Die Werte-Strategie - Wouter Droppers - E-Book

Die Werte-Strategie E-Book

Wouter Droppers

0,0

Beschreibung

Weg vom krampfhaften Streben nach Anerkennung und Profit, hin zum menschenorientierten Handeln - zu diesem Perspektivwechsel lädt Wouter Droppers Unternehmer und Führungskräfte ein. Anhand biblischer Beispiele und seiner Erfahrung aus der Geschäftswelt, erklärt er uns, was ein Führungsstil nach Gottes Herzen bedeutet, der sich am Wohl seiner Mitmenschen ausrichtet. Er zeigt, worin die Qualitäten und Eigenschaften eines erfolgreichen Unternehmers liegen und schlägt effiziente unternehmerische Strategien vor. Ein Buch, das inspiriert, Gott im täglichen Business nachzufolgen und eine Quelle der Ermutigung für sein Umfeld zu werden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 297

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



WOUTER DROPPERS

DIE WERTE-STRATEGIE

ERFOLGREICHE UNTERNEHMENSFÜHRUNG NACH BIBLISCHEN GRUNDSÄTZEN

Aus dem amerikanischen Englisch von Renate Hübsch

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7579-1 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-6096-4 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2023 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]

Originally published in English under the title:

The Jerusalem Entrepreneur

© 2020 by Wouter Droppers

Published by High Bridge Books, Houston/Texas, USA.

All rights reserved.

Hauptübersetzung:

Neues Leben. Die Bibel © der deutschen Ausgabe 2002 / 2006 / 2017 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Max-Eyth-Str. 41, 71088 Holzgerlingen.

Weiter wurden verwendet:

Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten. (GNB) Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel. (Hfa) Zürcher Bibel, © 2007 Verlag der Zürcher Bibel beim Theologischen Verlag Zürich. (ZB)

Übersetzung: Renate Hübsch

Lektorat: Esther Middeler - www.middeler.com

Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de;Autorenfoto: © 2022 www.europartners.org

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Ich widme dieses Buch meinem Vater Hendrik Droppers. Er war mir ein Vorbild im Glauben und in seiner guten Einstellung als Unternehmer. Ich habe viel von ihm gelernt.

Steh auf, Jerusalem, und leuchte! Denn das Licht ist gekommen, das deine Finsternis erhellt. Die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir wie die Sonne. Dunkle Wolken bedecken die Erde, alle Völker leben in tiefer Nacht. Doch über dir leuchtet das Licht des HERRN auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Andere Völker werden von diesem Licht angezogen, ihre Könige eilen herbei, um den strahlenden Glanz zu sehen, der über dir aufgegangen ist.

INHALT

Über den Autor

Vorwort

Einführung

Teil 1 | Eine Geschichte zweier Städte: Babylon und Jerusalem

1  Zwei Städte: Babylon und Jerusalem

2  Unternehmen führen in einer babylonischen Kultur

Teil 2 | Der christliche Unternehmer nach dem Modell Jerusalem

3  Wer sind wir?

4  Ein Mensch mit einer Berufung

5  Verbundenheit – Leben in guten Beziehungen

6  Liebe ist das Fundament

7  Erfolgszwang

8  Eigenschaften eines Unternehmers

9  Für Wohlergehen sorgen

10  Motivation und Sinn

Teil 3 | Ein Unternehmen nach dem Modell Jerusalem

11  Eigentümerschaft

12  Entscheidungen treffen

13  Liebe im Unternehmensalltag

14  Verbundenheit im Geschäftsleben

15  Verdienstmodelle

16  Ein christlicher Unternehmer nach dem Modell Jerusalems werden

Danksagung

Anmerkungen

WOUTER DROPPERS begleitet seit mehr als 35 Jahren Führungskräfte. Er ist Leiter von »Europartners« und berät christliche Unternehmer in ganz Europa zum Thema »Glaube und Wirtschaft«. Wouter Droppers lebt mit seiner Frau und den zwei gemeinsamen Kindern in den Niederlanden.

VORWORT

Ich erinnere mich gut an meine erste Begegnung mit Wouter. Mein Vorgänger als Geschäftsführer von faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft, stellte mir Wouter am Standort unseres Vereins in Würzburg vor. Mein erster Eindruck: Ein Mann, der gut zuhört und hinschaut – und sich dann eine eigene fundierte Meinung bildet. Das hat mich beeindruckt. Deshalb freue ich mich über dieses Buch. Geschrieben von einem Christen, der seinen Herrn und die Bibel so sehr liebt, dass er Theologie studiert hat – und von einem Unternehmer, der weiß, wovon er schreibt. Er hat es als oberster Diener eines europäischen Netzwerks von Christinnen und Christen in der Wirtschaft bis zum »Präsidenten« gebracht. Dass faktor c dieses Netzwerk in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts mitgegründet hat, schließt den Kreis zu der Ehre für mich, dieses Vorwort zu schreiben. Ich will verraten, warum ich zuerst über den Menschen schreibe und dann erst über den Inhalt des Buches. Weil der Autor vertrauenswürdig und glaubhaft sein muss. Dieses Kriterium erfüllt Wouter, davon bin ich überzeugt.

Dieses Buch ist für Menschen gedacht, die …

• wissen wollen, was es heißt, im Geist und nach den Vorstellungen von Jesus Christus zu leben.

• Unternehmerinnen oder Unternehmer sind oder unternehmerisch handeln wollen.

• eine Antwort auf die Frage nach der wirklichen Bedeutung von »Erfolg« finden wollen.

Warum ist dieses Buch so nötig und die Übersetzung auch ins Deutsche solch ein Segen? Einfach deshalb, weil die Wirtschaft eine der wichtigsten Säulen einer Gesellschaft ist und es entscheidend darauf ankommt, was die Ziele eines jeden Agierenden dort sind. Es geht um das Wohlergehen der Einzelnen und der Gesellschaft.

