Doppelt verliebt - Chris S. Enibas - E-Book

Doppelt verliebt E-Book

Chris S. Enibas

0,0
2,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sam und Rafael sind eineiige Zwillinge, 18 Jahre alt und schwul.

Zudem sind sie beide seit kurzer Zeit wahnsinnig verliebt.

Die beiden Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, finden nach einiger Zeit heraus, dass die Liebe ihres Lebens allerdings ein und dieselbe Person ist.

Es sei denn...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2016

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Chris S. Enibas

Doppelt verliebt

Gay-Romance

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

SAM

Entspannt spazierte Samuel Lautnerbach, von allen nur Sam genannt, mit der Spitzhündin Flocke und dem Rüden Schäfer-Mischling Boxer durch den großen Tierpark in Berlin. Eigentlich konnte man ihn guten Gewissens auch einfach Hundepark nennen, denn außer Hunden befanden sich keine anderen Tiere im Umkreis.

Einige Jogger rannten an ihm und seinem vierbeinigen Begleitern vorbei. Seine Hunde allerdings nahmen diese nervigen Zweibeiner überhaupt nicht wahr. Interessiert schnüffelten sie herum und Sam hatte die Möglichkeit sich den frischen Frühlingswind ins Gesicht wehen und durch die Haare streichen zu lassen.

Er liebte solche Tage, an denen man sich einfach rundum glücklich fühlte, einfach nur weil die Sonne schien und man wieder einmal mit seinen Freunden, denn Flocke und Boxer zählte er zu eben solchen dazu, spazieren gehen konnte.

Er hatte nie viele Freunde, seine Vergangenheit ließ es einfach nicht zu, anderen Menschen zu vertrauen oder auf sie zuzugehen.

Einzig sein bester Freund, der zugleich auch sein Zwillingsbruder war, hatte sein Vertrauen. Rafael war auch der einzige, dem er es gestattete, ihn Sammy zu nennen.

Die beiden Brüder waren nicht nur Zwillinge, sondern eineiige Zwillinge. Der einzige Unterschied zwischen ihnen, zumindest wenn man vom Äußeren herging, waren Rafaels Piercings in seiner Unterlippe und auf seiner rechten Augenbraue, sowie sein Tattoo, dass er sich mit fünfzehn Jahren im Vollrausch hatte stechen lassen. Wie er auf das Motiv eines Schmetterlings kam, hatte er Sam nie verraten, aber wenn er an diesen Tag zurückdachte, war er der Meinung, dass sein lieber Bruder es wahrscheinlich selbst nicht wusste.

Die Vergangenheit hatte sie beide geprägt, allerdings Rafe, wie jeder seinen Bruder immer nannte mehr als ihn selbst.

 

***

 

Es war zwei Tage vor Heiligabend, als sie gerade mal sechs Jahre alt waren. Ihre Mutter hatte im ganzen Land Verwandtschaft verstreut, dennoch war es Tradition, dass sie, wenn nicht mit der ganze Familie, dann zumindest mit ihren beiden Söhnen kurz vor Weihnachten bei fast jedem vorbeischaute.

Ihr Vater musste zu dieser Zeit arbeiten, also fuhren sie mit ihrer Mutter alleine los.

Zusammen brachen sie bereits am 22. Dezember auf, so wie jedes Jahr, damit sie auch wirklich die gesamte Verwandtschaft besuchen konnten, denn ihre Mutter achtete immer darauf, dass auch niemand außen vor gelassen wurde. Somit hatten sie genug Zeit, um ohne Eile an Heiligabend wieder zuhause anzukommen.

Ihr Vater war Bauarbeiter und ausgerechnet kurz vor Weihnachten wurde ein neues Gebäude erbaut, an dem er mitwirken musste.

Sie hielten tatsächlich nur kurz bei jeder Tante, jedem Onkel, jeder Cousine oder allen Cousins, wobei sie bei Letzterem auch über Nacht blieben. Zum Schluss waren ihre Großeltern an der Reihe. Sie blieben ein paar Stunden, sammelten von jedem Geschenke und Glückwünsche ein und waren nach Kakao für die Kinder und Eierpunsch für die Erwachsenen, wieder auf dem Heimweg.

Auf der Schnellstraße begann der Schneesturm und die beiden kleinen Kinder waren müde und stritten sich auf dem Rücksitz, denn sie wollten unbedingt jetzt schon ihre Geschenke öffnen.

