Einfach essen - Felix Olschewski - E-Book

Einfach essen E-Book

Felix Olschewski

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Beschreibung

Einfach essen? Wer blickt denn noch durch, wenn regelmäßig Nahrungsmittel in die Kritik geraten, die vorher noch gesund schienen – und umgekehrt? War das mit dem Essen schon immer so kompliziert? Keineswegs. Dieses Buch will Ihnen dabei helfen, das einfache, natürliche Essen wiederzuentdecken. Diäten, Studien und Nährstofftabellen sind keine Lösung, denn sie verallgemeinern, was in Wirklichkeit individuell ist. Einfach essen zeigt hingegen, dass die richtige Ernährung immer mit der Frage beginnt: Was ist gut für mich? Das Buch zeigt Wege zu einer Ernährung, die zugleich gut schmeckt, Spaß macht, gesund und vor allem praktikabel ist: Gute Zutaten mit Liebe zubereitet und mit Genuss verzehrt. Denn die Ernährung muss für Ihr Leben funktionieren – nicht Ihr Leben für die Ernährung.

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Seitenzahl: 79

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INHALT

Warum dieses Buch?

1. Die richtige Frage

2. Abenteuer Essen

3. Jetzt anfangen

4. Zeit zu wählen

5. Häufige Fragen

Genießen und dabei etwas Gutes tun

Danksagungen

Bibliografie

WARUM DIESES BUCH?

Wir scheinen unzufriedener mit dem Essen als je zuvor. Niedrige Preise, gute Versorgung und erfolgreiche Diäten ändern nichts an unserer Verunsicherung: Wir suchen weiter nach der gesunden, der richtigen Ernährung. Die Industrie nutzt die Verwirrung und kurbelt sie durch stets neue Produkte weiter an, Essen scheint zusehends komplizierter. Widersprüchliche Aussagen von Beratern, Ärzten, Forschern und Instituten unterstreichen diesen Eindruck.

Weniger wohlhabende Gesellschaften, besonders die noch heute naturnah lebenden Völker mit ihren traditionellen Ernährungsweisen, kennen unsere Probleme nicht. Essen ist für sie selbstverständlich, es fällt ihnen leicht: Es ist ihre Natur. Es ist einfach.

Das klingt für viele von uns utopisch. Wir sehen das reale Problem des sich verbreitenden Übergewichts. Wir haben Kuren und Diäten mitgemacht, haben Lebensmittel gewogen, Tabellen nachgeschlagen und Nährstoffe gezählt, haben die Wissenschaft befragt und Studien gelesen. Wie sollen wir all das hinter uns lassen und ganz natürlich essen? Was ist denn nun die richtige Ernährung für uns? Wir haben es vergessen:

Essen ist einfach.

Können wir einfach alles essen? Sicher nicht, denn Stolpersteine gibt es durchaus: Zu viel Zucker etwa, wie wir ihn besonders durch Fertigprodukte aufnehmen, schadet der Gesundheit nachhaltig. Er macht süchtig und wie die vielen Fertigprodukte, in denen er steckt, verleitet er dazu, zu viel zu essen. Doch die Lösung dieses Problems ist keineswegs radikal, kompliziert oder ungewöhnlich, wie Sie im Folgenden feststellen werden.

Ernährung ist einfach.

Schütteln Sie die Unsicherheit von sich. Sie wissen längst, wie es geht: Ihre Sinne sind der Schlüssel. Stellen Sie sich die einzig richtige und einzig wichtige Frage:

» Was ist die richtige Ernährung für mich?«

So können Sie die Leichtigkeit zurückgewinnen. Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen.

Möchten Sie …

… ihr Essen wieder genießen?

… ihre ganz eigene, optimale Ernährung finden?

… all die Daten, Listen und Nährstofftabellen hinter sich lassen?

… einfach wieder ohne Hintergedanken und schlechtes Gewissen schlemmen?

… gesund leben und vielleicht auch abnehmen?

… zugleich auch mit Rücksicht auf unsere Ökosysteme essen? Dann könnte dieses Buch genau das richtige für Sie sein.

Ernährung muss für ihr Leben funktionieren. Nicht ihr Leben für die Ernährung.

Dieses Buch beschreibt nicht den schnellsten Weg, um abzunehmen. Vielmehr kann es Ihnen helfen, die eigene, optimale Ernährung zu finden. Wenn Sie Sicherheit bei den ersten eigenen Schritten in ein selbstbestimmtes Leben mit Ihrer Ernährung finden, finden Sie die Wege zu Zielen wie Abnehmen oder mehr Leistung leicht von selbst.

