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Egal, ob beim Unterrichten an der Uni, bei Weiterbildungen im Job oder bei der Arbeit von Trainern, ohne Lerninhalte im Internet ist dies kaum mehr vorstellbar. Erfahren Sie wie Sie Ihr Online-Angebot richtig erstellen. Daniela Weber erklärt Ihnen die Grundlagen des E-Learning und gibt Ihnen das richtige Handwerkszeug mit, um bewährte und innovative E-Learning-Konzepte erfolgreich und im Budget umzusetzen. Dabei erfahren Sie alles Wichtige von der Wahl der geeigneten Instrumente und Inhalte bis hin zur Implementierung Ihres E-Learning-Angebots. So gelingt Ihr Start in der Online-Lehre.
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Seitenzahl: 369
E-Learning für Dummies
Für alle Möglichkeiten, mit denen sich E-Learning umsetzen lässt, gibt es eine Vielzahl an Programmangeboten. Eine Handvoll davon hat sich als »das Übliche« herauskristallisiert.
Audio-Bearbeitung: AudacityVideo- Bearbeitung: CamtasiaStreaming: Open BroadcasterLernmanagementsystem (LMS): Open Source: Moodle, ILIASKommerziell: Blackboard, Canvas by InstructureContent-Management-System (CMS): WordPressOnline-Meetings: Adobe ConnectE-Learning-Suite: Adobe Captivate, Articulate 360, iSpringOnline-Abfragen: Kahoot!Quiz erstellen: H5PE-Learning für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2020
© 2020 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
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Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Dieses Buch wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: DavidArts – stock.adobe.comKorrektur: Petra Heubach-ErdmannSatz: Lumina Datamatics
Print ISBN: 978-3-527-71617-3ePub ISBN: 978-3-527-82311-6
Deckblatt
Einführung
Über dieses Buch
Törichte Annahmen über die Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Teil I: Was ist überhaupt dieses »E-Learning?«
Teil II: Strategisches und didaktisches Vorwissen
Teil III: Das operative Geschäft: Von virtuellen Orten und Tools
Teil IV: E-Learning-Angebote konzeptionieren
Teil V: Der Top-Ten-Teil
Anhang
Konventionen in diesem Buch
Symbole in diesem Buch
Wie es weitergeht
Teil I Was ist überhaupt dieses »E-Learning?«
Kapitel 1 Das neue Umfeld: Wissenskultur
Kapitel 2 Der lernende Mensch: Kleine Begriffskunde
Was mit Lernen und Kompetenzen gemeint sein kann
Lehren und der Bedarf an (Medien-)Didaktik
Ich weiß, dass ich nichts weiß
E wie elektronisch
Kapitel 3 Bewährte und innovative E-Learning-Ansätze
Vorgänger des heutigen E-Learnings
Der Anfang der Jetzt-Zeit: Material im Internet bereitstellen und diskutieren
Wissen online organisieren: Content- und Lernmanagementsysteme
Aktuelle E-Learning-Bereiche
Webinare – live und aus der Dose
Lernen überall mit Mobile Learning
Die Mischung macht’s: Blended Learning, Flipped & Inverted Classroom
Bildung für alle! MOOCs
Spielend Lernen
Von virtuellen Welten und der Realität
Personal Learning Environments
Kapitel 4 Anwendungsbeispiele und ein Blick in die Zukunft
E-Learning – State of the Art
Sich einen Überblick verschaffen …
Ausgewählte Projekte kurz vorgestellt …
Zukunft ohne Grenzen?
Teil II Strategisches und didaktisches Vorwissen
Kapitel 5 Welche Ziele können verfolgt werden?
Offenes oder prüfungsbezogenes Lernen
Individualität versus Massenbildung
Zeitersparnis durch Mobilität
Lernen ohne Grenzen und Übergänge
Ressourcen schonen und multiplizieren
Überblick
Kapitel 6 Welche Wege für welche Ziele?
Der Startpunkt: Was Lernende können müssen
Motivation als Voraussetzung zum Lernen
Verschiedene Bereiche von Kompetenz
Der Weg: Wie kann man Lernende erreichen?
Paradigmen im Lernprozess
Der Zusammenhang zwischen Paradigmen und Modellen
Das Umfeld: Didaktisches Szenario
Die Instrumente: Didaktisches Handwerkszeug
Kapitel 7 Rahmen und Rollen von E-Learning
Ein paar Ideen aus dem Projektmanagement und verwandten Disziplinen
Projektmanagement
Wissensmanagement
Change Management
Perspektiven, Rollen und passende Kompetenzen
Anbieter
Nachfrager
Mittler
Teil III Das operative Geschäft: Von virtuellen Orten und Tools
Kapitel 8 Wo findet E-Learning statt?
Vorüberlegungen
Selbst gebaute Infrastruktur nutzen
LMS: Moodle und Konsorten
E-Learning-Angebote auf der eigenen Webseite einbauen
Komplettanbieter
Plattformen
Dienstleister für Online-Entrepreneure
Überblick über die Eignung der Angebote
Kapitel 9 Welche Instrumente kommen zum Einsatz?
Software für Lernmaterial
Dokumente erstellen
Präsentationen erstellen
Audio-Programme
Video-Programme
Software für E-Learning-Anwendungen
E-Learning-Software-Suiten
Einzelne Autorenwerkzeuge und -software
Quiz und Tests erstellen
Mobile, VR- und Game-Tools
Tools für Online-Treffen
Online-Meeting-Instrumente und -Optionen
Online-Meeting-Anbieter
Tools für Live-Treffen
Live präsentieren
Live testen und Feedback einholen
Kapitel 10 Woher kommt Ihr Material?
