Einzug von mehr Nachhaltigkeit in ein Industrieunternehmen - Manfred Schwartz - E-Book

Einzug von mehr Nachhaltigkeit in ein Industrieunternehmen E-Book

Manfred Schwartz

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Beschreibung

Nach der Klärung in Kapitel 1, wie Wirtschaft in der Industrie heute in der Industrie läuft wird in Kapitel 2 beleuchtet, was ist Nachhaltigkeit (in der Fertigung) bedeutet. Und dann geht es im Kapitel 3 um die Königsfrage: Wie kommt (mehr) Nachhaltigkeit in die Industrie (Fertigung)? Ein weiteres Verbesserungspotenzial wird in Kapitel 4 gehoben, um im Kapitel 5 einen neuen Wirt-schaftsansatz für die Nachhaltigkeit in der Industrie vorzustellen.

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Inhaltsverzeichnis

Kap. 1 - Wirtschaft in der Industrie heute

1.1 Etymologie

1.2 Allgemeines

1.3 Abgrenzungen

1.4 Geschichte

1.5 Betriebswirtschaftliche Aspekte

1.6 Volkswirtschaftliche Aspekte

1.7 Industriezweige

1.7.1 International Standard Industrial Classification (ISIC)

1.8 VDA und Förderung der Industrie

1.8.1 Mehr Sicherheit, mehr Komfort, mehr Klimaschutz durch digitale Technologien

1.9 Ablauf der Wirtschaft – Die Stellung der Produktion

1.9.1 Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen

1.9.2. Ziele der Produktion

1.9.3 Wie laufen die Produktion und Fertigung in der Industrie ab?

1.9.3.1 Warum ist die Ablauforganisation wichtig?

1.9.3.2 Wann spielt die Ablauforganisation eine Rolle?

1.9.3.4 Ablauforganisation als Organisation der Arbeit

1.9.3.5 Ablauforganisation als Ablaufplan

1.9.3.6 Ablauforganisation als Organisation des Prozesses

1.10 Literatur

1.10.1 Weblinks

1.10.2 Einzelnachweise

Kap. 2 - Was ist Nachhaltigkeit (in der Fertigung)?

2.1 Was ist eine nachhaltige Produktion?

2.1.1 Ziele einer ökoeffizienten Produktion

2.1.2 Umwelt- und EWizienztechnologien

2.1.3 Chancen und Vorteile

2.1.4 Konzepte und Methoden

2.2 Literatur

Kap. 3 - Wie kommt Nachhaltigkeit in die Industrie (Fertigung)?

