Die Zeitenwende - Jan Kern - E-Book

Die Zeitenwende E-Book

Jan Kern

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Beschreibung

Sommer 2022. Zweifelsfrei hält der Dauerkrisenmodus die Welt in Atem. Für den Schriftsteller André Dahlmann entwickelt sich eine prekäre Lebensrealität, die ihn zunehmend überfordert. Denn er wird nicht nur mit der Corona-Pandemie konfrontiert, sondern auch mit dem fürchterlichen Ukraine-Krieg. Welche Konsequenzen hat es für ihn und andere? Dehnt sich möglicherweise der Kriegsschauplatz nach Westeuropa aus? Ungewissheit entsteht, die unbestreitbar Angst erzeugt. Schonungslos rechnet der Autor literarisch mit den Fehlern der Politik ab, in der Hoffnung, besser mit der neuen Wirklichkeit klarzukommen.

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Inhaltsverzeichnis

Das Vorwort

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

Autorenvita und Klappentext

Das Vorwort

Unsere Zukunft ist ab sofort nicht mehr planbar, was zweifelsfrei für viele Menschen beängstigend ist.

Gewaltsam wurde zuvor eine Kettenreaktion von Ereignissen ausgelöst, die wir kaum noch kontrollieren können.

Die Eigendynamik, die dabei entsteht, lässt unverkennbar eine Krise auf die nächste folgen, sodass liebgewonnene Dinge fortan nicht mehr selbstverständlich sind.

Unbestreitbar hängt irgendwie alles miteinander zusammen und fällt unter dem Stichwort „Globalisierung“.

Fieberhaft wird seitens der Politik nach brauchbaren Lösungen gesucht, um den endgültigen Zusammenbruch der Gesellschaft zu verhindern.

Und ich kann hoffentlich mithilfe dieser Lektüre wichtige Denkanstöße geben, Antworten zu finden, um die prekäre Lage unseres Planeten ein wenig zu verbessern.

Der Autor

1. Kapitel

Hamburg, den 14.07.2022

Ich erkenne: „Politik ist stets ein mehrschneidiges Schwert, dass zweifelsohne zu Verletzungen führt, die für die Gesellschaft durchaus einschneidend sein können“. Dieser Tatbestand ist für mich das Hauptmotiv für das Verfassen dieses Textes. Wie schmerzhaft die Verletzungen tatsächlich sein können, wird die Schilderung der aktuellen Ereignisse schonungslos und konsequent offenlegen. Hierbei gehe ich davon aus, dass sich manche Leser in der Darstellung meiner Lebenssituation zweifellos wiedererkennen werden. Denn wir befinden uns zweifelsfrei alle in einen Dauerkrisenmodus, der unser Dasein zu einer Diktatur macht, weil wir uns ständig der neuen Lage notgedrungen anpassen müssen, nur um irgendwie überleben zu können. Kaum jemand wird von dieser Realität verschont.

Die Betroffenheit offenbart sich mittlerweile durch die zunehmende Verarmung der Bürger, die sich bedrohlich in erschreckender Form wie ein Orkan immer stärker auf uns zubewegt, der alles zerstören kann, was uns wichtig ist. Ein heilsames Entrinnen ist nahezu aussichtslos geworden. Selbst die Mittelschicht, die zuvor die starke Säule unserer Gesellschaft repräsentierte, wird in diesen negativen Sog der totalen Selbstvernichtung mit hineingezogen. Es herrscht unbestreitbar Alarmstufe rot.

Bei meiner Betrachtung der Sachlage muss allerdings auch bedacht werden, dass ich nicht stellvertretend die Meinung alle Leser wiederspiegeln kann. Dies sehe ich auch nicht als meine Aufgabe an. Vielmehr möchte ich wichtige Denkanstöße geben, die hoffentlich für unsere Gemeinschaft hilfreich sind, möglichst richtige Entscheidungen für die künftige Lebensplanung zu treffen. Dabei gegen den Strich gebürstet zu sein, setze ich hier bewusst als Waffe ein, um meine Standpunkte zu verdeutlichen. Hierbei spreche ich zwei Sprachen: Deutsch und Klartext.

Generell soll nichts als gegeben hingenommen werden, sondern wir müssen unser Handeln stets kritisch hinterfragen, ob wir tatsächlich den richtigen Weg gehen. Nur so gibt es positive Impulse für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Blind ins heillose Verderben zu laufen ist daher nicht besonders hilfreich.

Noch gibt es eine gewisse Meinungsvielfalt in unserer Gesellschaft, auch wenn sie nicht immer offen und frei geäußert wird, da sonst heutzutage mit einer „Stigmatisierung“ gerechnet werden muss, mit dem Ziel, Meinungsabweichler grundsätzlich zu ächten. Dabei wird alles mit „Political Correctness“ begründet und zwar unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Botschaft. Schnell wird gerne die „Nazikeule“ rausgeholt, da den Verantwortlichen oftmals die sachbezogenen Argumente ausgehen. Ein trauriges und erschreckendes Bild zeichnet sich daher vor meinen Augen ab. Es ist Ausdruck einer politischen Hilflosigkeit und vielleicht sogar einer gefährlichen Inkompetenz, die etwas Negatives hervorbringt wie beispielsweise die AfD. Ein Armutszeugnis für die heutige Zeit? Muss möglicherweise bejaht werden.

