Die wunderbare Florentine Feiertag: Rettet den Wald! - Uli Leistenschneider - E-Book

Die wunderbare Florentine Feiertag: Rettet den Wald! E-Book

Uli Leistenschneider

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Beschreibung

Der Wald soll einem Fußballstadion weichen? Nicht mit Florentine Feiertag! Endlich ist Florentine Feiertag von ihrem Wanderurlaub zurück! Die Kinder Nele, Samuel und Anna erwarten sie schon sehnsüchtig, schließlich steht das große Kinder-Fußballturnier vom FC Waldstadt vor der Tür. Die Nachricht, dass das neue Stadion ausgerechnet im nahen Wald gebaut werden soll, gefällt Florentine jedoch gar nicht. Dagegen muss sie sofort etwas unternehmen. Gleichzeitig gibt es noch jede Menge Kinderwünsche zu erfüllen. Und wer ist die neue Nachbarin, die sich so neugierig in Florentines Hinterhof herumdrückt? Steckt wieder der geheimnisvolle ER dahinter? Der zweite Band um die wunderbare Florentine Feiertag, die Kinderwünsche erfüllt. Illustriert von Nina Dulleck.

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Uli Leistenschneider

Die wunderbare Florentine Feiertag

Rettet den Wald!

 

 

Mit Illustrationen von Nina Dulleck

Über dieses Buch

 

 

Der Wald soll einem Fußballstadion weichen? Nicht mit Florentine Feiertag!

 

Endlich ist Florentine Feiertag von ihrem Wanderurlaub zurück! Die Kinder Nele, Samuel und Anna erwarten sie schon sehnsüchtig, schließlich steht das große Kinder-Fußballturnier vom FC Waldstadt vor der Tür. Die Nachricht, dass das neue Stadion ausgerechnet im nahen Wald gebaut werden soll, gefällt Florentine jedoch gar nicht. Dagegen muss sie sofort etwas unternehmen. Gleichzeitig gibt es noch jede Menge Kinderwünsche zu erfüllen. Und wer ist die neue Nachbarin, die sich so neugierig in Florentines Hinterhof herumdrückt? Steckt wieder der geheimnisvolle ER dahinter?

 

Der zweite Band um die wunderbare Florentine Feiertag, die Kinderwünsche erfüllt.

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de/kinderbuch-jugendbuch

Biografie

 

 

Uli Leistenschneider, geboren 1981, ist in Bingen am Rhein aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach dem Abitur hat sie in Mainz Germanistik, Philosophie und ein kleines bisschen Katholische Theologie studiert. Über München und Stuttgart ist sie zurück ins Rhein-Main-Gebiet gekommen, wo sie in einem kleinen Dorf bei Mainz lebt. Das Schreiben begleitet sie seit ihrer Kindheit.

 

Nina Dulleck, geboren 1975, zeichnet und malt, seit sie Stift und Pinsel halten kann. Sie lebt mit ihrer Familie am Rhein inmitten von Weinbergen und Kirschbaumplantagen und illustriert mit viel Begeisterung Kinderbücher.

1. Kapitel

Es war ein schöner Samstagnachmittag Anfang Herbst. Seit zwei Wochen war Florentine nun schon unterwegs. Dabei wohnte sie noch gar nicht so lange im hübschen Waldstadt. Vor etwa zwei Monaten war sie mit Sack und Pack in die Wohnung ihrer Kindheit zurückgezogen und hatte sich dort schnell eingelebt. Die Kinder aus der Nachbarschaft liebten sie und die meisten Erwachsenen auch. Zur Freude der meisten Anwohner blühte nun im Hinterhof ein kleiner Garten, in dem auch Gemüse angebaut wurde. Und den Apfelbaum hatte Florentine zum Wunschbaum erklärt: Die Kinder konnten ihre Wünsche an seine Zweige hängen, und Florentine tat alles dafür, sie zu erfüllen – denn sie war Wunscherfüllerin.

