Eisenbahnerlebnisse in den USA - Petra Berneker - E-Book

Eisenbahnerlebnisse in den USA E-Book

Petra Berneker

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Beschreibung

„Oh, you are married to a railroad buff!“ Mit diesem Satz eines freiwilligen Helfers in einem Eisenbahnmuseum, in das mich meine bessere Hälfte geschleppt hatte, fing alles an. Seit dieser Begegnung hat sich viel getan. Die Leidenschaft für Eisenbahnen hat mittlerweile auch mich ergriffen. Und dabei ist es egal, ob es sich um historische Eisenbahnen, Eisenbahnmuseen oder Modellbahnanlagen handelt. Wenn man dann noch zwei Leidenschaften miteinander kombinieren kann, in unserem Fall eben Eisenbahnen und die USA, wird schnell eine Sucht daraus. Besuchen Sie mit uns quer durch die USA viele Museen und begleiten Sie uns beim Staunen, treffen Sie mit uns auf die unterschiedlichsten Menschen und schmunzeln Sie mit uns.

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Für meinen geliebten Mann He "still plays with trains"

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Dreihundert Meilen zum Golden Spike Tower

Cumbres und Toltec

Der Rocker und die Kuckucksuhr

Train Chasing in Durango

Von Hill City nach Keystone, der 1880 Train

Colorado Railroad Museum in Golden

Georgetown Loop

Santa Fe Southern Railway

Harvey House Museum in Belen

Cheyenne Depot, Big Boy und 1242

Ein Chinese in Laws bei Bishop

Nevada Railroad Depot

Mount Rainier Scenic Railroad

Roaring Camp and Big Trees

Choo-Choo-Barn und RR Museum of PA

Western Mining und RR Museum Helper

Golden Spike National Historic Site

Crippel Creek & Victor N.G.R.R

.

Nevada Northern Railway in Ely

Auch Neuengland hat Eisenbahnen - Portland

Boothbay Harbor

Wiscasset, Waterville and Farmington Railway

Lake Winnipesaukee

Mount Washington Cog Railway und Gorham

Kennebunkport Trolley Museum

Georgia State Railroad Museum in Savannah

Flagler Railroad Museum, Key West

Skunk Train

California RR Museum in Sacramento

Tehachapi Loop

Barstow Railroad Museum (WARM

)

Yosemite Mountain Sugar Pine Railroad

Verde Canyon Railroad

Grand Canyon Railroad

Big Train Show

Orange Empire Railway Museum in Perris

Railroad Links

Karte

Vorwort

„Oh, you are married to a railroad buff!“

Mit diesem Satz eines Volunteers (ehrenamtlichen Mitarbeiters) in einem Eisenbahnmuseum, in das mich meine bessere Hälfte geschleppt hatte, fing eigentlich alles an. Damals wusste ich noch nicht, dass dies in der wörtlichen Übersetzung „Fan“ heißt, aber an den leuchtenden Augen meines Gatten könnte ich die Bedeutung deutlich ablesen.

Seit dieser Begegnung hat sich viel getan. Die Leidenschaft für Eisenbahnen hat mittlerweile auch mich ergriffen (ich kenne sogar einige Fachbegriffe und weiß, wie eine Shay aussieht, vgl. Kapitel 28.). Und dabei ist es egal, ob es sich um historische Eisenbahnen, Eisenbahnmuseen, Modellbahnanlagen oder Straßenbahnen handelt. Auch besondere Veranstaltungen zum Thema Eisenbahn sind eingeschlossen.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle gleich erwähnen, dass wir Eisenbahnfans sind, keine Eisenbahnexperten. Erwarten Sie also keine technischen Details (diese finden Sie besser auf den Links im Internet, die am Ende eines jeden Kapitels auf Sie warten).

Wenn man dann zwei Leidenschaften miteinander kombinieren kann, in unserem Fall eben Eisenbahnen und die USA, wird schnell eine Sucht daraus.

Wenn Sie auch infiziert sind, so besuchen Sie mit uns quer durch die USA die unterschiedlichsten Museen und begleiten Sie uns beim Staunen, treffen Sie mit uns auf die unterschiedlichsten Menschen und schmunzeln Sie mit uns.

Die geschilderten Erlebnisse haben sich im Laufe vieler Jahre und vieler Urlaube in den unterschiedlichsten Teilen der USA und zu unterschiedlichen Jahreszeiten zugetragen. Es sind Einzelgeschichten, die nicht immer aufeinander aufbauen.