Wouter entfaltet diese beiden Alternativen: Wirtschaften nach dem »Jerusalem-Modell« oder nach der »Babylon-Methode«. In der englischen Übersetzung des niederländischen Originals taucht noch der Name des heute noch existierenden Jerusalem auf, Babylon kennen wir nur aus der Geschichte. Beide Städte stehen für zwei diametral entgegenstehende Ansätze, die dieses Buch hervorragend herausarbeitet. Wer dieses Buch – bitte nicht am Stück! – durchliest, wird nicht nur die Methoden verstehen, sondern auch eine wohlüberlegte Entscheidung für eine von beiden fällen. Etwas anderes geht nicht!

Michael vom EndeGeschäftsführer von faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft

www.faktor-c.org

EINFÜHRUNG

Ich war einmal bei einem Vortrag, wo ein Unternehmer beschrieb, wie er eine größere Umstrukturierung in seinem Unternehmen durchgeführt hatte. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation musste er 80 Mitarbeiter entlassen. Er sprach begeistert davon, wie gut es gewesen sei, dies per E-Mail zu tun und so nicht »emotional involviert« zu sein. Die Umstrukturierung wurde schnell und ohne Skrupel durchgeführt. Nicht emotional involviert zu sein, war seiner Meinung nach ein Vorteil, um gute Entscheidungen zu treffen. Das war die Haltung, für die er bekannt war.

Nicht viel später hörte ich den Vortrag eines anderen Unternehmers. Sein Unternehmen hatte Produktionsstätten auf verschiedenen Kontinenten, aber er war ein bescheidener Mann, der beiläufig bemerkte, dass er die Hälfte seines Betriebsgewinns für gute Zwecke spendete. Später erfuhr ich, dass er viel Zeit damit verbrachte, andere Unternehmer und Mitarbeiter zu beraten. Dieser Mann war dafür bekannt, dass er den Menschen und der Gesellschaft diente, indem er seine Talente, Erkenntnisse und Fähigkeiten mit anderen teilte.

Diese beiden Männer haben gegensätzliche Vorstellungen von Wohlstand und Erfolg. In der Geschäftswelt erlebe ich, dass Unternehmer sehr unterschiedlich darüber denken. Manche beschränken ihre Auffassung von Erfolg auf persönliches Wohlergehen, Glück und Selbstverwirklichung. Sie denken in Kategorien wie Macht, Wettbewerb und Sieg. Ihr oberstes Ziel ist die Gewinnmaximierung, und ihr Motto lautet: »Der Zweck heiligt die Mittel«. In diesem Buch nenne ich sie die babylonischen Unternehmer; sie stehen für die »babylonische« Geschäftskultur.

Andere wie der zweite Unternehmer legen ebenfalls Wert auf die Interessen des Kunden und die Interessen der anderen Beteiligten. Ihr primäres Ziel ist es, das Wohlergehen aller Beteiligten zu verbessern, und ihr Motto lautet: »Indem wir das Wohlergehen aller Beteiligten maximieren, sorgen wir auf wirtschaftlich rentable Weise für einen Mehrwert für den Kunden, die Gesellschaft und die Welt.« Unternehmer diesen Typs, die sich bei ihren Entscheidungen von Gott leiten lassen, nenne ich »Jerusalemer« Unternehmer, die eine »Jerusalemer Unternehmenskultur« repräsentieren.

Der Unterschied zwischen diesen beiden Denkweisen liegt nicht nur in der Art und Weise, wie sie ihr Unternehmen führen, sondern auch in ihrer Definition von Erfolg und Wohlergehen. Erfolg und Wohlergehen werden in der Businesswelt oft durch Wachstum, hohe Gewinne, ein hohes Einkommen und eine hohe Position in der Unternehmenshierarchie definiert. Diese Kriterien führen anscheinend zu öffentlicher Anerkennung und dem Erwerb von Statussymbolen. So wird Erfolg durch das Ansehen bestimmt, das man in der Gesellschaft genießt, und den reichen, üppigen Lebensstil, den man sich leisten kann. Viele Geschäftsleute denken, dass sie auf diese Weise Wohlstand schaffen. Ich möchte dieses Erfolgsparadigma infrage stellen und die vorherrschende Definition von Erfolg und Wohlergehen umdeuten.

Die entscheidenden Fragen lauten: Fördern wir das Wohlergehen der Menschen auf dieser Welt, uns selbst eingeschlossen, oder schaffen wir durch die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen, mehr Spannungen für die Menschen und die Gesellschaft? Welche Art von Erfolg bauen wir mit unserem Unternehmen und unserer täglichen Arbeit auf? Und vor allem: Wie können wir als Unternehmer zum Wohlergehen aller Beteiligten in unserem Unternehmen und zu unserem gesunden Eigeninteresse beitragen?1 Diese Fragen möchte ich beantworten.

Die Perspektive verändern

Ein großer Teil dieses Buches spiegelt meine eigene Suche nach Erfolg, Glück und Wohlergehen wider, einschließlich der ungemütlichen Seite. Meine Lebensreise ist noch nicht abgeschlossen, aber die Art und Weise, wie ich Erfolg und Wohlergehen definiere, hat sich verändert. Das gilt auch für mein Verständnis vom Sinn und Ziel des Lebens.

Zu Beginn meiner Karriere war ich vom Bedürfnis nach Anerkennung motiviert. Die Meinung der anderen war von höchster Bedeutung und wurde zu meiner treibenden Kraft. Ich begann meine berufliche Laufbahn bei einem großen Händler von Pkw-Ersatzteilen in den Niederlanden. Nach mehreren erfolgreichen Jahren in verschiedenen Managementpositionen wurde ich gebeten, Vorstandsmitglied im Unternehmens zu werden – für mich eine unerwartete Beförderung.

