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So wenig wie eine Schwalbe einen Sommer macht, so macht auch eine Idee noch lange keinen Roman. Um eine Geschichte zu entwickeln, die auch wirklich als solche bezeichnet werden kann, bedarf es viel Vorbereitung, bevor auch nur das erste Wort geschrieben wird. Oftmals nimmt diese Phase des Schreibens mehr Zeit in Anspruch als das eigentliche Verfassen des Romans selber. Um eine gute Geschichte zu entwickeln, ist es aber unabdingbar, diesen Schritt auszuführen und zwar so gewissenhaft wie möglich. Was macht eine gute Geschichte aus? Und nicht zuletzt: Wie kriegt man es hin, das Geschriebene an den potenziellen Leser zu bringen, ohne dass sich dieser über Fehler im Layout ärgert? Ein Versuch, aufzuzeigen, was es mit dem Schreiben auf sich hat: Technische Aspekte des Schreibens abseits von Interpunktion, Grammatik, Stil und Syntax. 2. und überarbeitete Auflage. 30666 Worte, ca. 149 Seiten plus Leseproben (44 Seiten). Inhalt: - Vorwort - Der Nebel der Ideen - Was gehört zu einer Geschichte? - Strukturierung der Geschichte: Idee, Synopsis, Essay, Exposé und dann erst Roman - Die Frage des Genres und Externes Wissen - Charaktere - Protagonist – Geliebter Feind - Antagonist – Das große Übel - Spannungsbögen und Akte - Spannungsbögen - Akte - Akt 1: Einleitung – Klimax - Akt 2: Hauptteil – Antiklimax - Akt 3: Finale –Höhepunkt & Ende - Er, Sie, Es – oder doch Ich? Eine Frage der Perspektive - Auktoriale Erzählperspektive - Neutrale Erzählperspektive - Personale Erzählperspektive - Erzählperspektive der Ich-Form - Liegen lassen und Korrigieren - Absatz – Märchenstunde vs. Hektik - Layout - Danach - Zum Schluss - Checkliste Leseprobe 1: Wahre Helden Leseprobe 2: Erst Denken – Dann Handeln
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Seitenzahl: 202
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Dennis Blesinger
Eine Idee macht noch keinen Roman - Wie entwickle ich eine Geschichte?
Technische Aspekte des Schreibens abseits von Interpunktion, Grammatik und Stil - 2. überarbeitete Auflage
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Der Nebel der Ideen
Was gehört zu einer Geschichte?
Strukturierung der Geschichte: Idee, Synopsis, Essay, Exposé und dann erst Roman
Die Frage des Genres und Externes Wissen
Charaktere
Protagonist – Geliebter Feind
Antagonist – Das große Übel
Spannungsbögen und Akte -Spannungsbögen
Spannungsbögen und Akte - Akte
Akt 1: Einleitung - Klimax
Akt 2: Hauptteil - Antiklimax
Akt 3: Finale – Höhepunkt und Ende
Er, Sie, Es – oder doch Ich? Eine Frage der Perspektive
Auktoriale Erzählperspektive
Neutrale Erzählperspektive
Personale Erzählperspektive
Erzählperspektive der Ich-Form
Liegen lassen und Korrigieren
Absatz – Märchenstunde vs. Hektik
Layout
Danach
Zum Schluss
Checkliste
Hinweise und Anmerkungen
Leseprobe 1
Leseprobe 2
Impressum neobooks
1) Dies ist die zweite Ausgabe dieses Buches. Sie ist komplett überarbeitet worden und im Gegensatz zur vorherigen Version sind die einzelnen Kapitel sowohl inhaltlich, als auch stilistisch gestrafft worden. Auch wurde durchgehend die neue Rechtschreibung verwendet, auch wenn es manchmal den Augen wehtut.
Es gibt sogar ein neues Kapitel, nämlich 'Er, Sie, Es – oder doch Ich? Eine Frage der Perspektive', welches sich, Überraschung, mit Frage der Erzählperspektive befasst.
