Dorian Hunter 125 - Roy Palmer - E-Book

Dorian Hunter 125 E-Book

Roy Palmer

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Beschreibung

Der Junge auf der Matratze lag auf der Seite. Fred Archer drehte ihn auf den Rücken und blickte in zwei glasige Augen. Entsetzt fasste er nach einem der Arme, der unzählige Einstiche aufwies, fühlte nach dem Puls, der nicht mehr vorhanden war.
Er wirbelte herum. »Wer hat ihm die Überdosis verabreicht?«
Die fünf Süchtigen schwiegen, doch unter dem Türpfosten ertönte das höhnische Lachen einer fetten Frau. Fred Archer erkannte in ihr die Wahrsagerin, die ihm zehn Dollar abgeknöpft hatte.
»Ich suche Jeff Parker«, rief er. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«

Im Auftrag von Dorian Hunter geht der Privatdetektiv Fred Archer einer Spur nach, die ihn zu Jeff Parker führen soll, der seit Monaten verschollen ist. Bei seinen Ermittlungen lernt Archer eine ebenso verführerische wie gefährliche Frau kennen - und bevor er sich versieht, findet er sich in einer tödlichen Falle wieder!


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Seitenzahl: 144

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER GRABRÄUBER

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach der Mumie des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos.

Kurz darauf erwachen in Dorian Erinnerungen an sein fünftes Leben. Als Samurai Tomotada war er damals im Auftrag des Januskopfes Olivaros aktiv, der in der Gegenwart kurzzeitig als Oberhaupt der Schwarzen Familie agierte. Olivaros Nach-Nachfolger, der Erzdämon Luguri, unternimmt derweil alles, um den Bayerischen Wald in eine Brutstätte des Bösen zu verwandeln, wird aber von Coco und Dorian zurückgeschlagen. Im Tempel des Hermes Trismegistos erhält Dorian einen Hinweis auf das Wirken von Janusköpfen in Indien. Coco und er müssen jedoch Olivaro in die Januswelt Malkuth folgen, weshalb Donald Chapman und Unga an ihrer Stelle nach Indien aufbrechen und dort zwischen die Fronten der beiden Sekten der Padmas und Chakras geraten. Auf Umwegen erreichen auch Dorian, Coco und Olivaro Indien – während der russische Dämonenjäger Kiwibin im Castillo Basajaun auftaucht und Abi Flindt, Phillip und den Zyklopenjungen Tirso mit sich in den Pamir in Zentralasien nimmt. Dort bekämpfen sie erfolgreich den Januskopf Vozu und begegnen Dorian Hunters verschollenem Freund Jeff Parker, der Tirso und den Hermaphroditen Phillip »entführt« – während Vozu von Luguris Schergen vernichtet wird ...

DER GRABRÄUBER

von Roy Palmer

Der Regen machte seine ureigene nervtötende Musik. Prasselnd stürzte er auf die Stadt herab und wusch die Häuser, die Straßen und die Gehsteige. Er spülte den Staub fort, ertränkte ihn. Er rauschte in den Abflussrohren der Gebäude und warf einen düsteren Umhang über San Francisco.

Das Haus in der Larkin Street sah verrottet aus. Fred Archer hatte keineswegs ein Luxusquartier erwartet. Deshalb machte er keine überraschte Miene, als er den Blick über die Fassade wandern ließ.

Er schlug den Mantelkragen hoch, zog den Hut tiefer in die Stirn und verließ seinen Wagen. Er lief durch den Regen und fragte sich im Stillen, ob der Wolkenbruch es wohl schaffen würde, den hässlichen roten Steinbau zum Einsturz zu bringen.

Er trat ein. Das Wasser lief von seiner Kleidung ab und tropfte zu Boden.

Fred war im Besitz von Adressen, hinter denen sich möglicherweise Menschen verbargen, die Auskunft über den Verbleib von Jeff Parker geben konnten.

1. Kapitel

Er war durch die ganze Welt gereist und hatte nach dem verschollenen Freund geforscht – ohne Erfolg. Doch er war hartnäckig. Jeff war zuletzt in San Francisco gesehen worden. Deshalb fügte sich Fred bereitwillig dem unabwendbaren Los eines Privatdetektivs, solche Adressen der Reihe nach abzuklappern.

