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Sophia Anna Csar

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Beschreibung

Dies ist Eloisas und Lamberts Geschichte - und die Geschichte ihrer Kinder. Es ist eine Geschichte von Traurigkeit, von Fehlern, von der Schwierigkeit eine Familie zu sein und von der Fähigkeit zu lieben.

"Ein Wort" ist eine Kurzgeschichte aus dem "Farbenwelt"-Universum, steht jedoch für sich alleine und kann komplett unabhängig davon gelesen werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Sophia Anna Csar

Ein Wort

Für jene, die vergessen wurden. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Ein Wort

Die Nacht war warm und weich wie die Daunendecke, in die Eloisa eingewickelt war. Neben sich hörte sie die tiefen, langsamen Atemzüge ihres Mannes, die nicht ganz ein Schnarchen waren und ihr so vertraut waren wie ihre eigenen. Sie wurden begleitet von dem leisen Surren der Heizung, die gerade ansprang und die Kälte im Schlafzimmer vertreiben würde.

Bald würde das Haus erwachen und die Stille würde ebenso verschwinden. Aber die Einsamkeit - dieser tiefe Schmerz, der sich in ihren Knochen und in ihrem Herz festgesetzt hatte - verschwand niemals. Einsamkeit verging nicht.

Sie war seit Jahren ihr stetiger Kumpan gewesen und Eloisa hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass sie ihr auch noch ins Grab folgen würde.

Müde von ihren Gedanken stieß sie einen schweren Seufzer aus und Lamberts Schnarchen setzte kurz aus, bevor er wieder seinen Rhythmus aufnahm. In letzter Zeit schlief er länger als sie - zwar meistens nur eine Stunde, aber eine Stunde war ein lange Zeit, wenn die Erinnerungen sie aus dem Schlaf verfolgten.

Ihre Blase drückte und unruhig wetzte sie ein bisschen hin und her, bis sie den Kampf gegen die Natur aufgab und ihre warme Decke zurückschlug. Sofort biss die Kälte in ihre alten Glieder und schaudernd schob sie die Füße in ihre Hausschlapfen, während sie zeitgleich in ihren Morgenmantel schlüpfte und dann noch ihr großes Umhängetuch um ihre Schultern wickelte.

Früher hatte ihr die Kälte nicht so viel ausgemacht. Früher hatte sie auch die Hitze nicht gestört. Früher … war alles anders.

Langsam schlurfte sie durch die Wohnung, sorgfältig darauf bedacht, nicht auf die knarrenden Dielenbretter zu treten. Der gelbe Schein der Straßenlaternen füllte die Wohnung mit genügenden Licht, sodass sie keines andrehen musste und ihre schwachen Augen mussten sich nicht mehr anstrengen, um sich in der Wohnung zurecht zu finden. Fünfzehn Jahre lebten sie bereits in dieser Wohnung und mit einem wehmütigen Gefühl schüttelte sie den Kopf, als sie mit ihren altersfleckigen Fingern über Möbel und Wände strich, an denen sie vorbei ging.

Es war die längste Zeit, die sie je an einem Ort verbracht hatte.

Die Klospülung war laut und sie wartete auf der Toilette mit ihren hellgrauen Fließen, bis das Wasser zu fließen aufhörte, damit das Geräusch nicht noch lauter klang und Lambert störte.

Aber als sie durch den Flur ging, zurück zu ihrem warmen Bett, hielt sie plötzlich inne, als wollten ihre Füße nicht mehr gehen. Die Straßenlaterne malte einen hellen Flecken auf den Wohnzimmerboden und sie schob die Tür weiter auf, betrachtete das wohlvertraute Zimmer in der Dunkelheit.

Wie anders es wirkte, wenn es Nacht war. Wie hell und wie dunkel zugleich. Das künstliche Licht spiegelte sich auf dem Bildschirm des Fernsehers und der leise tickenden Wanduhr, deren Pendel sachte hin und her schwang. Als wäre das Vergehen der Zeit besser, wenn es schön dargestellt wurde, aber in diesem Moment hatte Eloise das Bedürfnis das Pendel anzuhalten.

Diesen Moment einzufrieren - erstarren zu lassen.

Tränen drohten überzufließen, hielten sich heiß an der Schwelle ihrer Lider. Hell. Dunkel. Tick. Tack.

Es war mehr dunkel als hell. Es war grau. So grau wie ihr Herz, alt und verwelkt, nicht mehr fähig etwas anderes zu empfinden als tiefes Bedauern.

So viele Fehler, doch so wenig Fähigkeit, Fehler wieder gut zu machen.