Lizenzen
OER – Open Educational Ressources
Teil IV E-Learning-Angebote konzeptionieren
Kapitel 11 Rahmenbedingungen und Grenzen kennen
Zeitliche Aspekte und Planung
Wirtschaftlich anbieten
Juristische Fallstricke
Urheberrecht und Bildung
Gesetze zu Genehmigungen und Zertifizierungen
Kapitel 12 Phasen der E-Learning-Planung
Ziel- und Strategiefindung
Kultur- und Bedarfs-Check
Einrichten und Besetzen der Infrastruktur
Zuweisung der Rollen
Make or Buy? Schaffung der Kompetenzen
Informelle Strukturen begleiten
Möglichkeiten, zu Inhalten zu kommen
Vorgegebener Inhalt »Standard Content«
User generated Content
Selbst erstellter Inhalt
Festlegen und Produktion der Inhalte
Struktur der E-Learning-Angebote bestimmen
Medienauswahl
Die tatsächlichen Kursbestandteile erstellen
Kapitel 13 Das E-Learning-Projekt starten und evaluieren
Den Lernprozess implementieren
Lernerfolge überprüfen
Den Kurs evaluieren und die Qualität bewerten
Teil V Der Top-Ten-Teil
Kapitel 14 Zehn Messen und Kongresse, zu denen Sie gehen können
LEARNTEC
Online Educa Berlin (OEB)
Corporate Learning Camp
eQualification
didacta
Zukunft Personal
International Conference on Learning Analytics & Knowledge (LAK20)
EdTechX Europe
ICDE World Conference on Online Learning
Open Educational Global Conference
Kapitel 15 In zehn Schritten mit Camtasia zum Lehrvideo
1) Thema, Ziel und Aufbau festlegen
2) Präsentation in PowerPoint oder Ähnlichem erstellen
3) Text festlegen und üben
4) Camtasia öffnen
5) Bereich auswählen
6) Eingangsquellen: Mikrofon und falls nötig Kamera einrichten
7) Recording
8) Bearbeiten der Bild- und Tonspur in Camtasia
9) Hinzufügen von Anmerkungen, Effekten et cetera
10) Weitergeben
Kapitel 16 Zehn Quiz-Formate, die Sie nutzen können
Direkte Fragen stellen
Lückentexte
Zuordnungsaufgaben
Wörter finden oder markieren
Fehler finden
Guess the Answer
Lernkarten
Mathe-Aufgaben
Antwort einsprechen
Interaktives Video
Anhang 1: Wichtige Abkürzungen
Anhang 2: Weiterführende Literatur
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Cover
Inhaltsverzeichnis
Fangen Sie an zu lesen
Kapitel 3
Tabelle 3.1: Überblick über deutschsprachige MOOC-Angebote
Kapitel 5
Tabelle 5.1: Zusammenhang zwischen den einzelnen Zieldimensionen im E-Learning (Fortsetzung)
Kapitel 8
Tabelle 8.1: Welcher Ort für welches Angebot?
Kapitel 9
Tabelle 9.1: Webinar- und Online-Meeting-Anbieter
Kapitel 10
Tabelle 10.1: Creative-Commons-Abkürzungen
Kapitel 8
Abbildung 8.1: Nutzer-Oberfläche in Moodle
Abbildung 8.2: Übersicht Persönlicher Schreibtisch ILIAS
Kapitel 9
Abbildung 9.1: In H5P erstelltes Dokument, in dem Fehler zu suchen sind
Abbildung 9.2: Oberfläche von Audacity 2.3
Abbildung 9.3: Oberfläche von Camtasia
Abbildung 9.4: Adobe-Captivate-VR-Projekt
Abbildung 9.5: iSpring als neuer Reiter in PowerPoint
Abbildung 9.6: Adobe Connect (links Webansicht, rechts in der App geöffnet)
Abbildung 9.7: Oberfläche ClassroomScreen mit Anwendungsauswahl
Abbildung 9.8: Kahoot! – links der Editor, rechts die Spieloberfläche
Abbildung 9.9: Ergebnis Answergarden
Kapitel 15
Abbildung 15.1: Präsentation in PowerPoint
Abbildung 15.2: Camtasia-Recorder
Abbildung 15.3: Camtasia-Timeline und -Schnittbereich
Kapitel 16
Abbildung 16.1: Beispiel Multiple Choice (Backend)
Abbildung 16.2: Beispiel Multiple Choice (Nutzeransicht)
Abbildung 16.3: Lückentext in H5P
Abbildung 16.4: Beispiel Image Pairing.
CC BY Joubel
Abbildung 16.5: Beispiel Wörter finden
Abbildung 16.6: Beispiel Wörter markieren
Abbildung 16.7: Beispiel Fehler finden
Abbildung 16.8: Beispiel Lernkarten mit Bild und Ton.
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Abbildung 16.9: Beispiel Antwort einsprechen.
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Digitalisierung, Mediatisierung, lebenslanges Lernen und eben auch E-Learning sind Begriffe, mit denen viele Menschen in unserer Zeit umgehen sollen. Nicht nur, dass Lehrende an Schulen und Dozierende an Hochschulen sich mit neuen Medien und Formaten auseinandersetzen müssen, nein, nahezu jede und jeder ist im Leben mit ihnen konfrontiert. Facebook-Nutzern werden Webinare angeboten, Weiterbildungen im Job laufen über Online-Kurse, ganze Studiengänge können im Internet absolviert werden und selbst ein kleines Do-it-yourself-Video auf YouTube zählt streng genommen zur E-Learning-Welt.
Es kann also verschiedene Perspektiven und Gründe für Sie geben, mehr über dieses Thema wissen zu wollen, und ich hoffe, dass ich ein Buch als eine Art Eier legende Wollmilchsau geschrieben habe, das möglichst vielen Menschen einen Zugang zum Thema eröffnet und damit auch viele Aha-Erlebnisse darüber verschafft, was alles dazugehört.
Dem Charakter folgend können Sie von diesem Buch vieles erwarten: Wolle, Eier, Milch und Speck (oder für die Vegetarier unter uns, wie mich: ein kuscheliges Hausschwein). Ebenso viele unterschiedliche Themenbereiche verbergen sich hinter dem Begriff E-Learning.
Wolle
wärmt und macht Sie sicher, der Wollanteil des Buchs ist sicherlich, dass Sie Klarheit über Anforderungen und Ansprüche der unterschiedlichen Beteiligten bekommen und lernen können, wie Sie deren E-Learning-Fähigkeiten unterstützen.
Milch
ist das Nährende, Verbindende. Das ist in diesem Buch die Wissenschaft. Sie lernen didaktische Grundlagen aus der Bildungswissenschaft, um verstehen zu können, was eigentlich wie funktionieren kann, und auch, warum viele Ideen später keine Wirkung haben.
Eier
sind Keimzellen, und hier die technischen Bestandteile von E-Learning. Wenn Sie so wollen: jedes Programm ein Ei, ein einzelner Aspekt oder eine einzelne Lernaufgabe, aber in Summe eben das, woraus das E-Learning-Angebot entsteht.