Außerdem entlarvt sich aus meiner Sicht vieles davon als scheinheiliges Getue, damit die Politik zumindest äußerlich weiterhin ihr Gesicht wahren kann. Es kann nicht angehen, dass ich als Bürger Angst haben muss, frei und öffentlich meine Meinung zu äußern. Davon müssen wir uns dringend befreien. Es ist pures Gift für unsere hochgelobte Demokratie. Genauso dürfen wir uns nicht von den Mächtigen, die im Hintergrund die Fäden ziehen, einschüchtern lassen. Sonst sind wir nur noch ein Volk aus unmündigen Bürgern, die sich alles gefallen lassen. Ist dies tatsächlich der Wille der Menschen, die in Deutschland leben? Ich denke, die Frage beantwortet sich wohl von selbst.

Zum Thema Bevormundung des Staates schrieb ich folgendes Gedicht:

Die Bevormundung

Political Correctness ist der aktuelle Zeitgeist der Stunde und ab sofort ist das Motto in aller Munde: „Ist jemand gesellschaftlich unbequem, gilt fortan als rechtsextrem“.

Dabei wird uns eine neuartige Sprache der geistigen Verwirrung diktiert, wobei die Zensur zu einer erschreckenden Normalität mutiert, sodass das zuvor Gesagte eine negative Zuordnung erfährt und uns mit Staatsgewalt ein Maulkorb wiederfährt.

Ein Fleischtarier wird zu einem Umweltsünder erster Klasse degradiert, sodass sich der Veganismus zu einer Weltreligion thematisiert.

Ist erstmal das E-Auto als Wunderwaffe gegen den Klimawandel präsentiert, werden weitere Optionen einfach terminiert.

Auch die gewohnte Körperhygiene wird zu einer unsauberen Moral erdacht und zum unbezahlbaren Luxus gemacht.

Am Ende ist unser Leben nicht mehr selbstbestimmt, sodass vor lauter Bürgerfrust die AfD die Erfolgsleiter erklimmt.

(Anmerkung: Die etablierte Politik soll endlich aufhören, uns Bürger zu bevormunden. Ansonsten wird der Erfolg der AfD früher oder später eine selbsterfüllte Prophezeiung. Dieses Szenario würde in Deutschland ein Chaos stiften, das zweifelsohne eine Katastrophe für die Mehrheit in der Bevölkerung wäre. Über die Konsequenzen möchte ich an dieser Stelle vorsichtshalber nicht vertiefend nachdenken.)

Die Situation auf unserem Planeten wird immer prekärer, sodass ich sicher bin, dass neue Krisen hinzukommen werden, was ich als sehr beängstigend einstufe. Letztlich brauchen wir einen Herzschrittmacher, der immer in der Lage ist, Sorge dafür zu tragen, dass kein Stillstand des gesellschaftlichen Lebens entsteht, selbst wenn die Rahmenbedingungen sich in einem rasanten Tempo ständig ändern. Jedoch wer verfügt über so eine Wunderwaffe der Technik? Bisher konnte ich sie leider noch nicht entdecken.

Beim Schreiben erhebe ich aber nicht den Anspruch ein politischer Experte zu sein, der auf alle Fragen Antworten hat. Diesem Anspruch kann selbst ein Berufspolitiker nicht wirklich gerecht werden. Vielmehr bin ich nur ein Bürger, der versucht in der historischen Ausnahmesituation, in der wir uns unbestreitbar alle befinden, bestmöglich zu überleben, was mit Verlaub gesagt, nicht gerade einfach ist. Aus diesem Grund ist es für mich dringend erforderlich, mir bestimmte Zusammenhänge der letzten Ereignisse, die meines Erachtens durch das falsche politisches Handeln entstanden sind, begreiflich zu machen, in der Hoffnung, dass es mir irgendwie weiterhilft. Denn alles scheint mich momentan zu überfordern, weil sich die gesellschaftliche Entwicklung in einer atemberaubenden Geschwindigkeit dynamisiert, sodass es mir zunehmend schwerfällt, mithalten zu können, wobei stets die Gefahr besteht, dass mir vorzeitig die Puste ausgeht. Es ist in Prinzip ein moderner Evolutionsprozess in Zeitraffer entstanden. Diesen Tatbestand empfinde ich als absolute „Existenzbedrohung“. Daher möchte ich mich von dieser extremen Angststarre möglichst schnell wieder loslösen. Sonst habe ich keine langfristige Überlebenschance in diesem hochgeschätzten, vielleicht sogar weit überschätzten Wertesystem, weil alles durch die zunehmende Globalisierung fragil geworden ist. Dies dringt augenblicklich immer stärker in mein Bewusstsein ein. Deshalb gehe ich mithilfe des Schreibens in die Offensive, um mich aus dieser emotional schwierigen Lage wieder schnellstmöglich zu befreien.

Außerdem wird es unvermeidlich sein, dass ich mich als Bürger kritisch zur Wort melde, in der Erwartung, dass politische Korrekturen vorgenommen werden, die aus meiner Sicht für die Gesellschaft zwingend notwendig sind. Dies wird mein persönlicher Beitrag sein, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Hier zwei lyrische Texte wie folgt:

Der Dauerkrisenmodus

Der Russland-Konflikt verteuert in galoppierender Geschwindigkeit die Energie um ein Vielfaches, sodass sie sich bald nur noch wenige tatsächlich leisten können und viele Menschen am Rand der Verzweiflung treibt.

Der Klimawandel gefährdet durch politisches Verschulden in seiner gnadenlosen Manier die Nahrungszufuhr der Spezies Homo sapiens.