Personen, die sich die vorherige Ausgabe gekauft haben, müssen – sofern sie die kindle-Ausgabe besitzen – nicht nochmal Geld ausgeben, sondern können das Buch einfach aktualisieren.
Die Länge ist praktisch gleich geblieben. Das eigentliche Buch ist – in realistisch gedruckter Form – 149 Seiten lang, die restlichen 44 Seiten bestehen aus Leseproben.
2) Ich ein absoluter Gegner von politisch korrekten Genderformen. Ich finde, das Ergebnis dieser Ausdrucksweise liest sich ganz fürchterlich. Wenn ich also auf den nächsten Seiten von Autoren spreche, meine ich immer auch die Autorinnen. Das selbe gilt für alle Wörter, in die man ein männliches oder weibliches Geschlecht hineininterpretieren kann.
Also dann:
Dieses Buch widmet sich den grundlegendsten Fragen und Problemen, die ein durchschnittlicher angehender Autor beim Produzieren des eigenen und womöglich ersten Buches hat. Das fängt bei der Struktur und der Ausarbeitung der Geschichte an und hört bei der Frage auf, wie man das letztendlich Produzierte auch in einer Form an den Leser bringt, die es eben jenem auch ermöglicht, das Ganze entspannt und mit Spaß lesen zu können. Dazu gehört einerseits die Geschichte bzw. der Roman, andererseits auch solche Dinge wie ein ordentliches Layout, das beim Lesen keine Augenschmerzen verursacht.
Dieses Buch behandelt nicht, wie der Titel schon sagt, die Themen Interpunktion, Grammatik, Stil und Syntax, bzw. nur extrem am Rande und ganz zum Schluss. Der wichtigste und längste Teil dieses Buches behandelt jedoch die Entwicklung und die Strukturierung der Geschichte, der Story, des Plots oder wie man das auch immer nennen möchte.
So wichtig die eigentliche Geschichte auch ist, so unabdingbar das Talent zum Schreiben auch sein mag: Wenn die Struktur der Geschichte nicht stimmt, dann wird aus einer sehr guten Idee für ein Buch oder allgemein eine Geschichte sehr schnell etwas, das unübersichtlich und unausgewogen wird, sofern es denn überhaupt jemals zu Ende gebracht wird.
Der Grund für das nicht zu Ende bringen dieser Geschichten ist oftmals ganz einfach der, dass viele Autoren nach diesem ersten Geistesblitz einfach so drauf losschreiben, um dann nach dem ersten Drittel den Faden und den Überblick über das eigene Werk zu verlieren. Das macht, wenn es einem passiert, natürlich keinen Spaß und verdirbt, wie ich glaube, ungefähr 99 Prozent aller angehenden Autoren die Chance, das Buch, Drehbuch oder was auch immer jemals in einer Form zu vollenden, die eine Veröffentlichung überhaupt erst sinnvoll, möglich und im besten Falle auch noch erfolgreich werden lässt.
Es gibt eine Reihe Bücher, die sich mit den Themen 'Wie schreibe ich ein gutes Buch', 'Was macht einen guten Roman aus' befassen und ebenso gibt es welche, die Tipps und Anleitungen zum Thema 'Wie erstelle ich ein E-Book?' geben. Warum also noch eines?
Erstens finde ich, dass viele der bisher erschienenen Ratgeber zu dem Thema sehr oft einen nicht unerheblichen Anteil an Eigenwerbung für die eigenen Bücher innehatten und haben. Bei einem Ratgeber hat so etwas meiner Meinung nach nichts oder nur ganz am Rande zu suchen, z.B. ganz hinten als Leseprobe, wie auch in diesem Buch.
Ebenso finde ich es einigermaßen störend, wenn die eigene Erfolgsgeschichte als Universalrezept angepriesen wird, weil die Menschen nun mal verschieden ticken. Was für den einen funktioniert, kann für den nächsten völlig kontraproduktiv sein und umgekehrt. Entsprechend ist dieses Buch auch nicht als Anleitung zu verstehen, wie man 100 prozentig alles richtig machen wird, sondern eher als Leitfaden, wie man die Sache denn angehen könnte. Ob und wie man die einzelnen Punkte dann in die Realität umsetzt, ist selbstverständlich jedem selbst überlassen.
