Einmal mit der Katze um die halbe Welt - Martin Klauka - E-Book
SONDERANGEBOT

Einmal mit der Katze um die halbe Welt E-Book

Martin Klauka

0,0
18,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 18,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Motomogli – die verrücktesten und besten Geschichten schreibt immer noch das Leben Einmal mit der Katze um die halbe Welt erzählt die besondere Geschichte von Martin Klauka und seiner Katze Mogli, die ihm während einer Motoradtour im Alter von etwa zwei Monaten halbverhungert zulief und sich ihn als Bezugsperson aussuchte. Damit war klar: Mogli musste sich mit dem Motorrad anfreunden, denn allein wäre ihr Schicksal besiegelt gewesen. Zum Glück fasste Mogli sofort Vertrauen zu diesem metallischen Ungetüm und Martin Klauka konnte sie mit nach Rosenheim bringen. Doch diese Motorradtour war nur der Auftakt für ein noch größeres Abenteuer. Martin beschloss vor einem Jahr, aus dem Alltag im beschaulichen Rosenheim auszubrechen und der Faszination des Orients nachzuspüren. Gemeinsam begeben sich die beiden mit dem Motorrad auf den Weg von Deutschland über Dubai bis nach Nepal. Mogli ist dabei immer Martins Heimat in der Fremde. -  Erlebe eine außergewöhnliche Freundschaft: Begleite Martin Klauka und seine Katze Mogli auf ihrer unvergesslichen Reise und tauche ein in eine herzerwärmende Geschichte von Vertrauen und Zusammenhalt. - Entdecke exotische Orte und Kulturen: Reise mit ihnen von Deutschland über Dubai bis nach Nepal und erlebe faszinierende Abenteuer in fremden Ländern, die deine Reiselust wecken. - Eine Geschichte voller Mut und Abenteuer: Lass dich von der beeindruckenden Reise von Martin Klauka und Mogli mitreißen und finde Mut, deine eigenen Träume zu verwirklichen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 357

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Hinweis zur Optimierung

Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Fabian Barthel

Lektorat: Sylvie Hinderberger

Bildredaktion: Mat Kovacic, Sylvie Hinderberger

Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Yuliia Antoniuk

ISBN 978-3-8338-7244-0

3. Auflage 2020

Bildnachweis

Fotos: Martin Klauka

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-7244 07_2020_01

Aktualisierung 2020/003

Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

www.facebook.com/gu.verlag

Garantie

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteuren/innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Haben Sie weitere Fragen zu diesem Thema? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung, auf Lob, Kritik und Anregungen, damit wir für Sie immer besser werden können. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem online-Kauf.

KONTAKT

GRÄFE UND UNZER VERLAG LeserservicePostfach 86 03 1381630 MünchenE-Mail: [email protected]

Telefon: 00800 / 72 37 33 33*Telefax: 00800 / 50 12 05 44*Mo-Do: 9.00 – 17.00 Uhr

Ich widme dieses Buch allen, die mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt und immer zu mir gestanden haben – besonders meiner Mum.

Die Reise von Martin und Mogli

Ihre Motorradtour führt die beiden Gefährten von ihrem Zuhause in Deutschland durch Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Griechenland und die Türkei bis nach Dubai.

Von dort aus geht es weiter über den Iran, Pakistan und Indien, bis die beiden Nepal erreichen. Dort haben sie Zeit, zur Ruhe zu kommen und die vielen Eindrücke und Begegnungen zu verarbeiten.

Eines steht aber fest: Genug vom Reisen haben die beiden lange noch nicht, und es werden weitere Abenteuer folgen. Für den Weg zurück wollen die beiden die Nordroute wählen und über Russland zurück nach Deutschland gelangen.

Von Rosenheim in die Welt: Mit Mogli an meiner Seite war ich überall daheim.

HI, ICH BIN MARTIN …

… und ich habe dieses Buch für all die Menschen da draußen geschrieben, die einen Traum haben, aber bisher nie ernsthaft darüber nachgedacht haben, ihn zu verwirklichen. Denn auch ich sehnte mich lange nach dem großen Abenteuer. Wie oft habe ich mich gefragt, ob es den einen, richtigen Weg durchs Leben gibt – und wenn ja, wie ich ihn finden könnte. Irgendwann habe ich erkannt, dass es nur an mir selbst liegt, etwas in oder aus meinem Leben zu machen, und dass vieles nur so lange unmöglich erscheint, bis man es einmal ausprobiert. Heute bin ich der Meinung, dass es zwar nicht den einen, sehr wohl aber für jeden von uns einen richtigen Weg gibt. Und der beginnt, wie die größte Reise, mit einem einzigen Schritt: dem ersten. Ich selbst habe diesen ersten Schritt am 24. August 2017 gewagt und mich auf den Weg gemacht. Auf meinen Weg.

Diese Geschichte ist meine Geschichte. Sie handelt von einer Reise um die halbe Welt, von Höhen und Tiefen, von den Menschen, die ich getroffen, und den Abenteuern, die ich erlebt habe, seitdem ich den Mut aufbrachte, endlich loszulassen. Und natürlich handelt sie von Mogli.

Mogli begleitet mich nun schon seit über zwei Jahren durchs Leben. Wir haben uns im März 2017 kennengelernt und es war Liebe auf den ersten Blick. Meine Gefährtin hat wunderschöne, grüne Augen und seidig glänzendes Haar. Und obwohl sie eher schüchtern ist, erobert sie die Herzen im Sturm. Es ist allerdings nicht immer leicht mit ihr, denn sie ist sehr wählerisch und stets darauf bedacht, ihren Willen durchzusetzen. Wenn ihr etwas nicht passt, beschwert sie sich lautstark. Am liebsten isst Mogli Thunfisch und Lachs – und ja, sie ist eine exzellente Jägerin. Sie liebt es genauso wie ich, draußen in der Natur zu sein. Doch im Gegensatz zu mir fürchtet sie sich nicht vor Spinnen oder Schlangen. Dafür aber hat sie Angst vor Hunden und Affen. Laut ihrem Reisepass ist Mogli eine Europäische Kurzhaarkatze. In Wahrheit aber ist sie eine tollkühne Prinzessin …

Ich wünsche mir, dass alle da draußen ihren Weg finden und wagen, das Leben zu führen, das sie sich erträumen. Traut euch! Es wird schon alles gut gehen. Die Welt ist ein guter und wunderschöner Ort und unsere Mitmenschen sind nie wirklich böse – nur manchmal auf dem falschen Weg.

