Einmal Mord, aber pronto! - Beate Boeker - E-Book
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Einmal Mord, aber pronto! E-Book

Beate Boeker

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  • Herausgeber: Midnight
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Ein Mörder in der Familie Mantoni? – Packende Unterhaltung mit Band 4 der Cosy-Crime Reihe der USA Today Bestseller-Autorin Beate Boeker Zu seinem achtzigsten Geburtstag hat Onkel Teo die komplette Mantoni-Familie auf ein Weingut in der Nähe von Florenz eingeladen. Die Stimmung ist ausgelassen, bis Carlinas Mutter plötzlich ihre Empörung über Onkel Teos Begleitung äußert. Es ist Olga Ottima, ihre Erzfeindin aus Jugendtagen. Ungeniert flirtet die zwanzig Jahre Jüngere mit dem Familienoberhaupt der Mantonis. Doch welches Ziel verfolgt die heißblütige Italienerin? Während Carlina gemeinsam mit ihrem Freund Commissario Garini das Rätsel zu lösen versucht, plant der Rest der Familie bereits Olgas Ableben. Aber wird es tatsächlich zu einem Mord kommen? Und wenn ja, wem gehört dann Carlinas Loyalität, ihrer Familie oder dem Commissario? Von Beate Boeker sind bei Midnight in der Reihe Florentinische Morde erschienen: Hochzeitstorte mit Todesfall (Band 1) Amore Mortale (Band 2) Mord all' arrabbiata (Band 3) Einmal Mord, aber pronto! (Band 4)

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Einmal Mord, aber pronto!

Die Autorin

Beate Boeker, geboren 1969, ist neben ihrem Beruf als Autorin Betriebswirtin mit internationalem Schwerpunkt, arbeitet im Marketing und lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Deutschland. Der erste Roman der USA Today Bestseller-Autorin wurde 2008 vom Verlag Avalon Books in New York veröffentlicht. Heute ist eine große Auswahl ihrer romantischen Komödien, Krimis und Kurzgeschichten auf Englisch verfügbar. Ihre Bücher wurden für viele Auszeichnungen nominiert, z.B. den Golden Quill Contest, den National Readers' Choice Award und den Best Indie Books. Obwohl sie Deutsche ist, entschied sie sich, zunächst nur auf Englisch zu schreiben, weil sie in den USA mehr Hilfe bei der Entwicklung ihrer schriftstellerischen Fähigkeiten fand. Jetzt übersetzt sie ihre Bücher auch ins Deutsche.

Das Buch

Ein Mörder in der Familie Mantoni? – Packende Unterhaltung mit Band 4 der Cosy-Crime Reihe der USA Today Bestseller-Autorin Beate Boeker

Zu seinem achtzigsten Geburtstag hat Onkel Teo die komplette Mantoni-Familie auf ein Weingut in der Nähe von Florenz eingeladen. Die Stimmung ist ausgelassen, bis Carlinas Mutter plötzlich ihre Empörung über Onkel Teos Begleitung äußert. Es ist Olag Ottima, ihre Erzfeindin aus Jugendtagen. Ungeniert flirtet die zwanzig Jahre Jüngere mit dem Familienoberhaupt der Mantonis. Doch welches Ziel verfolgt die heißblütige Italienerin? Während Carlina gemeinsam mit ihrem Freund Commissario Garini das Rätsel zu lösen versucht, plant der Rest der Familie bereits Olgas Ableben. Aber wird es tatsächlich zu einem Mord kommen? Und wenn ja, wem gehört dann Carlinas Loyalität, ihrer Familie oder dem Commissario?

Von Beate Boeker sind bei Midnight in der Reihe Florentinische Morde erschienen:Hochzeitstorte mit Todesfall (Band 1)Amore Mortale (Band 2)Mord all' arrabbiata (Band 3)Einmal Mord, aber pronto! (Band 4)

Beate Boeker

Einmal Mord, aber pronto!

Roman

Aus dem Englischen von Beate Boeker

Midnight by Ullsteinmidnight.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei MidnightMidnight ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinDezember 2018 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018© Beate Boeker 2014Titel der englischen Originalausgabe: Expected DeathUmschlaggestaltung:zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95819-232-4

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Figurenübersicht

Weitere wichtige Personen

Das Haus auf der Via delle Pinzochere Nr. 12

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Leseprobe: Florentinische Morde Band 5 von Beate Boeker

Leseprobe: Hochzeitstorte mit Todesfall

Empfehlungen

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Cover

Titelseite

Inhalt

Figurenübersicht

Figurenübersicht

Die Mantonis & ihre Partner

Caroline Ashleygenannt Carlina, Besitzerin des luxuriösen Lingerie-Geschäfts Temptation in Florenz

Stefano Gariniermittelnder Inspektor der Mordkommission in Florenz

Onkel TeoCarlinas Großonkel, 80 Jahre alt

FabbiolaCarlinas Mutter

BenedettaCarlinas Tante (Fabbiolas jüngere Schwester)

Leopold Morin (Leo)Benedettas Lebensgefährte (ein Franzose)

EmmaCarlinas Cousine (Benedettas älteste Tochter)

LucioEmmas Ehemann

AnnalisaCarlinas attraktive, rothaarige Cousine (Benedettas zweite Tochter)

ErnestoCarlinas rothaariger Cousin, der jüngste im Hause Mantoni (Benedettas Sohn)

Tante Violettadie Matriarchin der Mantoni-Familie, 99 Jahre alt, lebt in einer Villa in Fiesole

Omarder Adoptivsohn von Tante Violetta

Weitere wichtige Personen

Cervi​Stefanos Garinis Chef und Leiter der Mordkommission in Florenz

PiedroCervis Sohn und Stefanos Assistant

Olga OttimaDie neue Frau an Onkel Teos Seite

UgoDer Sohn von Olga Ottima

FrancescaCarlinas beste Freundin, eine Glasbläserin

Das Haus auf der Via delle Pinzochere Nr. 12

Erdgeschoss (links): Onkel TeoErdgeschoss (rechts): Leopold Morin (er zieht bei Benedetta ein)1. Stock (links): Emma & Lucio1. Stock (rechts): Benedetta mit Annalisa und Ernesto2. Stock (links): vom Mantoni-Haus aus nicht zugänglich2. Stock (rechts): FabbiolaDachgeschoss: Carlina

Kapitel 1

I

»Psst! Psst! Carlina!« Fabbiola winkte mit den Armen und pflügte mit der subtilen Effizienz eines Nashorns durch die tanzenden Paare.

