Nachhaltigkeit für Jedermann - Manfred Schwartz - E-Book

Nachhaltigkeit für Jedermann E-Book

Manfred Schwartz

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Beschreibung

Mit Nachhaltigkeit für Jedermann soll versucht werden eine Diskussion anzuregen, wie jeder Einzelne seinen Beitrag zum Themenkomplex der Nachhaltigkeit leisten kann. Nach einer Einleitung in Kapitel eins wird die Frage, was ist Nachhaltigkeit im zweiten Kapitel beleuchtet. Im dritten Kapitel schauen wir uns die Entwicklung der Menschheit und deren Einfluss auf die Nachhaltigkeit an, worauf in Kapitel vier die Diskussion folgt, was sich daraus für die Nachhaltigkeit heute für jeden Einzelnen ergibt. Folglich müssen wir herausarbeiten, was geändert werden muss (Kapitel fünf). Kapitel sechs geht auf die Folgen und Auswirkungen für Jedermann ein. Das Werk soll jeden Einzelnen anregen über seine eigenen Beiträge zur Nachhaltigkeit nachzudenken.

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Seitenzahl: 202

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Einleitung

Kapitel 2 - Was ist Nachhaltigkeit?

Kapitel 3 - Entwicklung der Menschheit und deren Einfluss auf die Nachhaltigkeit

Kapitel 4 - Was ergibt sich daraus für die Nachhaltigkeit?

Kapitel 5 - Was muss geändert werden?

Kapitel 6 - Folgen und Auswirkungen für Jedermann

Kapitel 7 - Epilog

Kapitel 1 - Einleitung

Der Mensch hat sich in Abermillionen Jahren entwickelt. Seine sozialen, intellektuellen und kognitiven Fähigkeiten haben sich im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt und verbessert.

Diese Verbesserungen lassen sich besonders in der Arbeit des Menschen widerspiegeln. Vom Jäger und Sammler wurde der Mensch sesshaft, hat Häuser gebaut und seine Arbeit wurde immer mehr mechanisiert. Durch die industrielle Revolution übernahmen immer mehr Maschinen die vorher körperliche menschliche Arbeit. Parallel zu dieser Abnahme der körperlichen Arbeit des Menschen ist festzuhalten, dass global gesehen, immer mehr Landbevölkerung in die Städte zieht. Diese mit dem Schlagwort Urbanisierung umschriebene Veränderung hat in einigen Regionen auf diesem Planeten zu erheblichen Verwerfungen geführt.

Jeder Mensch trägt zum Ausstoß von Kohlendioxid bei, manche mehr, manche weniger. Wie dem auch sei, der Fußabdruck der Menschheit in seiner Entwicklung zeigt, dass die Emissionen zunehmen, besonders seit der industriellen Revolution. Wir haben heute einen Menschen gemachten Klimawandel zu respektieren und müssen darauf reagieren und unser Leben verändern. Dafür gibt es verschiedene Ansätze wie den Wandel der Techniken und den Wandel hin zur CO2-Bilanz.

Die Frage, die man sich bei all diesen Veränderungen stellen muss in Kapitel eins, ist die: Wie sieht die Zukunftsentwicklung des Menschen aus, oder besser ausgedrückt, wie kann jeder Einzelne die Zukunftsentwicklung der Menschheit positiv beeinflussen und was welchen Beitrag kann jeder Einzelne zur Nachhaltigkeit leisten? Daher muss zuerst die Frage geantwortet werden: was ist Nachhaltigkeit?

Kapitel zwei beschäftigt sich mit der Entwicklung der Menschheit und deren Einfluss auf die Nachhaltigkeit.

Zuerst einmal soll die Entwicklungsgeschichte des Menschen bis in unsere Gegenwart besprochen werden. Die Menschheitsgeschichte umfasst die Geschichte der Menschheit von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Mehr als 90 Prozent davon liegen im Zeitraum vom ersten Steingerät bis zum Ende des Altpaläolithikums. Die Entwicklung menschlicher Gesellschaftsformen hat sich nicht einheitlich vollzogen, sondern in vielfältigen zeitlichen, räumlichen und kulturspezifischen Abstufungen. Dies erschwert eine allgemeingültige Periodisierung der Menschheitsgeschichte.