3.1 Zeitbombe Nachhaltigkeit

3.2 Zwölf Vorteile eines strukturierten Nachhaltigkeitsmanagements

3.2.1 Weniger Stoff- und Energieverschwendung durch höhere Prozesseffizienz

3.2.2 Höhere Mitarbeiterproduktivität durch verbesserte Motivation und Arbeitseffektivität

3.2.3 Vermeidung von Straf- und Entschädigungszahlungen durch Umwelt- oder Menschenrechtsvergehen

3.2.4 Verringerung der Risikoprämien in der Kapitalbeschaffung

3.2.5 Vermeidung von Reputationsrisiken bei Kunden und in der ÖWentlichkeit

3.2.6 Vermeidung aktueller und künftiger Rechtsrisiken durch schärfere Umwelt- und Sozialgesetzgebung

3.2.7 Höhere Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität

3.2.8 Reaktion auf gestiegenes Nachhaltigkeitsbewusstsein und gesteigerte Nachfrage nach grünen Produkten

3.2.9 Schaffung und Besetzung neuer Märkte für grüne Produkte

3.2.10 Steigerung des Markenwerts durch verbessertes Image

3.2.11 Steigerung des Shareholder Values

3.2.12 Langfristige Sicherung der Erfolgsgrundlagen

3.3 Literatur

Kap.4 - Verbesserungspotenzial

4.1 Ausgangssituation

4.2 Grundlegende Fragestellungen mit Blick auf Nachhaltigkeit

4.3 Handlungsempfehlungen

4.4 Das Beispiel: Kreislaufwirtschaft

4.5 Literatur

Kap. 5 - Neuer Wirtschaftsansatz

5.1 Was ist eine Teilkostenrechnung?

5.2 Was ist Vollkostenrechnung?

5.2.1 Ziel

5.2.2 Ablauf

5.2.3 Kritik

5.2.5 Gegenargumente

5.2.6 Praxisrelevanz und Rechtsprechung

5.3 Vollkosten vs. Teilkosten

5.3.1 Vollkostenrechnung

5.3.2 Teilkostenrechnung

5.3.3 Vorteile und Nachteile der Vollkostenrechnung

5.3.4 Gegenteil zu Vollkostenrechnung: Teilkostenrechnung

5.4 Neuer Ansatz

5.5 Literatur

Kap. 6 - Prolog

Kap. 1 - Wirtschaft in der Industrie heute

Zuerst müssen wir verstehen, was heißt eigentlich Industrie heute. Die Industrie befasst sich als Teil der Wirtschaft mit der gewerblichen Gewinnung, Bearbeitung und Weiterverarbeitung von Rohstoffen oder Zwischenprodukten zu Sachgütern.

1.1 Etymologie

Das Wort Industrie kam als Lehnwort aus dem Lateinischen (lateinisch instruere, "(hin-)einfügen, herrichten, errichten, ausrüsten“, lateinisch industrius, "regsam, beharrlich“) im Jahre 1754 nach Frankreich (französisch industrie), was dort die Bedeutung von "beharrlich, geschäftig, fleißig“ einnahm [1]. Der schottische Ökonom Adam Smith übernahm es in seinem Buch Der Wohlstand der Nationen (März 1776) als "industry“ [2], dessen deutsche Übersetzung durch den in London lebenden Johann Friedrich Schiller – einen Cousin des Dichters Friedrich Schiller – im selben Jahr zu "Großgewerbe“ führte [3].

1.2 Allgemeines

Charakteristische Merkmale der Industrie sind die Massenproduktion von unter-einander annähernd homogenen Gütern mit Hilfe standardisierter Produktionsverfahren, die durch Arbeitsteilung, Mechanisierung und Automatisierung gekennzeichnet sind. Meyers Konversations-Lexikon verstand 1876 unter Industrie "die Gesamtheit derjenigen Arbeiten, welche die Erhöhung des Werths der von der Natur dargebotenen Rohstoffe … mittels technischer Verrichtungen zum Zwecke haben; im engeren Sinne versteht man darunter insbesondere den fabrikmäßigen Gewerbebetrieb…“ [4]. Der Betriebswirt Erich Gutenberg gelangte 1951 zu dem Ergebnis, dass die industriellen Produktionsfaktoren nicht beliebig geteilt, sondern in einem bestimmten Verhältnis zueinander eingesetzt werden müssen (Produktionsfunktion vom Typ B) [5]. Die Industriebetriebslehre versteht heute unter Industrie die "gewerbliche Sachgüterproduktion im Fabriksystem“ [6]. Damit gehört sie in einer Volkswirtschaft zum Sekundärsektor.

1.3 Abgrenzungen

Im heutigen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung manchmal auf Wirtschaftszweige angewendet, die nicht zur Industrie im eigentlichen Sinn gehören, sondern eher dem Dienstleistungsgewerbe zuzurechnen sind, "Tourismusindustrie“, "Musikindustrie“, "Unterhaltungsindustrie“ oder gar "Finanzindustrie“. Ein Grund hierfür ist eine Fehlübersetzung des englischen Worts industry, das neben "Industrie‘ auch "Branche‘ oder "Wirtschaftszweig‘ bedeuten kann. Ebenso kann die Intention bestehen, die entsprechenden Branchen abzuwerten, zum Beispiel im Sinne von "statt individueller Kunst mittlerweile rein industrielle Massenproduktion“. Umgekehrt kann aber auch durch eine solche Bezugnahme ein hoher Grad der Automatisierung und Technisierung in der jeweiligen Branche positiv hervorgehoben werden, beispielsweise bei "Softwareindustrie“ [7].

