Digitale Beobachtung und Dokumentation in der Kita - Marion Lepold - E-Book

Digitale Beobachtung und Dokumentation in der Kita E-Book

Marion Lepold

0,0

Beschreibung

Die Dokumentation der kindlichen Entwicklung ist ein zentrales Element der pädagogischen Arbeit in Kitas. Im Zeitalter der Digitalisierung stehen Kitas nun weitere Wege und Möglichkeiten für die Dokumentation zur Verfügung. Dieses Buch betrachtet die pädagogische Dokumentation ausgehend von den digitalen Möglichkeiten: Wie können digitale Elemente Bestandteil der pädagogischen Dokumentation in Kitas werden? Wie läuft Dokumentation ab, wenn sie vom digitalen Ansatz her gedacht wird? Welche Qualitätskriterien sind dabei zu berücksichtigen? Und welchen Einfluss hat dies auf die verschiedenen Interaktionsebenen in der Kita? Dabei zeigt das Buch konkret und praktisch wie digital gedachte pädagogische Dokumentation in der Kita gestaltet werden kann. Das Buch begleitet pädagogische Fachkräfte und Teams mit konkreten Tipps auf dem Weg zur digitalen Dokumentation.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 127

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Marion Lepold • Theresa Lill • Mathias Tuffentsammer

Digitale Beobachtung und Dokumentation in der Kita

Marion Lepold • Theresa Lill • Mathias Tuffentsammer

Digitale Beobachtung und Dokumentation in der Kita

gemeinsam – pädagogisch – reflektiert

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Röser MEDIA GmbH & Co. KG, Karlsruhe

Covermotiv: © Theresa Lill

Fotos im Innenteil Seiten 9: © mauritius images – Cultura, 23: © fotografixx/GettyImages,31: © Thomas Lepold, 4: © Thomas Lepold, 59 Pixabay, 69: © kali9/GettyImages,77: © Thomas Lepold, 85: unsplash.com, 103: © MartiSaiz/GettyImages

