Engelssturm - Uriel - Heather Killough-Walden - E-Book

Engelssturm - Uriel E-Book

Heather Killough-Walden

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Beschreibung

Glamourös, sexy, leidenschaftlich – Mystery-Fans sollten sich „Engelssturm“ nicht entgehen lassen

Einst wurden vier weibliche Engel geschaffen, um den Erzengeln in Liebe und Treue zur Seite zu stehen. Die Folge waren jedoch Neid, Missgunst und Eifersucht in den himmlischen Gefilden. Zur Strafe wurden die Gefährtinnen auf die Erde verbannt. Daraufhin stiegen die Engel ebenfalls vom Himmel herab, um ihre Geliebten zurückzuholen. Jahrtausende der Suche blieben jedoch erfolglos – bis jetzt: Der ehemalige Racheengel Uriel, inzwischen ein gefeierter Hollywoodstar, begegnet der geheimnisvollen Eleanor Granger und ist überzeugt, dass sie die Eine ist, die er so lange gesucht hat. Doch noch während zwischen Uriel und Eleanor die Funken sprühen, schickt sich das Böse an, das Glück zu zerstören...

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Das Buch

Einst wurden vier weibliche Engel geschaffen, um den Erzengeln in Liebe und Treue zur Seite zu stehen – Sternenengel. Die Folge davon waren Neid, Missgunst und Eifersucht in den himmlischen Gefilden. Um die Zwietracht zwischen den Engeln zu beenden, schickte der Schöpfer die Sternenengel zur Erde, woraufhin die vier Erzengel beschlossen, vom Himmel herabzusteigen, um ihre Geliebten zurückzuholen. Jahrtausende der Suche blieben jedoch erfolglos – bis jetzt: Der ehemalige Racheengel Uriel führt inzwischen ein glamouröses Leben als Filmstar in Hollywood und hat alles, was sich ein Mann wünschen kann: Ruhm, Reichtum und Frauen, die ihm scharenweise zu Füßen liegen. Doch Uriel ist unglücklich, denn er hat die Hoffnung aufgegeben, seine wahre Liebe jemals wiederzufinden. Als er der schönen Buchhändlerin Eleanore Granger begegnet, ist er davon überzeugt, dass sie sein Sternenengel ist, und er setzt alles daran, ihr Herz zu erobern. Doch auch ein Engel hat Feinde – mächtige Feinde; und noch während zwischen Uriel und Eleanore die Funken sprühen, schickt sich das Böse an, das Liebesglück zu zerstören …

»Eine mitreißende Geschichte, tolle Charaktere und prickelnde Erotik machen Engelssturm zu einem unvergesslichen Lesevergnügen!«

Romantic Times Book Review

Die Autorin

Heather Killough-Walden wurde in Kalifornien geboren. Sie studierte Jura, Religionswissenschaften und Archäologie und bereiste die Welt, bevor sie beschloss, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Texas.

Weitere Informationen zu Autorin und Werk erhalten Sie unter:

www.killough-walden.com

Heather Killough-Walden

Engelssturm

Uriel

Roman

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Titel der amerikanischen Originalausgabe Avenger’s Angel Deutsche Übersetzung von Vanessa Lamatsch
Redaktion: Uta DahnkeCopyright © 2011 by Heather Killough-WaldenCopyright © 2012 der deutschsprachigen Ausgabeund der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.Umschlaggestaltung und Umschlagillustration: (c) Nele Schütz Design unter Verwendung von (c) shutterstockSatz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
ISBN 978-3-641-07636-8V003

Für Fran,

die jetzt wahrhaftig ein Engel ist

Vor langer Zeit versammelte der Alte Mann seine vier liebsten Erzengel, Michael, Gabriel, Uriel und Azrael. Er zeigte auf vier Sterne am Himmel, die heller leuchteten als alle anderen. Er wollte sie für ihre Loyalität belohnen und hatte Seelengefährtinnen für sie geschaffen. Vier perfekte weibliche Wesen – Sternenengel.

Doch bevor die Erzengel sich mit ihren Gefährtinnen vereinen konnten, verschwanden die vier Sternenengel. Sie wurden in alle Winde zerstreut, jenseits ihrer Gefilde und unerreichbar. Die Erzengel trafen die Entscheidung, ihre eigene Welt zu verlassen, auf die Erde zu kommen und ihre Gefährtinnen zu suchen.

Über zweitausend Jahre haben die Erzengel seither gesucht. Und sie waren mit ihrer Suche nicht allein.

Denn sie sind nicht die einzigen Wesen, die ihr Gefilde verlassen haben und auf der Erde wandeln, um die Sternenengel ausfindig zu machen. Jemand ist ihnen gefolgt …

Prolog

Im Jahre Null unserer Zeitrechnung …

Der Erzengel Michael packte den Stein in seiner Hand so fest, dass er Abdrücke im Gestein hinterließ. Er biss die Zähne gegen den Schmerz zusammen, der durch seinen Körper schoss. So hoch im Norden waren die Wälder licht, und der Boden unter ihm schien kälter und härter zu werden, während die Kraft seinen übermenschlichen Körper verließ.

Sein Bruder, der Erzengel Azrael, hatte sich in ein raubtierartiges Wesen verwandelt und seine Reißzähne tief in seinem Hals vergraben. Mit jedem gierigen Zug empfand Michael neue und heftigere Schmerzen.

»Az … das reicht«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Es tut mir leid, erklang Azraels zögerliche Antwort. Er sprach die Worte nicht aus, aber Michael konnte echtes Bedauern im Geist seines Bruders spüren. Azrael musste sich immer noch von ihm lösen – und aufhören, ihn auszusaugen.

Michael wusste, nicht zum ersten Mal, dass er Gewalt anwenden musste. Er hob den Stein hoch, den seine Finger gepackt hatten, und verzog noch einmal schmerzhaft das Gesicht, bevor er den Stein gegen Azraels Kopf schlug. Die Zähne seines Bruders hinterließen lange Risse im Fleisch, als sie sich aus seinem Hals lösten, und Azrael fiel zur Seite und fing sich mit starken, aber zitternden Armen ab.

»Az«, keuchte Michael, ließ den Stein fallen und fasste sich an den Hals. »Az, es tut mir leid.« Langsam drehte er sich um und stützte sich auf einen Ellbogen, während er versuchte, die Verletzung zu heilen. Licht und Wärme bildeten sich in seiner Handfläche und sandten heilende Energie in seine Wunden.

Aber Azrael hielt den Kopf immer noch gesenkt, und seine langen mitternachtsschwarzen Haare verbargen sein Gesicht vor Michaels Blicken.

»Az?«

»Hör auf, Michael. Ich kann es nicht ertragen.«

Michael spürte, wie sich die Heilung vollendete, hörte, wie sein Herz wieder gleichmäßig in seinem Körper schlug, und schloss die Augen. Sein Bruder hatte eine unglaublich schöne Stimme. Und doch war sie im Moment voller Verzweiflung.