Am Ende steht die ganze
Sau
, ein komplexes Gebilde, das sich so planen, heranzüchten und umsetzen lässt, dass Sie lange etwas davon haben.
Was immer Sie über E-Learning wissen wollen, in diesem Buch finden Sie Ansatzpunkte dazu. Sie können gezielt danach suchen, welches Kapitel oder welcher Teil Ihnen etwas über die Beteiligten oder die notwendigen Voraussetzungen verrät oder wo Sie Erklärungen von Programmen finden (dabei hilft auch die Beschreibung der Teile später in dieser Einführung sowie das Inhaltsverzeichnis), Sie können aber auch von vorne bis hinten alles durchlesen, denn jeder Teil erweitert den vorangegangenen um neue Aspekte.
Schließlich gibt es das Kapitel 12, das ich gern extra hervorheben möchte. Hier finden Sie eine Übersicht über alle Phasen, die bei der Implementierung von E-Learning-Ansätzen durchlaufen werden sollten. Der Text orientiert sich sehr an Beispielen und verweist in jedem Schritt auf das Detailwissen, das in den Kapiteln 1 bis 11 beschrieben wurde. Für schnelle erste Erkenntnisse dazu, wie Sie vorgehen, wenn Sie E-Learning anbieten wollen, springen Sie also direkt dorthin und picken sich dann die Grundlagen raus, die Sie näher interessieren.
Da E-Learning eigentlich alle betrifft, Alte und Junge, Lernende und Lehrende, Eltern und Kinder und lebenslang auch jeden, der sich hier nicht wiederfindet, kann die Zielgruppe dieses Buchs im weiteren Sinne eigentlich als »alle« beschrieben werden.
Im engeren Sinne denke ich mir schon, dass Sie ein besonderes Interesse daran haben werden, E-Learning-Angebote selbst zu erstellen oder bestehende zu bewerten und gegebenenfalls zu verbessern. Das macht es wahrscheinlich, dass Sie zu einer der folgenden Gruppen gehören, die sich besonders intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen wollen oder müssen:
Als Lehrende an Schulen wollen Sie neue Medien in den Unterricht einbauen, didaktisch mehr über Selbstlernen erfahren und dabei vielleicht verstärkt offene Ressourcen nutzen.
Hochschulangehörige wie Dozenten, Fachbereichsleiter und ITler stehen verstärkt unter Druck, Studierenden moderne Lehrformate zu bieten, die sich speichern und anreichern lassen und die über den Videomitschnitt einer Vorlesung hinausgehen.
In Unternehmen wird Weiterbildung zunehmend digital, Meetings, Kurse und Veranstaltungen ins Internet verlegt und digitale Kompetenzen als Teil des Wissensmanagements aufgebaut. Zum einen müssen Sie sich als Angestellte darüber im Klaren sein, welche Erwartungen mit E-Learning einhergehen, auf der anderen Seite ist es für Dozenten, Referenten und die Planer von Personalmaßnahmen wichtig, zu wissen, welche Möglichkeiten sich ihnen in diesem Bereich bieten.
Selbstständige Trainer und Coaches nutzen digitale Formate, um sich und ihre Angebote zu vermarkten oder in ihren Expertenthemen Kurse im Internet anzubieten.
Allen genannten Gruppen ist gemeinsam, dass sie gesellschaftliche, didaktische, strategische, technische, operative und strukturelle Grundlagen von E-Learning kennen sollten – und die erfahren Sie in diesem Buch.
Was genau Sie also in den verschiedenen Teilen dieses Buchs erwartet, hängt von dem Teil ab, den Sie als Erstes lesen. Die vier Hauptteile haben alle einen unterschiedlichen Fokus und Sie können wählen, mit welchem Sie gerne starten möchten; Teil I geht in die Grundlagen von Konzepten und Begriffen, Teil II bereitet Ihnen das strategische und bildungswissenschaftliche Wissen so auf, dass Sie auch als Fachfremde Wege und Ziele erkennen können, in Teil III geht es um alles, was Sie technisch nutzen können, und Teil IV erklärt, wie Sie an die Konzeption herangehen. Im Einzelnen:
Der erste Teil des Buchs ist für alle interessant, die sich eine Einordnung von E-Learning und den später beschriebenen Teilen wie Strategie, Didaktik, Programme und derlei Details in die Entwicklung der Wissensgesellschaft wünschen. In Kapitel 1 wird dazu beschrieben, welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eigentlich dafür sorgen, dass E-Learning ein Konzept ist, das immer mehr Menschen betrifft, und wie es sich nutzen lässt, um Megatrends wie Digitalisierung und größerer Mobilität sowohl von Arbeitskraft als auch von Endgeräten und damit Lerninhalten zu begegnen. Kapitel 1 stellt damit die Umgebung vor, in der sich E-Learning entfalten kann und soll.
Kapitel 2 stellt die Begriffe klar, mit denen im weiteren Buch hantiert wird: Was genau ist denn mit Wissen gemeint und welche Arten gibt es? Wieso werden formales und informelles Lernen unterschieden? Was kann didaktisch wichtig sein und welche Konzepte heißen wie? Schließlich werden die Begriffe am Ende des Kapitels noch in einen Zusammenhang mit der elektronischen Daten- und Wissensverarbeitung gebracht. Der Schwerpunkt liegt im zweiten Kapitel darauf, die Akteure und ihre Bedürfnisse und Anforderungen zu verstehen.
Kapitel 3 beschreibt E-Learning von seinen ersten historischen Ansätzen bis hin in die Gegenwart. Sie erfahren etwas über die Geschichte und die parallele Entwicklung von Computern, dem Internet und den Möglichkeiten, beides zum Lernen zu nutzen. Vor allem stelle ich Ihnen im dritten Kapitel gebräuchlich Formate wie Webinare, MOOCs oder Virtual-Reality-Ansätze vor. Damit ist die Verbindung zwischen den Umweltbedingungen und der Ebene der Einzelnen, die Wissen ansammeln und lernen sollen, hergestellt. Das – leider in diesem Stadium noch etwas abstrakte – Konzept E-Learning nimmt Gestalt an.
