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Erst Denken - Dann Handeln Kennen Sie das? Der Typ vor Ihnen auf der Rolltreppe hält gerade den kompletten morgendlichen Verkehrsfluss auf, weil das Prinzip "Links Gehen, Rechts Stehen" für ihn heute nicht gilt. Oder der Miteinkäufer im Supermarkt, der seinen Einkaufwagen so in den Gang stellt, dass man ihn nachher auch gut wieder findet - und sei es nur aufgrund des Staus, der sich durch die komplette Blockade des Ganges gebildet hat. Warum denken einige Leute nicht nach, bevor sie etwas tun? Warum verhalten sie sich so, als ob sie das Gehirn heute mal im Stand-by Modus laufen haben? Oder haben sie das wirklich? Haben sie vielleicht Angst, dass es sich abnutzen könnte? Zugegeben, einen schlechten Tag hat jeder Mal, aber bei nicht wenigen Personen scheint schon fast Vorsatz vorzuliegen. Anhand einiger im Alltag häufig zu beobachtender Beispiele und Personengruppen geht dieses Buch der Frage nach: Warum tun Menschen so dumme Dinge? 27139 Worte, ca. 125 Seiten plus Leseproben.
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Seitenzahl: 194
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Dennis Blesinger
Erst Denken - Dann Handeln
Oder die Frage: Warum tun Menschen so dumme Dinge?
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Einleitung
Menschen beim Einkaufen
Zwischenmenschlicher Verkehrsfluss
Zwischenmenschlicher Verkehrsfluss 2
Das Ende der Schlange
Mütter
Eltern
Heiteres Beruferaten
Wer lange sucht ...
... der findet
Die andere Seite
Miteinander im Geschäftsalltag
Danksagung
Hinweise und Anmerkungen
Leseprobe 1:
Leseprobe 2:
Impressum neobooks
Um die ganze Sache gleich mal ins richtige Licht zu rücken: Jeder hat mal einen schlechten Tag und jeder ist mal mit den Gedanken woanders, überhaupt gar keine Frage.
Die Frage ist immer die, wie man damit umgeht und was man macht, wenn man sich dabei ertappt, was Blödes getan zu haben bzw. zu tun. Dieses neben sich stehen ist nur allzu menschlich, das wird immer wieder passieren und ist auch an sich nicht weiter schlimm.
Es ist der anscheinende Vorsatz, der so störend ist und die Tatsache, dass ein nicht zu verachtender prozentualer Anteil der Menschheit nicht willens ist, aus diesen Erfahrungen zu lernen oder zumindest zu versuchen, die ganze Geschichte beim nächsten Mal etwas geschickter anzustellen.
Irgendwann einmal habe ich behauptet, 2/3 aller Menschen seien blöde. Das war zu einer Zeit, als ich ca. 16 war und seitdem habe ich ein wenig Lebenserfahrung gesammelt, eine Menge Menschen kennengelernt und meine persönliche Einschätzung dieser Sachlage ein wenig revidiert.
An guten Tagen komme ich zu dem Ergebnis, dass nur ein Fünftel aller Menschen ihren IQ der Außentemperatur anpasst, an schlechten komme ich auf 75 Prozent. Letzteres ist oftmals an Montagen der Fall, deshalb sollte diesen Spitzenwerten nicht allzu viel Bedeutung zugemessen werden.
Das besagte Fünftel, das aber auch zu Zeiten nicht unterschritten wurde, als ich schwer verliebt war und die Welt durch eine rosa Brille gesehen habe, lässt sich recht einfach erklären: Menschen denken nicht nach bzw. der Denkprozess setzt oftmals erst dann ein, wenn die dazugehörige Handlung bereits auf Hochtouren läuft. Oder wie gesagt überhaupt nicht. Das führt dann meistens dazu, dass besagte Handlung deutlich länger dauert, als es nötig wäre und mit vielen unnötigen Komplikationen verbunden ist. Das wäre egal, wenn es eine Handlung beträfe, bei der man alleine ist und niemand anderes direkt oder indirekt involviert ist, beispielsweise wenn man auf dem Klo sitzt, und nach der ganzen Sache bemerkt, dass man vergessen hat, Klopapier zu kaufen.