Als für die Menschheitsgeschichte insgesamt wegweisende Stationen hervorzuheben sind die fortgeschrittene Beherrschung des Feuers, der zunehmende Übergang vom Jagen und Sammeln zur Sesshaftigkeit mit Ausbildung städtischer Zentren und Hochkulturen, die neuzeitlichen Entdeckungen und Umwälzungen vor allem in Verbindung mit der industriellen Revolution und dem Kolonialismus sowie die Erfahrung der Weltkriege und die beschleunigte Globalisierung im Gegenwartshorizont.

Die multipolare und vielfältig vernetzte heutige Welt – in die der Begriff Weltgesellschaft Einzug gehalten hat – begünstigt eine Abkehr von herkömmlichen Darstellungsweisen der Menschheitsgeschichte aus eurozentrischer Perspektive.

Eine Änderung des Erdklimas im 5. Jahrhundert, das sogenannte Pessimum der Völkerwanderungszeit, das in Europa mit einem steigenden Meeresspiegel, an der Nordsee mit Malaria und in asiatischen Steppengebieten mit Dürren und veränderter Vegetation einherging, löste in China eine Hungerkatastrophe aus und veranlasste den Kaiser zur Verlagerung des Herrschersitzes. Unter den sich neu formierenden Steppenvölkern Zentralasiens waren es die Hunnen – andere vor sich hertreibend –, die zeitweise verheerenden Druck sowohl auf das Römische als auch auf das Sassanidenreich ausübten. Beide ansonsten rivalisierenden Mächte fanden dieser Bedrohung gegenüber bei der Errichtung und Unterhaltung einer fast zweihundert Kilometer langen Mauer zusammen, die zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer das Eindringen nomadischer Völker über den Kaukasus verhindern sollte. Während der westliche Teil des Römischen Reiches dem Ansturm unterlegen war, blieben die östlichen Provinzen Kleinasien, Syrien, Palästina und Ägypten vorerst verschont.

Als die Hunnen unter ihrem Anführer Attila im 5. Jahrhundert auf den Balkan vordrangen, schien es auch im stark befestigten Konstantinopel ratsam, durch Tributentrichtung an die Hunnen deren weiteres Vordringen in den eigenen Machtbereich abzuwenden. Nach der Niederlage Attilas 451 auf den Katalaunischen Feldern zogen sich die Hunnen zwar nach Osten zurück; auf dem Gebiet des untergegangenen Weströmischen Reiches aber zeigten sich kulturelle Verfallserscheinungen: eine drastisch zurückgehende Alphabetisierung, kaum noch Steinbauten, ein unbedeutender Warenaustausch auf lokalen Märkten statt des aufgegebenen Fernhandels und eine stark rückläufige Eisengewinnung.

Über Mittelalterliche Konstellationen und Entwicklungen, Religion und Herrschaft, sowie Asiatischen Großreichen wird auch auf Neuzeitliche Entdeckungen und Umwälzungen eingegangen.

Die ökonomische und Wohlstands-Divergenz innerhalb Europas zwischen Nordwesteuropa (vor allem Großbritannien, Niederlande) und dem Rest des Kontinents (Italien, Spanien, Portugal, Deutschland) sowie die Divergenz zwischen Europa und Asien (vor allem Indien) wurde durch die Handelshegemonie der Niederlande und Englands verstärkt, wofür zeichenhaft der Aufstieg Amsterdams und Londons zu globalen Handels- und Finanzzentren steht. Entscheidende Weichenstellungen zur Globalisierung fanden also bereits im 18. Jahrhundert statt.

Nordamerika ging einen anderen Weg. Hier dominierte von Anfang an die Siedlungskolonisation. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg emanzipierten sich die Kolonisten jedoch von britischer Herrschaft und gründeten mit französischer Unterstützung die Vereinigten Staaten von Amerika. Die 1789 in Gang kommende Französische Revolution zielte – im Einklang mit den Leitvorstellungen der Aufklärung – ebenfalls auf Menschenrechtsgarantien und eine gewaltenteilende Verfassung. In beiden Fällen änderte sich aber zunächst nichts daran, dass die im transatlantischen Dreieckshandel nach Amerika gelangten afrikanischen Sklaven und ihre Nachfahren versklavt blieben. Die persönliche Freiheit erlangten die nordamerikanischen Sklaven erst im Zuge des Amerikanischen Bürgerkriegs, zu dem es 1860 nach der Wahl Abraham Lincolns, eines gemäßigten Abolitionisten, zum US-Präsidenten kam. Die aus den Umwälzungen der Französischen Revolution resultierende Vorherrschaft Napoleon Bonapartes auf dem europäischen Kontinent, die in Verbindung mit der Kontinentalsperre auch die britische Machtstellung hätte schleifen sollen, endete mit dem Scheitern der Grande Armée im Russlandfeldzug 1812.

