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Zuerst wird der Arzt Jürgen vorgestellt, der beim Einfangen seines Papageis tödlich verunglückt. Beim Kondolieren nähert sich der 74-jährigen Witwe Eva überraschend der fünf Jahre ältere Adam mit den Worten: Eva, auf diese Gelegenheit habe ich über ein halbes Jahrhundert gewartet, um Dir erneut ewige Treue und stete Liebe zu schwören. Eva ist angesichts des Verlustes ihres Mannes zu diesem Zeitpunkt total verwirrt und schickt Adam weg. In Kapitel 2 wird der Weg von Adam durch die Welt beschrieben. Adam geht mit offenen Augen und Sinne durch das Leben und den Tag. Er sieht Eva auf dem Markt und verliebt sich sofort. Ihr Vater ist aber gegen diese Beziehung und verbietet sie. In Kapitel 3 wird der Werdegang von Jürgen beschrieben, der Eva als Patientin kennenlernt. Sie heiratet ihn, da Adam ihr nichts bitten kann. Adam seinerseits kümmert sich nun um seinen sozialen Aufstieg. Er kann Eva nie vergessen. In Kapitel 6 kommt es zur Versöhnung zwischen Adam und Eva. Sie heiraten und beschließen ihr Leben.
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Seitenzahl: 361
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Einleitung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
In Kapitel 1 wird der Arzt Jürgen vorgestellt. Der passionierte Vogelkundler Dr. Jürgen Sauer hatte sich nicht nur für die Vogelwelt in seiner direkten näheren Umgebung gekümmert. Ihn interessierte schon seit seiner frühesten Jugend und besonders angespornt durch seine Reisen nach Asien die Vogelwelt in Deutschland als auch in anderen Regionen dieser Welt. Die Geräusche der Vögel hatten ihn schon als Kind fasziniert. Sein Lieblingstier war ein bunt gefederter Papagei von der Gattung Ara, den er aus Brasilien mitgebracht hatte. Dieser Papagei, obwohl er schon in die Jahre gekommen war, hatte ein ausgezeichnetes Federkleid. Nachdem ihn Jürgen von einer Reise mit seiner Frau mitbrachte, widmete er sich täglich eine Stunde nach der Mittagspause diesem Vogel. Eigentlich war Jürgen schon immer zum Mittagessen nach Hause gekommen und hatte dann im Anschluss daran beim Auflegen einer Schallplatte durch das Hören der Musik die Entspannung und die Energie für den Nachmittag in der Praxis gesucht. Als der Papagei in seinem Haus ankam, stellte Jürgen fest, dass der Papagei beim Einschalten der Musik von der Langspielplatte in seinem Käfig zu tanzen begann. Wie dem auch sei, der alte Sauer kam früh morgens nach dem Frühstück in seinen Vogelpark und entdeckte den leeren Käfig seines Lieblingspapageis. Durch das Simulieren der Rufe seines Papageis fand Jürgen jedoch rasch heraus, wo sich dieser aufhielt: auf einem schönen, in der besten Blüte stehenden Baum mitten im Garten. Nachdem er den Papagei gesichtet hatte, sprach er ganz vorsichtig und mit leiser Stimme auf ihn ein, damit er sich dieser beruhigen sollte und er ihn wieder in aller Ruhe einfangen konnte. In aller Eile holte der 81-jährige Arzt Jürgen aus dem nächstgelegenen Gartenhäuschen eine Leiter. Da das Anwesen von stattlicher Größe war und in verschiedene Ambiente im Bereich des Gartens unterteilt war, gab es für zu jedem Bereich der unterschiedlichen Bewüchse ein eigenes Gartenhäuschen zur Aufbewahrung der entsprechenden Werkzeuge. Jürgen Sauer musste also nicht allzu weit gehen, um sich eine Leiter zu besorgen. Diese lehnte er an den besagten Baum, wo der trotz seines stolzen Alters immer noch schön gefiederte Papagei saß, an. Da Sauer nun durch die Hektik und Nervosität schon ziemlich außer Atem war, merkte er noch beim Aufstieg auf die Leiter einen leichten Schwindelanfall, aber er dachte, das geht schon vorbei. Also erklomm er noch weiter die Leiter, durch seine Annäherung wurde der Papagei immer nervöser, was nicht gerade zur Beruhigung Jürgens beitrug. Da es keine Zeugen gab und die Nachstellung des Unfalls keinerlei weiteren Erkenntnisse ergaben, muss man davon ausgehen, dass der Arzt von der obersten Sprosse beim Versuch nach seinem Papagei zu greifen, ausrutschte oder das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel, wo er direkt mit dem Kopf auf einer aus dem Boden hervorgestehenden Wurzel aufschlug. Er war sofort tot. Dieser bizarre rasche Tod hatte sich aber bei genauerer Betrachtung schon durch verschiedene obskure Anzeichen angedeutet. Denn Voraus ging eine Reihe von Deutungen auf Jürgens Tod. Sein Jugendfreund Thomas Luft, den er seit seiner Einschulung in die Grundschule kannte und mit dem er Zeit seines Lebens immer in regelmäßigen Abstanden intensiven Kontakt hielt, schied völlig unerwartet und unvorhersehbar freiwillig aus dem Leben. Dieser unverständliche und nicht nachvollziehbare Abgang und das Lebensende von Thomas haben Jürgen sehr mitgenommen. Zudem gab es weitere, für Jürgen noch unverständlichere Ereignisse. Das erste Ereignis war eine Gala bei seinem besten Studienfreund Dr. Heinz Marx. Die beiden hatten sich im Grundstudium der Medizin an der Universität in der Mensa kennen und schätzen gelernt. So war es also sicher keine Überraschung, dass Heinz seinen Studienfreund Jürgen anlässlich seines 50-jährigen Bestehens seiner Praxis zu einer Gala im hauseigenen Garten einlud. Die als Mittsommernachtsfest geplante Veranstaltung hatte aber die Rechnung ohne den Wirt, sprich ohne Petrus, gemacht. Aus heiterstem Himmel kamen urplötzlich schwarze Wolken auf, die deutlich gelbliche Einfärbung hatten, ein Hinweis aus Hagel. Es begann plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung furchtbar zu hageln. Im Laufschritt versuchten die Gäste den teils tennisballgroßen Hagelkörnern zu entkommen, vergeblich. Einige wurden dermaßen am Kopf getroffen, dass sie ohnmächtig zu Boden sanken, andere erlitten durch die Aufregung und Stress einen Herzinfarkt. Die Bilanz des zehnminütigen Tohuwabohus war katastrophal. Die gesamte Einrichtung des Festes wurde zerschlagen, dabei wurden ein gutes Dutzend Menschen verletzt. Leider haben der Stress und die Wucht der Körner zu Todesopfern geführt. Wie vergänglich ist doch das Schöne und das Leben? Aber, auch das Haus und Garten von Jürgen waren von diesem Unwetter betroffen. Ob dies einer oder mehrere Gründe für den Unfall von Jürgen waren oder sind, niemand weiß es. Dass aber die tragikomischen Versuche, seinen Papagei einzufangen bei den Beschädigungen an Haus und Garten durch den Hagel miteinander zu tun haben könnten, daran hatte niemand gedacht. Auch das Begräbnis und die Totenfeier für Jürgen am nächsten Tag wird von heftigsten Unwettern begleitet. Da es beim Begräbnis sehr stark regnete, wurde gegen die übliche Zeremonie nur ein kurzes Gebet ausgesprochen und die Trauergemeinde zog sich schnellstens wieder in die Aussegnungshalle zurück. Dort konnte man der Witwe kondolieren. Bei der Verabschiedung der letzten Trauergäste nähert sich der 74-jährigen Witwe Eva überraschend der fünf Jahre ältere Adam Riese mit den Worten: „Eva, auf diese Gelegenheit habe ich über ein halbes Jahrhundert gewartet, um Dir erneut ewige Treue und stete Liebe zu schwören.“ Frau Sauer, die als Eva Klein geboren worden war, ist angesichts des Verlustes ihres Mannes zu diesem Zeitpunkt von und mit solchen Worten total verwirrt. Daher schreit sie reagiert empört auf und schickt Adam weg.