In Kapitel 4 findet dann ein erster Ausflug in die tatsächlich existierende Realität statt. Damit es nicht zu theoretisch und konzeptionell wird, habe ich aktuelle, mitunter preisgekrönte und beeindruckende Projekte herausgesucht, die zeigen, was sich schon heute im Rahmen der in Kapitel 3 vorgestellten E-Learning-Bereiche machen lässt. Das Kapitel endet mit einem Blick in die Glaskugel, wohin die Entwicklung möglicherweise gehen wird.
Spätestens nach der Lektüre des ersten Teils, aber vielleicht ja auch schon jetzt, haben Sie große Lust, sich selbst an E-Learning-Angeboten zu versuchen. Doch nicht so schnell! Erst einmal sollten Sie wissen, welche Ziele überhaupt mit diesem Konzept verfolgt werden können. Das und für wen was geeignet ist und wie alles zusammenwirkt, erfahren Sie in Kapitel 5. Denn wenn Sie nicht wissen, wohin Sie mit E-Learning kommen können und wollen (dazu müssen Sie sich ja zwischen bestehenden Möglichkeiten entscheiden), werden Sie Ihr Ziel aller Wahrscheinlichkeit nach verfehlen.
Ziele sind gut, aber ohne einen Weg dorthin kommen Sie ebenfalls nicht an. Die Wege – gemeinhin Strategien genannt – enthalten als Startpunkt Ihre eigenen Kompetenzen (die kennen Sie hoffentlich) und den Wissenstand der Nutzer (das müssen Sie herausfinden) und dann aus didaktischer Perspektive verschiedene Arten von Pfaden, auf denen Sie wandeln können. Die führen Sie vom Ausgangspunkt zum Ziel. Sie erfahren in Kapitel 6 zum Beispiel den Unterschied von Wissen bereitstellen (Exposition) und Wissen erkunden lassen (Exploration) – beides Wege, auf denen Sie Ihren Lernwilligen Wissen vermitteln können – und inwiefern die bei der Planung von Lernmodulen eine Rolle spielen.
Der Teil schließt mit Kapitel 7 darüber, wen Sie eigentlich Ihre Wege entlangschicken. Da jemand das Team leiten muss, und das am besten im Sinne von vernünftiger Planung, was das Projekt und das damit verbundene Wissen angeht, startet Kapitel 7 mit einem Ausflug in die Managementansätze, die im Zuge der Einführung von E-Learning interessant sein könnten. Die Beteiligten, sowohl als Personen, aber vor allem als Rollen, werden im Anschluss vorgestellt und dabei deutlich gemacht, aus welchen Personen sich ein Team zusammensetzen sollte, das sich an die Planung und Gestaltung von E-Learning-Angeboten macht.
Insgesamt soll Sie Teil II mit dem Vorwissen ausstatten, das Sie meiner Ansicht nach brauchen, um gute Lehrangebote zu erstellen, beziehungsweise die Qualität von solchen Angeboten zu bewerten. Ich sehe zu viele technisch aufwendig hergestellte Lehrformate, die in Sachen Didaktik oder Zielfindung am Bedarf und den Bildungsproblemen der Betroffenen vorbeigehen und die deswegen nicht funktionieren. Davor, viel Geld oder Zeit oder beides in ein Projekt zu stecken, das dann nicht erfolgreich ist, weil Ihnen dieser Teil des Wissens gefehlt hat, möchte ich Sie gerne bewahren – auch wenn das bedeutet, dass Sie nicht gleich mit den Freuden der Programme und Umsetzungen durchstarten können.
Jetzt aber! Nun geht es in Teil III technisch ans Eingemachte. Um zu entscheiden, in welcher Art der Infrastruktur Sie einen Kurs aufsetzen, müssen Sie wissen, welche Möglichkeiten sich Ihnen überhaupt bieten. In Kapitel 8 lesen Sie alles über die verschiedenen Lernmanagementsysteme und Alternativen dazu, sich selbst eine eigene Online-Umgebung für Kurse zu bauen.
Innerhalb der Lernumgebung und um diese mit Inhalten zu bestücken, kommen Tools und Programme zum Einsatz, die je nach Wahl in Kapitel 8 variieren. Kapitel 9 hat eine klare Gliederung nach verschiedenen Anwendungsbereichen, beispielsweise ob Sie Programme für Live- oder Online-Veranstaltungen oder für die Kurserstellung oder -vermarktung nutzen wollen. Lassen Sie sich nicht von der Vielzahl der Angebote verwirren, am Ende ist es wie immer: erst mal gucken, was es gibt, dann sortieren, was für Ihren persönlichen Bedarf infrage kommt, dann entscheiden, womit Sie sich näher befassen.
Falls Sie sich bei all den technischen Optionen, selbst etwas zu erstellen, fragen, ob das nicht vor Ihnen schon jemand getan hat, sind Sie in Kapitel 10 richtig. Hier geht es um die sogenannten Open Educational Ressources (OER), also um Inhalte, die bereits existieren und die Sie für Ihr Lehrvorhaben vielleicht nutzen können. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, schon mal von Lizenzen gehört zu haben, um beurteilen zu können, was Sie zu welchem Zweck verwenden dürfen.
Teil IV beginnt mit Kapitel 11 mit Wissenswertem zu den Rahmenbedingungen, in denen Sie sich beim Erstellen eines E-Learning-Angebots bewegen. Das können wirtschaftliche und zeitliche Überlegungen sein, die mit Ihren Ressourcen zu tun haben, aber auch juristische Bestimmungen wie das Urheberrecht oder das Gesetz zum Fernunterricht, die Sie kennen und beachten müssen.
Zu Kapitel 12 habe ich weiter oben schon geschrieben, dass es alle bis dahin verfassten Kapitel und deren Inhalte zusammenführt. So entsteht dort eine Anleitung, wie Sie Schritt für Schritt Ihr eigenes Angebot planen, strukturieren und umsetzen. Anhand von Beispielen soll dabei deutlich werden, warum bestimmte Überlegungen wichtig sind und welche Entscheidungen Sie in welcher Reihenfolge treffen sollten. Kapitel 12 führt Sie bis ans Ende der fertigen Konzeption und Gestaltung von Inhalten.
Kapitel 13 setzt dort an, wo 12 aufhört; alles ist fertig. Nun müssen Sie Ihr Angebot noch unters Volk bringen, beziehungsweise Ihre Nutzer davon in Kenntnis setzen, dass es das gibt, wie es funktioniert und was sie genau damit anfangen sollen. Das schließt die Möglichkeiten ein, sich selbst als Teilnehmer zu prüfen, und führt Sie zur Evaluation Ihres Kurses, denn Sie sollten sich genau informieren, was denn die Anwender davon halten und wo es Verbesserungsbedarf gibt.