Nachdem die ersten Wünsche in Erfüllung gegangen waren, hatte Florentine dann beschlossen, ein wenig Urlaub zu nehmen. Sie hatte das kleine Häuschen im Hinterhof, in dem sich ihr geheimnisvoller Crêpesofen befand, sorgfältig mit einem dicken Holzbalken und einem Vorhängeschloss verriegelt. Das hatte einen guten Grund. In einem Geheimfach ihres Ofens bewahrte sie ein ganz besonders geheimes Rezept für Crêpes auf. Es war von ihrem verstorbenen Vater und für sie von unsagbarem Wert. Niemand sollte in Versuchung kommen, danach zu suchen.

Sehnsüchtig schaute Pieps zum Hofeingang und pfiff ein leises Lied. Heute wollte Florentine doch wieder nach Hause kommen, oder etwa nicht?

Da endlich ging das Tor auf, und Florentine Feiertag kam herein. Sie trug einen großen Rucksack auf dem Rücken und Wanderstiefel an den Füßen. Ein paar Locken klebten verschwitzt an der Stirn, doch sie lachte fröhlich. «Hallo, Pieps! Ich bin wieder da!»

Sofort sauste Pieps zu seiner Freundin und trällerte fröhlich: «Pirilie tschiep!»

«Ja, ich habe dich auch vermisst!» Florentine lächelte und setzte den Rucksack ab. Liebevoll streichelte sie dem kleinen Vogel über die Federn und gab ihm eine Rosine, die er begeistert aufpickte. Dann ging Florentine zu der Bank im Hof und ließ sich darauf sinken. Sie streckte ihre Beine aus und seufzte zufrieden.

«Pirilie tschiep!», machte das Rotkehlchen noch einmal und flatterte auf einen Ast im Apfelbaum. Eifrig pickte es mit dem Schnabel gegen die Rinde.

«Ja, Pieps, du hast recht. Aber natürlich habe ich Annas Wunsch nicht vergessen!» Sie öffnete ein kleines Fach an ihrem Rucksack und zog einen blauen Zettel heraus. Darauf stand:

Ich möchte mit meiner Mutter in den Dschungel auswandern, deine Anna

Anna wohnte mit ihrer Mutter in einem der Häuser auf der anderen Seite des Hofes. Beim großen Flohmarktfest hatte sie ihren Wunsch an einen Zweig von Pieps’ Baum gehängt.

«Annas Wunsch zu erfüllen, ist gar nicht so einfach – aber ich habe beim Wandern viel darüber nachgedacht. Und gerade war ich noch in unserem Wald», erzählte Florentine. Pieps hüpfte auf einem Ast entlang und sah sie aufmerksam an. «Ich habe einen Baum gefunden, der perfekt zu meinem Plan passt!», fuhr Florentine fort.

«Oh, wie ist das schön!», unterbrach sie plötzlich lauthals eine Männerstimme hinter ihr. Erstaunt drehte sich Florentine um. Der Gesang kam aus dem Nachbarhaus, genauer gesagt aus dem Fenster von Herrn Heller. Das war der Hausmeister, und meistens war er eher schlecht gelaunt. Umso mehr verwunderte es Florentine, Herrn Heller jetzt singen zu hören.

«Oh, wie ist das schön! So was hat man lange nicht gesehn, so schön, so schööön!», grölte Herr Heller. Kurz darauf erschien er am Fenster und wedelte mit einem schwarz-blauen Fähnchen. In den gleichen Farben trug er einen Schal um den Hals, obwohl es viel zu warm war. Auf seinem Kopf saß ein schiefes Käppi, ebenfalls in Schwarzblau. 1. FCW stand darauf, das war der Name des Fußballclubs von Waldstadt.

«Hallo, Herr Heller! Ist der FC Waldstadt etwa aufgestiegen?», fragte Florentine gespannt.

Herr Heller nickte stolz. «Ganz genau, Frau Feiertag. Heute haben wir das entscheidende Spiel gewonnen!» Zufrieden lächelte er Florentine an. Der Aufstieg seines Fußballvereins schien ihn wirklich milde zu stimmen. «Ab nächster Saison spielen wir in der zweiten Liga!» Fröhlich pfeifend legte der Hausmeister sein Fähnchen zur Seite und befestigte eine schwarz-blaue Wimpelkette am Fensterrahmen.

