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Eine Gewitternacht in Nordfriesland. Mit einer Harpune wird vor dem Herrenhaus Hoyerswort auf einen Mann geschossen. Der ungewöhnliche Mordfall führt das Team um Kommissar Jan Swensen in die internationale Surferszene, nach Dänemark und weit zurück in die Vergangenheit. Bei den Ermittlungen treffen die Kriminalisten auf Verdächtige aus drei Generationen. Wurde eine alte Rechnung beglichen? Oder spielten Eifersucht und Konkurrenz unter Surfern eine Rolle?
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Seitenzahl: 538
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Wimmer Wilkenloh
Donnergrollen
Der fünfte Fall für Jan Swensen
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2012 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung: Julia Franze
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart,
Zitiert wurde aus folgenden Werken:
Hermann Hesse DER STEPPENWOLF in: ders., Sämtliche Werke in 20 Bänden. Herausgegeben von Volker Michels. Band 4.
© SUHRKAMP VERLAG Frankfurt am Main 2001.
Horst Janssen HINKEPOTT,
© MERLIN VERLAG Gifkendorf 1987.
Jack London A ROYAL SPORT: SURFING AT WAIKIKI
© BOOM ENTERPRISES Hawaiian Memorial ed edition 1983.
John Steinbeck DER MOND GEHT UNTER. Übersetzung von Anna Katharina Rehmann-Salten,
Im Gedenken an meine Eltern
Hertha Wilkenloh * 1919 † 2010
Walter Wilkenloh * 1917 † 1995
und im Gedenken an
Police Liutenant Peter Nielsen * 1898 † 1945
Jetzt legen die Mädchen Dänemarks wieder
Blumen auf Heldengräber,
und das Gemüt hart im Trotze gegen den,
der den Garten Dänemarks zertritt –
unbekannter dänischer Dichter
»Erinnerung ist alles andere als das Sammeln und gezielte Suchen von Momentaufnahmen unseres Lebens im zerebralen Fotoalbum; es ist die am stärksten subjektiv und emotional gefärbte Aktivität, mit der Aufgabe betraut, lebensgeschichtliche Kontinuität herzustellen und damit so etwas wie Identität, Persönlichkeit. Erst unsere Erinnerungen machen uns zu Menschen.«
Daniel L. Schacter, Wir sind Erinnerung
»Nie war das Leben der Menschen trotz aller technischen Errungenschaften so armselig wie heute. Teuflische Menschenbestien drücken von oben, schlachten gewissenlos Millionen Menschen in mörderischen Kriegen, die zur Bereicherung ihres persönlichen Geldbeutels geführt werden. Wilde Menschenbestien rütteln von unten her an den festen Säulen der Kultur … Was wollt ihr da noch eine Hölle im Jenseits! Ist die, in der wir leben und die in uns brennt, nicht schauerlich genug?«
Unscheinbar nähert sich der Tag, an dem Oleander Eschenberg sterben wird. Dabei führte er lange ein Aufsehen erregendes Leben. Doch auch ein solches Leben entwickelt im Fluss der Zeit einen gewissen Alltag, der selbst Höhepunkte in immerwährende Routine verwandelt. Die fade Eintönigkeit der gewöhnlichen Leben, wie sie viele Menschen führen, ist dem nicht gänzlich unähnlich.
Oleander Eschenberg ist ein großer, muskulöser Mann mit graublauen Augen. Sein dichter, roter Haarschopf besteht aus sonnengebleichten Locken, und sein meist zotteliger Bart sieht nicht viel anders aus. Jedermann hat es schwer, auf Anhieb sein Alter zu schätzen. Das Gesicht ist wettergegerbt, macht ihn älter, und viele Menschen, wenn sie ihn sehen, sind überzeugt, dass er noch nie hinter einem Schreibtisch gesessen hat.
Er ist an diesem Mittwochmorgen bereits in aller Herrgottsfrühe unterwegs, obwohl er erst um drei Uhr nachts im Klitmøller Kro angekommen ist. In dem vor Jahren geschlossenen, schon völlig heruntergekommenen Badehotel hat seine dänische Freundin eine einsame Wohnung gemietet, sie kann dort solange wohnen, bis das riesige Gebäude in nicht allzu ferner Zukunft endgültig abgerissen werden wird. Der Schlüssel lag wie immer unter dem schneeweißen Stein mit dem kleinen Loch in der Mitte, wie man sie hier oft an den Stränden finden kann. Er tappte auf Zehenspitzen durch die Wohnung, um dann verwundert festzustellen, dass niemand im Haus war. Grübelnd war er ins verwaiste Bett gestiegen und hatte über eine Stunde keinen Schlaf gefunden. Die Dünen von Klitmøller sind zum Greifen nah, und die Meeresbrandung hatte ihn bereits in der Morgendämmerung wieder aus dem Bett gerufen.
Die monotone Stimme des Meeres erreicht sofort seine Seele, flüstert ihn augenblicklich hellwach. Das Wetter ist stürmisch, und er sieht bereits die Brecher vor sich, wie sie donnernd mit gischtfransigen Hauben an den Strand spülen, sodass der Sand unter ihnen wie ein Hornissenschwarm zu summen beginnt.
Im Gegensatz zu seiner Mutter ist für Oleander das Meer der Inbegriff allumfassender Freiheit. Salziger Dunst in der Luft treibt ihn ans Wasser, egal in welchem Land er sich gerade befindet, nur mit dem Wasser fühlt er sich eins, eins mit sich und der Natur. Aus Wasser besteht der Mensch, Wasser fließt mit seinem Blut, Wasser sind seine Tränen, sein Schweiß und Urin. Im Wasser des Meeres verdient er seinen Lebensunterhalt und nur dort findet er spirituelle Anbindung.
Seine Mutter kennt Oleander nur mit einer diffusen Angst vor dem Meer und seinen Wassermassen. Jahrzehnte ihres Lebens lauerte es heimtückisch um ihren Besitz herum. Heute ist es zwei Deiche entfernt, anders als in ihrer Jugend, wo der Vordeich noch der Seedeich war. Damals streckte das Meer immer wieder bedrohlich seine Zungen über die Deichkrone, und bei der Orkanflut 1962 wurde ihre überzogene Angst blanke Realität, als das Meer die seeseitige Deichberme schwer beschädigte, schließlich den Deich durchbrach und den gesamte Koog mit seinen Höfen hoch überflutete. Seine Mutter konnte ihre Pferde in letzter Sekunde noch in Sicherheit bringen. In dieser ländlichen Atmosphäre, im rauen Norden der Halbinsel Eiderstedt, ist Oleander aufgewachsen.
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