Satz: Röser MEDIA GmbH & Co. KG

E-Book-Konvertierung: Röser MEDIA GmbH & Co. KG

ISBN EBook (PDF) 978-3-451-82449-4

ISBN EBook (EPUB) 978-3-451-82450-0

ISBN Print 978-3-451-39092-0

Inhalt

Einleitung

1. Grundlagen zur digitalen Beobachtung und Dokumentation

1.1 Mit klassischen Dokumentationsformen in die digitale Welt aufbrechen

1.2 Qualitätsanforderungen an Beobachtung und Dokumentation

1.3 Was wird dokumentiert?

1.3.1 Entwicklungsdokumentation

1.3.2 Projektdokumentation

1.3.3 Alltagsdokumentation

1.4 Wie wird dokumentiert?

2. Mit Medien dokumentieren

2.1 Fotos als pädagogische Dokumentation

2.2 Audio und Video als eigenständige Dokumentationsform

2.3 Einsatz digitaler Anwendungen

3. Digitale Methoden für die Entwicklungs dokumentation

3.1 Digitales Portfolio

3.2 Digitale Kartei

3.3 (Digitale) Beobachtungsbögen

4. Methoden für das digitale Kita-Leben

4.1 Digitale Wanddokumentation

4.2 Digitales (Tage-)Buch

4.3 Blogs & Podcasts

5. Rollen der Kinder in der digitalen Dokumentation

5.1 Die Rolle als Fotograf*in

5.2 Die Rolle als Erzähler*in

5.3 Die Rolle als Reporter*in

5.4 Die Rolle als Forscher*in

6. Zusammenarbeit mit Familien durch digitale Dokumentation stärken

6.1 Transparenz durch digitale Dokumentation

6.2 Partizipation an der digitalen Dokumentation

7. Reflexion im Team mithilfe der digitalen Dokumentation

7.1 Reflexion im Team zur Entwicklung eines Kindes

7.2 Teamreflexion des dokumentierten Kita-Alltags

7.3 Vorbereitung und Durchführung der Teamreflexion

8. Einführung der digitalen Dokumentation

8.1 Zeitleiste

8.2 Konzeptionserweiterung

8.3 Leitlinienentwicklung

8.4 Schritt-für-Schritt-Vorgehen planen

8.5 (Ergänzung der) Ausstattung

8.6 Information der Familien

8.7 Arbeit mit dem Team

9. Verantwortungsvoller Umgang mit der digitalen Dokumentation

9.1 Das Recht am eigenen Bild

9.2 Verbindlichkeit über Klarheit schaffen

Literatur

Über die Autoren

Einleitung

In den letzten Jahren haben digitale Medien nach und nach Einzug in die Kindertageseinrichtungen gehalten. Gleichzeitig werden bürokratische Arbeitsprozesse auch auf Trägerebene und im kommunalen Bereich digitalisiert und die Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Inmitten dieser Entwicklungen finden die digitale Beobachtung und Dokumentation in Kindertageseinrichtungen ihren Platz.

Dabei ist die Weiterentwicklung der pädagogischen Dokumentation von analogen hin zu digitalen Ansätzen weit mehr als eine Möglichkeit, Zeit zu sparen. Die Chancen, die sich durch digitale Dokumentation eröffnen, sind bedeutend vielschichtiger.

Pädagogisch gedacht – digital gemacht

Dokumentation bedeutet zunächst Sammeln. Das Sammeln von Beobachtungen, von Eindrücken, von Werken der Kinder, von wichtigen Informationen und vielem mehr. Doch je mehr man sammelt, umso größer ist die Gefahr, dass man etwas nicht mehr findet, nicht zuordnen kann oder die Sammlung für andere nicht mehr nachvollziehbar ist. Die Digitalisierung der Dokumentation schafft Strukturen durch Übersichtlichkeit und die Möglichkeit des Archivierens. Übersichtliche Strukturen machen die Dokumentation schnell einsehbar. Und das ist wiederum hilfreich, da die pädagogische Dokumentation schließlich Basis für die Reflexion und Planung des pädagogischen Handelns ist.

Digitale Medien wirken unterstützend bei der alltagsintegrierten Dokumentation. So können alle relevanten Informationen direkt mithilfe von Tablets etc. festgehalten werden. Die Geräte sind jederzeit griffbereit und man muss nicht erst nach dem passenden Papierbogen, einem Stift, der Kamera suchen.

Dokumentation wird multimedial

Mit der Weiterentwicklung von Hard- und Software entwickeln sich auch die Möglichkeiten multidimensionaler Dokumentation, etwa durch Sprach- und Videoaufzeichnungen. Digitale Dokumentation verändert so auch die Art und Weise, wie wir uns mit Beobachtungen und Erlebnissen auseinandersetzen. Bewegte Bilder und Sprachaufzeichnungen machen die Dokumentation greif- und nachvollziehbar. Dieser Aspekt unterstützt insbesondere die Partizipation der Kinder.

Dokumentation wird multiperspektivisch

Digitale Medien erleichtern es erheblich, die Perspektive der Kinder mit in die pädagogische Dokumentation einzubeziehen. Aber auch den Familien der Kinder eröffnen sich vielseitige Chancen, an der pädagogischen Dokumentation zu partizipieren. Dadurch erweitern sich im Rahmen der Dokumentation die Perspektiven der Fachkräfte um die der Kinder und deren Familien.

Der Einsatz von digitalen Medien in der pädagogischen Beobachtung und Dokumentation stößt einen nachhaltigen Veränderungsprozess an. Er führt dazu, dass die eigene Dokumentationspraxis reflektiert, Prozesse angepasst und die Konzeption weiterentwickelt werden. Reflektiert eingesetzt, können digitale Medien die Qualität der Entwicklungsdokumentation deutlich und nachhaltig steigern.

