Ein ganzes Leben. Königs Erläuterung. - Robert Seethaler - E-Book

Ein ganzes Leben. Königs Erläuterung. E-Book

Robert Seethaler

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Robert Seethaler: Ein ganzes Leben - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation ... - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 349

Textanalyse und Interpretation zu

Robert Seethaler

EIN GANZES LEBEN

Daniel Rothenbühler

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Robert Seethaler: Ein ganzes Leben. München: Wilhelm Goldmann Verlag, 17. Aufl. 2016 (Taschenbuchausgabe 48291) → Zitatverweise durch Seiten- und Zeilenzahlen in Klammern.

Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. phil. hist. Daniel Rothenbühler wurde 1951 in Porrentruy geboren. Er hat in Heidelberg und in Bern Germanistik und Romanistik studiert und 1992 in Bern mit einer Dissertation über Der grüne Heinrich 1854/55 promoviert. Von 1991 bis 2016 unterrichtete er Deutsch und Französisch am Gymnasium Köniz-Lerbermatt bei Bern. Er publiziert regelmäßig über die deutsch- und französischsprachige Literatur der Schweiz, hat das Schweizerische Literaturinstitut mitbegründet, ist in der Literaturvermittlung und -förderung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz aktiv und hat bisher zwei Bücher auf Französisch übersetzt. Im Jahr 2015 wurde er mit dem Kulturvermittlungspreis des Kantons Bern ausgezeichnet.

1. Auflage 2019

ISBN 978-3-8044-7047-7

© 2019 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Luftseilbahn in den Alpen 1951 © picture alliance/ullstein bild

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Robert Seethaler: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Februar 1933

Fünf Staatsordnungen in Österreich

Kriegsereignisse

Medienereignisse

Gesellschaftlicher Wandel

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Vom Journalismus über Theater und Film zum Roman

Die Romane

Gemeinsamkeiten der Romane Robert Seethalers

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Eingang

Kindheit und Jugend

Liebe und Arbeit

Krieg und Gefangenschaft

Alter und Tod

Abschluss

3.3 Aufbau

Buchtitel

Romangattung

Zeitgestaltung

Lebensphasen

Erzählsituation

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Personenkonstellationen

Kindheit und Jugend, ca. 1898–1916

Berufsleben 1. Phase: Gelegenheitsarbeiten, 1916–1935

Liebe und Ehe: Marie, 1933–1935

Berufsleben 2. Phase: Seilbahnbau, 1933–1942

Krieg und Kriegsgefangenschaft, 1942–1951

Berufsleben 3. Phase: Gelegenheitsarbeiten, 1951–1957

Berufsleben 4. Phase: Bergführer, 1957– ca. 1973

Alter: Viehstall, ca. 1973–1977

Charakteristiken

Andreas Egger

Marie

Der Hörnerhannes

Hubert Kranzstocker

Die Ahnl

Der Prokurist

Thomas Mattl

Anna Holler

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Erzählstimme

Figurenrede

Farbigkeit der Sprache

3.7 Interpretationsansätze

Psychologischer Ansatz: Physische und psychische Robustheit

Widerstand gegen den sozialen Ausschluss

Resilienz gegenüber Widernissen

Historischer Ansatz: Determinierung und Autonomie

Philosophischer Ansatz: Leben und Tod

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

Starkes Erzählensemble

Egger ging durch’s Gebirg

Georg Büchners Lenz (1835)

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1*

Aufgabe 2**

Aufgabe 3***

Aufgabe 4**

Literatur

Zitierte Ausgabe

Weitere Primärliteratur

Verwendete Sekundärliteratur zu Ein ganzes Leben

Verwendete Sekundärliteratur zum Kontext

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Im zweiten Kapitel beschreiben wir Robert Seethalers Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Romans Ein ganzes Leben dar:

Robert Seethaler wächst im Wiener Arbeiterviertel Favoriten auf und besucht aufgrund seiner großen Sehschwäche die Volksschule für Sehbehinderte.

Nach dem Abbruch des Gymnasiums macht er eine Lehre als Verkäufer und fristet sein Leben mit Gelegenheitsarbeiten.

Ab Mitte der 1990er Jahre wird er zum erfolgreichen Theater- und Filmschauspieler, beginnt Drehbücher zu schreiben und entdeckt das Romanschreiben als seine eigentliche Berufung.