Die Auflistung der Anschriften und Internetlinks ist aktuell (Erscheinungsjahr des Buches).

Railway Exhibit am Monach Pass in Colorado

1. Dreihundert Meilen zum Golden Spike Tower

Ein wenig steckt uns die Zeitumstellung noch in den Knochen, was sich aber vor allem dadurch bemerkbar macht, dass wir morgens früh wach sind. So starten wir schon um 7 Uhr in Richtung Scotts Bluff. Das Wetter wird immer besser, sonniger und wärmer.

Wir sind die ersten Besucher im Visitor Center. Der Ranger startet extra für uns die Slideshow. So erfahren wir, dass man am Eingang, direkt vor dem Visitor Center, Spuren des Oregon Trails besichtigen kann, einschließlich eines aufgebauten Planwagens. Wir klettern in diesen hinein und versuchen uns vorzustellen, wie das Leben hier drinnen auf einer Reise von mehreren Monaten gewesen sein muss. Dann folgen wir dem ausgeschilderten Rundweg auf den Berg hinauf. Schließlich bedeutet das Wort Bluff "Klippe" und von dieser hat man eine fantastische Aussicht in die Ferne. Nach Osten geht es hinaus auf die Plains, es ist alles eben. Nach Westen beginnen die ersten Berge der Rocky Mountains. Waren die Siedler, die meist in der Anfangsphase des Trails aus Independence in Missouri kamen, nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr bis hierher gekommen, mussten sie hier den Winter verbringen und konnten erst im folgenden Jahr weiterziehen. Ansonsten wäre die Gefahr zu groß gewesen, von einem Wintereinbruch in den Bergen überrascht zu werden.

Zwei kurze Wege (Wanderungen kann man das wirklich nicht nennen) führen uns zu schönen Aussichtspunkten. Der Blick in die Ebene ist wirklich beeindruckend.

Planwagen bei Scotts Bluff National Monument

Und jetzt wollen wir eigentlich weiterfahren in Richtung Custer, doch da sehen wir am Straßenrand in Lyman ein kleines Café, welches uns zu einem verspäteten Frühstück einlädt und unsere knurrenden Mägen zum Schweigen bringen soll. Und da es auf den Namen "Whistle Stop" hört und mit einem Caboose am Eingang verziert ist, wähnen wir Eisenbahnfreunde in der Nähe und können einfach nicht vorbeifahren.

Für alle Nichteisenbahner: Als Caboose oder auf Deutsch Bremserwagen werden spezielle Eisenbahnwagen bezeichnet, die an einen Güterzug am Ende angehängt werden. Während der Zug in Bewegung ist, kann der Zug von hier aus überwacht werden, er kann aber auch dem Zugpersonal bei längeren Reisen als Aufenthaltsort dienen. So finden sich hier häufig Bettgestelle und eine kleine Küche.

Wir ahnen nicht, welche weitreichenden Folgen dieses Frühstück haben soll.

Beim Verlassen des Lokals wirft der beste Ehemann von allen einen schnellen Blick auf die ausliegenden Prospekte. Dabei bekommt er den Werbeflyer von North Platte in die Hände. Falls Sie sich jetzt fragen, wo North Platte ist, so kann ich Ihnen nur sagen, dass ich vorher auch noch nie von diesem Ort gehört habe. Aber ich bin nun mal mit einem Eisenbahn-Liebhaber verheiratet – und DER (!) hat von North Platte gehört. North Platte ist eine Kleinstadt in Nebraska. Sie liegt am Zusammenfluss von North Platte River und South Platte River im Südwesten des Bundesstaates, hat heute ca. 23.000 Einwohner und ist eine Eisenbahnerstadt. Die Union Pacific Railroad unterhält dort den westlich des Ortes gelegenen Rangierbahnhof, genannt Bailey Yard. Und dies ist der weltweit größte!

Die Union Pacific Railroad (UP) ist die größte Eisenbahngesellschaft in den USA. Zurzeit werden von ihr Strecken in 23 Bundesstaaten mit einem Streckennetz von 31.898 Meilen betrieben.

Die UP war am Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn beteiligt, die ersten Gleise wurden dabei 1865 in Omaha im Bundesstaat Nebraska verlegt, wo die UP heute noch ihren Sitz hat. Rund 20.000 Arbeiter verlegten fortan rund fünf Meilen Schienen pro Tag.