Solche privaten persönlichen Tragödien sind aber leider die Ausnahme. In erstaunlich vielen Fällen wirken sich die Handlungen des täglichen Lebens direkt auf unser Umfeld aus, unter anderem auf unsere Mitmenschen.
Um mal ein simples Beispiel zu nennen: Wenn man die Treppe hinunter geht, ohne sich dessen bewusst zu sein, fällt man sehr schnell auf die Schnauze. Guckt man sich hingegen seine Umgebung mal näher an, bevor man wild drauf losrennt, teilt einem das Gehirn mit:
"Treppe. Abwärts. Gewicht verlagern, und zwar leicht nach hinten. Erst der linke Fuß, dann der rechte. Unten angekommen wieder normal weitergehen".
Auf diese Weise gelingt einem dieser akrobatische Bewegungsablauf des Treppehinabgehens erstaunlich gut und unfallfrei.
Wenn man allerdings das Hirn auf Durchzug schaltet, dann kann man von Glück sagen, wenn man, unten angekommen, höchstens das Problem hat, dass man sich sehr leidtut und selber sehen muss, wie man jetzt in die Notaufnahme kommt. Sollte man sich allerdings auch noch in Gesellschaft befinden, könnte es passieren, dass das auch noch andere Personen betrifft, nämlich die, denen man beim Stürzen in Kreuz fällt und mit in den potenziellen Tod reißt. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass einer der Beteiligten jetzt den Notarzt per Handy rufen kann und man später Gesellschaft im Krankenhaus hat. Viel intelligenter wäre es allerdings, wenn man diese Episode einfach auslässt, heil unten an der Treppe ankommt, um dann das zu tun, was auch immer man gerade vorhatte.
Das Ganze lässt sich erstaunlich leicht bewerkstelligen, indem man diese 1-2 Kilo schwere wabbelige Masse, die man den ganzen Tag sowieso mit sich herumschleppt, einfach mal regelmäßig benutzt. Das hat mehrere Vorteile.
Zum einen bedankt sich das Hirn mit einem Langzeit-Lerneffekt und nach dem zehnten erfolgreichen Versuch, die Treppe hinunterzugehen, läuft die Geschichte fast wie von selber ab. Man muss fast nicht mehr nachdenken dabei. Zum anderen kann man seine bewussten Gedanken dann wirklich wichtigen Dingen zuwenden wie z.B.:
- Habe ich alles dabei für den Tag?
- Da vorne steht jemand in der Gegend herum, weil ihm was runter gefallen ist. Mache ich besser mal einen Bogen drum, bevor ich ihn über den Haufen renne.
- Könnte ich vielleicht der Frau mit dem Kinderwagen helfen, die Treppe runterzukommen? Solche Sachen halt.
Ein weiterer Grund für dieses Buch ist das unglaubliche Talent von Menschen, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen und der Erfolg dieser Begabung sind oftmals ein Haufen missgelaunte Personen, die dann entweder absichtlich oder unbewusst aneinander vorbei arbeiten oder reden, und das in allen Bereichen des Lebens.
Das muss aber nicht sein, sage ich mir immer wieder. Und in 90 Prozent aller Fälle ist der Grund für die letztendliche Missgelauntheit aller Beteiligten die Weigerung jener 20 Prozent, diese wabbelige Masse auch mal zu benutzen, bevor die Handlungen vollzogen werden.
Um es mal zusammenzufassen:
Erst denken, dann handeln.
Ist nicht so schwer, sollte man jetzt meinen.
Offensichtlich schon.
Anders ist es meiner Meinung nach nicht zu erklären, dass sich jeden Tag Dinge ereignen, die mich zu der Überzeugung kommen lassen, ungefähr ein Drittel aller Menschen gehört entweder entmündigt oder mal kräftig auf den Hinterkopf geschlagen. Soll ja bekanntermaßen auch einen Lerneffekt hervorrufen.
Ich habe im Folgenden mal versucht, geeignete Beispiele zu finden, um zu zeigen, worum es mir geht. Vorzugsweise in Verbindung mit Orten, mit denen auch die meisten etwas anfangen können.
Sollte sich jemand bei der Lektüre der folgenden Seiten auf den Schlips getreten fühlen, weil er/sie/es denkt: "Da übertreibt er aber, so blöde sind die meisten Menschen gar nicht!":
Richtig.