Als ich diese Position antrat, war es, als hätte ich alles erreicht, was ich erreichen konnte und wollte. Innerlich empfand ich jedoch das Gegenteil. Ich war verunsichert. Obwohl dieser Drang, mich zu beweisen, zu guten Arbeitsleistungen geführt, mir große geschäftliche Erfolge beschert und mich in den Vorstand dieses Unternehmens gebracht hatte, fühlte ich mich unzufrieden und leer. Mein Geschäftsleben war eine Jagd nach Anerkennung und nach greifbaren Erfolgen, um diese Anerkennung zu erhalten, aber es war ohne Erfüllung und Inhalt.

Später wurde ich Präsident eines Autohauses mit etlichen angeschlossenen Unternehmen. Das Unternehmen florierte, wir machten gute Gewinne, und ich galt als aufsteigender Stern. Macht – ihr Gebrauch und auch Missbrauch – war eine neue Erfahrung. Ich hatte die Welt noch nie aus dieser Perspektive betrachtet. Infolgedessen begann ich langsam, aber sicher, egozentrische und narzisstische Züge zu entwickeln. Ohne dass ich es merkte, begann sich die Welt allmählich nur noch um mich und meine Ambitionen zu drehen. Die Aufmerksamkeit, die der Erfolg mit sich brachte, verwandelte sich in Arroganz. Menschen wurden zu Objekten, Kunden zu Geldautomaten, Mitarbeiter zu Kostenfaktoren und Freunde nur noch zu einem Spaßfaktor. Ich bewertete andere danach, ob sie für meinen Ehrgeiz und meine Ziele von Wert und Nutzen waren.

All dieser Erfolg hatte eine sichtbare und offensichtliche Kehrseite. Ich begann, ohne echten Kontakt zu anderen zu leben, wurde arrogant und gab mich zufrieden mit meiner eigenen Blase aus geschäftlichem Erfolg und Prestige. Seltsamerweise war die Kehrseite davon für mich nicht zu erkennen. Erst als ich als Reaktion auf mein Verhalten Tränen und Enttäuschung in den Augen der Menschen sah, die ich liebte, wurde mir klar, wer ich geworden war. Zum Glück habe ich eine starke und intelligente Frau. Sie begann mir Fragen zu meinem Verhalten, meinen Motiven und meinem Lebensstil zu stellen. Allmählich wurde mir die dunkle Seite meines Erfolgs und meines Glücks bewusst: Ich interessierte mich nicht mehr für andere und war mit niemandem mehr wirklich verbunden.

In meinem nächsten Job als Präsident mehrerer Autohäuser lernte ich, menschenorientiert und ethisch zu denken und zu arbeiten – und zwar von einem nicht christlichen Unternehmer, einem integren Mann, den ich sehr respektierte. Er lehrte mich eine Menge über Geschäftsethik. Seine Priorität waren Menschen. Für mich als aufgabenorientierte Person war das schwierig. Damals waren mir Menschen weniger wichtig als mein geschäftlicher Erfolg. Ich lernte auch, dass sich Christen nicht automatisch durch moralische Werte oder ihre Geschäftsethik von Nicht-Christen unterscheiden. Nicht gläubige Unternehmer können ebenso eine ausgezeichnete Moral und Ethik haben wie gläubige. Das brachte mich dazu, zu hinterfragen: Was ist der Mehrwert des christlichen Glaubens, wenn es nicht um Ethik und Werte geht?

2007 wechselte ich wieder den Job und wurde Vorsitzender einer Bewegung christlicher Geschäftsleute in den Niederlanden mit dem Namen Connecting Businesses and the Marketplace to Christ (CBMC). Ich hatte eine ehrgeizige Business-Agenda vor Augen, aber dann passierte etwas, was mir noch nie zuvor passiert war: Ich konnte die Ziele, die ich mir für meine geschäftliche Leistung gesetzt hatte, nicht erreichen. Das rüttelte mich auf. Angst machte sich breit. Wie soll ich das erklären? Was werden die Leute von mir denken? Was werden die Konsequenzen sein? Ich beschloss, Exerzitien, also: Einkehrtage, zu machen, um zu fasten und auf Gott zu hören. Es war eine ungeahnt schöne Erfahrung.

Während dieser Exerzitien spürte ich, wie Gott zu mir sprach. Das erste Mal war es aus Psalm 127,1-2, wo Gott sagt:

Wenn der Herr nicht das Haus baut, ist die Arbeit der Bauleute vergeblich. Wenn der Herr die Stadt nicht beschützt, ist es vergeblich, sie mit Wachen zu umgeben. Es ist vergeblich, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht hart zu arbeiten, immer in Sorge, ob ihr genug zu essen habt, denn denen, die Gott lieben, gibt er es im Schlaf.

Das waren vertraute Worte. Das war mein Leben. Morgens früh aufstehen, spät ins Bett gehen, viel harte Arbeit mit wenig Erfolg. Ich begann zu erkennen, dass der Ausgang und die Ergebnisse meiner Arbeit von Gottes Eingreifen und Wirken abhingen. Wenn ich weniger tat und Gott es segnen wollte, konnten die Ergebnisse größer und reichhaltiger sein, als ich vorhersagen oder mir vorstellen konnte. Er war für die Ergebnisse verantwortlich, und wenn Gott mich segnen wollte, konnte er es sogar tun, während ich schlief.