Mit diesem Buch will das Autor*innenteam, das sich seit über zehn Jahren mit der Konzeption und Umsetzung digitaler Beobachtung und Dokumentation auseinandersetzet, pädagogische Fachkräfte ermuntern, sich Schritt für Schritt mit der Thematik zu beschäftigen. Die Erfahrung zeigt: Sind die ersten Schritte getan, eröffnen sich Perspektiven zur sinnvollen Integration digitaler Dokumentation, insbesondere über den aktiven Einbezug der Kinder und ihrer Familien.

1.

Grundlagen zur digitalen Beobachtung und Dokumentation

In diesem Kapitel erfahren Sie

wie Beobachtung, Dokumentation und Reflexion miteinander verbunden sindwelche Qualitätsanforderungen an die pädagogische Beobachtung und Dokumentation bestehenwelche unterschiedlichen Funktionen die pädagogische Beobachtung und Dokumentation erfüllen

Beobachtung und Dokumentation sind in Kindertageseinrichtungen von hoher Bedeutung und bilden die Basis für das pädagogische Handeln. Sie machen pädagogische Prozesse transparent. Pädagogische Fachkräfte, Kinder und deren Familien kommen miteinander ins Gespräch, gleichen Perspektiven ab und formulieren gemeinsam neue Ziele. Damit sind Beobachtung und Dokumentation ein elementarer Bestandteil der Qualitätssicherung in Kindertageseinrichtungen. Digitale Medien eröffnen dabei auf allen Ebenen neue Möglichkeiten, die Beobachtungen und deren Dokumentation greifbarer und facettenreicher machen.

1.1 Mit klassischen Dokumentationsformen in die digitale Welt aufbrechen

In der pädagogischen Alltagspraxis sind Beobachtung, Dokumentation und Reflexion eng miteinander verbunden. Beobachtung ist stets ein komplexer, individueller Vorgang. Das, was in der Beobachtung wahrgenommen wird, hängt immer vom subjektiven Blick der beobachtenden Person ab. Beobachtung ist ein bewusster Wahrnehmungsprozess, ein Prozess, bei dem das menschliche Gehirn Reize verarbeitet und einordnet. Da Beobachtungen im pädagogischen Kontext zielgerichtet stattfinden, wird der Blick automatisch gelenkt. Die beobachtende Person entscheidet mehr oder weniger bewusst, welchen Dingen sie Aufmerksamkeit schenkt. Somit liegt auf der Hand, dass sich die Beobachtung selbst nicht vom Menschen trennen und somit nicht digitalisieren lässt.

Die Dokumentation wiederum ist eine subjektiv gefilterte Verbildlichung der Beobachtungen. Während der Dokumentation wird entschieden, welcher Eindruck festgehalten werden soll. Dieser Prozess kann durch digitale Medien ergänzt werden. Mit dem Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten, wie man Beobachtungen dokumentieren kann, zeigen sich erste multimediale Ansätze: Die Dokumentation via Fotos, Sprach- und Videoaufnahmen bedeutet stets den Einsatz von mindestens einem digitalen Medium.

Auf der Basis der digitalen Dokumentation entsteht in der Reflexion wiederum die Möglichkeit, neue Beobachtungen zu machen. Selbstverständlich werden auch digitale Dokumentationen bereits zielgerichtet und aus einer bestimmten Perspektive erstellt. Jedoch sind diese – im Gegensatz zu Notizen zu einer Situation – nicht subjektiv vorgefiltert und dadurch eventuell verzerrt. Wenn man ein Video oder Foto genau ansieht oder bei einer Sprachaufnahme aufmerksam hinhört, kann man nochmals neue Dinge entdecken.

Es liegt nahe, den Aufbruch in die digitale Welt mit bereits bekannten Dokumentationsformen zu beginnen. Überlegen Sie, wie Sie bisher dokumentiert haben und wie eine der im Folgenden dargestellten Dokumentationsformen Ihre bisherige Arbeitsweise sinnvoll ergänzen könnte. Denn bei digitaler Dokumentation geht es nicht unbedingt darum, sich von allen etablierten Prozessen und Verfahren zu lösen und fortan ausschließlich digital zu arbeiten. Vielmehr geht es um die Chance, bisherige Vorgehen zu hinterfragen und zu optimieren.

