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Kein Mann hat die kühle Britt Skavanga je so dahinschmelzen lassen wie der charmante Scheich Sharif. Aber will er wirklich sie oder hat er es auf die Diamantenmine ihrer Familie abgesehen? Sie folgt dem Wüstenprinz heimlich in sein Königreich Kareshi
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Seitenzahl: 174
Susan Stephens
Ein Scheich für die Diamantenprinzessin
IMPRESSUM
JULIA EXTRA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Susan Stephens Originaltitel: „Diamond in the Desert“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 381 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Dorothea Ghasemi
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733704032
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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An einem kalten, nebligen Montagmorgen in London fand in dem exklusiven Londoner Haus von Scheich Sharif al Kareshi, wegen seiner Ölfunde in der Wüste von Kareshi auch bekannt unter dem Namen der Schwarze Scheich, eine Besprechung statt. Zusammen mit den anderen beiden Mitgliedern seines Konsortiums wollte er die größte Diamantmine der Welt erwerben. Die beiden, ein Spanier und ein Italiener, waren genau wie er zweiunddreißig, sehr erfolgreiche Unternehmer und im Privatleben Herzensbrecher. Da es um große Summen ging, war die Atmosphäre angespannt.
„Eine Diamantmine oberhalb des nördlichen Polarkreises?“, hakte Graf Roman Quisvada nach.
„Man hat schon vor einigen Jahren Diamanten in Kanada gefunden“, erklärte Sharif und lehnte sich zurück. „Also warum nicht auch in Europa?“
Seit ihrer gemeinsamen Internatszeit in England waren die drei Männer eng befreundet und vertrauten einander vorbehaltlos.
„Der Fund von Skavanga Mining könnte größer sein, als wir vermutet hatten“, fuhr Sharif fort, während er den anderen beiden einige Dokumente zuschob.
„Besonders faszinierend finde ich die Tatsache, dass Skavanga drei Schwestern hat, die die Skavanga-Diamanten genannt werden“, sagte Don Rafael de Leon, der Herzog von Kantalabrien, der auf eine gefährliche Art attraktiv wirkte.
„Ich erzähle dir, was ich weiß, Raffa“, versprach der Scheich.
Graf Roman Quisvada beugte sich ebenfalls vor. Er war Experte für Diamanten und besaß ein Unternehmen, das diese verarbeitete, während Raffa Inhaber der größten und exklusivsten Juwelierkette der Welt war. Der Schwarze Scheich, der italienische Graf und der spanische Herzog beherrschten das Diamantengeschäft.
Es gibt nur eine unbekannte Größe, Skavanga Mining, überlegte Sharif. Das Unternehmen befand sich im Besitz der drei Schwestern Britt, Eva und Leila sowie deren Bruder Tyr, der allerdings im Ausland lebte, und berichtete von dem größten Diamantenfund aller Zeiten. Er würde nach Skavanga reisen, um sich Klarheit über diese Aussage zu verschaffen.
Besonders freute er sich darauf, Britt Skavanga, die älteste der drei Schwestern, kennenzulernen. Versonnen betrachtete er das Foto von ihr. Mit ihren klaren grauen Augen und dem energischen Zug um Mund und Kinn schien sie eine ebenbürtige Gegnerin zu sein. Ein Abschluss in Verbindung mit einer heißen Nacht hatte einen besonderen Reiz für ihn. Gefühle hatten in der Geschäftswelt nichts zu suchen, und er vergeudete keine an Frauen.
„Warum hast du immer den Spaß?“, beschwerte sich Roman, nachdem Sharif ihnen von seinen Absichten erzählt und ihnen die Fotos der drei Schwestern gezeigt hatte.
„Ich freue mich schon darauf, die hier auszuziehen“, erklärte Raffa, während er das Foto von Leila, der jüngsten, betrachtete.
Raffas dunkle Augen funkelten gefährlich, als Sharif die Fotos schnell einsammelte und verkündete: „Zurück zum Geschäft. Dies könnte unser vielversprechendstes Projekt bisher sein.“
Sofort drehte das Gespräch sich wieder um Zahlen. Dennoch musste Sharif sich eingestehen, dass ihm jene kühlen grauen Augen und ausdrucksvollen Lippen nicht aus dem Kopf gingen.
