Ehrlich glauben - Ulrich Eggers - E-Book

Ehrlich glauben E-Book

Ulrich Eggers

4,4

Beschreibung

Hier finden Sie Impulse für einen ehrlichen Glauben! Denn: Auch Christen lügen! Manchmal bewusst, meistens unbewusst und intuitiv. Unser Mund lügt, unser Schweigen lügt, unsere Fassade lügt, auch unsere Beziehungssysteme und Gemeinden fördern die Unwahrheit. Der Chefredakteuer des Magazins AUFATMEN, Ulrich Eggers, analysiert, warum das so ist, und zeigt auf, wie wir unsere frommen Fassaden einreißen können. Seine These: Christen müssen aus der Unfreiheit eines Doppellebens mit Heiligenschein herausfinden. In 50 sehr persönlichen Impulsen, jeweils mit Fragen zum Weiterdenken, wird deutlich, wie echte Freiheit in Christus aussehen kann.

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ISBN 978-3-417-22674-4 (E-Book)ISBN 978-3-417-26551-4 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© 2013 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG

Bodenborn 43 · 58452 Witten

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Die Bibeltexte sind folgender Ausgabe entnommen:

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung,

© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Umschlaggestaltung: Johannes Schermuly, Wuppertal

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Inhalt

Einleitung: Die sind immer so schön ehrlich!

Das eine Leben leben

Kapitel 1Lieber arm und echt …

Kapitel 2Begegnung mit unserem Problem: Doppelleben

Kapitel 3Wenn Sünder erwischt werden

Kapitel 4Ehrlich glauben: Ein Blick in die Bibel

Kapitel 5Fassadenhunger: Warum sich lügen lohnt

Kapitel 6Coming-out: Ins Licht der Wahrheit treten

Kapitel 7Wahrheit fördern: Konsequenzen für unseren Lebensstil

50 Impulse

Teil 1: Spiritualität: Gott und ich

1.Kein Durst nach Gott

2.24/7 – oder: »Das Gebetsleben«

3.Engelgespräche

4.Manfred, der Gebetswarter

5.Zerrbilder des Glaubens

6.Frust und Flucht – und Faszination

7.Bibel, Not und gute Zeiten

8.Jemand muss dich rufen

9.Wirklich Tag und Nacht?

10.Lasses Lied – und unsere Lieder

11.FAQs zum Gebet

12.Kommen Kaninchen in den Himmel?

13.Mein Glaubensrätsel

Teil 2: Weisheit: das gute Leben

14.Alters-sichtig – jesus-sichtig?

15.Das tut man nicht!

16.Kompetent stolpern

17.Dinge und Menschen

18.Erziehen vom Bett aus

19.Vierzig Jahre und eine Ewigkeit

20.Schuhversichtlich

21.Stackbusch-Hoffnungen

22.Wenn Männer enttäuschen

23.Haben Christen Ahnung von Sex?

24.Das Kleine wollen

25.Manches kann ich mir selbst nicht sagen

26.Meine schwankende Gartenliebe

27.Getanzte Tänze

Teil 3: Miteinander: Gemeinde bauen

28.Nahrung für Weltveränderer

29.Kein Problem – keine Medizin

30.30/2 – oder: Fromme Rea-Helfer

31.Sex, Alkohol und strenge Verbote

32.Die Galle von der Leine lassen

33.Die Kraft einer Idee

34.Wir hören die guten Geschichten

35.Treue im Großen

36.Die magische Abkürzung

37.Die Geschichte des Ungesagten

38.Wenn Predigten unter die Haut gehen

39.Erst in der zweiten Generation?

40.Andacht & Eislaufen

Teil 4: Beauftragt: wir und die anderen

41.Was ist die Antwort?

42.Die Botschaft an der Eingangstür

43.Gut beschäftigt miteinander

44.Joni – oder: Es schwer machen, nicht zu glauben

45.Radikal oder jesusmäßig?

46.Kann Wachstum gelingen?

47.Visionsopfer

48.Die Kirche schlechtmachen

49.Schattenwelten

50.Peanuts

Für Christel.Meine wundervolle Frau, die es mir so leicht macht, wahr zu leben.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Einleitung: Die sind immer so schön ehrlich!

Lügen ist nicht gut. Sich dabei erwischen zu lassen, eine Schande. Erwachsene, zumal Christen, lügen nicht. Über so was sind wir erhaben, das haben wir verlernt.

