Elfter Roman, achtzehntes Buch - Dag Solstad - E-Book

Elfter Roman, achtzehntes Buch E-Book

Dag Solstad

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Beschreibung

Eines Morgens steht Bjørn Hansen am Bahnhof. Er wartet auf seinen Sohn. Hansen ist fünfzig, und es ist vier Jahre her, seit er Turid Lammers verlassen hat, seine Geliebte, für die er einst Frau und Kind sitzen ließ und nach Kongsberg zog, um "dem Traum vom gestohlenen Glück" nachzulaufen. Auch die Begegnung mit dem Sohn gibt seinem Leben keine neue Wende, und aus Protest gegen die innere Leere entwickelt er einen Plan, mit dem er sein großes Nein verwirklichen will.

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Seitenzahl: 246

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Dag Solstad

Elfter Roman,achtzehntes Buch

Roman

Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger

DÖRLEMANN

Die norwegische Originalausgabe erschien 1992 unter dem Titel Ellevte roman, bok atten im Forlaget Oktober A/S in Oslo.Die Übersetzung des Romans wurde von NORLA unterstützt.Der Verlag bedankt sich hierfür. eBook-Ausgabe 2019 Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Copyright © Forlaget Oktober A/S, Oslo Copyright © 2019 Dörlemann Verlag AG, Zürich Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf Umschlagbild: AlvaroS/iStock Porträt: Dag Solstad, © Tom Sandberg Satz und eBook-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-03820-966-9www.doerlemann.com

Inhalt

CoverTitelei und ImpressumPorträtZu Beginn dieser Geschichte ist Bjørn Hansen gerade fünfzig gewordenZum Autor und seiner ÜbersetzerinZum Buch

Dag Solstad

 

Zu Beginn dieser Geschichte ist Bjørn Hansen gerade fünfzig geworden und steht am Bahnhof von Kongsberg, wo er auf jemanden wartet. Es ist jetzt vier Jahre her, daß er bei Turid Lammers ausgezogen ist, mit der er vierzehn Jahre lang zusammengelebt hat, von jenem Moment an, als er nach Kongsberg kam, das für ihn zuvor auf der Karte kaum existiert hatte. Heute bewohnt er eine moderne Wohnung im Zentrum Kongsbergs, einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt. Als er vor achtzehn Jahren nach Kongsberg kam, hatte er nur ein paar persönliche Dinge im Gepäck, wie Kleider und Schuhe, samt Kisten über Kisten mit Büchern. Als er aus der Lammersschen Villa auszog, nahm er ebenfalls nur persönliche Dinge mit, wie Kleider und Schuhe, samt Kisten über Kisten mit Büchern. Das war sein Gepäck. Dostojewskij. Puschkin. Thomas Mann. Céline. Borges. Tom Kristensen. Marquéz. Proust. Singer. Heinrich Heine. Malraux, Kafka, Kundera, Freud, Kierkegaard, Sartre, Camus, Butor.

Wenn er in den vier Jahren, die seit dem Bruch mit Turid Lammers vergangen sind, an sie gedacht hatte, dann mit einer gewissen Erleichterung darüber, daß es vorbei war. Zugleich hatte er mit an Trauer grenzender Verwunderung feststellen müssen, daß er nicht länger imstande war, zu verstehen oder nachzuvollziehen, weshalb er überhaupt jemals in sie verliebt gewesen war. Daß er es gewesen war, steht indes außer Zweifel. Weshalb hätte er sonst aus der Ehe mit Tina Korpi ausbrechen und sie und ihren gemeinsamen zweijährigen Sohn verlassen sollen, um Turid Lammers nach Kongsberg zu folgen, in der leisen Hoffnung, sie wolle ihn haben? Es war Turid Lammers’ Schuld, daß er in Kongsberg gelandet war. Ohne sie oder seine vergessene Verliebtheit in sie wäre er niemals hier gelandet. Niemals. Alles in seinem Leben wäre anders verlaufen. Er wäre nie auf den Gedanken verfallen, sich als Kämmerer in Kongsberg zu bewerben, ja er hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, sich überhaupt eine Stelle als Kämmerer zu suchen, er wäre vermutlich im Ministerium geblieben, hätte dort eine vorzeigbare Karriere gemacht, wäre heute wahrscheinlich Ministerialrat oder würde ein höheres Amt beim Norwegischen Fernmeldewesen, der Norwegischen Staatsbahn oder einer ähnlichen Institution bekleiden. Aber niemals Kämmerer. Niemals Kongsberg.

Es beunruhigte ihn, daß er seine frühere Verliebtheit in Turid Lammers bei der ersten Begegnung mit ihr nicht mehr nachvollziehen konnte. Eine nervöse, schmächtige Frau, so hatte er sie in Erinnerung. Als er sie kennenlernte, war sie gerade aus Frankreich zurückgekehrt, wo sie sieben Jahre gelebt und eine gescheiterte Ehe hinter sich gebracht hatte. Nun ließ sie sich in Oslo nieder und nahm sich sogleich einen Liebhaber. Der Liebhaber war er. War es Verliebtheit in die Ausstrahlung gewesen, die nervöse Frauen oftmals auf ihre Umgebung hatten, weshalb er ihr ins Netz gegangen war? Die rastlosen Gemütsschwankungen? Nach einem halben Jahr starb ihr Vater, und sie kehrte in die Provinzstadt zurück, aus der sie kam. Kongsberg. Dort bezog sie eine alte Villa, übernahm zusammen mit ihrer älteren Schwester einen Blumenladen und nahm eine Stelle als Studienrätin am Kongsberger Gymnasium an, wo sie Französisch, Englisch und Schauspiel unterrichtete.

Der Vater starb im September. Sie fuhr zum Begräbnis und zur Regelung der Erbschaft nach Hause und kehrte eine Woche später nach Oslo zurück. Einen Monat lang lebte sie wie zuvor. Doch dann beschloß sie plötzlich, wieder nach Kongsberg zu ziehen. An einem Mittwochabend erzählte sie es ihrem Liebhaber, am Sonntag war sie weg. Als sie erzählte, sie wolle fortziehen, verspürte er zunächst Erleichterung. Endlich konnte er die gewohnte Ordnung seines Lebens wiederherstellen. Er war mit Tina Korpi verheiratet, und zusammen hatten sie einen Sohn von zwei Jahren. Er hatte Tina nichts von Turid erzählt, für ihn war es ein heimliches Liebesabenteuer. Eigentlich paßte es ganz gut, daß sie jetzt wegging, nach Kongsberg, und aus seinem Leben verschwand, ohne etwas anderes in seinem Bewußtsein zu hinterlassen als die Erinnerung an ein bißchen gestohlenes Glück.

Aber dann setzte er sich in den Kopf, daß er sie nicht im Stich lassen könnte. Er mußte nach Kongsberg ziehen, zu ihr, sonst würde er es sein ganzes Leben lang bereuen. Ja, so kam es ihm vor, diese feste Gewißheit, daß er es bereuen würde, machte es ihm unmöglich, zu Tina und ihrem Sohn zurückzukehren und weiterzuleben wie bisher, nur ohne heimliche Geliebte. Folglich verriet er seiner Frau sein Geheimnis und brach aus der Ehe aus.

Zu der Erleichterung, die er zunächst verspürt hatte, als Turid ihm sagte, sie würde endgültig nach Hause zurückkehren, kam hinzu, daß ihm klar wurde, daß das Ganze nicht halten würde, er hatte schon damals deutlich vor sich gesehen, was ihn vierzehn Jahre später veranlassen sollte, sie zu verlassen. Er hatte nicht die Illusion, daß sie ihm das Glück schenken würde. Aber als ihm klar wurde, daß sie wirklich abgereist war, vermißte er sie so sehr, daß er gewissermaßen von einem moralischen Drang getrieben wurde, in der Nähe dieser Frau zu sein, die die ganze Zeit nervöse Signale an ihre Umgebung aussandte, die niemals zur Ruhe kam, die ständig neue Ideen hatte, immerzu, zu jeder Stunde des Tages.

Möglicherweise hatte er Tina gesagt, er sei der Liebe begegnet und könne sie nicht verraten. Vermutlich hatte er das gesagt. Es quälte ihn, daß er sich an nichts mehr von der damaligen Turid Lammers erinnern konnte, was diese großen Worte rechtfertigte. Abgesehen von ein paar unbedeutenden Vorfällen, zum Beispiel, als Turid und er Arm in Arm über den Bürgersteig spazieren. In dem Moment sieht Turid eine Bananenschale vor sich auf dem Bürgersteig liegen. Sie bückt sich, ohne seinen Arm loszulassen, und hebt sie auf. Dann wirft sie sie weg, direkt auf die Straße, und sagt fröhlich: Sollen die Autos darauf ausrutschen. Meine Güte! hatte er damals gedacht (oder später), das ist ihre Art, die Probleme zu lösen. Er arbeitete, seit er sein Studium der Volkswirtschaftslehre abgeschlossen hatte, in einem Ministerium, ja er hatte es bereits zum Büroleiter gebracht, gerade mal 32 Jahre alt. Seine Geliebte war ebenfalls 32 und Studienrätin. Und so hob sie die Bananenschale vom Bürgersteig auf und warf sie ein Stück weiter. Zu den Autos. Total verrückt, das mußte ihn fasziniert haben. Aber auch beunruhigt, zumindest im Hinblick auf ein eventuelles Zusammenleben mit ihr (doch das muß später gewesen sein). Waren es Vorfälle wie diese, die ihn veranlaßt hatten, Tina zu sagen, er sei der Liebe begegnet und könne sie nicht verraten? Die Alternative wäre gewesen zu sagen, er habe eine Affäre gehabt und könne sie nicht aufgeben. Das konnte er jedoch nicht sagen, obwohl es eigentlich den Punkt traf, weshalb Bjørn Hansen, ein Junge aus bescheidenen Verhältnissen, der aus einer norwegischen Küstenstadt kam, dieser arrivierte junge Staatsdiener in einem unserer Ministerien, seine Frau und seinen zwei Jahre alten Sohn verließ, um nach Kongsberg und in eine ungewisse Zukunft zu ziehen. Die Affäre war es, von der er besessen war und die ihn so sehr aufgesogen hatte, daß er kaum noch Luft bekam, nicht die Liebe zu Turid Lammers. Das Verlockende daran. Tief in seinem Innern wußte Bjørn Hansen, daß das vergängliche Glück auf dieser Welt am begehrtesten war, und jetzt erlebte er es selbst, indem er Turid Lammers heimlich in ihrer kleinen Wohnung am St. Hanshaugen in Oslo aufsuchte. So intensiv hatte er noch nie gelebt, denn er wußte, daß er sich in einem Raum befand, in dem er nicht lange bleiben würde. Es war ein gewagtes Spiel. Etwas gestohlenes Glück. Und da nun einmal Turid Lammers Gegenstand dieses gestohlenen Glücks war, kam es, daß er sich sagte, es sei die Liebe zu ihr, die er nicht verraten dürfe. Doch das war es nicht. Außerhalb dieser Affäre, der Umstände ihres Verhältnisses, war Turid Lammers nichts. Ihre Mimik, ihr Blick, ihre Handbewegungen, die ihm bisweilen Schauer durch den Körper jagen konnten, diese schmalen Handgelenke! so schön und französisch in ihrer Anmut, ihre Art zu gehen, alles bezog seinen Glanz aus den Umständen ihres Verhältnisses. Das wußte er. Er war sich, um ehrlich zu sein, vollkommen darüber im klaren. In vollem Bewußtsein hatte er dieses Spiel gespielt und diese gestohlenen Augenblicke ausgekostet. Er hätte seiner Frau sagen sollen: Ich kann doch unmöglich wissen, ob es Liebe ist, ich kenne sie ja kaum. Ich kenne sie nur in Situationen, in denen sie Gegenstand meiner Faszination ist. Aber diese Situationen erfüllen so viele meiner geheimsten Sehnsüchte, ja Erwartungen an das Leben, daß, wenn sie diese Situationen nun hinter sich läßt, indem sie daraus ausbricht, ich ihr nachreisen und versuchen muß, sie wiederzufinden.

Das einzige, was er an diesem Bruch bereute, war, daß er seiner Frau nicht geradeheraus gesagt hatte, wie es sich verhielt. Ansonsten hieß er es gut, daß alles so kam, wie es kam. Er fand noch achtzehn Jahre später, daß es richtig von ihm gewesen sei, seine nichtsahnende Frau und sein kleines Kind, das im Zimmer nebenan schlief, zu verlassen. Um die Frau aufzusuchen, die das Abenteuer für ihn bedeutete, auch wenn er wußte, daß das Abenteuer zu Ende war, wenn er jetzt aus seiner Ehe ausbrach und Turid Lammers nachreiste. Er hatte nicht die Hoffnung, Vergangenes wieder zum Leben zu erwecken, aber er hoffte, die Reminiszenzen daran, also an sie, bewahren zu können, im gleichen Raum wie sie atmen zu können. Er konnte nicht kneifen. Er hatte in diesem bewußten Ehebruch eine Intensität und Spannung erfahren, die er ansonsten lediglich fasziniert in der Kunst und der Literatur finden konnte, jedoch ohne sie vollends zu verstehen.

Dann war er gegangen. Nachdem er Tina Korpi erzählt hatte, er sei ein Gefangener der Liebe und müsse ihrer Stimme folgen. Tina Korpi sah aus, als stünde sie unter Schock. Sie saß wie gelähmt auf einem Stuhl, starrte ihn an und wiederholte ein übers andere Mal: Das war es also, ich hätte es wissen müssen. Er hatte befürchtet, es könnte zu erschütternden Szenen kommen, sie würden sich dabei vielleicht laut anschreien und auf diese Weise den Sohn im Zimmer nebenan wecken, zu dem sie dann gehen müßten, um ihn zu trösten, und er müßte ihn vielleicht hochnehmen. Aber dazu kam es nicht. Bjørn Hansen packte ein paar persönliche Dinge zusammen, die er nacheinander zum Auto trug, während sie jedes Mal, wenn er zurückkam, wie gelähmt auf ihrem Stuhl saß und jammernd »Das war es also« wiederholte. Schließlich war er soweit gewesen und gefahren.

Unter den orangefarbenen Lampen, die über der Europastraße 18 hingen, fuhr er nach Drammen, über die Europastraße am Ostufer des Drammenselva entlang und später nach Hokksund, immer noch am Ostufer des Drammenselva entlang. Bei Hokksund gabelte sich die Straße, eine Strecke führte über den Drammenselva nach Kongsberg, Notodden, Numedal, Øvre Telemark, diese mußte er nehmen. Doch zuvor hielt er vor der Eikerstua, einer Raststätte kurz vor der Gabelung, und ging hinein. Es war spätabends, aber noch befanden sich Gäste im Lokal, die Frikadellenbrötchen aßen und Kaffee tranken, es waren Autofahrer wie er oder Lastwagenfahrer, deren Laster schwer und unübersehbar vor der Gaststätte standen. Bjørn Hansen ging direkt in die Telefonzelle und wählte Turid Lammers’ Nummer. Er war sehr nervös, wie er merkte, als er das Geld auf den Apparat legte und die Nummer wählte, denn er hatte ihr noch nicht gesagt, daß er auf dem Weg zu ihr war. (Ich will nicht die Geliebte eines verheirateten Mannes sein, hatte Turid Lammers gesagt, als sie nach Kongsberg zurückging, in einem nüchternen Tonfall, der ihm nicht die geringste Veranlassung bot zu glauben, sie würde sich wünschen, er möge seinen Teil dazu beitragen, dies zu ändern.) Er hörte ihre Stimme, während zugleich die Münzen in den Kasten fielen, so daß er reden konnte und wußte, sie würde ihn hören. Er erzählte ihr, was vorgefallen war und daß er in einer Gaststätte zwanzig Kilometer nördlich von Drammen, kurz vor der Abzweigung nach Kongsberg, stand. Er fragte, ob er kommen dürfe, und sie sagte ja.

Er setzte sich wieder ins Auto und fuhr Richtung Kongsberg. Mit einem Mal war er mitten in Norwegen, dem ungastlichen, bewaldeten, fernen und (abgesehen von den dortigen Bewohnern) abgelegenen Norwegen, obwohl er gerade mal siebzig Kilometer von der Hauptstadt des Landes entfernt war. Es war mitten im Winter, und der Schnee fiel dicht. Die Straße war schmal, obwohl es sich um eine Fernstraße handelte, glatt und kurvenreich. Hohe Schneewälle am Straßenrand, kalter, kompakter Schnee. Felder, flach und unter weißer Dunkelheit begraben, Felsenschluchten und Senken. Verstreute Bauernhöfe. Tannenwälder. Eine einsame Lampe in der Nacht, die an der Wand eines willkürlich in die Landschaft gesetzten einstöckigen Wohnhauses hing und um die weiß der Schnee wirbelte. Zugefrorene Seen. Erstarrte Flüsse. Unförmige Tannen. Eiszapfen, die von über die Straße ragenden Felsen hingen und von den Scheinwerfern an Bjørn Hansens Auto angestrahlt wurden. Die Fahrt dauerte viel länger als gedacht, weil er in der winterlichen Landschaft, in die er sich auf der schmalen, kurvigen und glatten Straße immer tiefer hineinbohrte, langsam fahren mußte, bis er plötzlich auf einem abschüssigen Stück begriff, daß er sich in den Außenbezirken einer Stadt befand, woraufhin er bald in die Hauptstraße einbog und in die erleuchtete Stadt Kongsberg fuhr.

Es war spätabends, aber es waren erstaunlich viele Menschen unterwegs, was sich dem Umstand verdankte, daß die letzte Kinovorstellung gerade zu Ende gegangen war, zehn nach elf. Er fuhr ein wenig ziellos durch die Gegend und hielt dabei Ausschau nach einem Taxistand. Diesen fand er direkt neben dem Bahnhof und stellte sein Auto ab. Er ging zu einem der Taxifahrer, der in seinem Auto saß und darauf wartete, daß er an der Reihe war. Er las Turid Lammers’ Adresse von einem Zettel ab, und der Taxifahrer gab ihm eine detaillierte Beschreibung, wie er zu fahren habe. Fünf Minuten später hielt er vor einer großen, etwas verfallenen Villa, die der Adresse nach zu urteilen der Ort war, an dem Turid Lammers wohnte.

Sie stand nicht wartend in der Tür. Er klingelte, und es dauerte eine Weile, wie er fand, bis sie aufmachte. Doch als sie endlich aufmachte, schien sie froh, ihn zu sehen. Sie hatte den Kamin angezündet. Sie erwartete ihn mit etwas zu essen und zu trinken. Sie wirkte ruhig und entspannt, weit entspannter, als er erwartet hatte, in der großen und zugigen Villa, die sie geerbt hatte.

Vierzehn Jahre lang sollte er in dieser alten Villa leben. Als Turid Lammers’ Partner. Und noch immer lebte er in Kongsberg. In der ersten Zeit pendelte er zum Ministerium nach Oslo. Wer war Turid Lammers? In Oslo war sie eine attraktive Frau im Großstadtgewimmel gewesen, die er zufällig kennengelernt und in die er sich verliebt hatte. Jetzt war sie nach Hause zurückgekehrt und sogar in ihr Elternhaus gezogen und lebte innerhalb eines Rahmens, der bei ihr früher nur als sporadische (und äußerst charmante) Eigenheit existiert hatte. Als ihr Liebhaber in Oslo hatte ihn vor allem der französische Teil ihrer Vergangenheit angezogen, die sieben Jahre in Frankreich, die sie klüger gemacht hatten (wie er annahm) und ihren Bewegungen diese angelernte Anmut verliehen hatten, ohne die er (aufgrund der heimlichen Affäre, von der sie ihren Glanz bezogen) nicht leben konnte. Insbesondere die Handbewegungen. Die mediterrane Art, die Hände als ästhetisches Zubehör zu dem, was der Mund von sich gab, einzusetzen, hatte ihn auf fast kindliche Art und Weise fasziniert und bewogen, kaum auf das zu hören, was sie sagte, so fasziniert war er von der Art, wie sie es ausdrückte. So hatte er nur im Vorbeigehen an ihrer kleinstädtischen Seite teilgehabt, die überdies im Rahmen ihrer exotischen südländischen Ausdrucksweise zum Vorschein kam. Die Französin, die von ihrer unmöglichen Schwester in Kongsberg erzählte. Doch nun gestaltete sich das Ganze zu der Wirklichkeit, in der Turid Lammers und somit auch er lebten. Der Familie Lammers hatten seinerzeit halb Kongsberg und Umgebung gehört. Wälder, Felder, Läden, Grundstücke, Holzfabriken etc. Doch als ihr Vater starb, waren nur noch der Blumenladen und eine Tankstelle übrig, neben der alten Lammersschen Villa. Die Schwester erhielt die lukrative Tankstelle, die ihr Mann betrieb, und Turid bekam nach langem Hin und Her die Villa, während der Blumenladen je zur Hälfte an beide Schwestern ging. Das alles führte zu Streitereien, die noch nicht beendet waren, als Bjørn Hansen nach vierzehn Jahren endlich aus der Lammersschen Villa auszog, um sich allein eine Wohnung zu nehmen. Die Frage war im Grunde, wer von ihnen am korrektesten das Erbe, den Namen Lammers, weiterführte.

Dem Anschein nach war Turid Lammers weit über derlei erhaben, und das glaubte auch ihr Partner Bjørn Hansen lange Zeit. Sie war von ihrem ganzen Wesen her antispießbürgerlich, verachtete alles Gerede über Geld und die Art und Weise der Schwester, Dinge an sich zu raffen, wie sie sagte, und das meinte sie ganz aufrichtig, und wenn ihr bei einer Essenseinladung, die sie in der Lammersschen Villa gaben, eine 200 Jahre alte Sauciere aus den Händen glitt und auf dem Boden zerbrach, wobei die Sauce zwischen den Porzellanscherben hervorsickerte, lachte sie, und ihre Augen strahlten förmlich, als sie ausrief: Dies ist ein historischer Augenblick! Zweihundert Jahre sind mir aus den Fingern geglitten und zu nichts geworden! Zum stehenden Applaus der Gäste. Aber Bjørn Hansen wußte, daß sie der Anblick der zerbrochenen Sauciere wurmte. Denn als dies geschah, lebte er bereits seit zwei Jahren mit ihr zusammen, als der Mann an ihrer Seite.

Dies war hingegen nicht der Fall, als er eines Abends aus Oslo und dem Ministerium zurückkam und sie ihm beim späten Abendessen die aktuelle Ausgabe des Lågendalsposten herüberschob und auf eine Annonce zeigte. Bjørn Hansen betrachtete sich selbst als schwermütigen, introvertierten und wenig spontanen Menschen. Bei der Annonce handelte es sich um eine Stellenanzeige, die Stelle eines Kämmerers in Kongsberg stand qualifizierten Bewerbern offen. Bjørn Hansen las die Anzeige und sah Turid anschließend fragend an. Hatte etwas am Wortlaut der Anzeige ihren antibürokratischen Sinn für Humor geweckt? Aber Turid zeigte erneut auf die Annonce und sagte: »For you, my dear. Kämmerer, das müßte doch etwas für dich sein.« Bjørn Hansen sah sie noch einmal an. Er lachte: »Ja, warum nicht?«

Ja, warum nicht? Warum sollte er sich nicht als Kämmerer in Kongsberg bewerben, wo er schließlich schon in dieser Stadt wohnte? Gesagt, getan. Bjørn Hansen bewarb sich in aller Form um die Stelle als Kämmerer in Kongsberg.

Was ist ein Kämmerer? Ein Kämmerer ist ein Steuereintreiber. Er ist derjenige, der die Verantwortung dafür trägt, daß Steuern und Abgaben, die dem Staat und der Kommune zustehen, zur rechten Zeit bezahlt werden, und der die erforderlichen Maßnahmen ergreift, sollte dies nicht geschehen. Ursprünglich war die Arbeit des Steuereintreibers eine angesehene Position, es war der Vogt oder Amtmann, dem diese Aufgabe zufiel, und er war der Mann des Königs. Später wurde daraus der Kämmerer. Er war ein kommunaler Staatsdiener, verantwortungsvoll und respektiert, hatte jedoch eine Position inne, die aus der städtischen Struktur heraus entstanden war, und die Tatsache, daß der Steuereintreiber nicht länger Vogt, sondern Kämmerer war, kann als Ausdruck dessen gesehen werden, daß der Staat seinen Charakter änderte von einem Beamtenstaat zu einem Staat, der auf einer erweiterten lokalen Demokratie gründete. Der kleinstädtische Kämmerer des 20. Jahrhunderts war kein königlicher Beamter, er rekrutierte sich aus der täglichen Routine der norwegischen Stadt, in der er tätig war, er hatte zumeist keine akademische Ausbildung, war ein Mann der Handelsschule oder des Wirtschaftsgymnasiums, der die Dienstgrade in der Kämmerei erklommen hatte.

Als Bjørn Hansen seine Bewerbung einreichte, war dies gegenüber dem Beamtenapparat keine freundliche Geste. Mit seinem Staatsexamen und seiner ministerialen Praxis war er im Grunde überqualifiziert und zog somit an zwei langjährigen Mitarbeitern der Behörde vorbei, die sich in letzter Zeit mißtrauisch beäugt hatten, weil sie sich beide für ausreichend qualifiziert hielten, um an der Spitze zu stehen. Bjørn Hansen schnappte den beiden den Titel vor der Nase weg. Und die beiden verbündeten sich unmittelbar gegen ihn, von jenem Tag an, an dem der Zuzügler, der mit Turid Lammers in der Lammersschen Villa wohnte, ein 32jähriger Snob mit zuviel Abitur, ein Kind der Überflußgesellschaft, zum ersten Mal sein Büro und seine Mitarbeiter in Augenschein nahm.

Er war nach Kongsberg gezogen. Und er hatte sich dank eines törichten Einfalls um die Stelle des Stadtkämmerers beworben und sie bekommen. Im Grunde zuckte er darüber mit den Schultern. Warum um alles in der Welt sollte er Kämmerer werden? Ausgerechnet Kämmerer? Was für eine Idee, dachte er verwundert. Aber Turid ging durch die Räume der Lammersschen Villa und sang: Mein Mann ist Kämmerer. Mein Mann ist Kämmerer. Ich wohne bei einem Kämmerer. Ich wohne bei einem Kämmerer. Bjørn Hansen sah sie bewundernd an. Er mußte lachen.

Turid Lammers’ Heiterkeit hatte etwas Dreistes, das ihn faszinierte. Davon angetrieben und mit einem Achselzucken machte er sich an die tägliche Arbeit. Dachte er darüber nach, daß diese Arbeit gelinde gesagt eine karrieremäßige Sackgasse war? Nun, das wußte er wohl und zuckte dennoch mit den Schultern. Es war ihm wichtiger, eine Stelle in Kongsberg zu haben, denn er war das Pendeln allmählich leid (es zehrte auch an ihrer Beziehung). Er hätte nichts dagegen gehabt, weiterhin im Ministerium zu arbeiten, aber nicht, wenn er in Kongsberg wohnte. Und jetzt wohnte er in Kongsberg, das war eine Tatsache.

Bjørn Hansen war in einer Stadt am Oslofjord als Sohn mittelloser Eltern aufgewachsen. Er kam aus ärmlichen Verhältnissen. Dennoch fiel es ihm dank seines ausgeprägten Verstandes leicht, das Gymnasium zu besuchen. Mit neunzehn machte er sein Abitur, und nach sechzehn Monaten Militärdienst mußte er sich entscheiden, was er im Leben werden wollte. Bjørn Hansen beschloß, zum Studieren nach Oslo zu gehen. Eigentlich interessierte er sich am meisten für Kunst und Literatur, Philosophie und den Sinn des Lebens, aber er entschied sich für ein wirtschaftswissenschaftliches Studium. Insbesondere deshalb, weil er immer gut im Rechnen und in Mathematik gewesen war, aber auch weil er das unbestimmte Gefühl hatte, im Leben nach oben und vorwärtsstreben zu müssen, um nicht in der gleichen Armut zu landen wie seine Eltern, er wollte um jeden Preis weg von der elenden Plackerei, und auch wenn Kunst und Literatur, Philosophie und der Sinn des Lebens für ihn nicht gleichbedeutend waren mit elender Plackerei, waren sie dennoch allzu luxusbetont für ihn. Kunst und Literatur waren keine Studiengänge für ihn, es waren Interessen, denen man in der Freizeit nachgehen konnte, es waren keine Ressourcen, auf deren Grundlage man sich eine Anstellung verschaffte, was das Studium für ihn mit seiner wahrhaft biedermännischen Vernunft repräsentierte. Deshalb Wirtschaftswissenschaften. Aber es gab zwei Arten, Wirtschaftswissenschaften zu studieren, man konnte Betriebswirt werden (in Bergen) oder Volkswirt (in Oslo). Für Bjørn Hansen war es die Volkswirtschaftslehre. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre führte in die Privatwirtschaft, in den gewiß interessanten Dschungel, den diese darstellte, dem aber Bjørn Hansens Ausgangsbasis, seine Moral, seine soziale Intelligenz etc. so fern standen, daß diese nicht in Frage kam. Aus einer Art sozialem Bewußtsein heraus entschied er sich für die Volkswirtschaftslehre und folglich auch für eine berufliche Stellung innerhalb der öffentlichen Verwaltung. Er entschied sich dafür, Staatsdiener zu werden, aus Mangel an Alternativen.

Als er Turid Lammers kennenlernte, arbeitete er bereits seit sechs Jahren im Ministerium (In den achtzehn Jahren, die seit seiner Ankunft in Kongsberg vergangen waren, sagte Bjørn Hansen stets: Ich habe im Ministerium gearbeitet, aber nie in welchem), und wenn ihn jemand fragte, in welchem Ministerium denn, antwortete er nur: Ach, in irgendeinem Ministerium, ich weiß es nicht mehr so genau, und dabei blieb er, auch wenn alle Welt wußte, daß er log und im Begriff gewesen war, langsam die Dienstgrade nach oben zu klettern. Dagegen hatte er nichts gehabt, er hatte es als etwas ganz Natürliches angesehen und konnte sich gut vorstellen, Ministerialrat oder Ministerialdirektor zu werden, ihm gefiel es im Ministerium, er fand es interessant, Budgetvorlagen zu erstellen, und es fehlte ihm auch nicht am nötigen Verständnis dafür, daß die Budgetvorlagen, an denen sie saßen, in unterschiedlichen Ausprägungen für das gewöhnliche Leben Hunderttausender Norweger von praktischer Bedeutung werden würden, ein Gedanke, der mitnichten dazu beitrug, daß man das Interesse an seiner Arbeit verlor. Es war eine vernünftige Arbeit, die Bjørn Hansen ausführte, und er konnte sich gut vorstellen, ihr weiterhin nachzugehen. Aber als ihn Turid halb scherzhaft aufforderte, sich als Kämmerer in Kongsberg zu bewerben, hatte er kein Problem gehabt, seiner Karriere im Ministerium Lebewohl zu sagen, und sie hatte ihm in den achtzehn Jahren, die vergangen waren, nicht gefehlt.

Wurde er Turids wegen Kämmerer? Er wäre jedenfalls niemals ohne ihre Anregung Kämmerer geworden. Ohne ihre Heiterkeit beim Gedanken, ihr Partner könne Stadtkämmerer werden. Es war ziemlich idiotisch, Turids Augen funkelten, und er dachte: Ich tu’s! Verflucht, dann tu ich’s eben, und spürte im gleichen Moment eine wilde Befriedigung darüber, daß er es tatsächlich tun wollte. Dies war der endgültige Bruch gewesen mit allem, was war. Dies band ihn endgültig an Turid Lammers. An diese Stadt. An ihre Beziehung hier in der großen, verfallenen Lammersschen Villa. An das Abenteuer, das bereits so viele absurde Züge angenommen hatte und von dem er immer noch gleichermaßen fasziniert war.

