Eine universelle Philosophie - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Eine universelle Philosophie E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

'Jeder einzelne sollte an seiner eigenen Erweiterung arbeiten, aber mit der Bedingung, dass er es nicht ausschließlich für sich selbst tut, sonder für das Wohl der Gemeinschaft. Von da an spricht man nicht mehr von einer Gemeinschaft, sondern von einer Bruderschaft. Eine Gemeinschaft ist noch keine Bruderschaft. Eine Bruderschaft ist eine Gemeinschaft, in der es einen echten Zusammenhalt gibt, denn jeder einzelne arbeitet bewusst für das Wohl des Ganzen. In Wirklichkeit unterscheidet man in einer Gesellschaft drei Kategorien, die drei Bewusstseinsstufen entsprechen: Diejenigen, die alleine, isoliert und auf sich bezogen arbeiten wollen, diejenigen, die den Vorteil des gemeinschaftlichen Lebens begriffen haben und sich zusammenschließen, aber nur, weil es für sie vorteilhaft ist; und endlich diejenigen, die lernen, brüderlich zusammenzuleben, indem sie das Bewusstsein der Universalität immer mehr in sich vertiefen.' Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Jeder Einzelne sollte an seiner eigenen Entwicklung arbeiten, aber mit der Bedingung, dass er es nicht ausschließlich für sich selbst tut, sondern für das Wohl der Gemeinschaft. Von da an spricht man nicht mehr von einer Gemeinschaft, sondern von einer Bruderschaft. Eine Gemeinschaft ist noch keine Bruderschaft. Eine Bruderschaft ist eine Gemeinschaft, in der es einen echten Zusammenhalt gibt, denn jeder Einzelne arbeitet bewusst für das Wohl des Ganzen.

In Wirklichkeit unterscheidet man in einer Gesellschaft drei Kategorien, die drei Bewusstseinsstufen entsprechen: Diejenigen, die alleine, isoliert und auf sich bezogen arbeiten wollen, diejenigen, die den Vorteil des gemeinschaftlichen Lebens begriffen haben und sich zusammenschließen, aber nur weil es für sie vorteilhaft ist; und endlich diejenigen, die lernen, brüderlich zusammenzuleben, indem sie das Bewusstsein der Universalität immer mehr in sich vertiefen.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Einige Erklärungen zum Begriff »Sekte«

Kapitel 2: Keine Kirche ist ewig

Kapitel 3: Hinter den Formen den Geist suchen

Kapitel 4: Die Kirche des hl. Johannes und ihre Ankunft

Kapitel 5: Die Grundlagen einer universellen Religion

Kapitel 6: Die Große Universelle Weiße Bruderschaft

Kapitel 7: Wie man den Begriff »Familie« erweitert

Kapitel 8: Die Bruderschaft, ein höherer Bewusstseinsgrad

Kapitel 9: Die Kongresse der Bruderschaft in Le Bonfin

Kapitel 10: Jeder Aktivität eine universelle Dimension geben

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Kapitel 1: Einige Erklärungen zum Begriff »Sekte«

Seit Jahrtausenden haben die Menschen die Gewohnheit, ihre Aufmerksamkeit auf die Form und Erscheinung der Dinge zu richten und dabei deren Inhalt und Sinn außer Acht zu lassen. Ebenso haben sie es mit ihren heiligen Schriften getan, die auch eine Form, einen Inhalt und einen Sinn haben. Die Form, die Erzählung, ist für die gewöhnlichen Menschen. Der moralische, symbolische Inhalt ist für die Schüler oder Jünger, die ihn zu vertiefen und zu leben versuchen. Der geistige Gehalt ist dagegen für die Eingeweihten, die ihn zu deuten wissen.

Alle großen Eingeweihten waren Erbauer, Erfinder neuer Formen. Sie wussten also, dass die Form notwendig ist, aber sie packten eine ganze Wissenschaft hinein, die die meisten Menschen nicht entziffern, weil sie sich auf das konzentrieren, was sie sehen, hören, berühren können. Natürlich können die Formen ihnen helfen und sie anregen, aber nicht im gleichen Maße, als wenn es ihnen gelänge, die darin enthaltenen Wahrheiten zu verstehen, zu fühlen und umzusetzen. In allen Religionen findet man ein exoterisches und ein esoterisches Wissen, weil die Elite, die das Bedürfnis hat, sich in die Geheimnisse der Schöpfung zu vertiefen, sich unmöglich mit den wenigen Brocken zufrieden geben konnte, mit denen die Masse sich begnügte. Und so hat sich auch innerhalb des Christentums neben der Kirche des hl. Petrus, die die Masse der Gläubigen um sich scharte, im Geheimen die Kirche des hl. Johannes als Hüterin der wahren Spiritualität, der wahren christlichen Philosophie entwickelt.