Michael ließ seine Hand sinken und setzte sich auf. Er öffnete seine Augen wieder und sah auf die gebeugte Gestalt seines Bruders hinab. »Die Schmerzen, die du durchleidest, können nicht viel länger anhalten«, sagte er leise.

»Ein einziger Moment länger ist schon zu lang«, flüsterte Azrael. Langsam und anscheinend mit großer Mühe richtete er sich auf und hob den Kopf, um seinen Bruder anzusehen, und wieder einmal starrte Michael in diese faszinierenden, gold glühenden Augen in Azraels gut aussehendem Gesicht.

»Töte mich«, sagte Azrael.

Michael wappnete sich, dann schüttelte er den Kopf. »Niemals.«

Wenn sich einer der vier Erzengel hätte entschließen können, einen der anderen zu töten, so wäre es nicht Michael oder auch Azrael gewesen, sondern am ehesten Uriel. Er war der Racheengel. Nur Uriel wäre fähig gewesen, Mitgefühl und Vernunft und Liebe lange genug zu unterdrücken, um Azrael den Todesstoß zu versetzen, um den er flehte.

Aber Uriel war nicht bei ihnen. Er und ihr anderer Bruder, der Erzengel Gabriel, waren bei ihrem Fall zur Erde vor zwei Wochen verloren gegangen. Die vier Erzengel waren getrennt worden, umhergewirbelt wie Blätter in einem Hurrikan. Michael hatte keine Ahnung, wo die anderen waren, und noch weniger wusste er, was sie gerade durchmachten.

Er wusste nur, dass er eine Verwandlung durchlaufen hatte, als er seine menschliche Form annahm. Er war nicht mehr so mächtig, wie er es vor dem Abstieg gewesen war. Die Art seiner Fähigkeiten war immer noch grundsätzlich gleich. Aber diese Gaben waren jetzt viel schwächer. Er konnte nurmehr beeinflussen, was direkt in seiner Nähe war oder geschah, und das auch bloß für eine relativ kurze Zeitspanne. Sein Körper empfand Erschöpfung. Er verspürte Hunger. Oft fühlte er sich schwach. Er hatte sich drastisch verändert.

Aber nicht so sehr wie Azrael.

Als früherer Todesengel hatte Azrael sich anders verändert als Michael. Viel schmerzhafter. Es war, als wäre seine neue Gestalt der Inbegriff der negativen Energie, die er in seiner scheinbar endlosen früheren Existenz gesammelt hatte. Als Schnitter auf den Feldern menschlicher Seelen hatte Azrael unzählige Leben genommen. Diese vielen Seelen wirkten nun wie eine Bürde und zogen ihn nach unten. Er hatte jetzt die Reißzähne eines Monsters und reagierte empfindlich auf Sonnenlicht, sodass er sich in den Schatten der Nacht verstecken musste. Doch am schlimmsten war, dass er sich nach Blut verzehrte.

»Bitte, Michael.« Azraels breite Schultern zitterten leicht, als er die Hände zu Fäusten ballte und sich die mächtigen Muskeln seines Oberkörpers anspannten und wölbten. Seine Haut war fahl, seine Haare hatten die Farbe der Nacht, und seine Augen waren wie die Sonne. Er wirkte wie ein einziger Widerspruch, als er die Zähne fletschte und seine blutigen Reißzähne entblößte. »Zwing mich nicht dazu, zu betteln.«

Michael zog die Beine an und stand auf. Er wich zu einem der wenigen Bäume in der Gegend zurück und öffnete den Mund, um die Bitte seines Bruders ein weiteres Mal zurückzuweisen, als Azrael sich plötzlich in Bewegung setzte.

Michaels Körper schlug hart gegen den Baumstamm, und das Holz hinter ihm splitterte. Er war schwächer als noch vor ein paar Minuten; der Blutverlust verlangsamte seine Reflexe. Er war zwar fähig, seine Wunden zu heilen, aber das Blut, das Azrael ihm nahm, konnte er nicht ersetzen.

Er hatte das schon mehrfach erlebt. Er und Azrael führten seit zwei Wochen jede Nacht denselben Kampf, und er wusste nicht, wie lange er noch fähig sein würde, diesen immer wiederkehrenden Kampf mit seinem Bruder auszutragen. Azrael war unglaublich stark. Auch halb verrückt vor Schmerzen, war er wahrscheinlich der stärkste der vier Engel. Und der Blutdurst machte ihn zu einem wahren Monster.

Das Leben auf der Erde war vollkommen anders. Bevor sie hier gelandet waren, hatten sie kein Unbehagen gekannt. Keinen Hunger. Keinen Durst. Diese Empfindungen waren Michael neu, aber welche Unannehmlichkeiten seine neue menschliche Gestalt auch mit sich brachte, Azrael litt offenbar noch tausendmal mehr. Seine Verwandlung war brutal und brachte ihn fast um.

Doch Michael würde nicht aufgeben. Nicht heute und auch in der Zukunft nicht. Er sammelte seine Kräfte, schob Azrael von sich und bereitete sich innerlich auf den nächsten sinnlosen Kampf mit seinem Bruder und besten Freund vor.

Irgendwo auf der Erde kämpften wahrscheinlich auch Uriel und Gabriel – entweder mit sich selbst oder gegeneinander. Oder beides. Michael musste sie suchen. Er musste sie finden und sie alle vier wieder zusammenbringen. Sie hatten schließlich einen Grund, auf der Erde zu sein. Sie waren gekommen, um die Frauen ausfindig zu machen, die der Alte Mann für sie geschaffen hatte. Sie waren auf die Erde gekommen, um ihre Sternenengel zu finden. Und sie hatten keine Chance, ihre Seelengefährtinnen zu finden, solange sie sich nicht gegenseitig gefunden hatten.

Noch schlimmer war, dass Michael wusste, dass sie nicht allein auf die Erde gekommen waren. Er wusste, dass jemand ihnen gefolgt war. Der Erzengel Samael. Und sie hatten allen Grund, ihn zu fürchten. Er war immer stärker als Michael und einst auch ein Liebling des Alten Mannes gewesen. Aber das war lange her, und jetzt, voller Eifersucht, war er auf die Erde gekommen, um die Sternenengel für sich selbst zu finden.

Samael hatte über die Jahre hinweg bewiesen, dass er ein charismatischer, kalter, kalkulierender und über alle Maßen gefährlicher Rivale war.

Michael wusste nicht, was geschehen würde, wenn Samael die Sternenengel zuerst fand. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, was passieren würde, wenn er und seine Brüder sie fanden, wie es ihnen bestimmt war. Er wusste nur mit hundertprozentiger Sicherheit, dass er nicht bereit war, die Geschehnisse dem Zufall zu überlassen. Jeder einzelne Sternenengel war zu wichtig. Er und die anderen waren zu lange einsam gewesen. Diese Frauen würden dem ein Ende setzen. Das bedeutete ihnen alles.

Es galt, keine Zeit zu verlieren. Michael biss erneut die Zähne zusammen, verengte die Augen zu Schlitzen und rollte die Ärmel hoch. Azrael stürzte sich wie der Blitz auf ihn, und wie Donner kam Michael ihm auf halber Strecke entgegen.