In Kapitel 2 wird der Weg von Adam durch die Welt beschrieben. Er hilft seiner Mutter, wo er nur kann. Da sie für den Unterhalt der Beiden sorgen muss, verbringt sie die meiste Zeit in ihrem Geschäft. Für Adam hat sie keine Person, die sich um ihn kümmern kann. Adam genoss die Freiheit, sich die Dinge im Geschäft seiner Mutter genauer unter die Lupe zu nehmen, so mochte er gerne ganz zärtlich seiner Kinderhand über die verschiedenen Stoffe gleiten zu lassen. Da er die Muster holte, musste seine Mutter die Kundschaft nicht allein lassen, sondern konnte sie in der Zwischenzeit besser beraten. Wenn dann Adam mit dem Muster zu seiner Mutter kam, entwickelte er eine neue Art zu spielen. Er stellte sich vor, was die Kundin mit diesem Muster machen würde. Fantasie hatte Adam schon immer und er lebte sie im Rahmen seiner Möglichkeiten aus. Nebenbei half und unterstützte er seine Mutter beim Gelderwerb, aber für ihn war das Leben ein zärtliches Zusammenleben mit anderen Menschen. Er war sehr sanft, wie auch sonst hätte er die unterschiedlichen Stoffe erfühlen können, er war auf Harmonie aus. Da seine Mutter tagsüber im Geschäft war, blieb abends wenig Zeit übrig. Es musste das Haus sauber gehalten werden, das Essen zubereitet und die Wäsche gewaschen werden, der Garten war zu richten. Je nach Jahreszeit und Wetter musste das Gras geschnitten werden, Unkraut gejätet werden, die Äpfel und Birnen gepflückt werden. Es gab immer etwas zu tun. Gerade die etwas schwereren körperlichen Arbeiten nahm Adam gerne seiner Mutter ab. Er wollte der geborene Kavalier sein. Sein Weltbild sah die Gleichberechtigung von Mann und Frau vor, aber man muss halt in der Realität doch gewissen Unterschieden gerecht werden. Während seine Mutter das Abendbrot vorbereitete, turnte Adam gerne in den Bäumen, um die Früchte einzusammeln. Für ihn war das Zusammenhalten und das Teilen des Lebens mit anderen Menschen wichtig. Er konnte und wollte sich nach einem Tag im Geschäft am Abend an der frischen Luft austoben. Seine Statur, sein Körperbau wurde im Laufe der Zeit immer männlicher, sein Teint immer farbiger. Daneben hatte seine Mutter keine Zeit für die Anschaffungen des täglichen Lebens, sie musste ja im Laden sein, wenn Kundschaft kam. Daher hatte Adam morgens oft die Einkäufe übernommen. Er mochte gerne das Stöbern auf dem Markt.
Adam ging mit offenen Augen und Sinne durch das Leben und den Tag. Er wollte immer etwas Neues aufnehmen, nach vorne schauen und das Leben genießen. So kam es zur ersten Begegnung mit Eva auf dem Markt. Sein Geruchssinn hatte ihn auf eine andere Duftnote, die mehr in Richtung Citronella ging, aufmerksam gemacht. Seine Augen suchten, woher denn dieser Geruch kommen könnte. Er sah am nächsten Stand ein junges Mädchen, dessen sanften Bewegungen seine Augen verwirrten. Da auch schon seine Nase verwirrt war, führte dies Adam in einen besonderen Erregungszustand. Alle seine Antennen waren nun auf dieses Wesen ausgerichtet. Er beobachtete dieses bildhübsche Mädchen mit zierlichem Körperbau genau. Ihr weichgeformter Körper bewegte sich in beigefarbenen Mokassins mit einer Leichtigkeit über das Kopfsteinpflaster, dass er nur vom Sehen auf die Hinterseite ihres Körpers der Liebe verfallen war. Sie bewegte sich mit einer solchen Leichtigkeit auf dem Markt, dass er glaubt sie schwebe darüber. Ihre schmalen Füße, gut eingehüllt in schönes weiches Lederschuhwerk, gleiten über das Pflaster als wäre es ein Spaziergang am Strand. Dieser sanfte Hüftschwung, die grazilen Schritte, all das zog Adam völlig in den Bann. Daher folgte er ihr aus sicherer Entfernung und nahm jede ihrer Bewegungen wahr, ja er verinnerlichte als das auf das Tiefste. Nicht nur die Bewegungen ihres Körpers faszinieren ihn. Es ist mehr als ihre äußere Schönheit und ihre Bewegungen, die ihn ansprechen. Von weitem verfolgt er mit seinen Augen ihren Weg über den Markt. Dabei bemerkt er, wie ruhig und besonnen auf der einen Seite aber auf der anderen Seite, wie sicher sie sich mit den Marktleuten auseinandersetzt. Das Einkaufen auf einem Wochenmarkt ist nicht nur das Erkennen für das, was man braucht, sondern auch das Verhandeln. Der Händler will seine Ware möglichst schnell an den Mann oder die Frau bringen, der Kunde will aber von dem jeweiligen Stand die beste Frucht oder das schönste Gemüse mitnehmen. Diesem Interessenskonflikt muss man sich durch mehr oder weniger Diskussionen unterwerfen, sonst nimmt man nur alte und welke Naturprodukte mit. Trotz ihres federleichten Ganges über das harte, rutschige Kopfsteinpflaster konnte Adam von weitem beobachten wie Eva mit ihrem Lächeln und ihren Worten selbst den härtesten Mann unter den Marktleuten verzauberte. Kurzum, es war für Adam, im wahrsten Sinne des Wortes, Liebe auf den ersten Blick. Nachdem er seine anfängliche Schüchternheit durch das weitere Beobachten und die Festigung seiner Gefühle abgelegt hatte, nähert er sich ihr bei dem Marktbesuch und bittet um ihre Anschrift. Er schwebt sofort nach Hause. Dort angekommen, setzt sich Adam umgehend hin und beginnt einen herzzerreißenden Liebesbrief zu schreiben. In diesem Brief beschreibt er, wie er sich seine wahre Liebe vorstellt, die er nun tatsächlich auf dem Markt gefunden hat. Für Adam ist Liebe nicht nur einfach Liebe. Das Wort ist an sich nicht leicht, daher definiert sich Adam das Wort Liebe aus seiner Vorstellung heraus. Im griechischen Neuen Testament gibt es drei Wörter für "Liebe", wie Martin Luther King in einem seiner Werke ausführt; das eine ist das Wort Eros. Eros ist eine Art ästhetischer, romantischer Liebe. Plato redete in seinen Gesprächen viel davon, von der Sehnsucht der Seele nach dem Reich des Göttlichen. Und es ist etwas Schönes um Eros, kann es immer sein, auch in seinen romanhaften Äußerungen. Einige der schönsten Liebesgeschichten der Welt handeln davon.