Mehrere Leute drehten sich um und starrten sie an. Die Dämmerung brach gerade an, und die Lichter in den Bäumen leuchteten auf. Sie funkelten in dem toskanischen Landhausgarten und schufen eine verzauberte Atmosphäre.

Carlina zuckte zusammen, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte, und verbarg ihren Kopf an der Brust ihres Freundes, in der Hoffnung, dass ihre Mutter sie nicht sehen würde.

Seine Arme zogen sie näher an sich, und mit einem schnellen Schritt schwang er sie herum, hinter einen dicht belaubten Olivenbaum in einem großen Terrakottatopf.

Carlina blickte zu ihm auf. »Danke.«

»Gern geschehen.« Stefano lächelte. »Ich stehe jederzeit zur Verfügung, wenn du ein wenig Abstand zu deiner Familie brauchst.«

Sie kicherte. Wie gut seine Arme sich anfühlten, und wie schön es war, seinen vertrauten Geruch einzuatmen. »Ich wusste gar nicht, dass du so gut tanzen kannst.«

Sein Lächeln vertiefte sich. »Es gibt noch eine Menge Dinge, die du nicht über mich weißt.«

»Psst! Psst! Carlina!« Fabbiolas aufgeregte Stimme kam näher.

Stefano zog Carlina weiter weg, in Richtung der Fliederhecke. Der warme Maiabend war mit ihrem Duft erfüllt. Er schaute Carlina prüfend an, ein kleiner Teufel in seinen Augen. »Ich glaube zwar nicht, dass meine Strategie aufgeht, aber es ist zumindest einen Versuch wert.«

Er hob ihr Kinn und küsste sie, bis Carlina sich am Revers seines eleganten Jacketts festklammern musste, nicht sicher, ob sie es tat, um ihn noch näher heranzuziehen oder weil ihre Knie nachgaben.

»Da seid ihr ja!« Mit einem Rascheln ihres langen Rocks erschien Fabbiola neben ihnen und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »Würdet ihr mir bitte mal zuhören?«

Stefano ließ Carlina mit einem Seufzer los. »Ich dachte es mir schon. Subtile Hinweise sind komplett verschwendet.«

Carlina öffnete nicht sofort die Augen und zog es vor, nichts zu sagen. Sie war erst seit einigen Monaten mit Stefano Garini zusammen, und dies war ihre erste Gelegenheit zu einem langsamen, romantischen Tanz. Viel zu oft war sie in ihrem Lingeriegeschäft Temptation im historischen Zentrum von Florenz beschäftigt, und es half auch nicht, dass ihr Freund genauso oft kurzfristig einberufen wurde, um seine Aufgaben als commissario bei der Mordkommission wahrzunehmen. Tatsächlich war es ein Wunder, dass sie es heute gemeinsam auf die Feier zu Onkel Teos achtzigstem Geburtstag geschafft hatten, die auf einem Weingut knapp zwei Stunden von Florenz entfernt stattfand, denn die meisten von Stefanos Kollegen hatten gerade die Grippe. Carlina war so wütend über die Unterbrechung durch ihre Mutter, dass sie kaum sprechen konnte.

»Carlina.« Fabbiola zog an ihrem Ärmel.

Sie schluckte. Ihre Mutter klang anders als sonst – beunruhigt, über den normalen Grad an Verrücktheit hinaus. Vielleicht sollte sie doch zuhören. Um sich zu beruhigen, holte sie tief Luft, schaute Stefano mit einem kleinen Lächeln an und berührte seine Wange. »Du hast recht. Subtile Hinweise sind bei der Mantoni-Familie vergebliche Liebesmüh.«

»Was sagst du da?« Fabbiola runzelte die Stirn.

»Gar nichts.« Carlina zügelte ihre Ungeduld und wandte sich an ihre Mutter. »Was ist los, mamma?«

»Du musst mit mir zur anderen Seite der Tanzfläche kommen.« Fabbiola zeigte über die Paare hinweg, die sich langsam im Takt der Musik bewegten. »Ich brauche deine Hilfe.«

Stefano zuckte mit den Schultern und drehte sich weg. »Ich sehe euch dann später.«

»Oh nein.« Fabbiola schnappte sich den Ärmel seines dunklen Anzugs. »Ich brauche euch beide.«

»Warum?« Carlina beäugte sie mit Unbehagen. Was hatte ihre Mutter bloß vor?

»Ich kann es nicht erklären.« Fabbiola wippte nervös auf und ab. Ihre hennaroten Haare – ausnahmsweise einmal sorgfältig frisiert, um den besonderen Geburtstag ihres Onkels zu feiern – bewegten sich, und eine widerspenstige Strähne fiel ihr über die Augen. »Dafür ist keine Zeit. Nun kommt schon.« Sie griff beide bei den Händen und zog sie durch die Menge. Es war, als ob die zarte Musik, die warme Luft und die festlichen Kleider gar keine Auswirkung auf sie hätten.