Als Alleinherrscher und an das harte Leben in der Wüste gewöhnt, war er dazu erzogen worden, zu herrschen, zu kämpfen und sich mit den weisesten Männern auszutauschen – er war also in einer reinen Männerwelt aufgewachsen. Das hatte er geändert, sobald er Herrscher geworden war. Er hatte das Bildungswesen reformiert und Mädchen und Frauen per Gesetz dieselben Chancen eingeräumt, sodass der Emanzipation nun nichts mehr im Wege stand.
Und wer würde es wagen, sich dem Schwarzen Scheich zu widersetzen? Ganz bestimmt nicht Britt Skavanga. Als Sharif starr deren Foto betrachtete, erkannte er in ihren Augen dieselbe Entschlossenheit. Britt besaß die sinnlichen Lippen einer Konkubine und den Kampfgeist eines Wikingers, eine ungemein faszinierende Mischung. Selbst der Anblick ihres strengen Kostüms, unter dessen Jacke sich ihre Brüste abzeichneten, erregte ihn. Sharif mochte strenge Kleidung an Frauen, denn oft verbarg sich dahinter ein leidenschaftliches Naturell, wie er aus Erfahrung wusste.
„Bist du noch bei uns, Sharif?“, erkundigte Raffa sich amüsiert, als Sharif das Foto schließlich wegschob.
„Ja, aber nicht mehr lange, denn ich fliege morgen nach Skavanga, und zwar in meiner Eigenschaft als Geologe und Berater des Konsortiums. So kann ich die Situation einschätzen, ohne irgendjemanden zu verärgern.“
„Das ist vernünftig“, bestätigte sein Freund. „Wenn sich herumspricht, dass der Schwarze Scheich mit einer Übernahme liebäugelt, geraten alle in Panik. Zum Glück ist bisher kein Foto von ihm erschienen.“
„Ich hebe mir mein Urteil auf, bis wir uns wieder treffen und ich euch mitteilen kann, ob die Behauptungen über den Fund stimmen“, erklärte Sharif mit einer abschließenden Geste.
Seine beiden Freunde nickten.
„Auf jeden Fall muss ich mich mit ihm treffen“, beharrte Britt. Zusammen mit ihren beiden Schwestern saß sie an dem schicken, aber wenig zweckmäßigen Designertisch aus hellem Holz in ihrem exklusiven Penthouse, in dem sie sich nur selten aufhielt.
„Ach, und warum?“, hakte ihre temperamentvolle Schwester Eva, die mittlere von ihnen, nach. „Du sprichst doch immer von Gleichberechtigung.“
„Britt hat viel mehr Erfahrung als wir“, lenkte Leila, die jüngste und ausgeglichenste, ein, während sie sich nervös durch die blonden Locken strich.
„Ja, wenn es um den Abbau von Eisenerz und Kupfer geht. Aber Diamanten?“ Eva verdrehte die smaragdgrünen Augen. „Du musst zugeben, dass wir auf dem Gebiet noch völlig unerfahren sind.“
Und Eva wird auch unerfahren bleiben, was Männer angeht, wenn sie so weitermacht, überlegte Britt, die sich Sorgen um ihre jüngere Schwester machte. Diese war schon immer sehr pessimistisch gewesen, und leider gab es keinen Mann in ihrem Leben, der sie davor bewahrte, eine alte Jungfer zu werden. „Ich werde mich darum kümmern – und um ihn“, verkündete Britt entschlossen.
„Du und der Schwarze Scheich?“, spottete Eva. „Hier in Skavanga bist du vielleicht eine erfolgreiche Geschäftsfrau, aber der Scheich ist ein Global Player – und Herrscher über ein Land. Wie kommst du darauf, dass du mit einem Mann wie ihm fertig wirst?“
„Ich kenne mein Geschäft“, erwiderte Britt ruhig. „Ich werde kühl und rational vorgehen.“
„Britt ist sehr gut in solchen Dingen“, ergänzte Leila.
„Ich werde euch nicht enttäuschen“, versprach Britt, da sie wusste, dass diese Diskussion entbrannt war, weil ihre Schwestern sich sowohl Sorgen um sie als auch um das Unternehmen machten. „Mir ist klar, dass ich den Schwarzen Scheich mit Samthandschuhen anfassen muss … Schließlich trägt er den Namen nicht ohne Grund …“
„Weil er brandschatzt und Frauen raubt?“, warf Eva scharf ein.
Britt reagierte nicht darauf. „Scheich Sharif ist einer der führenden Geologen der Welt.“
„Schade, dass wir im Internet keine Fotos von ihm gefunden haben“, bemerkte Leila.