Ein ganzes Leben spielt in der Zeit zwischen 1898 und 1977, einer Zeit, in der Österreich vier große politische Umwälzungen und nacheinander fünf Staatsordnungen erlebt.

Das Leben des Protagonisten wird jedoch nur während des Zweiten Weltkrieges von der Politik berührt. Wichtiger für Andreas Egger sind die längerfristigen ökonomischen und sozialen Entwicklungen in den österreichischen Alpen mit der Ausbreitung der Seilbahnen und des Tourismus.

Den zunehmenden Einfluss des Fernsehens und die Veränderungen in den Erziehungsmethoden bekommt Egger ebenfalls mit, auch wenn er nur ausnahmsweise davon betroffen wird.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Ein ganzes Leben – Entstehung und Quellen:

Robert Seethaler nahm sich nach eigener Aussage vor, in diesem Roman in kompakter Form ein einziges Leben darzustellen.

Auch wenn der Autor die Handlungen und Figuren des Romans aus seinem Inneren entwickelte, brachte die Darstellung der Lebensbedingungen in den österreichischen Alpen und in der russischen Kriegsgefangenschaft seines Protagonisten vermutlich eine Reihe historischer Recherchen mit sich.

Inhalt:

Der Roman beginnt im Februar 1933 mit dem Versuch von Andreas Egger, einen sterbenden Ziegenhirten, den Hörnerhannes, zu retten. Dieser verschwindet jedoch im Schneetreiben und bleibt verschollen. In einzelnen Ausschnitten wird dann die Kindheit, Jugend und erste Erwachsenenzeit Eggers von 1902, seiner Ankunft als Vierjähriger im Bergdorf, bis 1933 erzählt. Prägend bleiben die Misshandlungen, die der Junge von seinem Ziehvater, dem Großbauern Hubert Kranzstocker, erfährt. Einmal verprügelt dieser das Kind so sehr, dass er ihm den Oberschenkel bricht. Ein Kurpfuscher flickt den Bruch schräg zusammen, so dass Egger ein Leben lang hinkt. Mit achtzehn verlässt Egger Kranzstocker und lebt als Gelegenheitsarbeiter, bis er im Februar 1933 nach dem Verschwinden des Hörnerhannes die Serviererin Marie kennen lernt, sich in sie verliebt, eine Stelle im Seilbahnbau antritt und Marie heiratet. Schon 1935 aber kommt Marie in einer Lawine um, die den Heuschober, in dem die beiden leben, dem Erdboden gleichmacht. Nun zieht Egger als Seilbahnbauer und -reparateur durch alle Täler, die mit dem neuen Transportmittel versehen werden. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, meldet er sich als Freiwilliger, wird aber aufgrund seines Hinkens zurückgewiesen. Erst im November 1942 wird er dann doch einberufen, ist sechs Wochen auf einsamem Posten im Kaukasus und bleibt dann acht Jahre in Kriegsgefangenschaft in der Ostukraine. Nach seiner Heimkehr lebt er ohne feste Arbeit in einem Bretterverschlag hinter dem Schulhaus. Ende der 1950er Jahre entdeckt er, dass er sich als Bergführer nützlich machen kann. Er fristet sein Leben mit dieser Tätigkeit, sucht aber keinen näheren Kontakt zu den Touristen. Eine pensionierte Lehrerin möchte mit ihm eine Beziehung eingehen, aber in der ersten Liebesnacht merkt er, dass er nicht dazu fähig ist, und verlässt sie. Vierzig Jahre nach seinem Verschwinden wird die Eisleiche des Hörnerhannes in einer Gletscherspalte entdeckt und geborgen. Beim Neubau des Schulhauses zieht sich Egger in einen verlassenen Viehstall oberhalb des Dorfes zurück, gibt allmählich die Tätigkeit als Bergführer auf und zeigt sich immer mehr als Sonderling. Er stirbt vereinsamt mit 79 Jahren und wird neben seiner früh verstorbenen Frau Marie begraben.

Chronologie und Schauplätze:

Das Leben des Protagonisten erstreckt sich von 1898 bis 1977. Im Zentrum stehen die Kinderjahre Eggers im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, die 1930er Jahre, der Zweite Weltkrieg, die 1950er und die 1970er Jahre.