Das Zeitalter von etwa 1600 bis 1750 kann als eine zweite Stufe des frühen Anthropozäns betrachtet werden. Durch die Ausbreitung des Seehandels kam es zu einer globalen Verschleppung wie auch zum gezielten Austausch von Pflanzen- und Tierarten (zum Beispiel Kartoffel, Sonnenblume, Tomate, Erdnuss, Mais, Kakaobaum, Wanderratte). Die Kolonisierung führte zur intensiven landwirtschaftlichen Nutzung bisher ungenutzter natürlicher Ressourcen. In Amerika und in Teilen Asiens entstanden neue Siedlungsformen, während gleichzeitig indigene Völker dezimiert wurden. Das „fossile“ Anthropozän im Sinne von Paul J. Crutzen, das zunächst durch die Verbrennung von steigenden Mengen an Kohle gekennzeichnet ist und sich auch in deutlichen atmosphärischen Veränderungen niederschlägt, setzte in der folgenden Periode der Industrialisierung und Urbanisierung ein.

Ausführlich werden dabei auch die Industrialisierung und der Imperialismus und daran anschließend die Weltkriege und globale Vernetzungen.

Der in den Vereinten Nationen gegebene Ansatz zu einer Weltinnenpolitik wird durch einen nahezu alle menschlichen Lebens- und Betätigungsfelder betreffenden Globalisierungsprozess fundiert und erweitert, ist jedoch vor allem in Krisensituationen durch Rückschläge und national-populistische Bewegungen gefährdet. Computertechnologie, Internet und mobile Kommunikation ermöglichen Kontaktaufnahme, Informationsaustausch und unmittelbare Einflussnahme zeitgleich überall auf der Welt. Weitere technologische Bereiche des frühen 21. Jahrhunderts betreffen ebenfalls künstliche Intelligenz, Robotik, das Internet der Dinge, 3D-Druck und autonome Mobilität. Die Technikfolgenabschätzung beschäftigt sich infolgedessen mit den zum Beispiel gesellschaftlichen Chancen und Risiken des technologischen Fortschritts. Der die kollektive und individuelle menschliche Wirklichkeit zunehmend bestimmende Prozess weltweiter Verflechtungen und Wechselwirkungen zeigt sich unter anderem im Erwerbsleben, in der Freizeitgestaltung (samt massenhaftem Ferntourismus), in zunehmender innergesellschaftlicher Multikulturalität sowie in der globalen Erwärmung und ihren Folgen.

Nachdem nun ausführlich die Entwicklung der Menschheitsgeschichte beleuchtet worden war, muss man sich die Frage stellen, inwieweit diese Entwicklungsschritte die Nachhaltigkeit beeinflusst haben.

Als für die Menschheitsgeschichte insgesamt wegweisende Stationen hervorzuheben sind die fortgeschrittene Beherrschung des Feuers, der zunehmende Übergang vom Jagen und Sammeln zur Sesshaftigkeit mit Ausbildung städtischer Zentren und Hochkulturen, die neuzeitlichen Entdeckungen und Umwälzungen vor allem in Verbindung mit der industriellen Revolution und dem Kolonialismus sowie die Erfahrung der Weltkriege und die beschleunigte Globalisierung im Gegenwartshorizont.

Die multipolare und vielfältig vernetzte heutige Welt – in die der Begriff Weltgesellschaft Einzug gehalten hat – begünstigt eine Abkehr von herkömmlichen Darstellungsweisen der Menschheitsgeschichte aus eurozentrischer Perspektive.

Wie aber haben die genannten wegweisende Stationen Einfluss auf die Nachhaltigkeit genommen?

Das Beherrschen von Werkzeugen hat den bis vor rund 10.000 Jahren gleichzeitig auf der Erde lebenden Menschenarten Vorteile verschafft „Neue Steinbearbeitungstechniken führten zu schärferen Kanten, und der Einsatz von immer höherwertigeren, flexibel nutzbaren Rohmaterialien wie Knochen, Horn und Holz zu verbesserten Werkzeugen mit größerem Wirkungsspektrum.“ Überwiegende Lebensgrundlage waren jedoch Früchte, Wurzeln und Kleingetier. Die Besetzung von Höhlen als Wohnstätten und ihre Verteidigung gegen wilde Tiere fallen mit der Spätphase des Homo erectus zusammen. Somit war der ökologische Fußabdruck dieser Menschen sehr gering.