Dann spricht die griechische Sprache als zweites Wort für Liebe von philia. Philia ist eine Art intimer Liebe zwischen befreundeten Menschen. Das ist die Art von Liebe, die man für Menschen empfindet, mit denen man gut auskommt; und die, welche man auf dieser Ebene liebt, liebt man, weil man wiedergeliebt wird. Dann hat die griechische Sprache noch ein weiteres Wort für Liebe, und das Wort ist Agape. Agape ist mehr als romantische Liebe, es ist mehr als Freundschaft. Agape ist verstehendes, schöpferisches, erlösendes Wohlwollen gegenüber allen Menschen. Agape ist überströmende Liebe, die nichts für sich selbst will. Theologen würden sagen, es sei die Liebe Gottes, die im Menschenherzen wirke. Wenn man sich zur Liebe auf dieser Ebene erhebt, dann liebt man alle Menschen, nicht weil man sie gerne hat, nicht weil ihre Art einem gefällt, sondern man liebt sie, weil Gott sie liebt. Genau mit dieser Beschreibung ist Adam klar, dass Liebe tiefergründet und einen tieferen Sinn hat als nur ein einfaches körperliches Zusammensein zwischen Mann und Frau. Bei allen Äußerlichkeiten, die ihm bei der vierzehnjährigen Eva auf dem Marktplatz ansprechen, Adam fühlt, dass es eine tiefere Beziehung zu dieser jungen Frau geben wird. Er beschreibt in seinem Brief, was in ihm vorging, als er sie auf dem Marktplatz sah. Zum Abschluss des ersten Briefes verwendet er ein Liebesgedicht von Johann Wolfgang von Goethe.
Dem Blatt Papier legt er noch ein paar Lavendelkörner bei und gibt das in einen Umschlag. Am darauffolgenden Tag bekommt Adams Büro einen Auftrag von einem Herrn Klein, der ein Softwareproblem hat. Da Adam in der Firma der beste Techniker ist und seine Umgangsformen gerade bei schwierigen Gesprächen mit Kunden immer gern gesehen sind, schickt ihn sein Chef zu diesem Neukunden. Als Adam die Anschrift des Neukunden sieht, wird es ihm heiß und kalt zugleich. Es ist dieselbe Adresse wie die der jungen Frau vom Vortag. Wenn er also seinen beruflichen Auftrag dort erfüllt, wie kann er den Brief an seine unbekannte Geliebte übergeben? Bei diesen Gedanken treibt es ihm trotz der kühlen morgendlichen Temperatur den Schweiß auf die Stirn. Er muss arbeiten, nein er muss unter diesen Umständen bei diesem Kunden seine beste Arbeit an den Tag legen, aber wie in Gottes Namen kann er unbemerkt seiner Geliebten seinen ersten, so wichtigen Brief übergeben? Er will den Auftrag noch einmal durchgehen, dabei fällt ihm auf, dass das, was der Kunde als Störung beschreibt, ihm sogar helfen könnte. Wenn die Telefonleitungen nicht sauber getrennt voneinander sein sollten, dann muss er doch um Erlaubnis fragen, um die Leitungen im Haus zu verfolgen. So könnte er sich vorstellen, dass er auf diesem Weg auch das Zimmer seiner unbekannten Geliebten finden würde und ihr den Brief übergeben kann. Mit diesem Plan macht er sich auf den Weg.
Adam erklärt die Möglichkeiten, die für solche Störungen verantwortlich sein können und erbittet vom Herrn des Hauses die Erlaubnis, ob der die Leitungen im Hause untersuchen darf. Dieser rief seine Schwägerin, just jene weibliche Begleitperson, die mit Eva auf dem Markt war, und erklärte ihr den Sachverhalt. Evas Tante hatte auf dem Markt nichts von Adam bemerkt. Als sie ihn nun im Büro ihres Schwagers sah, dachte sie, dass wäre doch ein fescher Bursche für Eva. Ihr Schwager führte ein strenges Regime im Haus, vielleicht aber auch erst durch das Ableben seiner geliebten Frau. Nach dem Tod seiner Frau holte er ihre Schwester in sein Haus auf dem Land, damit sie sich der kleinen Eva annehmen konnte. Die Tante Evas nahm gerne die Aufgabe an, hatte sie ja keine Aussicht mehr sich zu verheiraten und somit waren ihre Zukunftspläne schwierig. Daher nahm sie sich gerne der Betreuung und Ausbildung von Eva an. Evas Vater war durch seine ergiebige Arbeit beim Aufbau eines schwunghaften Viehhandels in seinem Ort zu einem größeren Reichtum gekommen. Für ihn war Geld alles, er hatte keine Gefühle. Sollte er jemals welche gehabt haben, mit dem Tod seiner Frau waren auch diese letzten Gefühle abgestorben. Für Evas Tante Anna war es unter diesen Umständen nicht leicht in das Haus zu kommen.
