Die wunderbare Florentine Feiertag: Ein Wunsch kommt selten allein - Uli Leistenschneider - E-Book

Die wunderbare Florentine Feiertag: Ein Wunsch kommt selten allein E-Book

Uli Leistenschneider

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Beschreibung

Im Städtchen Waldstadt sind die meisten Bewohner sehr zufrieden – und das liegt mit Sicherheit an der wunderbaren Florentine Feiertag! Die hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, so gut es geht Herzenswünsche zu erfüllen und Probleme zu lösen, insbesondere für die Kinder. Um zu wissen, wo ihre Hilfe gerade wieder einmal dringend gebraucht wird, hängen die Kinder ihre Wünsche an die Zweige von Florentines Apfelbaum, der im Hinterhof steht. Im Baum wohnt auch das zutrauliche Rotkehlchen Pieps, das Florentine tatkräftig bei ihren Aufgaben unterstützt. In jedem Band erfüllt Florentine in ihrer unkonventionellen Art kleinere und größere Wünsche. Und wenn es ihr am Ende wieder mal gelungen ist, alle glücklich zu machen, wirft Florentine im Hinterhof ihren alten Crêpe-Ofen an und lädt alle zum Feiern ein.

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Seitenzahl: 146

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Uli Leistenschneider

Die wunderbare Florentine Feiertag (1)

Ein Wunsch kommt selten allein

 

 

Mit Illustrationen von Nina Dulleck

Über dieses Buch

 

 

Wie wunderbar, Florentine Feiertag ist da! 

 

Im Städtchen Waldstadt sind die meisten Bewohner sehr zufrieden – und das liegt bestimmt auch an Florentine Feiertag! Die ist nämlich Wunscherfüllerin, und das mit großer Leidenschaft. In ihrem Hinterhof wächst ein alter Apfelbaum, und alle Kinder dürfen Zettel mit ihren Wünschen an seine Zweige hängen. Mit der HIlfe von Pieps, dem niedlichen Rotkehlchen, macht sich Florentine dann daran, all diese Wünsche wahr werden zu lassen. Manchmal ist das gar nicht so einfach. Aber wenn Florentine es dann wieder mal geschafft hat, wirft sie im Hinterhof ihren alten Crêpe-Ofen an und lädt alle zum Feiern ein!

 

Der erste Band der neuen Kinderbuchreihe, die einfach glücklich macht.

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de/kinderbuch-jugendbuch

Biografie

 

 

Uli Leistenschneider, geboren 1981, ist in Bingen am Rhein aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach dem Abitur hat sie in Mainz Germanistik, Philosophie und ein kleines bisschen Katholische Theologie studiert. Über München und Stuttgart ist sie zurück ins Rhein-Main-Gebiet gekommen, wo sie in einem kleinen Dorf bei Mainz lebt. Das Schreiben begleitet sie seit ihrer Kindheit.

 

Nina Dulleck, geboren 1975, zeichnet und malt, seit sie Stift und Pinsel halten kann. Sie lebt mit ihrer Familie am Rhein inmitten von Weinbergen und Kirschbaumplantagen und illustriert mit viel Begeisterung Kinderbücher.

1. Kapitel

Die Sonne ging gerade auf, als ein Möbelwagen durch die Kastanienallee rumpelte und vor dem Haus mit der Nummer 12 stehen blieb. Zwei Männer in Latzhosen und eine Frau in rotem Sommerkleid und mit einem gelben Tuch in den Haaren stiegen aus dem Wagen.

«Ist es nicht schön hier?», rief die Frau begeistert aus.

Alte Kastanienbäume breiteten ihre Äste vor den Häusern aus, die sich mit ihren hübschen grünen Fensterläden dicht aneinanderschmiegten. Vor einigen Fenstern hingen Kästen mit bunten Blumen.

«Ja, wirklich nett», antwortete einer der Männer und zog sich die Arbeitshandschuhe über. «Dann mal los!»

«Wo kommen die Möbel denn hin, Verehrteste?», fragte der andere Mann.

Die Frau lachte. «In den zweiten Stock, bitte.»