1.2 Qualitätsanforderungen an Beobachtung und Dokumentation

Die Beobachtung und Dokumentation von Bildungs- und Entwicklungsprozessen von Kindern und des Kita-Alltags sind fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Sie dienen dazu, die Ressourcen der Kinder zu entdecken, ihre individuellen Entwicklungsverläufe zu erkennen und die individuellen Bildungsprozesse zu verstehen. Hierbei spielt neben dem Ergebnis der Beobachtung vor allem der Prozess der Dokumentation eine wesentliche Rolle, denn Beobachtungen sollten mehr als eine Bestandsaufnahme sein. So verstanden sind Be(ob)achtung und Dokumentation auch Wertschätzung und Beachtung der Kinder: „Im Wort Beobachtung stecken die Wörter achten, beachten und ob. Nimmt man sie ernst, so sind darin Zuwendung (achten), Konzentration (beachten) und Fragen (ob?) enthalten“ (Kazemi-Veisari 2015, S. 20).

Basierend auf der pädagogischen Dokumentation erfolgt die pädagogische Handlungsplanung durch die pädagogischen Fachkräfte. Ebenso stellt eine Dokumentation die Basis für Gespräche der Bildungspartner (pädagogische Fachkräfte, Kinder und Eltern) dar (vgl. Lepold & Lill 2017).

Der gemeinsame Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen (vgl. JMK & KMK 2004, S. 5) hält fest, dass die Kinder daraufhin beobachtet werden sollen, was ihre Stärken und Schwächen in dem jeweiligen Bildungsbereich sind, wie sie Anregungen aufnehmen und sich damit beschäftigen. Dazu haben sich die Länder auf eine systematische Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Entwicklungsprozesse verständigt. Eine so gelebte Dokumentation erfüllt das Recht der Kinder auf individuelle Förderung und Begleitung.

§ 1 SGB VIII

(1) Jeder junge Mensch hat das Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.

(2) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 insbesondere junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen […]

§ 22 Abs. 3 Satz 3 SGB VIII

Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen der einzelnen Kinder orientieren.

Für die pädagogische Praxis ergeben sich aus diesen gesetzlichen Grundlagen verschiedene Anforderungen:

Beobachtungen und Dokumentationen werden für jedes Kind und nach einem einheitlichen Grundschema durchgeführt.

Sie erfolgen gezielt und regelmäßig, das heißt, nicht nur anlassbezogen.

Die eingesetzten Dokumentationsarten haben einen Bezug zur Einrichtungskonzeption und zu den im jeweiligen Bildungs- und Erziehungsplan aufgeführten Kompetenz- und Bildungsbereichen.

Die Dokumentation orientiert sich primär an den Kompetenzen und Interessen des Kindes.

Sie ist grundsätzlich auf Teilhabe angelegt, bezieht also die Perspektiven von Kindern und Eltern sowohl im Beobachtungsprozess als auch in den sich daraus ergebenden Planungs- und Handlungsschritten ein.

Grundlage für die Dokumentation ist die Beobachtung. „Doch was genau heißt eigentlich beobachten? Ganz allgemein bezeichnet Beobachtung das bewusste Wahrnehmen von Geschehnissen, von sozialen bzw. interaktiven Prozessen und Situationen mit allen Sinnen. Sie ist getrieben von Interesse und Neugierde. Eine Beobachtung hat ein Ziel, eine Absicht.

Beobachten ist ein komplexer Vorgang, der die volle Aufmerksamkeit erfordert. Es bedeutet, zuzusehen und zuzuhören und auch auf Dinge zu achten, die unausgesprochen bleiben. Möglichst jedes Zeichen, jeder Impuls soll aufgenommen werden, damit nicht nur das Offensichtliche in den Vordergrund tritt. Vor allem, wenn das Gegenüber (noch) nicht spricht, können Blicke und Gesten viel aussagen. Ziel ist, durch die Beobachtung dem Verstehen des Gegenübers möglichst nahezukommen. Die Perspektive, das Verhalten und Erleben soll besser verstanden werden.