Es geht hier um das oben genannte Fünftel der Beteiligten. Manchmal auch nur um 5-10 Prozent. Die reichen aber vollkommen aus, um dem Rest das Leben schwer zu machen.
Sollte jemand das schlechte Gewissen packen, wenn er/sie/es denkt: "Verdammt, da hat er recht. Das habe ich auch schon mal gemacht":
Super!
Diesen Gedanken zu Herzen nehmen und das nächste Mal einfach anders machen.
Sollte der geneigte Leser denken: "Ha! Da kenne ich auch einige!"
Bitte geben Sie der Person dieses Buch.
Vielleicht hilft es ja.
Und sei es nur ein klein wenig.
Einkaufen ist etwas, das jeder Mensch recht regelmäßig tut. Sollte also eine relativ einfache Sache sein. Problem ist aber, dass man dabei noch anderen Leuten über den Weg läuft. Und damit fangen die Probleme an. Es wäre zugegebenermaßen toll, wenn man alleine im Supermarkt wäre und sich benehmen könnte wie die Axt im Walde, und manche Leute tun das auch. Sie sind aber nicht alleine.
So ist zum Beispiel so ein Einkaufswagen eine tolle Sache. Man kann Dinge in ihm stapeln, viel mehr, als man allein bequem tragen könnte, kann sich in Ruhe umsehen, all die schönen Dinge zusammen sammeln, die man zu Hause in den Kühlschrank zu stopfen gedenkt, und kann dabei sogar noch darüber nachdenken, was man denn nun wirklich einkaufen will, weil man ja mal wieder vergessen hat, eine Einkaufsliste anzufertigen bzw. diese auf dem Küchentisch hat liegen lassen.
Nun ist der durchschnittliche Supermarkt so gestaltet, dass genau zwei Einkaufswagen nebeneinander herfahren können, wohlgemerkt gesetzt den Fall, dass sich der dazugehörige Mensch hinter dem Wagen befindet und ihn schiebt. Meinetwegen auch davor und zieht. Dann kann der Gegenverkehr ohne Probleme an einem vorbei rollern und alles ist gut.
Das Ganze funktioniert spätestens dann nicht mehr, wenn man den Wagen seitlich neben sich herschiebt, weil man gerade auf der anderen Seite des Ganges was Tolles entdeckt hat und trotz des nahenden Gegenverkehrs die Gunst der Stunde nutzen möchte, das Objekt der Begierde einzusacken, bevor der andere es einem wegstiehlt. Es ist ebenfalls eine dumme Idee, flink und erst im letzten Moment mitsamt Wagen die Spur zu wechseln. Beide Vorgehensweisen führen früher oder später zu Zusammenstößen, die recht schmerzhaft werden können.
Man kann jedoch darauf wetten, dass einem früher oder später genau so eine Pappnase entweder entgegenkommt, oder durch besagte Nebeneinandertaktik den kompletten Gang versperrt. Als intelligenter Mensch hält man natürlich an und fährt nicht mit vollem Karacho in den Wagen des anderen oder in den Menschen selber rein, sondern wartet, bis der Gang und die eigene Seite wieder frei werden.
Ich denke mir regelmäßig, dass es doch eigentlich nicht so schwer sein kann, die grundlegendsten Verkehrsregeln wie Rechtsverkehr, rechts vor links usw. auf Bereiche außerhalb der Straße anzuwenden, erinnere mich dann aber wieder daran, dass es genauso viele Leute nicht fertigbekommen, besagte Regeln im Straßenverkehr selbst anzuwenden. Dazu jedoch später mehr.
Was nun folgt, ist oftmals dasselbe. Man bleibt entweder schweigend stehen und wartet geduldig darauf, dass der Gang freigemacht wird. Das kann allerdings dauern, je nachdem wie vertieft die andere Person in die Begutachtung der potenziellen Beute ist. Wenn schweigend warten also nichts nützt, spricht man die Person irgendwann einfach mal an, im Sinne von: "Tschuldigung, kann ich mal da durch?"