Dann kann man auch Ratgeber schreiben, ohne dass man die beschriebene Tätigkeit in Perfektion beherrscht. Allerdings sollte man dann auch sagen, wo man selber als Vertreter dieser Zunft einzuordnen ist. Der durchschnittliche Lektor ist oftmals eben kein erfolgreicher Schriftsteller. Das eine hat dem anderen nur sehr bedingt etwas zu tun. Auch die wenigsten Konstrukteure von Formel 1 Wagen würden eine sonderlich gute Figur im Cockpit machen.
Das sollte man aber auch sagen, sodass der potenzielle Leser das Geschriebene auch irgendwie realistisch einordnen kann. Einige Autoren der bisher existierenden Ratgeber tun dies, was ich sehr befürworte, viele tun es nicht.
Ich persönlich habe zum Beispiel gerade damit angefangen, meine Romane und Bücher zu veröffentlichen und erst einen an den Verlag gebracht, stehe also noch am Anfang der Karriere als Autor. Was ich aber weiß, ist, dass ich mir ungefähr zwanzig Jahre lang Gedanken über das Thema dieses Buches gemacht habe. Entsprechend ist der Inhalt auch mit Fakten hinterlegt und nachvollziehbar und ich hoffe, dass der eine oder andere etwas mit den folgenden Seiten anfangen kann.
Auch behandeln nicht wenige der existierenden Ratgeber nur einen oder mehrere Teilaspekte des Schreibens. Manche beziehen sich da verstärkt auf die Charaktere, anderen sind Themen wie Wortwitz, Syntax oder die Vermarktung des Buches wichtiger. Zum Schreiben eines Buches oder allgemein einer Geschichte gehört aber mehr. Das Allerwichtigste ist, wie ich finde, die Geschichte, die dem Buch / Drehbuch / Theaterstück zugrunde liegt. Die muss vorhanden sein, ansonsten nützt es nicht, wenn der Rest noch so brillant entwickelt worden ist. Viele der existierenden Ratgeber befassen sich mit nicht der kompletten Materie der Entwicklung einer Geschichte, sondern behandeln nur Teilaspekte. Sollte das doch einmal der Fall sein, sind diese oftmals unglaublich trocken und lang. Leider, je besser sie inhaltlich werden, desto trockener. Zumindest ging mir das beim Lesen so. Keine Frage, es handelt sich hierbei um Sachbücher und nicht um Spionageromane, aber ein etwas lebendigerer Schreibstil stand bei mir während der Lektüre oftmals sehr weit oben auf meiner Wunschliste.
Jetzt bin ich weder Lektor noch erfolgreicher Autor, sondern habe mir im Laufe der Jahre 'nur' eine Menge Wissen angelesen und -geeignet, dieses Thema betreffend. Manchmal durch Lektüre, manchmal durch Diskussionen mit Bekannten oder auch Mitgliedern von Schreibgruppen oder Internetforen und manchmal einfach nur, indem ich mich hingesetzt und nachgedacht habe. Darüber hinaus habe ich als leidenschaftlicher Kinogänger irgendwann einmal den Sprung vom Buch zum Film gewagt und festgestellt, dass das Prinzip einer funktionierenden Geschichte völlig unabhängig vom Medium ist. Man kann die Techniken eines Drehbuches natürlich nicht 1:1 auf einen Roman anwenden und auch anders herum klappt das nur bedingt. Aber die Prinzipien, nach denen Bücher, Filme und auch Theaterstücke entwickelt werden, sind oftmals sehr ähnlich. Es handelt sich nämlich um Geschichten, die erzählt werden.
Ich werde mich im Folgenden entsprechend nicht nur auf Bücher beziehen, sondern auch oft Filme als Beispiele heranziehen. Ich werde mich selten aus dem Fenster lehnen und bahnbrechende neue Hypothesen aufstellen, sondern versuchen, die Sachverhalte, die eigentlich schon einer Menge Menschen klar sind, mal auf den Punkt zu bringen. Vorzugsweise so, dass auch der normale Mensch von nebenan imstande ist, die Sache zu verstehen, ohne vorher einen Volkshochschulkurs in Literatur belegt haben zu müssen.