Drei Jahre später, nach der Finanzkrise 2010, bewahrheiteten sich diese Erfahrungen und die Worte aus Psalm 127. Aufgrund meiner Erfahrungen bei den Exerzitien stellte CBMC die teureren Aktivitäten ein und konzentrierte sich auf eine begrenzte Anzahl, die das Leben von Menschen verändern sollten. Sie waren weniger sichtbar, erforderten aber auch weniger Personal und finanzielle Mittel. Es war ein Jahr mit weniger Einnahmen, weniger Mitarbeitern und weniger Aktivitäten, in dem aber mehr Menschen aus der Wirtschaftswelt zum Glauben kamen. Wir taten weniger und Gott tat mehr. Gott war in unserer Arbeit sichtbar und in unserem täglichen Leben präsent, und das machte den Unterschied aus.

Das zweite Mal, dass Gott während meiner Exerzitien zu mir sprach, war während einer Lesung aus Psalm 62,6-10:

Ich will fest auf Gott vertrauen, denn er ist meine Hoffnung. Er ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, in der mir nichts geschehen kann. Meine Rettung und meine Ehre kommen allein von Gott. Er ist meine Zuflucht, ein sicherer Fels, auf dem kein Feind mich erreicht. Vertraue allezeit auf ihn, mein Volk. Schütte dein Herz vor ihm aus, denn Gott ist unsere Zuflucht. Ob Edle oder Einfache – vor den Augen Gottes sind sie nichts. Wenn man sie wiegt, sind sie leichter als Luft.

Das war meine zweite Lektion – vertraue Gott und nicht den Menschen. Sie bedeutete einen gewaltigen Perspektivwechsel. Vor dieser Veränderung fürchtete ich um meinen Ruf. Ich hatte Angst davor, wie die Menschen mich beurteilen würden; ihr Urteil war alles für mich. Die Sichtweise Gottes auf mein Leben war mir ziemlich egal. Dieser Psalm half mir, mein Vertrauen in Gott zu setzen. Gott hat mir gezeigt, dass seine Liebe und seine Gegenwart genug sind. Er ist der Einzige, dem ich vertrauen und auf den ich mich verlassen kann. Die Menschen und ihre Meinungen sind letztendlich nicht so wichtig. Der Psalm nennt sie sogar nur einen Hauch, sie sind »leichter als Luft«.

Diese Offenbarungen bedeuteten jedoch nicht, dass ich nichts anderes als Zufriedenheit und Sinn in meiner Arbeit erlebte. Nach fünf Jahren bei CBMC machte mir meine Arbeit nicht mehr wirklich Spaß. In dieser Zeit träumte ich innerhalb eines Monats viermal genau denselben Traum. In diesem Traum arbeitete ich wieder in dem letzten Unternehmen, das ich während meiner Karriere in der Automobilindustrie geleitet hatte. Ich fragte mich, was mir dieser Traum sagen wollte. Warum hatte ich diesen Traum viermal innerhalb eines Monats?

Als ich in meiner Stillen Zeit mit Gott nach einer Antwort suchte, kam mir diese Frage in den Sinn: Wie sehe ich meine Arbeit bei CBMC? Ist sie eine Berufung oder ein Zwischenschritt zu einem herausfordernderen und erfüllteren Leben? Als diese Frage aufkam, wusste ich die Antwort. Meine Aufgabe war es, Unternehmer und Businessleute zu Gott zu führen und christliche Unternehmer zu Botschaftern für Christus zu machen. Meine Lebensgeschichte und meine Berufserfahrung hatten mich darauf vorbereitet, diese Rolle auszufüllen. Nach dieser Erkenntnis fand ich wieder Freude an meiner Arbeit. Ich spürte wieder Sinn und Erfüllung. Ich wollte nicht aus eigenem Ehrgeiz oder wegen neuer Herausforderungen in die Geschäftswelt zurückkehren, sondern weiterhin anderen dienen und sie anleiten.

Ich setzte meinen Dienst bei CBMC mehrere Jahre lang fort, bis ich spürte, dass Gott mich in eine neue Richtung drängte. Der Vorstand von Europartners, einer europäischen Bewegung von führenden Wirtschaftsleuten, hielt meine Erfahrung und meinen geschäftlichen Hintergrund für sehr wertvoll und fragte mich an, ihr neuer Präsident zu werden. Nun arbeite ich schon seit vielen Jahren für Europartners. In dieser Funktion helfe ich christlichen Geschäftsleuten, das Evangelium bewusst zu leben, und nicht gläubigen Geschäftsleuten, zu Christus zu kommen. In diesen Jahren bei Europartners habe ich mehr und mehr gelernt, was es bedeutet, aus Gnade zu leben.

Ich lebe aus einem tiefen Bewusstsein, dass das Leben größer ist als meine Fähigkeiten. Bei meiner jetzigen Arbeit lerne ich, zu empfangen und dankbar zu sein. Ich bin mir mehr und mehr bewusst, dass Gott alles im Voraus gibt. Wir können nur das nutzen und von dem leben, was Gott uns vorher gegeben hat. Die erzielten Ergebnisse sind nicht nur das Ergebnis meiner eigenen Bemühungen – es ist Gott, der durch mich wirkt und der in der Lage ist, meine Arbeit unabhängig von meinem eigenen Handeln zu segnen. Nach meiner Arbeit gebe ich meine Bemühungen an Gott zurück – in dem Wissen und Vertrauen, dass er durch sie wirken will und meine Arbeit auf seine Weise nutzt, um ihn zu ehren und ihm zu dienen.