Carlina hielt dagegen. »Ich gehe nirgendwohin, bis du mir sagst, warum es so wichtig ist. Du hast gerade einen kostbaren Augenblick zerstört, und das ärgert mich sehr.«

Fabbiola verdrehte die Augen. »Du wirst noch unzählige andere kostbare Augenblicke in deinem Leben haben. Aber das hier kann nicht warten.« Sie pflügte wie ein Dampfer durch die Menge. »Teo ist in Schwierigkeiten.«

Carlina tauschte einen erstaunten Blick mit Stefano und eilte ihrer Mutter hinterher. »Warum? Was ist passiert? War die Aufregung der Party zu viel für ihn?«

»Schau es dir selbst an.« Fabbiola zeigte in eine Ecke des Hofes. In der Nähe der Drei-Mann-Band tanzte Onkel Teo in gemäßigtem Schritt. Er hielt eine attraktive Frau von etwa fünfzig Jahren in seinem Arm. Er lächelte, als er den Kopf zu seiner Tanzpartnerin senkte, und hörte zu, während sie ihm etwas ins Ohr flüsterte.

»Sieht meiner Meinung nach nicht nach Schwierigkeiten aus.« Stefano Garinis Stimme klang trocken.

Fabbiola runzelte die Stirn. »Das ist sein dritter Tanz mit ihr.«

»Na und?« Carlina lächelte. »Warum sollte Onkel Teo an seinem achtzigsten Geburtstag nicht einen kleinen Flirt genießen? Ich finde es perfekt.«

Ihre Mutter schnaufte. »Für eine Fünfunddreißigjährige bist du viel zu naiv.«

»Dreiunddreißig.« Carlina seufzte. Als ob ihre Mutter nicht wüsste, wie alt sie war.

»Sie ist viel zu jung für ihn.« Fabbiola warf der tanzenden Dame einen drohenden Blick zu.

Garini grinste. »Man hört ja öfter, dass ältere Männer sich in sehr viel jüngere Frauen verlieben.«

»Es ist grotesk.« Fabbiola schüttelte sich.

»Es ist süß.« Carlina lächelte. »Schau mal, wie er strahlt.« Sie drehte sich weg. »Lass ihn in Ruhe.«

Fabbiola schnappte sich wieder den Arm ihrer Tochter. »Du kennst sie nicht!«

Carlina zuckte mit den Schultern. »Ich kenne eine Menge Leute hier nicht. Onkel Teo hat ja halb Florenz eingeladen, so fühlt es sich zumindest an. Zweifellos ist sie eine alte Freundin.«

»Das ist sie nicht. Und sie war auch nicht eingeladen.« Fabbiola starrte böse zu dem Paar hinüber.

Hinter ihnen erschien Benedetta, Fabbiolas jüngere Schwester, in einem leuchtend roten Kleid. Sie hatte ihre Hand auf den Arm von Leopold Morin gelegt, dem schlanken Franzosen, der seit dem letzten Weihnachtsfest im Erdgeschoss des Familienhauses wohnte.

»Habt ihr das gesehen?« Es klang wie das Fauchen einer wütenden Katze. Benedetta zeigte mit dem Kinn in Richtung Onkel Teo und der Dame. »Was um alles in der Welt können wir tun?« Die Enden ihres knallroten Mundes zogen sich nach unten, als ob sie einer Tragödie zuschauen würde.

»Ich weiß wirklich nicht, warum ihr so ein Theater macht«, sagte Carlina. »Onkel Teo hat an seinem Geburtstag ein bisschen Spaß. Wo ist das Problem?«

Ihre Tante schaute sie missbilligend an. »Kennst du diese Frau?«

Carlina runzelte die Stirn. »Nein.«

»Ihr Name ist Olga Ottima.« Benedettas Stimme klang, als kündigte sie einen Tod in der Familie an.

Carlina konnte nicht anders, sie musste lachen. »Was für ein wunderbarer Name. Ottima – die Beste. Stell dir vor, wenn das dein Name wäre.«

»Ein ziemlich hoher Anspruch, wenn man ihm gerecht werden will«, sagte Leopold Morin, der Franzose, mit seiner ruhigen Stimme. »Ich bin nicht sicher, ob ich gern so einen Namen hätte.«

»Ach, um die brauchst du dir keine Gedanken zu machen.« Fabbiola schaute ihn grimmig an. »Sie hatte nie irgendwelche Hemmungen.«

Garini blickte sie an und verengte die Augen. »Kennst du sie denn schon lange?«

»Sie waren in derselben Schulklasse«, antwortete Benedetta anstelle ihrer Schwester.

Fabbiola zuckte zusammen, als ob die Erinnerung wehtat. »Du kannst mir glauben, dass ihr Name sie nie in irgendeiner Form eingeschüchtert hat. Sie dachte, dass das Beste nur gut genug für sie sei. Alles musste immer genau so laufen, wie sie es geplant hatte.«

Benedetta öffnete den Mund. »Bis du –«

Fabbiola schnappte sich Garini und Carlina und schob sie nach vorne. »Los. Tanzt mit ihnen.«

»Was?« Carlina starrte ihre Mutter an.

»Du nimmst Onkel Teo. Der commissario kann Olga um einen Tanz bitten.« Sie schaute ihn prüfend an. »Du siehst heute in deinem Anzug ganz nett aus, und sie weiß nicht, dass du ein Polizist bist, daher wird sie annehmen.«

Carlina verdrehte die Augen. Manchmal wollte sie ihre Mutter erwürgen, aber als sie sich traute, einen raschen Blick auf Garini zu werfen, sah sie das Lächeln in seinem Blick. Gott sei Dank hatte er genug Selbstvertrauen, um über den Sticheleien ihrer Mutter zu stehen.

»Ich weigere mich, ihren Tanz zu unterbrechen.« Sie grub die hohen Absätze ihrer Schuhe in den Boden und hoffte, nicht vornüberzufallen, als ihre Mutter sie gnadenlos weiterzog.