1. DIE RICHTIGE FRAGE

I. WAS IST DIE BESTE ERNÄHRUNG?

Die beste Ernährung schmeckt, macht Spaß, ist einfach und hält gesund. All das sind subjektiv bewertete Eigenschaften und genau das macht Ernährung aus: Sie ist für den einzelnen Menschen da, für das Individuum.

Kurios ist daher, dass die verbreiteten Wege auf der Suche nach der besten Ernährung meist mit einer Betrachtung der Lebensmittel und nicht des Menschen anfangen. Wie sind die Lebensmittel zusammengesetzt, woher kommen sie, was bewirken sie? Wir suchen nach Mustern und Zusammenhängen, studieren Statistiken und Bevölkerungen. Danach folgt die Entscheidung, was die besten Lebensmittel sind und welche wir folglich essen sollten.

Statt beim Menschen zu beginnen, stellen wir das Mittel vor den Zweck. Wir krempeln den Ernährungplan um, essen möglicherweise Dinge, die wir nicht mögen, nirgends einfach kaufen können, uns frustrieren oder sozial isolieren.

Wie kommt es zu diesem absurden Ansatz? Wir suchen nach der einzig richtigen Antwort. Immerhin geht es um Leben und Tod: Wer sich falsch ernährt, kann daran sterben. Das scheint ein ausreichender Grund, der Frage mit wissenschaftlichem Ernst nachzugehen. Und dafür benötigen wir nun einmal Studien und Experimente und Ergebnisse. Doch diese fallen zu unserem Unmut widersprüchlich aus: Andernfalls wäre längst alles geklärt und wir hätten den Heiligen Gral unser aller Ernährung gefunden. Stattdessen erleben wir, dass scheinbar grundverschiedene Diät-Ansätze wie vegan (keine Tierprodukte) und paleo (kein Getreide und keine Milch) beide zu guten Ergebnissen führen. Wir stehen vor einem Papierstapel voller Widersprüche, sind verwirrt, verunsichert und verärgert. Wann erklärt uns die Wissenschaft endlich, was die beste Ernährung ist?

Seit über 100 Jahren bemühen wir die Wissenschaft, um diese Frage zu beantworten und bis heute haben wir kein zufriedenstellendes Ergebnis erhalten. Ist die Wissenschaft nutzlos?

»Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das

Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.«

ALBERT EINSTEIN

Eine wissenschaftliche Herangehensweise besteht aus mehreren Elementen: Ein bestehendes Problem (hier die Frage nach der besten Ernährung), eine oder mehrere Theorien für die Antwort, Experimente zur Prüfung diese Theorien, Vermutungen über die Ergebnisse, tatsächlich beobachtete Ergebnisse und Schlussfolgerungen. Dafür braucht es nicht immer Labors und Reagenzgläser. Diese Methode haben wir vor langer Zeit entwickelt und sie hat uns unfassbare Fortschritte gebracht und das Verständnis unserer Umwelt ermöglicht. Wissenschaft gilt als Motor unserer Zivilisation. Warum versagt sie bei unserer Suche nach der besten Ernährung?

Möglicherweise haben wir noch nicht genügend Hypothesen entwickelt. Ohne Theorie kann Wissenschaft nicht funktionieren. Stellen wir uns also seit über 100 Jahren zu dumm an? Sind wir der Lösung auf der Spur, haben jedoch bislang immer knapp daneben gelegen? Es wäre nicht das einzige seit langer Zeit ungelöste Problem.

Die durchgeführten Experimente haben wir jedenfalls zumindest teilweise einwandfrei durchgeführt und auch die Schlussfolgerungen waren plausibel. Wo also liegt der Fehler? Wenn wir die Hypothesen, Ergebnisse und Folgerungen sorgfältig geprüft haben, bleibt noch eine Möglichkeit: Wir stellen die falsche Frage.

Was ist die beste Ernährung? Das ist zu allgemein formuliert. Die beste Ernährung in Bezug worauf? Und für wen? Wie sollte eine Untersuchung die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse höchst unterschiedlicher Menschen berücksichtigen? Was wir von der Wissenschaft erwarten, kann sie unmöglich leisten. Die Frage nach der besten oder gesündesten Ernährung ist unpräzise und daher unmöglich zu beantworten.

Das zu erkennen ist nicht schwierig, doch schon lange hält uns eine Ideologie auf diesem Kurs des Wahnsinns. Sie ist aus der Suche nach der Antwort selbst entstanden und bedient sich der Wissenschaft, um die Lösung vor uns zu verbergen. Ihr Name: Nährstoffismus.

