verfehlen ... zumal ich morgen nach Berlin zurückfahre.“

„Ah!“ Dr. Leutholdts Gesicht hellte sich auf. „Ihre Geschäfte sind beendet, Mr. Jenkins?“

Der Detektiv lächelte. „So ziemlich, und wenn es Ihnen recht ist, meine Herrschaften, so würde ich mich freuen, wenn Sie an einem kleinen Souper teilnehmen wollten, das im Georgiahotel auf mich wartet. Der Zug geht in fünfundzwanzig Minuten.“

„Was meinst du, Helene?“

Sie warf einen forschenden Blick in das unbewegliche Gesicht des Amerikaners. Einen Augenblick schien es ihr, als ob etwas in seinen Augen aufblitzte. Dann neigte sie den Kopf.

„Also, angenommen, Mr. Jenkins.“ — — —

Der Zug ratterte durch das Taunustal. Joe Jenkins liess seine Augen bewundernd auf der lieblichen Landschaft ruhen, die an den Fenstern vorüberglitt. Die beiden betrachteten ihn nachdenklich.

Nach einer Weile brach Dr. Leutholdt das Schweigen. „Da Sie morgen nach Berlin zurückfahren, Mr. Jenkins, so muss ich annehmen, dass Sie Ihre Bemühungen in unserer Sache eingestellt haben.“