In diesem Augenblick schwang Teo seine Partnerin herum und sah sie. Er führte seine Dame näher und lächelte. »Ich habe noch nicht mir dir getanzt, Carlina.«

Ein warmes Gefühl erfüllte sie, als sie den glücklichen Ausdruck in seinen Augen sah. Das letzte Jahr war schwer gewesen für Onkel Teo. Erst hatte er seinen Zwillingsbruder verloren, dann seine Frau. Carlina hatte Angst gehabt, dass er sich an seinem Geburtstag traurig und allein fühlen würde. Gott sei Dank war diese Olga erschienen.

»Wir haben noch Zeit.« Sie lächelte. »Ich kann den nächsten Tanz mit dir tanzen.«

In diesem Augenblick wechselte die Band zu einer anderen Melodie.

Onkel Teo verneigte sich würdevoll vor Olga und sagte: »Es war mir ein großes Vergnügen, mit dir zu tanzen, meine Liebe. Aber jetzt muss ich mich meiner schönen Großnichte widmen.«

Carlina schaute Olga Ottima interessiert an. Sie ist eine Porzellanpuppe. Zerbrechlich und fein und winzig. Ihre Haut war reine Milch und Honig, mit nur einem Hauch von Rosé, das aussah, als ob es mit Sorgfalt aufgetragen worden war. Sie trug ein flatterndes Chiffonkleid in Lila, einer Farbe, die das Dunkelblau ihrer Augen unterstrich. An ihrem schmalen Handgelenk funkelte eine elegante Uhr mit Diamanten.

Olga schaute Carlina mit einem Lächeln an, das so unecht aussah wie alles andere an ihr.

Stefano hielt ihr die Hand entgegen. »Würden Sie gern mit mir tanzen?«

Überraschung zeigte sich für einen Augenblick auf ihrem perfekten Gesicht, dann nickte sie leicht und legte ihre Hand in seine.

Während Onkel Teo Carlina wegführte, fragte sie sich, worüber Garini wohl mit Olga sprechen würde. Er war nicht bekannt dafür, viel zu sagen, also würde er es vielleicht nicht einmal versuchen. Da Olga ihm kaum bis zur Brust reichte, würde eine Unterhaltung sich ohnehin schwierig gestalten.

Onkel Teo griff Carlinas Hand mit überraschender Kraft und zog sie näher.

»Genießt du deinen Geburtstag, Onkel Teo?« Carlina schaute ihren Großonkel an. Ein Gefühl von Zärtlichkeit überwältigte sie. Onkel Teo war ein wenig eitel, und er konnte auch schwierig sein, aber er war der Patriarch des Mantoni-Clans, und sie mochte seine Intelligenz und seinen Sinn für Humor.

»Ich habe eine wunderbare Zeit, meine Liebe.« Er zwinkerte ihr zu. »Jeder, der so alt ist wie ich, würde dasselbe sagen, wenn er mit einer so wunderschönen Frau wie dir tanzen darf.«

Carlina lächelte. Sie wusste, dass ihre Cousinen Annalisa und Emma, die auch im Familienhaus der Mantonis lebten, als Diamanten reinster Güte bezeichnet werden konnten, während sie eher durchschnittlich war. Aber der Gedanke zählte.

»Hast du Olga das Gleiche gesagt?«, neckte sie ihn. »Du bist ein Charmeur, Onkel Teo. Und das weißt du auch, oder?«

»Ich?« Er öffnete seine rheumatischen Augen weit. »Ich spreche völlig im Ernst, meine Liebe.«

Carlina hob eine Augenbraue, doch sie ließ das Thema fallen. Trotz seines Alters war Onkel Teo ein guter Tänzer, und sie genoss die Musik, die warme Mailuft, das Gefühl des Glücks, das sie plötzlich ergriff und fast schweben ließ.

Onkel Teo brachte diese Luftblase zum Platzen, als er fragte: »Kennst du Olga Ottima, meine Liebe?«

»Nein. Ich habe sie gerade eben das erste Mal gesehen. Sie ging mit mamma zur Schule, oder?«

Er nickte, tief in Gedanken. »Ja, das tat sie.«

Carlina zögerte. »Sie sieht ein wenig wie eine Puppe aus, findest du nicht?«

Onkel Teo nickte wieder. »Ja, aber Aussehen kann täuschen. Ich bin mir bei ihr nicht so sicher. Ganz und gar nicht sicher.«

»Wieso nicht? Was hat sie gesagt?«

»Gar nichts. Sie hat nichts gesagt, meine Liebe. Aber ich erinnere mich an einen großen Knall. Ach, viele Jahre ist das her.« Er tanzte langsam mit ihr an der Band vorbei und nickte jemandem zu, der ihm vom Buffet in der Ecke zuwinkte.

»Ein großer Knall? Was meinst du?«

»Etwas zwischen deiner Mutter und Olga.« Er runzelte die Stirn, bis seine Augenbrauen sich sträubten. »Ich kann mich nicht genau erinnern, worum es ging. Aber deiner Mutter gefällt es nicht, dass ich heute Abend so oft mit ihr getanzt habe.« Er holte tief Luft. »Ganz und gar nicht.«

Carlina musste lächeln. »Onkel Teo, du bist ganz schön clever. Wie um alles in der Welt hast du das nur so schnell gemerkt?«

Er zwinkerte ihr frech zu. »Deine Mutter, meine Liebe, ist die am einfachsten zu durchschauende Person in ganz Florenz.«

Carlina lachte. »Da stimme ich dir zu. Hast du gern mit Olga getanzt?«

»Ja, meine Liebe, das habe ich.« Onkel Teo grinste. »Und ich werde es wieder tun. Schon bald. Ich bin zu alt, als dass ich mir sagen lasse, was ich zu tun habe.«

Einige Stunden später waren die meisten Partygäste gegangen, doch die Familie übernachtete in dem alten Bauernhof, der in ein elegantes Hotel verwandelt worden war. Onkel Teo hatte Zimmer für diejenigen reserviert, die bleiben wollten, und Carlina hatte sofort die Möglichkeit ergriffen, ein Wochenende auf dem Land, weit weg vom geschäftigen Florenz, zu verbringen. Ihre nackten Füße machten leise Geräusche auf den unebenen Terrakottafliesen, als sie vom Bad zum Bett ging.