„Er ist Geologe, kein Filmstar“, erklärte Britt. „Von wie vielen arabischen Herrschern hast du schon Fotos gesehen?“
„Wahrscheinlich ist er so hässlich, dass die Kameras kaputtgehen würden“, murmelte Eva.
„Wenn das der Fall ist, wird Britt bestimmt leichter mit ihm fertig“, sagte Leila hoffnungsvoll.
„Ein Herrscher, der seinem Land Frieden gebracht und so viele Reformen eingeführt hat, muss ein anständiger Mensch sein. Wie er aussieht, ist mir deswegen egal. Ich brauche nur eure Unterstützung. Tatsache ist, dass die Vorkommen in der Mine weniger werden und wir Investitionen brauchen. Das Konsortium, das dieser Mann leitet, hat das nötige Geld, mit dem wir die Diamanten abbauen könnten.“
Ihre Schwestern schwiegen einen Moment, und als sie schließlich nickten, seufzte Britt erleichtert. Nun hatte sie eine Chance, die Mine und damit auch die Stadt, die darum herum gebaut worden war, zu retten. Das sowie die anderen Herausforderungen, die sich ihr stellten, ließen ihr Treffen mit dem sogenannten Schwarzen Scheich als das geringste Problem erscheinen.
„Das geschieht dir recht“, spottete Eva, als sie sich am nächsten Tag in Britts Arbeitszimmer einfanden. „Dein berühmter Schwarzer Scheich lässt sich nicht einmal dazu herab, sich mit dir zu treffen, und schickt einen Vertreter.“ Sie blickte über Britts Schulter auf den Monitor und las die E-Mail. Dann warf sie Leila einen vielsagenden Blick zu.
„Ich hole uns frischen Kaffee“, kündigte sie an.
Evas Sticheleien gingen Britt auf die Nerven. Sie war schon im Morgengrauen aufgestanden und hatte seitdem mehrere Mails an Kareshi geschickt, der ihr auch geantwortet hatte. Für mich ist es praktisch schon Mittag, dachte sie, als Leila mit dem Kaffee hereinkam. Ihre Schwestern besuchten sie gern in der Stadt, vergaßen allerdings manchmal, dass sie arbeiten musste, denn nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie die Leitung des Unternehmens übernommen. „Dann treffe ich mich eben mit dem.“ Mit ihrem Schreibtischstuhl schwang sie zu den beiden herum. „Oder habt ihr eine bessere Idee?“
Mitfühlend betrachtete Leila sie, als sie ihr einen Becher reichte. „Mir tut nur leid, dass wir wieder nach Hause fahren und dich mit alldem allein lassen.“
„Das ist schließlich mein Job.“ Britt riss sich zusammen. Auf Leila konnte sie nie böse sein. „Natürlich bin ich enttäuscht, weil ich mich nicht mit dem Schwarzen Scheich treffe, aber alles, was ich je von dir verlangt habe, war deine Unterstützung, Eva.“
„Tut mir leid“, entschuldigte Eva sich verlegen. „Mir ist klar, dass wir die Diamanten nur mit entsprechenden Investitionen abbauen können. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Auf deinen Schultern lastet eine Menge.“
„Schon gut.“ Britt umarmte sie. „Egal, wen der Schwarze Scheich schickt, ich komme schon mit ihm klar.“
„In der E-Mail steht, dass es sich um einen Geologen handelt“, sagte Leila. „So habt ihr wenigstens schon etwas gemeinsam.“ Britt war Diplomgeologin und hatte außerdem einen Magisterabschluss in Betriebswirtschaft.
Britt wusste, dass beide sich Sorgen um sie machten und es nur auf unterschiedliche Art zeigten. „Ich bin jedenfalls ziemlich aufgeregt“, gestand sie, um die Atmosphäre aufzulockern. „Wenn dieser Mann hier eintrifft, sind wir der Rettung des Unternehmens einen Schritt näher.“
„Ich wünschte, Tyr wäre hier und könnte dir helfen.“
Leilas Worte ließen sie betreten schweigen. Tyr war ihr seit Langem verschwundener Bruder, und sie sprachen nur selten von ihm, weil es zu wehtat. Sie konnten nicht begreifen, warum er gegangen war, und erst recht nicht, warum er sich nie mit ihnen in Verbindung gesetzt hatte.