WIE ALLES BEGANN

Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, mein sicheres Leben hinter mir zu lassen, meinen Job zu kündigen, den Haushalt aufzulösen und all die Dinge, die mir bisher Halt gaben, gegen das vielleicht größte Abenteuer meines Lebens einzutauschen. Aber ich habe die Entscheidung keine Sekunde lang bereut …

EIN TRAUM WIRD WAHR

Seit eine zweijährige Reise nach Australien meine Abenteuerlust geweckt hat, bin ich immer wieder verreist. 2015 entschlossen ein Freund und ich uns dann während einer dreimonatigen Reise durch Südostasien spontan, Vietnam auf dem Motorrad zu durchqueren. Wir fuhren 36 Stunden mit dem Bus von Laos bis nach Hanoi, wo genau an meinem Geburtstag zwei Motorräder ihren Weg zu uns fanden. Was folgte, war der bis dahin abenteuerlichste Monat meines Lebens. So war ich zuvor noch nie gereist – und plötzlich wusste ich, was bisher »falsch« gelaufen war: Ich war nur Urlauber und als solcher sieht man vor allem (oder auch ausschließlich) diejenigen Orte, die für Touristen hergerichtet wurden, wo die Bedienung Englisch spricht und die Speisekarte in mehrere Sprachen übersetzt wird. Orte, die all jenen Menschen eine Auszeit vom Alltag bieten, die danach genau zu diesem wieder zurückkehren. Ich jedoch wollte meinem Alltag nicht entkommen. Ich wollte ihn ändern. Noch bevor wir wieder zurück in Deutschland waren, war mein Entschluss gefasst: Ich würde mein altes Leben hinter mir lassen und mich in das größte Abenteuer meines Lebens stürzen. Auf zwei Rädern!

DIE KÖNIGIN

Neun Monate nach unserem Südostasientrip war es endlich so weit: Im Dezember 2015 erwarb ich in München eine Honda Africa Twin, die »Königin der Wüste«. Dieses Modell gilt als eines der zuverlässigsten Motorräder, die es gibt – und war damit genau das richtige für mich, denn ich bin weder der beste Mechaniker noch wollte ich mitten im Nirgendwo liegen bleiben.

Meine »Königin« sah aus wie neu. Sie war scheinbar noch nie auf Reisen, hatte keinen einzigen Kratzer und der Tacho zeigte gerade mal 14 500 Kilometer. Nur ihre schiere Größe machte mir ein wenig Angst. Der Lenker reicht mir fast bis zur Brust und ich musste wie auf ein Pferd aufsteigen – obwohl ich über 1,80 Meter groß bin.

Dann hieß es »Aufrüsten«: Obwohl die Africa Twin fürs Reisen gemacht war, benötigte sie ein paar Modifikationen. Und so wechselte beziehungsweise ergänzte ich Träger und Koffer, Tankrucksack, Sturzbügel, Hauptständer, Handprotektoren, Lenkererhöhung, 12-Volt-Zigarettenanzünder, größere Fußrasten, Ölthermometer, Handyhalter und Nebelscheinwerfer. Ich legte den Auspuff niedriger, damit er unter die Koffer passte, kürzte die Windschutzscheibe, überholte den elektronischen Kilometerzähler (»Tripmaster«) und die Benzinpumpe, ersetzte alle Benzin- und Kühlschläuche sowie die Gummileitungen vorne durch Stahlflex-Bremsleitungen und baute verstärkte Schläuche ein.

Die nächste Herausforderung war, genug Geld für mein Abenteuer zu sparen. Ich ging am Wochenende nicht mehr aus, aß zu Hause oder bei meiner Mum, verzichtete auf alles, was Eintritt kostete, kaufte nur noch Sachen, die ich für die Reise brauchte, ließ mein Auto stehen und fuhr stattdessen mit dem Fahrrad … Verregnete Sonntage nutzte ich, mein Hab und Gut nach Sachen zu durchforsten, die ich verkaufen konnte. Das brachte zwar nicht viel Geld, aber zumindest wurde meine Wohnung langsam etwas leerer.

Immer wieder wanderte mein Blick auf der großen topografischen Landkarte in meinem Schlafzimmer umher. Ich fragte mich, welche Route ich nehmen und was mein erstes Ziel werden könnte. Alle Länder nördlich von Deutschland wären im Winter zu kalt, westlich davon kommt nicht mehr viel, und um mein Motorrad nach Südamerika oder Australien zu schicken, dazu fehlte mir das nötige Kleingeld. Der Osten sah interessant aus, doch auch dort würde es im Winter zu kalt werden. Die Reise musste also irgendwie in den Süden gehen, näher an den Äquator. Damit blieb nur noch Afrika oder der Mittlere Osten. Afrika hat mich schon immer fasziniert, aber ich hatte keinerlei Anlaufpunkte und wusste nicht, wie ich dort Geld verdienen sollte, um wieder nach Hause zu kommen.

Im Mittleren Osten dagegen kannte ich jemanden: Feras, einer meiner besten Freunde, kam aus Dubai und wohnte dort mit seiner Frau. Zudem standen die meisten der Länder auf dem Weg dorthin schon seit Längerem auf meiner Reisewunschliste. Österreich und Slowenien waren wunderschön, das wusste ich, von Kroatien hatte ich schon viel Gutes gehört und nach Griechenland wollte ich auch schon länger. Besonders gespannt war ich auf die Türkei, das Bindeglied zwischen Europa und Asien. Außerdem wollte ich schon immer einmal in den Iran. Dass mich der Weg nach Dubai zum Großteil durch preiswerte Länder führen würde, ich nur eine kurze Fähre nehmen müsste und, wenn ich rechtzeitig einen Job fände, die Chance hätte, schnell wieder Geld zu sparen, waren weitere Pluspunkte. Zudem könnte ich von dort entweder über Russland den Rückweg antreten oder weiter Richtung Indien fahren. Und wenn ich keinen Job fände, könnte ich mein Motorrad vorübergehend bei Feras lassen und zurückfliegen. Dubai war das perfekte Ziel und einen Anruf später war es beschlossene Sache.