«Das ist ja toll, herzlichen Glückwunsch!», sagte Florentine und fügte lächelnd hinzu: «Es ist schön, Sie so gut gelaunt zu sehen.»

«Na ja, in den letzten Tagen hatte ich nicht so viel Grund dazu!» Herr Heller hielt inne und sah Florentine nachdenklich an. «Man könnte denken, im Haus gegenüber wohnt jetzt Ihre Zwillingsschwester.»

Überrascht lachte Florentine auf. «Ich kann Sie beruhigen. Ich habe keine Zwillingsschwester.»

«Also, die Frau, die vor drei Tagen drüben eingezogen ist, ist jedenfalls mindestens genauso verrückt wie Sie», meinte Herr Heller, während er weiter seine Wimpel anbrachte. «Und mit Fragen löchert die einen, meine Güte! Sie wollte alles über den Hinterhof und die Leute hier wissen. Und Ihren schrecklichen Ofen fand sie auch noch gut …»

«Ach ja?» Florentine wusste nicht, was sie davon halten sollte. Auf jeden Fall war sie jetzt sehr gespannt auf die neue Nachbarin. Dass diese ihren Crêpesofen mochte, gefiel Florentine jedenfalls schon mal. Bis auf Herrn Heller und seine Frau waren eigentlich alle begeistert von Florentines Crêpes, die sie regelmäßig im Hinterhof backte.

«Helmut, der Kaffee ist fertig!», rief Frau Heller aus dem Hintergrund. «Es gibt Schwarzwälder Kirschtorte!»

«Heute ist mein Glückstag!» Herr Heller leckte sich die Lippen und war kurz darauf vom Fenster verschwunden.

«Wauwauwau!» In diesem Moment schoss ein kleiner braun-weiß gefleckter Mischlingshund über den Hof auf Florentine zu.

«Hallo, Kurt!» Florentine ging in die Knie und schloss den Hund in die Arme. Kurt schleckte ihr einmal durch das Gesicht. Sie musste lachen. «Wie gut, dass ich gleich duschen wollte.»

«Florentine! Du bist wieder da!», rief Nele, die hinter Kurt in den Hof kam. Nele Grünling wohnte mit ihren Eltern in der Wohnung über Florentine. Sie ging in die gleiche Klasse wie Anna, und ihr allergrößter Wunsch, ein Hund, hatte vor gar nicht langer Zeit am Wunschbaum gehangen. Daraufhin hatte Florentine ermöglicht, dass Kurt bei ihr wohnen durfte. Aber das war eine andere Geschichte.

«Wie war das Wandern?», wollte Nele wissen.

«Gut, danke. Ich freu mich aber auch, wieder hier zu sein», erwiderte Florentine. «Es scheint ja einiges passiert zu sein.»

Nele nickte eifrig. «Der FC Waldstadt ist aufgestiegen!», sprudelte sie hervor.

«Das habe ich schon mitbekommen.» Florentine wies schmunzelnd mit dem Kopf zum geschmückten Fenster der Hellers. «Jetzt muss ja nur noch die Kindermannschaft nachziehen.»

«Bist du morgen bei dem Spiel dabei?», fragte Nele erwartungsvoll.

«Natürlich, ich vergesse doch unsere Verabredung nicht!», sagte Florentine. Noch vor ihrem Urlaub hatte sie Nele versprochen, dass sie zusammen beim Fußballspiel der Kindermannschaft zuschauen wollten. Schließlich spielte Samuel, Neles bester Freund, mit.

Florentine reckte sich. «Aber jetzt brauche ich erst mal eine Dusche und ein bisschen Schlaf. Die lange Wanderung steckt mir noch in den Knochen.»

«Kurt und ich wollten sowieso gerade Gassi gehen», sagte Nele. «Dann bis später!» Nele legte Kurt die Leine um, und die beiden zogen los.

Florentine sah in den Apfelbaum hinauf. «Lieber Pieps, falls du Anna sehen solltest, weckst du mich dann?», bat sie den Vogel gähnend.