„Er würde dasselbe tun wie wir“, ergriff Britt schließlich das Wort. „Die Firma und die Menschen hier liegen ihm genauso am Herzen wie uns.“
„Und deshalb ist er abgehauen“, bemerkte Eva leise.
„Trotzdem ist er immer noch einer von uns“, beharrte Britt. „Wir halten zusammen. Der Fund der Diamanten könnte ihn vielleicht sogar dazu bewegen, nach Hause zurückzukehren.“
„Aber Geld ist ihm nicht wichtig“, gab Leila zu bedenken.
Selbst Eva konnte ihr nicht widersprechen. Tyr war ein Idealist und Abenteurer. Britt vermisste ihn schrecklich. Er war schon viel zu lange fort.
„Hier ist etwas zum Lachen“, sagte dann Leila, um die Stimmung aufzulockern. Sie deutete auf einen Artikel in der Zeitung, in dem man sie als die Skavanga-Diamanten bezeichnete. „Die Journalisten benutzen immer noch diesen albernen Spitznamen.“
„Ich habe schon schlimmere gehört“, erklärte Britt ruhig.
Eva strich sich die roten Locken aus dem Gesicht. „Sei doch nicht so naiv. Was glaubst du, wie viele Mitgiftjäger dieses Geschreibsel hierher lockt?“
„Und was ist daran so schlimm?“, warf Leila ein. „Ich möchte einfach nur einen Mann kennenlernen, der um neun nicht schon betrunken ist …“
Britt und Eva atmeten beide schockiert ein, weil Leila erneut ein Tabuthema angeschnitten hatte. Seit Langem kursierte das Gerücht, dass ihr Vater betrunken gewesen war, als er das kleine Firmenflugzeug steuerte, mit dem er dann zusammen mit ihrer Mutter abgestürzt war.
Prompt errötete Leila. „Tut mir leid, mich nervt nur dein Gestichel, Eva. Wir sollten Britt lieber unterstützen.“
„Ja, wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren und dürfen uns nicht überwerfen“, erklärte Britt. „Wenn das Unternehmen eine Zukunft haben soll, müssen wir alle Angebote berücksichtigen – und das hier ist bisher das Einzige.“
„Du solltest den Vertreter des Scheichs gebührend willkommen heißen – auf traditionelle Weise“, schlug Eva vor.
Leila lächelte. „Bestimmt hat Britt schon einige Ideen.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Versprich uns nur, dass du nichts tust, was du später bereust, Britt.“
„Keine Angst“, wehrte Britt ab. „Wenn er sich als schwierig erweist, haue ich ein Loch ins Eis und lasse ihn schwimmen.“
„Und vergiss nicht die Birkenzweige“, ergänzte Eva. „Damit kannst du ihn versohlen.“
„Keine schlechte Idee …“
„Ihr macht doch Witze, oder?“, erkundigte Leila sich besorgt.
Zum Glück bemerkte sie den vielsagenden Blick nicht, den Britt und Eva wechselten.
Britt war ungewöhnlich nervös. Die Besprechung mit dem Vertreter des Schwarzen Scheichs war für neun Uhr anberaumt worden, und sie kam zwanzig Minuten zu spät, weil sie auf dem Weg zum Büro noch einen Reifen hatte wechseln müssen. Von diesem Treffen hing so viel ab …
Vor der Tür zum Sitzungssaal blieb sie stehen und atmete tief durch, um sich zu sammeln. Nur sie hatte nach dem Tod ihrer Eltern die nötige Qualifikation besessen, um die Firma zu übernehmen, und außerdem hatte sie sich um ihre beiden Schwestern kümmern müssen. Ihr Bruder Tyr war immer ein Rebell gewesen und verdingte sich irgendwo als Söldner, soweit sie wussten. Sie war die Einzige, die diesen Abschluss tätigen konnte. Der Mann im Sitzungssaal konnte das Unternehmen retten, wenn er dem Konsortium grünes Licht gab.
Umso unangenehmer war es ihr, sich jetzt zu verspäten.
Als sie die Tür öffnete, sah sie ihren Besucher am Fenster stehen. Er war groß und trug keinen Kaftan, sondern einen perfekt geschnittenen Anzug, wie sie überrascht feststellte. Dennoch wirkte er sehr exotisch, denn er hatte einen dunklen Teint, dichtes schwarzes Haar, das er lässig zurückgekämmt hatte, und dunkle Augen. Anders, als sie erwartet hatte, war er überwältigend attraktiv, und sie musste sich zusammenreißen, als sie auf ihn zuging.
