Einfach von Jesus sprechen - Carl Medearis - E-Book

Einfach von Jesus sprechen E-Book

Carl Medearis

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Beschreibung

Jesus war ein Meister darin, flüchtigen Begegnungen eine große Bedeutung zu verleihen. Wenn er mit Menschen über die gute Botschaft vom Reich Gottes sprach, musste er nicht lange überlegen. Er kam zielstrebig zur Sache. Warum orientieren wir uns nicht an seinem Vorbild? Wenn wir von Jesus lernen, gute Gespräche über unseren Glauben zu führen, wird das und und unsere Mitmenschen verändern. Gehen wir es an: natürlich, mutig, liebevoll unverkrampft und in den ganz gewöhnlichen Begegnungen im Alltag.

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Carl Medearis

EINFACHVON JESUS SPRECHEN

Eine Anleitung für den Alltag

Aus dem amerikanischen Englischvon Doris C. Leisering

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7444-2 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-5935-7 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© der deutschen Ausgabe 2019

SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]

Originally published in English in the U.S.A. under the title:

42 Seconds, by Carl Medearis

Copyright © 2018 by Carl Medearis

German edition © 2019 by SCM Verlagsgruppe GmbH with permission

of NavPress. All rights reserved. Represented by Tyndale House Publisher.

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006

SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.

Weiter wurde verwendet:

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus

in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.

Übersetzung: Doris C. Leisering

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch

Titelbild: Pixel Creative/lightstock.com

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

INHALT

Über den Autor

Einleitung

Teil 1: Freundlich sein

1 Hallo sagen

2 Beachten Sie den Kellner

3 Fragen Sie nach

4 Tun Sie etwas Kleines

5 Sprechen Sie mit dem Kind

Auf den Punkt: Einfach freundlich sein

Teil 2: Präsent sein

6 Atmen Sie durch

7 Hören Sie auf, cool sein zu wollen

8 Öffnen Sie Augen und Ohren

9 Akzeptieren Sie, dass Sie nicht Gott sind

10 Seien Sie nicht so strategisch

Auf den Punkt: Einfach präsent sein

Teil 3: Mutig sein

11 Finden Sie Ihr Gerstenfeld

12 Seien Sie ein Einzelgänger (wenn nötig)

13 Sagen Sie etwas Verrücktes

14 Seien Sie voller Gnade (und Wahrheit)

15 Geben Sie die Kontrolle ab

Auf den Punkt: Einfach mutig sein

Teil 4: Jesus sein

16 Glaube ich, was Jesus glaubte?

17 Stimmen meine Worte mit meinen Taten überein?

18 Kenne ich Jesus wirklich?

19 Tue ich, was Jesus tat?

20 Lebe ich so, als ob Jesus wichtiger ist als alles andere?

Auf den Punkt: Einfach Jesus sein

Nachwort: Einfach von Jesus sprechen

Stimmen zum Buch

Anmerkungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über den Autor

CARL MEDEARIS hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher zum Thema Evangelisation geschrieben. Er ist Experte für Beziehungen von Christen untereinander und zu Muslimen. Regelmäßig setzt er sich im Nahen Osten für Frieden und den politischen sowie interreligiösen Dialog ein. Er lebt in Colorado/USA.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

EINLEITUNG

Ich lehnte gerade am Gartenzaun und unterhielt mich mit meinem Nachbarn, als sich ein Gedanke in meinem Hirn festsetzte und sich weigerte, wieder zu verschwinden. Der Gedanke, der zu diesem Buch führte. Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere gewesen.

John harkte Laub. Ich harkte Laub. Da ich ein umgänglicher Mensch bin, rief ich ihm zu: »Hallo John, wie geht’s?«

So wie introvertierte Menschen auf der ganzen Welt versuchte er, eine Weile so zu tun, als wäre ich nicht da. Als das nicht funktionierte, gab er mir eine ziemlich tiefgründige und markige Antwort: »Hallo.«

Mein erster Instinkt war natürlich, einfach zur nächsten Gartenarbeit überzugehen und dabei unglaublich beschäftigt auszusehen, so als hätte ich nicht bemerkt, dass er mich eigentlich nicht bemerken wollte. (Ja, ich bin in dieser Hinsicht ebenso unsicher wie jeder andere auch.)