Die Herausforderung besteht heute darin, aus dem Wissen heraus zu arbeiten, dass Gott der Baumeister der neuen Stadt und der neuen Welt ist. Dieses Wissen sollte Raum und Freiheit geben, aber es kann durchaus schwerfallen, die Kontrolle abzugeben und von dem zu leben, was Gott gibt. Gott zu vertrauen, ist immer noch ein Kampf. Was mir Hoffnung gibt und mich zum Durchhalten ermutigt, ist das Wissen: Gott ist immer bereit, neu anzufangen, und Scheitern ist eine Chance zu weiterem Wachstum. Obwohl ich das weiß, höre ich immer noch zu sehr auf die Meinung und das Urteil der Menschen. Zu oft sind sie für mich wahrer als Gottes Wahrheit. Ich muss diese Wahrheit ständig verinnerlichen, damit ich aus der Überzeugung herausarbeiten kann, dass Gott immer da ist. Wenn ich das tue, kann ich mit Zuversicht arbeiten, weil ich weiß, dass ich in seiner Liebe geborgen bin. Das ist das Wichtigste, was mich bei der Stange hält. Was auch immer geschieht oder was ich fühle, er wird da sein und sich um mich kümmern, weil er mich liebt. Seine Liebe wird niemals versagen. Sie ist sicher, weil Gott verlässlich ist.

Meine Definition von Erfolg und Wohlergehen hat sich geändert. Früher habe ich hart für geschäftlichen Erfolg, Geld und Ansehen gearbeitet. Das gab mir alle möglichen Statussymbole, die mir das Gefühl vermittelten, respektiert und geliebt zu werden. Jetzt definiere ich Erfolg anders, nämlich der Mensch zu werden, den Gott aus mir machen möchte. Und Wohlergehen als die Fähigkeit, aus Gnade zu leben.

Mein Lebensziel hat sich geändert: Ich strebe nicht mehr nach Erfolg, Reichtum und Respekt selbst, sondern ich möchte der Mensch werden, den Gott in mir sieht. Das bedeutet, so zu leben, wie Christus gelebt hat – indem ich Gott vertraue, aus dem lebe, was er gibt, und Gottes Reich und seine Zukunft in meinem Alltag auf die Erde bringe. Es ist mir wichtig, dass die Menschen in meinem Umfeld sich entfalten und aufblühen können, denn Gott wünscht sich das für sie. Diese veränderte Sichtweise und die Lektionen, die ich gelernt habe, möchte ich in diesem Buch an Sie weitergeben.

Worum geht es in diesem Buch?

In diesem Buch werden wir die Begriffe »Erfolg« und »Wohlergehen« im Geschäftsleben neu definieren, indem wir die folgende Frage beantworten: Wie können wir als Unternehmer zum Wohlergehen aller Beteiligten in unserem Unternehmen und zu unserem gesunden Eigeninteresse beitragen?

Ich werde mich aus der Perspektive von Berufung und klaren Zielen auf das Unternehmer- und Geschäftsführerdasein konzentrieren und erörtern, wie wir unsere Geschäfte aus Liebe zu allen am Unternehmen Beteiligten betreiben können, indem wir ihnen auf gute und exzellente Weise dienen. Gemeinsam werden wir entdecken, wie diese Perspektive zu einer besseren Welt beitragen kann und uns als Unternehmern mehr Freude und Sinn gibt.

Wie fangen wir an? Indem wir uns zwei symbolische Städte in der Bibel ansehen: Babylon, die Stadt der Menschen, und Jerusalem, die Stadt Gottes. Auf meiner eigenen Suche habe ich Lehren aus der Geschichte dieser beiden Städte gezogen und sie auf Unternehmertum und Unternehmen angewandt. Wenn wir die Ursprünge und Prinzipien der beiden Städte verstehen, können wir sie auch in den Menschen, in Führungsverantwortung und in der Art, wie wir heute Geschäfte machen, wiedererkennen.

Bevor wir anfangen

Wenn ich von Unternehmern spreche, meine ich damit weibliche und männliche Unternehmer. Der Einfachheit halber werde ich den Unternehmer jedoch als »er« bezeichnen. Oft geht es jedoch nicht nur um Unternehmer, sondern auch um Geschäftsleute, Direktoren, Geschäftsführer und leitende Mitarbeiter. Ich werde nicht alle diese Bezeichnungen einzeln aufführen, aber in den meisten Fällen werden sie unter dem Begriff »Unternehmer« zusammengefasst. Ein Merkmal all dieser Personen ist, dass sie entscheidungsbefugt sind und sowohl für den Gewinn als auch für die Verluste des Unternehmens oder der Abteilungen innerhalb des Unternehmens verantwortlich sind, während sie gleichzeitig die Freiheit haben, unternehmerisch zu handeln.

Die praktischen Beispiele in diesem Buch beruhen alle auf wahren Begebenheiten. Um die Identität der erwähnten Personen zu schützen, habe ich Einzelheiten wie etwa die Branche, die Größe des Unternehmens, das Land, den Namen oder meine Beziehung zu dem jeweils Gemeinten verändert. Ich hoffe, dass Sie sich bei der Lektüre dieser Beispiele in einem Aspekt Ihres eigenen Lebens wiedererkennen können, und dass Sie dadurch ermutigt werden, Gottes Definition von Erfolg auf Ihre Lebensumstände und Beziehungen anzuwenden.

TEIL 1

EINE GESCHICHTE ZWEIER STÄDTE: BABYLON UND JERUSALEM

1

ZWEI STÄDTE: BABYLON UND JERUSALEM

Willkommen in Babylon und in Jerusalem, zwei Städten mit gegensätzlichen Ansichten, Kulturen und herrschenden geistlichen Mächten. Babylon ist die Stadt der Menschen – eine Stadt, die versucht, mächtig, ewig, göttlich und unvergesslich zu sein. Jerusalem ist die Stadt Gottes, die ewig ist. Gottes Stadt ist eine wahre Repräsentation des guten Lebens, und wegen der Gegenwart und Weisheit Gottes, die hier zu finden sind, wird man sie immer wieder besuchen und sie in Erinnerung behalten. In Babylon versuchen die Menschen, Gott zu spielen, sind besessen von Macht und süchtig nach Reichtum, Geld, Status, Glamour, weltlichem Erfolg und dem nächsten Kick. Die Menschen in der anderen Stadt versuchen, Gott, seinem Volk und anderen aus Liebe zu Recht und Gerechtigkeit zu dienen.

