Empörung - Philip Roth - E-Book

Empörung E-Book

Philip Roth

4,5

Beschreibung

Er ist jung, anständig und fleißig, er revoltiert ein einziges Mal, und er bezahlt dafür mit seinem Leben. Marcus Messner beginnt 1951 sein Studium am konservativen College von Winesburg in Ohio. Während der Koreakrieg ins zweite Jahr geht, durchlebt Marcus eine Geschichte, die von Unerfahrenheit handelt, von Widerstand, Sex, Mut und Irrtum. Kaum ist er im College, kommt es zu einem ersten, ihn völlig verstörenden Erlebnis mit einem fragilen jungen Mädchen, und er begegnet einer Form der Diskriminierung, die ihn empört. Wider Willen wird Marcus zum Rebellen, gegen seine Kommilitonen, aber auch gegen seinen Vater - und er bleibt hartnäckig bis zum bitteren Ende.

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Hanser E-Book

Philip Roth

Empörung

Roman

Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz

Carl Hanser Verlag

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2008

unter dem Titel Indignation bei Houghton Mifflin in Boston.

ISBN 978-3-446-25127-4

© Philip Roth 2008

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München 2009/2015

Umschlag: © Peter-Andreas Hassiepen

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

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finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de

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Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Inhalt

Unter Morphium

Aus und vorbei

Historische Anmerkung

Für K.W.

Olaf (auf dem was einst Knie waren)

wiederholt schier unablässig

»nicht jeden Mist fress ich«

E. E. Cummings,

»i sing of Olaf glad and big«

Unter Morphium

Ungefähr zweieinhalb Monate nachdem die gutausgebildeten, von den Sowjets und den chinesischen Kommunisten mit Waffen ausgerüsteten Divisionen Nordkoreas am 25. Juni 1950 über den 38. Breitengrad vorgedrungen waren und mit dem Einmarsch in Südkorea das große Leid des Koreakriegs begonnen hatte, kam ich aufs Robert Treat, ein kleines College in Newark, benannt nach dem Mann, der die Stadt im siebzehnten Jahrhundert gegründet hatte. Ich war das erste Mitglied unserer Familie, das nach höherer Bildung strebte. Keiner meiner Vettern hatte es über die Highschool hinaus geschafft, und weder mein Vater noch seine drei Brüder hatten die Grundschule beendet. »Ich habe für Geld gearbeitet«, erzählte mir mein Vater, »seit ich zehn Jahre alt war.« Er hatte eine kleine Metzgerei, für die ich während der ganzen Highschool-Zeit auf meinem Fahrrad Bestellungen auslieferte, jedoch nicht in der Baseball-Saison und an den Nachmittagen, an denen ich als Mitglied des Debattierclubs an Wettkämpfen mit anderen Schulen teilnehmen musste. Praktisch von dem Tag an, als ich das Geschäft verließ – wo ich zwischen meinem Highschool-Abschluss im Januar und dem Beginn des Colleges im September Sechzig-Stunden-Wochen für ihn gearbeitet hatte –, praktisch von dem Tag an, als ich am Robert Treat zu studieren anfing, hatte mein Vater Angst, dass ich sterben würde. Vielleicht hatten seine Befürchtungen etwas mit dem Krieg zu tun, in den die Armee der Vereinigten Staaten unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen eingetreten war, um die Bemühungen der schlechtausgebildeten und unzureichend ausgerüsteten südkoreanischen Armee zu unterstützen; vielleicht hatten sie etwas mit den schweren Verlusten zu tun, die unsere Truppen im Kampf gegen die Feuerkraft der Kommunisten erlitten; vielleicht fürchtete er, dass ich, falls der Konflikt sich ebenso lang hinziehen sollte wie der Zweite Weltkrieg, eines Tages eingezogen und auf dem südkoreanischen Schlachtfeld sterben würde, wie meine Vettern Abe und Dave im Zweiten Weltkrieg gestorben waren. Vielleicht aber waren seine Befürchtungen auch finanzieller Natur: ein Jahr zuvor war nur wenige Straßen von unserem koscheren Metzgerladen entfernt der erste Supermarkt des Viertels eröffnet worden, und seither waren unsere Umsätze stetig zurückgegangen, teils weil die Fleisch- und Geflügelabteilung des Supermarkts die Preise meines Vaters unterbot, teils weil die Zahl der Familien, die auf eine koschere Lebensführung Wert legten und koscheres Fleisch und Geflügel nur in einem Laden kauften, der das Placet des Rabbiners hatte und dessen Inhaber Mitglied des Verbands koscherer Metzger von New Jersey war, nach dem Krieg stark abgenommen hatte. Oder aber er hatte Angst um mich, weil er um sich selbst Angst hatte, denn mit fünfzig Jahren wurde dieser stämmige kleine Mann, nachdem er sich ein Leben lang einer robusten Gesundheit erfreut hatte, zunehmend von einem beharrlichen Husten gequält, der ihn zum Leidwesen meiner Mutter jedoch nicht davon abhielt, auch weiterhin den ganzen Tag lang mit einer glimmenden Zigarette im Mundwinkel herumzulaufen. Was auch immer hinter der abrupten Veränderung seines zuvor so gütigen väterlichen Verhaltens stecken mochte, ob ein einzelner Grund oder eine Kombination mehrerer Gründe, jedenfalls äußerten sich seine Befürchtungen darin, dass er sich Tag und Nacht nach meinem Verbleib erkundigte. Wo warst du? Warum warst du nicht zu Hause? Kannst du mir nicht sagen, wo du hingehst, wenn du das Haus verlässt? Du bist jung und hast eine großartige Zukunft vor dir – wie soll ich wissen, dass du nicht irgendwo hingehst, wo du getötet werden könntest?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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