Tatsache ist: Wir lügen. Immer wieder, gekonnt, intuitiv und gut gelernt. Warum? Es lohnt sich. Es ist sinnvoll. Es zahlt sich aus in den Beziehungssystemen, in denen wir leben. Auch als Christen? Sind wir denn nicht unbedingt und immer für die Wahrheit? Ist Lügen nicht Sünde?

Ja. Und das wissen wir alle. Und sind natürlich dagegen. Aber wir lügen. Manchmal bewusst, meistens unbewusst und intuitiv. Unser Mund lügt, unser Schweigen lügt, unsere Fassade lügt und auch unsere Beziehungssysteme und Gemeinden fördern das Lügen.

Steile Thesen, die zu beweisen wären. Das will dieses Buch versuchen. Und darüber hinaus Wege zeigen, wie wir zurückfinden zu dem einen Leben – der einen Version des Lebens. Zur Wahrheit. Zu der einen Wahrheit, die frei macht – so frei, wie sich Gott, unser Schöpfer, das gewünscht hat. Das gute, weise, eine Leben – ist ein Leben in der Wahrheit.

Diese Wahrheit aber ist nicht immer einfach. Sie verlangt Charakter. Die Bereitschaft, schwach und verletzlich zu sein. Wahrheit verzichtet auf die angenehmen Wirkungen einer Fassade: darauf, stark zu sein, glänzend, »normal«, cool und angepasst an die Erwartungen anderer.

Menschen sind Fassadenbauer. Leider auch Christen. Denn Fassadenbauen lohnt sich – scheinbar. Es schafft Ruhe, Stärke, Unverletzlichkeit, nährt meinen Stolz. Aber es kostet auch Kraft. Die Kraft, ein ständiges Doppelleben zu unterhalten – sich selbst ständig in zwei Formaten zu begegnen: der starken Fassade – und der schwachen, verletzlichen, wunden Wirklichkeit. Unter der ich oft umso mehr leide, je mehr ich meine, sie verbergen zu müssen.

Fassadenbauen kostet Kraft. Und deswegen will dieses Buch helfen, dass wir zu Fassadenstürmern werden. Will einreißen helfen, was uns Freiheit und Stärke vorgaukelt – eigentlich aber eher gefangen hält. Will Schritte aufzeigen, wie wir lernen können, intuitiv bei der Wahrheit zu bleiben, statt uns zu verbergen hinter Schweigen, Halbwahrheiten und unterschiedlichen Versionen unseres Lebens. Und es will aufzeigen, wie, wo, wann und warum wir so leicht ins Lügen kommen – oder durch Schweigen unsere Wirklichkeit verheimlichen. Wie wir verlernen können, Sätze zu sagen, zu singen oder für gut zu befinden, die wir in Wirklichkeit gar nicht meinen und glauben. Wie wir Beziehungen aufbauen, in denen die Wahrheit und der Mut zum Schwachsein und zur Ehrlichkeit belohnt wird – und in denen die Wahrheit mehr geehrt wird als die makellose Fassade und die beruhigende fromme Lüge.

»Ach, entschuldigen Sie – sind Sie nicht der Ulrich Eggers von AUFATMEN?«, fragte mich jemand auf dem Parkplatz eines Klosters im Rheingau, das ich gerade mit meiner Frau besuchte. Und dann sprudelte es förmlich aus ihr heraus: »Ich wollte einfach mal Danke sagen für die vielen guten Artikel in Ihrem Magazin. Wir lesen es seit vielen Jahren und es tut uns immer sooo gut! Und besonders gern lese ich Ihre Editorials. Die sind immer so schön ehrlich!«

So höre ich es immer wieder. Und freue mich. Aber es macht mich auch nachdenklich: Ehrlichkeit als ein Qualitätsmerkmal – warum muss man das erwähnen, wenn man Christen für ihr Schreiben dankt? Offensichtlich ist Ehrlichkeit keine unserer selbstverständlichen Tugenden. »Ehrlich glauben« – das sind zwei Begriffe, die gar nicht so recht zusammenzugehören scheinen.