Der Top-Ten-Teil ist praxisbezogen und enthält direkte Hinweise auf Orte oder Schritte, die Sie kennen sollten. So stelle ich Ihnen in Kapitel 14 die zehn wichtigsten Bildungsmessen und -veranstaltungen zum E-Learning zusammen, damit Sie sich in Ihrer Nähe informieren können, wie all die Möglichkeiten, die Sie nun kennengelernt haben, in der wahren Welt aussehen. Oft sind Messen mit Konferenzen kombiniert und die neuesten Trends werden nicht nur diskutiert, sondern auch gleich präsentiert.
Kapitel 15 zeigt zehn Schritte, um in Camtasia ein Video zu erstellen. Das ist exemplarisch deswegen gewählt, weil Camtasia das am häufigsten verwendete Programm ist und Videos das am häufigsten genutzte Inhaltselement beim E-Learning. Die Schritte lassen sich aber so abstrahieren, dass Sie auch mit anderen Programmen in dieser Reihenfolge ein Lehrvideo erstellen können.
Das Gleiche gilt für Kapitel 16 zu zehn Quiz-Formaten, die Sie nutzen können, um den Lernenden die Selbstüberprüfung zu ermöglichen. Die stelle ich anhand von H5P dar, aber inhaltlich sind die Formate auf jedes andere Tool zur Erstellung von Quiz und Tests übertragbar.
Schließlich finden Sie im Anhang noch zwei nützliche Ergänzungen zu den Texten in den Kapiteln, zum einen ist das eine Liste der wichtigsten Abkürzungen im Bereich des E-Learnings, sodass Sie, wenn Sie mal vom Buchstabensalat erschlagen werden, schnell Hilfe bekommen, zum anderen eine Liste weiterführender Literatur, in der sich auch jede Quelle findet, auf die ich im Text verwiesen habe.
Um besser zu verstehen, was ich Ihnen wie näherbringen möchte, gibt es einige Konventionen, wie Begriffe gekennzeichnet sind. Wichtige Schlagworte werden im Text fett gedruckt. Dann sehen Sie auf einen Blick, was in dem jeweiligen Absatz wichtig ist. In kursiv gesetzt sind vor allem die Begriffe einer Aufzählung, die zentral sind. Das können sein
Einzelne
Schritte
zu einem Ziel
Bestandteile
einer Strategie
Genauere Inhalte
des davor fett gedruckten Begriffs.
Dazu kommt, dass Links im www.Listingformat.info ausgewiesen werden, sodass Sie wissen, was genau Sie im Internet eingeben müssen.
Um besondere Inhalte, Sachverhalte oder Beispiele zu betonen, gibt es in jedem für Dummies-Buch Symbole und Kästen. Die in diesem Buch verwendeten Symbole sind:
Tipps sind klare Hinweise, wo Sie etwas beachten sollten, um zu einem besseren Ergebnis zu kommen. Das kann sich auf die Vorgehensweise oder auf bestimmte Überlegungen beziehen, aber auch, wo Sie sich weiter informieren können, wenn Sie Details wissen wollen.
Anhand von Beispielen werden viele Sachverhalte leichter verständlich. Beispiele kommen aus dem Alltag, aus meinen persönlichen Erfahrungen und aus gut beschriebenen Praxisbeispielen.
Ein Vorsicht-Symbol sollte Sie aufmerksam machen für eventuelle Fallstricke, die Ihnen an einer bestimmten Stelle begegnen können. Vorsicht, machen Sie diesen oder jenen Fehler nicht! Oder auch Vorsicht, hier können Sie sich verzetteln.
An einigen Orten stehen Erinnerungen an Hinweise und inhaltliche Erklärungen, die Sie an anderer Stelle des Buchs bereits gelesen haben könnten. Wenn Sie das übersprungen hatten, dann gibt es auch immer die Möglichkeit, dort nachzulesen, weil immer auf das jeweilige Kapitel verwiesen wird.
Kulturelles Wissen verweist auf Ursprünge und traditionelle Ansätze ebenso wie auf weiterführendes Wissen, das Sie nicht unbedingt brauchen, um den Text zu verstehen, das aber als Ergänzung für einige hoffentlich spannend ist.
Wenn es weiterführende Informationen im Web gibt, dann stelle ich Ihnen mit solch einem Symbol den Link kurz ein. Am Ende des Buchs finden Sie in der Linkliste im Anhang auch noch einmal alle Links, die im Buch benannt wurden.
Techniker finden Sie immer dann, wenn es um technische Details geht, die Sie kennen sollten, aber nicht müssen. Beispiele können Programmdetails, aber auch die technischen Grundlagen von Anwendungen sein.
In einem für Dummies-Buch liegt der Schwerpunkt auf der Anwendbarkeit und der Praxistauglichkeit von Wissen. Schließlich wollen Sie ja bald loslegen und Ihre (Verständnis-)Probleme schnell ausräumen. Dennoch gibt es über den Tellerrand hinaus immer auch ein bisschen Theorie, die zu kennen nicht schaden kann.
Die Kästen stehen dann für thematisch abgegrenzte Exkurse, wie beispielsweise einen zu »Big Data«, die auch nicht in direktem Zusammenhang mit E-Learning stehen müssen, von denen ich aber denke, dass sie eine sinnvolle Ergänzung sind.
Auf geht’s! Jetzt sind Sie im Bilde darüber, was ich mir für Sie ausgedacht habe – nun müssen Sie es nur noch lesen. Ich hoffe sehr, dass ich Ihr Interesse an E-Learning weiter ausbauen kann und Ihre Neugier, was den einen oder anderen Anwendungsfall oder die mögliche Umsetzung betrifft, stillen werde.
Teil I
IN DIESEM TEIL…
Der Begriff »E-Learning« wird immer häufiger verwendet und taucht dabei in den unterschiedlichsten Zusammenhängen auf. Aber in welchem Umfeld ist dieses Konzept eigentlich entstanden? Was hat es mit dem »E« auf sich und was genau versteht man überhaupt unter »Lernen«?
