Encyclopaedia Comédica - Benjamin Leuteritz - E-Book

Encyclopaedia Comédica E-Book

Benjamin Leuteritz

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Beschreibung

Was ist, wenn Humor weniger eine Geistes-, sondern vielmehr eine Naturwissenschaft darstellt? In der Encyclopædia Comédica versucht der Autor Benjamin Leuteritz den kleinsten Teilchen der Komik auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was uns zum Lachen bringt. Er nimmt den Leser dabei mit auf eine Reise, bei der kein Auge trocken bleibt.

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Seitenzahl: 91

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„Die Realität ist schon so lustig, dass es sich ein Mensch gar nicht besser ausdenken könnte.“

Dr. Uwe Boll

„Ich dachte immer, mein Leben wäre eine Tragödie. Aber jetzt weiß ich, es ist eine Komödie.“

Arthur Fleck alias Joker

Kapitelübersicht I

Über die Humorlosigkeit von Vorwörtern

Das Spiel mit Worten und die Akrobatik der Buchstaben

Der klassische Witz

Der erinnernde Witz

Slapstick

Tierisch guter Humor

Ironie und Zynismus, die Stützpfeiler der Satire

Beobachtungen, nichts ist lustiger als die Realität

Schwarzer Humor

Situationskomik, Humor der Umstände halber

Frivoler Humor, willkommen unterhalb der Leistengegend

Die 4. Wand, oder warum ich mit Ihnen rede

Infantiler Humor und wie man lernt, um die Ecke zu lachen

Die Redundanz, das Ende des Humors

Kapitelübersicht II

Neukombination der Humorelemente

Humor in der Musik

Humor im Film

Humor in der Literatur

Humor in Computer- und Videospielen

Humor in anderen Kulturen, darüber lacht die Welt

Humor der Zukunft, darüber lachen wir Übermorgen

Memes, der Humor des Internets, oder die neue Form der Anspielung

Der Humor der Humorlosigkeit

Humor vom anderen Stern, darüber lachen Aliens

Nachwort-Humor / Epilog-Komik / Schluss-Gag

Nach dem Nachwort

Dies ist (k)eine Danksagung

Dies ist (k)eine Werbung

Teil 1 Die Humorelemente

Über die Humorlosigkeit von Vorwörtern

Es heißt, wenn man einen Witz erklärt, hört er auf lustig zu sein. Wenn das stimmt, dann wird dies das wohl unlustigste Buch aller Zeiten. Denn es will nicht weniger als zu erklären: Was ist Humor und wie funktioniert er? Noch schwieriger als ein solches Buch zu schreiben, gestaltet sich die Frage: Wie sollte man ein Buch über Humor beginnen? Mit einem Witz? Mit einem humoristischen Vorwort? Wird das einem so ernsten Anliegen, wie der Ergründung, was uns zum Lachen bringt, überhaupt gerecht? Ich glaube, es war mein Vater, der mir mal im Vertrauen sagte, er habe noch nie etwas traurigeres erlebt, als meinen Erklärungsversuch des Gaming-Witzes "Wer zuletzt lacht, hat den höchsten Ping", als er diesen nicht verstand. Angesichts der unvermeidbaren Tatsache, dass dieses Buch irgendwie beginnen muss und angesichts der Tatsache, dass meine Erklärungen Trauer verursachen, wenn sie lustig sein wollen, versuche ich mich dieses Mal an einer humorlosen Erklärung, warum alle Vorwörter (außer dieses) am liebsten witzig sind.

Wenn ich mich mit einem neu gekauftem oder alt geschenktem Buch auf die Couch setze - den dampfenden Cappuccino stelle ich auf den Tisch neben und keinen anderen Menschen lasse ich um mich - dann bin ich im Begriff, eine selbst auferlegte Verpflichtung einzugehen: Ich tausche circa zehn Stunden meiner Lebenszeit gegen Worte. Diese selbst auferlegte Pflicht wächst mit jedem Wort, welches ich konsumiere und spätestens beim zweiten Kapitel ist es ein ungeschriebener Vertrag geworden, dass ich das Buch auch zu Ende lesen werde.

Es sind also die ersten Worte, während derer ich meine imaginäre Unterschrift unter diesen Vertrag setze. Solange ich beim Vorwort bin, kann ich jederzeit widerrufen. Später muss ich leidvoll kündigen. Beim Vorwort muss es also richtig abgehen, da will ich gecatcht werden. Währenddessen muss sich das Buch wie eine Heroinprobe anfühlen, die das Versprechen abgibt, in den nächsten Stunden Kapitel für Kapitel mehr davon freizusetzen.

Also steckt jeder Autor, der tatsächlich auch gelesen werden will und nicht nur in den Auslagen versauern möchte, all sein sprachliches Talent, seine Qualität und seinen Charme, in den Prolog seiner Geschichte. Ich kann jedem, der auf der Suche nach sprachlichen Mitteln, Kalauern, Eloquenz und Wortakrobatik ist, nur empfehlen, ein Vorwort nach dem anderen zu lesen. Es sind wahre Fundgruben verbalen Kondensats. Denn in kurzer Zeit muss mit wenigen Worten viel gesagt werden.

Ich habe meine eigene Empfehlung übrigens befolgt, nur bevor Sie fragen. Ich habe sämtliche Vorwörter gelesen, die ich kriegen konnte und habe selten so viel gelacht. Nicht, weil sie schlecht waren (gut, manche waren das schon, aber Schatten gibt es immer), sondern weil sie lustig waren. Egal wie ernst und seriös, wie traurig, melodramatisch oder gar verstörend der restliche Inhalt werden sollte, in den Anfängen fand sich stets ein Witz. Denn nichts lässt den Leser eher seinen imaginären Kugelschreiber zücken und den Vertrag unterschreiben, als wenn er in den ersten Minuten zum Lachen gebracht wurde.

Jetzt weiß ich auch, wie ich dieses Buch eigentlich anfangen möchte. Bevor ich frage, was Humor ist und wie er funktioniert, frage ich: Was bringt er?

Die Antwort: Einfach alles.

Er bewirkt, dass ich ganz nebenbei klarstellen kann, wie wir beide - Sie, der Leser und ich - uns ansprechen: Wir siezen uns. Schließlich wollen wir beide dem Titel dieses Buches ernsthaft begegnen.

Viele Autoren tun sich schwer, eine Bindung zu ihrem Leser aufzubauen und verpassen dabei, ihn auf ihre gedankliche Reise mitzunehmen. Wenn ich ein Buch aus dem Bereich Unterhaltungsliteratur lese und der Autor mich nicht abholt, indem er nicht weiß, wie er mich ansprechen soll, dann frage ich mich, was der Autor wohl denkt, was der Leser glaubt, wer das Buch geschrieben hat: Eine Maschine? (Puh, der Satz war lang, ergibt aber Sinn. Lesen Sie ihn ruhig nochmal und lassen Sie das in Klammern Geschriebene beim zweiten Mal aus).

Traut er mir nicht zu, anzuerkennen, dass ich weiß, dass er auch nur ein Mensch ist (genau wie ich), der um Worte ringend versucht, mich von seiner Meinung / seiner Buchwelt / seinem Was-auch-immer zu überzeugen? Oder will er mir zeigen, dass seine Worte Allgemeingültigkeit haben, sich von allein ergeben und er sie wie ein Medium nur niedergeschrieben hat?

Wie auch immer, ich will ehrlich mit Ihnen sein, lieber Leser. Meine Worte haben keine Allgemeingültigkeit. Sie sind nichts weiter als meine systematisch aufgearbeiteten und von mir selbst in Worte gefassten Beobachtungen von Humor.

Und ich kann Ihnen sagen, diese Worte schreiben sich nicht von allein. Ich muss um jedes von ihnen ringen. Manchmal lösche ich auch Sätze wieder oder traue mich nicht mehr, sie ein zweites Mal zu lesen, weil ich denke, dass sie schlecht sind und dann - lösche ich sie auch.

Schreiben ist harte Arbeit und über das wohl lustigste Thema der Welt - HUMOR - zu schreiben, ist alles andere als lustig. Trotzdem fange ich an und wenn Sie dieses Buch gerade in der einen Hand halten, weil sie mit der anderen Ihren Kugelschreiber zücken, um Ihren 10-Stunden-Lese-Vertrag mit mir zu schließen, dann habe ich es wohl auch zu Ende gebracht.

Ob an dieser Stelle schon ein Glückwunsch angebracht ist? Zu früh? Vielleicht. Aber es motiviert mich trotzdem. Die Tatsache, dass Sie gerade diese Zeilen lesen und auf Ihren Lippen zumindest der Anflug eines Lächelns sichtbar ist, motiviert mich, weiter zu schreiben. In der Komik nennt man das achronales Erzählen. Oder war es paradoxes Erzählen? Wissen Sie was? Wir finden es gemeinsam heraus. Kommen Sie mit, unsere Reise in die Komik beginnt.

Das Spiel mit Worten und die Akrobatik der Buchstaben

Wortspiele sind wie Fleisch: Nämlich nichts für Pro-Viehs.

Das Wortspiel ist die wohl simpelste und am häufigsten anzutreffende Art des Humors, ist es doch leicht herstellbar und bedarf keiner großen Vorkenntnis. Oft genügt es schon, die Silben eines Wortes auszutauschen, um für einen Schmunzler zu sorgen oder wie im Anfangssatz dieses Kapitels, nur die Schreibweise zu ändern und dadurch bei gleicher Aussprache einen neuen Sinn zu schaffen.