Er stand in einem dunklen Hausflur. Kein Mensch ließ sich blicken. Eine Dunstwolke schlug ihm entgegen. Er definierte sie als eine Mischung aus Schweißgeruch und dem Gestank von kalter Zigarettenasche, Essensresten und anderen Relikten der menschlichen Zivilisation.

Fred öffnete eine Tür und blickte in einen Raum, in dem heilloses Durcheinander herrschte. Im Zentrum saß auf einem Stuhl ein schnarchender Mann – offenbar der Hausverwalter.

Fred ignorierte ihn und stieg in den ersten Stock hinauf. Auf halber Strecke vernahm er die ersten gemurmelten Worte. Er gelangte in eine schmutzige kleine Wohnung, deren sämtliche Türen sperrangelweit offen standen. Im Korridor lungerten ein paar Leute herum, die auf irgendetwas zu warten schienen. Sie hatten sich mit verschränkten Armen gegen eine Wand gelehnt und beachteten ihn kaum.

Fred schritt an der Küche vorüber. Er sah ein blasses Mädchen, das gerade einen Wasserkessel aufsetzte; wahrscheinlich wollte sie Kaffee oder Tee zubereiten.

Ein paar Schritte weiter, und der Detektiv stand im Wohnraum.

Ungefähr zwei Dutzend Menschen hatten sich hier versammelt. Sie schwiegen und schauten auf eine beleibte, wie eine Zigeunerin gekleidete Matrone, die in einer Ecke auf einem Polsterstuhl thronte und den Blick auf eine Kristallkugel gerichtet hielt. Der Raum war in trübes Halbdunkel getaucht; die Luft war zum Schneiden dick.

Fred lockerte den Knoten seiner Alltagskrawatte, öffnete den Hemdkragen und atmete tief durch.

Die Matrone breitete die Finger über der Kugel aus. Scharf blickte sie über den Rand hinweg und fixierte einen hageren, nachlässig gekleideten Mann.

»Geh!«, sagte sie. »Geh zu ihr und bitte sie notfalls auf Knien, zu dir zurückzukehren! Was willst du sonst machen? Du bist arbeitslos, dem Suff verfallen, hast sonst keinen, der dir hilft. Wer soll dich aus dem Sumpf herausreißen?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte er.

»Geh zu ihr!«

»Sie verachtet mich.«

»Geh trotzdem!«

»Also gut, ich werde es versuchen.«

»Das macht zehn Dollar.« Die dicke Frau streckte eine Hand aus. Der Mann drückte ihr mit einem Seufzer einen Schein in die Hand.

In diesem Augenblick trat das blasse Mädchen ein und trug ein Tablett mit einer Tasse zwischen den Wartenden hindurch. Fred folgte ihr. Das Mädchen servierte. Die Matrone schlürfte heißen, gut riechenden Tee aus der Tasse.

»Trink, Tante!«, sagte das Mädchen. »Du musst dich stärken. Du arbeitest zu viel.«

Fred Archer beugte sich vor. »Hören Sie, Tante, ich suche einen Freund. Er heißt Stanton Hagar. Man hat mir gesagt, dass er in diesem Haus wohnt.«

Sie setzte die Tasse hart ab. »Hier?« Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Hier nicht.«

Das Mädchen wandte plötzlich den Kopf und schaute Fred aus großen, dunklen Rehaugen an. »Einen Stock höher, Mister. Im zweiten. Dort finden Sie ihn bestimmt.«

»Danke.« Fred registrierte den zurechtweisenden Blick, den die Wahrsagerin auf ihre Nichte abschoss. Er grinste, tippte mit zwei Fingern an den Hutrand und setzte seinen Weg durch das Haus fort.

Alle Informationen waren nicht exakt. Man hatte ihm gesagt, Stanton Hagar wohne im ersten Stock dieses Hauses.