Am 10. Mai 1869 traf sich der Streckenbau der UP mit der aus Kalifornien vorangetriebenen Strecke der Central Pacific Railroad an der heutigen Golden Spike National Historic Site am Großen Salzsee in Utah.

Wenn Sie Glück haben – und es in Ihre Urlaubsplanung passt –, können Sie die alljährliche Wiederaufführung dieses historischen Ereignisses dort verfolgen (siehe Kapitel 17.).

Wie gesagt: Bailey Yard ist der weltweit größte Rangierbahnhof. Benannt wurde er nach einem früheren Präsidenten der Bahngesellschaft, Edd H. Bailey.

Der heutige Rangierbahnhof hat eine Ausdehnung von rund 12 km2bei einer Länge von über 13 km und 507 Gleiskilometern.

Durchschnittlich 139 Züge mit über 14.000 Waggons passieren Bailey Yard täglich.

Neben der Richtungsharfe des West-Ost-Systems besteht ein Bahnbetriebswerk mit einer Kapazität zur Betankung und Wartung von über 8.500 Lokomotiven pro Monat. In der zwischen den durchgehenden Streckengleisen gelegenen Wagenwerkstatt können täglich Kleinreparaturen an nahezu 50 Güterwagen durchgeführt werden. Ein absolutes Muss für Trainspotter.

Der Aussichtsturm Golden Spike

Nach kurzer Diskussion (ich wehre mich nicht wirklich gegen diese Änderung der Route – es ist nicht die erste während unserer Reisen und es wird sicher auch nicht die letzte sein!) ist die Entscheidung gefallen, es geht in Richtung North Platte, ein "kleiner" Umweg von knapp 300 km (in eine Richtung!). Wir fahren jetzt genau Richtung Osten – durch Nichts. Um uns die Zeit zu vertreiben, zählen wir Züge, Waggons und Kühe. Von allen gibt es zahlreiche Exemplare. Alles, was sich so am Wegesrand bewegt (oder auch nicht), wird zum Zwecke der Ablenkung fotografiert. Dann werden wir durch ein Hinweisschild ein wenig aus unserer Ruhe gebracht, denn wir passieren gerade die Timeline zur Central Time. Damit hatten wir nicht gerechnet und wir werden unruhig, weil wir die Öffnungszeiten für die Besichtigung des Golden Spike nun für ein wenig kurz halten (da wir von Westen nach Osten fahren, verlieren wir eine Stunde!).

Aber wir haben Glück und kommen rechtzeitig an, es ist alles offen. Dies verrät uns allerdings nur das Schild am Eingang, denn ansonsten können wir keine Menschenseele ausmachen, kein weiteres Auto steht auf dem Parkplatz.

Im Eingangsbereich wartet ein freundlicher Volunteer auf uns und verkauft uns die Tickets für die Auffahrt auf den Aussichtsturm.

Wir fahren hoch und sehen uns in aller Ruhe um. Man hat sicher nicht alle Tage eine Aussicht auf fast 400 (!) Dieselloks (genießen Sie unbedingt den Panoramablick auf der Website). Unzählige Wagen bewegen sich auf dem Gelände wie von Geisterhand gezogen hin und her. Alles wird komplett automatisch gesteuert. Züge werden auseinan-dergebaut und wieder neu zusammengestellt. Nach einer Weile kommt unser ganz privater Guide und erläutert uns die gesamte Anlage. Claus hat mit einigen Fragen zu erkennen gegeben, dass er sich ein wenig mit Zügen auskennt. Dies führt dazu, dass unser Guide eine verwandte Seele erkennt und Claus mit allen möglichen Informationen füttert. Als er dann auch noch erfährt, dass wir aus Deutschland sind, kennt seine Begeisterung keine Grenzen (wir verraten ihm nicht, dass wir den Golden Spike Tower nur durch Zufall gefunden haben. Er hat den Eindruck, wir wären North Platte gezielt angefahren.). Nun muss er sich natürlich um uns kümmern, gleich wird ein Bekannter angerufen, der uns ein Hotel für die Nacht heraussuchen muss. Im Gift Store kaufen wir später einen Patch (einen gestickten Aufnäher) und bekommen zwei Pins geschenkt. Hier sind Besucher relativ selten. Die Anlage ist offensichtlich (noch) nicht so bekannt.

Der größte Rangierbahnhof der Welt

Am Abend im Hotel werden wir genauestens eingewiesen, das La Quinta Inn ist ein sehr feines Hotel (an der Rezeption werden wir auch gleich in Empfang genommen – schließlich sind wir besondere Gäste, wir kommen vom Golden Spike Tower. Und nachdem wir das Zimmer bezogen haben, werden wir sogar telefonisch gefragt, ob alles in Ordnung sei: Yes, we’re satisfied!).