Mitte 2016 also wurde mein Plan konkreter: Ich hatte ein Motorrad, einen Großteil der Ausrüstung und vor allem hatte ich endlich ein Ziel. Damit ich die Alpen und ihre Ausläufer überqueren konnte, solange es noch warm war, und in der Wüste ankam, wenn die Temperaturen dort erträglicher wurden, musste ich im Sommer starten. Somit hatte ich noch genau ein Jahr, um alles vorzubereiten.

Die Zeit bis dahin verflog so schnell wie nie zuvor. Ich verkaufte oder verschenkte weiter meine Sachen, unternahm ein paar kleinere Trips mit der Königin und lernte so immer besser mit ihr umzugehen, stellte mein Bordwerkzeug zusammen, räumte meinen Computer auf und sicherte alle Daten, befasste mich mit notwendigen Apps für mein Handy, stellte meine Ausrüstung weiter zusammen … Ich war erstaunt, was alles dazugehörte, wenn man sein altes Leben aufgab. Mein Schreibtisch schien unter den Notizzetteln zu verschwinden, auf denen ich all das notiert hatte, was ich noch erledigen musste. Gut, dass ich früh genug damit angefangen hatte. Und dann kam doch noch alles ganz anders …

Beim Spazierengehen brachte ich Mogli bei, in meiner Nähe zu bleiben.

DAS FINDELKIND

Ich war auf dem Rückweg von einer Motorradreise nach Marokko, als plötzlich ein kleines verwahrlostes Kätzchen auftauchte. Es war noch sehr jung, total abgemagert und konnte sich kaum auf den Beinchen halten. Ich rief nur einmal kurz nach ihr, um »Hallo« zu sagen. Doch anstelle meines kleinen Fingers nahm sie gleich die ganze Hand, kam freudig angetapst, kroch auf meinen Arm und schlief ein. Der Hunger hatte sie vermutlich hierher getrieben, aber sie war noch zu jung und hatte nicht genug Energie, um der kalten Nacht zu trotzen. Sichtlich glücklich darüber, ein warmes und sicheres Plätzchen gefunden zu haben, machte der kleine Flohbeutel in meinem Arm keinerlei Anstalten, diesen zu verlassen, geschweige denn überhaupt aufzuwachen. Da seine Mutter, wie ich später erfahren sollte, von einem Auto überfahren worden war, stand es nicht gut um sein Schicksal. Aber davon wusste dieses kleine, süße Ding nichts. Es schlief tief und fest. Ich fragte mich, was ich mit ihm machen sollte. Ich konnte es schließlich nicht einfach auf dem Motorrad mit nach Hause nehmen. Oder doch? Aber wo sollte es sitzen? Der Tankrucksack war die einzige Möglichkeit, also polsterte ich ihn mit meinem Schal aus, legte die kleine Katze hinein und fuhr so vorsichtig, wie es nur ging. Zuerst hatte sie Angst, aber es dauerte nicht lange, bis sie verstand, dass sie in Sicherheit war. Und als wir zu Hause ankamen und ich in den Tankrucksack sah, blinzelten mich zwei verschlafene Augen an.

Ich wusste nicht einmal, ob das Kätzchen ein Mädchen oder ein Junge war. Aber es war wie Mogli aus dem Dschungelbuch ein Findelkind. Und wenn dies mein Weg wäre, so dachte ich, dann würde alles gut gehen. »Hallo, Mogli!«, flüsterte ich leise. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Es war mittlerweile Ende März und somit waren es nur noch vier Monate bis zu meiner geplanten »Weltreise«. Wenn Mogli mich begleiten sollte, würde ein ganzer Schwung zusätzlicher organisatorischer Sachen auf mich zukommen.

Als Allererstes brachte ich Mogli zum Tierarzt. Ich wollte endlich wissen, ob er/sie ein Katerchen oder ein Kätzchen war. Außerdem brauchte sie eine Wurmkur und eine Tollwutimpfung. Und ich wollte unsere Reisepläne mit dem Arzt besprechen, um sicherzustellen, dass ich Mogli nicht irgendwo heimlich ins Land schmuggeln müsste. Denn dieses Risiko wollte ich nicht eingehen müssen.

Es stellte sich heraus, dass Mogli ein kleines Kätzchen war, ungefähr zwei Monate alt. Für die Tollwutimpfung war sie damit noch ein wenig zu jung. Aber sie bekam eine Wurmkur und die erste der drei Spritzen gegen Katzenschnupfen. Bis auf ihr verletztes Schwänzchen war die Kleine gesund, und nachdem dieses geröntgt worden war und ich den nächsten Termin ausgemacht hatte, ging es wieder nach Hause – sehr zum Erstaunen der Praxismitarbeiter natürlich auf dem Motorrad.

Es wäre vermutlich die einfachere Lösung gewesen, Mogli in ein Tierheim zu geben. Und ich gebe zu, dass ich auch selbst kurz darüber nachgedacht habe. Aber ein Leben im Käfig wollte ich ihr nicht zumuten. Ich konnte doch nicht einfach eine Straßenkatze retten und sie dann in ein überfülltes Tierheim geben. Das fühlte sich irgendwie falsch an. Es war meine Entscheidung gewesen, Mogli zu retten. Und deshalb lag es nun auch in meiner Verantwortung, mich um sie zu kümmern. Und ich wollte mich gut um sie kümmern. Ganz uneigennützig war meine Entscheidung am Ende aber doch nicht. Wir hatten in unseren ersten paar Tagen schließlich bereits viel erlebt und ich hatte mich schon lange in Mogli verliebt.

Ich kaufte ein kleines Geschirr mit einer Leine und nahm Mogli überall mit hin. Sooft ich Zeit hatte, gingen wir an der Mangfall spazieren, wo ich sie eine Weile frei laufen lassen konnte. Ich wollte, dass sie lernte, mich als ihren Bezugspunkt anzusehen und nicht ihr Revier, wie es für Katzen normalerweise üblich ist.