Versonnen stieg Fred in den zweiten Stock hinauf. War er auf der richtigen Spur? Seitdem er seine Recherchen in San Francisco betrieb, hatte er bereits viele Schlappen erlitten. Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen. Er arbeitete geradezu verbissen an seiner Aufgabe, Jeffs derzeitigen Aufenthaltsort herauszubekommen. Dass er nicht tot war, war ziemlich sicher, denn die Freunde aus dem Castillo Basajaun in Andorra hatten Zeichen von ihm erhalten. Ira Marginter sagte, sie hätte eigentümliche Aufnahmen geschossen, als sie sich den Restaurationsarbeiten im Kastell widmete. Sie hatte versprochen, eines dieser »Geisterfotos« nach San Francisco, an Freds Adresse, zu schicken. Es musste bereits unterwegs sein.

Fred Archer forschte seit Anfang August dieses Jahres nach Jeff Parkers Verbleib. Er hatte herausgefunden, dass Jeff, der verwöhnte Playboy, sich zuletzt in San Francisco im Kreis von Hippies und Ausgeflippten befunden hatte. Allem Anschein nach war er Drogen, dem Alkohol oder irgendwelchen anderen Lastern verfallen. Er musste über das Schicksal des Dämonenkillers sehr verzweifelt sein. Schließlich hielt er ihn immer noch für tot. Nachdem bekannt geworden war, dass Coco Zamis ihren Geliebten Dorian Hunter getötet hatte, hatte Jeff sich zurückgezogen und nichts mehr von sich hören lassen. Seine Freunde machten sich die allergrößten Sorgen.

Fred war es gelungen, ein Foto aus Jeffs Vergangenheit zu beschaffen. Bei Ausschreitungen von Demonstranten, die sich im Zentrum von San Francisco abgespielt hatten, war es von einem Zeitungsreporter gemacht worden. Jeff war darauf zu sehen – schmal, bleich, mit stoppelkurzen Haaren; ein Schatten seiner selbst. Anhand dieses Bildes hatte Fred in Polizeiarchiven und allen anderen verfügbaren Quellen nachgeforscht und die Namen der jungen Leute herausbekommen, die mit Jeff an dem Aufmarsch teilgenommen hatten. Über die Hälfte hatte er bereits aufgesucht, größtenteils Typen, die ihr Zuhause in Kommunen, in den Slums oder im Gefängnis hatten, also ein Schattendasein in der Gesellschaft führten. Einen, den er noch besuchen wollte, hatte der Drogenkonsum sogar in die Heil- und Pflegeanstalt gebracht.

Fred Archer betätigte die Türklingel der Wohnung in der zweiten Etage. Sie funktionierte nicht. Ein Namensschild unter dem Klingelknopf existierte nicht. Er verzog den Mund. Im Gegensatz zu den unteren Räumen, wo die Wahrsagerin ein einträgliches Geschäft betrieb, indem sie die Leute verschaukelte, gab es hier keine offenen Türen. Er wollte die Tür aufdrücken, aber sie war fest verriegelt. Fred klopfte zweimal energisch an, doch niemand antwortete ihm. Kurz entschlossen nestelte er einen Dietrich mit verstellbaren Bärten aus einer seiner Taschen hervor.

Während er ihn in das Schlüsselloch steckte, dachte er über die dicke Matrone im ersten Stock nach. Irgendwie kam sie ihm gefährlich vor – aber nicht, weil sie Hilfesuchenden das Geld aus der Tasche lockte. Da war noch etwas anderes. Was? Besaß sie eine dämonische Ausstrahlung? Gehörte sie etwa der Schwarzen Familie an?

Er drehte den Dietrich herum. Das Schloss sprang auf. Vorsichtig schob er sich ins Innere der Wohnung und drückte die Tür wieder hinter sich zu. Der Flur hatte keine Möbel und keinerlei Bodenbelag. Auf den ersten Blick schien hier niemand zu wohnen. Dann bemerkte Fred jedoch flackernden Lichtschein, der aus einem der Räume fiel. Er trat ein und sah sechs junge Menschen: drei Mädchen und drei Jungen, teils halb nackt, teils völlig unbekleidet. Sie beachteten ihn nicht, blickten nur starr vor sich hin. Ein herber Geruch hing im Zimmer. Einer der Burschen, nur mit Jeans angetan, lag auf einer Matratze vor der rückwärtigen Wand.