Kapitel drei geht der Frage nach, was sich daraus für die Nachhaltigkeit ergibt. Es wird gezeigt, dass die menschlichen Eingriffe in die Natur und ihre Auswirkungen in Quantität und Qualität eine neue Dimension erreicht haben. Dies hat zu intensiven Diskussionen um die Prägung des Begriffes „Anthropozän“ als Bezeichnung für ein neues geologisches Zeitalter geführt. Nicht nur die physische Umwelt ist durch die Beschleunigung der Umweltveränderungen geprägt. Die Beschleunigung von Entscheidungsprozessen, die häufig zu einer Verlagerung von Risiken in die Zukunft führt, stellt auch soziale Systeme, das Finanzsystem und insgesamt die Lebensgrundlagen der Menschheit und damit eine friedliche Entwicklung vor große Herausforderungen. Das Zeitalter des Anthropozäns bedeutet jedoch nicht nur eine umfassende Umgestaltung der Erde, sondern auch eine Neuausrichtung des Mensch-Natur-Verhältnisses im Sinne einer Wahrnehmung der Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur, deren Teil er ist und ohne die er nicht überleben kann. Eine Antwort auf die enormen Veränderungen der Welt und die dadurch entstandenen Risiken liegt auch in nachhaltigem Entscheiden und Handeln, im Sinne einer Nachhaltigkeit, die die Zeit als zentralen Faktor in Entscheidungsabläufe einbezieht. Die mittel- und langfristigen Folgen heutiger Handlungen müssen, wie durch von Carlowitz vor 300 Jahren erstmals ausdrücklich formuliert, im Moment der Entscheidung berücksichtigt werden. Nachhaltigkeit heute heißt also verantwortliches, vorausschauendes Denken und Handeln mit Blick auf heutige und morgige, lokale und globale Auswirkungen. Das Mensch-Natur-Verhältnis im Anthropozän wird beleuchtet. Der Energieverbrauch ist seit der industriellen Revolution deutlich angestiegen, insbesondere im 20. Jahrhundert, die Eingriffe des Menschen in die Natur sind längst über regional begrenzte Räume hinaus wirksam. Durch die Veränderung der globalen Stoffkreisläufe finden sich Spuren menschlichen Tuns auch an Orten, die man bislang frei von menschlichem Einfluss glaubte. Dies erfordert auch eine neue Sichtweise auf das Verhältnis von Mensch und Natur und die Bedeutung für die weitere, nachhaltige Entwicklung in einer Welt mit einer stetig wachsenden Bevölkerung und zunehmenden Ansprüchen an die Leistungsfähigkeit der Natur. Die Eingriffe des Menschen in die Natur werden diskutiert. Der Mensch hat über alle geschichtlichen Zeiten hinweg seine Umwelt und die Erde verändert, teilweise massiv. Ob man die Verwandlung des ehemals fruchtbaren Halbmondes, der Wiege des Ackerbaus, oder die Abholzung des Apennins betrachtet, der Mensch hat bis zum heutigen Tag irreversible Veränderungen bewirkt. Viele Flüsse sind massiv begradigt worden mit drastischen Konsequenzen für Zahl und Ausmaß von Überflutungen. Mit der Begradigung und Verkürzung des Rheins um etwa 60 km wurde einerseits eine vielfache Nutzung ermöglicht oder doch erheblich vereinfacht, gleichzeitig wurde das Abflussverhalten derartig verändert, dass Hochwasserwellen am Unterlauf des Rheins die Normalität wurden. Es ist unübersehbar geworden, dass zwischenzeitlich die gegenwärtigen Konsequenzen menschlichen Handelns weit über diese, vornehmlich regional bezogenen und im Prinzip reversiblen Veränderungen hinausgegangen sind. Dabei sind die oftmals notwendig werdenden Korrekturen der negativen Auswirkungen vorangegangener Eingriffe in die Natur und in die Ökosysteme bereits gegenwärtig mit umfassenden sozialen Verwerfungen und ökonomischen Kosten verbunden. Hochwasserereignisse, beispielsweise, wurden stets als „Naturkatastrophe“ bezeichnet, ohne dabei zu berücksichtigen, dass die Ursachen zunehmend menschengemacht waren. Folgt man Ulrich Becks Ausführungen, muss man zudem einsehen, dass sich viele „Natur“-Katastrophen daraus ergeben, dass der Mensch selbst zunehmend Risiken produziert hat, indem er Natursysteme verändert und sich in Räume gewagt hat, die er nicht kontrollieren kann. Die fortschreitende Besiedelung der Küsten und küstennahen Gebiete der Welt (auch aufgrund der steigenden Auswirkungen des Klimawandels) wird, infolge steigender Meeresspiegel und zunehmender Hurrikans (verursacht durch Veränderungen des globalen Klimasystems), vermutlich wiederum zu mehr „Natur“-Katastrophen führen. Oder, anders ausgedrückt: „Der Begriff [Naturkatastrophe, Anm. des Autors] ist schon deshalb falsch, weil die Natur keine Katastrophen kennt, allenfalls dramatische Veränderungsprozesse. Solche Veränderungen wie ein Tsunami oder ein Erdbeben werden erst im Bezugshorizont menschlicher Zivilisation zur Katastrophe.“