Das Rotkehlchen zwitscherte laut, und Florentine nahm ihren Rucksack und stapfte die Treppe hinauf in ihre kunterbunte Wohnung. Jedes Möbelstück hier war etwas Besonderes, aber das Tollste war Florentines Bett. Es sah aus wie ein Vogelnest.

Nachdem Florentine geduscht hatte, ließ sie sich hineinfallen und war schon bald eingenickt.

Einige Zeit später wurde sie von Kindergeschrei und energischem Vogelgezwitscher geweckt. Pieps zog große Kreise durch das Schlafzimmer und piepste aufgeregt.

«Ist Anna da?», fragte Florentine und sprang gleich auf. Schnell lief sie auf ihren Balkon. Verwundert stellte sie fest, dass nicht etwa eine Horde Kinder im Hof Fußball spielte, sondern nur genau zwei Leute Krach für mindestens zehn machten. Die eine Person war Anna, wie Florentine schon vermutet hatte, die andere eine fremde Frau, die ein quietschbuntes Kleid trug. Sie jubelte wie ein Kind, wenn sie das Tor traf, das aus zwei aufgestellten Gießkannen bestand, oder schimpfte wie ein Rohrspatz und raufte sich ihre struppigen kurzen Haare, wenn sie danebenschoss. Sollte das etwa ihre Zwillingsschwester sein, wie Herr Heller sie genannt hatte? Florentine konnte außer der bunten Kleidung jedenfalls keine Ähnlichkeit erkennen.

Dafür fand Florentine, dass Anna wirklich toll mit dem Ball umgehen konnte. Florentine kannte sich zwar nicht gut mit Fußball aus, aber Anna luchste der Frau immer wieder geschickt den Ball ab.

«Na warte, du kleines Biest!», schrie die Frau.

Florentine zuckte zusammen. Hatte sie da richtig gehört? Selbst im Eifer des Gefechts war der Ausdruck «kleines Biest» wohl absolut nicht angebracht.

Die Frau rannte mit dem Ball los und schoss.

«Achtung!», rief Florentine. Doch es war zu spät. Der Ball donnerte mit voller Wucht in das kleine Gärtchen, das Florentine erst vor Kurzem liebevoll angelegt hatte.

2. Kapitel

Florentine schlüpfte in ihre Turnschuhe und rannte nach unten in den Hof. «Hallo!», rief sie.

«Oh, Florentine, hallo! Das mit dem Ball war keine Absicht!» Anna sah sie zerknirscht an und holte den Ball aus dem Gemüsebeet.

Bekümmert sah Florentine, dass er eine Tomatenstaude getroffen hatte. Die Pflanze war abgeknickt und ließ traurig den Kopf hängen. Zwei Tomaten lagen zermatscht am Boden. «Die sind wohl hinüber», stellte Florentine fest.

«Du bist Florentine!» Die Frau mit den struppigen Haaren streckte Florentine die Hand entgegen. «Hallo, ich bin Ruth.»

Florentine nahm ihre Hand. «Guten Tag», antwortete sie freundlich.

«Ich habe ja schon so viel von dir gehört. Dass du Wunscherfüllerin bist. Das klingt unheimlich toll!», plapperte Ruth drauflos. «Natürlich kaufe ich dir eine neue Tomate!»

«Nicht nötig», unterbrach Florentine sie. «Das kann ja jedem mal passieren. Aber vielleicht sollten wir lieber im hinteren Teil des Hofes weiterspielen.»

«Wir?», fragte Ruth überrascht.

«Das heißt, Florentine spielt mit», erklärte Anna und dribbelte auch schon mit dem Ball los.

«Ja, klar!», rief Florentine und lief hinter ihr her. «Wenn ich schon mal die Gelegenheit habe.» Sie wollte mit dem Fuß gegen den Ball treten, aber gegen Anna hatte sie keine Chance. Anna schlug flink einen Haken und rannte schon mit dem Ball in eine andere Richtung.