Die Europäische Zentralbank vertrat zulange die egoistischen Interessen der Wirtschaft, sodass die Entwertung des Lohnes die bürgerlichen Existenzen massiv gefährdet.

Darüber hinaus rollt bedrohlich eine riesengroße Flüchtlingswelle auf uns zu, sodass sich der Kampf um Nahrungsmittel extrem verschärft.

Kriegstreiber, die militärische Interessen geldlich hochhalten, aber dem sozialen Gefüge einen weiteren inflationären Charakter verleiht, entfesseln zusätzlich eine gewaltige Angst auf unseren Planeten.

Und im Hintergrund lauert bereits die Schuldenbremse des Staates in seiner unmenschlichen Kälte, die vielen Negativbetroffenen einer fehlerhaften Politik endgültig eine reale Überlebenschance zunichtemacht.

Die verspätete Erkenntnis

Die Warnrufe des Expertentums wurden jahrzehntelang sträflich überhört, sodass wir nun für unsere egoistische Ignoranz die gesellschaftlichen Konsequenzen tragen müssen.

Dabei vergiften Schadstoffemissionen zweifellos unnachgiebig unsere lebensnotwendige Atmosphäre, sodass unser natürliches Klima kippt und unsere Existenz zweifelsohne in Gefahr gerät.

Darüber hinaus geht der Vorrat an fossilen Brennstoffen nachweislich zur Neige, sodass uns allmählich die Energie unseres bisherigen Lebens schmerzhaft entzogen wird und der Schrei nach Hilfe wohlmöglich zu spät ertönt.

Die Politik, die bisher mehr diskutierte als handelte, versucht in einen Akt der Gewalt Versäumtes nachzuholen, ohne allerdings die Menschen mitzunehmen.

Daher können viele von ihnen dem neuen Tempo nicht mehr folgen, sodass sie unweigerlich auf der Strecke letztlich zurückbleiben müssen.

Am Ende entsteht offensichtlich eine Schieflage, die gegebenenfalls nicht mehr korrigiert werden kann, sodass die Zukunft nichts Gutes erahnen lässt.

Hamburg, d. 15.07.2022

Heute ist mein Geburtstag, aber Freude darüber kommt nicht wirklich auf. Habe ich tatsächlich Probleme älter zu werden? Eher nicht, auch wenn ich alterstechnisch die Mitte meine Lebens zumindest leicht überschritten habe. Der Grund für meine negative Stimmung ist ein anderer. Er ist von existenzieller Natur.

Nun aber der Reihe nach. Mein Name ist übrigens André Dahlmann. (Sorry, ich vergaß mich tags zuvor vorzustellen.) Mittlerweile bin ich beachtliche 54 Jahre alt und zwar auf den Tag genau. Wohnhaft in Stadtteil Barmbek in der Sentastraße 16, 22083 Hamburg. Ich übernahm die Wohnung meiner Eltern Hilde und Holger Dahlmann, die beide bereits leider frühzeitig verstorben sind. Somit lebe ich seit ca. 51 Jahren in dieser Wohnung, also fast mein ganzes Leben. Ein Dasein ohne diese Wohnung ist für mich nicht mehr vorstellbar, da ich quasi mit ihr innerlich verwurzelt bin. Wenn man mich woanders hin verpflanzen würde, würde ich zweifelsfrei eingehen und hätte auch bei guter Pflege keine reale Überlebenschance. Die seelische Verkümmerung mit Todesfolge wäre die unausweichliche Konsequenz. Fortan würde ich ein Dasein als Zombie führen, der auf seine baldige Erlösung in Gestalt meines Ablebens hofft. Darum habe ich riesengroße Angst, sie zu verlieren. Durch die starksteigenden Energiepreise muss ich aber zittern, ob ich überhaupt weiterhin in meinem Domizil bleiben darf oder nicht. Bedauerlicherweise bin ich zu meinem persönlichen Leidwesen von staatlichen Leistungen abhängig. Ich gelte als voll erwerbsgemindert, weil ich nachweislich nicht mehr fit für den sogenannten ersten Arbeitsmarkt bin. Die Diagnose meines Psychiaters Peter Ehrmann? Depressionen und soziale Phobie sind das Ergebnis seiner fachärztlichen Einschätzung. Außerdem beziehe ich nur eine sehr kleine Erwerbsminderrente, sodass ich notgedrungen und zähneknirschend Grundsicherung aufstocken muss. Somit bin ich von Wohlwollen eines „Bürokratie-Monsters“ abhängig, das nur aus Folterknechten des Staates bestehen. Ich lebe sozusagen in einen „offenen Vollzug“. Manche würden vermutlich sogar sagen, dass ich ein Knacki auf Freigang bin. Denn ich muss bestimmte Auflagen erfüllen, um nicht als Bettler auf der Straße leben zu müssen. Ständig muss ich den Beweis erbringen, dass ich zu Recht diese Leistungen beziehe. Es ist aus meiner Sicht ein diktatorischer Überwachungsstaat, der mich in beängstigender Weise an George Orwells Buch „1984“ erinnert. Diese Tatsache kotzt mich an und versetzt mich oftmals regelrecht in der zuvor erwähnten Angststarre, die ich zurzeit leider nicht wirklich durchbrechen kann. Damit muss ich wohl oder übel klarkommen. Für mich ist es eine alltägliche Herausforderung, der ich mich immer wieder stellen muss.