Das führt von Crutzen zum „Potsdam Memorandum“. Mit der Entwicklung der Wissenschaft und Technik wurde zunehmend offenbar und nachvollziehbar, in welchem Maße die Menschheit insbesondere seit der industriellen Revolution die Erde verändert hat: Der Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration von 280 ppm auf mittlerweile nahezu 400 ppm in nur ca. 150 Jahren, die weltweite Degradation von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, die Überdüngung vieler Gewässer, die Ansammlung von mehr als 100 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren, um nur ausgewählte Beispiele zu nennen, zeigen das Ausmaß der Spuren der menschlichen Aktivitäten auf der Erde an. Diese zunehmend sichtbaren, messbaren und nur durch menschliches Tun erklärbaren tiefgreifenden Veränderungen der Erde führten dazu, dass Paul Crutzen und sein Kollege, der Geoökologe Eugene F. Stoermer, in ihrem kurzen Artikel im IGBP-Newsletter erklärten, das geologische Zeitalter des Holozäns sei vorüber, man sei nunmehr im Zeitalter des Anthropozäns, der Menschenzeit angelangt. Der Mensch sei mittlerweile der das Erdsystem maßgeblich beeinflussende / gestaltende Faktor geworden, dessen Einfluss so massiv sei, dass es nur gerecht sei, einen neuen geologischen Zeitraum danach zu benennen: „For the past three centuries, the effects of humans on the global environment have escalated. It seems appropriate to assign the term ,Anthropocene‘ to the present, in many ways humandominated, geological epoch.“ Angesichts der sich beschleunigenden globalen Umweltveränderungen und der Dringlichkeit der Erforschung und Umsetzung nachhaltiger Entwicklung fand im Jahr 2007 die Nobelpreisträgerkonferenz „Global Sustainability - A Nobel Cause“ in Potsdam statt. Im Potsdam Memorandum wird die These von Crutzen zur Dimension des menschlichen Handelns als „quasi geologischer Faktor“ wieder aufgegriffen: „Die weltweite soziale und wirtschaftliche Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg hat unseren Planeten in eine beispiellose Krisensituation gestürzt: Menschliche Aktivitäten wirken heute wie eine quasi-geologische Kraft, die die Funktionsweise des natürlichen Erdsystems tiefgreifend und unumkehrbar verändert - falls diese Dynamik nicht rechtzeitig gebremst wird.“

Durch diese Dimension menschlichen Handelns in Verbindung mit der Beschleunigung der Entscheidungsabläufe ergibt sich die Notwendigkeit von umfassenden Lösungsansätzen. Den weltweit wirksamen Veränderungen in Stoffkreisläufen, Klima, Wasserhaushalt und dem weltweiten Verlust der Produktionskapazität von Böden kann nicht allein mit lokalen, auf einen Teilbereich begrenzten Maßnahmen begegnet werden. Nach der Überzeugung der Teilnehmer der Potsdamer Konferenz ist hier eine „globale Zielvereinbarung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“ erforderlich, die ihren Ausdruck auch in weltweit höheren Investitionen in Bildung und Forschung finden müsse. Dies sei auch die Voraussetzung für technologische und gesellschaftliche Innovationen für einen „neuen industriellen Metabolismus“.

Auf der einen Seite haben wir das Recht auf Entwicklung für 9 Milliarden Menschen. Auf der anderen Seite ist dies vor dem Hintergrund zu betrachten, dass wir in einer Zeit leben, in der menschliche Aktivitäten bereits zu einer quasi-geologischen Kraft geworden sind! Diese Spannung aufzulösen, ohne die Stabilität der natürlichen Lebensgrundlagen zu gefährden und soziale Brüche auszulösen, ist die gemeinsame Aufgabe weltweit. Die „Rio Principles“ fassen diese Herausforderung zusammen mit der Forderung nach „common but differentiated responsibility“ für die Entwicklung auf dieser Welt - ein Zentralsatz, der nach Rio de Janeiro alle Klima- und Umweltverhandlungen, alle Zusammenarbeit zwischen den sogenannten entwickelten und den unterentwickelten Ländern beherrscht.