Der Industriebegriff wird auch auf Branchen ausgedehnt bei denen die Einordnung als "Industrie“ Ansichtssache ist, etwa bei der "Bergbauindustrie“ (eher dem primären Sektor zugeordnet) oder der "Bauindustrie“, welche man eher dem Hand-werk zuzurechnen ist, einen wesentlich geringeren Mechanisierungs- und vor allem Automatisierungsgrad aufweist und durch eine höhere Personalintensität denn Anlagenintensität gekennzeichnet ist.

Industrielle Landwirtschaft bzw. Agrarindustrie bezeichnet den Einsatz industrieller Methoden im Agrarsektor, welcher aus Umwelt- und Tierschutzgründen umstritten ist.

1.4 Geschichte

Die Industriegeschichte unterscheidet die Phasen der vorindustriellen Epoche (vor 1770), der ersten modernen Industrie (1770–1820), Frühindustrialisierung (1820 – 1860), Spätindustrialisierung (1860–1890) und Hochindustrialisierung (seit 1890) [8]. Seit 1969 gibt es den Zeitabschnitt der digitalen Revolution. Als Hauptursachen der Industrialisierung gelten wichtige technische Erfindungen und eine Rationalisierung der Arbeitsorganisation.

Erste vorindustrielle Ansätze zeigten sich bereits im 16. Jahrhundert im Verlagssystem, das sich durch dezentrale Produktion von Textilien auszeichnete, die von den so genannten Verlegten in Heimarbeit hergestellt und vom Verleger zentral vermarktet wurden [9]. Als Verleger fungierten Kaufleute, die die Produktion koordinierten, das Kapital "vorlegten“ (Vorfinanzierung) und deshalb zunächst "Vorleger“, dann "Verleger“ hießen. Als nächste Betriebsform entstand die Manufaktur mit in Werkstätten zentralisierten Lohnarbeitern bei überwiegender Handarbeit. Sie stellten meist Luxusgüter wie Seide, Porzellan, Tapisserien, Lederwaren oder Uhren her. Die ersten Manufakturen entstanden wohl in Frankreich, nachdem König Heinrich IV. 1602 jede Gemeinde anwies, eine Maulbeerbaumplantage sowie eine Seidenraupenzucht einzurichten. Mit der Erfindung des Verkokungsprozesses in England durch Abraham Darby II im Jahre 1735 konnte die Holzkohle in der bisherigen Roheisenherstellung ersetzt und der Bergbau und die Hüttenindustrie intensiviert werden [10]. Benjamin Huntsman entwickelte 1740 ein Verfahren, den damaligen Zementstahl in einem Tiegelofen umzuschmelzen (Tiegel-Gussstahl) und ihn so von seinen Schlackeresten zu befreien. Beide Verfahren trugen erheblich zur industriellen Entwicklung zunächst in England bei.

Schließlich kam nach 1769 die Fabrik auf, bei der die Arbeiter vorwiegend maschinelle Arbeitsmittel einsetzten. Das traf vor allem auf die erste Spinnmaschine Waterframe zu, die im Jahre 1771 zur Gründung der ersten industriellen Baumwollspinnerei der Welt durch ihren Erfinder Richard Arkwright in Cromford führte. England galt als führendes Land der industriellen Entwicklung, das ab 1775 neben Frankreich, Belgien und Holland zu den wohlhabendsten Nationen Europas gehörte.