Dieses Problem von Geist und Form geht äußerst weit. Wenn man die Menschen beobachtet, bemerkt man, dass sich die Meisten durch die Form derart gefangen nehmen lassen, dass sie sich schließlich mit ihr identifizieren. Und so identifizieren sie sich auch mit ihrem physischen Körper. Alles, was sie tun, tun sie für diesen physischen Körper. Mit dem Geist hingegen beschäftigen sie sich nicht, weil sie ihn nicht sehen. Sie wissen nicht, dass sie sich dadurch schwächen und abstumpfen, denn dem physischen Körper sind weder die wahre Kraft noch das wahre Licht gegeben. Indem sie sich mit dem physischen Körper (der Form) identifizieren, entwickeln sie den Geist nicht, der ewig, unsterblich, allwissend ist, ein aus Gott selbst sprühender Funke.

Diese materialistische Philosophie, die sich derart verbreitet hat, beschränkt die Menschen. Sobald sie nicht mehr vom Geist erhellt, geführt, inspiriert sind, engen sie sich ein, werden begrenzt, sektiererisch, und dann beurteilen sie alles im Leben aus ihrem eigenen begrenzten Gesichtspunkt. Sie glauben, den besten Standpunkt zu haben. Nein, es ist nur der beschränkte Gesichtspunkt eines Sektierers. Sektierer kann man also überall finden, auf allen Gebieten: in der Ökonomie, der Politik, Wissenschaft, Religion, Philosophie, Kunst. Ich werde es euch zeigen.

Im Leben gebraucht man laufend die Bezeichnung »Sektor«. In der Geometrie nennt man einen Kreisausschnitt Sektor. In einer Stadt, einem Land spricht man auch von Sektor, um ein begrenztes Gebiet zu bezeichnen. Und man kann sagen, dass im menschlichen Körper, der eine perfekte Einheit bildet, ein Organ ebenfalls ein Sektor ist. Und was ist jetzt eine Sekte? Das ist ganz einfach zu erklären. Wenn es einer Religion gelungen ist, sich offiziell zu etablieren, erklärt sie jede Gruppe, die ihre Dogmen, ihre Anschauungen, ihre Praktiken nicht akzeptiert, zur Sekte. Es ist also die offizielle Kirche, die sich so äußert. Wie viele Menschen in der Geschichte wurden eingekerkert, verfolgt, verbrannt unter dem Vorwurf, sie hätten sich von den Lehren einer Kirche entfernt! Und dann hat sich später die Geschichte ihrerseits über die Urteile dieser Kirche geäußert...

In Wirklichkeit haben nicht die Menschen zu beurteilen, was sektiererisch ist und was nicht, sondern die Natur. Hier ist etwas, das ihr sicher nicht wisst und das neu für euch sein wird. Stellt euch nun ein Mitglied einer Kirche vor, das für die Verbreitung des Glaubens gearbeitet hat. Ihm wird man sicher nicht vorwerfen, zu einer Sekte zu gehören. Aber vielleicht gibt es über ihn irgendwo in der Natur eine andere Meinung und er wird als Sektierer verurteilt! Ja, die Natur betrachtet ihn als Sektierer und schickt ihn ins Bett, ins Krankenhaus oder auf den Friedhof, denn er hatte nicht gemäß bestimmter Gesetze der lebendigen und intelligenten Natur gedacht und gehandelt. Er ignorierte oder vernachlässigte sie. Er lebte nicht in Harmonie mit dem Ganzen und wurde so den Sektierern zugeordnet -, trotz der Meinung aller Gläubigen, während umgekehrt bei einem anderen, der von denselben Gläubigen als Sektierer verurteilt wird, die Natur zeigt, dass sie mit ihm einverstanden ist, indem sie ihm Gesundheit, Frieden und Fülle gibt. Warum die als Richter nehmen, die überhaupt kein Unterscheidungsvermögen haben? Die kosmische Intelligenz allein weiß, ob wir Sektierer sind.