1

Er war gewarnt worden, oder nicht? Wieder und wieder.

Der Erzengel Uriel seufzte tief und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Dann biss er die Zähne zusammen und schaute wieder aus dem Fenster der Limousine. Geistesabwesend bemerkte er, dass der Wagen an mehreren Schaufenstern vorbeikam, die mit überlebensgroßen Plakaten des Blockbusters Ausgleichende Gerechtigkeit dekoriert waren. Es war Samstag, Spätnachmittag, und sie befanden sich in einer Kleinstadt. Die Läden waren geschlossen. Aber trotzdem waren die Plakate überlebensgroß. Er zuckte zusammen, als seine eigenen eisgrünen Augen ihn anstarrten, eingerahmt von bröckelnden Burgmauern, einem blitzdurchzuckten Himmel und seiner attraktiven Filmpartnerin, die sich an seinen muskulösen Arm klammerte.

»Himmel.« Er wandte den Blick ab und ließ sich tiefer in den Ledersitz sinken.

»Du solltest Gabriel besser nicht merken lassen, dass du auch nur die geringste Reue verspürst, denn sonst lässt er dich das nie vergessen.« Max Gillihan, Uriels Agent, saß ihm mit übereinandergeschlagenen Beinen und einem wissenden Lächeln gegenüber. Seine dunkelbraunen Augen glitzerten hinter seiner Brille mit Stahlgestell. Wie gewöhnlich trug er einen Straßenanzug in gedeckten Farben, und sein Haar war kurz und ordentlich geschnitten. Als er lächelte, blitzten seine weißen Zähne auf. »Niemals.«

»Erzähl mir was Neues«, murmelte Uriel leise.

Er war sich nur allzu bewusst, was sein Bruder von solcher Reue halten würde. Zumal dieser ihn diverse Male davor gewarnt hatte, in die Welt der Reichen und Schönen einzutreten. Er hatte seinen verdammten Kopf mit den schwarzen Haaren geschüttelt und ihm mit seinem schottischen Akzent gute Ratschläge gegeben. Er hatte Uriel vor der Berühmtheit genauso gewarnt wie davor, zu bekannt zu werden und in einer Welt zu leben, in der das eigene Gesicht überall an Plakatwänden hing. Die Erzengel waren unsterblich; sie alterten nicht. Welche Art von vorgetäuschter Katastrophe würde Uriel erfinden müssen, um die Welt nicht merken zu lassen, dass er in Jahrzehnten kein bisschen gealtert war? So ungern Uriel es auch zugab, Gabriel hatte recht gehabt. Obwohl er betrunken gewesen war, als er all das von sich gegeben hatte. Egal ob nüchtern oder nicht, Gabriel behielt immer recht.

Und das nervte Uriel unendlich.

»Außerdem solltest du es nicht bereuen, Uriel. Schließlich bist du Christopher Daniels, und der ist jetzt ein echter Filmstar«, erklärte Max unter Bezug auf Uriels Künstlernamen.

Uriel zog seine rechte Augenbraue hoch. Auf der Kinoleinwand trieb das Frauen fast in den Wahnsinn. »Und warum genau ist mir das wichtig?«, murmelte er.

Max warf den Kopf zurück und lachte. »Vor einem Jahr, als du den Vertrag für Ausgleichende Gerechtigkeit unterschrieben hast, war es dir ziemlich wichtig.«

Uriel verschränkte die Arme vor der Brust und wich Max’ Blick aus. Faktisch gestand er damit seine Niederlage ein.

Wieder lachte der Mann vor ihm leise, aber diesmal begleitet von einem leisen Kopfschütteln. »Zweitausend Jahre und nie irgendwelche Lorbeeren. Gönn es dir jetzt, Uriel. Du bist ein Erzengel, um Himmels willen. Du bist dazu bestimmt, im Rampenlicht zu stehen.« Er machte eine effektvolle Pause. »Richtig?«

»Wenn du so argumentierst, klingst du wie Samael«, gab Uriel zurück.

»Darauf wette ich. Er mag ja eine unglaubliche Nervensäge sein, aber du musst zugeben, dass er einen ziemlich guten Geschäftssinn hat.« Gillihans Lächeln schwand nicht. Der Mann hatte viele Talente. Er war Uriels Agent, und außerdem war er der Hüter der Erzengel. Und als Hüter war er ein sehr alter, sehr weiser Mann, trotz seines faltenfreien Gesichts und des jugendlichen Leuchtens in seinen schokoladenbraunen Augen.

Uriel schüttelte den Kopf. Er fühlte sich im Moment einfach seltsam fehl am Platz. Er war ein Erzengel – oder war es zumindest vor vielen Jahren gewesen. Vor ungefähr zweitausend Jahren, plus minus einem Jahrhundert, waren er und seine Brüder in die Welt der Sterblichen gekommen, um zu suchen, was der Alte Mann ihnen zugedacht hatte: die Sternenengel, ihre Gefährtinnen.

Uriel schloss die Augen, als seine Gedanken finster wurden. Er und seine drei Brüder hatten geglaubt, es wäre ganz einfach. Sie waren schließlich Erzengel. Für sie war noch nie etwas schwierig gewesen. Aber Jahrzehnte waren vergangen, dann ganze Jahrhunderte, und die vier Brüder fanden nicht den kleinsten Hinweis auf ihre perfekten weiblichen Gegenstücke. Stattdessen sahen sie sich in Körpern gefangen, die mehr Mensch waren als Erzengel. Sie empfanden menschliche Gefühle und fühlten menschlichen Schmerz. Nach einer Weile stellten sie fest, dass allein die täglichen Überlebensanstrengungen sie ständig von ihrer Suche nach den Sternenengeln ablenkten.

Michael hatte als Erster seinen Platz in der Menschenwelt gefunden. Er war der Krieger unter ihnen. Er schloss sich jeder Armee an, kämpfte in jedem Krieg, meldete sich für jede gefährliche Aufgabe, war Spion, Kampfpilot, Rebell. Er war von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt gezogen und hatte immer wieder sämtliche Freunde hinter sich gelassen, wenn die Zeit verging und klar wurde, dass er nicht alterte. Das Leben war hart, aber mit den Jahren hatte er sich angepasst, zusammen mit seinen Brüdern. Im Moment war Michael Polizist in New York City.

Gabriel, der frühere Himmelsbote, hatte seit ihrer Ankunft auf der Erde immer wieder in Schottland gelebt. Er fühlte sich zu der Gegend und ihren Bewohnern hingezogen, aber auch er musste sorgfältig auf die Zeit, die verging, achten. Ungefähr alle zwanzig Jahre verließ er voller Bedauern das Land der Distel und hielt sich eine Weile von dort fern. Er näherte sich im Moment dem Ende einer dieser Pausen und arbeitete als Feuerwehrmann in New York, nicht weit von Michael entfernt.