Was man macht, ist eigentlich völlig egal, im besagten Fünftel der Fälle erntet man leicht bis mittelschwer entrüstete Blicke, da das heilige 'Welche Tomate mag die beste sein'-Findungsritual unwirsch unterbrochen wurde. Darüber hinaus sind Menschen oftmals nicht gut darauf zu sprechen, wenn sie auf Fehler der eigenen Handlungsweise hingewiesen werden. Murrend – und in guten Fällen mit verkrampftem Lächeln – wird der Einkaufswagen dahin bugsiert, wo er hingehört und ich kann weiterfahren.
Anstatt das Ding gleich dahinzustellen, wo er hingehört, nämlich vor oder hinter einen selbst. Dann wäre nämlich eine Seite der Gasse frei gewesen und alles wäre gut.
Nun kann man nicht immer auf der rechten Seite fahren und an die Waren auf der linken Seite kommen, richtig. Dann nimmt man den Wagen halt mit. Man sollte nur darauf achten, dass der Gegenverkehr genug Zeit hat, auf dieses Manöver zu reagieren. Wüstes Herumschleudern des Wagens um einen Meter nach links ist unangebracht, wenn sich an diesem Fleck bereits jemand anderes befindet oder weniger als 50 cm davon entfernt ist und sich in Richtung genau dieses Fleckchens bewegt. Dann kann man nämlich selten rechtzeitig reagieren. Wenn man solche Verhaltensregeln beherzigt, ist immer eine Seite des Ganges frei. Alles super. Beide Seiten des Ganges zu okkupieren läuft nur dann, wenn man alleine ist.
Besonders interessant wird es, wenn man, wie wir das ja alle schon mal gemacht haben, den Wagen stehen lässt und die Beute nach und nach zum Wagen zurück befördert. Ich kenne das. Manchmal hab ich auch keine Lust, das blöde Ding die ganze Zeit vor mir herzuschieben. Dann ist aber die Frage, wo man das gute Stück abstellt. Schließlich will man's ja a) später leicht wiederfinden und b) nicht jedes Mal drei Kilometer zurücklegen müssen, nachdem man endlich die Marmelade gefunden hat.
'Zentral mittig' wäre also eine gute Idee. An sich klug, aber: Nein, ist es nicht. Erstens kommen auf diesen Gedanken auch noch 15 andere Leute. Zweitens führt das dazu, dass früher oder später ein Rudel herrenloser Wagen in der Mitte des Supermarktes steht, niemand mehr durchkommt und man selbst schlecht an den eigenen Wagen, weil der steht da eingekreist in der Mitte dieses Rudels.
Oder aber man macht das, was einem gerade spontan in den Sinn kommt, nämlich den Wagen einfach da stehen zu lassen, wo man gerade ist. Auch das ist unweise, denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit versperrt man somit zumindest die Hälfte des Ganges. Tut man ja auch, wenn man den Wagen mitnimmt, richtig, immer da, wo man gerade ist. Auf diese Weise nimmt man aber doppelt Platz ein und der Wagen versperrt für die Zeit, die er da rumsteht, durchgehend einen gewissen Teil der Regale und der darin befindlichen Beute bzw. Waren.
Den Wagen irgendwo quer oder diagonal in den Gang zu stellen wird auch gerne gesehen, weil das ist unüblich, das fällt auf und damit findet man ihn leicht wieder. Was vor allem leicht zu finden ist, ist der Stau, der sich aus dieser Handlung ergibt, weil jetzt kommt überhaupt keiner mehr durch den Gang und die Waren links und rechts vom Wagen werden dauerhaft vor dem Zugriff durch andere Kunde geschützt.
Was man machen sollte, ist: Einen Einkaufszettel anfertigen, oder wenn man das vergessen hat (oder ihn wie üblich hat zuhause liegen lassen), langsam den Supermarkt durchfahren und die Sachen dann einzusammeln, wenn man daran vorbeikommt. Es ist ja meistens so, dass man den Supermarkt seiner Wahl irgendwann kennt, und weiß, wo die Sachen ungefähr stehen.
Wenn man den Wagen stehen lässt, dann bitte dort, wo er den Gang maximal zu Hälfte versperrt, und somit den Verkehrsfluss nicht mehr als nötig behindert. Wo er auf gar keinen Fall hingehört, ist neben einen zweiten bereits abgestellten Wagen. Da mag er sich wohlfühlen und vielleicht führt das auch irgendwann dazu, dass ein dritter Einkaufswagen das Licht der Welt erblickt, aber man sollte es trotzdem vermeiden.