Wenn man einen Blick auf die Welt wirft, stellt man Folgendes fest: Jeder wählt seine Aktivität gemäß seinem Temperament, seinem Geschmack oder gemäß den Bedingungen und Umständen, ohne daran zu denken, sich auf allen Ebenen zu entwickeln. Nun muss aber der Mensch, der mit einem Verstand, einem Herzen und einem Willen geschaffen wurde, auf allen drei Gebieten arbeiten, um sich als wirklich ausgeglichenes Wesen zu manifestieren. Die Erfahrung zeigt, dass man nur sehr selten Wesen antrifft, die gleichermaßen auf allen drei Gebieten des Denkens, des Fühlens und des Handelns entwickelt sind. Die einen sind Intellektuelle ohne Herz und ohne Willen, die anderen sind Willensmenschen ohne Hirn und so weiter... Ja, überall sieht man nur »Behinderte«, Menschen, die auf einem Gebiet gut entwickelt sind und mehr oder weniger unterentwickelt auf allen anderen.

Und doch, wenn wir die Frage an die kosmische Intelligenz richten, wird sie uns sagen, dass es ihr Ziel war, den Menschen nach dem Vorbild des Schöpfers zu schaffen, fähig, die Vollkommenheit zu verstehen, sie zu lieben und sie auf der Erde zu verwirklichen. Warum hat Jesus gesagt: »Seid vollkommen wie euer himmlischer Vater vollkommen ist«? Er wusste genau, was er sagte! Der Mensch wurde geschaffen, um allwissend, reine Liebe und allmächtig wie sein himmlischer Vater zu werden. Deshalb sind diejenigen Sektierer, die nichts getan haben, als sich auf Gebieten zu entwickeln, die ihnen leicht fielen: der Mathematik, Dichtung, Musik, dem Schwimmen. Ja, wenn ihr die Menschen beobachtet, werdet ihr feststellen, dass die meisten nichts weiter tun, als sich auf diesen so begrenzten Gebieten weiterzuentwickeln. Und schwerwiegend ist, dass sie es nicht einmal wissen.

Der Mensch muss sich also auf den drei Ebenen des Verstandes, des Herzens und des Willens entwickeln. Er muss verstehen, lieben und verwirklichen. Was verwirklichen? Das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit auf Erden. Nur unter dieser Bedingung wird er »gerettet« werden und nicht auf die Weise, wie es sich die meisten Christen vorstellen. Gläubig zu sein und einige gute Werke zu tun -, genügt das, um in den Himmel zu kommen und sich an der rechten Seite des Herrn wiederzufinden? Armer Herrgott, umgeben von groben, unwissenden Menschen, von Vielfraßen, Säufern, Rauchern, Wüstlingen. Wie sie gelebt haben, hat keinerlei Bedeutung. Sie waren gläubig und sahen sich selbst als Gerechte, und so werden sie auf direktem Wege ins Paradies gelangen. Aber folgende Anekdote erzählt, was ihnen widerfahren wird.

In Bulgarien gab es einen Popen, der nicht aufhörte, seine Frau zu tadeln. Er schalt sie eine dumme Sünderin, während er sich selbst als Muster der Vollendung bezeichnete. Eines Tages spürte er, dass er in die jenseitige Welt gehen müsse und verabschiedete sich von seiner Frau: »Auf Wiedersehen, meine Frau, ich werde dich im Paradies wiedertreffen.« Wenig später starb auch sie. Im Paradies angekommen, sucht sie sogleich ihren lieben Gatten. Sie sucht und sucht... und findet ihn nicht! Also wendet sie sich an den hl. Petrus, der in seinem dicken Buch zu blättern beginnt. »Ich finde ihn nicht«, sagt Petrus. »Bestimmt ist er... im Keller!« Und er gibt ihr einen Passierschein für die Hölle. Sie sucht ein wenig, und was sieht sie plötzlich? Ihren Mann in einem Topf kochenden Wassers -, nur der Kopf ist noch zu sehen. Sie ruft: »Oh, mein armer Mann, in welch entsetzlicher Lage bist du nur!« »Beklage mich nicht«, sagt er, »ich habe es noch gut, ich stehe auf dem Kopf des Erzbischofs!«

Und genau dies passiert mit vielen, die sich für so gerecht halten. Sie werden einen kleinen Aufenthalt in der Hölle einschieben, bevor sie auf die Erde zurückkommen, um zu lernen, sich bis zur Vollkommenheit zu entwickeln. Nach dem universellen Einweihungswissen sind die meisten Menschen so lange Sektierer, bis sie vollkommen sind.