Aber zu Turids (und im Grunde auch zu seiner eigenen) Verwunderung hatte er seine Arbeit von der ersten Minute an mit großem Ernst, ja nahezu mit Leidenschaft angepackt. Zum Teil, weil er von der ersten Minute an spürte, wie ihm in der Kämmerei der Widerstand der beiden, die übergangen worden waren, entgegenschlug. Wenn er ehrlich sein sollte, fand er, daß er sich den beiden gegenüber etwas schäbig verhalten hatte. Es war schließlich ihre Stelle gewesen, sie hätten um sie konkurrieren sollen, und derjenige, der sie nicht bekommen hätte, hätte bis in alle Ewigkeit dem anderen gegenüber Groll gehegt und ihn intensiv bekämpft, in aller Stille, aber mit aller erdenklichen Niedertracht, anstatt sich wie jetzt mit ihm zusammenzutun, ja allmählich sogar als guter Bekannter, mit aller Boshaftigkeit gegen ihn, den neuen Kämmerer. Er, der einfach in diese Führungsposition hineinspaziert war (er hatte 16 Untergebene), war ziemlich gefordert. Intrigen und Niedertracht. Wieviel Niedertracht sich ein circa fünfzigjähriger Beamter einer Kämmerei, der sich hintergangen fühlte, indem ihm sein natürlicher Höhepunkt als Stadtkämmerer vorenthalten worden war, ausdenken kann, ist absolut unbeschreiblich. Und wenn es, wie in diesem Fall, zwei vom gleichen Schlage waren, zwei aus dem gleichen Holz geschnitzt, wie man sagt, konnte die Stimmung in der Kämmerei zuzeiten mehr als angespannt sein. In den Ecken lag kein Staub, wie die Leute gerne von Behörden annehmen, in denen sich täglich trockene, eingerostete Amtspersonen aufhalten, sondern eine schwelende Glut. Doch diese Atmosphäre stählte ihn, machte ihn reifer, wenn nicht als Mensch, so doch in jedem Fall als Kämmerer, und das war es schließlich, was in diesem Fall von Bedeutung war.

Ein weiterer Grund dafür, daß Bjørn Hansen vom ersten Tag an seine Stelle als Kämmerer von Kongsberg mit einer Ernsthaftigkeit ausfüllte, die an Leidenschaft erinnerte, war, daß es nun einmal seine Arbeit war. Er hatte sich auf eine Stelle beworben und sie bekommen. Sie war nicht seine Lebensaufgabe, aber seine Arbeit. So wie Bjørn Hansen es sah, war die Arbeit ein notwendiges Übel. Wie wir bereits gehört haben, hatte er sein Studium danach ausgewählt, für welches notwendige Übel er sich qualifizieren wollte. War die Arbeit getan, konnte man sich dem eigentlichen Lebensinhalt hingeben, der für Bjørn Hansen ganz offensichtlich in einer Frau bestand. Darin, mit einer Frau zusammenzuleben, Turid Lammers. Doch zunächst war man verpflichtet, sich am sozialen Einsatz zu beteiligen, den die Arbeit darstellte, damit sich die Räder überhaupt drehten, kurzum, damit die Gesellschaft funktionierte, so daß es beim Schlachter Steaks gab, Schulen für Kinder und Jugendliche, Kleider zum Anziehen, Lichtschalter im Eingangsbereich, fließend Wasser aus dem Hahn, Radios, für die jemand die Aufgabe übernommen hatte, darin zu sprechen, andere, sie herzustellen, wieder andere, sie in Geschäfte zu bringen, die jemand sich auferlegt hatte zu führen, und wenn das Radio kaputtging, hatte es sich jemand zur Aufgabe gemacht, es zu reparieren, so drehten sich die Räder, und wenn dichter Schnee auf Kongsberg fiel, standen die Bagger bereit und verschlangen die kompakten Schneewälle, damit sich neuer Schnee an den Straßenrändern anhäufte, als Schneewall, damit sich die Räder drehen konnten. In diesem Zusammenhang hatte Bjørn Hansen die Aufgabe übernommen, die Behörde zu leiten, die die erforderlichen Mittel für die Kommune und das Land eintreiben sollte. Er war in dieser Provinzstadt zum unerbittlichen Steuereintreiber des Staates geworden. Des Staates strengem Diener.

Kongsberg liegt im Landesinnern von Norwegen. Am Fluß Lågen, der in einem hübschen Bogen um die Stadt fließt und das Alte Kongsberg vom Neuen Kongsberg trennt. Eine stattliche Brücke verband die beiden alten Städte miteinander und war mit realistischen Skulpturen geschmückt, die Arbeiten wie den Bergbau und die Holzflößerei priesen. Das moderne Zentrum glich allen anderen Städten Norwegens und hatte seine Hauptstraßen mit Geschäften, in denen man alles im Überfluß kaufen konnte, was die moderne Zivilisation zu bieten hatte, von Stricknadeln bis zu hochentwickelten Computern. Hier begegnete man der Geschäftigkeit. Im alten Zentrum lag der größte Teil der städtischen Verwaltung, umgeben von baufälligen Holzgebäuden aus der alten Zeit, das heißt von Anfang der 1970er Jahre. Eine prächtige Kirche auf der Anhöhe. Ein äußerst ehrwürdiges Polizeirevier in einem alten Patrizierhaus. Ein düsteres Gefängnis, alles um den Kirchplatz herum angeordnet. Ansonsten die Feuerwache und nicht zu vergessen ein Rathaus mit seinen verschiedenen Funktionen.

Die Stadt war um den Abbau von Silbererz herum entstanden. Hier befanden sich die einzigen Silberminen des Königreichs Dänemark-Norwegen, weshalb die Stadt von Christian IV. im