II. NÄHRSTOFFISMUS

Für viele Ernährungsberater und -Wissenschaftler sind Lebensmittel nicht mehr als die Summe ihrer Teile. Der australische Dozent für Lebensmittel- und Ernährungspolitik Gyorgy Scrinis bezeichnet diese naive Perspektive des wissenschaftlichen Reduktionismus im Englischen als Nutritionism. Nährstoffismus beruht auf der unbestätigten Annahme, der Schlüssel zum Verständnis von Lebensmitteln seien allein die enthaltenen Nährstoffe.

Diese Ideologie engt unser Verständnis von Lebensmitteln ein und verzerrt unser Urteilsvermögen hinsichtlich ihrer Qualität. Wenn es allein um einzelne Nährstoffe ginge, könnte dies selbst ein stark verarbeitetes Fertigprodukt aus minderwertigen Zutaten zu einer gesunden Speise erheben. Auch ein Stück Pappe lässt sich um Vitamine und Mineralstoffe anreichern und erhielte so den Status eines gesunden Lebensmittels. Ernährung gerät dabei zu einer schlichten Bilanzierung.

Popularität gewann der Begriff durch den amerikanischen Autor Michael Pollan, welcher darauf hinwies, »Ismen« seien in der Regel Ideologien. Der Nährstoffismus habe sich zu einer Art Religion entwickelt, deren Priester (Ernährungswissenschaftler) die stets aktuelle Orthodoxie verkünden. Naturgemäß teilt Nährstoffismus die Welt des Essens in gute und böse Lebensmittel ein.

Nährstoffismus gaukelt Lösungen vor und erzeugt neben Widersprüchen stets neue Wellen: Das Fiasko um Butter, Margarine und Transfette, die Kriege zwischen den Makronährstoffdiäten (LowCarb, LowFat, HighCarb, GI), Superfood-Hypes und Vitaminwahn sind allesamt Folgen des Nährstoffismus.

Der Fehler dieser Logik liegt in der Ignoranz der vielfältigen Verknüpfungen des Essens mit unserem Lebensalltag. Menschen essen nicht nur, um sich zu ernähren. Sondern auch aus Freude, zum Genuss oder aus Geselligkeit. Diese Werte haben nachweisbaren Einfluss auf die Gesundheit und ohne ihren Kontext ist jedes Urteil fehlerhaft. Ganze Bevölkerungen ruinieren auf diesem Wege scheinbar eindeutige Studienergebnisse der Nährstoffismus-Anhänger. Als das französische Paradox bekannt ist zum Beispiel die Beobachtung, dass sich Franzosen trotz hohen Fett-, Wein- oder Kohlenhydratkonsums bester Herzgesundheit erfreuen.

Laut Nährstoffismus müsste das Gegenteil der Fall sein. Also suchen die Verfechter dieser naiven Ideologie die Gründe dafür in den Antioxidantien des Rotweins, dem Resveratol und den Polyphenolen. Sie greifen nach jedem statistischen Strohhalm, um eine Erklärung des Phänomens allein durch Nährstoffe zu liefern.

Den Einfluss übriger Lebensumstände wie Zufriedenheit und soziale Bindungen auf den körperlichen Gesundheitszustand ignoriert der Nährstoffismus. Lachen, Freude und Beisammensein bei einem Festmahl haben signifikante, jedoch für diese Ideologie nicht messbare Wirkungen auf die Gesundheit.

Größter Nutznießer des Nährstoffismus dürfte die Nahrungsmittelindustrie sein. Ganz gleich wie die aktuelle Orthodoxie lautet: Sie kann jedes ihrer Produkte mit dem gerade im Trend liegenden Nährstoff versehen. Vitamin C, Omega-3-Fettsäuren oder Kalzium: Es gibt nichts, um was sich Margarine, Frühstücksflocken und Reiskekse nicht anreichern ließen. Jeder neue Trend bedeutet eine neue Produktreihe – und neue Reportagen, weswegen auch die Medien den Ball gerne weiterspielen. Zusammen mit einigen willigen Wissenschaftlern reiten so Industrie und Medien gemeinsam eine Welle nach der anderen.

Und die Ursache dieser Wellen sind meist nur in einen Teich geworfene Kieselsteine. Die Studienergebnisse beruhen auf Statistiken, sie zeigen lediglich wechselseitige Beziehungen (Korrelationen) und keine Ursachen (Kausationen). Wenn die Statistik zeigt, dass Menschen mit relativ hohem Fleischkonsum früher sterben, ist dies noch kein Nachweis für den Fleischkonsum als Ursache. Denn möglicherweise pflegen diese