Auf der einen Seite einen verhärmten Viehhändler und auf der anderen Seite ein liebevolles junges aufstrebendes Mädchen. Schon nach wenigen Wochen bei Eva machte Anna ihrem Vater klar, dass die von ihr angetroffene Umgebung für die Weiterentwicklung von Eva nicht die richtige sei. Als Evas Vater seine Frau heiratete und er am Anfang seines Geschäfts war, ja, da war sein Haus und die Umgebung angepasst. Wenn er aber Eva gut vermählen wollte, müsse man sich verändern, sie bräuchten dazu einen Umzug in die Stadt, damit Eva auf eine bessere Schule gehen könne und in dieser Umgebung auf ihren zukünftigen Mann stoßen könne. Anfänglich zögerte Evas Vater noch diesen Gedanken zu verinnerlichen, er hatte nach dem Tod seiner Frau keine Zukunft mehr gesehen. Aber, in dem von ihm und seiner Frau erbauten Haus gab es so viele Erinnerungen an die alten gemeinsamen Zeiten, dass er dann doch mit seiner Schwägerin übereinkam, man müsse Abstand von dem Alten nehmen und sich was Neues suchen. Also suchten sie sich ein ihren Wünschen entsprechendes Anwesen in der Stadt. Nach dem Kauf und einigen Verbesserungen zogen Eva, ihr Vater und die Tante in das Stadthaus. Erst vor kurzem waren sie in der Stadt angekommen. Gleich beim ersten Marktbesuch traf Eva auf Adam. Nun war Adam in ihrem Haus, sie war aber nicht informiert worden, dass ein Fremder im Haus sei. Sie wunderte sich nur über die fremde Stimme, die sie im Büro ihres Vaters hörte. Da Eva gerne früh aufstand, die morgendliche Sonne, die in ihr Zimmer schien, bei offenem Fenster genoss, denn so konnte sie auch die vielen Vögeln zwitschern hören und Ihre Toilette schon beendet hatte und angezogen war, klopfte Tante Anna an ihre Tür, um ihr mitzuteilen, dass der Techniker in ihr Zimmer muss. Beim Öffnen der Zimmertür erkannte Eva den Mann an der Seite ihrer Tante, der junge Mann vom Markt gestern. Sie lief sofort rot an, was ihre aufmerksame Tante natürlich sofort bemerkte. Da ihre Tante den jungen Mann auch sehr sympathisch fand, sie sich aber noch keinen Reim darauf machen konnte, warum Eva so plötzlich rot anlief, wollte sie den Techniker und Eva in deren Zimmer genaustens beobachten. Tante Anna hatte sich schon immer überlegt, wie sie denn die ihr anvertraute Eva am besten in die Gesellschaft einführen könnte, um dort den Mann in spe zu finden.
Sie hatte in ihrer Fantasie schon Pläne entwickelt, wie sie Eva langsam, aber sicher an das andere Geschlecht heranführen könnte. Mit der Stellung von Evas Vater in der Stadt könnte sie doch eine Soirée zu Hause organisieren und bei einem Tanz könnte Eva von den Junggesellen zum Tanz aufgefordert werden. Also musste sie dafür Sorge tragen, dass Eva in Musik und Tanz gut unterrichtet wurde. Sie selbst nahm diesen Teil gerne auf, denn ihr war die Musik auf den Leib geschneidert. Sie suchte einen Musiklehrer, der auch Tanz unterrichten konnte.
Gleich nach dem Einzug wurde sie fündig und so startete zweimal die Woche nachmittags der Musikunterricht mit Tanzeinlagen. Der Lehrer hat sicher viel von Musik verstanden, seine Bedienung des Klaviers war die eines Maestros, aber bei allem Künstlerwesen, er hatte nicht verstanden, wie man mit einem jungen Mädchen umgeht. Daher war es gut, dass Anna immer bei den Musikstunden anwesend war. Sie tanzte mit dem Lehrer Eva vor, wie es sein sollte, während Eva Klavier spielte. Zu dritt lief es gut. Eva hatte Spaß an den Klavierspielen und Lust auf das Tanzen bekommen. Anna war sichtlich stolz, diese Veränderungen feststellen zu dürfen. Anna hatte aber nicht bedacht, dass Eva auch zufällig mit dem anderen Geschlecht in Verbindung kommen könnte. Die Idee, dass sie auf dem Markt einen jungen Mann hätte treffen können, kam ihr nie in den Kopf. So einfach, nein, das gibt es ja gar nicht. Wie dem auch sei, jetzt steht Eva in der Tür ihres Zimmers und Anna zwischen ihr und dem jungen Mann. Sie bemerkt, dass auch der junge Mann nervös wird.
Aber, sie erinnert sich, warum der junge Mann im Haus ist, er soll die Telefonleitungen prüfen. Also erinnert sie ihn an seine Aufgabe und bittet Eva um Zutritt. Adam ist in der Anwesenheit seiner von ihm idealisierten Geliebten so von der Rolle, dass er mehr Zeit braucht als gedacht. Er bemerkt, dass Eva ihn genau unter die Lupe nimmt, was auch Anna nicht im Verborgenen bleibt. Sicher, sie hat ihrem Schwager geschworen, sich um die richtige Erziehung von Eva zu kümmern, damit sie ein glückliches Leben führen könne. Aber der despotische Vater schien ja noch weniger als ihre eigenen Eltern auf sein Kind eingehen zu wollen. Sie musste Eva schützen, auch wenn sie ihrem Vater die Treue geschworen hatte. Sie wollte zwischen Adam und Eva vermitteln. Nachdem Adam die Leitung genauer untersucht hatte und die Störung gefunden und behoben hatte, er sich also wieder als der Herr der Situation fühlte, gab er der Anstandsdame Anna den Brief, damit diese ihn nach seinem Weggang an Eva übergeben könne. Ehre, wem Ehre gebührt. Auch wenn es gestelzt aussieht, Adam wollte seiner Prinzessin wie ein Prinz auftreten. Nachdem das technische Problem im Haus von Evas Vater gelöst war, lief Adam wieder zurück in das Büro und nahm sich den Nachmittag frei. Er wollte in dem zweiten Schreiben an Eva, das er noch am selben Abend verfassen wollte, seine Absichten deutlicher ausdrücken. Er fühlt sich zu ihr so hingezogen, dass das nicht nur Liebe auf den ersten Blick war, sondern der Beginn einer Leidenschaft, die sein ganzes Leben dauern wird. Er ist von ihr so betört, dass er ihr Treue und ewige Liebe schwört. Wie kann Adam so etwas schreiben. Er ist ein uneheliches Kind und ging aus der Beziehung des Großgrundbesitzers Max Brugger mit der Kurzwarenhändlerin Sabine Sachs hervor. Der reiche Max Brugger war im wahrsten Sinne kein Kostverächter. Wenn er eine hübsche Frau sah, dann konnte er es einfach nicht lassen. Er war kein Draufgänger, aber die schönen Seiten des Lebens nahm er gerne mit. Ja, die junge Sabine Sachs hatte eine gute Figur mit Rundungen an den richtigen Stellen, war hochgewachsen und mit ihren Bewegungen ließ sie ihren Körper noch mehr zur Geltung kommen. Max hatte sich in Sabine verguckt. Ihr waren seine Blicke und seine Begutachtungen auf ihren Körper aufgefallen. Max hatte sie in ihrem Geschäft aufgesucht, um Kurzwaren zu kaufen. Auf der Suche nach dem gewünschten Artikel musste Sabine hinter dem Tresen vorkommen und ganz nah an Max vorbei gehen. In dem schon an sich engen Gang vor dem Tresen setzte sie ihren weiblichen Körper zielgenau ein, denn ihre nicht gerade kleinen Brüste streiften den gut geformten Oberkörper von Max, der bei diesem körperlichen Kontakt zuerst die Augen aufriss und dann in das Träumen versank. Der Köder war gelegt. Beim Bezahlen legte Max das Geld so vor die Lade, dass er die Hand von Sabine zärtlich streicheln konnte, als sie die Münzen nehmen wollte. Ihre Augen trafen sich, sie spiegelten von beiden Seiten ein großes Verlangen wider.