Die historische Stadt Babel oder Babylon ist eine antike Stadt, die der Bibel zufolge von Nimrod gegründet wurde, der ein mächtiger Jäger und Krieger war.2 Er war der Erste auf der Erde, der Macht ausübte, um Menschen zu beherrschen und sein eigenes Reich auf Kosten anderer aufzubauen. Heute würden wir ihn als größenwahnsinnig bezeichnen, da er von Macht besessen war. Er errichtete ein starkes und mächtiges Imperium im Nahen Osten. Er baute Babylon und andere große Städte wie Ninive, Uruk, Akkad und Kalneh. Babylon war schon zu seiner Zeit eine wichtige und bedeutende Stadt. Sie wurde bald zur Hauptstadt von Babylonien, einem Königreich im alten Mesopotamien, das vom 18. bis zum 6. vorchristlichen Jahrhundert bestand. Den Höhepunkt ihres Ruhmes erreichte sie jedoch als bedeutendste Stadt des wachsenden babylonischen Königreichs in den Jahren 626–539 v. Chr. Unter König Nebukadnezar (605–562 v. Chr.) wurde sie zu einer der schönsten Städte des Altertums. Die Stadt wurde berühmt für ihre hängenden Gärten, eines der sieben Weltwunder. Unter der Herrschaft Alexanders des Großen blühte Babylon als Studien- und Handelszentrum auf, doch nach seinem Tod im Jahr 323 v. Chr. wurde das Reich unter seinen Generälen aufgeteilt. So begannen Jahrzehnte des Wandels und der Unruhen, in deren Mittelpunkt Babylon stand. Die anhaltenden Unruhen verwüsteten die einst blühende Stadt. Ihre Überreste befinden sich im heutigen Hillah, im irakischen Gouvernement Babil, etwa 85 Kilometer südlich von Bagdad.3

Wie Babylon ist auch Jerusalem eine alte Stadt und heute eine der 20 ältesten bewohnten Städte der Welt. Ihr Ursprung liegt in einer antiken kanaanitischen Stadt, die früher Salem hieß.4 Jerusalem liegt in Israel auf einer Hochebene im judäischen Bergland zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer. Jerusalem erlangte seinen Ruhm unter König David und König Salomo. Es war die Hauptstadt des damals noch ungeteilten Königreichs Israel. Salomo baute in Jerusalem einen Tempel für Gott. Dies war der Ort, den Gott mit seiner Herrlichkeit erfüllte und an dem er unter seinem Volk wohnte.

Im Jahr 589 v. Chr. wurden Stadt und Tempel von Nebukadnezar zerstört. Einen Moment lang sah es so aus, als sei die Stadt Babylon stärker als Jerusalem, aber Jerusalem wurde wieder aufgebaut. Im Laufe seiner langen Geschichte wurde Jerusalem mindestens zweimal zerstört, 23-mal belagert, 44-mal erobert und zurückerobert und 52-mal angegriffen, aber es existiert immer noch.5

In der Bibel scheinen diese Städte in jeder Hinsicht Gegensätze zu sein. Babylon ist ein Symbol für die Stadt der Menschen – Menschen, die unabhängig und selbst Gott sein wollen. Anstatt auf Gott zu hören, folgen die Menschen in Babylon ihren eigenen Wünschen und Einsichten. Sie glauben, sie seien frei, erkennen aber nicht, dass sie von einer geistlichen Macht beherrscht werden, die ihre Wünsche und Ambitionen lenkt und formt. Das Buch der Offenbarung nennt diese Macht die große Hure Babylon.

Jerusalem ist ein Symbol für die Stadt des Mensch gewordenen Gottes. Die Bewohner Jerusalems wollen von dem leben, was Gott ihnen gibt. Sie sind bereit, ihre eigenen Meinungen, Erkenntnisse und Ziele hintanzustellen und sich Gott zuzuwenden, der Quelle des Lebens, des Guten, der Liebe und der Gerechtigkeit.

Die geistliche Macht hinter Babylon

In Kapitel 17 und 18 der Offenbarung erfahren wir, dass die »Hure Babylon« die geistliche Macht hinter Babylon ist. Sie repräsentiert verdrehte Werte und Prinzipien, wie Liebe zu Gold, Edelsteinen, Perlen, äußerer Schönheit und abscheulichen Dingen. Sie hasst das Volk Gottes und wird als die Mutter der Abscheulichkeiten der Erde angesehen.6

Sie ist eine unsichtbare Macht, die unsere Gefühle, unser Denken und damit auch unser Handeln beeinflussen kann. Ihre Macht hat eine besondere und interessante Eigenschaft: Wenn wir – als Menschen – uns weigern, uns klar zu entscheiden und ihr zu widerstehen, wächst ihre Herrschaft über uns.

Ihr Motto lautet: »Ich bin Königin auf meinem Thron. Ich bin keine hilflose Witwe; mir wird nichts geschehen.«7 Sie ist stolz, narzisstisch und liebt nur sich selbst. Wenn sie sich in Menschen offenbart, sagen diese Dinge wie: »Me first, mein Geschäft zuerst und mein Volk und meine Nation zuerst.« Sie nutzt ihre Fülle an Reichtum und Macht, um sich als Wohltäterin zu profilieren. Aber wenn der Anschein, Gutes zu tun, ihre wahren Ziele gefährdet, hört ihr Wohlwollen auf und sie ist bereit, ihre Versprechen zu brechen.