Arbeiten tue ich seit fast zehn Jahren in einer Werkstatt für Menschen mit Handicap. Meine Tätigkeit ist es, Kunstwerke für den Verkauf zu produzieren, was mir trotz starker und turbulenter Stimmungsschwankungen meist auch mit Bravur gelingt, ohne falsche Bescheidenheit zur Schau zu stellen. Gelegentlich mache ich mit Erfolg sogar Auftragsarbeiten für Kunden. Ich male meist Acryl auf Leinwand im Atelier „Kunterbunt“ am Alsterdorfer Markt 10, 22297 Hamburg. Was anderes kann ich wegen meiner Erkrankung nicht mehr machen. Es hört sich zunächst negativer an, als es in Wahrheit ist. Denn dieser Arbeitsplatz gibt mir in schwierigen und turbulenten Zeiten Halt und einigermaßen Stabilität, um meinen Alltag besser bewältigen zu können, indem ich über eine sogenannte Tagesstruktur verfüge. Darüber hinaus ist das Atelier eine Begegnungsstätte für Gleichgesinnte. An diesem Ort kann ich mich als Künstler selbstverwirklichen, was mir zuvor privat nur bedingt gelang. Denn ich betrieb in der Vergangenheit einen großen Aufwand, meine Kunst zu vermarkten, aber erzielte nur einen geringen kommerziellen Erfolg. Daher würde es mir zweifelslos ohne die Arbeit in Atelier finanziell deutlich schlechter gehen.

Wir leben seit spätestens 2014 durch die Annexion der Krim in Dauerkrisenmodus, und ein Ende der Probleme ist zurzeit bedauernswerterweise nicht in Aussicht gestellt, was zu hoher Stressbelastung im Alltag führt. Auseinandersetzen mussten wir uns bisher mit der erschreckenden Flüchtlingskrise, der angstmachenden AfD, den lebensbedrohlichen Klimawandel, der zunehmenden Überwachung durch die Digitalisierung der Gesellschaft oder auch der Corona-Pandemie, die in Deutschland dank des „Panikrockers“ Karl Lauterbach kein Ende erkennen lässt. Und aktuell haben wir es seit dem 24. Februar zusätzlich noch mit dem fürchterlichen Ukraine-Krieg zu tun, dessen Ausgang vermutlich lange Zeit ungewiss bleiben wird. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)spricht in diesem Kontext von der sogenannten „Zeitenwende“. Es ist ein passender Begriff, der den aktuellen Zustand unseres Planeten mit all seinen Krisen, die zweifelsfrei unser Leben entscheidend beeinflussen, passend umschreibt. Daher wählte ich diesen Begriff als Arbeitstitel für mein jetziges Buchprojekt.

Wohin wird uns die Entwicklung am Ende hinführen? Ein Schüler namens Nico, der vor kurzem ein Praktikum im Atelier machte, meinte zu diesem Thema: „Ich gebe der Menschheit noch maximal zehn Jahre“. Eine erstaunliche Einschätzung für einen Teenager dessen Leben sich eigentlich noch am Anfang befindet. Ich erwiderte: „Wenn die Politiker innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre keine wirklich brauchbaren Lösungen vorweisen können, muss ich dir leider rechtgeben“. Eine schockierende Erkenntnis, die durchaus beängstigend ist. Deshalb wollte ich die aktuelle Lage auf unseren Planeten nicht beschönigen. Mit einer Lüge wäre den jungen Mann nicht wirklich geholfen gewesen. Vielmehr hielt ich es für ratsam, ihn das Gefühl zu vermitteln, dass ich ihm ernst nehme. Denn die augenblickliche gesellschaftliche Entwicklung ist für viele sehr furchteinflößend. Konkreter ausgedrückt, spreche ich von einer massiven Existenzangst, die bereits in der Breite der Gesellschaft angekommen ist. Es entsteht das Gefühl, alles gerät außer Kontrolle. Droht uns demnächst sogar die Apokalypse?

Die Inflation frisst mein ohnehin bescheidenes Einkommen unbarmherzig und gnadenlos auf. Daher macht das Einkaufen kein Spaß mehr und verursacht totalen Frust. Vorher mussten wir beim Shoppen die fürchterliche und eklige Maske tragen, die uns wahrlich die Luft zum Atmen nahm. Nun wird der Bürger ständig mit neuen Preisschocks konfrontiert, die uns ebenfalls dem Atem stocken lässt. „Was wird als nächstes teurer“, frage ich mich regelmäßig vor jedem Supermarktbesuch. Selbst die Preise beim Discounter gehen bedenklich in die Höhe, sodass mir schwindelig wird. Es überfordert mich nahezu täglich. Denn es besteht die Gefahr, dass ich sehr tief in den Abgrund stürzen werde. Die Höhenangst ist daher bedauerlicherweise nahezu unausweichlich geworden.

Die Spaltung zwischen arm und reich wird dramatisch zunehmen, soviel ist bereits jetzt gewiss. Ein brutaler Verteilungskrieg steht uns unmittelbar bevor. Beispielsweise beklagen die Bauern, dass sie ihren Spargel und ihre Erdbeeren nicht verkauft bekommen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass ein Kilo Spargel mindestens 15 Euro kostet. Teilweise sogar mehr als 20 Euro. Wer kann noch solche hohen Preise bezahlen? Ich kann es in jedem Fall nicht. Aldi hatte zum Glück ein Angebot für weniger als 6 Euro für 500 g geschälten Spargel (Nettogewicht). Dies stufte ich noch als einigermaßen akzeptabel ein, sodass ich ihn mir gerade noch so leisten konnte. Zugegebenermaßen war es keine hochwertige Topqualität, aber für mich trotzdem ein bezahlbarer Genuss. Zunehmend müssen wir stärker als zuvor die Preise miteinander vergleichen und abwägen, ob es im Etat drin liegt oder nicht. Irgendwie ist die augenblickliche Situation für viele Menschen als sehr prekär einzustufen. Spontankäufe, wie wir sie noch im vorigen Jahr kannten, sind zum unbezahlbaren Luxus geworden und gelten fortan als sträflicher Leichtsinn, zumindest für Menschen, die sich eher in meiner Einkommensklasse befinden.