Schnell hatten sich die beiden auf dem Heuboden der großen Scheune von Max für den Abend verabredet. Diese war so voller Heu gestopft, dass es als ideales Versteck oder noch besser als idealer Platz für ein Schäferstündchen genutzt werden konnte. Die Begierde hatte bei voll unter Kontrolle. Kaum hatten sie sich in die ruhigste und abgeschiedenste Ecke im Heu der Scheune zurückgezogen, überschütteten sie sich mit den heftigsten Küssen. Nach anfänglichen Streicheleinheiten und steigender Wallung ihrer Gefühle wurde es den beiden immer heißer, ihre Erregtheit steigerte sich noch mehr, kurzum die Vereinigung lief sanft und war so ausdauernd, dass beide vor Erschöpfung im warmen Stroh einschliefen. Adam kommt also nicht gerade aus bestem Hause. Er hat nach der Grund- und Hauptschule eine Ausbildung im Bereich der Informatik mit Bravour bestanden und Arbeit als Softwareassistent gefunden. Ihn faszinierte schon von klein auf die Möglichkeit, mit Information umzugehen und sie zu verarbeiten. Er hat nicht verstanden, warum seine ländliche Umgebung so rückständig sein wollte. Für seine Eltern war das Neue immer nur ein Risiko. Um diesem Dilemma zu entkommen, versuchte er im Rahmen seiner ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einen Ausweg zu finden. Sein Weg war weg von den normalen Berufen, hin zu den aus seiner Sicht zukünftig interessanten Anforderungen. Da es in der näheren Umgebung nur einen Ausbildungsbetrieb für Informatik gab, heuerte dort an. Aber, auch in anderen Bereichen war Adam außergewöhnlich. Er hatte ein gutes Händchen für die Geige und Klavier. Er konnte die Noten zu richtiger Musik und Gefühle umsetzen und spielen. Da er zudem sehr viel las, ist er eigentlich genauso wie sein Vater ein Träumer und taucht gerne in die Welt der literarischen Figuren ein. Eva Klein ist die Tochter von Lorenz und Wilma Klein, geborene Wilma Haupt. Ihre Eltern gingen wie zu damaliger Zeit üblich eine arrangierte Ehe ein. Im Falle von Wilma und Lorenz fing die Beziehung schon in der Schule an, beide spielten von frühester Jugend an gemeinsam, machten ihre Hausaufgaben nach der Schule gemeinsam. So lernten sie sich langsam, aber sicher immer besser kennen und mit Einsetzen der Pubertät lieben. Diese liebevolle Selbstaufklärung am Partner führte zur Schwangerschaft Wilmas.
Um einen Skandal zu vermeiden, einigten sich die beiden Familien auf eine rasche Hochzeit, so dass der Anschein einer unbefleckten Braut nach außen hin gewahrt werden konnte. Die erste Schwangerschaft von Wilma verlief ohne Probleme und sie entband Eva nach neun Monaten ohne Komplikationen. Schon kurz nach der Stillphase wurde Wilma das zweite Mal schwanger. Auch diese Schwangerschaft verlief anfänglich ohne größere Probleme, nur zum Schluss der Austragezeit hatte Wilma oft heftigste Kopfschmerzen und Brechanfälle. Im neunten Monat, zur eigentlichen Entbindung, setzten aber die Wehen nicht ein. Die herbeigerufene Hebamme versuchte alles, dann wurde der hiesige Landarzt gerufen, aber der war im Angesicht der Tatsachen schnell mit seinem Latein am Ende. Kurzum Wilma starb bei der Entbindung, auch der Säugling überlebte den ersten Tag nicht. Wie damals üblich holte sich der Witwer Lorenz eine nahe Verwandte seiner Frau in das Haus. So kam die Schwester seiner Frau, Anna, in das Spiel und sie teilten sich fortan als Vater Lorenz, die Tochter Eva und Tanta Anna das Haus.
Nach geraumer Zeit wollten Lorenz und Anna in die nahegelegene Kleinstadt ziehen, denn die rein ländliche Umgebung sagt Tante Anna nicht so zu und für die Entwicklung von Eva wäre eine städtische Schule angebrachter. Somit zog die Familie um. Eva ist gerade mit Vater Lorenz Klein und Tante Anna vom Land in die Stadt gezogen und besucht als Schülerin die auf das Ehe- und Familienleben vorbereitende Schule Heiligenblut, als sie Adam auf dem Markt begegnet. Ihr Vater hatte als Kleintierhändler in der Provinz Oberfranken ein kleines Vermögen angehäuft und als Vorbereitung für den Umzug in Staffelstein ein Haus für die Familie gekauft. Seine Vorstellung ist, dass seine schöne Tochter nach dem entsprechenden Schulabschluss einen reichen Mann der Oberschicht heiraten soll. Auch deshalb war es die Absicht in die Stadt zu ziehen, damit er seiner Tochter eine gute Ausbildung zukommen lassen kann und in der Oberschicht der richtige Mann für seine Tochter gefunden werden kann. Da kommt nun so einfacher Junge, um mit Eva in Liebesbahnen zu schweben. Für Eva war es schon aufregend und vor allem erregend so von einem jungen Mann angegangen zu werden. Als sie dann eines Tages mit Schreck feststellen musste, dass ihr Höschen mit Bluttropfen versehen war, gab es kein Zurück mehr. Sie war nicht mehr das Mädchen vom Lande, sie ist nun eine geschlechtsreife Frau geworden. Gerade in diesen Tagen der hormonellen Änderungen war sie besonders empfänglich für jegliche Aufmerksamkeit. Just in diesen Tagen hatte sie die Bekanntschaft des Adam gemacht. Dieser schrieb herzzerreißende Briefe an sie.