Egger verlässt sein Bergdorf nur im Krieg, als er an die Ostfront in den Kaukasus versetzt wird und dann acht Jahre als Kriegsgefangener in der Ostukraine festgehalten wird. Hauptsächlicher und fast ausschließlicher Schauplatz des Romans bleibt ein namenloses Bergdorf in Österreich.

Aufbau:

Der Buchtitel erhält ein breites Bedeutungsspektrum dadurch, dass die Formulierung „ein ganzes Leben“ im Roman mehrmals angesprochen wird.

Der Titel verweist auch auf die Gattung des Buches, diejenige eines biografischen Romans.

Die kompakte Darstellung eines ganzen Lebens verlangt eine Zeitgestaltung, in der Zeitraffung und Anachronie wichtig werden.

Den verschiedenen Lebensphasen wird unterschiedlich viel Erzählzeit gewidmet. Die Erzählinstanz wechselt zwischen auktorialem und personalem Erzählverhalten hin und her.

Personen:

Die Personenkonstellation wechselt von Lebensphase zu Lebensphase, Egger bleibt immer im Zentrum.

Als wichtigste Personen werden Egger, Marie, der Hörnerhannes, der Ziehvater und Bauer Kranzstocker, die Ahnl, der Prokurist, der Kollege Mattl und die Lehrerin Anna Holler charakterisiert.

Stil und Sprache Seethalers:

Die Sprache der Erzählstimme zeichnet sich durch verdichteten Satzbau, Variation der Satzrhythmen, Präzision im Detail, Mischung der Stilebenen und Integration verschiedener Redeweisen aus.

In der Figurenrede zeigt sich die Erfahrung des ehemaligen Schauspielers und Drehbuchautors in der Individualisierung der Sprechweisen und einer knappen, aber natürlich wirkenden Dialogführung.

Die Farbigkeit der Sprache beruht neben der sprachlichen Präzision im Detail auf anschaulichen Vergleichen, sprechenden Metaphern, klangvollen Lautfolgen und einem wohldosierten Gebrauch typisch österreichischer Wörter (Austriazismen).

Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:

In psychologischer Hinsicht ist die physische und psychische Robustheit des Protagonisten wichtig, die es ihm erlaubt, als Außenseiter zu bestehen und gegenüber größeren Anfechtungen oder persönlichen Katastrophen Widerstandskraft (Resilienz) zu entwickeln.

In historischer Hinsicht stellt sich die Frage, wie in Eggers Leben natürliche und historische Bedingungen, individuelle Freiheit und Fügung des Zufalls aufeinander einwirken.

In philosophischer Hinsicht steht zur Diskussion, wie Leben und Tod zueinander stehen und wie weit ein „ganzes Leben“ reicht.

Rezeptionsgeschichte:

Ein ganzes Leben hat von allen Romanen Seethalers bisher die höchsten Auszeichnungen bekommen.

Die Literaturkritik reagierte fast einhellig begeistert auf diesen Roman; einzelne Kritiker widersprachen einander in ihren Bemängelungen.

Bisher gibt es eine Theaterinszenierung, die den Roman für die Bühne umgearbeitet hat.

2.Robert Seethaler: Leben und Werk

Robert Seethaler (geb. 1966)© picture alliance/Susannah V. Vergau/dpa

2.1Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1966

Wien

7. August: Geburt von Robert Seethaler als Sohn eines Installateurs und einer Sekretärin. Er wächst in Favoriten auf, dem 10. Wiener Gemeindebezirk, einem Stadtteil, der mehrheitlich von Arbeiter- und Angestelltenfamilien bewohnt wird. Schon früh wird bei Robert eine schwere Sehbehinderung diagnostiziert: Er hat auf einem Auge minus 19 Dioptrien, auf dem anderen minus 18. (Zum Vergleich: Als starke Kurzsichtigkeit gilt ein Dioptrie-Wert ab minus 5).

1–6

1972–1981

Wien

Robert besucht zunächst die „Volksschule für Sehbehinderte“, dann das Gymnasium. Er wird am Gymnasium, nach eigener Aussage, „zu einem wilden Rabauken. Aus Eigenschutz”, und fliegt mit 15 Jahren aus der Schule, weil er „so ein schlimmer Schüler war.”[1]

6–15

1981–1984

Wien

Lehre als Verkäufer.