Sie müssen nicht Bildungswissenschaften studiert haben (obwohl es hilft), um sich in dem Wirrwarr um Wissen und Lernen, Lehren und Didaktik und das Ganze noch online oder virtuell, teilweise real vor Ort und in den verschiedenen Kombinationen zurechtzufinden. Sie müssen nur diesen Teil lesen, und dann kennen Sie die gesellschaftlichen Trends, in die E-Learning gehört, wissen um seine Entstehung und aktuellen Erscheinungsformen und haben dazu noch ein paar Beispiele kennengelernt, die Ihnen nahebringen, wovon in diesem Buch die Rede ist.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Individuelle und gesellschaftliche Aspekte von WissenEntwicklung zur WissensgesellschaftBildung, Wissen und BerufZusammenhang zwischen Megatrends und WissenLernen geschieht. Dagegen können Sie sich gar nicht wehren. Sie lernen, während Sie sich in der Welt bewegen, etwa neue Fakten aus der Zeitung oder dem Internet oder auch, wie Ihr neues Smartphone oder das Navi im Auto funktioniert. Lernen kann intuitiv, planvoll, nebenher, systematisch und vieles mehr sein (zu der genauen Begriffsbestimmung finden Sie mehr Informationen in Kapitel 2), aber vor allem wird es immer wichtiger, nie damit aufzuhören. Lernen wird inzwischen also als Konzept »lebenslang« gedacht.
Der Gegenstand von Lernen ist das Wissen. Das ist sowohl auf individueller wie auch auf gesellschaftlicher Ebene ein wichtiger Begriff. Der Bestand an Wissen, mit dem Sie persönlich in Ihrem (Berufs-)Leben hantieren, wird immer schneller ergänzt und ersetzt. Wissen hat eine deutlich kürzere Halbwertzeit als noch vor wenigen Jahren. Das liegt unter anderem in der strukturellen und technologischen Entwicklung begründet, die die Gesellschaft in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat.
Lebenslanges Lernen geht alle an. Unabhängig von Ihrem Job, Ihrem Umfeld, Ihrer bisherigen Ausbildung wird es kaum eine Position in unserer Gesellschaft geben, auf der Sie sich zurücklehnen können mit dem Gedanken: »Ich weiß alles, was ich wissen muss.« Das neue Motto muss sein: »Was lerne ich heute?«
Die Wissensgesellschaft, die das 21. Jahrhundert ausmacht, löste die Industriegesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts ab. Bereits in der Zeit der Industrialisierung, die ebenfalls mit einem technologischen Fortschritt, der Dampfmaschine, und einer systematischen Veränderung in der arbeitsteiligen Gesellschaft zusammenhing, war Wissen neben purer Arbeitskraft in den Fokus geraten. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hin entdeckten Staaten (auch das geschichtlich zu der Zeit ein noch recht neues Konzept), dass Bildung zu Staatsbürgern führen könnte, die produktiver wären als die der »Konkurrenz«, also anderer Staaten, und so den wirtschaftlichen Erfolg einer Region beeinflussen könnten. Preußen beispielsweise führte im Zuge einer ganzen Reihe von Reformen auch ein Schulsystem ein, das dazu gedacht war, ständeunabhängig je nach eigener Begabung an Bildung zu gelangen. Dass das so noch nicht wirklich funktioniert hat und bis heute in unserem in den Grundzügen noch auf diesen Reformen beruhenden Schulsystem auch nur mäßig tut, ist nicht den Erfindern anzulasten, sondern der Zeit und dem mitunter fehlenden politischen Willen, alles wie gedacht umzusetzen. Bildung war und ist also auch immer politisch und vor dem Hintergrund von weltweit ungleicher Ressourcenverteilung und steigenden Ansprüchen an das Bildungsniveau kann auch E-Learning zum politischen Instrument werden.
In dieser Zeit, in der einerseits das Handwerk, das im alten Stil vom Meister an den Lehrling Wissen vermittelte und über Zünfte abgesichert war, andererseits aber die Industrie vor allem viele und billige Arbeitskräfte brauchte, entbrannte ein Konflikt, der – am Ende eines von vielem Hin und Her geprägtem Prozesses – darin mündete, dass auch in der Industrie Facharbeiter ausgebildet wurden. Ein Grund war, dass das Anlernen auf eine Maschine in komplexer werdenden Abläufen nicht mehr genügte und Arbeiter erwünscht waren, die ein ganzes Feld an Aufgaben beherrschten. In beiden Bereichen ist E-Learning inzwischen vielerorts fester Bestandteil der Ausbildung, sei es mit virtuellen Lernszenarien, aber auch zu einfachen Schulungszwecken.
Das duale System in der Ausbildung, das sich im Laufe der Zeit aus Anleitung im Arbeitsumfeld einerseits und Anwesenheit in einem berufsschulischen Umfeld andererseits herausgebildet hat, ist übrigens eine recht deutsche beziehungsweise noch in Österreich und der Schweiz angelegte Erscheinung. Andere Länder haben sehr unterschiedliche Bildungssysteme und trotz verschiedener Bemühungen sträubt sich dieses System auch hartnäckig, sich exportieren zu lassen.
Das Berufsprinzip, in dem sich Menschen anhand ihrer Ausbildung als Bäcker oder Ingenieure oder Mechatroniker oder Volkswirte definieren, bestimmt auch, was man in dem Wissensbestand der Person erwarten kann: eben das, was sie in der passenden Ausbildung oder auch im Studium gelernt und wofür sie ein Zertifikat haben. Viele Jahre lang hat das gereicht, um durch das Berufsleben hin zu einer goldenen Uhr nach 50 Jahren Betriebszugehörigkeit und in ein wohlverdientes Rentnerdasein zu gleiten. Seit einigen Jahrzehnten gilt das so nicht mehr. Sowohl die Ansprüche und Erwartungen der Menschen an ihren Lebenslauf, als auch die Notwendigkeiten, mit der Digitalisierung in der modernen Welt Schritt zu halten, führen zu Veränderungen, die sich in Form von Trends offenbaren.