Ein weiterer ungünstiger Punkt ist neben einem dieser Palettenwagen, die vom freundlichen Supermarktpersonal platziert wurden, um den Warenbestand aufzufüllen. Auch damit blockiert man den Gang meistens komplett. Auch der Platz neben anderen Menschen, die gerade hinter oder vor ihrem Wagen stehen und das Regal nach potenzieller Beute durchsuchen, sind zu vermeiden.
"Macht doch keiner!", sagen Sie? Gehen sie mal einkaufen und gucken sich um. Sie werden staunen.
In jedem Supermarkt gibt es zwei bis drei tote Ecken, wo sich der Drahtkorb ein wenig ausruhen kann und niemanden stört. Man muss sie nur suchen, finden und dann benutzen.
Jetzt kommt man früher oder später in die Situation, dass man so einen dieser verwaisten Einkaufswagen vorfindet, die den Gang sehr effizient versperren, und muss jetzt entweder umdrehen und eine andere Route nehmen, oder, das empfiehlt sich, wenn es gerade etwas voller ist, man schiebt den besagten Wagen ein wenig zu Seite.
Das kann allerdings zu interessanten Reaktionen führen. Meistens taucht just in diesem Augenblick der Besitzer des Wagens auf und empfindet es als eine bodenlose Frechheit und als Eingriff in die Privatsphäre, dass man sich an seinen Einkäufen zu schaffen gemacht hat. Mal abgesehen davon, dass einem der Wagen wegen des Chips oder des Euros nicht gehört, man den Inhalt des Wagens nicht angerührt hat und einem das Zeug darin sowieso erst gehört, wenn man dafür bezahlt hat, reichen die Entgegnungen von einem patzigen 'Lassen Sie mal Pfoten von meinem Wagen', über ein defensiv-hektisches 'Jaja, ich mach das schon! Danke!', bis hin zu einer Reaktion, die mein persönlicher Liebling ist, nämlich wortloses Wegfahren und den Wagen sechs Meter weiter noch behämmerter in den nächsten Gang zu stellen.
Ein schlichtes und ernst gemeintes "Tschuldigung" wäre völlig okay. Alle wären glücklich. Wie schon gesagt, jeder von uns denkt mal nicht nach. Die Frage ist immer, wie man mit dieser Erkenntnis jetzt und in der Zukunft umgeht.
Die Kombination 'Mütter' und 'Supermarkt' ist eine ganz besondere. Viele Mütter benutzen nämlich ihren Kinderwagen als mobilen Einkaufskorb. Was an sich ja nicht dumm ist, im Gegenteil. Wenn sich das gute Stück dann allerdings in der bereits beschriebenen Art und Weise als Hindernis der eigenen Einkaufstour präsentiert, sollte man sich drei Mal überlegen, ob man Hand an den Wagen legt, besonders, wenn ein Kind darin ist. Man wird höchstwahrscheinlich des versuchten Kindesraubes bezichtigt. Selbst dann, wenn das Kind munter und fröhlich mit der Mutter unterwegs ist. Aber auch Mütter bekommen in diesem Buch ein eigenes Kapitel. Auch dazu also später mehr.
Letztendlich kämpft man sich aber jedes Mal durch die Gänge und findet sich in am Schluss der Einkaufstour am Ende der mehr oder weniger langen Schlange wieder, die zur Kasse führt.
Um den Umfang dieses Kapitels nicht zu sprengen, und weil es ein Kapitel mit dem Namen 'Das Ende der Schlange' gibt, verzichte ich auf solche profane Dinge, wie 'dem Vordermann von hinten die Hacken fahren', 'Wie man sich korrekt in einer Schlange anstellt', was es mit einem Laufband auf sich hat und das allseits beliebte Phänomen 'Oh, ich habe noch was vergessen, ich bin gleich wieder da', sondern komme gleich zum Ende: Dem Bezahlen.
Ich persönlich mache immer Folgendes: Nachdem ich meine Ware auf das Band gelegt habe, überfliege ich Pi mal Daumen, wie der Endbetrag wahrscheinlich aussehen wird, den ich zu entrichten habe, um all die schönen Dinge, die ich mir mühsam ersammelt habe, auch rechtmäßig nach Hause befördern zu dürfen. Dann werfe ich einen geschwinden Blick in meine Geldbörse, um zu überprüfen, ob die Liquidität ausreichend ist. Dann nehme ich entweder die entsprechenden Geldeinheiten aus besagter Börse oder nehme die EC-Karte in die Hand.