„Ms Skavanga?“
Der Klang der tiefen Stimme ließ sie erschauern. Es war die Stimme eines Mannes, der Gehorsam gewohnt war.
„Britt Skavanga“, erwiderte sie energisch, während sie ihm die Hand entgegenstreckte. „Man hat mir Ihren Namen leider nicht genannt, sondern nur gesagt, Seine Majestät, Scheich Sharif al Kareshi, würde seinen engsten Vertrauten schicken.“
„Für die ersten Gespräche, ja.“
Als er ihr die Hand schüttelte, war Britt wie elektrisiert.
Sie wollte ihn.
Obwohl sie ihre Sexualität auslebte, hatte sie sich noch nie so stark zu einem Mann hingezogen gefühlt.
„Also, wie darf ich Sie nennen?“, hakte sie nach, um einen geschäftsmäßigen Tonfall bemüht.
„Emir“, erwiderte er kühl.
„Einfach nur Emir?“
„Das reicht.“ Er zuckte die Schultern. „Wollen wir anfangen?“ Distanziert musterte er sie wie ein Kunde eine Ware. „Hatten Sie einen Unfall, Ms Skavanga?“
„Bitte nennen Sie mich Britt.“ Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie furchtbar sie aussehen musste. Verlegen strich sie sich übers Haar. „Auf dem Weg hierher hatte ich eine Reifenpanne.“
„Und Sie haben den Reifen selbst gewechselt?“
Britt runzelte die Stirn. „Warum nicht? Und ich habe mich nicht umgezogen, um Sie nicht noch länger warten zu lassen.“
„Danke für die Rücksichtnahme.“ Er deutete eine Verbeugung an, doch sein Gesichtsausdruck bewies, dass Emir ein veraltetes Frauenbild hatte.
Ob er verheiratet war?
Er trug jedenfalls keinen Ring, wie sie feststellte. Als er ihr einen Stuhl zurechtrückte, bedankte sie sich. Obwohl sie es gewohnt war, auf eigenen Füßen zu stehen, wusste sie derartige Gesten zu schätzen, auch wenn Emir vermutlich ein knallharter Verhandlungspartner war.
Aber das war kein Problem für sie.
„Bitte“, sagte sie und deutete auf den Platz ihr gegenüber.
Geschmeidig ging er um den Tisch herum und setzte sich. Anders als die blonden Hünen, von denen sie normalerweise umgeben war, hatte er eine geheimnisvolle Aura und wirkte gefährlich wie ein Raubtier.
Sie musste auf der Hut sein, sonst würde er dieses Spiel gewinnen, ehe sie überhaupt wusste, dass es verloren war. Allerdings fiel es ihr schwer, sich aufs Geschäftliche zu konzentrieren, wenn es so zwischen ihnen knisterte. Selbst im Kaftan und mit einem Krummdolch hätte Emir nicht exotischer und attraktiver wirken können.
Als er ihr in die Augen schaute, sah sie schnell weg. Verdammt! Sie spürte, wie sie errötete, und vertiefte sich in die Unterlagen vor ihr auf dem Tisch.
Britts Verhalten amüsierte Sharif. Auch er spürte die starke Chemie zwischen ihnen. Normalerweise konnte er Menschen schon nach den ersten Minuten einschätzen. Bisher hatte Skavanga ihn nicht beeindruckt, denn es war ein trostloser Ort. So brauchte er den vorliegenden Bericht nicht, um zu wissen, dass die Mineralvorkommen knapp wurden. Britt mochte eine hervorragende Geschäftsfrau sein, aber sie musste die Diamanten abbauen, um das Unternehmen vor dem drohenden Ruin zu retten. Und dafür brauchte sie das Konsortium.
Und so nichtssagend die Stadt war, so beeindruckend war Britt Skavanga, denn sie übertraf seine Erwartungen noch. Ihre ernst blickenden grauen Augen verbargen tiefe Gefühle, die er ergründen wollte, sobald er konnte.
„Seine Majestät begrüßt Sie als Freund und hofft, unsere Länder werden von allen zukünftigen Geschäften zwischen uns profitieren und einander achten.“
Überrascht beobachtete Sharif, wie Britt scharf einatmete und ihre Augen sich verdunkelten, als er die traditionellen Begrüßungsworte seines Landes sprach und dabei seine Brust, den Mund und schließlich die Stirn berührte. Sie erinnerte ihn an einen Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.