Seine warmen, wohl verwendeten Worte drangen tief in ihr Herz ein. Sie, die ohne Mutter in der Obhut der Tante aufwuchs, fühlte wie die Leere ihres Herzens durch den Ausdruck der Gefühle Adams wich, wie die Wärme seiner Worte ihr Herz und ihren Körper erwärmte, ja sie sogar Hitzewallungen von seinen Liebesgedichten bekam. Aber sie war nicht allein auf der Welt. Ihr Vater führte vor allem seit dem Tod der Mutter ein strenges Regiment. Aber, solche Zeilen lassen Eva dahin schmelzen. Denn jeden Tag kommen solche Zeilen nicht nur bei ihr an, sondern dringen direkt und tief in ihr Herz vor. Daher antwortet sie aus Neugier zurückhaltend seinem Werben. Sie findet dabei Unterstützung durch ihre Tante Anna. Sie ist die heimliche Überbringerin der Liebesbriefe.
Durch die intensiven und eindringlichen Worte steigern sich Adam und Eva mittels ihrer gegenseitigen Gefühlsäußerungen in einen Liebesrausch, so dass sie nach zwei Jahren einander die Ehe versprechen. Da sich Eva bei ihrem despotischen Vater nicht sicher fühlt, schreibt sie ihre Briefe an Adam lieber in der Schule. Als Eva in der Schule beim Briefeschreiben erwischt wird, beendet ihr Vater das Verhältnis. Damit sie ihren angebeteten vergessen kann, plant ihr Vater eine im wahrsten Sinne des Wortes eine „Reise des Vergessens“. Je weiter, desto besser; je länger, desto besser. Adam hatte von den Reisevorbereitungen mitbekommen. Obwohl er auf dem alten Kontinent angesiedelt war, hatte er doch schon die Zeichen der Zeit erkannt. Es musste sich etwas an und mit der Informationstechnologie ändern. Somit ist es keineswegs überraschend, dass Adam über seine Kontakte im Netz recherchierte und Verbündete fand, um die Aufenthaltsorte Evas feststellen zu können. Über seine Verbündeten hält er Kontakt mit Eva unter zu Hilfenahme spezieller Apps für Liebende. Nachdem die holde Weiblichkeit in Staffelstein feststellt, dass Adam allein ist, seine Angebetete auf einem anderen Kontinent ist, wird er zum Ziel. Verschiedene Mädchen machen sich an den stattlichen, gut gebauten und hübschen Adam heran.
Was würden Mädchen nicht alles unternehmen, um mit einem solchen Mann eine Affäre zu beginnen. Selbst wenn sie nur die Ersatznummer wären, mit ihm und in seinen Armen wollten sie verweilen. Er lässt sich aber auf solche Spielchen gar nicht ein. Denn er lebt unbeeindruckt von dieser sexuell verführerischen Umwelt in einer reinen Traumwelt, verliert seinen Realitätssinn und schreibt poetische Telegramme an die idealisierte Geliebte.
Als Lorenz Klein mit seiner Tochter in der Annahme, sie sei von ihrer Schwärmerei geheilt, nach Staffelstein zurückkehrt, übernimmt die gereifte, selbstbewusste siebzehnjährige sogleich die Führung des Haushalts. In ihrer Fantasie setzt sie zwar zuerst ihr geheimes Liebesleben mit dem künftigen Gatten fort, doch die Gesellschaft mit der lebenslustigen Familie hat ihr isoliertes Weltbild verändert und als Adam sie auf dem Markt anspricht, ist sie über dessen Erscheinung und sein bleiches Gesicht erschrocken. Sie zweifelt an der Kraft seiner poetischen Liebesbriefe im Alltagsleben und ihr wird bewusst, dass sie ihn eigentlich nicht kennt. Sie sagt ihm, dass ihre Liebe nur eine Illusion gewesen sei, gibt ihm seine Briefe zurück und beendet den Kontakt.
In Kapitel 3 wird der Werdegang von Dr. Jürgen Sauer beschrieben, der nach dem Abschluss seines Studiums und dem Erhalt seiner Approbation nicht sofort die väterliche Praxis übernehmen will, denn bis dahin war der Mediziner Jürgen Sauer nur als Student in der Theorie ausgebildet, er wollte bevor er eine Praxis übernahm, die praktische Tätigkeit eines Mediziners besser kennen und verstehen lernen. Zudem, er hatte zwar viel studiert, aber von der Welt nicht viel kennengelernt. Daher war es für ihn eigentlich nicht überraschend, dass der seine alten Kontakte nutzte, um Näheres und Genaueres über die weiteren Entwicklungen beim Internationalen Roten Kreuz zu erfahren. Er unterschreibt einen Vertrag zu einem Auslandsaufenthalt beim Internationalen Roten Kreuz. Jürgen hatte sich bewusst für den Einsatz im Koreakrieg gemeldet, wo sonst auf der Welt hätte er mehr über die praktische Seite der Allgemeinmedizin erfahren können. Er hatte sich bisher eigentlich nur in den Universitätskliniken während seiner Ausbildung bei Visiten des lehrenden Professors mit dem Patienten auseinandergesetzt. Jetzt ging es um Verwundungen durch Kriegseinfluß, einen solchen Einblick in die Medizin konnte kein Lehrbuch und kein Operationssaal in Deutschland vermitteln. Die ersten Tage in seiner neuen Umgebung in der medizinischen Praxis waren selbst für einen Arzt hart. Die Verwundungen der Soldaten waren heftig, aber Jürgen konnte sich überwinden und führte Operationen, auch schwerer Art, erfolgreich durch. Für ihn war es sehr wichtig dabei festzustellen, dass er im richtigen Beruf gelandet war, jetzt hatte er seine Berufung gefunden. Er war nicht nur wegen seiner familiären Vorbelastung in die Ausbildungsrichtung Medizin eingestiegen, nein, seitdem er in Korea sich als Arzt betätigen konnte, erkannte er, dass es sein größter Wunsch war, Arzt zu werden. Es war seine Berufung, Mediziner zu sein. Aber seine Familie, genauer seine Eltern, waren durch die Strapazen des zweiten Weltkrieges stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Sein Vater hatte als Militärarzt unter Rommel in Nordafrika gedient. Die Strapazen dieses Krieges in der Gluthitze und die Entbehrungen ließen den eigentlich gut gebauten Körper von Jürgens Vater vorzeitig altern. Er hatte Probleme beim Atmen durch die vielen Bomben, die ihm um die Ohren flogen und seine Lunge angegriffen hatten. Die Gesundheit von Jürgens Vaters hatte in den sieben Jahren des Krieges stark gelitten und da es nach Kriegsende nicht ausreichende Versorgung gab, ging es mit ihm bergab. Am Anfang war der körperliche Verfall durch die positiven Eindrücke, dass der Krieg aus war und er wieder in die Heimat kam, etwas gebremst. Aber kurz vor der Währungsreform hatte Jürgens Vater einen Schlaganfall erlitten. Seine Mutter konnte ihrem Sohn telegraphisch nur das Nötigste mitteilen. Wie es mit seinem Vater weitergehen soll, das war aus der Ferne in Asien für ihn nicht zu klären. Daher bat Jürgen Sauer um Auflösung seines Vertrages beim Internationalen Roten Kreuz. Während der Rückreise des achtundzwanzigjährigen Arztes Jürgen Sauer verstirbt sein Vater durch einen weiteren Schlaganfall, wahrscheinlich mehr aus Gram als aus medizinischer Sichtweise. Über Frankfurt kehrt Jürgen nach dem Tod seines Vaters nach Staffelstein zurück. Er engagiert sich mit den Erkenntnissen der neuen Medizin für hygienische Maßnahmen im Gepäck in seiner Stadt. Somit war es auch nicht überraschend, dass in der Stadt im Zuge der Nachkriegsjahre verschiedene Probleme im Verdauungstrakt von Patienten beobachtet