Als Erstes luden die Möbelpacker einen großen kunterbunten Schrank aus. Danach folgte ein Bücherregal, dessen Seiten aus zwei alten Leitern bestanden. Dann trugen die Männer noch einen siebeneckigen Tisch und sieben unterschiedliche Stühle ins Haus, einer außergewöhnlicher als der andere.

So ging der Umzug weiter: Jedes Möbelstück, das aus dem Umzugswagen auftauchte, hatte irgendetwas Besonderes.

Außerdem gab es noch eine Menge Umzugskisten und ein grasgrünes Hollandrad.

Ein Junge mit einem Rucksack auf dem Rücken blieb vor dem Wagen stehen. Neugierig schaute er zu, wie die Möbelpacker eine Staffelei und ein großes Gemälde ins Haus trugen. Es zeigte einen blühenden Ast, auf dem ein Rotkehlchen saß.

Die junge Frau mit dem gelben Tuch in den Haaren trug eine große Pflanze mit breit gefächerten Blättern hinterher.

Auch ein Mädchen kam aus dem Haus und blieb stehen. Es hatte einen Schulranzen dabei.

«Ziehst du hier ein?», fragte es die Frau, als sie wieder aus dem Haus kam.

«Genauso ist es», erwiderte die Frau fröhlich. «Ich heiße Florentine Feiertag. Und wer bist du?»

«Ich heiße Nele Grünling», antwortete das Mädchen. «Und das ist Samuel.»

«Hallo.» Samuel kam jetzt auch näher. «Hast du dieses Bild gemalt?»

Florentine nickte. «Ja. Es kommt in mein Wohnzimmer.»

Mit offenem Mund betrachteten die beiden Kinder das nächste Möbelstück, das aus dem Umzugswagen getragen wurde. Es erinnerte an ein riesiges Vogelnest.

«Was ist denn das?», erkundigte sich Nele vorsichtig.

«Sieht man das nicht?», entgegnete Florentine erstaunt. «Das ist mein Bett.»

«Oh», antwortete Nele nur, denn nun kam das letzte Möbelstück, und das war noch seltsamer als alle zuvor: Es sah aus wie ein gusseisernes Schränkchen mit zwei Rädern und einem Griff an der Seite. Obendrauf funkelte eine große silberne Platte.

«Das kommt in den Hinterhof», wies Florentine den Möbelpacker an.

«Ist das so was wie ein alter Plattenspieler?», fragte Samuel.

Lachend schüttelte Florentine den Kopf. «Das ist …» Sie unterbrach sich, und in ihren Augen blitzte es geheimnisvoll. «Das erfahrt ihr ein andermal! Jetzt müsst ihr in die Schule, vermute ich?»

Erschrocken sah Nele auf ihre Armbanduhr. «Schade!», seufzte sie. «Das hier ist tausendmal spannender als Schule.»

«Aber leider müssen wir wirklich los», fügte Samuel hinzu, der ebenfalls einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte. «Tschüs!» Und schon stürmten die beiden davon.

Florentine Feiertag aber trug ihre Pflanze hinauf in die Wohnung und erklärte den Männern, wo sie ihre Möbel hinstellen sollten. Als alles aus dem Wagen nach oben geräumt war, drückte sie ihnen ein Trinkgeld in die Hand, und dann stand sie schließlich allein in ihrer Wohnung.

Zufrieden blickte Florentine sich um. «Das sieht doch alles schon sehr schön aus», stellte sie fest.

Die Wohnung war ihr vertraut. Als Kind hatte sie mit ihren Eltern hier gelebt. Es war schön, nach all den Jahren wieder zurück zu sein.

Florentine trat auf den Balkon hinaus und blickte in den Hinterhof. In der Mitte stand ein alter Apfelbaum, an dem noch nicht ganz reife Äpfel in sanftem Rot leuchteten.

«Er ist noch genauso schön wie eh und je!», freute sich Florentine.