Die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das menschliche Handeln in Wissenschaft und Politik wie das Diktat der Kurzfristigkeit und eine Politik der Alternativlosigkeit werden diskutiert.

Nachhaltigkeit im erweiterten Verständnis umfasst nicht nur die bedeutenden Umweltveränderungen, sondern reicht auch tief in die sozio-ökonomische Ebene hinein. Das bedeutet: Auch die Finanz- und Wirtschaftsarchitektur ist damit eine Frage der Nachhaltigkeit. Die Verlagerung von Entscheidungen und Risiken in die Zukunft ist keine Lösung, sondern kann und wird zu einer Potenzierung der Probleme führen. Auf sozialem Gebiet erleben wir in vielen Bereichen so etwas wie eine Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Auch wird die hoheitliche Macht des Staates gegenüber privaten Interessen immer mehr infrage gestellt. Dem kann ein Satz eines deutschen Außenministers der jüngsten Vergangenheit hinzugefügt werden: „Niemand kann gegen die Märkte Politik machen.“ Wenn dies stimmt, was folgt dann daraus für eine demokratische Gesellschaft? Im sozialökonomischen Bereich lebt die Menschheit bereits unter dem „Diktat der Kurzfristigkeit“ und daraus abzuleitenden alternativlosen Entscheidungskonstellationen.

Vielmehr müssen gerade die Einsicht, dass der Mensch zu einer quasi-geologischen Kraft auf der globalen Skala geworden ist, und die umfassenden wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu führen, dass Entscheidungsprozesse auch „entschleunigt“ werden. Die lang- und mittelfristigen Konsequenzen menschlichen Handelns und Entscheidens bedürfen der sorgfältigen wissenschaftlichen Durchdringung und demokratischer Abstimmung. Damit heißt die Antwort auf das Diktat der Kurzfristigkeit: Nachhaltigkeit im Sinne der Einbeziehung der lang- und mittelfristigen Zeitdimension - Möglichkeiten zu schaffen für Handlungsalternativen, über die demokratisch entschieden werden kann.

Das Prinzip Verantwortung muss wieder mehr in den Vordergrund rücken. Die gestaltende, quasi-geologische Kraft des Menschen erfordert eine Neubestimmung von Verantwortung des Menschen, eine ethische Selbstbindung. Dies resultiert jedoch nicht nur aus den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Natur, sondern vielmehr auch aus der Erfolgsgeschichte wissenschaftlichen Forschens und Erkennens selbst. Sie stammt aus dem dadurch ermöglichten technologischen Fortschritt in der Breite aller Lebensbereiche. Menschliches Denken und Forschen haben immer weiter reichend und tiefer die Konstruktionsmuster von Natur und Leben entschlüsselt, haben damit gezielte Eingriffe in diese natürlichen Netzwerke und ihre kombinatorischen Abläufe ermöglicht. Dieser Forschungsprozess geht ungebremst, sich sogar weiter beschleunigend voran - in allen Lebensbereichen der Natur, auch den Menschen selbst mit einschließend. Der große deutschjüdische Denker Hans Jonas hat in seinem epochalen Werk Prinzip Verantwortung vor diesem Hintergrund einen kategorischen Imperativ für dieses technologische Zeitalter wie folgt formuliert: „Handle so, dass die Wirkungen Deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ Menschliches Entscheiden und Handeln haben immer weiter reichende Konsequenzen in Raum und Zeit, sie sind weitreichender ökonomisch, sozial und ökologisch. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass unerwünschte Nebenfolgen nicht erkannt oder, da erst langfristig zu erwarten, in ihren Risiken nicht oder nur unzureichend beachtet und folglich in den Entscheidungen kaum den adäquaten Niederschlag finden. Die zeitliche Kluft zwischen Eintritt des Risikos und der damit verbundenen möglichen Haftung der jetzt Entscheidenden wird größer, wird entkoppelt, heutige Risiken werden von zukünftiger Haftung getrennt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer systematischen Unterschätzung der Risiken. Für die Aktualität der Wirtschaftskrise hat dies der Nobelpreisträger für Wirtschaft, Joseph Stiglitz, wie folgt formuliert: „Wenn andere die Kosten der Fehler tragen, begünstigt das die Selbsttäuschung. Ein System, das Verluste vergesellschaftet und Gewinne privatisiert, ist dazu verdammt, mit Risiken fehlerhaft umzugehen.“ So ist es logisch, dass Hans Jonas aus dem kategorischen Imperativ für das technologische Zeitalter zu der Forderung kommt: „Das Wissen muss dem kausalen Ausmaß unseres Handelns größengleich sein!“