Stefano stand neben dem Bett und lächelte sie an. »Ich bin froh, dass du dein Kleid noch nicht ausgezogen hast.« Er streckte die Hand aus und schaltete das Licht über ihnen aus, sodass nur noch die kleine Lampe in der Ecke den Raum sanft erhellte. Dann ging er zu ihr und küsste sie auf den Hals, der Linie vom Ohr bis zur Schulter folgend. »Denn darauf habe ich mich schon seit Stunden gefreut.«

Carlina überlief ein genussvoller Schauer. Sie lächelte und drehte sich zu ihm um. »Lass dich auf keinen Fall aufhalten.«

Er hob die Hand und streichelte zärtlich ihren Nacken, doch just in dem Augenblick, in dem er sie an sich zog, klopfte es an der Tür.

Sie erstarrten.

»Deine Mutter«, sagte Stefano trocken.

»Niemals.« Carlina senkte die Stimme zu einem Flüstern und zog ihn zum Bett. »Ich habe ihr unsere Zimmernummer nicht verraten.«

Das Klopfen wurde lauter.

Er schaute sie an. »Öffnen wir?«

»Nein.« Carlina schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn.

Er vergrub seine Hände in ihren Haaren. »Und was ist, wenn es brennt?« Seine Stimme neckte sie.

Carlina lächelte. Sie kannte seine Stimmungen inzwischen gut und wusste, wann er ernst war und wann nicht, auch wenn sein Gesicht seine Gefühle nicht verriet. »In diesem Haus gibt es aktuell nur ein einziges Feuer – und das befindet sich direkt vor dir.«

II

Am nächsten Morgen blieb Fabbiola direkt vor ihnen am Frühstückstisch stehen. Der Tisch war so lang, dass zwanzig Leute Platz fanden, und fast alle Stühle waren von Mantoni-Familienmitgliedern besetzt worden. In diesem Augenblick waren die Plätze allerdings verlassen, da die gesamte Familie zum Frühstücksbuffet gestürmt war … alle, mit Ausnahme von Fabbiola, die jetzt wie eine beleidigte Königin Platz nahm und ihre älteste Tochter anfunkelte.

»Ich habe letzte Nacht an deine Tür geklopft, aber du hast nicht geantwortet.«

Carlina schaute ihre Mutter an und lächelte. »Was ist passiert?«, fragte sie. »Gab es ein Feuer im Haus?«

Stefano trat ihr auf den Fuß. Übertreib’s nicht, sagten seine Augen.

»Ich wollte etwas mit euch besprechen.« Fabbiola verzog den Mund und sah ihre Tochter mit einem verletzten Gesichtsausdruck an.

»Nun, das kannst du ja jetzt tun«, sagte Carlina.

»Aber es ist privat«, zischte Fabbiola.

Stefano hob die Augenbrauen. »Soll ich gehen?«

»Nein, natürlich nicht.« Fabbiola schaute über ihre Schulter. »Aber Onkel Teo wird jeden Augenblick hier erscheinen. Hast du gehört, dass diese … diese …« Sie schien nicht das richtige Wort zu finden.

»Ja?« Carlina unterdrückte ein Grinsen.

»Diese Olga! Sie ist auch über Nacht geblieben!«

Sie hatte die Worte kaum über die Lippen gebracht, als die Tür sich öffnete und Onkel Teo Olga mit so viel Zeremoniell hereinführte, als ob sie eine Königin wäre.

Stefano und Carlina tauschten einen Blick.

Fabbiola machte ein Geräusch wie eine wütende Katze und fegte zum Buffet, die Neuankömmlinge ignorierend.

»Guten Morgen, ihr Lieben.« Onkel Teo blieb neben dem Tisch stehen. Sein Blick glitt über die Familie, die gerade mit vollbeladenen Tellern vom Buffet zurückkam.

Hinter Benedetta befanden sich ihre Kinder, Ernesto und Annalisa. Ihre roten Haare leuchteten in der Morgensonne. Mit achtzehn und zwanzig Jahren waren sie zwar eigentlich junge Erwachsene, aber das hinderte sie nicht daran, sich wie Teenager aufzuführen. In diesem Augenblick neckten sie sich gegenseitig. Hinter ihnen stand ihre älteste Schwester, Emma, deren kurzer Rock nicht viel länger als ein Handtuch war, sodass ihre langen Beine zur Geltung kamen. Ihr Mann Lucio war mit beiden Tellern voll beladen. Emma trug nichts außer einem schmalen Handtäschchen. Obwohl sie alle gemeinsam in getrennten Wohnungen im Familienhaus in der Via delle Pinzochere in der Altstadt von Florenz lebten, frühstückten sie nur selten zusammen. Frühstück war eine rasche Angelegenheit: Man kippte im Stehen eine Tasse Espresso in sich hinein. Es war kein Vergleich zu den lang gezogenen Mittag- und Abendessen, die normalerweise von Benedetta gekocht und in ihrer großen Küche im ersten Stock gemeinsam verzehrt wurden.