Sie wird alles geben, um in ihrem Streben nach Macht, persönlichem Glück und Reichtum erfolgreich zu sein. Sie verkörpert die schamlose Ausbeutung der Schwachen und strebt nach unbegrenzter Selbstverwirklichung auf Kosten anderer. Sie hat ihre eigene Norm geschaffen. Sie sagt: »Ich entscheide, was gut ist. Und was für mich gut ist, ist auch für alle anderen gut.« Es gibt nichts außerhalb ihrer selbst geschaffenen Norm. Sie tut, was sie will, und im Namen der Freiheit erlaubt sie sich alles. Sie ist ihr eigener Gott geworden. Ein Mensch, der diesen Lebensstil annimmt, betet niemand anderen an als die große Hure Babylon.

Der Lebensstil und die Kultur, die sie fördert, sind uns nicht fremd – wir sehen ihre Macht und ihren Einfluss jeden Tag direkt in unserem Umfeld.

Menschen als Objekte

Wer von Babylons Weltanschauung getrieben wird, sieht seine Mitmenschen als Bedrohung für sein eigenes Wohlergehen und seinen Wohlstand. Andere sind einfach nur Konkurrenten. Kontrolle, Macht, Mangel und Angst bestimmen die babylonische Denkweise. Menschen werden entmenschlicht und als Ware, Hindernis oder Bedrohung eingestuft. In der Weltanschauung der Hure Babylon kann ein Mensch, der ihr keinen Nutzen bringt, einfach eingesperrt oder entsorgt werden. Sie sorgt dafür, dass Menschen sich gegenseitig als Objekte der Begierde und des Vergnügens betrachten. Die Menschen sehen sich durch die Brille ihres persönlichen Ehrgeizes, die sie ihnen aufsetzt, gegenseitig als Gebrauchsgegenstände und nicht als gleichwertige menschliche Wesen mit eigenem Wert.

Die Bibel macht von Anfang an deutlich, welchen Wert Gott dem Menschen beimisst: Er ist Ebenbild Gottes und die Krönung der Schöpfung.8 Wenn der Mensch diesen ursprünglichen Wert ablegt oder wenn er ihm abgesprochen wird, verliert er seine Identität. Er rutscht dann ab auf eine Ebene mit der Schöpfung. Die Hure Babylon macht den Menschen zum Objekt, um ihr egozentrisches Eigeninteresse zu befriedigen. Die Zivilisation wird nicht mehr so beurteilt, wie Gott sie beurteilt, nämlich nach ihrer Menschlichkeit und ihrer Fürsorge für den einzelnen benachteiligten Menschen,9 sondern nach ihrer Macht, ihrem Reichtum und ihrem technischen Fortschritt. Der Wert des Menschen wird durch seinen wirtschaftlichen Beitrag zur Gesellschaft bestimmt. Wenn der Mensch keinen wirtschaftlichen Wert mehr hat, wird er als wertlos angesehen. Er hat seine von Gott gegebene Identität vergessen.

Es ist dumm, zu leiden

In Babylon konzentrieren sich Sinn und Zweck von allem auf das persönliche Wohlergehen und das individuelle Glück. Alles wird durch Eigeninteresse und wirtschaftlichen Wert bestimmt. Für etwas, das größer ist als man selbst, auch Leiden in Kauf zu nehmen, erscheint als Wahnsinn oder Torheit. Die sofortige Befriedigung hat Vorrang vor dem langfristigen Wohl anderer, weil die persönliche Bedürfnisbefriedigung das höhere Gut ist und jetzt erfolgen muss. Die Vorstellung, dass Gutes zu tun – wie Einsatz für andere, Mitgefühl und Barmherzigkeit –, seinen Preis hat, gilt als töricht. Im Leben wie im Geschäftsleben geht es nicht mehr darum, anderen zu dienen, sondern darum, geschickt zu verhandeln und so viel wie möglich für sich selbst zu beanspruchen.

Babylons Verführungskunst

Seit Jahrhunderten wollen Könige, Herrscher und einfache Menschen ein Stück von dem luxuriösen, dekadenten Lebensstil der Hure Babylons abhaben. Die Menschen und Völker dieser Erde lassen sich von ihr verführen, wie ein Mann von einer schönen Frau verführt wird. Sie wollen ihre Lust erleben. Sie sind gern Gast in ihrem luxuriösen Haus. Sie schwelgen in ihrem hedonistischen Lebensstil. Geschäftsleute, Unternehmer und große Konzerne sind seit Langem von ihr angetan. Sie machen gute Geschäfte mit dem Geld, das sie für Luxusartikel ausgibt. Alles ist extravagant – das Beste, was man für Geld kaufen kann.

Die Stadt Babylon floriert und wächst durch ihre Kultur des Konsums. Jeder wird durch das Versprechen von »mehr« verführt. Niemand scheint in der Lage zu sein, die glitzernde Anziehungskraft des Hier und Jetzt zu ignorieren und stattdessen das weniger auffällige, aber substanziellere Wachstum einer Gesellschaft anzustreben, die sich am Wohl aller orientiert. Deshalb wird sie auch »die große Hure« genannt. Die Menschen sind bereit, ihre wahren Überzeugungen zu verleugnen, um an diesem Leben mit Status, Reichtum und Vergnügen teilzuhaben.

