0,99 €
Egbert heiratet, erkennt den Ernst des Lebens noch einmal hautnah und erinnert sich seiner Jugendliebe... Erstlingswerk des Autors (anerkannt), geschrieben 1997.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2013
Thomas Gechter
Egbert oder das Abenteuer, Pech zu haben
Kurzerzählung
1
Bad Homburg, an einem Donnerstag, um 10.30Uhr.
Eine kleine Gesellschaft hat sich im Trauzimmer des Rathauses eingefunden. Reine Routine für den Standesbeamten, der vor kurzem sein 25-jähriges Dienstjubiläum feierte.
„... Wichtiger als finanzielle Erfolge ist das Verständnis von Mann und Frau füreinander...“
Unterschriften tätigen, ein Gläschen Sekt in der Halle, das war's.
Egbert, der Bräutigam, dachte daran, wie schwer es ihm stets gefallen war, Kontakt mit Frauen aufzunehmen. Und nun war alles so schnell gegangen! Dabei hatte er Adelaide vor allem deshalb geheiratet, weil sie damit gedroht hatte, sich das Leben zu nehmen. Schließlich hatte er auch nicht sonderlich viel zu verlieren. Das Leben in seiner Junggesellenbude war eh nicht mehr so leicht zu ertragen.
Das nachhochzeitliche Essen war wirklich hübsch arrangiert, ohne die Zwanglosigkeit des Anlasses zu vergewaltigen.
Und dann stieg das Brautpaar in den öffentlichen Bus, um die „Hochzeitskutschenfahrt“ in die Flitterwochen anzutreten.
-
2
Samstag Nacht, in einem kleinen Darmstädter Hotel mitten in einem Wohnviertel, unweit der überschaubaren City, im Bett.
Einundeinhalb Stunden, wahrscheinlich etwas mehr dauerte der Sex zwischen Egbert und Adelaide. Egbert hatte bei seinen zahlreichen Bordellbesuchen in den vergangenen acht Jahren die Gier verlernt, schnell zu kommen und alles hinter sich zu bringen. Die Huren waren eh froh, wenn sie ihren Dienst verrichtet hatten, einige schienen seine Gesellschaft wohl zu schätzen gewusst haben. Jede Frau freut sich auf einen in ihren Augen „netten“ Liebhaber. Jedenfalls konnte Egbert erstens den Koitus und zweitens seinen Samenerguss zurückhalten, bis er schließlich entschlossen dem Treiben ein Ende setzte, indem er vehement vorpreschte und spritzte.
Das war eine richtige Hochzeitsnacht, dachte er, gut, dass ich gewartet habe, bis das alte Ritual sich durchsetzte, indem es den Sex mit meiner Frau automatisierte.
Vorher wunderschöner Tag auf der Mathildenhöhe (im dortigen Hochzeitsturm hätten sie sich auch trauen lassen können, aber jetzt ist's ja geschehen), und nun das: eine richtige Hochzeitsnacht. Egbert fühlte sich wie ein Spaziergänger über die bunten Seiten eines Hochglanzmagazins, von echten Schönheitsprofis geschossen.
Aber morgen geht’s wieder heim, denn das Geld, das gute Geld...
-