Schockierender ist die Tatsache, dass bedürftige Menschen, die noch weniger Einkommen haben als ich, von den Tafeln abgewiesen werden müssen, weil nicht mehr genug für alle da ist. Die Spenden sind deutlich weniger geworden, und die Zahl der Bedürftigen stieg hingegen gewaltig. Vor allem die Flüchtlinge wie beispielsweise aus der Ukraine verschärfen zusätzlich die Problematik. Denn das Wenige muss auf immer mehr Leute verteilt werden. Diese Einschätzung hat nichts mit rechtsradikaler Gesinnung zu tun, sondern ist eine ernüchternde Faktenlage, die gerne verschwiegen wird, weil sie allgemein als unsolidarisch gilt und teilweise sogar als „völkisch“ eingestuft wird.

Der TV-Sender „Arte“ sprach diesen oben beschriebenen Sachverhalt in einer Doku zum Thema „Tafeln in Deutschland“ an. Und dieser Sender steht nicht in Verdacht, eine rechtsradikale Einstellung zu haben. Daher ist durchaus von einer seriösen Berichterstattung auszugehen. Außerdem verabscheue ich die AfD, da ich sie politisch als sehr gefährlich einstufe. Wir brauchen endlich pragmatische Lösungen, die uns allen hilft, die prekäre Lage wieder zu entschärfen. Ein Lösungsansatz wäre beispielsweise, dass der Staat die Supermärkte und Discounter dazu gesetzlich verpflichtet, Lebensmittel, die sich kurz vor dem Zerfallsdatum befinden, den Tafeln zu spenden. Verstoßen sie nachweislich dagegen, wird ein saftiges Bußgeld fällig. In Frankreich wird es bereits mit Erfolg praktiziert. Außerdem sollte das sogenannte „Containern“ nicht mehr unter Strafe gestellt werden. (Anmerkung: Es ist beschämend festzustellen, dass in einen reichen Staat wie Deutschland Menschen gezwungen sind, in Müllcontainern nach Nahrungsmitteln zu suchen.)

Es ist eine Zumutung, dass die Behörde die Bedürftigen zu den Tafeln schickt, nur weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. Dafür kann ich Deutschlands Sozialstaat nur noch ein niederschmetterndes Armutszeugnis mit der Note „durchgefallen“ ausstellen. Die Lage droht zu eskalieren. Denn wir haben nachweislich keinen intakten Sozialstaat mehr.

Es ist eine riesengroße Schande, dass in einem reichen Land wie Deutschland Einrichtungen wie beispielsweise die Tafeln überhaupt notwendig sind. Und nun herrscht selbst dort der Notstand. Aus meiner Sicht ein absolutes Alarmsignal. Was kommt auf uns alles zu? Bisher verteilte die Politik einige Leckerlis mit dem „Gießkannenprinzip“ ans Volk, die rasch in ihrer Wirkung verpufften. Alles wirkt irgendwie nur improvisiert, wenig professionell. Kein wirklicher Plan erkennbar, der uns Bürger eine brauchbare und lebensfähige Perspektive eröffnet. Beängstigend, wie ich meine.

Nachrichten mag ich nicht mehr schauen, weil es mich emotional kontinuierlich in den Abgrund reißt, obwohl ich regelmäßig starke Medikamente zu mir nehme, um genau dies zu verhindern. Bezeichnend für meine aktuelle Situation. Auch die Schlafqualität ist zurzeit eher als wechselhaft einzustufen. Die morgige Geburtstagsfeier wollte ich wegen der gedrückten Stimmung kurzfristig absagen, was ich aber doch nicht tun werde. „Vielleicht lenkt es mich ein wenig von den Sorgen ab“, hoffte ich zumindest.

Die Hiobs-Botschaften in den Medien nehmen kein Ende. Seit der Corona-Pandemie nimmt die „Panikrhetorik“ immer krankhaftere Züge an. Der Euro steht mittlerweile 1:1 zum US-Dollar. So schwach war unsere Währung schon lange nicht mehr. Der „geschwächte“ Euro ist zwar gut für den Export, weil wir unsere Produkte kostengünstiger auf dem Weltmarkt anbieten können, aber für den Import wirkt es sich eher negativ aus, da wir für die Waren, die außerhalb der Eurozone zu uns kommen, deutlich mehr bezahlen müssen, was wiederum die Inflation weiter auf hohem Niveau halten wird. Denn die hohen Importpreise werden garantiert an uns Verbraucher weitergegeben. Dies ist ein ungeschriebenes Gesetz der Marktwirtschaft, dass erfahrungsgemäß in solchen Situationen seine unbarmherzige und grausame Anwendung findet. Denn stets steht der Profit im Vordergrund und nicht so sehr der Mensch. Mein Fazit? Die Unternehmen erwirtschaften auf diesem Wege deutlich größere Gewinne, und die Armut in unserem Land wächst weiter bedrohlich an. Ein enormes Konfliktpotenzial entsteht, das unsere Demokratie auf Dauer gefährden kann. Das baldige Ende der Krise ist daher nicht unbedingt zu erwarten.