Denken wir nur an die weltweit verbreitete Tendenz, für eine Gruppe zu arbeiten, ob Gewerkschaft, politische Partei oder ein Land. Diese Einstellung gilt als großzügig, ist aber in Wirklichkeit zu egozentrisch, zu persönlich. Solange eure Tätigkeit nicht das Glück und den Frieden der ganzen Menschheit im Auge hat, ist sie begrenzt, also sektiererisch. Wenn sogar die Wissenschaft uns enthüllt, dass wir Teil des kosmischen Lebens sind und wenn wir unsere Existenz nicht nur der Erde, dem Wasser, der Luft, der Sonne, sondern auch den Sternen verdanken, warum müssen wir uns dann immer auf uns selbst zurückziehen?

Und übrigens, habt ihr die Geheimnisse dieser Erde enthüllt, dieses Wassers, dieser Luft und dieses Feuers, dank derer unsere Existenz möglich ist? Ihr werdet sagen: »Welche Geheimnisse? Was gibt es da viel zu verstehen? »Sehr viel, und unter anderem dies: Seht euch unseren Planeten an. Das Land umfasst nur einen begrenzten Teil der Oberfläche, das Wasser einen viel größeren, die Luft eine noch größere Oberfläche und das Feuer (das Licht) reicht bis in die Unendlichkeit. Dies bedeutet, dass wir ebenfalls bis in die Unendlichkeit gehen müssen.

Und weiter: Wie lange könnt ihr ohne diese Elemente leben? Ohne Nahrung könnt ihr fünfzig bis sechzig Tage sein, ohne Flüssigkeit nur etwa zehn Tage, ohne Atmung kaum einige Minuten, aber in dem Moment, da euer Herz seine Wärme verliert, sterbt ihr. Dies beweist, dass das feste Element weniger wichtig ist als das flüssige, das flüssige weniger wichtig als das gasförmige und das gasförmige weniger wichtig als das ätherische, das heißt die Wärme, das Licht.

Ihr seht, was der Mensch am meisten braucht, ist dieses ätherische Element, das den Weltraum füllt. Warum suchen die Menschen also nicht die Unendlichkeit, die Universalität, die Freiheit, anstatt sich immer an die kleinen Dinge des Lebens zu klammern und sich dann überfordert und erschlagen zu fühlen? Weil sie eine sektiererische Einstellung haben; das ist die Antwort! Wenn man die Geistlichen nimmt, die Politiker, die Ökonomen usw., wird man nur Sektierer finden. Aber weil sie es selbst als letzte bemerken, sind sie alle bereit, gegen die Sekten zu kämpfen.

Sicherlich gibt es schädliche Sekten –, ich kenne sie aber nicht, weil ich mich darum nicht kümmere, denn meine Arbeit liegt woanders –, und ich finde es ganz normal, dass man ihre Möglichkeiten zu schaden beschränkt. Wer aber glaubt, sich darüber äußern zu müssen, muss ehrlich und ohne Vorurteile sein, fähig zu sehen, wer für Anarchie und Unordnung arbeitet oder für den Frieden, die Gerechtigkeit und das Glück der Menschheit, das heißt, das Reich Gottes und das Goldene Zeitalter.

Jetzt werde ich noch einige Worte als eine Art Zusammenfassung der ganzen Einweihungsphilosophie hinzufügen. In Bulgarien gibt es eine Frau, die weltweit eine der größten Hellseherinnen ist. Ihr Name ist Vanga. Sie hat so oft Beweise ihrer Begabung geliefert, dass selbst die Regierung sich Informationen bei ihr holt. Neben ihrem Haus hat man ein Hotel bauen lassen, um Besucher aus der ganzen Welt zu empfangen. Das Besondere an Vanga ist ihre Blindheit. Wer sie aufsuchen will, muss ihr ein Stück Zucker übergeben, das er berührt hat, und allein mittels dieses Stückchen Zuckers kann sie den Leuten alles über ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft sagen, und zwar mit einer erstaunlichen Genauigkeit.

Wie ist das zu erklären? Ganz einfach! Jedes Wesen strahlt kleine, nicht fühlbare, unsichtbare Partikel aus, die die Wissenschaft noch nicht erforscht hat. Diese Partikel, die in der Atmosphäre herumfliegen, lassen sich auf den Gegenständen nieder und imprägnieren sie. Auf diese Weise lassen wir auf den Gegenständen und den Menschen, mit denen wir Kontakt haben, etwas von unseren Tugenden, unseren Kräften, unserem Licht oder umgekehrt, etwas von unseren Krankheiten, unseren Lastern, unseren Unreinheiten. Ohne uns also dessen bewusst zu sein, tun wir Gutes, und ebenfalls tun wir unbewusst auch Böses. Aber selbst ohne dieses Bewusstsein zeichnen sich unsere Handlungen auf, und eines Tages wird uns vergolten, was wir Gutes getan haben oder wir werden für das bestraft, was wir Schlechtes getan haben.