Worauf in diesem Buch hingegen wie schon erwähnt nicht eingegangen wird, sind solche Dinge wie Schreibstil, Grammatik, Rechtschreibung und Syntax.
Wie man einen Satz baut, wie man eine Situation beschreibt, ob man Schachtelsätze oder stakkatoartig schreibt, das sind so persönliche Dinge, da kann man gar kein Universalrezept aufstellen. Und das ist auch gut so. Wenn alle Menschen gleich schreiben würden, wäre das sehr langweilig. Darüber hinaus fehlt mir persönlich schlicht und ergreifend das Wissen, diese Punkte betreffend, entsprechend werde ich mich hüten, anderen Ratschläge zu erteilen. Das zum Thema Schreibstil. Die anderen Punkte Grammatik, Rechtschreibung und Syntax fallen, wie ich finde, unter die Kategorie 'Muss' bei einem jeden Autor und sollten vorhanden sein, bevor man mit dem Schreiben beginnt. Ganz zum Schluss noch mal ein Wort dazu.
Darüber hinaus ist dies ein 'work in progress'.
Es wird mit ziemlicher Sicherheit passieren, dass mir im Laufe der Zeit Dinge einfallen, die noch nicht besprochen wurden. Entweder werden diese Gedanken dann in bereits bestehenden Kapiteln festgehalten oder sie erhalten ein eigenes Kapitel. Dieses Buch wird entsprechend, sollte dies der Fall sein, in unregelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Hinweise hierzu werde ich auf meiner Facebook-Autorenseite, meinem Neobooksprofil oder der Amazon-Autorenseite hinterlassen. Dort können übrigens auch gerne Anmerkungen und Wünsche hinterlassen werden, sollte ein Thema nicht behandelt worden sein, für das jedoch besonderes Interesse besteht.
Am Anfang, wie oben beschrieben, spukt ja immer eine wie auch immer geartete Geschichte bzw. die Idee zu dieser Geschichte im Kopf des Autoren herum. Sobald diese wie auch immer aussehende Idee auch nur halbwegs konkrete Form annimmt, gehen viele Autoren die Sache von der falschen Seite aus an, wie ich – und diverse Menschen vor mir – irgendwann mal festgestellt habe.
Einführungen und erste Kapitel oder auch Klappentexte werden gerne mal in Foren und im Bekanntenkreis auf den Markt geworfen, bevor der Rest des Buches überhaupt existiert, und oft liegt die größte Angst des Autors darin, ob diese ersten Zeilen denn gut geschrieben sind und wie sie beim potenziellen Leser ankommen.
Diese Neugier ist verständlich, leider kann man aber erst ein ordentliches Urteil über die Geschichte abgeben, wenn man die ersten Kapitel, also mindestens drei bis vier, gelesen hat. Erst danach wird auch der persönliche Schreibstil deutlich. Entsprechend kann man erst dann sagen, ob es einem gefällt, und vielleicht auch, ob die Idee, die den ersten Seiten zugrunde liegt, stringent fortgeführt wird oder ob der Autor bei diesen ersten Seiten vielleicht einfach mal einen guten oder schlechten Tag hatte.
Darüber hinaus ist der Anfang einer Geschichte das, was laut Aussage vieler Autoren am häufigsten umgeschrieben wird. Meistens kann man als Autor erst am Ende wirklich sagen, wie die Geschichte genau anfängt und dann ist das, was man lauter Leuten zu lesen gegeben hat, gar nicht mehr existent.
Ebenso wird erst nach einer gewissen Länge der Geschichte deutlich, ob diese denn überhaupt existiert, spannend ist und zum Weiterlesen animiert. Eine Einleitung bzw. das erste Kapitel ohne den Rest des Buches zu lesen, ist ungefähr so, als ob man die ersten fünf Minuten eines Filmes anguckt und entscheiden soll, ob er was taugt. Das funktioniert nur sehr bedingt. Den Ansatz kann man beurteilen, den Rest nicht. Das Buch sollte also, bevor man zu einer realistischen Einschätzung der Sachlage kommen kann, zumindest in der Grundstruktur vorhanden sein.