Der Baum war eindeutig das Schmuckstück des Hofes. Es gab zwar noch ein paar Bänke und Tische, aber ansonsten wirkte alles ein wenig trostlos. Zwischen den Mülltonnen in der einen Ecke und ein paar Fahrrädern in der anderen Ecke lag eine bräunliche Rasenfläche, die völlig ungenutzt aussah.

«Hier gibt es noch einiges zu tun», meinte Florentine zu sich selbst. Hätte sie lange Ärmel getragen, hätte sie die hochgekrempelt. Aber heute war ein heißer Sommertag Ende August.

Florentine wühlte in einem der Umzugskartons und zog ein hübsches Vogelhäuschen hervor. Pieps stand in geschwungener Schrift über dem Eingang. Voller Tatendrang lief Florentine mit dem Häuschen in der einen und einem Draht in der anderen Hand hinunter in den Hinterhof. Sie prüfte den Sonnenstand und hatte kurz darauf eine Astgabel auf der Ostseite gefunden. Auf diese stellte sie das Häuschen und sicherte es dann mit dem Draht, damit es nicht herunterfallen konnte. Es war wichtig, dass das Häuschen nicht auf der Südseite der prallen Sonne ausgesetzt war oder im Westen dem Wind.

«So ist es perfekt», murmelte Florentine.

Plötzlich kam ein Rotkehlchen angeflogen. Es ließ

sich auf dem Ast vor Florentine nieder. «Tschatschup», zwitscherte es.

«Da bist du ja, Pieps!», rief Florentine erfreut. «Ich hatte schon Angst, dass du den Weg nicht findest.»

Doch Pieps saß im Apfelbaum, als sei dieser schon immer sein Zuhause gewesen. Er stolzierte zu seinem Häuschen und schien sich vor Florentine zum Dank zu verbeugen.

Florentine strahlte. «Hier wirst du dich wohlfühlen, das sehe ich.»

Pieps war nicht irgendein Rotkehlchen. Als Babyvogel war er aus dem Nest gefallen, und Florentine hatte ihn vor herumstreunenden Katzen gerettet. Seitdem waren Pieps und Florentine enge Vertraute und konnten sich sogar ein wenig verständigen.

Nun drehte Pieps eine Runde durch den Hinterhof, war jedoch schnell wieder beim Apfelbaum. «Tschiptschiptschip», stieß er aus, und es hörte sich fast an, als würde er schimpfen.

«Ja, ich weiß, man kann den Hof noch um einiges schöner machen», meinte Florentine. «Aber der Baum ist genau so, wie ich ihn dir beschrieben habe, das musst du zugeben. Warte mal.» Sie betastete den Stamm und hatte bald ein altes Astloch gefunden. Zielsicher fasste sie hinein.

«Die ist auch noch da!», rief sie entzückt und zog eine kleine verrostete Blechdose hervor.

Neugierig kam Pieps angehüpft. Florentine ruckelte an der Dose, bis der Deckel schließlich aufging. Ein vergilbter Zettel lag darin, auf dem in blasser Kinderschrift, aber noch gut lesbar stand: Ich wünsche mir, dass ich keine Angst mehr vor der Geisterbahn habe.

«Das war mein allererster Wunsch, den ich aufgeschrieben habe», erzählte Florentine ihrem Rotkehlchen. «Damals war ich sieben Jahre alt, aber ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Papa hat den Geisterbahnbesitzer Herrn Kleister überredet, alle Lichter einzuschalten, damit wir uns die gruseligen Figuren genauer anschauen konnten. Im Hellen waren sie dann gar nicht mehr so unheimlich, und wir haben viel gelacht.» Florentine seufzte. «Na ja, ich bin trotzdem nie gern Geisterbahn gefahren. Außerdem mochte ich den Sohn von Herrn Kleister nicht besonders.» Florentine schwieg einen Moment nachdenklich.

«Ich weiß, was ich jetzt mache!», rief sie Pieps dann zu, der neugierig sein Köpfchen zur Seite neigte. «Lass dich überraschen!»