Uns gefällt es in North Platte.

Am nächsten Morgen sind wir ziemlich früh wach. Ich habe schlecht geschlafen. Claus spielt sogar einmal mit seinem Leben. Er weckt mich, als ich gerade mit einem Einbrecher kämpfe, im Traum.

Gegen 7.30 Uhr sind wir schon beim Frühstück, das übrigens ganz ausgezeichnet ist.

Unser erstes Ziel ist heute die Buffalo Bill Trading Post – eine wirkliche Tourist Trap (eine Touristenfalle). Wir kaufen ein, Ledergürtel, zwei Eisenbahnbücher, Glasuntersetzer, Christmas Ornaments und eine CD mit Cowboyliedern. Dabei wollten wir uns nur ein wenig die Zeit vertreiben, bis die anderen Sehenswürdigkeiten aufmachen...

Dann geht es zum Cody Park. Der Cody Park ist der größte Park in North Platte. Dort befinden sich zahlreiche Sportanlagen, das Wild West Memorial und der eigentliche Grund, weshalb wir hier sind: das Cody Park Railroad Museum.

Wir bewundern die beiden Lokomotiven, die hier ausgestellt sind, eine riesige Mallet, die größte, die für Publikum zugänglich ist, weltweit (so steht es jedenfalls auf dem Schild neben der Lok). Die sicherlich riesige Diesellok neueren Datums, die daneben steht, wirkt wie ein Spielzeug.

Die Mallet im Cody Park in North Platte

Die Mallet (sprich: Malleh) ist eine spezielle Bauart von Dampflokomotiven, die ein zweiteiliges Triebwerk haben. Besonders wichtig ist dies für kurvige Bergstrecken, bei denen die Gleisradien klein sind. Benannt wurden diese Lokomotiven nach ihrem Entwickler, dem Ingenieur Anatole Mallet.

Wir nehmen uns ausgiebig Zeit, die beiden Lokomotiven zu begutachten. Man darf zusteigen und sich die Armaturen genauestens ansehen. Die Kamera von Claus hat eine Fehlfunktion, sie löst wie von selbst immer wieder aus (diese Fehlfunktion hat sie immer, wenn Eisenbahnen in der Nähe sind).

Auch der Abstecher in den Caboose ist lohnenswert, ebenso wie die Besichtigung des Postwagens. Wir erfahren anhand der aufschlussreichen Fotos, wie die Post damals im Zug sortiert und anschließend an den Bahnhöfen zugestellt wurde. Übrigens, ohne dass der Zug gehalten hätte.

Postabteil im Zug

Wirklich, North Platte gefällt uns.

Sicherlich ist der Ort keine Extra-Reise wert, aber unser Abstecher hat sich für uns allemal gelohnt.

Übrigens hat die Stadt außer Eisenbahn noch anderes zu bieten. Buffalo Bill hat in North Platte gewohnt. Der Buffalo Bill Ranch State Historical Park bietet einen ausführlichen Einblick in das Leben dieses "Westernhelden", den wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen.

Track zum Internet

http://goldenspiketower.com

http://de.wikipedia.org/wiki/Bailey_Yard

http://visitnorthplatte.com/attraction/cody-park-railroad-museum

http://de.wikipedia.org/wiki/Spotter

2. Cumbres und Toltec

Claus hat heute eine besondere Route ausgemacht. Es soll quer durch die Berge nach Chama gehen. So verlassen wir den Bandelier National Park Richtung Nordosten.

Unser erster „offizieller Halt“ ist am White Rock Overlook. Von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick auf die Mountains der Sangre de Christo Range oberhalb von Taos und Santa Fe und auf das Tal des Rio Grande dazwischen. Als wir dort oben stehen, kommt ein älterer Mann mit seiner Familie und gesellt sich zu uns. Er steht ganz andächtig da und haucht: „Oh, Rio Grande!“ Der nächste Halt ist der angeblich bessere Aussichtspunkt über das Tal am Anderson Overlook. Auch von hier hat man einen tollen Ausblick, aber wir fanden den White Rock Overlook doch besser. Nun geht es durch Los Alamos nach Norden. Über eine Straßenkreuzung, die für eine Millionenstadt reichen würde, erreichen wir die Route 30, fahren bis Española und von dort auf der Route 84 nach Norden, Richtung Chama, wo wir gegen 16 Uhr ankommen. Natürlich fahren wir zuerst zum Bahnhof. Dort kaufen wir unsere Tickets für die Fahrt nach Antonito. Wieder einmal sind wir ganz erstaunt, dass wir einen Preisnachlass von 20 % (!) bekommen, nur weil wir ein Inserat aus einer Camperzeitschrift vorzeigen (Zahlt eigentlich irgendeiner den ausgeschilderten Originalpreis? Jedenfalls haben die beiden Leute neben uns auch ähnliche Zettel wie wir in der Hand). Um 16.20 Uhr kommt der heutige Zug wieder herein. Wir stehen fast auf den Gleisen, um unsere Fotos zu machen und zu filmen. Im Unterschied zum deutschen Sicherheitsdenken gibt es hier keinerlei Absperrung. Nun fehlt natürlich der Gift Shop (nicht irgendeiner, sondern der dazugehörige mit der entsprechenden Ausstattung). Hier gibt es nicht nur Pins, sondern auch eine große Auswahl an T-Shirts, die man zudem frei nach Wahl bedrucken lassen kann.

Im Bahnhof von Chama dampft die Lok nur noch wenig

Als wir nach dem Abstecher wieder zu unserem RV schlendern, kommt noch einmal die Lok vorbei, die nicht unbeachtet von unseren Kameras ins Depot fährt. Erst jetzt bemerken wir, dass wir im Gift Shop den „Mile by Mile Guide“ für morgen vergessen haben (in einem Mile by Mile Guide, wie hier für die Cumbres und Toltec Scenic Railroad, werden Sehenswürdigkeiten oder Besonderheiten am Streckenrand anhand der neben den Schienen aufgestellten Meilenschildern erläutert. Absolut lesenswert, nicht nur für Experten.). Schließlich will so eine Fahrt vorbereitet werden. Während ich einen Campground heraussuche, geht Claus los, um den Führer zu kaufen.

Der von mir ausgewählte Campground hat eine Eisenbahnschranke, ein Wärterhäuschen am Eingang und am rückwärtigen Ende einen Zugang zu den Gleisen. Keine Frage, hier bleiben wir.

„We are riding on a railroad!“

Die frohe Erwartung auf einen abenteuerlichen Tag treibt uns früh aus den Federn und wir eilen zur Station. Dort wartet schon der Bus auf uns. Wir fahren mit einem Luxusbus nach Antonito. Zuerst geht es ein Stück an den Schienen der Eisenbahn entlang und wir drücken uns die Nasen am Fenster platt, aber außer Gleisen gibt es wirklich nichts zu sehen. Dann nimmt die Straße eine Abkürzung. Wir sind nach ca. einer Stunde Fahrzeit am Ziel. Hier haben wir nun ausreichend Zeit, um uns die Lok und den Bahnhof anzusehen. Um 10 Uhr geht es los, nicht ohne dass die Lok vorher 4 x kräftig gepfiffen hat. Wir fahren zuerst auf einer Hochebene entlang, später geht die Strecke etwas hoch und runter. Wir haben im Zug, genau wie im Bus, festgelegte Plätze, dürfen aber durch den ganzen Zug laufen. Kurz nach der Abfahrt wird auch der Aussichtswagen aufgemacht und wir sind unter den ersten, die sich dort einfinden. Der Wagen ist sogar bis zur Hälfte mit Sitzplätzen versehen, so dass wir bei Gelegenheit sogar sitzen können. Schon auf dem Bahnhof in Antonito haben wir ein Ehepaar aus Kleve getroffen, das eine Überführungsfahrt mit einem Wohnmobil von Chicago nach Las Vegas macht. Sie fahren die Route 66 mit Abstechern und haben dafür 14 Tage Zeit. Anschließend wollen sie sich noch eine Woche einen Mietwagen nehmen und nach San Francisco fahren. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und tauschen Erfahrungen aus (wer Interesse an weiterführenden Informationen zu Überführungsfahrten mit einem Wohnmobil hat, dem sei ein Blick in mein Buch: Mit dem Wohnmobil von Chicago nach Las Vegas“ empfohlen – ein wenig Eigenwerbung darf doch sein, oder?!). Landschaft und Rauch ziehen an uns vorbei. Dabei werden wir, ohne es so richtig zu merken, ziemlich schmutzig, obwohl wir im letzten Wagen sitzen und eigentlich nicht so viel Ruß abbekommen sollten (