The Project Gutenberg EBook of Du deutsches Kind, by VariousThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.orgTitle: Du deutsches Kind Eine Gabe für unsere JugendAuthor: VariousEditor: I. B. LaßlebenIllustrator: Albert ReichRelease Date: October 5, 2013 [EBook #43891]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DU DEUTSCHES KIND ***Produced by Matthias Grammel, Jan-Fabian Humann and theOnline Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
Du deutsches Kind!
Eine Gabe für unsere Jugend.
Dargereicht von J. B. Laßleben.
Bilder von Albert Reich.
Hochwald-Verlag München-Kallmünz
Ein jeder nehme wohl in acht,was Lust und Ehr' ihm hat gebracht:Der Wirt seinen Krug,der Krämer sein Tuch,der Bauer seinen Pflug,das Kind sein Buch.
Robert Reinick.
Druck von Michael Laßleben (Oberpfalz-Verlag)
Kallmünz/Bayern 1922
Zum Tagewerk.
Gehe hin in Gottes Namengreif dein Werk mit Freuden an!Frühe säe deinen Samen!Was getan ist, ist getan.
Sieh nicht aus nach dem Entfernten;was dir nah' liegt, mußt du tun.Säen mußt du, willst du ernten;nur die fleiß'ge Hand wird ruhn.
Müßigstehen ist gefährlich,heilsam unverdroßner Fleiß;und es steht dir abends ehrlichan der Stirn des Tages Schweiß.
Weißt du auch nicht, was geratenoder was mißlingen mag,folgt doch allen guten TatenGottes Segen für dich nach.
Geh denn hin in Gottes Namen,greif dein Werk mit Freuden an!Frühe säe deinen Samen!Was getan ist, ist getan.
Philipp Spitta.
Der Vater und die drei Söhne.
An Jahren alt, an Gütern reich,teilt' einst ein Vater sein Vermögenund den mit Müh erworb'nen Segenselbst unter die drei Söhne gleich.„Ein Diamant ist's,“ sprach der Alte,„den ich für den von euch behalte,der mittels einer edlen Tatdarauf den größten Anspruch hat.“
Um diesen Anspruch zu erlangen,sieht man die Söhne sich zerstreu'n.Drei Monden waren kaum vergangen,so stellten sie sich wieder ein.
Drauf sprach der älteste der Brüder:„Hört! es vertraut' ein fremder Mannsein Gut ohn' einen Schein mir an;ich gab es ihm getreulich wieder.Sagt, war die Tat nicht lobenswert?“—„Du tat'st, mein Sohn, was sich gehört,“ließ sich der Vater hier vernehmen;„wer anders tut, der muß sich schämen;denn ehrlich sein ist unsre Pflicht.Die Tat ist gut, doch edel nicht.“
Der zweite sprach: „Auf meiner Reisefiel einmal unachtsamerweiseein Kind in einen tiefen See.
Ich stürzt' ihm nach, zog's in die Höhund rettete dem Kind das Leben.Ein ganzes Dorf kann Zeugnis geben.“—„Du tatest,“ sprach der Greis, „mein Kind,was wir als Menschen schuldig sind.“
Der jüngste sprach: „Bei seinen Schafenwar einst mein Feind fest eingeschlafenan eines tiefen Abgrunds Rand;sein Leben stand in meiner Hand.Ich weckt' ihn und zog ihn zurücke.“—„O,“ rief der Greis mit holdem Blicke,„Dein ist der Ring! Welch edler Mut,wenn man dem Feinde Gutes tut.“
M. G. Lichtwer.
Das Tischgebet.
An der Tafel im Gasthaus zum goldnen Sternwaren beisammen viel reiche Herrn.Vor ihnen standen aus Küch' und Kellergar lieblich lockend die Flaschen und Teller.Schon saßen sie da in plaudernden Gruppen,die Kellner reichten die dampfenden Suppenund mehr noch begann Gemüs' und Bratenmit süßem Wohlgeruch zu laden.
Da kam zur Türe still hereinein Fremder mit seinem Töchterleinund setzte sich unten am langen Tisch,um auch zu kosten von Wein und Fisch.Oben klirrten die Löffel und Messer,klangen die Gläser und scherzten die Esser.
Da tönt auf einmal gar hell und feineine Stimme in den Lärm hinein,wie wenn von fern ein Glöcklein klingt,wie wenn im Wald ein Vogel singt.Und wie auch der Strom der Rede rauscht,still wird es rings und jeder lauscht:der Krieger, der von den Schlachten erzählt,der Kaufmann, der über die Zölle geschmält,die Reisenden, die von Abenteuerngesprochen und von Ungeheuern,die Stutzer, die von Pferd und Wagenund Hunden und Moden so vieles sagen.
Und wie sie schauen nach dem Orte,von woher dringen die lieblichen Worte:mit gefalteten Händen das Mädchen stehtund spricht sein gewohntes Tischgebet.Und wie beseelt von höherem Geistfalten auch sie die Hände zumeistund horchen alle mit rechtem Fleißeauf des betenden Kindes Weise.Drauf setzt es sich nieder mit stiller Freudeund achtet nicht auf all die Leute.Die aber, ergriffen im tiefsten Innern,mußten sich oft noch daran erinnern.Und mancher hat wieder gebetet fortan,was er schon lange nicht mehr getan.