Doch sie erholte sich schnell wieder. „Bitte sagen Sie Seiner Majestät, dass ich sein Interesse an unserem Unternehmen begrüße. Als seinen Gesandten heiße ich Sie willkommen.“
Sie war cool, das musste er ihr lassen. Seine Sinne gerieten in Aufruhr, als er ihren Blick erwiderte. Er kannte nur eine einzige Frau, die Männern in die Augen sah, nämlich seine Schwester Jasmina, und sie war ein kleines Biest.
Als Britt ihm ihre Visionen für die Zukunft des Unternehmens darlegte, ging ihm durch den Kopf, dass sie etwas rührend Unschuldiges hatte. Sie war nur dezent geschminkt, ihre Hände waren perfekt manikürt, die Nägel kurz und unlackiert. An Britt Skavanga war nichts Künstliches.
„In Anbetracht dessen, was Sie gewohnt sind, erscheint Ihnen die Aussicht, Diamanten in der Eiswüste abzubauen, sicher als große Herausforderung“, erklärte sie nun.
„Im Gegenteil“, erwiderte Sharif. „Hier erinnert mich vieles an die Wüste in meinem Heimatland.“ Und sosehr er dieses Geschäft unter Dach und Fach bringen wollte, Britt Skavanga wollte er noch mehr.
Es fiel Britt sehr schwer, sich aufs Geschäftliche zu konzentrieren und sich Emirs starker Ausstrahlung zu entziehen. Seine ebenso stolzen wie strengen Züge faszinierten sie genauso wie sein exotischer Duft, der sie an Sandelholz erinnerte. Ihre Schwestern hatten sie damit aufgezogen, dass die Einwohner von Kareshi in Liebesdingen sehr versiert waren. Angeblich benutzten sie sogar eine Art Aphrodisiakum, um das Empfinden zu intensivieren. Sie hatte es als Unsinn abgetan, aber nun fragte sie sich, ob doch etwas daran war …
„Ms Skavanga?“
Britt zuckte zusammen und errötete, denn sie konnte sich nicht mehr an seine letzte Frage erinnern.
Ein Lächeln umspielte Emirs Lippen. „Können wir fortfahren?“
„Unbedingt.“ Sie riss sich zusammen. Sie war verrückt nach diesem Mann.
„Ich würde gern noch einige Änderungen mit Ihnen besprechen.“ Emir runzelte leicht die Stirn, als er zu ihr aufblickte.
Erleichtert konzentrierte sie sich auf die Dokumente vor ihr. „Ich brauche mehr Zeit.“
„Wirklich?“, fragte er leise.
Mühsam schluckte sie, als sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkte. „Ich finde, wir sollten nichts überstürzen …“
„Und wir sollten auch keine Möglichkeit außer Acht lassen.“
Sprachen sie immer noch übers Geschäft? Britt riss sich zusammen und informierte Emir, dass sie ohne die Zustimmung der anderen Aktionäre noch keine Entscheidungen treffen könnte.
„Und ich muss in den Minen Proben entnehmen, bevor ich das Konsortium zu einer so großen Investition bewegen kann“, erklärte Emir.
Allein der Klang seiner Stimme weckte die heftigsten körperlichen Reaktionen in ihr, und sie konnte nur noch an lange Mondnächte in der Wüste denken.
„Hier ist Ihre Kopie meiner Prognosen“, sagte Britt, bevor sie ihre Akte schloss und damit das Ende der Besprechung signalisierte.
„Ich habe eigene Prognosen, danke.“
Seine Worte verärgerten sie, doch dann rief sie sich ins Gedächtnis, wie groß der politische Einfluss des Schwarzen Scheichs war. Also würde sein Gesandter bei Verhandlungen sicher nicht klein beigeben.
„Ich möchte Sie nur noch auf diesen Punkt aufmerksam machen“, meinte er, während er sich zu ihr herüberbeugte.
Unwillkürlich verspannte Britt sich, als sie seinen berauschenden Duft zu ignorieren versuchte. Und den Anblick seiner kräftigen Hände … seiner schlanken Finger …
Als Emir sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte, errötete sie wieder. Das war wirklich lächerlich! Sie verhielt sich wie ein Teenager bei seinem ersten Rendezvous.