Azrael, der ehemalige Todesengel, blieb nicht an einem bestimmten Ort der Erde. Seine Existenz war noch schwieriger als die der anderen drei Brüder. Zuerst hatten sie nicht verstanden, was mit Azrael passiert war, als sie auf die Erde kamen. Er hatte sich auf grausame, schmerzliche Weise verändert. Aber inzwischen wussten die Erzengel, in was er sich verwandelt hatte. Sie wussten, was er war. Um genau zu sein, war er der Erste gewesen: der erste Vampir.

Und als solcher besuchte er jede Nacht eine andere Stadt. Er hielt sich in den Schatten; er nährte sich und zog weiter. Nie tötete er, wenn er sich nährte. Er nahm das Blut von aggressiven Betrunkenen und Drogensüchtigen und schützte so die Menschen, denen sie Gewalt angetan hätten. Er selbst wurde von der Verunreinigung ihres Blutes nicht beeinflusst.

So zog Azrael seit Jahrhunderten ständig umher. Doch in den letzten paar Jahren hatte er sein Verhalten ein wenig geändert. Jetzt stand er, wann immer er nicht schlief oder sich von einem ahnungslosen Menschen nährte, auf der Bühne – gekleidet in schwarzes Leder und mit einer schwarzen Augenmaske. Das war das Kostüm, das er trug, wann immer er seine Musik zur Aufführung brachte. Die Maske verbarg die obere Hälfte seines Gesichts vor den neugierigen Blicken von Millionen und Abermillionen kreischender Fans.

Azrael war der Maskierte, Frontsänger der berühmten Rockband Valley of Shadow, die vor ungefähr zehn Jahren die Welt im Sturm erobert hatte. Er hatte schon immer eine unglaubliche Stimme besessen. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes hypnotisierend und hatte ihn in kürzester Zeit an die Spitze der Hitparaden katapultiert.

Gelegentlich nährte sich Az von jemandem, der ihn als das erkannt hatte, was er wirklich war. Diese außergewöhnlichen Personen traten an ihn heran, weil sie erkannt hatten, dass Azrael ein Vampir war, und sie selbst auch zum Vampir werden wollten. Nur selten kam Azrael dieser Bitte nach. Doch ab und zu war er davon überzeugt, dass es richtig wäre, einen Sterblichen zu verwandeln. Dann nährte er sich eine bestimmte Anzahl von Malen von dieser speziellen Person – und die Verwandlung fand statt. Und über Tausende von Jahren addieren sich selbst die seltensten Gefallen auf. Ob Uriel es nun guthieß oder nicht, inzwischen durchstreiften eine ganze Menge Vampire die Welt und betrachteten Azrael als ihren Vater.

Uriel dagegen hatte nie das Gefühl gehabt, dass es in der Welt der Sterblichen eine Nische für ihn gab. Einst war er der Racheengel gewesen. Früher hatte er die unzähligen Frevler gezüchtigt, die der Alte Mann erschaffen und auf die Welt losgelassen hatte. Zusammen mit den Menschen waren die verschiedensten Tiere und Kreaturen entstanden. Einige dieser Kreaturen waren heute in der Welt der Sterblichen als Dämonen, Teufel, Ghule und Kobolde bekannt.

Als er noch im Gefilde der Erzengel gelebt hatte, war es Uriels Aufgabe gewesen, diese Wesen und die Menschen, die sich ihnen angeschlossen hatten, ausfindig zu machen. Aber jetzt, da er auf der Erde wandelte … war es nicht mehr so leicht, die Monster von den Menschen zu unterscheiden. Und außerdem war Bestrafung nicht mehr länger seine Aufgabe.

Immer noch kannte er den Unterschied zwischen Richtig und Falsch. Er hasste immer noch das Böse und hatte das Bedürfnis, die Unschuldigen zu beschützen. Aber es war nicht so leicht, einen Weg zu finden, wie er das in der Welt der Sterblichen tun konnte. Schließlich war er seine einstige Rolle so dermaßen leid gewesen, dass er beschlossen hatte, wenigstens einmal für eine Weile jemand anders zu sein. Und so hatte er sich bei einem Casting angemeldet, zu dem ein Zettel in einem Café in Kalifornien eingeladen hatte. Immerhin ging es bei der Schauspielerei genau darum: so zu tun, als wäre man jemand, der man gar nicht ist.

Und hier war er nun, in einer Limousine, auf dem Weg zu einer Autogrammstunde, weil er plötzlich ebenso berühmt geworden war wie sein Bruder Azrael als der Maskierte. Der Film Ausgleichende Gerechtigkeit war so über alle Maßen erfolgreich, dass man gleich noch das Buch zum Film herausgegeben hatte, und jetzt reisten die Schauspieler durchs gesamte Land und signierten unzählige Bände.

Vor den Fenstern rauschten die Gebäude jetzt langsamer vorbei, und der Wagen bog nach rechts in eine Einfahrt ab. Über Uriel schaltete sich der eingebaute Lautsprecher ein.

»Wir sind angekommen, Mr. Gillihan.«

Max setzte sich ein wenig aufrechter hin und nickte Uriel zu. »In Ordnung, so sieht es aus. Die Buchhandlung hat gesagt, dass sie heute mit ungefähr zweihundert bis fünfhundert Leuten rechnen …«

»Hier?« Uriel war sich sicher, dass seine Miene sein Erstaunen deutlich widerspiegelte. Schließlich war er ein Schauspieler, und sein Mienenspiel war ausdrucksvoll. »In dieser winzigen Stadt?«

»Teenies gibt es überall, Uriel«, erklärte Max ruhig. »Und wenn es um dich und deine falschen Reißzähne geht, kriechen sie noch aus dem letzten Loch, selbst wenn sie sich den Weg freibeißen müssen.«

»Nettes Bild.«

»Finde ich auch.« Gillihan lachte wieder.

Die Limousine hielt, begleitet von einem tiefen Donnergrollen, an. Uriel runzelte die Stirn. Es braute sich ein Sturm zusammen? Er hatte ihn nicht gespürt, und gewöhnlich konnte er das. Anscheinend war er zu sehr abgelenkt gewesen.

»Ich habe Nathan gesagt, dass er hinter dem Laden halten soll, damit wir ein wenig Vorbereitungszeit haben, bevor wir reingehen«, fuhr Gillihan fort, jetzt im Organisationsmodus.

»Hast du das gehört?«, unterbrach ihn Uriel.

Max wirkte irritiert. »Was? Den Donner?«

»Ja«, antwortete Uriel und spähte aus dem Fenster in die zunehmende Dunkelheit, während er seine Lederjacke anzog. »Hast du gespürt, dass sich ein Gewitter nähert?«

Max dachte einen Moment darüber nach. Dann warf er einen Blick aus dem Fenster, und die Falten auf seiner Stirn wurden ein wenig tiefer. »Um ehrlich zu sein, nein. Aber das hier ist der Südwesten. Die Stürme hier kommen aus dem Nichts und immer ganz plötzlich.« Er zuckte mit den Achseln und zog gleichzeitig ein paar neue Stifte und einen Ordner voller Fotos aus seiner Aktentasche. »Ich bin hier unten aufgewachsen.«

Uriel verdrehte die Augen. Max Gillihan war nirgendwo »aufgewachsen«. Er existierte einfach seit zweitausend Jahren. Aber aus irgendeinem seltsamen Grund wurde er nostalgisch, wann immer er eine neue Gegend besuchte, und bestand darauf, dort aufgewachsen zu sein.