Eine weitere Erfindung löste die Entstehung der ersten modernen Industrie aus. James Watt erhielt für seine Erfindung der Dampfmaschine im Januar 1769 ein Patent, das zunächst die Textilindustrie zum Antrieb von Textilmaschinen nutzte. Ihre vielseitige Verwendbarkeit sorgte im Juni 1783 für den Einsatz in Dampfschiffen (Claude François Jouffroy d’Abbans), im Bergbau erstmals im August 1785 in Hettstedt (Carl Friedrich Bückling) und im Februar 1804 in schienengebundenen Dampflokomotiven (Richard Trevithick). Hierdurch industrialisierten sich der Schiffbau, Eisenbahnbau, die Montanindustrie und die Stahlindustrie.

Diese Entwicklung gilt als der Beginn des Zeitalters der ersten industriellen Revolution [11], die durch eine zunehmende Industrialisierung viele Agrarstaaten in Industriestaaten verwandelte. In England gab es im Jahre 1821 bereits 1500 Dampfmaschinen für die industrielle Fertigung, wodurch das Land seinen Status als erstem und wichtigstem Industriestaat Europas festigte.

Hauptursachen der Frühindustrialisierung Deutschlands waren unter anderem die Gründung der "Preußisch-Rheinischen Dampfschifffahrtsgesellschaft“ (Vorläuferin der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt) im Oktober 1825 [12], im Juni 1837 folgte die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft, im Oktober 1843 die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Hiervon profitierten der Schiff- und Eisenbahnbau. An der Spitze des Eisenbahnbaus stand unbestritten die Firma Borsig, die 1841 ihre erste und 1858 bereits die tausendste Lokomotive herstellte und mit 1100 Beschäftigten zur drittgrößten Lokomotivfabrik der Welt aufstieg. Johann von Zimmermann gründete im Jahr 1848 in Chemnitz die erste Werkzeugmaschinenfabrik Deutschlands. Wichtigster Industriezweig blieb jedoch 1850 in Deutschland mit 45,5 % der Beschäftigten immer noch die Textilindustrie, deren Anteil 1959 nur noch 15,2 \% betrug. Demgegenüber wuchs die Metallindustrie von 10,8 % (1850) auf 33,4 % (1959) [13].

In den USA setzte die industrielle Revolution vergleichsweise verspätet ein, seit 1850 zügig [14] und nach dem Sezessionskrieg ab 1865 deutlich erkennbar. Als Schrittmacher erwiesen sich auch hier die Eisenbahn und auch die Grundstoffindustrie. Eisenbahnen sorgten für die industrielle Infrastruktur, Energie verschaffte der Industrie die Produktionsgrundlagen. Die 3069 Kilometer lange transkontinentale Eisenbahnverbindung zwischen New York City und San Francisco konnte am 10. Mai 1869 vollendet werden, seit 1887 brachten Tiefkühlwaggons das Frischfleisch aus Chicago nach New York. John D. Rockefeller gründete 1870 die Standard Oil Company, um den enormen Ölbedarf decken zu können. Die 1879 von Thomas Alva Edison erfundene Glühlampe ermöglichte auch die Beleuchtung von Fabrikhallen [15].

Werner von Siemens erfand inzwischen 1866 einen leistungsstarken Dynamo zur Stromerzeugung, 1862 erfand Nicolaus Otto den Verbrennungsmotor, 1876 standen Elektromotoren als Antriebsaggregate zur Verfügung [16]. Die ersten einsetzbaren Dampfturbinen entwickelten der Schwede Carl Gustav Patrik de Laval (1883; Aktionsprinzip) und der Engländer Charles Parsons (1884; Reaktionsprinzip). Oskar von Miller gelang 1891 durch die Fernübertragung von Drehstrom der Anschluss von Industriebetrieben an fernliegende Stromquellen, so dass die Wahl für Industriestandorte unabhängiger von vorhandenen Energiequellen erfolgen konnte.

Nachdem Carl Benz 1885 das Automobil erfand, verstärkte sich die Industrialisierung wesentlich durch die 1897 in den USA beginnende Automobilindustrie, die 1913 in Henry Fords Unternehmen das erste permanente Fließband (englisch moving assembly line) einsetzte. Dadurch steigerte