Ich weiß nicht genau warum, aber ich unterdrückte diesen Instinkt und kratzte gerade genug Mut zusammen, um zu unserem gemeinsamen Gartenzaun zu schlendern. Ich lehnte mich lässig daran, so als hätte ich keinerlei Sorgen und würde nicht an all das denken, was ich tun könnte, anstatt mit diesem Nachbarn zu reden, der ganz eindeutig mehr zu tun hatte als ich und sowieso nicht mit mir reden wollte. Ich sah echt lässig aus, wie ich da so am Zaun lehnte. Und dann fragte ich ihn: »Na, John, was machst du so?«

Er schaute auf, stützte sich auf seine Harke und sagte: »Laub harken.«

John war nicht sehr gesprächig. So wie die meisten meiner Nachbarn fragte er sich vermutlich, womit ich eigentlich meinen Lebensunterhalt verdiene. Sie hatten mich wohl schon Hunderte Male danach gefragt (mit schief gelegtem Kopf, zusammengekniffenen Augen und einer leicht gerümpften Nase). Ihre Vermutungen reichten von »sehr wichtiger Autor« (okay, das stimmt nicht, das habe ich mir ausgedacht) bis hin zu »eine Art US-Spion im Nahen Osten«. Sie wussten nur, dass ich keine »richtige« Arbeit habe. Manchmal laufe ich bis mittags im Schlafanzug herum, telefoniere oder schreibe auf der Veranda oder arbeite auf der Terrasse am Computer. Ständig verlasse ich entweder unsere Sackgasse in großer Eile oder kehre mit meinem kleinen Handgepäckkoffer nach Hause zurück. Meine Frau und ich haben meist das Haus voller Gäste, die kommen und gehen, und eine unserer Töchter lebt in Beirut. Nicht gerade die typische amerikanische Familie.

Egal. Nachdem John also etwas übers Laubharken gesagt hatte, erwiderte ich, dass das Wetter schön sei, und dann unterhielten wir uns über American Football (genauer gesagt, die Denver Broncos) und darüber, warum die Rockies im Baseball dieses Jahr (wieder) nichts auf die Reihe kriegen würden.

Im Grunde war es eine ziemlich normale Unterhaltung über den Gartenzaun hinweg. Sie hätte auch im Vorgarten stattfinden können, während wir den Rasen mähten, oder an dem Briefkasten, den sich die Leute in unserer Sackgasse teilten. Jeder von uns hat täglich solche ganz normalen »Hallo, wie geht’s?«-Unterhaltungen.

Doch was ich nach meiner Unterhaltung mit John an jenem Tag tat, war ein wenig ungewöhnlich. Ich ging in den Keller und schickte meinem Assistenten Jesse eine E-Mail, in der ich ihn bat, sich jedes Gespräch anzuschauen, das Jesus in der Bibel mit irgendjemandem geführt hatte, egal worüber. Kurz oder lang, tiefgründig und tiefsinnig oder einfach und banal.

Das mache ich öfter. Wenn mir in irgendeiner Situation irgendetwas einfällt, bringe ich es in Verbindung mit Jesus und überlege, wie er in einer ähnlichen Situation gehandelt hat. Diese Übung hilft mir, wie er zu denken und zu handeln.

Der arme Jesse. Er musste jedes einzelne Gespräch lesen, das von Jesus in den Evangelien überliefert ist, es aufschreiben, auflisten, laut lesen, dabei die Zeit stoppen und mir seine Erkenntnisse zusenden. Ich tat das Gleiche.