Die Realität wird dieser Forderung, wie beschrieben, nicht gerecht, im Gegenteil: Alle Krisen, denen sich die Menschheit gegenwärtig gegenübersieht - von der Finanzkrise über die Klimakrise bis hin zur Sicherstellung der Ernährung - alle diese und viele andere, auch regionale Krisen erweisen sich als Ergebnis eines Diktats der Kurzfristigkeit. Nachhaltigkeit im Anthropozän - mehr denn je eine Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen für die Kenntnis und Beachtung der mittel- und langfristigen Auswirkungen gegenwärtigen Handelns. Veränderbarkeiten offenhalten, Kreisläufe schließen, die Wegwerfgesellschaft überwinden. Dabei kommt der Erhaltung der natürlichen Ressourcen nicht nur als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen eine zentrale Bedeutung zu, sondern auch für eine friedliche Entwicklung einer wachsenden Weltbevölkerung. Nachhaltiges Denken, Entscheiden und Handeln kann dazu beitragen, ungleiche Entwicklung und Verteilung beziehungsweise Zugang zu Ressourcen zu überwinden und damit der Verantwortung, die sich aus der Rolle des Menschen als entscheidendem Faktor für die Entwicklungen auf der Erde und des Erdsystems ergibt, gerecht zu werden. Mehr also als der Übergang von einem Zeitalter in ein anderes, mehr als eine akademische, sprachliche Spielerei.

In Kapitel fünf gehen wir der Frage nach, was muss sich ändern. Jedermann muss wissen, welchen Einfluss er selbst auf die Nachhaltigkeit hat und welche Möglichkeiten er hat seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

Dieses Wissen fehlt heute.

Jedermann muss wissen, dass jede seiner Aktivitäten die Nachhaltigkeit beeinflusst.

Es wird ein typischer Tagesablauf von Jedermann beschrieben und für die jeweiligen Entscheidungsschritte wird die Frage der Nachhaltigkeit gestellt.

Beispielsweise gehen wir der Frage nach, wie man sich kleidet, damit Nachhaltigkeit erfüllt werden kann. So gibt es Unterschiede bei den Materialien - pflanzlich oder synthetisch - und bei ihrem Anbau oder ihrer Herstellung - Stichworte spielen dabei eine Rolle wie Pestizide, Chemikalien, Müllbilanz, Energie- und Wasserverbrauch. Natürlich spielt es auch eine Rolle, wo die Kleidung hergestellt wurde und wie weit die Transportwege sind.

So nach diesem Exkurs hat sich Jedermann bekleidet, ist nun frisch gestriegelt und geputzt, und nun kommt nun das Frühstück. Was bedeutet „Nachhaltige Ernährung“? Eine nachhaltige Ernährung ist laut der Food and Agricultural Organization (FAO) eine Ernährung mit geringen Umweltauswirkungen, die zur Lebensmittel- und Ernährungssicherheit, einem gesunden Leben und dem Klimaschutz für heutige und künftige Generationen beiträgt. Sie schützt und respektiert die biologische Vielfalt und die Ökosysteme, ist kulturell akzeptabel, zugänglich, wirtschaftlich fair und erschwinglich. Zudem muss sie ernährungsphysiologisch angemessen, sicher und gesund sein. Die Schonung der natürlichen und menschlichen Ressourcen steht in der nachhaltigen Ernährung im Vordergrund. Umwelt, Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaftlichkeit sind die bestimmenden Dimensionen für die Kultur der nachhaltigen Ernährung. Diese Perspektive wird am Beispiel des Bäckerhandwerks diskutiert. Dabei wird auch der Gesichtspunkt Enkeltauglich essen angesprochen.