Anfangs war Mogli noch sehr schüchtern, verkroch sich in meiner Jacke oder Kapuze und beobachtete gespannt und aus sicherer Entfernung alles, was sich bewegte. Nach und nach kam sie dann heraus – erst auf meinen Schoß, dann neben mich. Und irgendwann war sie mutig genug, um bis zum sicheren Gebüsch zu rennen. Besonders in der Anfangszeit musste ich sie oft aus dichtem Gestrüpp herausholen und meine Arme und Beine waren ständig von oben bis unten von Dornen zerkratzt. Außerdem hatte ich, wie Mogli auch, ständig mit Zecken zu kämpfen. War ich überhaupt gegen Zecken geimpft? Eine gute Gelegenheit, meinen Arzt zu konsultieren. Es stellte sich heraus, dass meine Zeckenimpfung (FSME-Impfung) aufgefrischt werden musste. Mein Arzt empfahl mir darüber hinaus gleich noch eine ganze Reihe anderer Impfungen. Er war selbst nicht nur ein Reiseenthusiast, sondern hatte als Mediziner auch schon Ralleys in Afrika betreut. Daher wusste er sofort, welche Impfungen ich brauchte. Er hatte außerdem bereits eine Erste-Hilfe-Checkliste mit dem treffenden Namen »Reiseapotheke für Fernreisen mit Expeditionscharakter« erstellt.

Dennoch graute mir vor unserem nächsten Termin beim Tierarzt. Das Röntgenbild hatte gezeigt, dass die Gliedmaßen in Moglis Schwänzchen auseinandergerissen waren. Es gab keinerlei Anzeichen für eine Quetschung oder dafür, dass es geknickt wurde. Die wahrscheinlichste Theorie war, dass jemand Mogli am Schwanz gepackt und stark daran gezogen hatte. Jetzt sollte sie operiert werden. Sie schaute mir ängstlich hinterher, als die Arzthelferin sie behutsam ins nächste Zimmer brachte. Es war das erste Mal, dass sie weder bei mir noch in meiner Wohnung war, und so richtig wohl war mir bei dem Gedanken nicht.

Man implantierte Mogli im Zuge der OP gleich noch einen Mikrochip zur eindeutigen Kennzeichnung. Um stolze Inhaberin eines Europäischen Heimtierausweises zu werden, war allerdings erst noch die Tollwutimpfung und der darauffolgende Bluttest nötig.

Als ich Mogli nach der Arbeit abholte, war sie von der Narkose noch ganz verschlafen. Ihr Schwänzchen war amputiert, an seiner statt besaß sie nur noch einen kleinen, rasierten Stummel. Ein komischer Anblick, aber ich war froh, dass alles gut geklappt hatte und Mogli wohlauf war.

Da Mogli am Morgen vor der OP nichts fressen durfte, hatte sie jetzt einen Bärenhunger. Ich wusste zwar, dass es nicht gut war, sie so kurz nach der Narkose zu füttern. Aber Katzen können unglaublich überzeugend sein – und so bekam sie zumindest ein bisschen. Dass das Futter postwendend auf dem Küchenboden landete, belehrte mich alsbald eines Besseren.

In den nächsten Wochen mussten wir noch ein paarmal zum Tierarzt. Mogli brauchte noch zwei Spritzen gegen Katzenschnupfen und zwei gegen Tollwut, einen Bluttest und außerdem wollte ich sie kastrieren lassen. Diese Entscheidung stand von Anfang an fest. Obwohl es mir leidtat, dass sie sich einer weiteren Operation unterziehen musste, überwogen doch ganz klar die Vorteile. Sie würde nicht rollig werden und auf der Suche nach einem Partner nächtelang verschwinden, das Infektionsrisiko würde enorm sinken und sie würde auch nicht zweimal im Jahr Babys bekommen.

Reisebereit? Manchmal fragte ich mich schon, ob Mogli das schaffen würde.

DIE LETZTEN VORBEREITUNGEN

Mogli wurde Tag für Tag stärker und zuversichtlicher und es erfüllte mich mit Freude, zu sehen, wie dieses kleine, ursprünglich dem Tode geweihte Wesen aufblühte und die Welt entdeckte. Ich begann mit ihr an unserer Kommunikation zu arbeiten, denn dies würde später enorm wichtig sein. Das Erste, was ich ihr beibrachte, war ein bestimmter Ruf für Leckerlis: Ich presse meine Lippen aneinander und sauge Luft an. Ich mache dieses Geräusch nur, wenn ich auch wirklich ein Leckerli für Mogli habe. Es ist bis heute ihr Lieblingsgeräusch und funktioniert fast immer. Sie versteht aber auch, wenn ich ein anderes Geräusch mache und mit dem Finger auf etwas zeige. Das heißt dann, dass es da etwas zum Jagen oder Spielen gibt. Außerdem rufe ich sie nur, wenn ich auch wirklich will, dass sie zu mir kommt. Sonst würde sie nie wissen, wann ich es ernst meine.

Eine weitere Sache, die ich Mogli beibringen musste, war, zu akzeptieren, wenn ich ihr etwas verbot. Katzen sind unglaubliche Sturköpfe und geben erst nach, wenn sie sehen, dass man selbst noch sturer ist als sie. Es war das wohl erste Mal, dass mir meine eigene Beharrlichkeit in die Hände spielte – Mogli hatte gegen mich keine Chance. Ich war immer konsequent mit ihr und habe sie die Regeln, die ich aufstellte – etwa dass sie nicht auf den Küchentisch springen darf –, nie brechen lassen und diese auch nie geändert. Relativ schnell verstand sie es so, wenn ich ihr etwas verbot, und mittlerweile ist es unglaublich, was für ein gutes Benehmen sie an den Tag legt. Es ist einer wahren Prinzessin würdig.

Da ich Mogli von Anfang an immer wieder an die Leine nahm, hatte sie mit dieser kein Problem. Das hieß aber nicht, dass sie wie ein Hund neben mir herlief. Das tut sie bis heute nicht. Katzen sind sehr defensive und strategische Tiere. Offen und schutzlos auf einem Weg zu laufen, den sie vielleicht noch nicht einmal kennen, würden die meisten unserer Samtpfoten wohl nie machen. Wenn wir irgendwohin wollten, saß Mogli daher normalerweise auf meiner Schulter, manchmal machte sie es sich auch in meiner Kapuze gemütlich. Anfangs habe ich versucht, sie in eine offene Tasche zu stecken, damit ich sie einfacher transportieren und im Zweifelsfall auch vor Regen schützen könnte. Doch daran wollte sie sich nie gewöhnen und kletterte immer wieder zurück auf meine Schulter.