15–18

1984 bis Mitte der 1990er Jahre

Wien/ Israel

Wechselnde Tätigkeiten: Schlagzeuger bei der Punkband „STD“, Sportverkäufer, Plattenverkäufer, Masseur, Physiotherapeut, Babysitter, Botenjunge, Kursleiter, Komparse, Berufsschullehrer, Jugendbetreuer, Arbeit in der israelischen Landwirtschaft und in der zypriotischen Hotelwirtschaft, Journalist für die österreichischen Zeitungen „Kurier“ und „NÖN“ (Niederösterreichische Nachrichten).

ab 18

Mitte der 1990er Jahre

Wien

Besuch der Schauspielschule des Wiener Volkstheaters.

1995– 1996

Wien

Engagement als Schauspieler am Wiener Volkstheater.

29–30

1996– 1997

Stuttgart

Engagement als Schauspieler am Theater der Altstadt.

30–31

1997– 2001

München, Krems, Berlin, Hamburg

Engagement als Schauspieler an verschiedenen Bühnen.

31–35

ab 1999

Berlin und Wien

Lebt in Berlin und Wien. Spielt in zahlreichen TV- und Kinofilmen, mehrmals auch die Hauptrolle, z. B. als Dr. Kneissler in der TV-Serie Ein starkes Team.

ab 33

2001

Berlin

Bearbeitet zwei schon bestehende Stücke für Neuinszenierungen auf der Bühne: S. schreibt Jacobowsky und der Oberst, die „Komödie einer Tragödie in drei Akten“, von Franz Werfel um und übersetzt das amerikanische Stück Fun von James Bosley.

35

2001– 2004

Berlin

Schreibt drei Kurzgeschichten: Dieter, 2002; Horst, 2003 und Lotte, 2004.

35–38

2003– 2004

München

Besucht die Drehbuchwerkstatt München, ein Fortbildungsprogramm an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, und schreibt das Drehbuch für den Kinofilm Heartbreakin.

37–38

2004

Berlin

Schreibt sein erstes und einziges Theaterstück Der Müllmann.

38

2005

Potsdam

Holt das Abitur nach und beginnt ein Psychologiestudium. Bricht das Studium aber ab, „weil die Schreiberei zu groß wurde“ und er sieht, dass er in „dem Bereich nicht arbeiten will.“[2]

39

2005

München

Wird für Heartbreakin mit dem Tankred-Dorst-Drehbuchpreis der Drehbuchwerkstatt München ausgezeichnet.

39

2006– 2007

Zürich

Lübeck

Im Verlag Kein & Aber erscheint S.s erster Roman Die Biene und der Kurt. Er wird 2007 mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet.

40–41

2007

Berlin

Schreibt das Drehbuch für den TV-Film Die zweite Frau (2008).

41

2008

Zürich St. Pölten Berlin

Bei Kein & Aber erscheint S.s zweiter Roman Die weiteren Aussichten. Er wird mit dem Kulturpreis des Landes Niederösterreich und dem Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste ausgezeichnet.

42

2009

Burg (Spreewald)

Vierwöchiges Spreewald-Literatur-Stipendium auf dem Schloss Müschen.

43

Marl (Nordrhein-Westfalen)

Grimme-Preis für das Drehbuch zum TV-Film Die zweite Frau in der Kategorie „Bester Film“.

Berlin

Geburt des Sohnes Leo.

2010

Zürich

Bei Kein & Aber erscheint Seethalers dritter Roman Jetzt wirds ernst.

44

2011

Wien

Staatsstipendium der österreichischen Bundesregierung.

45

Lüneburg

Heinrich-Heine-Stipendium der Stadt Lüneburg. Mehrmonatiger Aufenthalt im Heinrich-Heine-Haus.

2012

Zürich

Bei Kein & Aber erscheint S.s vierter Roman Der Trafikant.

46

2014

München

S. wechselt zum Carl Hanser Verlag und veröffentlicht dort seinen fünften Roman Ein ganzes Leben.

48

Bochum

Für tacheles!/RoofMusic liest Seethaler Der Trafikant als Hörbuch von 6 Stunden 32 Minuten.

2015

Gelnhausen (Baden-Württemberg)

Ein ganzes Leben wird mit dem Grimmelshausen-Preis in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet.

49

2016

London

Ein ganzes Leben wird in der englischen Übersetzung von Charlotte Collins für den Man Booker International Prize nominiert. S. ist nach Günter Grass und Peter Stamm erst der dritte deutschsprachige Autor, der für diese internationale Auszeichnung auf die Shortlist kommt.