Das (neue) Jerusalem

Im krassen Gegensatz zur narzisstischen Stadt Babylon ist Jerusalem die Stadt Gottes, der Ort, an dem Gott wohnt und regiert. Jerusalem, wie wir es aus der biblischen und weltlichen Geschichte kennen, ist der physische Vorläufer des neuen Jerusalems, das in der Offenbarung in Kapitel 21 und 22 beschrieben wird. Das neue Jerusalem ist nach dieser Stadt benannt, weil Gott das irdische Jerusalem benutzt hat, um seinen Namen auf der Erde zu errichten und dort zu wohnen. Diese Stadt wird für immer Bestand haben.10 Das neue Jerusalem verweist auf die Bedeutung des irdischen Jerusalem. Das irdische Jerusalem verweist auf die Zukunft. Vergangenheit und Zukunft gehören zusammen und sind aufeinander bezogen.

In der Offenbarung wird das neue Jerusalem die Braut des Lammes genannt (das Lamm ist ein Bild für Jesus).11 Die Stadt symbolisiert den Leib Christi, in dem der Heilige Geist lebt.12 Das Bild der Braut wird verwendet, weil es eine liebevolle Beziehung zwischen einem Ehemann und einer Ehefrau symbolisiert, Partner, die bereit sind, sich für den anderen zu opfern. Gott schenkt dieser Stadt seine Herrlichkeit und seinen Glanz und bindet sich an sie. Diese geistliche Macht stellt sich nicht selbst in den Mittelpunkt und ist auch nicht von ihrer eigenen Schönheit und ihrem Ruhm besessen, sondern kümmert sich um die Menschen. Gott wird Mensch, um dem Menschen zu dienen. Er kleidet und schmückt die Stadt, seine geliebte Braut, mit exquisiten Edelsteinen und schönen Kleidern. Die Bewohner der Stadt finden ihr Glück und das gute Leben in der Gegenwart von Jesus und Gott dem Vater. Ihre tiefste Sehnsucht, zusammen zu sein, wird erfüllt.

Die Schönheit, mit der Gott die Stadt baut, ist nicht die äußere Schönheit oder der angehäufte Wohlstand Babylons, sondern die Schönheit des inneren Menschen. Gottes Charakter und Persönlichkeit werden sichtbar und geben der Stadt ihre Herrlichkeit und ihr Aussehen. Die Schönheit der Stadt liegt in der Liebe, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung und dem Frieden, die darin herrschen.13 Der Heilige Geist verleiht den Menschen die Schönheit des Vaters und Jesu. Die Kleider der Bewohner der Stadt sind aus reinem, glänzendem Leinen; es steht für die guten Taten derjenigen, die zu Christus gehören.14

Die Edelsteine schmücken die Stadt und ihr Fundament. Diese Edelsteine sind die Verheißungen Gottes, die durch Jesus allen Menschen zugänglich gemacht wurden, wie die Apostel verkündeten. Diese Verkündigung lässt sich mit folgender Aussage zusammenfassen: »Gott liebt es, seine Herrlichkeit und Majestät und sein ›Sein‹ mit den Menschen zu teilen.« Er liebt es, in ihnen präsent zu sein, um sein Wesen, seinen Charakter, seine Persönlichkeit und seine Werte in ihnen Gestalt gewinnen zu lassen. Mit anderen Worten: Die äußere Schönheit der Stadt hat ihren Ursprung in dem, was Gott im Inneren seines Volkes schafft. Dies wird durch das Fundament dieser Stadt symbolisiert, das ebenfalls mit Edelsteinen verziert ist, auch wenn diese sich unter der Oberfläche befinden. Die Schönheit der Stadt liegt in den Menschen – Menschen, die von Jesus erkauft wurden und mit Gott verschmolzen sind, bei denen Sein (innen) und Tun (außen) übereinstimmen – Menschen, die heil sind und dem Bild Gottes entsprechen.

Die Stadt ist erfüllt von Gerechtigkeit, Frieden, Gnade, Heilung, Wohlstand und Liebe. Ihre Bürger erfahren ein tiefes Gefühl des Wohlergehens. Sie sind zu Hause. Tod, Trauer, Wehklagen und Schmerz gibt es nicht mehr. Gott wischt jede Träne ab.15 Niemand denkt mehr an die Vergangenheit; niemand wird von der Schönheit Babylons angelockt oder wünscht eine Rückkehr dorthin.16 Die Menschen haben nichts mehr zu befürchten; die Unterdrückung ist eine ferne Erinnerung, und sie können in Freiheit leben.17 Die Stadt ist lebendig, und sie ist da, um die Menschen in ihrer Umgebung zu segnen.18 Die Völker kommen zu ihr, um Weisheit und Einsicht zu erlangen und um Gott zu ehren. Ihre Tore sind immer offen.19

Kennzeichen Liebe

Das neue Jerusalem zeichnet sich durch die Liebe in den Beziehungen seiner Bewohner und durch eine dienende Haltung untereinander aus. Schließlich geht es im neuen Jerusalem um eine Braut und einen Bräutigam. Es geht um einen Gott, der seine Stellung aufgibt und unter seinem Volk leben und sich um es kümmern will.20 Es geht um Jesus, der bereit war, für den Sieg über das Böse und die Sünde zu sterben. Es geht um einen Gott, der die Hingabe seines geliebten Sohnes in den Tod zulässt, um die Fülle seiner Liebe zu uns zu demonstrieren.21 Diese Liebe ist ein Teil von Gottes Wesen; Liebe ist untrennbar mit seinem Wesen verbunden.

Genauer gesagt ist es die Liebe, die in 1. Korinther 13 beschrieben wird:22

Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht.

Das Wort Liebe hat hier eine tiefere Bedeutung als erotische oder romantische Liebe. Es gibt verschiedene Arten der Liebe. Diese lassen sich am besten anhand der vier griechischen Wörter erklären, die zur Definition der Liebe verwendet werden.23

1. Eros ist eine erotische, sexuelle Liebe. Wir werden uns in diesem Buch nicht mit dieser Art von Liebe befassen.

2. Philia