Eben deswegen schreibe ich dieses Buch. Deswegen – und weil tatsächlich Echtsein ein Wert ist, der mir besonders wichtig ist – warum, das lesen Sie in den ersten Kapiteln, Offensichtlich ist Ehrlichkeit keine unserer selbstverständlichen Tugenden. »Ehrlich glauben« noch weniger.in denen ich gründlich über Ehrlichkeit und Glauben nachdenke und von vielen praktischen Erfahrungen erzähle. Dann folgen fünfzig geistliche Ermutigungstexte, in vier große Themenbereiche gegliedert, die man auch als Andachten lesen oder als Gesprächsgrundlage für Kleingruppen verwenden kann (und die speziell für dieses Buch aus den AUFATMEN-Editorials umgearbeitet und mit denk- und gesprächsanregenden Fragen versehen wurden).

Insgesamt möchte dieses Buch damit nichts weniger als ein »Coming-out« fördern: ein Verlassen des frommen Doppellebens hin zu dem einen Leben als Ganzer und Wahrer, auf das Gott die Fülle seiner Verheißungen legt. Und das gerade durch den Glauben so gut möglich ist. Eigentlich … Wenn wir nicht gefangen wären in frommen Fassadensystemen, die uns unfrei machen.

Ein Coming-out, das den Glauben endlich zu etwas macht, bei dem wir erleben, worüber wir manchmal so vollmundig reden. Insgesamt möchte dieses Buch nichts weniger als ein »Coming-out« fördern: ein Verlassen des frommen Doppellebens hin zu dem einen Leben als Ganzer und Wahrer.Mit Charakter und Mut zur Schwäche. Als Dauersünder, Rückfalltäter und Gnadenkinder: Das ist das Coming-out, nach dem sich viele Christen sehnen. Ich lade Sie ein zum Fassadenstürmen! Es lohnt sich, ehrlichen Glauben einzuüben.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Das eine Leben leben

[Zum Inhaltsverzeichnis]

Kapitel 1

Lieber arm und echt…

Mein Vater war gelernter Zimmermann und wurde Pastor, nachdem er zum Glauben gefunden hatte. Oder, wie er gesagt hätte: »Prediger«. Denn Pastor, das klang so hochtrabend und nach einem Universitätsabschluss– er aber hatte »nur« den Abschluss des Johanneums, einer Evangelistenschule. Und da war man eben Prediger, nicht Pastor. Bloß keinen falschen Eindruck erwecken! Unbedingte Ehrlichkeit war ihm wichtig. Nicht nur da war er uns drei Jungs in der Familie ein gutes Vorbild. Angeben, rumprotzen, große Worte machen oder sogar lügen, das war ihm ein Gräuel. Da war er sehr sensibel. Klar, verlässlich, wahr und ehrlich sein, das war sein Ideal– bloß nicht mehr scheinen wollen, als man war. Ehrlichkeit war für ihn und unsere Mutter ein wichtiger Bestandteil des Glaubens– so haben wir es als Kinder schon früh gelernt. Christen sind ehrliche Leute– unbedingt und immer.

Häusliches Herzstück seiner dienstlichen Tätigkeit war ein bescheidener »Prediger«-Schreibtisch, der stets mein besonderes Interesse fand– unter anderem, weil dort so eine aufregende mechanische Briefwaage stand, die mich zum (verbotenen…) Spielen reizte. Über dem Schreibtisch hingen ein paar Aquarelle seiner Heimat, ein Jugendfoto meiner Mutter– und ein kleiner Rahmen mit seinem Lebensmotto. Obwohl er große Worte eigentlich scheute, war ihm dieses Zitat offensichtlich wichtig genug, um es für alle sichtbar als Kompasskurs seines Lebens an die Wand zu hängen:

»Lieber arm und echtals groß im Schein.«Bezzel

Ich fand diesen kleinen Rahmen gut, hatte eine gewisse Ehrfurcht vor dem Spruch und akzeptierte ihn. Es nötigte mir Respekt ab, dass sich mein Vater da so festlegte. Aber zugleich seufzte ich manchmal innerlich, denn Prediger verdienten nicht besonders gut und mein Vater war ein sparsamer Mann. Uns Kindern jedenfalls wäre es wohl weit lieber gewesen, wenn der Spruch etwas umformuliert an der Wand gehangen hätte: Unecht sein und angeberisch, das wollten wir ja auch nicht. Aber arm? Musste das sein? Konnte man diese Kombination nicht in Richtung »reich und echt« auflösen?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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