Nachdem Jedermann nun weiß, was er essen wird, stellt er sich die Frage: was werde ich zum meinem Frühstück trinken. Machen wir einen Einschub und fragen, wie es mit Tee oder Kaffee in Richtung Nachhaltigkeit steht. Wie ist die Ökobilanz von Tee im Vergleich zu Kaffee? Vergleicht man eine Tasse Tee mit einer Tasse Kaffee, dann ist die Ökobilanz des Tees mindestens drei- bis viermal besser - je nachdem, wie man die einzelnen Aspekte gewichtet. Schaut man sich zum Beispiel den Flächenverbrauch an, dann schneidet die Herstellung von Tee deutlich besser ab. Jedermann will sein Getränk auch ein wenig versüßen. Machen wir einen Einschub und fragen, wie es mit Zucker und anderen Süßmitteln in Richtung Nachhaltigkeit steht. Die schlechte Nachricht gleich vorneweg: „gesunde“ oder „gesündere“ Süße gibt es nicht. Das, was uns an Nahrung vorrangig krank machen kann, ist extremes Übergewicht und damit die Kalorienmenge, die wir uns draufessen. Und die ist bei den meisten Süßmitteln etwa gleich. Auch die Hoffnung, dass Zuckeralternativen sich positiver auf den Insulinspiegel auswirken und dadurch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Altersdiabetes verhindern (der viel beschworene Glyx-Index) steht wissenschaftlich auf sehr windigen Füßen: Selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die mit ihren Empfehlungen, was angeblich gesund und ungesund ist, oft viel zu weit geht, weil sie vage wissenschaftliche Erkenntnisse als Evidenz ausgibt, ist bei der Einordnung des glykämischen Index extrem zurückhaltend. Denn die Studienlage ist keineswegs so, dass ein niedriger glykämischer Index positive gesundheitliche Folgen hat. Dafür aber unterscheiden sich die unterschiedlichen Süßmethoden in Sachen Nachhaltigkeit massiv. Aber im Grunde gilt das, was immer gilt: Lebensmittel von weit her sollten Delikatessen sein, die wir uns gelegentlich gönnen. Im Alltag ist der Griff zu Produkten aus der Region immer die bessere Idee!

Ist Süßstoff besser als Zucker?

Naschen ohne dick zu werden: Wer auf Kalorien verzichten möchte, greift gerne zu Lebensmitteln mit Süßstoff. Das sind künstlich hergestellte oder natürliche Verbindungen. Sie besitzen eine hohe Süßkraft und dienen daher als Zuckerersatz in Lebensmitteln. Der entscheidende Unterschied: Zucker liefert pro Gramm vier Kalorien, Süßstoffe sind fast kalorienfrei. Aber, Wissenschaftler sehen Süßstoffe kritisch.

Nachdem nun das Getränk mit Süßmittel versehen war, fragt sich Jedermann, nehme ich Butter oder Margarine auf mein Brot. Butter oder Margarine: Was ist gesünder?

Was ist gesünder und Fett ist nicht gleich Fett.

Die Eröffnung der Benedikt Klein Margarinewerke im Jahre 1871 spaltet Deutschland in zwei Lager: Team Butter schwärmt vom vollmundigen Geschmack und der natürlichen Herstellung, Team Margarine ist vor allem von den gesunden Fetten und der nachhaltigen Herstellung begeistert. Doch gibt es wirklich einen klaren Gewinner oder wird bei diesem Streit zu dick aufgetragen?

Der Unterschied beginnt in der Herstellung: Für Butter braucht es im Prinzip nur Kuh-, Schafsoder Ziegenmilch. Diese wird mithilfe einer Zentrifuge in fettreiche Sahne (Rahm) und Magermilch getrennt. Die Sahne wird so lange geschlagen, bis die Hülle der darin enthaltenen Fettkügelchen platzt. Dadurch tritt das Milchfett aus und verklumpt zu Butterkörnern, die zu der Buttermasse geknetet werden.

Margarine hingegen ist ein Produkt auf pflanzlicher Basis. Sie besteht im Wesentlichen aus Ölen wie Raps-, Oliven-, Lein- oder Sonnenblumenöl und Wasser. Der Gesetzgeber erlaubt aber auch bis zu zwei Prozent tierische Fette. In diesem Fall darf Margarine aber nicht als vegan deklariert werden. Damit sich die Öle und das Wasser mischen, werden Zusatzstoffe, sogenannte Emulgatoren, hinzugefügt. Mithilfe weiterer industrieller Verfahren erhält sie dann ihren Geschmack und ihre Konsistenz.

Trotz der unterschiedlichen Zusammensetzung und Herstellung gibt es eine große Gemeinsamkeit der beiden Produkte: Sie sind reich an Fett. Sowohl Butter als auch Margarine haben einen Fettanteil von mindestens 80 bis höchstens 90 Prozent. Allerdings ist Fett nicht gleich Fett. Es wird zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren unterschieden.