»Guten Morgen, ihr Lieben.« Onkel Teo strahlte alle an. Dann wandte er sich an Olga und sah sie an, als wäre er ein fescher junger Mann und sie eine Prinzessin. »Wollen wir sehen, was das Buffet zu bieten hat?«

Olga erschauderte. »Ich esse nie etwas am Morgen.« Sie tätschelte ihre schmalen Hüften. »Das ist der einzige Weg, um eine gute Linie zu halten. Aber eine Tasse Kaffee wäre schön.«

»Natürlich.« Onkel Teo eilte zum Buffet.

Olga setzte sich an den langen Holztisch und prüfte ihre perfekten Fingernägel. Sie trug ein aprikosenfarbenes Kleid, das um sie herumflatterte und den Eindruck verstärkte, dass sie klein und zerbrechlich war, jemand, den man umsorgen und behüten musste. Ihr dunkles Haar sah aus wie glänzendes Mahagoni, und der modische Schnitt betonte die weiche Kurve ihrer Wangenknochen.

Carlina runzelte die Stirn. Irgendetwas an Olga störte sie, aber sie wusste nicht, was. Sie war attraktiv und man sah sie gern an. Was war es nur?

Annalisa schlüpfte auf den Sitz neben Olga und betrachtete sie neugierig. Annalisa war vermutlich die bestaussehende Frau im Mantoni-Clan, mit ihren perlweißen Zähnen, ihrer perfekten Haut und ihrem roten Haar. Mit gerade mal zwanzig Jahren war sie auch die jüngste Frau im Familienhaus auf der Via delle Pinzochere, und diesen Vorteil wusste sie auszunutzen. Eigentlich wusste Annalisa alle Umstände zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Olga bewegte ihren Stuhl ein wenig zur Seite, als ob sie nicht in direktem Vergleich neben Annalisa sitzen wollte.

Kein Wunder. Carlina unterdrückte ein Lächeln. Für jemanden wie Olga, die so offensichtlich auf ihr Aussehen achtete, war es eine Katastrophe, neben Annalisa zu sitzen – das stand keiner Frau, noch nicht einmal dieser Puppe, die über fünfzig war.

Jetzt lächelte Olga Annalisa zu – es war mehr ein breites Strecken der Lippen – und sagte: »Du bist Annalisa, nicht wahr?«

Annalisa lächelte. »Ja. Haben Sie schon von mir gehört?«

Olga hob eine sorgfältig gezupfte Augenbraue. »Das habe ich in der Tat. Du bist doch die Frau, die einen Geliebten hatte, der dreißig Jahre älter war.« Ihre Stimme war süß wie Honig.

Carlina schnappte nach Luft. Annalisa war nicht leicht zu verletzen, aber Carlina wusste, dass Annalisa die Affäre mit dem älteren Mann zu Weihnachten stärker unter die Haut gegangen war, als sie zugab. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Benedetta sich halb aus ihrem Stuhl erhob, bereit, ihre Tochter zu verteidigen. Ihr roter Mund war eine einzige wütende Linie. Oh nein.

Aber sie hätten sich keine Sorgen zu machen brauchen.

Annalisa warf Olga einen verächtlichen Blick unter ihren langen Wimpern hervor zu, dann sagte sie: »Na ja, ich kann es nicht weiterempfehlen, daher sollten Sie mich besser nicht als Vorbild nehmen.«

Die ganze Familie hielt die Luft an.

Olga wurde rot und öffnete den Mund, aber in diesem Augenblick erschien Onkel Teo, der vorsichtig zwei Tassen Kaffee auf einem Tablett balancierte. »Hier kommt der Kaffee, Olga.« Er stellte die Tassen auf den Tisch, dann strahlte er alle am Tisch an. »Ich sehe schon, dass ihr euch gut unterhaltet. Wie schön.«

Kapitel 2

»Ich kann einfach nicht glauben, dass Onkel Teo heute Morgen die Spannung nicht gespürt hat.« Carlina kämpfte sich eine wackelige Haustreppe hoch und hielt an, um nach Luft zu schnappen. »Ich schwöre, dass Mord in der Luft hing.«

Stefano lächelte. »Das brauchst du mir nicht zu sagen, ich war dabei. Ich frage mich nur, ob Olga weiß, was sie tut.« Er hielt ihr die Hand entgegen. »Nur noch ein Stockwerk. Komm.«

Carlina bewegte sich nicht vom Fleck. »Wir brauchen eigentlich gar nicht weiterzugehen. Ich werde auf gar keinen Fall mehrmals am Tag diese Stufen erklimmen, um zu meiner neuen Wohnung zu gelangen.«

»Vielleicht ist es drinnen ja richtig schön.«

Sie schnaufte verächtlich. »Es müsste schon ein Palast sein, um mich jetzt noch zu überzeugen. Und wenn die Treppe in irgendeiner Form ein Indiz ist, wird es eher ein Schweinestall werden.«

Er beugte sich nach vorne und umfasste ihr Gesicht mit einer Hand, dann strich er mit dem Daumen über ihre Wange. »Ich weiß. Aber es ist die einzige Wohnung, die auch nur im Entferntesten passend und erschwinglich ist. Lass uns wenigstens einen Blick darauf werfen.«

Sie seufzte und kletterte weiter die Stufen hoch. »Die Dinge, die ich für dich tue …«

Er grinste. »Ich weiß. Ich bin ein glücklicher Mann.«

Aber als sie die Führung durch die Wohnung beendet hatten, war sein Lächeln verschwunden. Das Küchenfenster war so schlecht eingesetzt, dass eine geschäftige Ameisenarmee ohne Schwierigkeiten von außen nach innen gelangen konnte, das uralte Badezimmer roch modrig, der Teppich war fleckig und den Balkon konnte man gerade nicht benutzen, aber das sollte noch vor Ende des Jahres behoben werden.