wurden. Genau aus diesem Anlass muss die einundzwanzigjährige Eva die Praxis von Jürgen aufsuchen. Eigentlich ist Jürgen ein Mediziner durch und durch, aber er ist auch ein Mensch, genauer ein Mann, aber ihr Stolz und Schönheit gefallen ihm und er bittet sie um ein Rendezvous. So eine plumpe Annäherung lehnt sie kategorisch ab. Auch herzlich gemeinte Briefe von Jürgen ignoriert sie lange Zeit. Ihrem Vater bleibt das Ganze nicht unerkannt. Es ist sein Wunsch, dass seine Tochter sich sozial besserstellt. Da er ihr das nicht bieten kann, bleibt nach seiner Meinung nur eine entsprechende Eheschließung, wofür der Mediziner Sauer die geeignete Person wäre. Eine solche Argumentation findet bei Eva kein Verständnis, denn in ihrem Herzen blüht immer noch die romantische Saat, die Adam gelegt hatte, diese lässt sich nicht durch eine vom Vater gewünschte Aufstiegsehe aufwiegen. Ihr Entschluss steht fest, daher ist das Werben des Jürgen um seine Eva nicht vom Erfolg gekrönt. Erst einige Jahre später kann ihre zu Besuch weilende Kusine Hildegard Haupt ein deutlicheres Bild von Jürgen Sauer malen. Sie schwärmt Eva vor, wie charmant das Benehmen Sauers sei und mit welcher Eleganz er durch das Leben geht. Diese dauernde Indoktrination seitens ihrer Kusine zeigt Früchte, steter Tropfen höhlt doch jeden Stein. So stimmt sie einer Verbindung zu, denn auch ihr wird langsam klar, dass eine solche Ehe für sie eine einmalige Chance ist und sie bald einundzwanzig Jahre alt wird, was sie sich als Grenze ihrer Jungfernschaft gesetzt hat. So entscheidet sie sich um das Jahr 1955 herum kurzentschlossen für die Heirat und wird mit ihrem Mann während ihrer eineinhalbjährigen Weltreise durch sein einfühlsames Vorgehen vertraut. Eva entwickelt in Paris ihren eigenen Stil und tritt nach ihrer Rückkehr als schwangere Ehefrau des angesehenen Arztes selbstbewusst in der hohen Gesellschaft auf, die sie anfangs wegen ihrer ländlichen Herkunft als nicht standesgemäß betrachtet, aber ihre führende Position akzeptieren muss. Als Adam von der bevorstehenden Beziehung und Hochzeit erfährt, ist er zutiefst deprimiert, nimmt durch Vermittlung seines Onkels Ludwig Thoma die Softwarestelle in dem weit entfernten Städtchen Butjadingen an, kehrt aber nach der Ankunft sofort wieder in die Stadt seiner Geliebten zurück und versucht sie, beginnend mit der Witwe Elizabeth durch eine akribisch dokumentierte Serie geheim gehaltener körperlicher Affären zu vergessen.
In Kapitel 4 geht es um den weiteren Lebensweg von Adam, der durch seine körperlichen Affären sicher befriedigt ist, aber diese Befriedigung ist immer nur kurzfristig und nicht langfristig. Sein wahres Ziel, sein wahres langfristiges Ziel ist es auf der sozialen Leiter nach oben zu kommen, damit er seinen Traum, seiner Eva etwas bieten zu können, erfüllen kann. Er hat trotz all dieser amourösen Eskapaden seinen Weg nicht verlassen, er wollte sich nur ein bisschen austoben und wieder runterkommen, nachdem ihn die Depression ob der Heirat von Eva fast aus der Bahn geworfen hätte. In seiner Stadt war ihm dieser Aufstieg nicht möglich, er musste sich verändern. Seine weitere berufliche Entwicklung ist für Adam nur in einem anderen Umfeld möglich. Als Siebenundzwanzigjähriger versucht er einen Neuanfang, denn er will reich und gesellschaftlich anerkannt werden und dadurch Eva seine Tüchtigkeit beweisen. Er sieht seine Zukunft und seinen sozialen Aufstieg über den Einstieg in die Schifffahrt über seinen Onkel. Sicher er muss mit Hilfsarbeiten beginnen, lässt sich aber nicht entmutigen und lernt im Laufe von dreißig Jahren alle Bereiche des Betriebs kennen. So arbeitet er sich zielstrebig und ausdauernd Stufe um Stufe nach oben bis zur Geschäftsführung. Die Erinnerung an die junge Eva ist bei allem, was er macht, präsent, er versucht sie zu verdrängen, wartet aber jahrzehntelang auf eine Beziehung mit der Witwe Eva nach Sauers Tod. Zur Überbrückung schreibt er für verliebte junge Leute unentgeltlich poetische Liebesbriefe und beginnt als Ersatzbefriedigung eine lange Reihe geheim gehaltener Liebesaffären mit teils komischen-satirischen, teils tragischen Zügen, beispielsweise mit der fünfzigjährigen Edeltraud Müller, der Geliebten eines mit ihm befreundeten Kapitäns, mit der Amateurdichterin und Lehrerin für Bürgerkunde Sarah Hauck, mit der schönen Aurelia Weiß, die von ihrem Mann nach Entdeckung ihrer Untreue mit dem Rasiermesser ermordet wird, oder im „genüsslichen Fieber der Abenddämmerung“ und dem „Zauber einer erfrischenden Perversion“ mit der 14-jährigen Schülerin Europa Roth, einer entfernten Verwandten, die ihm von ihren Eltern zur Betreuung anvertraut worden ist. Nach ihrer Trennung begeht das Mädchen Selbstmord. Dazwischen schwängert er sein Dienstmädchen und zwingt ihren Verehrer, sie zu heiraten. Zu diesem Zeitpunkt hat sich Evas Ehe nach einer Krise wieder gefestigt. Zwar wirkten beide bei den vielen öffentlichen Auftritten glücklich, aber bereits nach der Hochzeitsreise fühlte sie sich im alten Familienpalais „Roter Hügel“ von den traditionellen Vorstellungen der Schwiegermutter Veronika Preuss und der Schwägerinnen in ihrer Freiheit eingeengt und als nicht standesgemäßes Landmädchen bevormundet. Ihrem Mann wirft sie vor, nicht für sie einzutreten und die Spannungen zu bagatellisieren. Nachdem ihr Vater ungesetzlicher Geschäfte beschuldigt wird und Sauer eine gerichtliche Untersuchung nur dadurch verhindern kann, dass Lorenz Klein das Land verlässt und nach Preußen zurückkehrt, zieht sie sich tagsüber ins väterliche Haus zurück und trifft sich dort mit ihren Freundinnen. Schließlich zwingt sie ihren Mann, sich zwischen ihr und seiner Familie zu entscheiden. Sie einigen sich, mit ihrem Sohn Markus für zwei Jahre nach Paris zu gehen, um ihre Ehe zu stabilisieren, was auch gelingt. Als die Nachricht vom Tod Veronika Preuss eintrifft, kehren sie zurück und bauen eine Villa auf der der Stadt vorgelagertem Hügel und nennen sie Villa Hügel. Inzwischen wurde die Tochter Felicitas geboren und die Familiensituation wirkt harmonisch. Als nun anerkanntes Mitglied der Oberschicht bereut sie ihre damalige Entscheidung nicht, nur den Schatten eines Schuldgefühls streift sie ab und zu, wenn in der Gesellschaft von Adam als dem Kronprinzen in der Kompagnie seines Onkels die Rede ist, und sie denkt immer wieder wehmütig an die nicht realisierten und vermutlich nicht realisierbaren Träume der Jugendzeit zurück. Ernüchtert erkennt sie, dass sie nie die ersehnte Autonomie erreicht hat, sondern eine „Luxusdienerin“ ihres Mannes geworden ist: „Sie hatte stets das Gefühl, ein vom Ehemann geliehenes Leben zu leben: als absolute Herrscherin über ein weites Reich des Glücks, das von ihm und allein für ihn aufgebaut worden war.“ Aber diese Zeit ist zugleich die der größten Gemeinsamkeit Sauers und Evas.