Die wahre Religion basiert daher auf einer Wissenschaft, die auf der Beobachtung von Phänomenen basiert, die für bestimmte weit entwickelte Wesen sichtbar sind. Es steht jedem frei, dieses Wissen abzulehnen, aber er wird eines Tages sehen, wohin ihn das führt. Auf jeden Fall sage ich euch, dass jeder, der dieses Wissen ignoriert, ein Sektierer ist. Ja, wer sich den Einfluss seiner Gedanken, seiner Gefühle und all seiner inneren Zustände auf die Gemeinschaft nicht bewusst machen will, ist sektiererisch. Er tut, was ihm allein gefällt, ohne sich um das Schlechte zu kümmern, das er bei den anderen bewirkt, noch um das Gute, das er ihnen bringen könnte. Durch diese Haltung begrenzt er sich und ist deshalb ein Sektierer.

Kapitel 2: Keine Kirche ist ewig

Es geht den Nationen, Ländern und Völkern wie jedem Menschen, der geboren wird, heranwächst, dann altert und schließlich seinen Platz anderen überlassen muss. Sie folgen derselben Kurve: Sie geben, was sie zu geben haben, und dann erlöschen sie. Man könnte sagen, sie ruhen sich aus, um eines Tages wieder erwachen und neue Schätze hervorbringen zu können. Man hat dies bei allen Nationen gesehen, und es ist sogar das Los der Religionen: Jede erlebt einen großen Aufschwung, kommt zu einer großartigen Entfaltung, einem Höhepunkt, dann erstarrt sie und verliert die Schlüssel zum Leben. Seht, wie viel heute noch übrig geblieben ist, selbst von den Mysterien und den Tempeln des alten Ägypten, das die Schlüssel zu Wissen und Macht besaß? Wo sind alle Hierophanten und all das Wissen geblieben? Sie alle mussten sich den unwandelbaren Gesetzen des Lebens fügen. Jede Form, das heißt jedes Ding oder Wesen, das entsteht, muss vergehen und anderen Platz machen. Nur der Geist, der keinen Anfang und kein Ende hat, verkörpert sich nach und nach wieder in neuen Formen. Gott hat die Form nicht für die Ewigkeit bestimmt; die Form ist zerbrechlich, vergänglich, sie kann der Zeit nicht standhalten. Einzig und allein das Prinzip, der Geist, der der göttlichen Welt angehört, ist unzerstörbar, ist ewig.

Die Menschen, die diese Wahrheit nicht kennen, versuchen immer, die Form zu verewigen. Dies gilt besonders für Religionen, die seit Jahrhunderten an bestimmten Ritualen und Glaubensbekenntnissen festhalten, ohne sich bewusst zu sein, dass diese Riten und Dogmen nur Formen sind, die nicht von Dauer sein können. Das Leben ist ein ewig sprudelnder Quell, das neue Formen braucht, um sich auszudrücken. Das Leben selbst zerbricht also die Formen, denn es benötigt neue Instrumente und Mittler, um neue Schätze, neues Licht und neue Pracht zu offenbaren. Darum müssen die Formen nach einer gewissen Zeit verschwinden, um andere, subtilere Manifestationen zu ermöglichen.

Seht euch den Menschen an: Solange er jung ist, ist das Material seines Körpers äußerst biegsam, geschmeidig und lebendig. Dank dieser stofflichen Eigenschaften kann der Geist sich durch den Intellekt, das Herz und den Willen viel leichter manifestieren. Dann kommt der Mensch unweigerlich in ein Alter, in dem sich diese Form verhärtet und kristallisiert. Dann muss der Geist, der in der alten geschrumpften Form keine Äußerungsmöglichkeit mehr hat, weichen und sich in einer neuen Form inkarnieren.

Man muss die Natur beobachten, um aus ihr gültige Schlussfolgerungen für alle Bereiche zu ziehen. Die Kirchen, die seit Jahrhunderten hartnäckig auf denselben Formen bestehen, sind im Irrtum. Die Form muss ständig verbessert und verfeinert werden, damit sie die neuen, vom Himmel kommenden Strömungen immer mehr und besser ausdrücken kann, denn der Himmel hat die Dinge nicht für die Ewigkeit festgelegt.