Aber selbst wenn das nicht der Fall ist: Letztendlich kann man nicht sagen, warum Bücher erfolgreich werden, am Schreibstil und der ausgefeilten Geschichte liegt es zumindest stellenweise definitiv nicht.
Ich habe z.B. irgendwann einmal rein aus Neugier in die ja gar nicht so unerfolgreichen und doch eher kontrovers diskutierten Feuchtgebiete reingelesen. Nach drei Seiten war ich froh, dass ich mir das Buch nicht gekauft habe und nach zehn Seiten habe ich es weggelegt. Und das Ding verkaufte sich damals wie warme Semmeln. Dasselbe gilt für den – was die Verkaufszahlen angeht - absoluten Überflieger Shades of Grey.
Man kann auch ohne die Fähigkeit, mit Synonymen um sich zu werfen, ohne Kenntnis davon, wie man einen Satz ordentlich baut, ohne Anspruch, höhere Literatur zu verfassen und ohne die leistete Ahnung von Rechtschreibung und Grammatik ein ziemlich erfolgreiches Buch schreiben.
Für Letzteres gibt es Lektoren und die ersten beiden Punkte fallen nicht selten unter die Kategorien 'Zeitgeist', 'persönlicher Geschmack des Lesers' und 'unwahrscheinliches Glück'.
Woran es jedoch nicht selten hapert, wenn die Sache nicht sogar häufig daran scheitert, ist die Vorbereitung bzw. die Kenntnis, dass beim Schreiben auch so etwas wie ein technischer Aspekt existiert. Dieser Aspekt zieht sich durch die komplette Entstehung des Buches. Er fängt deutlich vor dem Zeitpunkt an, zu dem man das erste Wort niederschreibt, und hört bei der Veröffentlichung des Buches auf.
Vieles davon ist Technik im Sinne von 'Wie gehe ich die ganze Sache an und wie kriege ich eine Struktur in die Geschichte, die ich erzählen möchte?', wohingegen manches davon wirklich unter die Kategorie 'Wie stelle ich es an, dass das fertige Buch auch ordentlich aussieht?' fällt.
Gerade für den ersten Punkt, und seit der verstärkten Präsenz des E-Books auch für den zweiten, gibt es gewisse Regeln. Wenn man die befolgt, dann kann der eigene Stil noch eigenwillig und die Geschichte noch so unoriginell sein, die Wahrscheinlichkeit, dass es zumindest bei den Lesern einigermaßen gut ankommt, steigt gewaltig. Rein aus dem Grund, weil es so etwas wie einen Durchschnittsgeschmack und eine Erwartungshaltung vonseiten der Leser gibt. Und dieser Durchschnittsleser erwartet beim Lesen eines Romans bzw. einer Geschichte einen gewissen Aufbau und eine gewisse Abfolge an Ereignissen. Wenn diese Abfolge oder die Ereignisse nicht eintreten, dann ist besagter Durchschnittsleser einigermaßen verwirrt. Entsprechendes gilt für das Layout.
Das soll jetzt kein Aufruf dazu sein, in Zukunft nur noch 08/15-Romane zu verfassen, die gerne mal unter die Kategorie 'Trivialliteratur' fallen, sondern sich der Struktur der zu erzählenden Geschichte etwas mehr anzunehmen. Vom Inhalt her mag man jetzt über Trivialliteratur denken, was man will; die Struktur der Geschichten stimmt in diesen Büchern meistens. Und das ist einer der Gründe, warum diese Vertreter ihrer Gattung oft so erfolgreich sind.
Bei der Vielzahl an wirklich guten Ideen, die in irgendwelchen Schubladen, auf irgendwelchen Festplatten oder auch bereits im Internet herumgeistern, wäre es sehr schade, wenn diese es nicht schaffen würden, ein Eigenleben in Form eines fertigen Romans oder Buches zu führen, das beim potenziellen Leser gut ankommt.