Über die sogenannten Megatrends sind die individuellen Veränderungen in Verhalten und Prioritäten an die Gesellschaft gekoppelt. Aktuell beschreibt das Zukunftsinstitut (www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrends) als solche Megatrends unter anderem die folgenden, die im Zusammenhang mit einem Wandel der Lernkultur zum Einsatz von E-Learning führen:
Individualisierung
Was Menschen wollen, welche Wege sie gehen, welche Entscheidungen sie treffen und wie sie ihre persönliche Biografie zusammensetzen und planen, ist durch die Individualisierung geprägt. Phänomene sind einerseits, unter dem Motto Do it Yourselfvermehrt Eigenes zu erschaffen, dagegen aber auch Alltagstätigkeiten wie Haushalt, Einkaufen, Kochen, Putzen outzusourcen und an Dienstleister zu übergeben. Die »Multigrafie« als sprunghafte, nicht mehr linear in aufeinanderfolgenden Phasen festgelegte Biografie bringt unter anderem Bildung auch in späteren Lebensphasen wieder auf die To-do-Liste. Da sich aus der Individualisierung aber auch eine Single-lastige Gesellschaft ergeben hat, entstehen als Gegenpol vermehrte die Bedürfnisse, zu Gruppen zu gehören und sich, zum Beispiel im Internet, über Gemeinsamkeiten auszutauschen. So kann Wissen, das individuell vorhanden ist, auch in eine Community eingehen.
Globalisierung
,
Konnektivität
und
Mobilität
Waren es im vergangenen Jahrhundert noch Regionen, die gegeneinander antraten, um sich in immer neuen Kennzahlen zu messen und zu vergleichen, ist die Welt inzwischen als Ganzes das Spielfeld. Unternehmen produzieren in fernen Ländern, Supporthotlines sind Tausende Kilometer entfernt besetzt, Lieferketten erstrecken sich nach dem Diktat der wirtschaftlich günstigsten Bedingungen rund um den Globus.
Voraussetzung dafür war und ist die Vernetzung, die sich im Trend der Konnektivität spiegelt. Der Siegeszug digitaler Kommunikationswege, die durch die Verbreitung von nahezu überall zugänglichem Internet und den passenden Empfängergeräten wie Laptops, Tablets oder Smartphones aufgekommen sind, lässt die Steuerung, Interaktion und Kontrolle auch weit entfernter Tätigkeiten unabhängig vom eigenen Standort zu.
New
Work
Unter dem Stichwort »New Work« wird diskutiert, wie Arbeit in diesem neuen Umfeld gestaltet werden soll. Es geht um Sinnfragen und darum, wie Arbeiten weg vom Leistungsprinzip hin zur Kreativität entwickelt werden, in einer Zeit, in der Maschinen immer mehr Tätigkeiten übernehmen können, für die einst Muskelkraft oder stupides Wiederholen erforderlich war. Den noch größeren Wurf macht eine Studie, die sich mit der »New Work Order« (in Anlehnung an die Dimension einer neuen Weltordnung) befasst und Arbeits- und Lernstrukturen getrieben von der sozialen Vernetzung im Wandel sieht. Kooperation, Kreativität und Selbstmanagement rücken dabei immer stärker in den Vordergrund (http://birgit-gebhardt.com/new-work-order/studien).
Diese neue Art zu arbeiten, hängt direkt mit der Individualisierung und Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse, aber auch mit den technischen Gegebenheiten von Globalisierung und Digitalisierung im Trend der Konnektivität zusammen. Alle Megatrends beeinflussen sich gegenseitig und hängen voneinander ab; und so ist es nicht verwunderlich, dass auch das Thema Wissen in diese Veränderungen eingeordnet wird.
Wissenskultur
und
Sicherheit
An die allgegenwärtige Vernetzung ist ein vollkommen anderer Umgang mit Wissen gebunden. Vielleicht haben Sie noch ein geerbtes Meyers Konversationslexikon im Bücherregal (wenn Sie ein Bücherregal haben) und können sich noch vage daran erinnern, dass man ganz, ganz früher darin auch nachschlug, was die Neugierde so aufbrachte. Außerdem war viel mehr Wissen in den Köpfen gespeichert, im Zweifel musste man sich merken, was nötig war. Das ist seit Wikipedia & Co. komplett anders geworden. Da sich auch im Schul-, Uni- und Berufsalltag die Inhalte und das, was Sie notwendigerweise anwenden können müssen, rapide verändern, geht es mittlerweile nicht mehr nur darum, etwas Bestimmtes zu können, sondern fast noch mehr ist die Kompetenz gefragt, sich Neues schnell aneignen zu können.
An dieser Stelle tut sich allerdings ein Problem auf, denn während das gute alte Konversationslexikon noch redigiert und zuverlässig geprüft wurde, kann heute bei vielen Online-Quellen keiner mehr wissen, woher die Weisheit stammt, wer genau diese von sich gegeben hat – und selbst wenn die Seite zuverlässig scheint, könnten Sie auch einem »Fake« aufgesessen sein. Eine weitere, grundlegend wichtige Fähigkeit im Umgang mit den digitalen Wissensbeständen ist also, sich zwischen wahr oder zumindest glaubwürdig auf der einen und kritisch zu betrachten auf der anderen Seite sicher bewegen zu können. Zum Thema Sicherheit kommen dann noch Aspekte wie Big Data, also die unendlichen Datenmengen, die jede Bewegung im Internet verursacht, und Datenschutz hinzu, die unser Leben bunter und unübersichtlicher machen.
Die Verlockung, dem schnellen Ergebnis einer Online-Suche zu glauben, ist riesig. Es ist ja auch bequem! Aber wenn Sie sich bewusst machen, dass hinter den Ergebnissen Algorithmen stehen, die Ihnen genau das raussuchen, was Sie am wahrscheinlichsten anklicken – und die wiederum von findigen Menschen beeinflusst werden können –, werden Sie hoffentlich ein wenig kritischer.