Um zu lernen, wie sie reagiert, und um sie besser auf das Reisen vorzubereiten, versuchte ich, sie so oft wie möglich an verschiedene Orte mitzunehmen. Jeden Abend gingen wir zur Mangfall und am Wochenende oder im Sommer fuhren wir ein paar Kilometer mit dem Fahrrad zum See, wo sie im Gebüsch spielte, während ich badete. Wir gingen zelten, fuhren manchmal zu Freunden in die Stadt oder in den Biergarten und fast jeden Sonntag nahm ich sie mit zu meiner Mum. Zweimal durfte sie mich sogar zur Arbeit begleiten. Selbst das Einkaufen übten wir – es verlief erstaunlicherweise problemlos. Sie streckte nur ihre kleine rosafarbene Nase in Luft und wurde einmal ein wenig unruhig, als wir an dem Regal mit dem Katzenfutter vorbeiliefen. Die Mitarbeiter waren entweder zu perplex, dass eine Katze auf meiner Schulter saß, oder es hat sie nicht gestört.

Langsam wurde es für mich und Mogli ernst. Nachdem sie mittlerweile ihre Tollwutimpfung bekommen hatte, war es Zeit für einen Bluttest, der bestätigen sollte, dass sie genügend Antikörper gebildet hatte. Außerdem stand ihre Kastration an.

Ich selbst hatte auch einiges zu tun, denn ich musste mich um die Dokumente für mein Motorrad und mein Visum für den Iran kümmern. Österreich, Slowenien, Kroatien und Griechenland gehörten zur EU. Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und Mazedonien konnte man als EU-Bürger uneingeschränkt bereisen. Und für die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate würde ich bei der Ankunft automatisch ein dreimonatiges Visum bekommen. Mogli hatte es da ein bisschen einfacher. Die kontinentalen Länder verlangen meist nur eine Impfung gegen Tollwut, manchmal auch noch eine gegen Katzenschnupfen. Die Impfungen mussten mit Chargennummer, Stempel und Datum in ihrem Tierausweis dokumentiert werden. Außerdem musste Mogli durch einen implantierten Chip eindeutig identifizierbar sein. Sie über die Grenzen zu bringen sollte also kein Problem sein.

Mogli hatte die Kastration gut überstanden und flitzte Tage später schon wieder durch meine Wohnung, als wäre nie etwas gewesen. Auch der Bluttest vom Labor kam zurück, und sie bekam ihren Heimtierausweis. Jetzt durfte sie endlich offiziell auf Reisen gehen und wir mussten auch nur noch zweimal zum Tierarzt: einmal zum Fädenziehen und ein weiteres Mal zur Nachkontrolle. Dann hatten wir es endlich geschafft.

»Katzen und Motorräder passen ja eigentlich nicht zusammen. Aber Prinzessinnen und Königinnen eben doch.«

EUROPA

Mein Leben lang hatte ich mich nach dem großen Abenteuer gesehnt und nun war wirklich der Moment gekommen, an dem es beginnen sollte. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Ich wusste, dass ich meine Familie und Freunde für eine Weile nicht zu Gesicht bekommen würde, und fing schon jetzt an sie zu vermissen. Aber war ich mit Mogli an meiner Seite nicht überall daheim?

VON ROSENHEIM NACH GRIECHENLAND

Am 24. August 2017 war es endlich so weit: Ich umarmte meine Mum ein vorerst letztes Mal, setzte meinen Helm auf und startete mein Motorrad, dessen Tacho mittlerweile 31 123 Kilometer anzeigte, und wagte tatsächlich den ersten Schritt in ein neues Leben. Unser erstes großes Ziel: Dubai.

Während Mogli sich wie sonst auch im Tankrucksack einrollte und es sich gemütlich machte, freute ich mich, dass neben mir noch ein weiteres Motorrad ansprang: Tino, einer meiner besten Freunde, hatte es sich nicht nehmen lassen, uns am schwierigsten Tag unserer Reise zu begleiten: dem ersten.

Als wir das Ortsschild von Rosenheim passierten, überkam mich ein überwältigendes Gefühl von Freiheit und Abenteuer, Neugier und Vorfreude. Trotzdem: Die nächsten dreieinhalb Monate würden Mogli und ich auf der Straße verbringen – und was wir dabei erleben oder wie es danach weitergehen würde, wusste ich noch nicht. Ich hatte genug gespart, um es bis nach Dubai zu schaffen. Um von dort aus noch weiter- oder zurück nach Hause zu fahren, würde das Geld jedoch nicht reichen. Dazu müsste ich dort vorübergehend eine Arbeit finden. Doch darüber wollte ich jetzt erst einmal nicht nachdenken. Es würde sich schon alles fügen.

Ein paar Kilometer später, als wir auf traumhaften Alpenpässen der untergehenden Sonne davonfuhren, der Motor unter mir schnurrte und mir der warme Sommerwind um die Nase wehte, stellte ich mir vor, dass alles nur ein Traum war und wir tatsächlich nur auf einem Wochenendausflug wären. Ich dachte daran, wie es wäre, am Montag wieder in die Arbeit zu gehen, wieder jeden Tag dasselbe zu machen und weiter davon zu träumen, diesem ewigen Kreislauf eines Tages zu entkommen … Plötzlich fehlte jede Spur von meinen Zweifeln und Bedenken. Ich war wieder euphorisch und strotzte nur so vor Energie. Es war die richtige Entscheidung! Und eine emotionale Achterbahn.

Nach 170 Kilometern und mit dem letzten verbleibenden Tageslicht bogen wir in einem österreichischen Dorf in eine kleine Seitenstraße ab und fragten eine junge Frau, ob es irgendwo eine Möglichkeit gebe, unser Zelt für eine Nacht kostenlos aufzuschlagen. Ihre Tochter strahlte, als sie Mogli sah, die gemerkt hatte, dass wir stehen geblieben waren, und neugierig ihr Köpfchen aus dem Tankrucksack streckte. Die Mutter war nicht weniger überrascht und deutete auf ein Haus in der Nähe. Tatsächlich durften wir dort übernachten. Die erste Hürde war genommen.