Ich bilde bei der oben genannten Unkenntnis übrigens keine Ausnahme. Fast alle Sachen, die ich im Folgenden ansprechen werde, sind auch mir irgendwann erst bewusst geworden und ich habe sie am Anfang auch fast alle falsch gemacht. Am Anfang, als ich angefangen habe zu schreiben, war von diesem Wissen nichts vorhanden. Entsprechend sind die Sachen auch geworden.
Ob ich sie heute richtig mache, weiß ich immer noch nicht. Das müssen mir im Prinzip andere sagen. Die ersten, dies es getan haben und mit denen ich weder verwandt noch befreundet bin, meinen zumindest, ich sei auf einem recht guten Weg, wenn auch noch nicht perfekt. Unabhängig davon ist mir einfach irgendwann mal bewusst geworden, was ich rein technisch in der Vergangenheit falsch gemacht habe.
Privat bin ich recht häufig in Internetforen unterwegs und tausche mich mit anderen Leuten allgemein über das Schreiben oder speziell über verfasste Texte aus. Dabei habe ich häufig sehr ähnliche Fragen und Probleme gesehen und gelesen. Die meisten eingestellten Texte bestanden aus oben angesprochenen Einleitungen und ersten Kapiteln und die Fragen waren und sind meistens der Natur, ob es gut ist, ob man weiterlesen würde bzw. wie man es besser machen kann.
Wie schon gesagt, die Frage kann man leider nur unzureichend beantworten, bevor das Buch nicht fertig ist. Erst dann kann man beurteilen, ob sich eine gute Geschichte hinter der Einleitung versteckt. Ganz häufig ist es dann so, dass diese nichts selten unglaublich guten Ansätze im Sande verlaufen, weil angefangen wurde zu schreiben, bevor die Geschichte ordentlich entwickelt wurde. Und das ist sehr schade.
Um im Folgenden zu verdeutlichen, was ich meine, werde ich mich ab und zu mal auf existierende Bücher, aber genauso oft auf Filme beziehen. Es geht hier ja nicht primär um das Buch als Medium, sondern darum, wie man eine Geschichte strukturiert. Ob die dann später auf Buchseiten, auf der Leinwand oder auf der Bühne stattfindet, ist eher nebensächlich.
Sollte ich entgegen der Anmerkung weiter oben dann auch mal auf die von mir verfassten Werke hinweisen, dann passiert das nicht, weil ich der Meinung bin, meine Bücher seien die aller tollsten. Das passiert deshalb, weil ich bei diesen Büchern schlicht und ergreifend weiß, was da passiert und wie genau sie entstanden sind. Diese seltenen Referenzen also bitte nicht als Werbung verstehen.
Sehr viele Menschen sind der Meinung, dass Grammatik, Rechtschreibung und dergleichen das A und O beim Schreiben sind.
Das ist Blödsinn.
Das ist so mit das Unwichtigste am ganzen Schreibprozess. Beim letztendlichen Lesen – soll heißen, wenn das Buch an die Öffentlichkeit gelangt oder das Drehbuch den Schauspielern in die Hand gedrückt wird – sollte natürlich alles so weit wie möglich korrekt sein, aber dafür gibt es Lektoren oder Bekannte mit viel Zeit. Das kommt ganz zum Schluss.
Ich persönlich mache beim Schreiben die Rechtschreibprüfung aus, weil mich das Korrigieren der Tippfehler vom Schreiben abhält. Das hat zwar zur Folge, dass ich am Ende ungefähr 1500 Tippfehler berichtigen muss, aber der Schreibfluss wird nicht unterbrochen. Optimalerweise macht man diese Berichtigungen natürlich selber (man hat es ja auch selber falsch geschrieben), aber es kommt zum Schluss. Und wirklich erst, nachdem die wie auch immer geartete Geschichte geschrieben worden ist. Als aller erstes muss etwas da sein, das es zu berichtigen gilt. Und da kommt es nicht auf die Rechtschreibung oder auf die Grammatik an, sondern darum, dass die Geschichte stimmt. Und damit kommen wir gleich mal zur allerersten und wichtigsten Regel, eine Geschichte betreffend:
Es muss Herausragend und Weltbewegend sein!