Friedrich Güll.
Dem Vaterland.
Das ist ein hohes, helles Wort,Dem Vaterland!das hallt durch unsre Herzen fortwie Waldesrauschen, Glockenklang,Drommetenschmettern, Lerchensang;das fällt, ein Blitz, in unsre Brust,zu heil'ger Flamme wird die Lust!Dem Vaterland!
Dem Vaterland!Das Wort gibt Flügel dir, o Herz.Flieg auf, flieg auf, schau niederwärtsdie Wälder, Ströme, Tal' und Höhn;o deutsches Land, wie bist du schön!Und überall klingt Liederschallund überall ein Widerhall:Dem Vaterland!
Dem Vaterland!Das seinen Töchtern hat beschertder keuschen Liebe stillen Herd,das seinen Söhnen gab als Hortdie freie Tat, das treue Wort,das feiner Ehren blanken Schildzu wahren allzeit sei gewillt,—dem Vaterland!
Dem Vaterland!O hohes Wort, o helles Wort,du tön' für alle Zeiten fortwie Waldesrauschen, Glockenklang,Drommetenschmettern, Lerchensang!zu heil'ger Flamme weih' die Lust,so lange schlägt die deutsche Brustdem Vaterland!Heil dir, Heil dir, du deutsches Land!
Robert Reinick.
Deutscher Rat.
Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr,laß nie die Lüge deinen Mund entweih'n!Von alters her im deutschen Volke warder höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein.
Du bist ein deutsches Kind, so denke dran;noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer.Aus einem Knaben aber wird ein Mann;das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr.
Sprich ja und nein und dreh' und deutle nicht!Was du berichtest, sage kurz und schlicht;was du gelobest, sei dir höchste Pflicht!Dein Wort sei heilig, drum verschwend' es nicht!
Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran;zuerst ein Zwerg, ein Riese hintennach;doch dein Gewissen zeigt den Feind dir an,und eine Stimme ruft in dir: „Sei wach!“
Dann wach' und kämpf', es ist ein Feind bereit:Die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr.Kind! Deutsche kämpften tapfer allezeit.Du, deutsches Kind, sei tapfer, treu und wahr!
Robert Reinick.
Geschichte vom Nußknacker.
Zwei Knaben hatten im Walde Haselnüsse gepflückt, saßen unter den Stauden und wollten Nüsse essen; aber keiner hatte sein Messerlein bei sich, und mit den Zähnen konnten sie sie nicht aufbeißen. Da jammerten sie sehr und sagten: „Ach, käme doch nur jemand, der uns unsre Nüsse aufknacken wollte!“ Kaum gesagt, so kam ein kleines Männlein durch den Wald einher gezogen. Aber wie sah das Männlein aus? Es hatte einen großen, großen Kopf, an dem ein langer, steifer Zopf bis an die Ferse herabhing, eine goldene Mütze, ein rotes Kleid und gelbes Höslein. Indem es nun so einhertrippelte, brummte es das Liedlein:
„Heiß, heiß,beiß, beißHans heiß' ich,Nüsse beiß' ich;geh' gern in den grünen Wald,wenn die Nuß vom Strauche fallt;mach's dem lust'gen Eichhorn nach,knack' und nag' den ganzen Tag!“
Die Knaben mußten sich schier zu Tode lachen über den kleinen, drolligen Burschen, den sie für ein Waldzwerglein hielten. Sie riefen ihm zu: „Wenn du Nüsse beißen willst, so komm her und knack' uns diese auf, damit wir sie essen können!“ —Da brummte das Männlein in seinen langen weißen Bart:
„Hansl heiß' ich,Nüsse beiß' ich;hab' ich aber mich beflissen,euch ein Dutzend aufgebissen,gebt mir zum Lohnein paar davon!“
„Ja, ja!“ schrien die Buben, „du kannst mitessen, knacke nur fleißig auf.“—Das Männlein stellte sich zu ihnen hin—denn am Sitzen hinderte es sein steifer Zopf—und sprach:
„Hebet auf den langen Zopf,schiebt die Nuß in meinen Kropf,drücket nieder und so fort,schnell ist jede Nuß durchbohrt.“
Also taten sie, und hörten das Lachen nicht auf, wenn sie den Kleinen immer beim Zopfe nehmen mußten und nach jedem tüchtigen Knack die Nuß aus dem Munde sprang. Bald waren alle Nüsse aufgebissen, und das Männlein brummte:
„Heiß, heiß,beiß, beiß,will meinen Lohnnun auch davon!“
Der eine der Knaben wollte nun dem Männlein den versprochenen Lohn spenden; der andere aber, ein böser Bube, hinderte ihn daran, indem er sprach: „Warum willst du dem Bürschlein von unsern Nüssen geben? Wir wollen sie allein essen. Geh nur fort jetzt, Nußbeißer, und suche dir deine Nüsse selbst!“
Da ward das Nußbeißerlein gewaltig erzürnt und brummte:
„Gibst du mir keine Nuß,so machst du mir Verdruß;ich nehme dich beim Schopf