Ein Don Quijote unter uns - Paul-Bernhard Berghorn - E-Book

Ein Don Quijote unter uns E-Book

Paul-Bernhard Berghorn

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Beschreibung

In heiter-humorvollen Geschichten erzählt der Autor, was geschieht, wenn ein Leser den Inhalt seiner gelesenen Bücher, in unserem Falle, Kriminalromane, Wirklichkeit werden lässt...-

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Über das Buch

In heiter-humorvollen Geschichten erzählt, der Autor, was geschieht, wenn ein Leser den Inhalt seiner gelesenen Bücher, in unserem Falle Kriminalromane, Wirklichkeit werden lässt.

Der Autor

Paul-Bernhard Berghorn (D,1957) - hier im Gespräch mit Jorges Luis Borges und Adolfo Bioy Casares in Buenos Aires, Oktober 2018 - wuchs in einer Musikerfamilie auf. Er ist vor allem als Lyriker und Essayist bekannt, widmet sich aber genauso intensiv der Satire, der ironisch-augenzwinkernden Glosse, (Das Lächeln der Eva oder warum Adam in den Apfel biss) und der Reiseimpressionen (An Ostern wohin?). Seine erzählende Prosa (Wie die Musik in die Welt kam, Der Sprachhygieniker) ist dem magischen Realismus verwandt. Berghorn, der in Zürich lebt, war Präsident der Schweizer Lyrischen Gesellschaft Pro Lyrica.

Die Literatur ist Lebensgefahr

Sandor Marai

Beim Genie heisst es: Lass dich gehen!

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Marie von Ebner-Eschenbach

EIN DON QUIJOTE UNTER UNS

Der Geheimagent der komischen Figur

Herr Müller war Büroangestellter der Firma Zahlemann & Söhne, er war von langer, hagerer Gestalt, persönliche Ordnung ging ihm ab, was aber bei Junggesellen öfters der Fall sein soll. Er war neunundvierzig Jahre alt. Seine Vorliebe galt Kriminalromanen. Dadurch verlor er den Blick für das reale Leben, bis er eines Tages den Inhalt seiner Romane für wahr hielt.

INHALT

Vorgeschichte

Der Geldfälscher

Das Mädchenpensionat

Ein kleines Missverständnis

Ein kleiner, unvorhergesehener Zwischenfall

Nachts wenn alles ruhen soll

Vorgeschichte

Jener Tag fing wie jeder andere an. Der Wecker rasselte genau um halbsieben Herrn Friedrich Müller wach. Knurrend rollte er sich in den Decken, und Herrn Müller fiel wieder der graue Alltag ein, die trockene Büroarbeit, das ständig brummige Gesicht des Pförtners, vor allem aber die langweiligen Abende, die er mit seinen Kriminalromanen zu überbrücken suchte. Aber es hilft alles nichts, die Pflicht wartet, Fritz!

So sprang er ächzend und fluchend aus dem warmen Bett und brachte den Wecker zum Schweigen. Endlich Ruhe! Er fingerte sich eine Zigarette des Nachttisches, die ihn beruhigen und einen klaren Kopf verschaffen sollte. Das tat sie aber heute nicht. Ein Grund zum Fluchen mehr!

Er begnügte sich mit einer erstklassischen “Katzenwäsche“, kleidete sich hastig an – wobei die Krawatte natürlich wieder schief sass – und schlang ebenso hastig ein frugales Frühstück hinunter. Dann schnell den Hut auf, einen Blick noch in den Spiegel – Himmel noch gar nicht rasiert! In aller Eile wurde der Pinsel eingeschäumt, das Rasiermesser bereitgelegt, um den Schaum abzuschaben.

In dieser Eile allerdings flutschte ihm die Rasierseife aus der Hand und mühselig auf Knien rutschend, fand er sie in einer Ecke wieder.

Als er mit dem Einseifen fertig war, griff er zum Messer. Da – er hatte nicht aufgepasst! Ein schmaler Schnitt zeigte sich in der Haut. Und einen Moment später tropfte das Blut in grossen Tropfen auf die Backe und von dort auf das weisse Oberhemd. Langsam wurde Herr Müller nervös.

«Immer mir muss so was passieren!» schrie er erbittert. Und in seiner Aufregung brachte er sich noch eine weitere Wunde bei.

Nachdem diese schwierige Prozedur des Rasierens beendet war, stürzte er zurück ins Schlafzimmer, zog sich ein neues Oberhemd über, dabei sprang der oberste Knopf ab, was Herrn Müller zum Rasen brachte.

«Herrgott noch mal immer mir! Immer mir!»

Er ergriff die Aktentasche und wollte zur Wohnungstür hinaus. Aber er stolperte über die Schwelle, fiel über die Schwelle und seine Aktentasche flog in hohem Bogen die Treppe hinunter. Herr Müller sprang wieder auf die Beine und wollte wohl vor Wut aus der Haut fahren. Aber als er die Wohnungstür hinter sich zuziehen wollte, wurde sein Mantel eingeklemmt. Nun war es mit seiner Fassung ganz vorbei. Er wetterte und tobte wie ein Wilder, versetzte der Tür so derbe Fusstritte, dass seine Hühneraugen blau anliefen. Als er den Mantel endlich los und die Tür zu hatte, raste er wie ein Besessener die Treppe hinunter, wäre beinahe noch über seine Aktentasche gestolpert, und stürzte dann aus dem Haus. Krachend fiel die Haustür ins Schloss, und die davon so unsanft aufgeweckte Hausherrin Frau Aloisa Sauertopf schwor ihm bittere Vergeltung «Rauswerfen werde ich ihn, diesen Rohling, an die frische Luft setzen diesen Störenfried!