»In einem kleinen Ort nicht weit von hier, um genau zu sein. Heißt Lovington. Vor dreißig Jahren war es nur ein winziger Fleck auf der Karte, und heute ist es sogar noch kleiner«, fuhr Gillihan fort und schüttelte den Kopf, während er fröhlich seine Lüge weiterspann. »Aber ich erinnere mich an die Stürme. Eines Sommers hat uns einer das Dach vom Haus gerissen.« Er übergab die Stifte an Uriel und wandte sich nach vorn, um dem Fahrer ein Zeichen zu geben.

»Warte.« Uriel hob die Hand. Gillihan hielt mit fragender Miene inne.

Uriel fühlte sich unbehaglich. Irgendetwas stimmte nicht. Das hier sollte einfach eine weitere Autogrammstunde sein … und trotzdem verriet ihm irgendetwas, dass dem nicht so war. »Ich bin noch nicht bereit.«

Max kniff die Augen zusammen und ließ sich wieder in den Ledersitz zurücksinken. »Du machst dich besser bereit, mein Freund. Denn es wird ein langer Abend.«

Uriel seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch das dichte braune Haar. »Und genau das brauche ich jetzt gar nicht.«

Eleanore Granger sah auf, als sie den Donner hörte. Sie hatte gewusst, dass der Sturm sich zusammenbraute. Sie lächelte leise. Sie wusste es immer.

Sie warf einen Blick auf die stetig anwachsende Menge vor der Eingangstür des Ladens und konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. »Sie hätten sich keinen schlimmeren Tag aussuchen können, oder?« Bald schon würde es anfangen zu regnen, und alle vor der Tür würden klatschnass werden.

Wahrscheinlich war es falsch, dass ihr das ein tiefes Gefühl der Befriedigung verschaffte. Aber sie war müde und frustriert, und sie war es unglaublich leid, in den Fenstern der Geschäfte überall die Plakate von Ausgleichende Gerechtigkeit zu sehen, während auf allen Fernsehsendern Interviews mit den Schauspielern liefen und in den Kaufhäusern Kleidung auftauchte, die rein zufälligerweise an das erinnerte, was die Leute in dem Film trugen.

Und all das nur, weil die Hauptdarsteller attraktiv waren.

Letzte Woche war ein Flugzeug mit 236 Passagieren über dem Pazifik abgestürzt, und die Nachrichten hatten das Ganze mit einer einzigen Stunde Live-Berichterstattung abgehakt, gefolgt von mehreren kurzen Infosendungen am Abend und am nächsten Morgen. Während das gut aussehende Gesicht von Christopher Daniels, dem Schauspieler, der in Ausgleichende Gerechtigkeit den Jonathan Brakes spielte, ständig über den Plasmabildschirm huschte, der über dem Kamin im Cafébereich des Buchladens hing. Ob nun in Filmtrailern, in Interviews oder in Nachrichtensendungen – seit zwei Wochen hatte sie das Gefühl, er wäre allgegenwärtig.

Und im Moment war sein Gesicht dort schon wieder zu sehen. Es war Samstag, Spätnachmittag, und Denna’s Day strahlte ein Interview mit dem Star aus. Ja, er war hinreißend. So viel musste Ellie zugeben, auch wenn sie es nur sich selbst eingestand. Der Schauspieler war groß, durchtrainiert und breitschultrig, und sein dichtes, dunkles Haar fiel in leichten Locken auf den Kragen seiner Jacke. Seine Nase war römisch, sein Kinn stark, aber nicht zu ausgeprägt, und egal ob mit Bartschatten oder glatt rasiert, man musste bei diesem Gesicht zweimal hinsehen.

Es sind seine Augen, dachte Ellie geistesabwesend.

Diese Augen. Christopher Daniels hatte die hellgrünsten Augen, die sie je gesehen hatte. Als sie ihn zum ersten Mal auf der Leinwand gesehen hatte, hatte sie gedacht, es wären Kontaktlinsen. Aber in einem Interview nach dem anderen wurde klar, dass es tatsächlich seine Augenfarbe war. Ellie hatte sogar ein paarmal von diesen Augen geträumt. Nicht, dass sie das je jemandem gegenüber zugegeben hätte.

Er war auf jeden Fall ein umwerfender Mann. Seine Stimme war sonor, und er bewegte sich mit fast unnatürlicher Eleganz. Ellie musste sich dazu zwingen, nicht auf die Plakate zu starren, die überall herumhingen – in Fenstern, auf Bussen, im Supermarkt.

Verzehrten sich die Frauen der Welt wirklich so sehr nach einem hübschen Gesicht? Sie selbst inklusive? Seit wann verdrängte ein gut aussehender Mann Tragödien aus den Nachrichten? Es war verrückt.

Ellie weigerte sich, sich diesem Wahnsinn anzuschließen. Zumindest, solange sie wach war.

Ein paar Regalreihen entfernt rauschte das Funkgerät an der Information, dann fragte jemand aus dem Lager, ob sie da war. Eleanore schob die letzten Bücher ins Regal und ging zu dem Tisch, um das Funkgerät zu nehmen. »Ich bin da, Shaun. Was ist los?«

»Die berühmten Gäste sind da. Aber sie sind vor der Hintertür vorgefahren statt vorn. Soll ich es Dianne oder Mark sagen? Was soll ich tun?«

»Ähm …« Eleanore dachte einen Moment nach. Warum sollten sie nach hinten fahren? Versteckten sie sich aus irgendwelchen Gründen? Wollten sie erst mit dem Manager sprechen? »Ich denke, du lässt sie eine Minute in Ruhe. Vielleicht müssen sie sich noch irgendwie vorbereiten. Wenn sie in fünf Minuten noch da hinten stehen, dann reden wir mit Dianne.«

»O mein Gott!«

Eleanore zuckte zusammen und drehte sich zu der Gruppe von drei Mädchen um, die hinter ihr am Eingang zur Science-Fiction-Abteilung standen. Eines der Mädchen zeigte auf Eleanore: »Ich habe Sie gehört! Christopher Daniels ist hier, oder?«

»Was? Nein, ich …«

»Ich habe den Kerl, Shaun, am anderen Ende gehört! Er hat gesagt, sie sind hinten vorgefahren!« Die Stimme des Mädchens senkte sich zu einem lauten, verschwörerischen Flüstern, und es drehte sich hektisch zu seinen zwei Freundinnen um. »O mein Gott, Mädels, wir können nach hinten gehen und ihn sehen, bevor irgendwer anders ihn sieht!«

»Wartet!« Aber bevor Eleanore auch nur darüber nachdenken konnte, wie sie das Trio aufhalten sollte, waren die Mädchen auch schon unterwegs. Sie schlängelten sich zur Eingangstür durch, wobei sie versuchten, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

»Verflixt.« Eleanore drückte den Knopf am Funkgerät und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Shaun, tust du mir einen Gefallen?«