In Kapitel 5 wird die weitere Krise im Hause Sauer beschrieben. In der neuen Villa verbringen Sauer und seine Frau ihre besten Jahre. Adam beobachtet aus der Ferne das schöne Vorzeigepaar der Honoratioren bei repräsentativen Aufgaben, zum Beispiel bei der Eröffnung eines Museums durch einen Flug im Heißluftballon oder bei der Einweihung eines Schiffes. Die zweite Ehekrise und die als Erholungsreise deklarierte Trennung Evas von ihrem Mann durch einen zweijährigen Aufenthalt auf der Hacienda ihrer Kusine Hildegard Haupt in der Nähe von deren Geburtsstadt Cartagena in Kolumbien bleiben ihm wie auch der Stadt-Gesellschaft allerdings verborgen. Grund ist eine mehrmonatige Liebesaffäre des achtundfünfzigjährigen Sauer mit der geschiedenen protestantischen Theologin Barbara Ruhm, die sich jedoch aus Angst der beiden um ihre öffentliche Reputation nicht entfalten kann, so dass es nur zu, als Patientenbesuche kaschiert, hastigen körperlichen Aktionen kommt, bis Eva am Geruch der Kleidung ihres Mannes eine Rivalin diagnostiziert und die Affäre beendet. Nachdem der reuige Sauer seine Frau zur Rückkehr bewog, scheint alles bereinigt zu sein, aber Risse bleiben zurück, die sich im Alterungsprozess auch äußerlich zeigen, ebenso bei Adam, und er zweifelt an der Realisierung seines Traumes.
In Kapitel 6 kommt es zur Versöhnung zwischen Adam und Eva. Nach Sauers Tod erscheint überraschend der fünf Jahre ältere Adam Riese bei der Verabschiedung der Trauergäste als letzte Person zum Kondolieren. Er wendet sich an die 74-jährige Witwe mit den Worten: „Eva, auf diese Gelegenheit habe ich über ein halbes Jahrhundert gewartet, um Dir erneut ewige Treue und stete Liebe zu schwören.“ Diese voreilige Liebeserklärung Adam Rieses just an dem Tag, wo Eva Klein ihren Mann beerdigte, lässt sie nur empört reagieren. Sie schickt ihn weg. Anfänglich glaubt er, seine Chancen bei Eva Klein mit seinen kessen Worten verdorben zu haben. Aber er verfolgt hartnäckig sein Ziel. Er versucht, seine Affären, die er bisher hatte, zu beenden, und entwickelt eine neue Strategie. Er hatte nie seine Eva und ihren Liebesschwur aus der Jugendzeit vergessen. Auch wenn er auf seinem Lebensweg weit weg war, er hatte Eva nie vergessen können. Sicher, seine natürlichen Bedürfnisse musste er ausleben. Er lebte sicher nicht wie ein Mönch oder Asket, nein, ihm aber einen Frauenverschleiß zu unterstellen, wäre doch etwas zu deftig aufgetragen. Er war ein schöner und gut gebauter Mann, er hatte jede Menge Affären.
Diese mehr oberflächlichen Beziehungen lebte er vollkommen aus, seine amourösen Bedürfnisse konnten somit mehr als befriedigt werden. Aber, er erkannte, dass seine Jugend längst vorbei ist, er nicht mehr der junge Adam, sondern der alte Adam ist, auch seine Eva nicht mehr jung, sondern im wahrsten Sinne des Wortes vom Leben gekennzeichnet ist, nicht nur er, sondern auch sie. Seine neue Strategie war es fast täglich neue mit der Schreibmaschine geschriebene Briefe an Eva zu senden. Er wollte damit nicht an die Jugendliebe erinnern oder diese aufwärmen, sondern er griff Fragen des Lebens, der Liebe, des Alters und des Todes auf. Was hatte er mit ihr für eine schöne Zeit in ihren Jugendtagen. Nun ist aber die Jugend vorbei und die Welt dreht sich weiter. Er hatte viel Liebe, vor allem körperlicher Art durch seine unzähligen Affären erfahren, die ihn kurzfristig befriedigen konnten. Aber, es waren doch nur oberflächliche Beziehungen. Mit zunehmendem Altern erkannte er, dass die jugendliche Leichtigkeit der Liebe doch nur ein Hauch war.
Er wollte, dass dieser Hauch irgendwie gefangen genommen werden könnte, damit er auch über den Tod hinaus der Liebe an seine Eva Ausdruck geben könnte. Dieses Sinnieren wurde ihm auch von extern aufgezwungen. Gerade hatte der weltweite Ausbruch eines neuartigen Virus begonnen. Dieses neue Virus legte sich nur in die obersten Bereiche der Atmungswege und löste dabei verschiedene kleinere Krankheitsherde aus, so dass vor allem ältere Menschen und besonders solche mit Atemwegsvorerkrankungen massiv in Mitleidenschaft gezogen