Was auch immer: In jedem Falle sorge ich dafür, dass das blöde Portemonnaie griffbereit ist, wenn die freundliche Kassiererin ihren magischen Satz sagt: "27,95 bitte". Dann gebe ich ihr das Geld/die Karte, räume, während sie abrechnet, weiter und zu Ende ein, nehme das Wechselgeld und gehe dann irgendwohin, wo ich meine Sachen in Ruhe einpacken kann, ohne den weiteren Betrieb zu stören.
Soweit zur Theorie. Bei jedem dritten bis vierten Kunden in der Schlange passiert nun aber Folgendes:
Kurz nachdem der zu entrichtende Betrag verkündigt wurde, fällt diesen Leuten völlig unvorbereitet auf, dass heute ausnahmsweise nicht 'Frei-Einkaufen-Tag' ist, sondern ein Tag wie jeder andere, und dass sie das Zeug auf dem Band ja auch wirklich bezahlen müssen. Umständlich wird jetzt das Portemonnaie herausgeholt (dabei werden auch gerne mal sämtliche Taschen durchsucht, wobei ich mich frage, ob ich der Einzige bin, der sein Portemonnaie immer am selben Ort aufbewahrt). Während des Bezahlvorganges wird nicht weiter eingeräumt. Nein. Weil: Hier geht es schließlich um Geld, da hört der Spaß auf und man muss man dem anderen auf die Finger gucken. Er könnte ja sein, dass er sich mit den horrenden Wechselgeldsummen aus dem Staub macht.
Erst nachdem das Wechselgeld geprüft und verstaut wurde (das dauert oftmals genau so lange wie das Herausholen), wird dann zu Ende eingepackt, möglichst noch so, dass die Sachen im Korb geometrisch ordentlich angeordnet sind. Dann wird sich umgeguckt, wo denn der beste Platz zum endgültigen Verstauen der Ware ist. Sollte man spontan keinen entsprechenden Platz finden, der einem behagt, so wird das ganz einfach an der Kasse getan, womit man höchst effizient verhindert, dass der Nächste in der Schlange bedient werden kann.
Auch gerne genommen ist die Erwiderung: "27,95? Warten Sie mal, das hab ich passend." Nach gefühlten zweieinhalb Stunden kommt man zu dem Schluss, dass das leider doch nicht der Fall ist, und holt jetzt die EC-Karte raus (mehr dazu im letzten Kapitel). Warum fünf weitere Münzen Wechselgeld im Portemonnaie offensichtlich das Ende der Welt bedeuten, habe ich bis heute nicht verstanden.
Inzwischen ist die Schlange an der Kasse auf 27 Leute angewachsen, was dazu führt, dass die Angestellte, die gerade dabei war, die Bestände aufzufüllen, ihren Palettenwagen kurz alleine lassen muss, um eine weitere Kasse zu besetzen, was unweigerlich dazu führt, dass jemand seinen Einkaufswagen sofort genau daneben abstellt.
Einkaufen ist harte Arbeit. Vor allem im Kopf. Aber mal ganz ehrlich: Rein, Wagen holen, Sachen rein, an die Kasse, bezahlen, einpacken, Wagen zurückstellen, raus.
Ist doch nicht so schwer. Sollte man meinen.
Kommentare und Erklärungsversuche bitte an mich.
Öffentliche Verkehrsmittel sind eine feine Sache, vor allem für die Umwelt. Vom Faktor Geld mal ganz abgesehen. Auch wenn es einem jeden Monat die Tränen in die Augen treibt, was der jeweilige ÖPNV für eine Monatskarte nimmt, kommt man damit doch meist deutlich besser weg als mit einem eigenen Auto, das die Straßen noch mehr verstopft als das ohnehin schon der Fall ist.
Der Vorteil beim Auto ist, ganz klar, dass man alleine ist. Man kann die Musik so weit aufreißen, wie man will, man braucht sich keine Gedanken darüber machen, ob andere bemerken könnten, dass man vergessen hat, ein Deodorant zu benutzen, man kann rauchen, wenn einem danach zumute ist usw.