Gezielte Beobachtungen zeigen die individuellen Stärken des Kindes auf. Auch unbemerkte Ressourcen werden entdeckt und Motive des Handelns nachvollziehbar. Somit trägt die Beobachtung zu einem erweiterten Verständnis bezüglich individueller Bildungsprozesse und des Entwicklungsverlaufs bei.

Letztendlich ist Beobachtung, wie es das Wort bereits sagt, die Achtung eines Menschen. Die Kinder erleben eine wertschätzende Beachtung. Eine Beobachtung ist die individuelle Anerkennung eines Kindes und dessen Ressourcen. Sie ist offen für alles, was das Kind anbietet, und hilft, Vorurteile abzubauen” (Lill 2019b, S. 121).

In der Praxis finden sich verschiedene Verfahren für die Dokumentation. Die standardisierten Formen von Dokumentation legen den Fokus auf einen oder mehrere Bereiche der kindlichen Entwicklung (z.B. KOMPIK, seldak, BaSiK, perik) oder erfassen, inwiefern ein Entwicklungsrisiko bei einem Kind vorhanden ist (z.B. Grenzsteine der Entwicklung). Daneben finden qualitative, prozessorientierte Verfahren in Kitas Anwendung. Im Fokus dieser Verfahren stehen die Aktivitäten und Bildungsprozesse der Kinder (vgl. Viernickel & Völkl 2017, S. 37; Knauf, H. 2017; Viernickel 2009, S. 35ff.).

Was zeichnet eine qualitative pädagogische Dokumentation aus?

Auch wenn jedes einzelne Verfahren seine eigenen Qualitätsanforderungen mit sich bringt, lassen sich übergreifende Prinzipien formulieren (vgl. Knauf, H. 2017).

Zu den Qualitätsanforderungen für die pädagogische Dokumentation zählen:

SystematikRegelmäßigkeitStärkenorientierungBildungsorientierungKontextbezugPartizipation

Systematik: Die pädagogische Beobachtung und Dokumentation einer Einrichtung sollten einem bestimmten Konzept folgen. Eine bewusste Kombination mehrerer Werkzeuge kann dabei unter Umständen gewinnbringend sein, wenn sich diese sinnvoll ergänzen. Durch die Systematik soll sichergestellt werden, dass sowohl die Beobachtungen aller Kinder als auch alle Entwicklungs- und Spielbereiche in die Dokumentation einfließen. Das Konzept der pädagogischen Beobachtung und Dokumentation ist auch Bestandteil der Einrichtungskonzeption und so für das Team wie auch für die Familien transparent (siehe dazu Kapitel 8).

Regelmäßigkeit: Die Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Entwicklung erfolgen kontinuierlich und nicht nur anlassbezogen (z.B. anstehendes Elterngespräch) oder ereignisbedingt (z.B. Projekttag). Dadurch wird die Dokumentation Bestandteil des Alltages und kann Ausgangspunkt für die pädagogische Handlungsplanung und den dialogischen Austausch zwischen den pädagogischen Fachkräften, mit den Kindern sowie deren Familien sein. Außerdem können durch die Regelmäßigkeit subjektive Wahrnehmungsfilter vermieden werden und ein umfassenderes Bild des einzelnen Kindes sowie der Gruppe entstehen.

Stärkenorientierung: Im Mittelpunkt der Beobachtung und Dokumentation stehen die Stärken und Fähigkeiten der Kinder. Die Stärkenorientierung kann auch die Grundlage für die Schaffung einer anregenden Lernumgebung innerhalb der Kita sein.

Bildungsorientierung: Dieser Aspekt kommt besonders bei den prozessorientierten Verfahren zum Tragen. Pädagogische Dokumentation bedeutet immer auch Auswahl von Situationen und Werken der Kinder, denn nicht alles kann in die Dokumentation einfließen. Vielmehr geht es darum, die Elemente herauszufiltern, bei denen Bildungsaspekte im Vordergrund stehen. Die Bildungsaspekte können gestärkt werden, indem die Wahrnehmungen und Weltdeutungen der Kinder sichtbar gemacht werden.