Florentine lief durch den Hof zur Kellertür und schloss sie auf. Der mittlere Kellerraum gehörte zu ihrer Wohnung. Er war vollgestopft mit allem möglichen Zeug, doch sie fand trotzdem sofort, was sie suchte. Die alten Bretterwände lehnten vor einem Regal und waren nur notdürftig mit Planen abgedeckt. Liebevoll strich Florentine mit zwei Fingern darüber und pustete den Staub weg. Dann befreite sie die Bretter von Spinnweben und begann, die erste Wand nach draußen zu schieben. Es war ziemlich anstrengend. Florentine ächzte.

«Warte, ich helfe dir!», hörte sie plötzlich eine Stimme, und kurz darauf wurde die Wand etwas leichter. Florentine streckte ihren Kopf hervor und sah im schwachen Kellerlicht einen Mann anpacken.

«Hallo und vielen Dank!», keuchte sie.

Der Mann lachte. «Kein Problem. Wir Bewohner helfen uns gerne gegenseitig.»

«Das hört sich gut an», erwiderte Florentine froh.

«Ich bin übrigens Gregor Grünling, der Vater von Nele», stellte sich der Mann vor. «Ihr beide habt euch ja schon vor dem Haus kennengelernt, wie ich gesehen habe. Wir haben die Wohnung über dir.»

Florentine stellte sich ebenfalls vor, und Gregor Grünling erzählte, dass er als Altenpfleger arbeitete und immer die Nachmittags- oder Nachtschichten übernahm. Neles Mutter war Lehrerin, und so konnten sie sich den Tag gut aufteilen, dass immer einer zu Hause war.

Gemeinsam schleppten sie die Bretterwände nach oben in den Hinterhof.

«Ist das so ein Jahrmarkthäuschen?», fragte Gregor neugierig.

Florentine nickte und strahlte. «Ja, genau. Es hat meinen Eltern gehört. Jetzt soll es im Hinterhof wieder zu Ehren kommen.»

Mithilfe von Neles Vater und ihrem Werkzeugkasten hatte Florentine das Häuschen eine Stunde später aufgebaut. Aufgeregt flatterte Pieps über ihren Köpfen und ließ sich schließlich auf der Dachkante nieder.

«Was für ein niedliches Rotkehlchen», staunte Gregor Grünling.

Dann verabschiedete er sich, denn er musste noch Einkäufe erledigen.

«Die Leute über mir scheinen schon mal sehr nett zu sein», sagte Florentine zu Pieps. Dann putzte sie das Häuschen von oben bis unten und schloss es an die Wasser- und Stromleitungen an. Zuletzt schob sie das seltsame Gefährt mit der silbernen Platte in das Häuschen hinein.

«So, Pieps, jetzt fahre ich in die Gärtnerei und kaufe Pflanzen und Kräuter für meinen Balkon!», rief sie. «Und danach mache ich die Einladungskarten fertig.»

Beschwingt stieg sie auf ihr Fahrrad und radelte davon.

2. Kapitel

Am nächsten Morgen war Florentine schon früh auf den Beinen. Sie hatte gestern ihre Wohnung eingerichtet, ihren Balkon bepflanzt und danach noch einen ganzen Haufen Einladungskarten geschrieben. Alle Bewohner rund um den Hinterhof wurden zu einem kleinen Ankunftsfest eingeladen.

Gerade hob sie draußen vor ihrem Haus eine weitere Briefkastenklappe an, um eine Einladung hineinzuwerfen, als neben ihr ein Fahrradfahrer scharf bremste.

«Florentine?!», rief der Mann überrascht aus. Er war in etwa so alt wie Florentine, aber sie hatte trotzdem keine Ahnung, wer da vor ihr stand und sie anstrahlte. «Ja, erkennst du mich denn nicht? Berthold Buntschuh.»

«Berti!», freute sich Florentine. Sie hatten früher dieselbe Schule besucht, und Florentine erinnerte sich noch gut an den dünnen, klugen Jungen mit wuscheligen Haaren, der fast in allen Fächern Klassenbester gewesen war. Zerzauste Haare hatte er immer noch, nur ganz so dünn war der Mann vor ihr nicht mehr. «Was ist aus dir geworden?», fragte sie.