Dabei stellten wir fest, dass die durchschnittliche Länge der Gespräche von Jesus, wie sie uns in den Evangelien überliefert sind, 42 Sekunden beträgt. Natürlich hatte er Gespräche, die länger oder kürzer waren als 42 Sekunden. Ich glaube auch nicht, dass uns die vollständigen Gespräche überliefert sind oder dass sie in Echtzeit aufgeschrieben wurden, um laut gelesen zu werden, wie Jesse und ich es taten. Doch etwas anderes als diese Aufzeichnungen steht uns nicht zur Verfügung. Diese Gespräche liefern uns einen großen Teil dessen, was wir über Jesus und seinen Umgang mit Menschen wissen.

Diese kurze, normale Alltagsbegegnung mit John sorgte in mir für ein enormes Interesse an den kurzen Gesprächen, die Jesus hatte. Denn weil Jesus Jesus ist, waren seine Gespräche normalerweise alles andere als normal. Und als mir das klar wurde – als ich begriff, dass Jesus es schaffte, alltägliche Unterhaltungen in etwas Tiefgründigeres zu verwandeln – wusste ich, dass ich herausfinden musste, wie er das tat. Vielleicht würde ich nichts Weltbewegendes herausfinden, doch ich hoffte, dass es mich einen Schritt näher zu Jesus bringen würde.

Und das hoffe ich auch für Sie.

Menschen sind auf Beziehung angelegt. Auf eine Beziehung zu Gott. Auf Beziehungen zueinander. Viele Gemeinden und andere organisierte Gruppen von Jesusnachfolgern setzen viel Zeit und Energie ein, um Christen darauf vorzubereiten, diese beiden Arten von Beziehung miteinander zu verbinden – um tiefe und wichtige Momente zu schaffen, in denen wir jemanden zu Jesus bringen oder die Dreieinigkeit erklären oder ein tief greifendes Gespräch über Gott, Spiritualität und das Leben führen können.

Doch wann hatten Sie zuletzt ein solches Gespräch? Obwohl viele von uns sich danach sehnen (und manche von uns sich davor fürchten), mit jemandem über geistliche Dinge zu reden, gibt es diese Gelegenheiten nicht sehr oft. Auf solche Gespräche vorbereitet zu sein, ist gut und wichtig, doch oft verpassen wir dabei den grundlegenden ersten Schritt. Ein Gespräch über geistliche Dinge ergibt sich nicht aus dem Blauen heraus, sondern aus den zahllosen Beziehungen, die wir täglich knüpfen. Sind wir bereit für diese Begegnungen? Oder schreiben wir sie als unbedeutend ab?

Halten Sie einen Moment inne und denken Sie an all die Menschen, mit denen Sie gestern Kontakt hatten. Mit »Kontakt« meine ich Menschen, mit denen Sie Worte gewechselt haben, in mündlicher oder schriftlicher Form. Der Nachbar, den Sie am Briefkasten getroffen haben. Der Mann hinter dem Tresen, der Ihnen den extraheißen Jumbo-Mokka-Cappuccino mit fettarmer Milch und fettarmer Schlagsahne gemacht hat. Die Frau im Büro am Nachbarschreibtisch. Der Kundendienstmitarbeiter. An wie viele können Sie sich erinnern? Bei den meisten von uns sind am Ende eines Tages diese kurzen Kontakte nur noch undeutliche Erinnerungen.

Unser Leben ist voller solcher kurzen Begegnungen, doch wir scheinen sie als nicht übermäßig bedeutsam einzuordnen. Ich möchte uns herausfordern, sie in einem anderen Licht zu betrachten, denn Jesus tat das auch.

Jesus war ein Meister darin, kurzen Begegnungen mit Menschen eine Bedeutung zu verleihen. Aufgrund der Art, wie ich die Bibel verstehe, und aus meiner Lebenserfahrung heraus bin ich mir sicher, dass so zu handeln wie Jesus für jeden Menschen auf dieser Welt die beste Art zu leben ist. Ein Jünger oder Lebensschüler von Jesus zu sein, heißt, ihn nachzuahmen. Jünger schauen sich an, wie Jesus lebte und mit Menschen sprach, und sie versuchen jeden Tag, es ihm gleichzutun.