Ihre Mutter lächelte nur darüber, denn sie war auch einmal jung und wusste wie Weihnachten auf Kinder wirkte.

Konzentriert starrte sie auf die Straße, während Sam und Rafael auf dem Rücksitz herum quengelten.

Die Straße war nicht sehr glatt an diesem Abend und aus einem unerfindlichen Grund verlor sie bei einer scharfen Kurve die Kontrolle über den Wagen. Wie oft sie sich überschlugen, wusste heute keiner mehr zu sagen, aber als der Wagen zum Stillstand kam, war die Welt dunkel und still.

Erst die Sirenen der Rettungs- und Polizeiwagen zerbrach die Stille der Nacht und Rafael winselte leise vor Schmerzen und Angst.

Die Zwillinge hielten sich an den Händen, während Sam nach ihrer Mutter rief. Er erhielt allerdings keine Antwort mehr.

Wo Sam und Rafael mit ein paar Schürfwunden und geprellten Rippen davonkamen, starb ihre Mutter noch an Ort und Stelle.

Bei einem Überschlagen des Wagens musste ihr Kopf gegen die Windschutzscheibe geschlagen sein, beim Aufprall zurück in den Sitz brach sie sich dann das Genick.

Die beiden kleinen Kinder wurden in einen Krankenwagen befördert und ins Krankenhaus gefahren, wo sie untersucht wurden und dann auf ihren verbliebenen Vormund warteten.

Als ihr Vater sie abholen kam, sprach er die ganze Zeit kein Wort. Es war geradezu gruselig still im Wagen, während sie auf dem Heimweg waren. Erst als sie wieder zuhause ankamen, brach das wahre Gewitter hervor.

Ihr Vater schrie, beschuldigte seine sechsjährigen Söhne, sie hätten ihre Mutter getötet.

Ab diesem Tag ertrank ihr Vater seinen Kummer um den Tod seiner geliebten Frau zum ersten Mal in Alkohol und verlor sogar kurz danach auch seinen Job.

Und all sein eigenes Versagen und der schlechte Umgang mit der Trauer um seine geliebte Ehefrau, ließ er an seinen Kindern aus.

Diese Prozedur ließen sie acht lange Jahre über sich ergehen, in denen sie nur Hass und die Wut ihres Vaters am eigenen Leib oder in ihrer Seele zu spüren bekamen.

Es geschah nicht nur in einer Nacht, dass Sam und Rafael weinend und manchmal sogar blutend in ihren Betten lagen und dem Geschrei ihres Vaters lauschen mussten, während er weiter seinen Alkoholpegel steigen ließ.

Mit vierzehn Jahren hatte Rafael genug, er packte zwei Rucksäcke in denen er nur das Nötigste verstaute, schnappte sich Sams zierliche Hand und zog ihn raus aus diesem Haus. Nur weg von diesem Monster, das sich Vater schimpfte.

Sam war immer stiller geworden, redete auch in der Schule mit keiner Menschenseele mehr und befand sich immer in der Nähe seines großen Bruders Rafael.

Der Altersunterschied zwischen den beiden lag gerade mal bei zwei Minuten. Trotzdem war Rafe immer der Selbstbewusstere von ihnen beiden. Rafael war es, der seinen Bruder beschützte und in dessen Armen er immer stets Trost fand.

Er bot ihm den Schutz und die Geborgenheit, die ihm in ihrer gemeinsamen Kindheit seit dem Tod ihrer Mutter gefehlte hatte.

Sam hatte manchmal nachts ein schlechtes Gewissen, denn wenn er wieder einmal die Fäuste seines Erzeugers spüren musste, fühlte er einen kurzen Moment Hass auf ihre Mutter.

Er fragte sich dann immer wieder wieso sie, sie beide alleine gelassen hatte, wieso musste sie sterben und Sam war immer noch am Leben. Manchmal wünschte er sich, er wäre auch in dem Wagen gestorben, anstatt bei ihrem Vater zurückgelassen worden zu werden. Aber dann dachte er an Rafael und er war froh, zumindest ihn an seiner Seite zu haben, denn seinen Tod würde er niemals überstehen.