»Sicher, Süße.«

»Wir haben hier jetzt die ersten Jonathan-Brakes-Fans, die sich auf Christopher Daniels’ Limo zubewegen. Kannst du sie bitte für mich aufhalten?«

Shaun schaffte es, schnell genug seinen Knopf zu drücken, dass Eleanore noch sein Lachen hörte. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«

»Danke.« Sie legte das Funkgerät zurück auf den Tisch und fuhr sich panisch durch die Haare. »Mist.« Für einen Moment schloss sie die Augen. Dann hob sie den Telefonhörer ab und rief ihre Chefin an. »Dianne, ich fürchte, ich muss nach hinten, um Daniels zu helfen. Die erste Gruppe von Fans verlässt gleich den Laden, um ihn schon draußen zu belagern.«

An dem tiefen Seufzen war abzulesen, dass Dianne nicht begeistert war. »Im Ernst? Die Kiddies vor der Tür haben es auch gerade bemerkt, und jetzt rennen sie ebenfalls nach hinten. Ich besorge jemanden, der kurzzeitig für dich die Stellung hält. Zieh los und hilf ihm«, antwortete sie und legte auf.

Eleanore wirbelte herum und ließ die Information hinter sich, um auf den Ausgang hinter den Toiletten zuzuhalten. Aber als sie an der Damentoilette vorbeikam, hörte sie das unverwechselbare Geräusch von jemandem, der sich übergab, und blieb wie angewurzelt stehen.

O nein, dachte sie. Da ist jemand krank.

Wieder erklang das Geräusch, doch diesmal folgte noch ein leises Wimmern und Schluchzen, das auf jeden Fall von einem Kind stammte. Nicht nur war der Person schlecht – es war auch noch ein Kind.

»Verflixt«, flüsterte sie. Warum gerade jetzt?

Sie warf einen Blick zu der verschlossenen Tür, dann auf den Schlüssel, der an einem Band von ihrem Hals hing. Sie musste eine Entscheidung treffen. Sie konnte losziehen, Christopher Daniels vor seinen Fans retten und damit den Buchladen vor einem scharfen Tadel und damit auch ihren eigenen Job.

Oder sie konnte stattdessen diesem Kind helfen.

Als Eleanore die Schwingtür zur Damentoilette aufschob, fiel ihr auf, dass sie eigentlich gar keine Wahl gehabt hatte.

Uriel starrte aus dem Fenster in den Regen und seufzte. Eine seiner Gaben war es, das Wetter vorherzusagen; er wusste schon eine gute Zeit vorher, was der Himmel so anstellen würde. Dieser Sturm allerdings war ohne Vorwarnung gekommen.

Das verwirrte Uriel. Vielleicht war er ja insgesamt abgelenkter gewesen, als ihm klar gewesen war. Er musste zugeben, dass er sehr beschäftigt gewesen war. Die Dreharbeiten für den zweiten Film waren anstrengend gewesen und hatten fast seine gesamte Zeit verschlugen. Das bisschen Zeit, das übrig blieb, wurde fast vollkommen von Werbeinterviews für den ersten Film aufgefressen. Dann kamen noch die Autogrammstunden und die Beantwortung der Fanpost hinzu und natürlich die Auftritte auf dem roten Teppich …

»Verdammt«, fluchte er plötzlich leise.

»Und ich dachte schon, du wärst endlich so weit, mir zu sagen, dass du jetzt reingehst und dich legst, wie du dich gebettet hast.« Gillihan seufzte. »Was ist jetzt los?« Er saß immer noch mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Sitz Uriel gegenüber, und seine Hände ruhten auf der perfekten Bügelfalte seiner Anzughose. Er zog eine Augenbraue hoch und wartete auf Uriels Antwort.

»Ich muss noch eine Begleiterin für Donnerstagabend finden.« An diesem Abend musste er in Dallas auf eine ›Gala‹.

»Frag eine der Tausenden von Frauen, die zu deinen Autogrammstunden kommen.«

»Das würde ich lieber nicht tun.« Uriel schüttelte den Kopf. »Es fühlt sich falsch an – als würde ich meine Fans gegeneinander aufhetzen oder etwas in der Art.«

»Oh, hör dir doch mal selbst zu.« Gillihan verdrehte die Augen.

Uriel legte den Kopf schräg, und ein warnendes Glitzern erschien in seinen Augen.

Gillihan seufzte wieder. »Du und deine Brüder. Ihr macht mehr Ärger, als ihr wert seid. Ihr wolltet das – erinnerst du dich? Ihr habt Stein und Bein geschworen, dass ihr es einfach machen müsst.« Max lehnte sich vor und stemmte die Ellbogen auf die Knie. »Ich wette, ihr erinnert euch nicht mal daran, warum ihr überhaupt hierhergeschickt worden seid.« Er schüttelte den Kopf und betrachtete Uriel über seine Brille hinweg.

Uriel runzelte die Stirn. »Nach Texas?«

Wieder schüttelte Max den Kopf. »Auf die Erde, du Genie. Kaum vergehen ein paar mickrige tausend Jahre, und schon seid ihr so tief in dem ganzen Menschsein versunken, dass ihr völlig vergesst, worum es eigentlich geht.«

»Ich habe es nicht vergessen«, gab Uriel entschieden zurück. Und es stimmte. Er hatte nicht vergessen, warum er und seine Brüder vor zweitausend Jahren Menschengestalt angenommen hatten und man ihnen erlaubt hatte, auf der Erde zu weilen. Es war nur, dass er nun schon so lange suchte, ohne auch nur einen einzigen Hinweis auf einen der Sternenengel gefunden zu haben, dass er inzwischen an einem Punkt war, wo er an den meisten Tagen nicht mal mehr daran dachte.

Das war alles.

»Zumindest könntest du aufhören zu jammern und deine immer sinnlosere Existenz fortführen, ohne mir weiteren Ärger zu machen«, erklärte Gillihan ihm kühl.

Gillihans Worte klangen grob, und so waren sie auch gemeint. Aber Uriel wusste in seinem tiefsten Innern, dass es nicht der Fehler des Hüters war. Er war genauso lange hier unten wie Uriel und seine Brüder. Das war eine sehr lange Zeit, wenn man nichts erreichte und somit auch kein Gefühl der Erfüllung empfand – selbst für einen Unsterblichen.

»Es tut mir leid, Max«, meinte Uriel leise.

Gillihan setzte sich aufrechter hin. »Wirklich?«

»Du hast recht.« Uriel zuckte mit den Schultern und schlug sich auf die Oberschenkel. »Worüber beschwere ich mich eigentlich? Die Frauen laufen mir nur so nach. Ich sollte glücklicher sein als ein Schwein in der Suhle.« Er lächelte das Lächeln, das Frauen auf den Kinosesseln fast in Ohnmacht fallen ließ. »So sagen sie doch hier unten, oder?«

Max lachte. »Na ja, früher haben sie das gesagt. Aber immerhin.« Er schüttelte den Kopf und drehte sich auf seinem Sitz, um den Arm durch die Öffnung zwischen ihrer Kabine und dem Fahrersitz zu strecken. Er wollte Nathan gerade sagen, dass er wieder vor den Laden fahren sollte, als ein Kreischen seine Aufmerksamkeit auf das lenkte, was jenseits des Fensters geschah.

Uriel sah ebenfalls hin. Und riss die Augen auf. »Ist das, wofür ich es halte?«

»Ich fürchte ja«, antwortete Gillihan.

»Sie blockieren die Ausfahrt«, sagte Uriel, und in seiner Stimme schwang Entsetzen mit.

Sie hatten keine Zeit, sich einen Plan zurechtzulegen. Er konnte entweder im Wagen sitzen bleiben und auf die Polizei warten, oder er konnte aus dem Auto fliehen und weglaufen. Und zwar sofort!

Uriel riss die Tür der Limousine auf und sprang vom Rücksitz. Er hörte, dass Max hinter ihm etwas rief, aber er ignorierte den Hüter und hielt direkt auf den Buchladen zu.

Später, im Rückblick, dachte er, dass es eigentlich eine ziemlich seltsame Entscheidung gewesen war, zu dem Buchladen zu laufen und nicht von ihm weg. Besonders, wenn man bedachte, dass die Masse von Teenie-Mädchen, die auf ihn zurannten wie ein mittelalterlicher Lynchmob, genau aus diesem Laden kam.

Allerdings dachte er in der Situation selbst kaum. Die Mädchen ergossen sich um die Ecke, hinter der der Eingangsbereich des Ladens lag, sodass er freie Bahn zur Hintertür hatte, und es war sein Instinkt, der Uriel über den Parkplatz auf die geschlossene Hintertür zutrieb. Seine übermenschliche Stärke erlaubte ihm, die Tür gegen den Widerstand des Schlosses aufzureißen und hineinzustürzen.

Er spürte, dass die Alarmanlage sich anschalten wollte, und benutzte seine Kräfte, um sie zum Schweigen zu bringen, bevor er die Tür hinter sich zuschlug und sicherstellte, dass sie sich dabei ein wenig verzog und die Mädchenmassen zurückhielt.

Die Teenies draußen erreichten die Tür genau in dem Moment, als sie sich schloss, und trommelten wütend mit den Fäusten gegen das Metall. Sie wurden klatschnass dort draußen. Auch er selbst war mehr als nur ein wenig feucht.

Er fragte sich, ob sie sich wohl bei ihrem Sturm auf die Tür auch gegenseitig verletzten. Er hoffte es nicht. Aber was auch immer geschah, allein die schiere Zahl der Mädchen sprach dafür, dass die Tür nicht lange geschlossen bleiben würde. Sie mussten nur zusammenarbeiten, und schon wäre sie offen.

Uriel ließ die Toiletten zur Linken liegen und ging mit großen Schritten in Richtung der Science-Fiction-Abteilung am Ende des Ganges. Dann hielt er an und verzog das Gesicht. Die nächste Mädchenmenge, noch größer als die erste, belagerte den Eingang des Ladens. Es mussten Hunderte sein … vielleicht sogar mehr.

Die Tür hinter ihm ächzte.

Uriel dachte schnell nach und huschte in die Damentoilette. Sobald er drin war, schloss er die Augen, drückte sich mit dem Rücken an die Wand hinter der Tür und lauschte. Die rückwärtige Tür des Buchladens flog auf, und er konnte hören, wie die vielen Mädchen den Flur stürmten. Sie rannten vorbei, und ihre nassen Sneaker quietschten auf dem Linoleum.

»Sie können Ihr Skript auswendig lernen, und der Film, in dem Sie der Star waren, wurde auch als Buch vermarktet, also gehe ich davon aus, dass Sie lesen können.«

Uriel riss die Augen auf und entdeckte ein paar Schritte vor sich eine Frau und ein kleines Mädchen. Sie standen neben der Tür zur ersten Kabine.

»Offensichtlich habe ich mich geirrt«, fuhr sie fort. »Denn Sie haben die Damentoilette mit der Toilette für unglaublich berühmte Sexsymbole verwechselt – sie ist eine Tür weiter.«

Uriels Herz stand still. Seine Kinnlade fiel nach unten.

Es konnte nicht wahr sein, was er in diesem Moment sah. Er konnte nicht fühlen, was er gerade fühlte. Nicht jetzt. Nicht hier, auf einer Toilette – nach zweitausend Jahren. Er war doch nicht draußen im Regen ausgerutscht und hatte sich den Kopf angeschlagen?

Nein, das war unmöglich. Er war so ziemlich unbesiegbar. Ein Schlag auf den Kopf hätte ihm höchstens die Laune verdorben, aber keinen echten Schaden zugefügt.

Sie stand wirklich dort vor ihm. Sie war real. Er konnte sie sehen, hören – er konnte sie sogar riechen. Sie duftete nach Shampoo und Seife und Lavendel.

Himmel, dachte er, unfähig, seine Augen davon abzuhalten, an ihrem gesamten Körper erst nach unten und dann wieder nach oben zu gleiten. Sie war alles, was er sich je vorgestellt hatte, von ihrem großen, schlanken Körper bis zu dem langen tiefschwarzen Haar und diesen indigoblauen Augen, die ihn an eine Nacht in der Milchstraße denken ließen. Ihre Haut war wie Porzellan. Ihre Lippen waren voll und rot und umrahmten perfekte weiße Zähne. Sie war ein Engel.

Sie war sein Sternenengel. Und sie … starrte ihn böse an?

Er runzelte die Stirn.

Die Tür hatte sich geschlossen, und Christopher Daniels hatte offensichtlich gehört, was sie gesagt hatte, aber er stand einfach nur wie angewurzelt da. Eleanore verstand nicht warum. »Mr. Daniels, kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte sie.

Sie musste sich selbst eingestehen, dass sie vollkommen und bis ins Mark überrascht gewesen war, als Daniels plötzlich in die Toilette trat. Er war im echten Leben tatsächlich noch attraktiver als auf den Tausenden von Pressefotos in den Medien. Und das konnte doch wohl nicht sein, oder? Sollten da nicht Massen und Massen von Make-up im Spiel sein? Spezielle Lichteffekte? Hatten Schauspieler im realen Leben nicht Akne und Narben und Falten und ungefärbt nachwachsende Haarwurzeln?

Auf jeden Fall sollten die Augen eines Schauspielers im echten Leben nicht so glühen, wie sie es in den Filmen taten. Aber Christopher Daniels’ Augen taten das. Es war schon fast unheimlich, wie intensiv sie waren. Sofort stiegen Erinnerungen an ihre Träume in ihr auf. Es waren immer seine Augen, die sie sah, kurz bevor sie aufwachte. All diese Plakate, die überall angeklebt waren, wurden diesen Augen nicht gerecht. Sie hatten die Farbe von arktischen Eisbergen, ein so helles, helles Grün, dass sie irgendwie … übermenschlich wirkten. Sie waren unglaublich schön.

Sie stand im Vorraum einer Toilette, Auge in Auge mit einem Schauspieler, der im wahrsten Sinne des Wortes der attraktivste Mann war, den sie je gesehen hatte. Und trotzdem starrte er sie an, als wäre sie hier der umwerfende Filmstar.