«Warte, das haben wir gleich», meinte Ruth und versuchte, Anna von der anderen Seite den Weg abzuschneiden. Aber Anna lupfte den Ball einfach über Ruth drüber und sauste an ihr vorbei.

«Alle Achtung!», keuchte Florentine. Doch schließlich gelang es ihr, an den Ball zu kommen.

«Ja, Florentine, hier!», kreischte Ruth und wedelte mit beiden Händen, als seien sie beim Handball und nicht beim Fußball. «Schieeeeß!»

Doch hinter Ruth war das Fenster von Herrn Heller, und das wollte Florentine auf keinen Fall treffen. «Schieß doch endlich!», quietschte Ruth, aber da hatte Anna auch schon wieder den Ball.

«Mist!», schimpfte Ruth.

Da tauchte Herr Heller an seinem Fenster auf. «Muss das so laut sein?», rief er mürrisch. «Ich möchte hier die Sportschau gucken.»

«Aber Herr Heller, Sie wissen doch, wie es beim Fußball zugeht!» Florentine zwinkerte ihrem Nachbarn liebenswürdig zu.

«Sie können Florentine und mich doch anfeuern», sagte Ruth und lachte besonders laut. Offensichtlich fand sie ihren Vorschlag sehr witzig.

Herr Heller schloss kopfschüttelnd sein Fenster.

«Cool, ihr spielt Fußball!», rief Nele, die gerade vom Spaziergang mit Kurt zurückkam. «Ich spiele mit Anna im Team», entschied sie. «Wartet auf mich, ich muss nur Kurt schnell in die Wohnung bringen, damit er nicht nach dem Ball schnappt.» Und sie lief mit dem Hund ins Treppenhaus. Kurz darauf kam sie mit Turnschuhen an den Füßen wieder in den Hinterhof. Und dann ging es los.

Pieps flatterte zwitschernd über ihren Köpfen, doch als er beinahe von einem besonders hohen Ball getroffen wurde, rettete er sich lieber in den Wunschbaum.

Florentine und Ruth waren gegen Anna und Nele hoffnungslos unterlegen. Während Florentine es mit Humor nahm, schien sich Ruth richtig darüber zu ärgern.

«Ihr frechen Hühner!», rief sie und gackerte dabei selbst wie ein Huhn. Schließlich ließ sie sich auf die Bank neben Florentines Crêpeshäuschen fallen. «Ich kann nicht mehr», japste sie.

«Ja, eine Pause kann ich auch gebrauchen», meinte Florentine und nahm den Ball in die Hände.

«Wollen wir ein Eis essen gehen?», fragte Nele, und Anna nickte begeistert.

Gedankenverloren strich Ruth über den Holzbalken am Crêpeshäuschen. «Hier werden also die berühmten Crêpes gebacken?» Fragend blickte sie zu Florentine. «Die würde ich ja zu gerne mal probieren.»

Florentine schüttelte freundlich den Kopf. «Ein andermal gerne. Aber jetzt möchten Anna und Nele ein Eis haben – und ich auch. Ihr seid eingeladen!»

Und so gingen die vier zur Eisdiele ein paar Straßen weiter, wo Florentine ihnen allen ein Spaghettieis spendierte.

«Bitte schön, für die Fußballkönigin», meinte sie lächelnd, als sie Anna einen Eisbecher reichte.

Anna errötete ein wenig. «Danke», sagte sie verlegen.

«Spielst du eigentlich auch im Verein?», erkundigte sich Florentine beiläufig, während sie Erdbeersoße von ihrem Löffel leckte.

Anna schob sich einen riesigen Brocken Eis in ihren Mund und sagte erst mal nichts. Dann seufzte sie. «Mein Papa erlaubt es nicht.»

«Aber warum nicht?», fragte Nele.

Doch Anna zuckte bloß mit den Schultern. «Können wir von was anderem reden?», fragte sie.

«Natürlich!», sagte Florentine sofort. «Morgen hat Samuel ein wichtiges Spiel. Willst du mitkommen und ihn mit uns anfeuern?»

Annas Augen leuchteten auf. «Oh ja, da komm ich gern mit.»