 

Sie schliefen auf der Straße, auf Parkbänken oder manchmal auch in Obdachlosenheimen. Doch in solchen immer nur mindestens zwei Nächte, denn sonst würden sie wieder zurückgebracht werden zu dem Mann vor dem sie geflohen waren. Denn sie waren mit ihren vierzehn Jahren immer noch minderjährig.

Sam tat das Herz weh, wenn er zurückdachte, was Rafe alles auf sich nahm, um sie am Leben zu erhalten. Denn wenn sie lange nichts zu essen gefunden hatten, verkaufte Rafael auch seinen Körper an wildfremde Männer, die auf junge Burschen standen, um ihnen Essen und Trinken, oder auch mal frische Kleidung zu kaufen.

Kam einer dieser Männer Sam auch nur zu nahe, stellte sich Rafael schützend vor ihn und machte allen klar, dass er tabu war.

Selten aber doch musste Rafe auch mit seinen Fäusten überzeugen. Denn sein Bruder hatte nur eine Schwachstelle und die hieß: SAM.

Niemand durfte Hand an ihn legen. Durch Sam wurde zum ersten Mal ein neues Gefühl in ihm wach, so stark wie ein Orkan. BESCHÜTZERINSTINKT.

 

Sie lebten bereits ein Jahr lang auf sich allein gestellt, von einem Ort zum nächsten. Von einem Tag zum anderen.

An einem lauen Herbsttag standen sie wieder an einer Straßenecke, um jemanden für Geld spezielle Dienste anzubieten, als sie von einem älteren Mann freundlich angesprochen wurden.

„Jungs, diese Ecke ist nichts für euch. Wieso seid ihr nicht zuhause?“

Sam hatte sich damals hinter seinem Bruder versteckt, doch die Erscheinung des fremden Mannes konnte er heute noch genau definieren. Er war einen Kopf größer als Rafe und dieser war mit seinen fünfzehn Jahren bereits fast 1,70 m groß. Sam war ein kleiner Nachzügler. Er war immer um ein paar Millimeter kleiner als sein Bruder. Aber mit fünfzehn hatte er das Gefühl, einen Kopf kleiner als Rafe zu sein, denn es kam ihm ständig so vor, als würde er zu diesem aufsehen müssen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Der Mann war so dünn wie eine Nudel, was Sam bei diesem Gedanken zurücklächeln ließ. Nichtsdestotrotz legte seine Ausstrahlung eine Stärke an den Tag, die Sam auch heute noch erzittern ließ.

Beinahe schon bedrohlich stellte sich Rafe gleich darauf vor Sam, um auszudrücken: Lass bloß deine Finger bei dir Opa!, was auch von sein Gesicht abzulesen war.

„Wir brauchen nur etwas Geld für Essen und wie wir uns das holen, kann doch dir egal sein, Opa!“

Für Rafael war Angriff immer besser als Verteidigung.

Doch der alte Mann lachte nur schallend, packte dann blitzschnell Rafe am Kragen seiner Jacke und brachte so sein Gesicht nah an das eigene.

„Jungchen, wenn du versuchen willst mir Angst zu machen, vergiss es. Ich hatte schon schlimmere als dich. Also nochmal von vorne: Mein Name ist Alfred Deutscha, ich bin Eigentümer einer Bäckerei und wie es der Zufall so will suche ich gerade zwei Angestellte für den Verkauf. Wenn man euch etwas zu essen gibt und ordentliche Kleidung anzieht, nachdem ihr mal wieder gründlich geduscht habt, würde ich euch die Stelle anbieten. Dann musst du nicht mehr diese abartige Aufgabe übernehmen, um zu überleben. Denn es gibt nur einen Job, den man in so einer Ecke erledigen kann und ich für meinen Teil, würde behaupten, dass dieser Job nicht das Richtige für dich ist.“ Dabei sah er Rafe abschätzend an und ließ wieder etwas locker. Er konnte spüren, wie sich sein Bruder wieder entspannte, nachdem der nun nicht mehr ganz so fremde Mann ihn wieder losließ.

 

Alfred Deutscha nahm die Brüder an diesem Tag mit zu sich nach Hause. Wohnen tat er direkt über einer kleinen Bäckerei, die er, wie bereits erwähnt, sein Eigen nannte. Er führte sie durch eine gemütlich eingerichtete Wohnung und zeigte ihnen zu aller erst das Badezimmer.