Mogli fing sofort an, die Scheune und den angrenzenden Wald zu erkunden, während Tino und ich uns daranmachten, unsere Zelte aufzustellen und uns etwas zu »kochen«. Es gab Kartoffeleintopf und Bohnen aus der Dose. Noch während wir unser Camp aufbauten, hatte sich der Himmel zugezogen und es war schlagartig windig geworden. Als wir gerade mit allem fertig waren und müde, aber glücklich im Zelt saßen, ging es richtig los: Dicke Regentropfen prasselten herab und prallten lautstark an der Zeltplane ab. Wahnsinnsblitze ließen alle paar Sekunden alles um uns herum taghell erstrahlen – und der kurz darauffolgende laute, grollende Donner verriet uns, dass sie nicht weit von uns entfernt einschlugen. Es war ein mächtiges Schauspiel der Natur und es fühlte sich an, als wollte uns das Universum gutes Gelingen wünschen. Von nun an würden wir jeden Tag Richtung Südosten fahren, und was uns dabei widerfahren sollte, würde in seinen Händen liegen.

Mogli, die ein paar Tropfen abbekommen hatte, bevor sie wie ein geölter Blitz ins Zelt gehuscht kam, rollte sich in den Tankrucksack und schlief ein – unbeeindruckt davon, dass draußen die Welt unterzugehen schien. Kurz darauf taten Tino und ich dasselbe.

DAS ERSTE MAL AUF MICH GESTELLT

Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Wir bauten das Zelt ab und nach einem ausgiebigen Frühstück und einer herzlichen Umarmung fuhr Tino zurück nach Rosenheim. Mogli und ich dagegen machten uns auf Richtung Süden.

Wir durchquerten Österreich in einem Tag und auf Straßen, die mein Motorradfahrerherz höherschlagen ließen. Schon hier wurden wir das erste Mal zum Essen eingeladen.

Nach 268 Kilometern waren wir kurz vor Bovec in Slowenien. Ich war vor ein paar Jahren bereits dort gewesen und hoffte, im wunderschönen Soča-Tal einen geeigneten Platz zum Zelten zu finden. Zum Glück war das nicht schwierig und so schlug ich das Zelt auf einem versteckten Parkplatz auf. Es war ein schöner Platz, mitten im Wald, neben einem kleinen Fluss und während Mogli Mäusen nachstellte, plante ich die Route für den nächsten Tag, genoss die Ruhe und versank im klaren Sternenhimmel. Wenn wir weiter so schnell unterwegs wären, würden wir bereits in ein paar Wochen in Dubai ankommen, dachte ich – und ich fragte mich, wo und aus welchem Grunde wir auf der Strecke wohl hängen bleiben würden.

Nach dem Soča-Tal ging es erst auf Schotterstraßen durch die slowenischen Wälder und schließlich auf winzigen Gebirgsstraßen entlang steiler Schluchten, über Brücken und durch kleine Tunnel, die nicht viel mehr als Löcher im Berg waren, nach Kroatien.

Laurin, ein Kollege, den ich von einem meiner Nebenjobs kannte, war gerade in Pula, daher sollte diese Stadt mein nächstes Ziel sein. Kurz nach der Grenze hielt ich an. Ich musste Euro in kroatische Kuna tauschen und außerdem hatte ich Bärenhunger. Als ich meinen Döner aß, hörte ich auf einmal eine Stimme nach Mogli rufen. Erst dachte ich, ich hätte es mir eingebildet. Aber als ich ein zweites Mal »Mogli« vernahm, drehte ich mich doch um. Ein kleiner Junge kam herüber und begrüßte mich und Mogli aufgeregt. Für einen Augenblick war ich zu verdutzt, um ihn zu erkennen. Doch schnell stellte sich heraus, dass es der Bub war, der vor zwei Wochen mit seiner kleinen Schwester Mogli an der Mangfall gefüttert hatte. Seine Familie war gerade auf dem Rückweg aus dem Urlaub. Was für ein Zufall! Als die Eltern von unserer Reise erfuhren, wünschten sie mir gutes Gelingen und schenkten mir ihre restlichen 180 Kuna, etwa 25 Euro. Ich könnte es besser gebrauchen als sie, meinten sie.

Dankbar und satt setzten wir unsere Reise fort. Wir hatten die Alpen hinter uns gelassen und die kroatische Sonne brannte auf uns hinunter, als wir die istrische Halbinsel durchquerten. Zum Glück waren die Straßen schnell und so kamen wir noch im Tageslicht an. Ich belohnte mich mit einem kühlen Bier, während ich auf Laurin wartete. Mogli trank etwas Wasser und fing an, die Bar nach einer sicheren Stelle abzusuchen.

Es war ein herzliches Wiedersehen mit meinem Freund. Wir saßen eine Weile zusammen und entschieden uns dann, in einem alten jugoslawischen Militärgebiet direkt an der Adria zu zelten. Während Laurin und seine Freunde noch Vorräte kauften, wartete ich mit Mogli draußen, denn sie durfte nicht in den Laden. Zum Glück war ich dieses Mal nicht alleine. Ich fragte mich aber, wie ich in Zukunft mit diesem Problem umgehen sollte. Aber eins nach dem anderen: Jetzt mussten wir erst einmal den Zeltplatz finden.

Es war spät geworden und das dunkle Militärgelände, stiller Zeuge einer schwierigen Vergangenheit, wirkte zugleich unheilvoll und faszinierend. Laurin erzählte mir von seinem eigenen Findelkater Bagira und überlegte, ob er mit ihm wohl auch reisen könnte. Ich hatte Zweifel, weil er es ihm nicht von Anfang an beigebracht hatte, aber wir wollten es trotzdem probieren und so brachte Laurin Bagira am nächsten Tag einfach mit in unser Camp. Da er keine Leine hatte, lieh ich ihm meine und die beiden versuchten sich im »Gassigehen«. Mogli war davon ganz und gar nicht begeistert und auch sonst mussten wir den Versuch bald als Fehlschlag verbuchen, denn Bagira wirkte nervös und es schien uns zu gefährlich, ihn einfach frei laufen zu lassen. Laurin brachte ihn also noch am selben Abend zurück nach Hause.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatten sich dunkle Regenwolken über uns zusammengebraut. In Windeseile packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Das Wetter klarte zum Glück auf, und obwohl ich die schnellen Küstenstraßen und die beeindruckende Aussicht genoss, entschied ich mich nach ein paar Stunden, wieder auf kleinere Straßen auszuweichen. Ich wollte schließlich nicht so schnell wie möglich ankommen. Davon abgesehen hatte ich sowieso kein richtiges Ziel – und ich musste mich bald schon wieder nach einem geeigneten Schlafplatz umsehen. Entlang der Hauptstraße würde es darum eher schlecht stehen.