Meiner Meinung nach zu Unrecht unterscheidet unser heutiger christlicher Jargon zwischen Jüngerschaft und Evangelisation. Jesus hatte ständig Gespräche mit Menschen, die meinten, Gott nahe zu sein – und auch mit solchen, die sich für verloren und hoffnungslos hielten. Er lud sie alle ein, zu kommen und von ihm zu lernen. Obwohl ein großer Teil dieses Buches damit zu tun hat, weit von Jesus entfernten Menschen zu helfen und ihm in größerer Nähe nachzufolgen, ist dies wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich das Wort Evangelisation verwenden werde.

Das ist eine gute Nachricht für uns alle. Es befreit uns dazu, über den wichtigsten Teil unseres Lebens natürlich, sinnvoll und hilfreich zu sprechen, statt aufgesetzt, ungeschickt und am Leben vorbei. Jeder, der unzählige unangenehme Stunden damit verbracht hat, peinliche geistliche Gespräche zu forcieren, weiß genau, was ich meine. Ich bin sogar ans andere Ende der Welt gezogen, nur um mit »Heiden« frustrierende Gespräche über ihr sündiges Leben zu führen. An irgendeinem Punkt wurde mir klar, dass ich so nicht weiterkomme – und die »Heiden« ebenso wenig.

Ich glaube, ich habe einen besseren Weg gefunden, einen Weg, der die ganze Zeit direkt vor mir lag: die gewöhnlichen Augenblicke unseres Lebens so zu nutzen, wie Jesus ähnliche Augenblicke in seinem Leben genutzt hat. Dieses Buch wurde nicht mit dem Ziel geschrieben, dass Sie in 42 Sekunden Ihren Friseur zu einem Pastor machen. (Wahrscheinlich kann er sowieso besser Haare schneiden als predigen.) Vielmehr ist das Ziel einfach, dass Jesus ein natürlicher Teil unseres Lebens und unserer täglichen Begegnungen mit Menschen ist.

Wie kommen wir da hin? Das ist ziemlich einfach. Und außerordentlich schwierig.

Die vier Teile dieses Buchs haben einen steigenden Schwierigkeitsgrad und benötigen von Woche zu Woche mehr Einsatz. Es ist nicht schwer, zu lernen, echt und einfach mit Menschen in Kontakt zu kommen wie Jesus. Jedenfalls nicht am Anfang. Doch es ist ein Prozess. Wir müssen lernen, auf einfache Art und Weise die alltäglichen Momente zu nutzen, bevor wir zu den Konsequenzen übergehen können, die tief greifend und lebensspendend sind.

Darum beginnen wir mit Freundlichkeit. Wir müssen uns bewusst daran erinnern, dass es wichtig ist, freundlich zu sein. Das geschieht in Teil 1. Schließlich war Jesus freundlich zu den Menschen (okay, außer zu den religiösen Menschen).

In Teil 2 wird beschrieben, was es heißt, präsent zu sein. In unserer superhektischen Welt fällt es uns immer schwerer, ganz und gar präsent zu sein. Deshalb werden einige praktische Möglichkeiten aufgezeigt, wie wir ehrlich und echt bei dem Menschen sein können, den wir vor uns haben.

Um solche Gespräche zu führen wie Jesus, brauchen wir Mut. Darum wird es in Teil 3 gehen. Sowohl in säkularer als auch in christlicher Literatur unserer Zeit sind Tapferkeit und Mut als Thema allgegenwärtig. Doch oft vergessen wir, dass Jesus mutig war, und das sollte uns ein stärkerer Antrieb sein als jedes inspirierende Zitat, das wir lesen. Die meisten von uns kostet es schon Mut, einfach über die Straße zu gehen und die Nachbarn zu einem Grillabend einzuladen. Denken Sie bei dem Wort »Mut« an Armee-Spezialeinheiten oder großartige Taten, die Sie in Filmen sehen? Vergessen Sie’s – es reicht, wenn Sie Alex und Kerstin am Briefkasten grüßen.