Die Tatsache, dass man trotz der Abgeschiedenheit innerhalb des eigenen Wagens mitnichten alleine unterwegs ist, dieser Umstand aber irgendwie einigen Menschen nicht klar ist und die daraus resultierenden Probleme werden im nächsten Kapitel beschrieben.
Hier geht es erst einmal um öffentliche Verkehrsmittel. Bei Reisen in Bus, Straßenbahn, der S- und der U-Bahn gilt: Auch hier ist man nicht alleine, auch hier gibt es noch andere Menschen. Und zwar eine Menge. Das sollte einem nach der ersten Woche aufgefallen sein, entsprechend könnte man seine Handlungsweise darauf einstellen.
So ist es zum Beispiel so, dass zwei Menschen nebeneinander auf diesen Bänken in Bussen und Bahnen sitzen können, auf den hinteren meistens fünf.
Jetzt gibt ein psychologisches Phänomen, das sich "Distanzzone" nennt und den optimalen Mindestabstand zwischen zwei Menschen im täglichen Leben definiert, bevor es unangenehm wird. Man unterscheidet zwischen:
1) Gesellschaftliche Distanz
Menschen, die man nicht kennt und denen man vielleicht auch gar nicht zu nahe kommen möchte. Der optimale Abstand beträgt hier mindestens 2-3 Meter, die Skala ist nach oben offen. Je weiter weg, desto besser.
2) Persönliche Distanz
Freunde, Bekannte und Kollegen dürfen auch gerne mal bis zu einem Meter an einen ran. Spätestens, wenn man sich begrüßt, geht das auch nicht anders. Wichtig ist hier, dass man den anderen zumindest ansatzweise kennt und auch sympathisch findet.
3) Intime Distanz
Diese Kategorie ist sehr guten Freunden, der eigenen Familie und Partnern vorbehalten und der Abstand beträgt nur noch einen halben Meter oder noch weniger, je nachdem, was man gerade vorhat.
Rein theoretisch müsste man also eine Menge sehr guter Freunde haben, wenn man morgens in die Bahn steigt. Das ist aber leider nicht so. Situationen wie der morgendliche Berufsverkehr fallen nämlich genau genommen unter die 'Gesellschaftliche Distanz'-Ebene, weil man 99,99 Prozent aller Menschen dort nicht kennt.
Es ist also normal, dass man sich einen Platz sucht, wo man möglichst alleine sitzt und den Rest der Leute ein wenig meidet. Das ist der Grund, warum zuerst immer alle Vierergruppen mit einer Person besetzt sind, und zwar am Fenster. Danach füllt sich das Ganze dann langsam auf. Diese großzügige Verteilung funktioniert aber nur so lange, wie die Bahn oder der Bus einigermaßen leer ist. Spätestens im besagten Berufsverkehr wird diese Grenze regelmäßig unterschritten.
Psychologisch ist diese Situation also ein wenig unangenehm, weil unnatürlich, keine Frage. Aber auch dies ist kein Umstand, der überraschend eintritt. Das passiert jeden Morgen, man könnte sich also daran gewöhnen. Jedoch sind einige Menschen der Meinung, dass die Distanz zum Nächsten niemals die 2 Meter Marke unterschreiten darf, egal wie voll es ist.
Da wird ignoriert, dass es rein aus dimensionalen Gründen nicht funktioniert, seine Beine auszustrecken. Da befinden sich nämlich meist die Beine des Gegenübers, und auch wenn viele Wissenschaftler an dem Problem arbeiten, so ist es leider immer noch nicht möglich, dass sich zwei Gegenstände am selben Ort zur selben Zeit befinden, ohne kurze Zeitreisen oder Dimensionsverschiebungen durchzuführen.
Auch ausladendes Zeitunglesen und dergleichen ist nicht drin, genauso wenig wie den Rucksack auf dem Rücken behalten, sich dann während der Fahrt regelmäßig hin und her drehen, um alle um sich herum ein wenig zur Seite zu schieben oder das Ding jemandem kräftig ins Kreuz zu rammen.
Es werden aber auch gerne Hilfsmittel verwendet, um die anfangs angesprochene Distanz aufrechtzuerhalten. Bestes Beispiel dafür sind Taschen aller Art.
Allgemein gilt: Taschen müssen nicht sitzen.