Was hat das nun alles mit dem Thema dieses Buchs, E-Learning, zu tun? Das ist ziemlich einfach. Alles, was ich Ihnen noch vermitteln möchte, jeder Begriff in Kapitel 2, jedes Instrument in Kapitel 3, jedes Beispiel in Kapitel 4 und jeder Hinweis zum Vorgehen auf den restlichen 200 Seiten finden in eben diesem Umfeld statt. Wenn Sie sich mit E-Learning befassen, werden Sie mit all den eben vorgestellten Begriffen zu tun haben. Es wird um Wissen gehen und darum, wie es sicher unter den Beteiligten geteilt werden kann, aber auch um individuelle Motive, überhaupt lernen zu wollen, und natürlich um die Möglichkeiten, die die Digitalisierung und Vernetzung, der mobile Zugang und das neue Verständnis von Arbeit mit sich bringen. Insgesamt eröffnen Megatrends auch neue Perspektiven und Felder, in denen »neue« Menschen sich orientieren und organisieren müssen. Auch bei der Vermittlung der dafür notwendigen Kompetenzen, etwa Medien kritisch zu prüfen oder überhaupt erst mal mit ihnen umgehen zu lernen, können digitale Lernangebote helfen.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Blick auf die Mikro-Ebene MenschWie Bildung und Lernen elektronisch wirdDer erste Einblick in die wichtigsten VokabelnDas große Wort DidaktikWie Wissen elektronisch wurdeIm ersten Kapitel habe ich umrissen, wieso das Thema Lernen in unser aller Leben immer präsenter wird. Jetzt soll der Blick genauer auf den einzelnen Menschen gerichtet werden: Was geschieht mit ihm, wenn er in dieser neuen Umgebung zurechtkommen will? Welche Arten von Lernen und von Bildung sind vorgesehen, welche müssen selbst in die Hand genommen werden? Und wie kann das dann noch »elektronisch« gehen?
Zu allem Überfluss sind die Begriffe mitunter schwammig und (wie immer in neuen Feldern) voll von Überschneidungen und Dopplungen. Allein E-Learning kann schon eine ganze Menge Verschiedenes heißen. Je nach Zusammenhang denken manche an Online-Kurse und berufliche Weiterbildung, andere an Apps, wieder andere an Inhalte, die von (Hoch-)Schulen in einem geschützten Bereich angeboten werden, oder aber an ganze Vorlesungszirkel, die weltweit Hunderttausenden frei zugänglich sind.
Um sich im Dickicht der Begriffe sicher bewegen zu können, möchte ich Ihnen die zentralen Ideen hinter dem E-Learning vorstellen und einen ersten Überblick über die wichtigsten Anwendungsszenarien geben.
Lernen ist ein Begriff, der in der Alltagssprache in nahezu jedem Zusammenhang auftaucht. Wir lernen in der Schule, lernen Fremdsprachen, aber auch, uns zu benehmen. Buzzwords wie »Lebenslanges Lernen« oder »Maschinenlernen« und im selben Atemzug »KI« für Künstliche Intelligenz lassen modernes Lernen als etwas erscheinen, das uns einerseits alle angeht und begleitet und das andererseits immer techniklastiger wird.
In der Psychologie wird Lernen verstanden als »ein Prozess, der als Ergebnis von Erfahrungen relativ langfristige Änderungen im Verhaltenspotenzial erzeugt« (Koch 2008, S. 369). Das zeigt die Breite der Idee, die hinter Lernen steckt, und auch Erfahrungen machen wir andauernd und in der Tat; wenn wir etwas daraus lernen, verändern wir vielleicht auch unter Umständen unser Verhalten. Nicht umsonst ist ein bekanntes Zitat von Albert Einstein, dass Wahnsinn sei, immer wieder das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten.
Wer lernt, entwickelt sich und sein Verhalten weiter. Viele Forscher haben sich mit den Entwicklungsstadien vom Säugling über das Erwachsenwerden bis ins hohe Alter befasst und lange Zeit wurde Lernen vor allem der Kindheit und Jugend zugewiesen. Mit dem 1997 gestarteten PISA-Programm, das einigen vielleicht aufgrund der erschreckenden Ergebnisse deutscher Schüler und Schülerinnen ein Begriff ist, hat die OECD einen viel weiteren Horizont in den Blick genommen (www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie). Auf den Grundlagen von Globalisierung und Modernisierung der Arbeitswelt, die bereits in den Megatrends in Kapitel 1 eine Rolle spielten, wurden drei Kategorien von sogenannten Schlüsselkompetenzen bestimmt:
Die
interaktive Anwendung
von Medien, Tools und Hilfsmitteln
Das
Interagieren in Gruppen
mit Mitgliedern unterschiedlicher Kulturen
Die
Fähigkeit
, für sich selbst zu sorgen und das eigene Leben, und damit
Lernen, Denken und Handeln, verantwortlich zu gestalten
Das klingt jetzt erst einmal etwas abstrakt, ist aber am Ende des Tages das, worum es hier die ganze Zeit schon geht: Lernen – auch und besonders im Zusammenhang mit moderner Kommunikation und neuen Medien – stellt die zentrale Kompetenz dar, um in der heutigen Welt nicht abgehängt zu werden.
Neben dem Begriff der Kompetenz gibt es in der angloamerikanischen Literatur noch den der Literacy, der Ihnen über den Weg laufen kann. Ohne nun auf die Details einzugehen, inwiefern es bei beiden Konzepten Überschneidungen gibt, befasst sich Literacy eher mit der Anwenderseite und deren sozialem Umfeld; was jemand können muss, wird quasi technisch als Kompetenz definiert, aber wozu jemand in seinem jeweiligen Kontext befähigt wird, ist eher im Begriff der Literacy (deutsch: Literalität) enthalten.
Wer sich mit elektronischen Informationsmedien befasst, hat es mit einem Teilgebiet der Medienliteralität, der Digital Literacy zu tun. Das meint die Fähigkeit, sich digitale Informationen auf digitalen Wegen anzueignen und dabei über die reine Medienkunde und -nutzung hinaus auch gestalterisch und kritisch aktiv zu werden und damit an einer Online-Kultur teilnehmen zu können. Wer da als Teilnehmer infrage kommt, klärt übrigens Kapitel 7, wie Sie das erreichen können, finden Sie in Kapitel 12 abgearbeitet.
Da Kompetenzen einen wichtigen Baustein in der Zielbestimmung (dazu offenbart Kapitel 5 eine Auswahl an Zielen) von Lernangeboten darstellen – schließlich soll ja genau geklärt werden, was der oder die Lernende denn am Ende können soll –, noch ein paar Worte zu diesem Begriff: Natürlich gibt es auch hier nicht die eine griffige, allgemein akzeptierte und für alle geltende Definition. Was Kompetenzen sind, wandelt sich mit der Perspektive derjenigen, die das definieren. So wollen politische Kräfte andere Kompetenzen beim Bürger als ein Unternehmen bei den Angestellten. In den meisten Ansätzen wird jedoch grundlegend in Sach- oder Fachkompetenz, Wissen und Fertigkeiten sowie Sozial- und Selbstkompetenz