»Und wenn du das glaubst, kannst du auch glauben, dass die Treppe dir jeden Abend ein Gutenachtlied singt.« Carlinas Schultern sackten nach vorne, während sie langsam die Treppen hinabstiegen. Sie nahm Stefanos Hand und hielt sie fest. »Glaubst du, wir werden je etwas finden?«

»Ich hoffe es.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Florenz doch nur nicht ganz so beliebt wäre. Vielleicht sollten wir doch darüber nachdenken, in einen weiter entfernt liegenden Ort zu ziehen.«

Sie schüttelte den Kopf. Sie hatten das alles schon besprochen und waren übereingekommen, dass es für ihre Lebensqualität wichtig war, in der Nähe der Polizeiswache und ihres Lingeriegeschäftes zu wohnen. Wenn sie jeden Tag eine Stunde pro Strecke pendeln müssten, würde zu viel ihrer gemeinsamen Zeit verloren gehen.

Sie ballte die Faust. »Wir suchen weiter. Irgendwo muss hier doch eine anständige Wohnung zu finden sein, die nur auf uns wartet. Wir haben ja noch nicht so viele angesehen.«

»Einundzwanzig.«

Sie öffnete die Augen weit. »Einundzwanzig? Hast du etwa mitgezählt?«

Er zuckte mit den Schultern. »Ja.«

Carlina verfiel in ein entmutigtes Schweigen, während sie ihm auf die Straße folgte. Einundzwanzig Wohnungen und nicht eine davon passte auch nur im Entferntesten. Wieder fragte sie sich, ob sie nicht einfach in seine Wohnung ziehen sollte. Ihre Wohnung stand nicht zur Debatte – sie befand sich im obersten Stockwerk des Mantoni-Familienhauses, direkt unter dem Dach. Obwohl sie jede Menge Charme hatte, war sie einfach zu klein für zwei Leute, insbesondere, wenn einer davon so groß war, dass er jedes Mal den Kopf neigen musste, wenn er sich aus der Mitte des Wohnzimmers bewegte. Ganz abgesehen davon konnte sie sich Garini nicht im Schoße ihrer verrückten Familie vorstellen, die sie ständig unterbrechen würde, sobald es ihren Verwandten in den Sinn kam, die Stufen hinaufzusteigen und ohne auch nur ein Pro-forma-Klopfen durch die Tür zu stürzen.

Seine Wohnung war zwar ein wenig größer, aber sie fühlte sich dort nicht zu Hause. Vielleicht war es sein minimalistisches Einrichtungskonzept oder das fürchterliche moderne Bild über dem Sofa, sie wusste es nicht so genau, aber aus irgendeinem Grund war die Atmosphäre in seinem Wohnzimmer immer tiefgekühlt, auch mitten im Sommer. Der einzige Raum, der ihr in seiner Wohnung gefiel, war das Schlafzimmer, und das noch nicht einmal aus den offensichtlichen Gründen. Sie liebte die eingebauten Regale, die die Wände vom Boden bis zur Decke füllten und nur eine freie Fläche über dem Kopfende des Bettes ließen. Die Regale waren mit CDs und Büchern bestückt und irgendwie brachte das seine Persönlichkeit in den Raum. Ja, sie mochte Garinis Schlafzimmer, aber das war’s. In keinem anderen Zimmer in seiner Wohnung gab es auch nur einen Hauch von Zauber.

Ein anderer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Wenn sie bei ihm einziehen würde, würde es immer seine Wohnung bleiben. Sie wäre sein Gast; sie wäre der Neuankömmling, selbst wenn sie alles umbauen sollten. Und alles umzubauen, wenn er das Gefühl hatte, dass doch gar nichts falsch war, bot jede Menge Fallen für ihre Beziehung. Nein, es war besser, gemeinsam auf neutralem Grund neu anzufangen, die Dinge von Grund auf neu zu schaffen, sodass sie in seinem Haus keine versteckten Götter entthronen müsste. Es war ein großer Schritt, mit Garini zusammenzuziehen. Sie waren beide in den Dreißigern, waren es gewohnt, alleine zu leben und unabhängig zu sein. Sie würden sich erst einmal umstellen müssen. Und was würde geschehen, wenn ihre Beziehung die ganzen Veränderungen nicht überstand? Ein plötzlicher Schauder schüttelte sie.

Garini drehte sich um und schaute sie an. »Was ist los?«

Na klar, er bemerkte jeden Stimmungsumschwung. Sie versuchte, zu lächeln. »Ich bin ganz entmutigt.«

»Wir schauen weiter.« Er drückte ihre Hand. »Immerhin haben wir Zeit. Niemand wirft uns raus.«

Sie nickte und wechselte das Thema. »Ich habe Hunger, und ich glaube, es ist fast Zeit fürs Abendbrot. Benedetta macht heute gnocchi. Willst du auch kommen?«

Er zögerte. »Ich weiß noch nicht.«

Sie legte ihm die Arme um den Hals und rieb ihre Wange an seiner, dann flüsterte sie: »Ich weiß, was du denkst: ›Benedettas gnocchi lassen einem zwar das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber werden sie mir in der Kehle stecken bleiben, wenn ich dieser zankenden Mantoni-Familie schon wieder zuhören muss?‹«

Er warf ihr einen raschen Blick zu. »Erwartest du, dass sie heute schlimmer als sonst sein werden?«

Sie grinste. »Nein. Ich habe dich nur geneckt.«

»Dann komme ich mit.«

Aber als sie um den Tisch herum saßen, stellte Carlina fest, dass die Atmosphäre doch explosiver war als sonst. Zur Bestürzung der ganzen Familie hatte Onkel Teo Olga eingeladen. Sie thronte wie ein Model neben ihm, auf dem Stuhl, auf dem früher Onkel Teos Frau Maria gesessen hatte. Maria war genauso breit wie lieb gewesen und für einen flüchtigen Augenblick fand Carlina es unangenehm, Olga auf ihrem Platz zu sehen. Hör sofort auf damit, ermahnte sie sich. Das Leben geht weiter. Denk an Onkel Teo. Er ist glücklich.