Kontextbezug: Die Aktivitäten der Kinder können nicht losgelöst von ihren Kontexten betrachtet werden, denn „Bildung ist immer eingebunden in einen größeren Kontext aus sozialen Beziehungen und sachlichen Zusammenhängen. Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen von Bildungsdokumentation, Produkte und Aktivitäten des Kindes in einen Zusammenhang zu stellen“ (Knauf, H. 2017, S. 143).

Partizipation: Kinder sollen an ihrer Dokumentation teilhaben können. Dabei bezieht sich die Partizipation sowohl auf den Zugang der Kinder zu ihrer Dokumentation als auch auf die aktive Beteiligung der Kinder an der Dokumentation, um ihren eigenen Blickwinkel einbringen zu können (siehe dazu Kapitel 5).

Funktionen der pädagogischen Dokumentation

Die Dokumentationspraxis in Kindertageseinrichtungen ist vielfältig. Beim Dokumentieren geht es darum, eine Beobachtung, ein Ereignis möglichst gut nachvollziehbar darzustellen. Man muss sich also vorab überlegen, was man wie und zu welchem Zweck festhalten möchte, bevor man die Methode und die Mittel bestimmt.

Welche Funktionen bei der jeweiligen Dokumentationsform im Mittelpunkt stehen, hängt von der konkreten Umsetzung, den beteiligten Akteuren und der jeweils zugrunde gelegten Konzeption bzw. dem pädagogischen Ansatz ab. Insgesamt lassen sich sieben verschiedene Funktionen von Dokumentation differenzieren (Knauf, H. 2019, S. 25):

Kommunikationsfunktion

▶ Dokumentation als Kommunikationsanlass mit und zwischen den Akteuren

▶ Dialog und Zuhören als notwendige Kommunikationsmittel

Erkenntnisfunktion

▶ Nachvollziehen und Verstehen der Perspektiven der Kinder

▶ Dokumentation als Spiegel der Deutungen Erwachsener

Partizipationsfunktion

▶ Kinder werden als Adressaten respektiert

▶ Kinder beteiligen sich aktiv an der Dokumentation

Erinnerungsfunktion

▶ Dokumentation bewahrt vor Vergessen und ermöglicht Erinnern

▶ Inspirationsquelle für neue Aktivitäten

Repräsentationsfunktion

▶ Dokumentation gibt Einblicke in die Arbeit der Einrichtung

▶ Eindruck vom Verhalten des Kindes

Diagnostikfunktion

▶ Erkennen von Stärken und Schwächen des Kindes

▶ Ableitung von Förderangeboten

Kohärenzfunktion

▶ Bereitstellung von Informationen für Schule und andere Institutionen

▶ Erleichterung des Übergangs zwischen Kindertageseinrichtung und Schule

Die Funktionen von Dokumentation stellen eine wertvolle Unterstützung dar, bisherige in der Kita etablierte Dokumentationsformen (siehe Kapitel 1.3) zu hinterfragen und mithilfe von digitalen Medien zu optimieren:

Kommunikationsfunktion: Welche digitalen Medien helfen, die Kommunikation zu erleichtern?

Erkenntnisfunktion: Welche medialen Ansätze können die Perspektive der Kinder noch besser einfangen?

Partizipationsfunktion: Wie können Kinder durch digitale Medien einfacher/verstärkt an der Dokumentation beteiligt werden?

Erinnerungsfunktion: Durch welche digitalen Dokumentationsformen können Erinnerungen noch besser festgehalten werden?

Repräsentationsfunktion: Welche digitalen Medien bieten die Möglichkeit, die Dokumentation nachvollziehbarer (auch für an der konkreten Situation Unbeteiligte) zu gestalten?

Diagnostikfunktion: Wie können digitale Dokumentationsformen diagnostische Beobachtungsformen unterstützen?

Kohärenzfunktion: