Elfenrose - Heinz-Theodor Gremme - E-Book

Elfenrose E-Book

Heinz-Theodor Gremme

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Beschreibung

Eiki, der alles über das Elfenreich herausfinden will, lebt in Island, dem Land der Elfen und Trolle. Viele Menschen glauben hier an die Existenz dieser Wesen. Eiki hat schon lange den Verdacht, dass Elfen als Menschen getarnt in Island leben und er hofft, das mit der wunderschönen Elka, in die er schon lange heimlich verliebt ist, herausfinden zu können. So steht es in einem sehr alten Buch, das einst jenseits der Zeit geschrieben wurde: Suche niemals nach einer Elfe, du könntest einer begegnen! Sieh niemals eine Elfe länger als einen Augenblick an! Du kannst sonst nicht mehr den Blick von ihr abwenden. Und sieh niemals einer Elfe im Mondlicht in die Augen, du fällst sonst hinein und findest nie mehr zurück! Sie nimmt dich mit auf eine Reise, die alles verändern wird, weil sie alles erschüttert – alles!

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Elfen kennen

keine Rosen.

Sie sind zutiefst ergriffen

von der unermesslichen Schönheit

einer Rose.

Wenn aber Dornen

ihre Haut verletzen,

geschehen Dinge,

die nicht geschehen dürften.

Denn Elfenblut

ist das Blut der Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog

Elka, Igor und Luise

Der Traum

Feuer und Eis

Eiki

Das Symbol

Der Schmerz

Der Torschlüssel

Die andere Seite

Nayi

Das Licht

Marana

Die Dunkelheit

Die Zeit

Die Rose

Die Hoffnung

Freier Fall

Das Orchester der Planeten und Sterne

Arnes

Vorgedanken zu einem Drehbuch

Danke

Eine kleine Episode zum Schluss

Bücher und Filme

Vorwort

Dieser kleine Roman entstand im Hinblick auf eine Umsetzung in ein Drehbuch im Rahmen meiner Ausbildung zum Drehbuchautor am Institut für Lernsysteme in Hamburg (ILS), Bereich Lehrinstitut für Kreativität und Medien (2016 bis 2017).

Es lag mir sehr am Herzen, diese Geschichte zu schreiben mit ihrer Message, mit ganz wenig letztlich sehr viel zu erreichen. Es haben schon viele bewiesen, dass es geht. Warum sollte das also nicht auch mit ein klein wenig Hilfsbereitschaft, Güte, einem Lächeln und Herzenswärme funktionieren? Trägt jeder nur so viel bei, wie es im Rahmen seiner Möglichleiten liegt, dann tut es auch niemandem weh. Niemand kann die Welt alleine retten, und das muss auch niemand tun, aber wenn sich jeder nur ein wenig wirklich einbringt, ist das unendlich viel, und diese Welt wird dann ganz sicher eine andere!

Im Moment hat man das Gefühl, wenn man den Fernseher einschaltet, dass die Welt gerade aus den Fugen gerät. Die meisten Leute, die ich kenne, und auch mich bedrückt und beschäftigt das sehr. Ich wollte mein Anliegen in einer kleinen Geschichte verpacken, ohne zu moralisieren – letzteres ist nicht gerade einfach. Da ich gern kleine Fantasy-Geschichten schreibe, ging das mit einer solchen Geschichte für mich am einfachsten. Es begann seltsamerweise mit dem Ende der Geschichte – ich hatte ein meiner Meinung nach tolles Ende und einen tollen Anfang gefunden, der den Spannungsbogen schnell hochzieht. Beides brachte ich in einer Rohversion zu Papier, die aber noch einen gewissen Freiraum für Veränderungen bot. Natürlich wusste ich schon grob, was im Mittelteil passieren sollte, aber die Worte waren dafür noch nicht erschaffen. Ich lief wochenlang recht ratlos herum, ohne diesen Part schreiben zu können. Es war, als wenn dem Herzen noch etwas fehlt, das erst noch geboren werden musste. Es war der kritischste Punk des ganzen Projektes – ich hatte hier wirklich noch die grandiose Chance, alles zu vermasseln!

Ich folgte im Kern der Grundidee der allerersten Siamsarah-Geschichte, aber es sollte anders verlaufen. Siamsarah, eine Elfe, sieht sich in jedem Jahr aufs Neue die Menschenwelt an und hat die unglaublich schwere Aufgabe, durch das Spielen oder Nichtspielen einer magischen Flöte zu entscheiden, ob die Menschheit noch ein weiteres Jahr existieren darf. Jetzt sollte es noch dichter und näher werden. In allen elf bisher geschriebenen Siamsarah-Geschichten passieren fast immer Dinge, die die Welt an den Rand des Untergangs bringen, aber letztlich spielt Siamsarah ihre Flöte doch! Ja, eben weil es immer wieder Hoffnung gab. Wie wird sie sich in dieser Geschichte, in der sie nicht Siamsarah, sondern Elka heißt, entscheiden? Entscheidet sie sich, nicht zu spielen, verschlingt das Nichts die Welt, nachdem auch die Elfe der Zeit gestorben ist und somit die Zeit selbst endet. Getreu dem Motto: Wer nicht liebt, existiert auch nicht! Aber es bedeutet gleichzeitig das Ende des Elfenreiches, das mit der Menschenwelt letztlich untrennbar verbunden ist. Und diesmal ist ein Menschenwesen, Eiki, der Träger der Hoffnung. Aber kann dies gelingen?

Außerdem lässt mich das Medium Film nicht mehr los, seitdem der bekannte Naturfilmer Robin Jähne1, dem Fantasy-Geschichten ebenfalls sehr gefallen, meine beiden Geschichten Ta`Saghi und Siamsarah – die Elfe der Morgendämmerung als eine Art Video-Hörbuch so zauberhaft verfilmt hatte. Diesmal ging mir aber ein richtiger Spielfilm durch den Kopf, ein Kurzfilm von vielleicht 40, 45 oder 60 Minuten. Natürlich ließe sich vom Stoff her auch eine Kinofilm-Version daraus machen, also eine 90-Minuten-Fassung, keine Frage.

Ich hatte aber nicht die geringste Ahnung, wie man Drehbücher schreibt, also entschloss ich mich 2016 zu einem Studium zum Drehbuchautor. Aus diesem kleinen Roman möchte ich einmal selbst ein Drehbuch machen! Im Text gibt es deswegen auch schon einige drehbuchorientierte Fußnoten. Es handelt sich also eigentlich nur um ein kleines Übungsprojekt. Mal sehen was so daraus wird…

1www.robinjaehne.de

Robin Jähne findet man auch bei wikipedia.

Prolog

So steht es in einem sehr alten Buch,

das einst jenseits der Zeit geschrieben wurde:

Suche niemals nach einer Elfe!

Du könntest einer begegnen!

Sieh niemals eine Elfe länger

als einen Augenblick an!

Du kannst sonst nicht mehr

den Blick von ihr abwenden!

Und sieh niemals einer Elfe

im Mondlicht in die Augen!

Du fällst sonst hinein!

Und findest nie mehr zurück!

Sie nimmt dich mit auf eine Reise,

die Du nie wieder vergessen kannst!

Elka, Igor und Luise

Kater Igor war voll elektrisch. Alle Nerven vibrierten. Er war sich seiner Sache absolut sicher. Drei Sekunden, vielleicht vier trennten ihn von einer saftigen Zwischenmahlzeit. Er hatte sie im Visier. Der Sprung war berechnet.

Die kleine Maus mit dem glänzenden braunen Fell und den schönen schwarzen Knopfaugen knabberte mit Hochgenuss an der Rosine, die sie auf der Küchenarbeitsplatte gefunden hatte. In diesem Zustand höchster Verzückung gab es nur noch diese köstliche Rosine und nichts anderes mehr.

Igors Hinterteil wackelte ein wenig, dann sprang er. Während er im Flug war, schien sich der Ablauf der Zeit etwas zu verlangsamen. Zwei schöne Mädchenhände umschlossen blitzschnell die kleine, völlig in Genuss versunkene Maus und zogen sie von der Arbeitsplatte. Igor landete nun an genau vorausberechneter Stelle, nur dort war keine saftige Zwischenmahlzeit mehr. Katzenkrallen finden nun mal nicht besonders gut Halt auf glatten Küchenarbeitsplatten, und so sauste er ungebremst weiter. Das für die Salatwäsche mit Wasser gefüllte Spülbecken kam für Igor unaufhaltsam näher. Die Gesetze der Physik galten auch für ihn. Eine einmal in Bewegung gesetzte Masse – und Igor hatte jede Menge davon – hatte einen gewissen Bremsweg, nur der war hier nicht vorhanden. Mit großem Gefauche, Geknurre und Gezeter sauste Igor in das durch die enorme Wasserverdrängung überschwappende Becken. Erstaunlich, wie dünn eine Katze wirkt, wenn sie komplett nass ist.

„Das geschieht dir nur recht!“, sagte Elka vorwurfsvoll und ein wenig empört zu Igor, dem es gerade gelang, mit einem beherzten Satz dieser peinlichen Situation zu entkommen. 2

„Und nun zu dir Luise! – Du solltest auch beim Fressen das Gehirn einschalten! Mit geschlossenen Augen fressen darfst du nur in deinem geschützten Bau – das weißt du eigentlich auch!“

Elka betrachtete die kleine Maus in ihrer geöffneten Hand, die nun die Reste der Rosine verputzte, und meinte leise und geradezu liebevoll: „Süß-Sein schützt nicht vor dem Gefressen-Werden, Luise.“3

Naja, das galt schließlich auch für die Rosine.

2 Hier überlege ich wirklich noch, ob das Becken im Drehbuch voll oder leer ist, denn selbst einem routinierten, professionellen Film-Kater möchte ich so etwas nicht gerne antun. Ich mag Katzen total. Aber ich mag auch Mäuse – ich habe Rennmäuse zu Hause, die echt schräg und supergut drauf sind. – Hmm, aber ein leeres Becken wäre hier wie eine Suppe ohne Salz – also wird das Becken voll sein! Igor kann sich ja in der für ihn so schmachvollen Endphase eines Sprungs durch ein animiertes Double vertreten lassen. Also schon hier: Fragen über Fragen!

3 Da haben wir sie gleich, wie empfohlen zu Anfang, die berühmte Katzenrettungsszene, die Blake Snyder so wundervoll in seinem Buch über das Drehbuchschreiben „Rette die Katze“ beschreibt, um den Zuschauer für den bis dahin noch völlig uneinschätzbaren Protagonisten (hier Elka) einzunehmen. Nur wird hier aber nicht die Katze gerettet, sondern die Maus. Es macht übrigens großen Spaß, die Katzenrettungsszene in anderen Filmen zu finden – ich finde sie fast immer sofort, sofern es sie gibt.

Der Traum

Eiki hatte einen immer wiederkehrenden Traum in jeder Vollmondnacht, und das nun schon seit fast einem Jahr. Aus diesem Traum wachte er meist mitten in der Nacht schweißnass auf und zitterte am ganzen Körper. Dies war einer jener Träume, die so erschreckend und faszinierend real wirkten. In diesen Träumen war alles wie in der Realität, nur dass Eiki genau wusste, dass es ein Traum war. In diesem Zustand konnte er aktiv denken und handeln, so wie er wollte. Er konnte Bücher aus einem Bücherregal ziehen, sie aufschlagen und ganz deutlich darin lesen. Und das Gelesene machte Sinn, es war nicht ein wirres Durcheinander, wie sonst in Träumen üblich. Für sich selbst nannte er diese Träume Realträume.

Vor einiger Zeit hatte er in einem solchen Traum kristallklar erkannt, dass es sie tatsächlich gab, die Parallelwelten, in denen fast alles genauso war wie hier und doch nur ein klein wenig anders. Er hatte es selbst erlebt – sein Geburtshaus hatte in der hiesigen Welt im ersten Stock eine gemütliche Küche mit einem kleinen doppelflügeligen Fenster mit Fensterkreuzen. In der Parallelwelt hingegen, die er im Traum als absolut reale Welt gesehen hatte und in der er sich frei bewegen konnte, war dort kein Fenster, sondern eine Tür zu einem Arbeitszimmer mit einem Schreibtisch und vielen Bücherregalen an den Wänden.

Aber sein immer wiederkehrender Traum spielte nicht in einer Parallelwelt, sondern in einer anderen Welt – einer ganz anderen, einer völlig eigenständigen Welt. Es gab dort eine wirklich erschütternde, grauenvolle Szene, die er mehr fürchtete als alles andere in der realen Welt oder in all seinen anderen Träumen zusammen. Sie spielte in einer trostlosen, düsteren Umgebung an einem toten See in einer Welt ohne Hoffnung, ohne Licht, ohne Wärme.

Der Himmel war nicht mehr blau, obwohl er das einst gewesen war. Dunkles Gewölk überzog ihn, es war eiskalt und es regnete und stürmte. Es roch nach Fäulnis und Moder. Eine leise, kleine Stimme drang durch die Geräusche des Sturms. Diese Stimme war nicht mehr in der Lage, Worte zu sprechen – es war ein leises, schmerzerfülltes Schluchzen und Weinen.

Eiki kletterte über die Felsen, er rutschte auf den nassen, glitschigen Steinen mehrfach aus und stürzte auch einige Male, wobei er sich blutige Hände holte, als er sich abstützen wollte. Die Felsen waren nicht nur glitschig, sondern auch sehr scharfkantig.

Als er um einen Felsen herumgeklettert war, entdeckte er dort auf dem Boden, halb an den Felsen gelehnt, eine Elfe, die einen so schlimmen Anblick bot, dass Eiki vor Schreck aufschrie. Sie war barfuß wie alle Elfen, hatte aber blutige Füße und schlimme, tiefe Schrammen überall, wo man Haut sehen konnte. Ihr Gewand war schmutzig und von Blutflecken übersät. Sie sah Eiki aus sehr großen, schreckgeweiteten Augen an. Ihr überirdisch schönes Gesicht war tränennass und so blass wie weißer Marmor. Eiki kniete sofort neben ihr nieder und sah sie wie erstarrt an.

„Diese Welt stirbt!“, sprach die schöne Elfe leise unter Tränen und Schmerzen. Eiki hatte noch nie ein traurigeres Wesen mit so großer Hoffnungslosigkeit in den Augen gesehen. Eiki war verzweifelt, hilflos, bestürzt – er konnte nichts tun, oder vielleicht doch? Hier wurde er wie immer wach und sein Gesicht war tränennass. Er sah noch die großen, schönen, doch abgrundtief traurigen Augen der sterbenden Elfe vor sich. Und er sah immer noch die sterbende Welt.

Dann stand er auf und ging unter die Dusche, die er langsam wärmer drehte, bis das Wasser so heiß war, dass er endlich aufhörte zu frieren. Der Frost, der tief während seines Traums in seine Seele eingedrungen war, ließ sich nur langsam vertreiben.

Der volle Mond schien dann oft durch das Fenster auf sein Bett. Eiki hätte die Vorhänge schließen können, aber das brachte er irgendwie nicht fertig – er konnte es nicht erklären – es war etwas, das stärker war als er. Er liebte den Mond, sein sanftes Silberlicht, das alle Kanten sanft zu glätten schien.