Neben Olga saß jemand, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Er ist ein Mammut. Der Gedanke durchfuhr sie, bevor sie die Details richtig aufgenommen hatte: seine unordentlichen Haare, seine Brust, die aussah wie die Rolle einer Dampfwalze, und seine rechte Faust, die ein Messer umklammerte, das plötzlich wie ein Zahnstocher aussah.

»Das ist mein Sohn Ugo.« Olga strahlte vor Stolz.

Carlina verschluckte sich. Wie hatte ein Püppchen wie Olga es geschafft, so ein riesiges Exemplar von Mann hervorzubringen?

Ugo hatte ein flaches Gesicht, das aussah, als hätte jemand versucht, alle Gefühle herauszufegen. Nur eine kleine Nase war übrig geblieben, die ein wenig wie ein schlecht geformter gnoccho aussah. Mit leerem Blick nickte er leicht, entblößte Zähne, die so groß waren wie Zuckerwürfel, und sagte: »Ciao.« Nach dieser tiefsinnigen Aussage verfiel er wieder in Schweigen.

Carlina verkniff sich ein Lächeln. Anscheinend hatte die Natur alles in die Form investiert und nicht so sehr ins Gehirn. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, deren intelligente Augen jetzt den Raum überblickten wie die eines Generals, der seine Truppen prüft und feststellt, dass sie noch weit vom Ziel entfernt sind.

Neben Onkel Teo, seiner Olga und dem erstaunlichen Ugo saßen schon die drei Kinder von Benedetta: Ernesto, Annalisa und Emma. Emmas Mann Lucio hob gerade den Schal seiner Frau vom Boden auf, bevor er sich wieder hinsetzte. Der Franzose Leopold Morin half Benedetta, die Teller zu füllen, bevor sie weitergereicht wurden. Sie waren in den letzten Monaten ein Paar geworden, und es erfüllte Carlina mit Glück zu sehen, wie sie ein vertrautes Lächeln austauschten, während sie miteinander arbeiteten. Dann bemerkte sie den leeren Stuhl.

»Wo ist mamma?«

Benedetta stellte einen dampfenden Teller vor sie. Der aromatische Duft der Tomatensoße füllte den Raum. »Sie kommt in einer Minute runter. Sie hat gesagt, dass wir nicht auf sie warten sollen, weil sie erst fertig werden muss.« Ein missbilligendes Naserümpfen begleitete ihre Worte.

Garini lehnte sich näher an Carlina heran. »Womit muss sie erst fertig werden?«

»Ach, mamma hat sich ein neues Hobby gesucht. Sie strickt jetzt.«

Er hob eine Augenbraue. »Jetzt bin ich überrascht. Ich hätte gedacht, dass das ein viel zu alltägliches Hobby für deine Mutter ist.«

»Lass dich nicht in die Irre führen.« Carlinas Stimme klang trocken. »Es ist nicht so, als ob mamma mit ganz normalem Stricken angefangen hätte.«

Garini warf ihr einen Seitenblick zu. »Das musst du mir erklären. Was ist denn unnormales Stricken?«

»Großraumstricken.« Carlina genoss den Ausdruck auf Garinis Gesicht, als sie ihre Gabel aufnahm und anfing zu essen. »Sie hat jede Menge Projekte – sie strickt Jacken für Statuen, versieht dreihundert Jahre alte Olivenbäume mit farbigen Ringelhüllen, schuf einen warmen Schal für die Nationalbibliothek hier in Florenz mit einer Million kleiner Bommeln …«

»Ein Schal für die Nationalbibliothek?« Er klang erschüttert. »Das ist nicht dein Ernst.«

»Doch. Und versteh das bloß nicht falsch. Das ist Kunst mit einem ganz großen K, und sie plant, damit berühmt zu werden, wie dieser Architekt, der ganze Gebäude in Stoff hüllte und damit Furore machte. Wie hieß er noch?«

»Christo.« Ernesto grinste über den Tisch. Seine roten Haare leuchteten wie Herbstlaubt in der Sonne.

»Danke, der war’s. Christo. Mamma ist überzeugt, dass sie der nächste Christo ist, aber, um es in ihren Worten zu sagen, sie interpretiert eben gestricktes Material anstelle von Stoffen. Im Moment macht sie gerade einen Umhang für David.«

Garini runzelte die Stirn. »Wer ist David?«

Carlina lächelte ihn spöttisch an. »Der einzige David, der zählt, mein Lieber. Die Statue von Michelangelo.«

»Einen Umhang?«, fragte Ernesto. »Das ist neu, oder?«

»Ja. Zuerst wollte sie ihm eine Hose stricken, aber dann fand sie, dass es zu viel von seiner Schönheit verstecken würde. Außerdem fürchtete sie, dadurch den Ruf zu erhalten, ein wenig … verklemmt zu sein, was natürlich um jeden Preis vermieden werden muss. Also kam sie auf die Idee mit dem Umhang. Dann kann der Wind ihn heben und ihn um seine Schultern wirbeln lassen, sodass die harte Marmorschönheit in krassem Kontrast zu dem weich gestrickten Material steht. Das ist übrigens ein Zitat.« Carlina lachte leise.

Garini blinzelte, aber wie üblich ließ er sich nicht auf Nebenkriegsschauplätze ein. »Und das macht sie alles ganz allein?«

»Oh nein. Mamma hat einen Strickclub mit Freunden organisiert, weil es zu lange dauern würde, wenn sie die Kunstwerke alle alleine umstricken müsste.«

Garini schloss für einen Augenblick die Augen. »Unglaublich.«