Bis heute kann ich es nicht verstehen, warum die Europäische Zentralbank (kurz EZB genannt) solange mit der Anhebung der sogenannten Leitzinsen gewartet hat. Aus meiner Sicht ist es sträflicher Leichtsinn, den wir Bürger jetzt alle teuer bezahlen müssen und zwar täglich in den Geschäften. Verantwortungsbewusstsein sieht meines Erachtens völlig anders aus. Denn dauerhaft eine hohe Teuerungsrate zu haben, schadet auf längerer Sicht auch der Wirtschaft, weil das Einkommen der Bürger mehr und mehr durch die Inflation systematisch aufgefressen wird, was bedeutet, dass sie die Preise auf dem Markt bald nicht mehr bezahlen können. Dies wiederum führt zwangsläufig zu einem starken Rückgang der Konsumgüternachfrage. Eine Rezession wäre vermutlich die unausweichliche Konsequenz. Unternehmen machen demnächst unweigerlich deutlich weniger Gewinne. Manche Betriebe erwirtschaften sogar riesengroße Verluste. Kleinere Betriebe müssen demnächst vermehrt zwangsläufig Insolvenz anmelden. Aufgrund dieser Tatsache steigen wahrscheinlich die Arbeitslosenzahlen immens. Das bedeutet für den Staat, dass er auf längerer Sicht spürbar weniger Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigender Ausgabenlast hat. Wie kann der Staat unter solchen schlechten Rahmenbedingungen gesellschaftlich notwendige Investitionen tätigen? Eine Frage, die sich wohl bald von selbst beantwortet.

Für das nähere Verständnis sei hier kurz der Zinsmechanismus im Wirtschaftskreislauf erklärt. Die EZB ist zweifellos für unsere desaströse Geldpolitik verantwortlich. Ihre Hauptaufgabe ist es eigentlich, Geldwertstabilität zu gewährleisten, nicht das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Ihr Steuerungsinstrument sind die sogenannten Leitzinsen. Daran orientieren die Geschäftsbanken sowohl die Spar- als auch die Kreditzinsen.

Vor kurzem praktizierte die EZB über einen längeren Zeitraum eine sogenannte Nullzinspolitik. Die Geschäftsbanken konnten sich auf diese Weise kostengünstig Geld beschaffen. Bedingt durch diesen Umstand müssen sie ihren Kunden keine attraktiven Sparzinsen anbieten, um an ihr Kapital zu kommen, dass sie für gewinnbringende Investitionen benötigen. Einmal im Jahr bekomme ich es als Bankkunde schmerzlich zu spüren, wenn ich auf die Zinserträge meiner Sparbücher schaue. Für mehr als 3.000 Euro Ersparnisse bekam ich läppische, eher lächerliche 0,33 Euro Zinsen für ein ganzes Jahr. Bei so einem Anblick fange ich automatisch an zu weinen, vor allem wenn mir bewusst wird, dass meine Rücklagen für den Notfall durch die Inflation dramatisch in ihrer Wertigkeit aufgebraucht werden. Gleichzeitig können die Geschäftsbanken niedrige Kreditzinsen anbieten, und gewinnen auf diesem Wege Neukunden. Somit wird das Wirtschaftswachstum angeregt. Denn Schulden machen wird für viele Konsumenten durch die Niedrigzinsen attraktiv während beim Sparen eher das Gegenteil passiert. Dadurch gelangt mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf, was einen wirtschaftlichen „Boom“ auslöste. Nebenwirkung? Es entsteht durch die verstärkte Konsumgüternachfrage eine Verknappung des Angebotes, was zu starksteigenden Preisen führt.

Nun haben wir aufgrund gewisser Störfaktoren wie beispielsweise Klimawandel, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg eine völlig neue gesellschaftspolitische Situation. Es entstanden weitere Lieferengpässe, die zusätzlich zu einer Verknappung von Wirtschaftsgütern geführt hat. Die Konsequenz, die daraus resultiert? Eine hohe Inflation, die sich zwischen sieben und acht Prozent bewegt, was auf Dauer auch toxisch für die Wirtschaft sein wird (siehe oben). Darum ist die Anhebung der Leitzinsen aus meiner Sicht absolut alternativlos. Denn die Rückkehr der Geldwertstabilität hätte zufolge, dass die Konsumenten wieder mehr Vertrauen in den Euro hätten. Auf Dauer würde es sich später wieder positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Daher darf der psychologische Effekt niemals unterschätzt werden. Denn der Faktor Mensch ist die entscheidende Zutat, um den Wirtschaftskreislauf in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Allein die Theorie in der Wirtschaftswissenschaft löst erfahrungsgemäß keine existenziellen Probleme unserer Gesellschaft. Dieser Tatsache sollte sich die Politik bei künftigen Entscheidungen stets bewusst sein.

Ist mit der Anhebung der Leitzinsen das Problem der Inflation kurzfristig zu beheben? Nein, weil es lange dauern wird bis die Ursachen der Krisen beseitigt sind. Selbst die Politik geht offiziell nicht von einer kurzfristigen Lösung der Probleme aus. Weitere schrittweise Anhebungen der Leitzinsen werden in jedem Fall notwendig und unumgänglich sein. Denn ein Anstieg von 0,5 % bei den Zinsen wird noch nicht den gewünschten Erfolg bringen. Siehe USA! Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten kämpft ebenfalls gegen eine hohe Inflation und hob bereits mehrfach die Zinsen an. Geduld und Fingerspitzengefühl sind daher gefordert. Trotzdem geht der Weg in die richtige Richtung. Ich gehe davon aus, dass die Inflationsrate durch die aktuelle Geldpolitik zumindest nicht weiter massiv ansteigt, weil die Geldmenge allmählich schrittweise gedrosselt wird. Dies wäre immerhin ein Achtungserfolg in Form einer Schadensbegrenzung, damit die Situation nicht völlig außer Kontrolle gerät.