Schließlich ermutige ich in Teil 4 dazu, »Jesus zu sein«. Sein Denken und sein Herz zu haben. In den ersten drei Teilen dieses Buchs geht es darum, so mit Menschen umzugehen, wie Jesus es tat. Es geht darum, zu lernen, in unseren alltäglichen Gesprächen zu sein wie er. Der vierte Teil führt uns etwas tiefer und ruft dazu auf, Jesus so zu kennen, dass es Veränderung hervorbringt. Er hat versprochen, bei uns und in uns zu sein. Wenn wir glauben, dass das wahr ist, können wir Menschen tatsächlich als »Gegenwart Jesu« begegnen, weil wir in sein Ebenbild hineingestaltet werden.

In jedem Teil gibt es für fünf Tage Texte mit einem zentralen Thema. Ich ermutige Sie, dieses Buch über einen Zeitraum von einem Monat durchzuarbeiten, einen Teil pro Woche. Idealerweise sollten Sie das Buch in Gemeinschaft lesen und anwenden. Es ist wertvoll, so etwas zusammen zu tun, und es hilft uns, wenn wir einander Rechenschaft darüber ablegen. Wir feuern einander an. Wir fordern einander heraus. Wir dürfen erleben, wie Jesus in unserem Leben und im Leben der Menschen, denen wir begegnen, etwas bewirkt. Um zu diesem Gemeinschaftserlebnis zu ermutigen, habe ich am Ende von jedem der vier Teile einige Fragen unter der Überschrift »Tiefer graben und diskutieren« angefügt. (Natürlich können Sie dieses Buch auch alleine durcharbeiten und trotzdem davon profitieren.)

Der größte Teil dieses Buchs betrachtet das Leben von Jesus – das, was er uns in seinen kurzen Gesprächen vorgelebt hat. Und ich erzählte dabei immer wieder von eigenen Erlebnissen, die ich bei dem Versuch hatte, anderen Menschen so zu begegnen, wie Jesus es tat. Es sind große »Wow!«-Geschichten und viele andere von Unsicherheit, Scheitern oder Versagen auf der ganzen Linie. Wenn wir ernsthaft so leben wollen wie Jesus, brauchen wir die Demut, zu verstehen, dass wir es nicht immer perfekt schaffen werden.

Die Reise, auf die wir uns in diesem Buch begeben, ist praxisnah und führt zu geistlicher Veränderung, wenn wir es zulassen. Und ich glaube, Sie werden unterwegs auch eine Menge Spaß haben.

Es ist an der Zeit, dass wir lernen, so zu reden wie Jesus. Sind Sie bereit?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

TEIL 1

FREUNDLICH SEIN

Ein einziger Akt der Freundlichkeit schlägt Wurzeln in alle Richtungen, und die Wurzeln treiben aus und lassen neue Bäume wachsen.

Amelia Earhart

Jesus sprach: »Lasst die Kinder zu mir kommen. Hindert sie nicht daran! Denn das Reich Gottes gehört Menschen wie ihnen …«Dann nahm er die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf den Kopf und segnete sie.

Markus 10,14.16

Die meisten von uns haben schon einmal irgendwo ein Bild, eine Buchillustration oder ein Flanellbild eines lächelnden, lachenden Jesus gesehen, der von lächelnden, lachenden Kindern umringt ist, von denen jedes versucht, einen Platz auf seinem Schoß zu ergattern. Vielleicht ist dieses Bild eine Erinnerung an glückliche Sonntagsschulstunden. Eventuell haben wir dieses Bild auch mental unter der Rubrik »allzu einfache Gedanken über Gott« abgeheftet. Aber ich meine, es ist an der Zeit, dieses Bild wieder hervorzuholen, es abzustauben und die eindrückliche und oft übersehene Wahrheit zu genießen, dass Jesus freundlich war. Einfach freundlich.