Bücher, Romane, Drehbücher und Geschichten ganz allgemein sind harte Arbeit, schlicht und ergreifend, weil sie meistens recht lang sind und ausführlich und detailliert darüber berichten, was der jeweiligen Hauptperson an weltbewegenden Dingen widerfährt. Das mit der Länge ist natürlich sehr variabel aber nicht die Sache mit dem Herausragend.
Wer sich jetzt fragt: 'Wieso herausragend? Ich will doch nur eine Geschichte schreiben', dem seien folgende Gegenfragen gestellt:
Wenn es sich bei der vorliegenden oder geplanten Geschichte nicht um das herausragendste, um das weltbewegendste Ereignis im Leben des Hauptcharakters handelt, warum wird diese Geschichte dann erzählt? Warum wird dann nicht die Geschichte des herausragendsten und weltbewegendsten Ereignisses dieses Charakters erzählt?
Es ist erstaunlich, wie viele der Befragten auf diese Fragen keine Antwort wissen. Ich wusste die Antwort damals auch nicht. Aber die Fragen haben ihre Berechtigung. Man muss sich die ganze Sache nämlich einmal aus der Sicht des Lesers anschauen.
Ganz ehrlich: Wenn ich als Leser ein Buch in die Hand nehme, will ich keine Alltagsgeschichten lesen, die mich an mein eigenes Leben erinnern. Das kriege ich jeden Tag mit, ohne dafür noch extra Geld auszugeben oder mehrere Stunden meiner Zeit zu investieren. Ich will etwas Außergewöhnliches lesen und dabei ist es erst einmal egal, ob es außergewöhnlich positiv im Sinne von Komödie oder Romanze, oder außergewöhnlich negativ im Sinne von Drama oder Tragödie ist. Das 'Normale' erlebe ich jeden Tag zur Genüge. Das muss ich mir nicht auch noch in Büchern antun. Dasselbe gilt für das Kino. Wenn ich da etwas sehe, das, genau wie mein Privatleben, dann doch eher im durchschnittlichen Mittelfeld herumdümpelt, frage ich mich, warum ich mir dafür zwei Stunden den Hintern platt sitzen und eine Menge Geld ausgeben soll. Da kann ich genauso gut mit Freunden essen gehen. Das kostet ungefähr genauso viel, ist genauso normal, macht aber mehr Spaß.
Jetzt gibt es Menschen, die sagen: 'Wieso Tragödie? Wieso negativ? Ich will mich doch nicht vorsätzlich deprimieren, wenn ich ein Buch lese.'
Es folgt eine kleine Liste aus der Rubrik 'Drama & Tragödie':
- Das Leben ist schön
- Das Tagebuch der Anne Frank
- Million Dollar Baby
- Vom Winde verweht
- Hamlet
Den Stil, die Art und den Inhalt betreffend könnten diese Bücher, Filme und Theaterstücke nicht unterschiedlicher sein. Allerdings sind es alles nicht wirklich Bücher und Filme (und: Ja. Vom Winde verweht war zuerst ein Buch), die unter die Kategorie 'gute Laune' fallen. Aus sehr unterschiedlichen Gründen sind alle dennoch sehr bekannt und allen diesen Werken ist etwas gemein: Es handelt sich bei der Schilderung der Ereignisse immer um die mit Abstand wichtigste Phase im Leben der jeweiligen Hauptperson.
Also: Wenn es für die Hauptperson nicht weltbewegend ist, warum dann aufschreiben?
Um die ganze Sache mal ein wenig aufzulockern, hier mal ein Beispiel aus der neueren Geschichte und eher aus Popkultur und unter der Kategorie 'Actionthriller' zu verorten: Die Bourne-Reihe.
Für die, die es nicht wissen: Die ersten beiden Filme 'Die Bourne Identität' und 'Die Bourne Verschwörung' sind entstanden nach Romanen von Robert Ludlum. Der dritte Teil ist so frei, dass man nicht mehr von einer Verfilmung sprechen kann, vom vierten Teil wollen wir gar nicht erst reden, auch wenn der Film gut ist.