»Ich suche Stanton Hagar«, sagte Fred.

Als er keine Antwort erhielt, trat er zu einem der jungen Männer und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er wiederholte seinen Satz.

Der Typ tastete ihn mit einem flackernden Blick ab; es war, als schaute er durch ihn hindurch.

»Stanton Hagar?«, sagte eines der nackten Mädchen.

Fred wandte sich ihr zu. »Welcher von euch ist es?«

»Die Sonne ist blass, und die Vögel haben kleine Köpfe. Würden die Menschen die Köpfe über die Wolken erheben, so wären sie auch Vögel.« Sie kicherte und wies auf den auf der Matratze Liegenden.

Fred ging an ihr vorüber und hörte, wie sie monoton vor sich hinsummte.

Der Junge auf der Matratze lag auf der Seite. Fred drehte ihn auf den Rücken und blickte in zwei glasige Augen. Entsetzt fasste er nach einem der Arme, der unzählige Einstiche aufwies, fühlte nach dem Puls, der nicht mehr vorhanden war.

Er wirbelte herum.

»Tot!«, rief er. »Stanton Hagar hat sich eine Überdosis geschossen – oder jemand hat sie ihm verabreicht. Verfluchtes Rauschgift! Zum Teufel mit euch Narren!«

Die fünf Süchtigen schwiegen, doch unter dem Türpfosten ertönte eine kehlige Stimme. »Zum Teufel? Sie sind nicht mehr weit entfernt von ihm, diese kleinen Bastarde. Und mit ihnen wirst du reisen, Schnüffler.«

Es war die dicke Wahrsagerin. Mit tückischem Grinsen stand sie in der Tür. Hinter ihr drängten sich die Wartenden aus der Wohnung im ersten Stock um die blasse Nichte.

Die fette Frau lachte höhnisch. Ihre Stimme hatte jetzt einen tiefen, furchtbaren Klang.

»Ich suche Jeff Parker«, sagte Fred. »Was habt ihr mit ihm gemacht?« Er erhob sich und schritt auf die dicke Frau zu. Ein beklemmendes Gefühl hatte ihn befallen. Stanton Hagar war im Drogenrausch umgekommen. Und Jeff Parker? Hatte er zu dieser heruntergekommenen Wohngemeinschaft gehört? Hatte die dämonische Matrone, die das Haus beherrschte, ihn umgebracht?

Die Alte hob die Hände und stürzte auf Fred Archer zu, um ihm die krallenlangen Nägel durchs Gesicht zu ziehen. Fred packte sie und rang mit ihr.

Jetzt erwachten die Süchtigen aus ihrem apathischen, entrückten Zustand und krochen wimmernd zu ihrem toten Freund. Die Menschen um das blasse Mädchen rückten mit hassverzerrten Mienen auf den Detektiv zu. Die Wahrsagerin hatte sie besessen gemacht; sie gehorchten ihr blind.

Fred nestelte sein Amulett hervor und hielt es der Dicken vors Gesicht. Plötzlich ließ sie von ihm ab und wich zurück.

»Nein!«, stieß sie hervor. »Tu das nicht! Tu es weg! Ich will es nicht – nicht sehen, nicht fühlen. Nein!«

Er sprang ihr nach, riss sich den Anhänger vom Hals und presste ihn ihr auf die Stirn. Mit einem Wehlaut sank sie zu Boden.

Die Besessenen drehten sich um und verließen die Wohnung, hasteten die Treppe hinab und stürmten schreiend aus dem Haus in den Regen hinaus.

Die Süchtigen kauerten jammernd in ihrer Ecke. Nur das blasse Mädchen trat furchtlos auf Fred zu.

Er zog seine Pistole und richtete sie auf die dicke Matrone, doch sie regte sich nicht mehr. Als er sich hinkniete und nach Lebenszeichen forschte, stellte er den Exitus fest.