Je weiter wir Richtung Süden fuhren, desto trockener und karger wurde die Landschaft. Es war heiß und es stellte sich weitaus schwieriger heraus als angenommen, einen Platz zum Zelten zu finden. Noch dazu zog jetzt auch ein Sturm auf und heftige Windböen versuchten, uns von der Straße abzudrängen. Wollte ich mein Kätzchen noch ins Trockene bringen, musste ich schnell etwas finden. Zeit, Proviant zu kaufen, war nicht mehr.

Ich entdeckte eine kleine Schotterstraße, die äußerst vielversprechend aussah. Wäre ich nicht allein unterwegs gewesen, hätte ich kein zweites Mal darüber nachgedacht und es einfach probiert. Doch so war ich unsicher: Wegen des Sturms und der einbrechenden Dunkelheit kam hier heute sicher niemand mehr vorbei, der uns im Zweifelsfall helfen könnte. Und wer wusste schon, wie die Straße nach ein paar Hundert Metern aussah? Falls ich im Schotter wegrutschen und fallen würde, hätte ich das Motorrad alleine nur sehr schwer oder überhaupt nicht aufheben können. Und was, wenn ich mich bei einem Sturz verletzte? Mir blieb jedoch gar keine andere Wahl: Die Sturmböen wurden immer stärker und die ersten dicken Regentropfen landeten bereits auf meinem Visier. Also bog ich trotz aller Zweifel ein.

Schon nach einer ganz kurzen Strecke mussten wir die erste Pause einlegen. Das Geholper hatte mein Gepäck lose gerüttelt und auch Mogli kam aus ihrem Tankrucksack gekrochen und gab mir zu verstehen, dass sie recht wenig von meiner Streckenwahl hielt. Zum Glück ging dann aber alles gut und das Zelt war aufgebaut, bevor der Sturm richtig über uns herzog.

Mogli konnte sich im hohen Gras und im Gebüsch verstecken und hüpfte fröhlich umher. Aber als es zu regnen anfing, kam sie sofort zu mir ins Zelt. Ich genoss es, im Trocknen zu sitzen, während draußen der Sturm tobte, und machte mich über meinen Proviant her: eine Dose Thunfisch und Erdnüsse.

Immer wieder aufregend schön: plötzlicher freier Blick auf die Adria.

DAS ERSTE MAL COUCHSURFING

Wir waren erst fünf Tage unterwegs, doch weil ich nicht viel zum Wechseln dabeihatte, war es definitiv bald an der Zeit, meine Wäsche zu waschen. Ich entschied mich daher, es das erste Mal mit »Couchsurfing« zu versuchen, eine ebenso simple wie geniale Idee:

Man lässt Fremde, meist Reisende, für eine Nacht oder länger bei sich schlafen und kann dafür, wenn man selbst reist, bei ihnen zu Hause dieselben Vorzüge genießen. Auf diese Art und Weise lässt sich sogar in Europa recht günstig reisen.

Mein Profil auf einer einschlägigen Couchsurfing-Webseite hatte ich bereits vor der Abfahrt erstellt und mit Fotos versehen. Jetzt fand ich dort mit Tonči einen potenziellen Gastgeber und hinterließ ihm eine Nachricht, bevor wir uns auf den Weg machten. Ich drückte die Daumen, dass es klappen würde, denn eine Nacht in einem richtigen Hotel konnte ich mir nicht leisten. Und ich wusste nicht einmal, ob es mit Mogli überhaupt möglich wäre. In einem Hostel wären die Chancen vermutlich noch schlechter gestanden. Dort hätte schon eine Person mit Katzenhaarallergie gereicht, um uns einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Bis nach Split, wo Tonči wohnte, waren es mehr als 300 Kilometer. Falls er zusagen würde, mussten wir also eine ganz schöne Strecke schaffen. Ich fuhr auf direktem Wege auf die gut ausgebaute Europastraße E65 und vergaß für eine Weile alles um mich herum. Die Straße schlängelte sich direkt an der Küste entlang und die schier unendlichen Links-rechts-Kombinationen auf sauberem Asphalt ließen mein Motorradfahrerherz höher und höher schlagen.

Als die E65 zur Autobahn wurde, verließen wir die Route und fuhren auf kleineren Straßen weiter. Wir entfernten uns etwas von der Küste und die Landschaft änderte sich schlagartig. Die teilweise schnurgeraden Straßen erinnerten jetzt weniger ans Mittelmeer als an Australien. Aber immerhin, wir kamen gut voran.

Wir hielten an, um Wasser zu kaufen, doch man schickte uns gleich am Eingang wieder aus dem Laden. Die Verkäuferin gab mir grimmig zu verstehen, dass ich Mogli doch wie einen Hund vor der Tür anbinden könnte. Ich sparte mir die Mühe, ihr zu erklären, warum das nicht möglich wäre, und bat eine Frau, die gerade den Laden betreten wollte, mir Wasser und ein Sandwich mitzubringen. Zur »Belohnung« durfte sie danach draußen mit Mogli spielen – und ich hatte eine kurze Auszeit, um zu essen. Wieder einmal dachte ich, dass es mit einer Katze als Reisebegleitung ähnlich sein musste wie mit einem Kind: Beide darf man nie aus den Augen verlieren und manchmal werden schon alltägliche Dinge zu einem Problem.

In der Zwischenzeit hatte Tonči geantwortet. Er wollte wissen, ob sein Hund ein Problem wäre: Er wäre recht groß, aber auch sehr lieb und würde Katzen nicht angreifen. Ich wusste, dass Mogli schon immer fürchterliche Angst vor Hunden hatte. Aber ich wusste auch, dass nicht alle Hunde Katzen attackieren. Je eher sie das lernen würde, umso besser. Und so schrieb ich Tonči, dass wir auf dem Weg zu ihm wären.

Die Straßen wurden kleiner und kleiner. Bald fuhren wir wieder auf einspurigen Schotterstraßen. Hinter der letzten Bergkuppe konnte ich dann endlich Split und die Adria sehen. Der Anblick war fantastisch und ich stellte mir vor, wie es gewesen sein musste, als Entdecker und Eroberer im Mittelalter eine so große Stadt aufzuspüren. Ein aufregender Gedanke!