In letzter Zeit hat Freundlichkeit viel ungerechtfertigte Kritik bekommen. Nett zu sein klingt, als gäbe es gleich einen Hippie-Kumbaya-Moment oder eine alberne Gruppenumarmung, während man die alles andere als freundliche Welt um sich herum ignoriert. Denn in unserer Welt hat freundlich zu sein nicht viel Wert. Das meinen auch viele Christen. Eine ganze Menge Leute, die behaupten, Jesus nachzufolgen, sind enorm aufbrausend und ständig bereit, anderen bei der kleinsten Unstimmigkeit oder dem geringsten Fehlverhalten an die Gurgel zu gehen. Wir legen uns gute Gründe dafür zurecht. Wir rechtfertigen ein solches Verhalten. Ich kenne sogar Christen, die Sätze sagen wie: »Jesus war nicht nett – er war im Recht.«

Doch damit vergessen wir, dass Freundlichkeit eine Frucht des Heiligen Geistes ist. Sie ist Nummer 5 auf Paulus’ Liste, gleich nach »Liebe, Freude, Frieden, Geduld«.1 Sie ist eine der Haupteigenschaften, die wir an den Tag legen sollen, wenn wir den Geist von Jesus Christus in unserem Leben haben.

Darum müssen wir uns, wenn wir in unseren täglichen Begegnungen wie Jesus sein wollen, auf die Grundlagen besinnen. Das Einmaleins der Freundlichkeit. Eine Ermutigung, den Menschen um uns herum freundlich zu begegnen. Schlichtweg einfaches Menschsein. Dies sind die Dinge, die uns manchmal in der Hektik und Verrücktheit des Lebens abhandenkommen. Freundlichkeit ist die Grundlage für alles andere in diesem Buch. Es ist praktisch unmöglich, unsere Nachbarn und Kollegen mit Jesus bekannt zu machen, wenn wir nicht freundlich zu ihnen sind.

Freundlichkeit ist nicht schwer, doch wir müssen dazu den Kopf heben und die Menschen um uns herum wahrnehmen. Wir müssen bereit sein, unseren Egoismus zurückzustellen, um an andere Menschen zu denken. Freundlichkeit kann verändern. Sie kann Menschen, mit denen Sie sich unterhalten, auf eine Art und Weise berühren, die Sie vielleicht nicht einmal sehen können.

Und es könnte auch sein, dass Freundlichkeit Sie ebenso verändert.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

1 Hallo sagen

Die Tiefkühltruhe:Ignorieren Sie die Menschen um sich herum.Der Eisbrecher:Sagen Sie »Hallo«, »Hi«, »Guten Tag«, »Grüß dich«!

Jesus war nett zu Menschen.

Lesen Sie das ruhig gleich noch einmal. Das klingt fast lustig, oder? Jesus war den Menschen gegenüber vieles, aber »nett« ist nicht immer das Erste, was uns dabei einfällt. Wir denken an die Wunder, das Lehren, den Gang ans Kreuz, und »nett« steht irgendwie ziemlich weit unten auf der Liste dessen, was an Jesus spektakulär war. Doch er war tatsächlich nett zu Menschen. Ich meine, zu religiösen Menschen war er nicht besonders nett – wenigstens nicht zu denen, die ihre Religion benutzten, um andere fertigzumachen, statt die gute Nachricht weiterzusagen. Manchmal war er auch ein bisschen hart zu reichen Menschen und denen, die meinten, von Geburt an Macht zu besitzen. Aber im Großen und Ganzen war er im Umgang mit anderen meistens ein ziemlich netter Kerl.

Doch schauen wir uns etwas näher an, was Jesus zufolge »nett zu Menschen sein« bedeutet.

Jesus nahm das Grüßen von Menschen in seine fundamentale Diensttheologie auf. In Matthäus 10,12 und Lukas 10,5, wo er seinen Jüngern praktische Anweisungen gab, wie sie hinausgehen und die Gute Nachricht weitersagen sollten, trug er ihnen auf, sie sollten die Menschen grüßen, mit denen sie zu tun hatten. Wenn die andere Person den Gruß erwiderte, sollten die Jünger bleiben und sich dort aufhalten. Wenn nicht, sollten sie sagen: »Hey, was geht?« (so würde ich das jedenfalls übersetzen), und dann einfach weitergehen.