Er richtete sich langsam wieder auf. »Herzschlag«, sagte er. »Meine Waffen müssen ihr einen gewaltigen Schreck eingejagt haben. Groß kann ihr magisches Vermögen nicht gewesen sein, aber es reichte aus, um ein paar verkommene Existenzen in ihren Bann zu ziehen und zu Besessenen zu machen. Nach ihrem plötzlichen Tod dürften die Leute kuriert sein.«

Das Mädchen nickte. »Was ist das?«, fragte es und zeigte auf das Amulett.

Fred band es sich wieder um. »Eine gnostische Gemme. Ein Edelstein, der einen Abraxas zeigt und eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Ein wirksames Mittel gegen Dämonen und alle anderen Mächte der Finsternis. Jagt es dir keine Angst ein?«

»Nein.«

Er legte eine Hand auf den Kolben seiner Schusswaffe. »Und dies ist keine normale, sondern eine Pyrophorpistole. Sie verschießt Feuerprojektile. Feuer, das weißt du vielleicht, wirkt auf Dämonen wie reines Gift. Es vernichtet sie.«

Sie lächelte. »Ja. Sie haben mich erlöst. Meine Tante tyrannisierte mich. Ich bin Ihnen ja so dankbar! Gehen Sie nur, wenn Sie wollen. Ich rufe die Polizei und erzähle alles so, dass Sie aus der Sache herausgehalten werden. Einen Mord wird man mir schon nicht anhängen können. Stanton Hagar ist an seinem Laster zugrunde gegangen, und Tante hatte schon lange Herzbeschwerden.«

Er fragte sich, ob sie ihn nur täuschen wollte. Deswegen nahm er noch einmal die gnostische Gemme in die Hand und hielt sie ihr dicht vor das Antlitz. Sie verzog keine Miene. Sie hatte ihn nicht angelogen. Offenbar hatte sie wirklich nur unter der grausamen Fuchtel der Alten gestanden.

»Nett von dir, aber ich bekomme schon keine Schwierigkeiten«, entgegnete er. »Was mich viel mehr interessiert: Weißt du etwas über Jeff Parker?«

»Jeff Parker?« Sie schaute ihn eine Weile gedankenverloren an, dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Hagar nannte diesen Namen ein paarmal, und er brachte ihn in Verbindung mit Jake Gabriels. Hier gewesen ist dieser Parker nie. Da bin ich sicher. Aber Gabriels scheint mehr über ihn zu wissen. Wenn ich bloß wüsste, wo Sie Gabriels finden können.«

Er grinste. Es wirkte ein wenig gequält. »Lass das meine Sorge sein. Hier!« Er reichte ihr seine Karte, auf der seine Hoteladresse mit Kugelschreiber eingetragen war. »Die gibst du den Polizisten, wenn sie kommen, ja? Sie kennen mich und werden sich wegen meiner Aussage an mich wenden. Ich muss jetzt sehen, dass ich weiterkomme.«

Er verabschiedete sich von ihr, lief nach unten und hastete auf die Larkin Street hinaus.

Es regnete immer noch. Fred Archer marschierte durch eine Pfütze auf seinen Wagen zu. Die Wassertropfen klatschten auf seinen Hut und seinen halb offenen Mantel, nässten sein Hemd. Als er hinter dem Lenkrad saß und den Wagen startete, hatte er das Gefühl, der Regen hätte ihn bis auf die Haut durchweicht.

Er steuerte das Auto durch den Abendverkehr, wetterte leise vor sich hin und blickte an den Wischblättern vorüber, die das Wasser von der Windschutzscheibe räumten.

Jake Gabriels. Natürlich hatte er diesen Namen bereits vernommen. Gabriels war der junge Mann, den die Drogen zum Psychopathen gemacht hatten. Sein Domizil war die Heil- und Pflegeanstalt an der Geneva Avenue, nicht weit von Dalty City und der Grenze zum County San Mateo entfernt. Was konnte er schon aus einem Irren herausbringen?

Er war missmutig gestimmt. Die Tatsache, dass er soeben eine kleine Teufelssekte hatte auffliegen lassen, konnte seine Laune nicht heben. Das war nur ein winziger Teilerfolg im ständigen Kampf gegen den Feind. Jeff Parker war er dadurch keinen Schritt näher gerückt.