50

Wien

Ein ganzes Leben wird mit dem Buchpreis der Wiener Wirtschaft in Höhe von 8000 Euro ausgezeichnet.

Bochum

Für tacheles!/RoofMusic liest S. Nils Holgersson von Selma Lagerlöf als Hörbuch von 20 Stunden und 51 Minuten.

2017

Dublin

Die englische Übersetzung von Ein ganzes Leben wird auf die Shortlist des International Dublin Literary Award gesetzt.

51

Bochum

Für tacheles!/RoofMusic liest S. seinen Roman Die weiteren Aussichten als Hörbuch von 5 Stunden und 23 Minuten.

2018

München

Beim Carl Hanser Verlag erscheint S.s sechster Roman Das Feld.

52

Bochum

S. liest Das Feld für tacheles!/RoofMusic als Hörbuch von 5 Stunden 22 Minuten.

Hattenheim (Hessen)

Das Feld wird mit dem Rheingau Literatur Preis von 11.111 Euro und 111 Flaschen Riesling-Wein aus dem Rheingau ausgezeichnet.

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Ein ganzes Leben spielt in der Zeit zwischen 1898 und 1977, einer Zeit, in der Österreich vier große politischen Umwälzungen und fünf Staatsordnungen erlebt.

Das Leben des Protagonisten wird jedoch nur während des Zweiten Weltkrieges von der Politik berührt. Wichtiger für Egger sind die längerfristigen ökonomischen und sozialen Entwicklungen in den österreichischen Alpen mit der Ausbreitung der Seilbahnen und des Tourismus.

Den zunehmenden Einfluss des Fernsehens und die Veränderungen in den Erziehungsmethoden bekommt Egger ebenfalls mit, auch wenn er nur ausnahmsweise davon betroffen wird.

Andreas Egger lebt von ca. 1898 bis 1977. In diesem Zeitraum erlebt Österreich als Staat, in dem Seethalers Protagonist fast sein ganzes Leben lebt, vier grundlegende Umwälzungen, die jedoch im Roman gar nicht angesprochen werden, weil Egger als Außenseiter in einem Bergdorf kaum etwas davon erfährt. Er erlebt die große Geschichte nur in Phasen des Krieges bewusst mit und erfährt sonst vor allem die Auswirkungen allmählich fortschreitender Umgestaltungen seiner Arbeits- und Lebenssituation. Den im Roman fassbaren zeitgeschichtlichen Hintergrund bildet also vor allem der Wandel der Lebenswelt im ländlich-alpinen Raum Österreichs.

Februar 1933

Wie wenig Andreas Egger von den großen historischen Ereignissen mitbekommt, zeigt gleich der erste Satz des Romans. Er hebt an mit „einem Februarmorgen des Jahres neunzehnhundertdreiundreißig“ (5,1–2) und gibt dieser Datierung durch die Voranstellung und die Ausschreibung der Jahreszahl ein besonderes Gewicht.

Alle Lesenden, die – im Unterschied zu Egger – mit wichtigen Daten der Weltgeschichte auch nur einigermaßen vertraut sind, denken sofort an den Monat der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, die für die ganze Welt und insbesondere für Österreich, das Land, in dem Egger lebt, von nachhaltiger Bedeutung war. Denn das nationalsozialistische Deutsche Reich stellte die Eigenständigkeit Österreichs in Frage und erzwang 1938 den „Anschluss“, also die Eingliederung des Alpenstaates, an das Deutsche Reich.

Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler, Führer der Nationalsozialisten, deutscher Reichskanzler; am 1. Februar wird der Reichstag aufgelöst, am 3. Februar kündigt Hitler vor Generälen der Reichswehr seine Absicht zur „Eroberung neuen Lebensraumes im Osten und dessen rücksichtslose Germanisierung“[3] an, am 4. Februar schränkt die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes“ die Presse- und Versammlungsfreiheit ein, am 22. Februar integriert Hitler seine Partei-Milizen der SS und der SA in die polizeilichen Staatsorgane, indem er 50.000 SS- und SA-Mitglieder zu bewaffneten „Hilfspolizisten“ ernennen lässt, am 27. Februar nehmen SA und SS den Brand des Reichstags zum Vorwand, um Deutschland mit einer Terrorwelle zu überziehen und politische Gegner zu inhaftieren, zu foltern oder umzubringen; am 28. Februar setzen die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ und die „Verordnung des Reichspräsidenten gegen Verrat am Deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe“ die wesentlichen Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft.