«Und ich auch», meinte Ruth, obwohl sie gar nicht gefragt worden war. «Vielleicht können wir den Kindern ja den Wunsch erfüllen, dass sie das Spiel gewinnen.» Zwinkernd blickte sie Florentine an.

Florentine runzelte die Stirn. «Was meinst du damit?»

«Ene mene Spinnen, der FC soll gewinnen. Hexhex!» Ruth lachte schrill, während sie mit den Händen die Luft knetete. Es sollte wohl nach Zauberei aussehen.

Nele verdrehte die Augen. «Fragt sich nur, wer hier spinnt», murmelte sie. «Kannst du hexen?», fragte sie dann laut.

«Ich nicht», antwortete Ruth und klimperte vieldeutig mit den Augen. «Aber vielleicht kann ich es ja von Florentine lernen?»

«Schön wär’s», sagte Florentine. «Aber ich muss dich leider enttäuschen. Ich kann nicht hexen», stellte sie klar.

«Außerdem wäre das ja wohl langweilig, da müsste sich keiner mehr anstrengen», ergänzte Anna.

«Das sehe ich genauso», stimmte Florentine ihr zu. Dann wandte sie sich an Ruth. «Du darfst aber natürlich trotzdem zum Fußball mitkommen und die Daumen drücken.»

«Wie erfüllst du denn eigentlich Wünsche?», erkundigte sich Ruth neugierig.

«Das ist mein Geheimnis», antwortete Florentine lächelnd.

 

Als Nele und Florentine später zusammen die Treppe zu ihren Wohnungen hinaufgingen, meinte Nele: «Diese Ruth mag ich irgendwie nicht.»

Florentine blieb stehen. «Wieso?», fragte sie.

«Ich weiß nicht, irgendwie nervt sie», erwiderte Nele. «Ene mene Spinnen, der FC soll gewinnen?», äffte sie die andere Frau nach. «Das ist doch bescheuert!»

Florentine lachte. «Gib ihr eine Chance», sagte sie dann. «Schließlich wohnt Ruth erst seit Kurzem hier. Manche Menschen brauchen etwas Anlauf, bis sie an einem neuen Ort angekommen sind.»

«Du zum Glück nicht», erwiderte Nele. «Dich mochte ich von der ersten Minute an.»

«Wie schön!», freute sich Florentine. «Das ging mir ganz genauso.»

«Dann also bis morgen!» Nele lief die Stufen zu ihrer Wohnung hinauf.

Nachdenklich schloss Florentine ihre Tür auf. Wenn sie ehrlich war, fand sie Ruth auch recht merkwürdig. Aber sie wollte nicht voreilig urteilen. Dazu kannte sie Ruth viel zu kurz.

«Pirilie, tschieptschiep, pirilie!», ertönte Pieps plötzlich von draußen.

Florentine spitzte die Ohren. Diese Melodie konnte nur eins bedeuten: Ein neuer Wunsch hing am Apfelbaum. Schnell lief sie auf ihren Balkon. «Pieps, ich bin hier!», rief sie.

Schon kam das Rotkehlchen mit dem Zettel im Schnabel angeflogen. Gespannt nahm Florentine ihn und faltete ihn auseinander.

Liebe Florentine, ich brauche bessere Noten in Mathe. Kannst du mir helfen? Viele Grü ße, dein Karl

«Auf jeden Fall», sagte Florentine zu sich selbst. Sie musste nur noch herausfinden, wer Karl war. Aber das sollte nicht schwer sein.

«Pieps, ich glaube, du kommst morgen mit zum Fußballspiel», entschied Florentine.

3. Kapitel

Am nächsten Nachmittag klingelte Nele pünktlich um halb drei an Florentines Tür. Ihr T-Shirt war schwarz-blau gestreift, und sie hatte sich den Schal in den Vereinsfarben des FC Waldstadt um das Handgelenk gewickelt. Außerdem hatte sie aus einem alten Laken eine Fahne gebastelt.

«Du hast ja gar keine Fansachen an», stellte sie fest, als Florentine ihr die Tür öffnete.