Ähnlich verhält es sich auch mit den sogenannten Agathe Bauer Songs. Durch das Missverständnis von "I've got the Power", oder anderer Songzeilen werden aufgrund einer eingedeutschten Schreibweise vermeintlich banale Songtexte zum Teil zu kruden Frivolitäten.

Sicherlich haben Sie auch schon mal mit Worten herumgespielt, sie verdreht, vertauscht oder in sonst einer Weise verändert. Jeder kennt das „Schittebön“ statt des normalen Bitteschöns oder das "Schankedön" statt eines regulären Dankeschöns.

Besonders effektiv ist diese Methodik der Wortakrobatik, wenn dabei Sprachen gemixt werden. So wird beispielsweise aus dem englischen nobody cares (niemanden interessiert es) ein denglisches nobody kehrs (niemand macht sauber), oder aus dem leider schon verstorbenen Sänger der Band Queen wird der indische Freddy MehrCurry.

Doch so leicht Wortspiele auch generierbar sind, so schwer ist es, sie in andere Sprachen zu übertragen, da sie ja schließlich durch die Exploitation einer Sprache entstehen und damit untrennbar mit der Zielsprache verwoben sind.

Das gilt auch für die Königsdisziplin der Wortspiele: absurde Konstruktionen. Eines der bekanntesten Beispiele hierzu lautet: "Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht." Durch die Verquickung von Mundart und wörtlicher Interpretation entsteht so ein skurriles Paradoxon, welches das humoristische Element darstellt.

Wir können Wortspiele ihrer Entstehung nach also in drei Kategorien einteilen. Geordnet nach künstlerischer Qualität (aufsteigend) sieht das dann so aus: Vertauschte Silben oder Wörter > veränderter Inhalt durch geänderte Schreibweise > Absurdität durch skurrile Kombinationen.

Die meisten Wortspiele entstehen spontan, aus einer Situation heraus. Deshalb haben viele den Eindruck, dass man entweder eine Gabe bzw. ein Talent für derartige Wortakrobatik besitzen muss, oder eben nicht dazu in der Lage ist. Doch das stimmt nicht. Jeder kann gute Wortspiele bilden oder lustige Absurditäten erschaffen. Das einzige, was Sie dazu benötigen, ist Übung.

Wenn Sie ein Meister der Wortspiele werden wollen, machen Sie es sich zur Angewohnheit, jeden Satz zu zerpflücken. Tun Sie dies, Ihrer Umwelt zuliebe, zunächst nur im Kopf. Vertauschen Sie die Silben, lassen Sie Worte weg, fügen Sie neue hinzu, ändern Sie Schreibweisen und binden Sie umgangssprachliche Floskeln mit ein. Am Anfang wird noch nicht viel davon wirklich lustig sein und erst recht nicht gut genug, um Freunde oder Kollegen damit zum Lachen zu bringen. Doch je mehr Wortspiele Sie machen, desto mehr gewinnen Sie ein Gefühl für die Nuancen Ihrer Sprache. Sie werden unbewusst Gesetzmäßigkeiten und Muster erkennen und immer besser werden.

Das Einzige Problem daran: Haben Sie einmal angefangen und Erfolge erlebt (zum Beispiel, wenn Sie den Modern Talking Star Dieter fragen, ob er bowlen gehen möchte), dann wird das Spiel mit Worten fester Bestandteil Ihres Alltags.

Dann aufhören Sie nicht mehr können, herumzudrehen die Worte. Was? Das war nicht lustig? Na ja, ich übe noch.

Der klassische Witz

Ich muss ungefähr vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, als ich eine Erkenntnis erlangte, über die ich auch heute (ein paar Dutzend Jahre später) immer noch nachdenke. Sie war für mich von so einschneidender Bedeutung, dass ich fortan den Großteil meines Lebens nach ihr ausrichtete und heute dieses Buch schreibe (oder zumindest dieses Kapitel, die anderen schreibe ich morgen, versprochen).

Diese Erkenntnis war für mich sogar so wichtig, dass ich in Kauf nehme, Ihre Aufmerksamkeit mit dieser viel zu langen Vorrede zu verlieren. Selbst jetzt, da Sie genervt mit den Augen rollen und die Worte vor Ihrer Nase nur noch überfliegen, um zum entscheidenden Satz zu kommen, kann ich es immer noch nicht aussprechen. Deshalb schreibe ich es:

Wer lacht, hasst nicht.

Wenn in einer bedrohlichen Situation plötzlich gelacht wird, so verfliegt auch das Gefühl der Bedrohung. Ein Mensch, der uns anlacht, vor dem haben wir keine Angst und ein Mensch, der uns zum Lachen bringt, den mögen wir.