So schafft Hitler im Februar 1933 die wichtigsten Grundlagen für die Errichtung der totalitären Herrschaft des Nationalsozialismus. Im Roman ist davon trotz des anspielungsreichen ersten Satzes gar keine Rede. Die folgenreichen Ereignisse in Deutschland liegen außerhalb des Denk- und Erfahrungshorizontes seines Protagonisten.

Fünf Staatsordnungen in Österreich

Dasselbe gilt für die radikalen Umbrüche, denen Österreich als Staat von 1898 bis 1977 unterworfen wird. Das Land erlebt in diesem Zeitraum fünf verschiedene Staatsformen und verliert während sieben Jahren sogar seinen Namen:

bis 1918 Kaiserreich Österreich-Ungarn: In der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn hatten Österreich und Ungarn seit 1867 ihre eigenen Verfassungen mit eigenen Parlamenten, Regierungen und Staatsbürgerschaften, waren aber durch eine gemeinsame Armee, ein gemeinsames Außenministerium und das gemeinsame Staatsoberhaupt des Kaisers (für Österreich) bzw. Königs (für Ungarn sowie für Böhmen) miteinander verbunden. Der Vielvölkerstaat anerkannte elf Sprachen und fünf Religionen.

1918–1933 Erste Republik: Österreich-Ungarn verlor 1918 im Bündnis mit Deutschland, Bulgarien und der Türkei den Ersten Weltkrieg und zerfiel anschließend in fünf Nationalstaaten: Tschechoslowakei, Polen, Jugoslawien, Ungarn und Österreich. Mit der Abdankung des Kaisers wurde im November 1918 die Republik Österreich ausgerufen. 1919 schlossen die Sieger des Ersten Weltkrieges mit Österreich einen Friedensvertrag, der dem neuen Staat die ursprünglich geplante Vereinigung mit Deutschland verbot. Die „Republik Österreich“ erhielt im Oktober 1920 eine Bundesverfassung, die aus dem Land einen demokratischen Bundesstaat machte.     

1934–1938: Ständestaat Österreich: In der Folge mehrerer Krisen und besonders der weltweiten Wirtschaftskrise von 1929 schalteten der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und seine christlich-soziale Regierung 1933 das Parlament aus und gründeten (auch zur Selbstbehauptung gegenüber dem neuen deutschen NS-Staat) anstelle der demokratischen „ersten Republik“, den „christlich-deutschen Ständestaat“ Österreich, der keine demokratisch gewählten Institutionen mehr hatte, also diktatorische Züge aufwies, und sich durch politischen Katholizismus sowie Antimarxismus auszeichnete.

1938–1945: Ostmark des Deutschen Reiches: Im März 1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein, um den jungen Staat zum Teil des Deutschen Reiches zu machen. Im April 1938 wurde dieser „Anschluss“ in einer von den Nationalsozialisten überwachten Volksabstimmung nachträglich mit großer Mehrheit bestätigt. Das Land verlor den Namen „Österreich“ und seine Unabhängigkeit und wurde zur „Ostmark“ des nationalsozialistischen Einheitsstaates.

ab 1945: Zweite Republik: Noch vor dem offiziellen Kriegsende wurde unter der Besatzung der Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion im April 1945 die Republik Österreich erneut ausgerufen. Die Besatzungsmächte behielten bis 1955 die letzte Entscheidungsgewalt über die vier besetzte Zonen des Landes und der Bundeshauptstadt Wien. Erst nach zehnjährigen Verhandlungen schloss Österreich mit den Siegern des Zweiten Weltkrieges einen Friedensvertrag. Dieser „Staatsvertrag“ garantierte dem Land wieder die volle Unabhängigkeit unter vier Bedingungen: 1. kein Anschluss an Deutschland, 2. kein Beitritt zu einem Militärbündnis, d. h. „immerwährende Neutralität“, 3. Bundesheer zur selbstständigen Verteidigung der Neutralität, 4. Schutz der slowenischen und kroatischen Minderheiten.

Die großen Umwälzungen, die dieser Abfolge verschiedener Staatsformen zugrunde liegen, finden im Roman kein oder nur ein sehr fernes Echo