Ist die Rückkehr der D-Mark die Lösung des Inflationsproblems, wie es weite Teile der AfD allzu gerne behaupten? Eher nicht. Es ist nur pure Augenwischerei, um die Bürger mit populistischer Propaganda arglistig zu täuschen. Auch hier würden die Ursachen der Inflation nicht von heute auf morgen verschwinden.

Deutschland ist zweifelsohne eine große Exportnation (amtierender Europameister). Und für unser Land ist der europäische Binnenmarkt besonders wichtig. Durch eine gemeinsame Währung fällt das sogenannte Wechselkursrisiko weg, und die Preise sind somit auch besser miteinander vergleichbar. Durch eine Rückkehr der D-Mark würde uns dieser besonders entscheidende Wettbewerbsvorteil unbestreitbar abhanden kommen. Dies hätte erst recht fatale Konsequenzen für unsere Wirtschaft. Darüber hinaus würde Deutschland das falsche Signal senden, wenn wir aus dem Euro aussteigen würden. Denn Deutschland war bisher zusammen mit Frankreich ein wichtiger Motor innerhalb der EU. Es würde die EU daher massiv schwächen. Ein Zustand der allgemeinen Verunsicherung und des Chaos würde entstehen. Somit ist aus meiner Sicht eindeutig belegt, dass eine nationalistische Verbohrtheit nicht unbedingt zielführend ist, um die Probleme unseres Landes tatsächlich zu lösen. Eher das Gegenteil würde zwangsläufig passieren.

Russlands Präsident Putin würde es in jedem Fall freuen, weil er ein wichtiges Ziel erreicht hat, nämlich die Destabilisierung des Westens. Nicht ohne Grund wird die AfD in Moskau regelmäßig „hofiert“, womit für mich bewiesen ist, dass die AfD keine Alternative für Deutschland ist, auch wenn sie sich gerne lautstark so in der Öffentlichkeit darstellt. Über diese Tatsachen sollte man sich vorher im Klaren sein, ehe man überhaupt über solche politisch einschneidenden Optionen ernsthaft nachdenkt. Insbesondere bei bevorstehenden Wahlen muss daher gut überlegt sein, wo man sein Kreuz macht. Hinterher muss es von allen Bürgern getragen werden. Daher lautet mein eindringlicher Appell in diesem Zusammenhang: „Keine gefährlichen Experimente.“

Viele Gedanken gehen mir in letzter Zeit durch den Kopf, weil die täglichen Horrornachrichten in Fernsehen mir die Luft zum Atmen nehmen. Innerlich komme ich einfach nicht mehr zu Ruhe. Ständig droht mir der verhängnisvolle Erstickungstod. Kann ich unter solchen Voraussetzungen die Welt retten? Dies muss ich klar und eindeutig verneinen. Es ist schon schwierig genug, mich selbst zu retten. Daher bin ich ein viel zu kleines Licht, um dieses Wunder vollbringen zu können. Ich habe bedauerlicherweise keine Superkräfte von meinen Eltern vererbt bekommen. Eine Tatsache, die ich akzeptieren muss. Solche Fähigkeiten würden mir möglicherweise vieles im Leben deutlich einfacher machen. Jedoch stehe ich eher für das Gegenteil. Denn ich bin ein Mensch mit gravierenden Schwächen, der ständig mit vielen Schwierigkeiten in Leben zu kämpfen hat. Dies ist quasi der Leitfaden, der mich bisher in meiner gesamten biografischen Betrachtung stets begleitet hat.

Wie bereits eingangs bei meinen Aufzeichnungen erwähnt, habe ich Angst, meine Wohnung zu verlieren. Vor einigen Tagen erhielt ich in diesem Kontext eine Hiobs-Botschaft von meinem Vermieter. Die Heizkostenvorauszahlungen werden ab August um 69,20 Euro (1 Euro pro m2) erhöht. „Nicht gerade wenig“, wie ich mit Schrecken feststellen musste. Begründung? Die aktuelle Energiekrise, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, die unsere Medien zurzeit mehr beschäftigt als die Corona-Politik.

Zwar bin ich froh, dass Corona nicht mehr so sehr im Fokus der Öffentlichkeit steht, aber die augenblickliche politische Lage sehe ich trotzdem nicht unbedingt als willkommene Abwechslung. Für mich war es ein totaler Schock, obwohl es kurz zuvor in den Medien angekündigt wurde, dass viele Mieter solche Post demnächst erhalten werden. Gerne verdrängt man so eine beklemmende und bedrohliche Realität. „Nun geht es wohl nicht mehr“, wie ich zu meinen Leidwesen feststellen musste. Das Schreiben meines Vermieters löste bei mir einen starken Depressionsschub aus, den ich kaum kontrollieren konnte.