«Ich bin jetzt Bürgermeister von Waldstadt», erzählte Berti stolz.

«Das ist ja toll!», erwiderte Florentine beeindruckt.

«Bitte sag deshalb nicht Berti zu mir, so nennt mich seit der Schulzeit niemand mehr», bat der Bürgermeister.

Florentine lachte. «Dann sage ich wohl am besten Herr Bürgermeister, oder?»

«Wenn du möchtest», antwortete der Bürgermeister grinsend. «Aber nun erzähl du: Was machst du in Waldstadt?»

Als der Bürgermeister hörte, dass Florentine wieder in ihre alte Wohnung gezogen war, war er begeistert. «Ich habe mich oft gefragt, wo du wohl bist», sagte er. «Du musst mir unbedingt erzählen, was du die letzten Jahre gemacht hast.»

«Aber gern», antwortete Florentine vergnügt. «Komm doch morgen Nachmittag auch zu meinem Hinterhoffest. Hast du Zeit?»

Der Bürgermeister schaute in seinem Handy nach. «Morgen Nachmittag habe ich ein paar Termine, aber das schaffe ich bestimmt», meinte er zuversichtlich.

«Fein!», freute sich Florentine.

Der Bürgermeister musste dringend weiter, denn er hatte immer viel zu tun. In seinem Büro wartete schon ein Stapel Arbeit auf ihn.

«Dann bis morgen!», meinte Florentine. «Ich muss auch noch einiges erledigen.»

Sie verteilte die Einladungskarten, bis keine mehr übrig war, dann fuhr sie los und besorgte Getränke und Zutaten für ihr Fest. Florentine hatte nämlich etwas Besonderes geplant.

 

Ein süßer Duft wehte am nächsten Nachmittag durch den Hinterhof. Er kam aus dem kleinen Häuschen und lockte die Leute aus ihren Wohnungen. Alle wollten Florentine kennenlernen. Als Erste kam Nele mit ihren Eltern.

«Hallo, ihr lieben Grünlinge!», rief Florentine ihnen aus dem großen Fenster des Häuschens zu.

«Das riecht ja köstlich!», meinte Neles Mutter Tanya.

«Ich backe Crêpes für alle», erklärte Florentine.

Neugierig streckte Nele ihren Kopf zum Fenster herein. «Ach, dieses komische Ding ist ein Crêpesofen?», fragte sie, als sie sah, wie Florentine eine Kelle Teig auf die heiße Platte gab. Es zischte.

«Ja!», bestätigte Florentine vergnügt. «Und meine Crêpes sind legendär, pass nur auf. Jeder bekommt seine ganz persönliche Kreation.»

«Wow», sagte Gregor begeistert. «Wenn es so gut schmeckt, wie es riecht, dann nehme ich gleich zwei.»

Die Grünlinge mussten nicht lange warten. Florentine servierte Nele einen Crêpe mit Himbeeren, frischer Minze und Vollmilchschokolade, Neles Vater einen mit Apfelmus und Zimt sowie einer Prise Chili. Neles Mutter dagegen bekam einen Crêpe mit frischen Erdbeeren und Sahne mit kandierten Veilchen.

«Hm, lecker!», rief Nele kauend und leckte sich die Lippen. «Kann ich gleich noch einen haben?»

Florentine lachte. «Natürlich!»

«Die sind wirklich ganz wunderbar», meinten auch Neles Eltern bewundernd.

«Wie machst du den Teig?», erkundigte sich Neles Vater. «Da ist doch irgendwas Besonderes drin, oder?»

«Das ist mein Geheimnis», erwiderte Florentine lächelnd.

Als Nächstes kamen Samuel und seine Eltern in den Hof, die zwei Häuser weiter wohnten. Sie stellten sich als Julia und Holger Großstein vor. Holger trug eine Stofftrage vor dem Bauch, in der ein Baby schlummerte.

«Smilla ist nicht immer so friedlich», meinte er und wippte ein wenig hin und her, damit das Baby nicht aufwachte. «Sie stellt unser Leben zurzeit ganz schön auf den Kopf.»