Auf einer kleinen Holperstraße schlängelten wir uns den Berg nach Split hinunter. Tonči war noch nicht zu Hause, sodass ich mich entschied, schon einmal die Einkäufe zu erledigen, denn ich hatte mir vorgenommen, für meinen Gastgeber zu kochen. Weil es aber sicher auch hier nicht erlaubt war, Mogli einfach mit in den Supermarkt zu nehmen, musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich legte meinen Rückenpanzer in einen Einkaufswagen, platzierte meinen Helm daneben und meine Jacke obenauf. So entstand eine kleine Höhle, in der ich Mogli verstecken konnte. Es klappte erstaunlich gut, nur an der Kasse schaute sie neugierig heraus. Doch die Kassiererin bemerkte sie nicht. Glück gehabt!

Tonči entpuppte sich als supernetter Kerl und seine Hündin Kira ließ Mogli, die sich einen erhöhten Aussichtspunkt gesucht hatte und sie mit riesengroßen Augen anstarrte, erst mal in Ruhe. Im Laufe des Abends wurde sie aber doch neugierig und rückte meiner Prinzessin Zentimeter für Zentimeter dichter auf die Pelle – bis sie in die Reichweite ihrer scharfen Krallen kam und jaulend aufsprang. Die Fronten waren geklärt.

Als Tonči uns gerade erzählte, dass er jede Menge Anfragen von Couchsurfern bekam, sich aber für Mogli und mich entschieden hatte, weil er unsere Reise so spannend fand, begann er auf einmal zu niesen. Seine Augen liefen rot an. Er war so fasziniert von Mogli gewesen, dass er glatt seine Katzenhaarallergie vergessen hatte. Er versicherte mir, dass alles kein Problem wäre, warf sich ein paar Antiallergika ein und wir mussten beide lachen.

Tonči führte Mariam, eine französische Couchsurferin, die ebenfalls gerade bei ihm übernachtete, und mich durch die Stadt. Wir besichtigten den 1700 Jahre alten Palast des römischen Kaisers Diokletian, aßen an seinem liebsten Dönerstand und stiegen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir einen herrlichen Blick über Split hatten. Wir fühlten uns überhaupt nicht wie Touristen und ich freute mich darüber, dass meine erste Erfahrung mit Couchsurfing gleich eine so gute war. Am Ende hatte ich nicht nur kostenlos in dieser herrlichen Stadt übernachtet, sondern auch noch neue Freunde gewonnen.

DIE ERSTE PANNE

Nach zwei Nächten ging es sauber und erholt weiter. Ich wollte, obwohl es nicht auf direktem Wege lag, einen Abstecher ins benachbarte Bosnien-Herzegowina machen. Ich hatte diese Namen schon so oft gehört, wusste, abgesehen davon, dass es dort wohl noch immer viele Landminen gab – Überreste der Jugoslawienkriege –,fast nichts über dieses kleine Land. Zumindest hatte mir irgendjemand geraten, immer auf befestigten Wegen zu bleiben und keine Strecken jenseits der Straße zu erkunden.

Doch zuerst einmal kamen wir überhaupt nicht in das Land hinein. Bisher hatten wir an den Grenzen nur eine einzige kleine Kontrollstelle passieren müssen. Doch nun schien es ein Problem mit Mogli zu geben. Es war nur ein kleiner Grenzübergang und wir waren eigentlich schon fast durch, als Mogli sehr zum Erstaunen des Grenzbeamten neugierig ihren Kopf aus dem Tankrucksack streckte. Der Mann traute seinen Augen nicht, und weil er weder zu wissen schien, welche Gesetze galten, noch ein Lesegerät für Moglis Chip hatte, schickte er uns sichtlich verwirrt zum nächstgrößeren Grenzübergang. Der war zum Glück nicht weit entfernt und dieses Mal sollte es klappen. Niemand wollte Moglis Pass sehen und in meinen eigenen gab es interessanterweise auch keinen Stempel. Egal! Wir hatten die Grenze hinter uns gelassen und waren in Bosnien-Herzegowina, dem vierten Land unserer Reise.

Ich hatte keine Ahnung, wohin wir überhaupt fahren sollten, und so plante ich einfach mal eine Route Richtung Osten, ins Landesinnere. Irgendetwas würde sich schon ergeben. Wie immer mied ich Autobahnen und große Straßen und daher fanden wir uns schon bald tief inmitten endloser Wälder im Bosnischen Erzgebirge wieder. Asphalt hatte ich schon seit ein paar Stunden nicht mehr gesehen. Stattdessen kämpften wir uns auf ausgewaschenen, holprigen und rutschigen Waldwegen dahin.

Mogli war zu meinem Erstaunen extrem gelassen. Einmal versuchte sie sogar, sich während der Fahrt zu putzen. Ich musste mir das Lachen verkneifen, als ich sah, wie sie wiederholt mit der Zunge ihre Pfoten verfehlte, weil die Königin unter uns so »herumhüpfte«. Kleiner Sturkopf! Sie hätte doch auch einfach warten können, bis wir wieder auf einer besseren Straße waren.

Nach 200 Kilometern erreichten wir im Dunkeln endlich die kleine Stadt Fojnica. Sosehr ich es genossen hatte, stundenlang durch die Wälder zu fahren, war ich doch froh, wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Wir verbrachten fast eine Stunde mit der Suche nach einem Platz für unser Zelt, bis ich mich am Ende mit einem Fleckchen zwischen ein paar leer stehenden Lagerhallen in einem verlassenen Industriegebiet zufriedengab. Es war nicht perfekt, erfüllte jedoch die wichtigsten Kriterien: Wir waren versteckt und es gab genügend sichere Plätze für Mogli. Jetzt hieß es nur noch schnell den Proviant aufstocken und dann … Und dann sprang der Motor nicht mehr an. Auch das noch!

Ich hatte nicht realisiert, dass durch die langsamen und mühsamen Waldwege der Kühlerventilator ständig gelaufen war und zusätzlich Strom verbraucht hatte. Zudem hatte ich auch noch alle Lichter eingeschaltet und nebenbei Telefon und Powerbank geladen. Das war dann wohl zu viel des Guten gewesen. Doch wo sollte ich jetzt meine Batterie aufladen? Eine Ladegerät hatte ich nicht dabei und ich brauchte eine Steckdose.

Ich erinnerte mich, dass ich ein paar Hundert Meter entfernt ein Wirtshaus gesehen hatte. Dort könnte ich, wenn ich schon auf die Batterie warten musste, wenigstens ein Bier trinken. Und irgendwo musste ich schließlich anfangen zu suchen.