Die Geschichte erzählt, wie ein Profikiller im Dienste eines hoch illegalen CIA-Programmes aufgrund von traumatischen Ereignissen einen kompletten Gedächtnisverlust erleidet und nach und nach realisiert, was er im Namen seines Landes für Verbrechen begangen hat. Als ihm klar wird, dass er nicht mehr zurück kann, beginnt ein Katz und Mausspiel, das Jason Bourne schließlich dazu zwingt, sich, obwohl er gerne ein ruhiges Leben in Indien führen würde, intensiv mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen. Sehr zum Leidwesen aller Beteiligten.
Warum wird dieser Teil des Lebens von Jason Bourne erzählt?
Ganz einfach: Vorher und nachher sind völlig uninteressant. Wichtig und interessant am Leben des Charakters Jason Bourne ist für den Leser genau die Zeitspanne, die dargestellt wird.
Vorher mag auch interessant sein, aber jemandem dabei zuzugucken, wie sein Charakter gebrochen wird – und das über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg –, um dann als perfekte Tötungsmaschine zu funktionieren, ist jetzt nicht wirklich leicht an den Mann zu bringen, weil es schnell langweilig wird.
Vom Anfang des ersten Buches bis zum Ende des dritten Filmes geht es darum, wie Jason Bourne langsam begreift, was mit ihm angestellt worden ist, was er selbst angestellt hat, zu dem Schluss kommt, dass er ein Monster ist und diesen Umstand nun zu berichtigen gedenkt, soweit das überhaupt noch möglich ist.
In diesem Zeitraum geht es zur Sache. Da finden Ereignisse statt, die sein Leben auf den Kopf stellen und da kriegt der Leser etwas geboten, das außergewöhnlich ist. Er wird gejagt, er muss sich seiner Haut wehren, er muss, um zu überleben, Gegner töten, auch wenn er das eigentlich nicht will, er hat Selbstzweifel, die ihn an Selbstmord denken lassen usw.
Dass er es nach der ganzen Geschichte vielleicht endlich schafft, ein ruhiges Leben in Timbuktu oder Bad Oldesloe zu führen, ist eher uninteressant. Das ist am Ende eine schöne Sache für den Leser, wird aber eher am Rande zur Kenntnis genommen.
James Bond ausgiebig dabei zu beobachten, wie er im Büro sitzt und seinen Papierkram erledigt (was er mit Sicherheit auch macht), würde auch niemandem einfallen. Mr. Flemming hat sowas entsprechend auch nie aufgeschrieben und auf der Leinwand sieht man sowas auch nicht.
Selbiges gilt für Harry Potter. Was der Kerl in seinen Sommerferien anstellt, interessiert keinen Menschen. Diese Alltagsgeschichten wurden von Ms Rowling bewusst nicht erzählt, weil sie nicht außergewöhnlich sind. Nur die Teile, in denen es ordentlich kracht, wurden prosaisch festgehalten.
Natürlich braucht man einen gewissen Vor- und Nachlauf, was dieses weltbewegende Ereignis angeht, damit es nicht aus dem Zusammenhang heraus gerissen wirkt und man die Geschichte nicht völlig überfrachtet. Das nennt man dann Einleitung und Ausklang bzw. Finale, wobei 'Einleitung' nicht mit den oben angesprochenen ersten drei Seiten zu verwechseln ist. Mehr dazu aber später.
So ein Stück aus dem Leben eines oder mehrerer Menschen zu konstruieren, dauert ein wenig. Das liegt in der Natur der Sache. Selbst Genies wie Terry Pratchett, der in seiner Hochzeit im Schnitt 3-4 Romane in 2 Jahren produziert hat, kommen da irgendwann an ihre Grenzen.
Einen Roman von vorne bis hinten zu schreiben, dauert – zumindest, wenn man nebenher noch einen Beruf hat – normalerweise ungefähr ein Jahr. Das ist eine Zeitspanne, die einen schon gerne mal schnell ein wenig mutlos werden lässt. Schließlich haben wir nur ca. 80 davon.