Ich setzte mich ins Wohnzimmer auf die Couch und nahm zur Beruhigung eine Promethazin (Bedarfsmedikament), was mir allerdings nur teilweise half. Massive Panikattacken entstanden in meinem Kopf, die meine Gefühlswelt durcheinanderwirbelten. „Verliere ich bald tatsächlich mein Zuhause“, tauchte bei mir unweigerlich als Frage auf. „Droht mir bald sogar die Obdachlosigkeit“, kam als nächste Frage. „So schnell kann es gehen“, kam mir gedanklich weiter in den Sinn. Es gibt eben keine 100prozentige Sicherheit im Leben. Diese Erkenntnis drang mir augenblicklich immer stärker ins Bewusstsein ein. Wie gehe ich damit künftig um? Keine Antwort zu hören. Nur eine beängstigende Stille, die mich nahezu bewegungsunfähig machte.

Es kotzte mich an, finanziell von einer Asozial-Behörde abhängig zu sein. Sorry, dass ich mich in den Aussagen wiederhole, aber diese Tatsache belastet meine Psyche enorm. Eventuell hat diese fatale Form der Abhängigkeit meine Erkrankung möglicherweise sogar verschlimmert. Meine negativen Erfahrungen mit den Ämtern prägte ein Großteil meines irdischen Daseins. Ständig befinde ich mich in einem Teufelskreislauf, den ich vermutlich nie wirklich entkommen kann. Das ist wohl oder übel mein vorgesehenes Schicksal, mein Kama, was ich abarbeiten muss.

Ende des vorigen Jahrhunderts stand ich tatsächlich kurz vor der Obdachlosigkeit. Aus gesundheitlichen Gründen lehnte ich ein Arbeitsangebot der Sozialbehörde ab. Ich sollte bei einer Leihfirma als Hilfskraft in Schichtdienst arbeiten. Zweifelsfrei hätte es mich kräftemäßig überfordert, diese Arbeit anzunehmen und auszuführen. Die Behörde sah es naturgemäß, wie es ihrem staatstypischen Charakter entsprach, damals völlig anders. Daher erhielt ich die übliche Geldsperre, die gerne von Staat als Machtinstrument in solchen Fällen eingesetzt wird. Nur mit Hilfe von anderer Stelle konnte aus meiner Sicht eine soziale Katastrophe um Haaresbreite verhindert werden. Daran fühlte ich mich in meiner aktuellen Situation wieder schmerzlich erinnert. (Anmerkung: Seit diesem Zeitpunkt betrachte ich unseren hochgelobten Sozialstaat zunehmend kritischer. Meine Naivität, dass der Sozialstaat in Not geratenen Menschen helfen will, legte ich fortan ab. Es war ein entscheidendes Schlüsselerlebnis in meiner biografischen Betrachtung. Stets genieße ich nun Sozialbehörden, egal welchen Namen sie tragen, mit äußerster Vorsicht.)

Wer hilft mir jetzt in dieser Lage weiter? Möglicherweise der Sozialverband Deutschland (kurz SoVD genannt)? Immerhin bin seit dem plötzlichen und unerwarteten Tod meiner Lebensgefährtin Jessika Kay Mitglied dieser Einrichtung und zahle meinen monatlichen Beitrag von 6,90 Euro, der regelmäßig vom Konto abgebucht wird. Schwierig zu sagen, ob sie mir tatsächlich helfen kann. Zumindest wäre es eine Chance, die ich möglicherweise ergreifen muss. In der Vergangenheit hat mir der Verband schon mehrfach hilfreich zur Seite gestanden. U.a. erkämpfte ich mir deren Unterstützung den Schwerbehindertenstatus. Daher werde ich diese Option im Hinterkopf behalten. Ich greife quasi nach jeden Strohhalm, der sich mir anbietet. Ohne Hilfe bin ich wohlmöglich hoffnungslos verloren.

Seit 2013 erhalte ich Grundsicherung. Vorher bestand eine fast siebenjährige Abhängigkeit von Hartz IV, was ich auch nicht grundlos „Scheiße IV“ nenne. Denn für mich ist es ein Häufchen bürokratischer Stuhlgang, der den Bürgern von Staat angeboten wird, nur um die Illusion zu erwecken, dass es doch ein Instrument gegen die Armut in Deutschland gibt. Somit befinde ich mich schon seit sehr vielen Jahren in Dauerkrisenmodus. Deshalb reicht meines Erachtens die bisherige Diagnose meines langjährigen Psychiaters nicht mehr aus. Sie muss zusätzlich die Begrifflichkeit „Belastungsstörungen“ ergänzt werden. Ohne diese Ergänzung wäre mein Krankheitsbild nicht wirklich vollständig dargestellt. Zumindest spiegelt dies mein persönliches Empfinden wieder. Nicht ohne Grund erhielt ich den Schwerbehindertenstatus, den ich mühsam zusammen mit dem SoVD erkämpft habe. Leider ist er vorerst zeitlich befristet. Das Versorgungsamt startete Mitte April diesen Jahres eine Überprüfung, ob ich meinen Status behalten darf oder nicht. Gültig ist er laut meines Behindertenausweis bis einschließlich April 2023. Der Ausgang des Verfahrens ist völlig ergebnisoffen. Ich kann nicht einschätzen, wie die Behörde entscheiden wird. Eine Zitterpartie ist bereits in vollem Gange. (Es ist eine weitere Baustelle, die ich im Auge behalten muss.)

Der Erhalt meiner 50% würde mir helfen, meine Wohnung behalten zu können. Es würde mir zumindest ein gewisses Stück Sicherheit geben. Viel wird zweifelsfrei davon abhängen, was mein Psychiater Peter Ehrmann in seinem Befund schreibt. Ich versuchte optimistisch zu sein, um mich nicht vorzeitig selbst zu zerfleischen.