Meine Version davon ist: Wenn ich zu jemandem freundlich Hallo sage und der Betreffende ebenso freundlich Hallo sagt, sind wir schon auf dem besten Weg. Es ist wirklich so einfach. Pastor John Wimber sagte gern, dass 90 Prozent aller erfolgreichen christlichen Arbeit darin besteht, früh aus dem Bett aufzustehen. Das Grüßen ist nur eine andere Variante davon. Man kann das, was man vorhat, nicht effektiv tun, wenn man Menschen nicht freundlich grüßt. Damit beginnt es.

Jesus grüßte ein paar Fischer, und daraufhin gaben sie ihren Beruf – und irgendwann sogar ihr Leben – auf, um ihm zu folgen.2

Jesus grüßte die Samariterin am Brunnen und bat sie, ihm Wasser zu geben. Das führte zu einer der eindrücklichsten und am häufigsten zitierten Geschichten der ganzen Bibel.3

Jesus sagte Hallo zu den Kindern, die ihm über den Weg liefen, und daraufhin kamen sie in Scharen zu ihm.4

Jesus sagte Hallo zu den zwei Männern, die auf der Straße nach Emmaus unterwegs waren, und quasi im nächsten Moment saß er mit ihnen beim Abendessen.5

Alles beginnt mit einem Hallo.

Ich wohne in einer Sackgasse, also ist es theoretisch leicht, meine Nachbarn zu grüßen. Besonders wochentags gegen morgens um sieben oder abends um sechs und am Wochenende eigentlich jederzeit. Aber ich habe in meinem Auto eine Fernbedienung für das Garagentor, und wenn mir nicht nach Hallo-Sagen ist (weil ich weiß, dass das zu einem echten Gespräch führen könnte), drücke ich den kleinen schwarzen Knopf meiner persönlichen Entscheidung und Freiheit. Das Garagentor hebt sich wie das Tor zu meiner Burg, und schon muss ich meine Nachbarn nicht grüßen.

Ich gebe mir Mühe, dieser Versuchung zu widerstehen. Weil es jedoch irgendwie logisch ist, dass ich das Auto in die Garage fahre, gehe ich anschließend wieder hinaus und sage Hallo zu dem, der gerade draußen ist.

Das läuft folgendermaßen. Ich fahre das Auto in die Garage, gehe hinaus, schaue mich um, bis ich jemanden sehe, und rufe: »Hallo John!« (oder wie auch immer die betreffende Person heißt). Das war’s im Großen und Ganzen. Meistens ruft der andere dann zurück: »Hallo Carl, wie läuft’s?« Und vielleicht war es das. Oder derjenige fragt: »Wie geht es dir?« Und wenn man erst einmal beim »Wie geht es dir?« angekommen ist, sollte man gut aufpassen, denn gelegentlich erzählen Leute dann tatsächlich, wie es ihnen geht.

Nehmen Sie sich diese Woche Zeit, anderen Hallo zu sagen. Überall. Fast immer. Bemühen Sie sich aktiv darum. Schauen Sie der anderen Person in die Augen und sagen Sie Hallo. Fügen Sie immer wieder das gefährliche »Wie geht es dir?« hinzu. Versuchen Sie, die Frage tatsächlich ernst zu meinen – so wie Jesus.

Und schauen Sie einfach, was dann passiert.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

2 Beachten Sie den Kellner

Die Tiefkühltruhe:Ignorieren Sie die Menschen, die die Welt für unbedeutend hält.Der Eisbrecher:Schauen Sie diesen Menschen in die Augen. Seien Sie aufmerksam. Grüßen Sie sie.

Jesus beachtete Menschen. Besonders diejenigen, die anderen gleichgültig waren. Kinder. Arme. Frauen. Samariter. Aussätzige. Tote. So ziemlich jeden.