«Das kann ich mir vorstellen», erwiderte Florentine. «Ich habe zwar keine eigenen Kinder, aber ich habe schon viele Babys auf der ganzen Welt gehütet.»

«Du bist wohl viel herumgekommen?», fragte Samuels Mutter Julia.

«Ja, ich bin einige Jahre lang auf Jahrmärkten in aller Welt unterwegs gewesen», erzählte Florentine, während sie immer wieder Teig auf die Platte ihres Ofens goss. «Aber nun war es Zeit für mich, wieder einmal in Waldstadt nach dem Rechten zu sehen», fügte sie geheimnisvoll hinzu. Und damit reichte sie Samuel einen Crêpe mit Blaubeeren und Vanilleeis. Samuels Mutter bekam einen Crêpe mit Bananen und Walnüssen und einem Schuss Karamellsauce, während sie Samuels Vater einen mit Orangenscheiben und dunkler Schokolade überreichte.

Nach und nach strömten alle Bewohner der umliegenden Häuser in den Hinterhof. Florentine lernte den jungen Mann kennen, der in der Wohnung unter ihr wohnte. Er hieß Kai Kissling und war Saxofonspieler. Mit seiner kleinen Band tourte er durchs ganze Land, weshalb er gar nicht so oft zu Hause war. Außerdem kam noch ein junges Paar namens Berrada, das ein Kind erwartete, sowie eine Frau Winter, deren Tochter Anna so alt war wie Nele und Samuel.

Alle stellten sich für einen Crêpe an, und Florentine überreichte jedem Einzelnen eine ganz besondere Kreation. Als schließlich noch Bürgermeister Buntschuh kam, schwirrte Florentine schon der Kopf vor lauter Namen.

«Bitte entschuldigt, wenn ich mir nicht alle auf einmal merken kann!», rief sie in die Menge. «Ach ja, und wer möchte, kann mich einfach duzen. Ich mache das dann gern umgekehrt auch!»

«Willkommen zurück in Waldstadt, Florentine!», sagte der Bürgermeister laut, und alle Gäste klatschten, während Florentine vergnügt aus ihrem Crêpeshäuschen winkte. «Wollen Sie hier jetzt etwa jeden Tag backen?», knurrte ein älterer Mann und blickte Florentine argwöhnisch an. Seine Frau neben ihm gab ihm einen Rippenstoß.

«Wir wollten uns nur kurz vorstellen», sagte sie. «Wir sind das Ehepaar Heller.»

«Wir wohnen im Nachbarhaus im Erdgeschoss», sagte der Mann mit finsterer Miene.

«Guten Tag», sagte Florentine freundlich. «Und nein, ich werde nicht jeden Tag Crêpes backen», fügte sie dann noch hinzu. «Nur ab und zu, gerade so, wie es passt.»

«Mir passt es eigentlich nie», gab Herr Heller zurück. «Darf ich wissen, was Sie überhaupt beruflich machen?»

Daraufhin wurde es plötzlich leiser. Alle wollten hören, was Florentine antwortete.

«Ich bin Wunscherfüllerin», sagte sie ruhig.

Ein erstauntes Murmeln ging durch den Hof.

«Und das soll ein Beruf sein?», meinte Herr Heller kopfschüttelnd.

«Nun, es ist sogar eine Berufung», erklärte Florentine. «Ich erfülle Kinderwünsche. Kleinere und größere. Wichtig ist nur, dass sie von Herzen kommen.» Sie deutete auf den Apfelbaum in der Mitte des Hofes. «Darf ich vorstellen?», rief sie dann mit lauter Stimme, damit alle sie hören konnten: «Das hier ist ein Wunschbaum. Wenn ihr Kinder also einen besonderen Wunsch habt, dann schreibt ihn auf einen Zettel, und hängt den Zettel in die Zweige. Ich verspreche euch, dass ich mich darum kümmern werde.»

Unter den Kindern brach ein Sturm der Begeisterung aus.

«Das ist ja cool!», rief Samuel.