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Nach der Veröffentlichung eines schonungslos offenen pornographischen Bestsellers steht Zuckerman im Rampenlicht. Sarkastisch schildert Roth die grotesken Situationen, in die der Autor gerät, aber auch die bittere Entfremdung von seiner Familie, der Familie, die sich durch sein Werk bloßgestellt sieht.
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Seitenzahl: 289
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Hanser E-Book
Philip Roth
Zuckermans Befreiung
Aus dem Amerikanischen von Gertrud Baruch
Carl Hanser Verlag
Titel der Originalausgabe:
Zuckerman Unbound
Farrar, Straus & Giroux, New York 1981
©1981 by Philip Roth
ISBN 978-3-446-25135-9
Alle Rechte vorbehalten
© 1982/2015 Carl Hanser Verlag, München Wien
Umschlag: © Peter-Andreas Hassiepen
Satz: Fotosatz Otto Gutfreund, Darmstadt
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Für Philip Guston 1913–1980
»Soll Nathan mal sehen, was es bedeutet, wenn man aus der Obskurität herausgeholt wird. Er soll bloß nicht bei uns anklopfen und behaupten, wir hätten ihn vorher nicht gewarnt.«
E. I. Lonoff zu seiner Frau am 10. Dezember 1956
»Was zum Teufel tun Sie denn in einem Bus, Sie mit Ihrem Zaster?«
Der das wissen wollte, war ein kleinwüchsiger, stämmiger junger Bursche mit kurzem Haarschnitt und einem neuen Straßenanzug. Eine Autozeitschrift in der Hand, hatte er vor sich hingeträumt, bis er entdeckt hatte, wer neben ihm saß. Das hatte genügt, um ihn auf Touren zu bringen.
Unbeeindruckt von Zuckermans unverbindlicher Antwort – einen Bus genommen, um durch die Gegend zu fahren –, begann er eifrig, ihm Ratschläge zu erteilen. Das tat zur Zeit jeder, der ihn ausfindig machen konnte. »Sie sollten sich einen Hubschrauber kaufen. So würde ich das machen. Die Landeerlaubnis da droben auf den Apartmenthäusern pachten und ganz einfach über den Scheißdreck hier unten hinwegfliegen. Hey, haben Sie den hier gesehen?« Diese Frage war an einen Herrn gerichtet, der im Mittelgang stand und seine Times las.
Der Bus fuhr die Fifth Avenue entlang, Richtung downtown von Zuckermans neuer Upper Eastside-Adresse aus. Zuckerman war unterwegs zu einem Anlageberater in der Zweiundfünfzigsten Straße – ein Termin, den sein Agent André Schevitz für ihn vereinbart hatte, zum Zweck der Anlagenstreuung. Vorbei waren die Zeiten, in denen Zuckerman sich nur darüber Sorgen machen mußte, daß Zuckerman Geld verdiente. Von nun an würde er sich darüber Sorgen machen müssen, daß sein Geld Moneten einbrachte. »Wo bewahren Sie es denn zur Zeit auf?« hatte der Anlageberater gefragt, als Zuckerman ihn endlich angerufen hatte. »In meinem Schuh.« Der Anlageberater hatte gelacht. »Haben Sie vor, es dort zu lassen?« Die Antwort darauf wäre eigentlich »ja« gewesen, aber im Moment war es einfacher, »nein« zu sagen. Insgeheim hatte Zuckerman ein einjähriges Moratorium über alle wichtigen Entscheidungen verhängt, die dieser Bombenerfolg nach sich ziehen würde. Er wollte erst wieder handeln, wenn er wieder klar denken konnte. Das alles, dieser Glücksfall – welche Bedeutung hatte das für ihn? Es war so plötzlich gekommen und in einem solchen Ausmaß, daß er darüber genau so verdattert war wie über einen Mißerfolg.
Da Zuckerman normalerweise in der Stoßzeit am Morgen nirgends hinging – außer, mit seiner Kaffeetasse, in sein Arbeitszimmer, um die tags zuvor geschriebenen Passagen nochmals zu lesen –, hatte er zu spät gemerkt, daß dies eine sehr ungünstige Zeit war, einen Bus zu benützen. Aber er wollte noch immer nicht glauben, daß er jetzt nicht mehr, wie noch vor sechs Wochen, kommen und gehen konnte, wie und wann es ihm beliebte, ohne sich vorher klarzumachen, wer er war. Das übliche, alltägliche Nachdenken darüber, wer man ist, genügte vollauf, auch ohne daß man eine zusätzliche Portion Narzißmus mit sich herumschleppte.
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