Und so war sie mehr als nur ein bisschen überrascht, dass sie selbst sich keineswegs schwach fühlte und auch keinen Drang verspürte, ihn anzuhimmeln, wie alle anderen Frauen auf der Welt es scheinbar taten, sondern dass ihr erster Instinkt gewesen war, ihm Paroli zu bieten. Sie hatte keine Ahnung, weswegen. Weil er in die Damentoilette gekommen war, wahrscheinlich. Ausgerechnet! Was für ein Verbrechen war das denn bitte schön?

Eleanores Unterbewusstsein kannte die Wahrheit. Sie war natürlich nicht wütend auf ihn, weil er sich in der Tür geirrt hatte. Sie war wütend auf ihn, weil er war, wer und was er war. Umwerfend – und berühmt.

Offensichtlich versteckte er sich. Das war deutlich zu erkennen. Und den Geräuschen der kichernden Schulmädchen jenseits der Tür nach zu urteilen, hätte sie gewettet, dass er sich vor seinen Fans versteckte. Was für eine Frechheit! Erst kämpften diese Kerle mit Zähnen und Klauen darum, eine Fangemeinde zu bekommen, und dann lehnten sie die Massen ab, die sie liebten.

War das nicht lächerlich?

Jennifer, das kleine Mädchen, dessentwegen sie überhaupt hier in der Toilette war, hatte sie völlig vergessen. Aber Jennifer hatte Daniels ebenfalls bemerkt. Sie zog ihre Hand aus Eleanores und meldete sich zu Wort. »Miss Ellie hat meinen Bauch besser gemacht!«, verkündete sie vollkommen zusammenhangslos. »Ich habe gespuckt, aber sie hat meinen Bauch berührt, und da hat es aufgehört.«

Eleanore wurde bleich. O nein, dachte sie. Sei still, sei still, sei still – sag kein Wort mehr!

»Das ist gut«, fuhr Jennifer mit einem überzeugten Nicken fort, »weil ich noch mehr spucken wollte nach dem Spucken.« Jennifer war ungefähr fünf Jahre alt, aber scheu war sie nicht. Sie verzog das Gesicht und machte eine Geste mit ihren kleinen Händen, als wollte sie diese Erinnerung wegschieben. »Es war so widerlich.«

Eleanore fühlte, wie sie noch bleicher wurde. Sie löste ihren Blick von dem berühmten Schauspieler und starrte stattdessen an die Wand. Sie musste sich zusammennehmen. Sie musste mit dieser Situation umgehen – die Kontrolle zurückgewinnen.

Schließlich rollte sie einmal die Schultern und sah ihn wieder an.

Sie blinzelte. Er starrte sie immer noch mit tiefster Faszination an. Das war doch Faszination, oder? Nicht Amüsement? Vielleicht war sie einfach verrückt geworden …

»Mr. Daniels, ich werde jetzt Jennifers Eltern finden, und dann verkünde ich nur zu gern Ihre Ankunft über die Lautsprecheranlage, wenn Sie das möchten …«

Daniels stieß sich von der Wand ab und kam auf sie zu. Seine Motorradstiefel klangen dumpf auf dem Linoleum. Es klang gefährlich. Eine warmes, erotisches Gefühl der Warnung breitete sich in Eleanores Körper aus.

»Du bist der Grund dafür, dass es stürmt«, sagte er. »Jetzt ergibt es endlich Sinn.«

Eleanores Welt kippte für einen Moment, und Furcht überkam sie. Sie bekam einen Tunnelblick. »E-entschuldigung?«, fragte sie. Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren schwach.

Worüber spricht er? Er kann es nicht wissen.

Fast hätte sie den Kopf geschüttelt. Sie dachte darüber nach, zurückzuweichen, weil sie plötzlich mehr Raum um sich wollte. Aber eine winzige Hand umklammerte die ihre, und sie konnte nicht entkommen.

»Du bist ein Mann, und hier ist das Klo für Mädchen«, sagte die kleine Jennifer.

Christopher Daniels sah auf das Kind herab. Jennifer hatte die Nase gerümpft und starrte ihn missbilligend an. Der Schauspieler schien einen Moment nachzudenken, dann sah er wieder zu Eleanore.

»Ellie«, sagte er leise.

Eleanore schluckte schwer. Ihr Mund war plötzlich staubtrocken. »Ich heiße … Eleanore«, stammelte sie. Und dann, als ihr aufging, dass sie ihm gerade ihren Namen verraten hatte und es wahrscheinlich besser gelassen hätte, wandte sie den Blick ab und schüttelte den Kopf. »Mr. Daniels«, versuchte sie es wieder. »Entschuldigen Sie mich. Ich sollte dringend Jennifers Eltern finden. Sie hat sich gerade eben übergeben.«

Sie schob sich an ihm vorbei, um die Tür zu öffnen, und für einen Moment schien sich die Luft um sie zu verdichten; plötzlich fühlte sie sich beengt und verwirrt. Sie konnte spüren, wie er sie beobachtete, und er machte keinerlei Anstalten, ihr aus dem Weg zu gehen. Seine Nähe war elektrisierend und entwaffnend, sein Körper groß und muskulös und unglaublich real. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als sie die Tür öffnete und in den Flur trat.

Aber sobald sie an ihm vorbei war, ging sie so schnell wie möglich mit der Fünfjährigen an der Hand davon. Allerdings war das nicht besonders schnell. Sie hörte Schritte hinter sich und warf einen Blick zurück, nur um festzustellen, dass Daniels ihr folgte. Er hielt mühelos mit ihr Schritt, und um seine Lippen spielte ein kleines, entschlossenes Lächeln.

Christopher Daniels geht hinter mir, dachte Eleanore. Der berühmte Schauspieler Christopher Daniels geht hinter mir! Wahrscheinlich starrt er mir auf den Hintern. Sie unterdrückte ein Stöhnen. Als würde das eine Rolle spielen!

Sie war sich nicht sicher, wie ihr Po aus diesem Blickwinkel aussah; sie hielt sich morgens selten lange vor dem Spiegel auf. Und die Tatsache, dass es sie interessierte, ob sie ihm gefiel, jagte ihr fast genauso viel Angst ein wie der Umstand, dass er sie ansah. Starrte er auf ihren Hintern?

Natürlich starrt er meinen Hintern an, dachte sie. Er ist ein Kerl! Das tun sie nun einmal!

Sie tadelte sich innerlich selbst für diese pubertären Gedanken und fragte sich einmal mehr, was er mit seinem Sturm-Kommentar gemeint hatte. Wusste er, dass sie den Sturm verursacht hatte? Und wenn ja – woher?

Auf keinen Fall, dachte sie. Er muss etwas anderes gemeint haben.

Eleanore hielt neben der Information an und beugte sich vor, um in Jennifers kleines Ohr zu flüstern.

»Das ist unser Geheimnis, okay?«, sagte sie und klammerte sich an die unrealistische Hoffnung, dass das Kind die Dringlichkeit in ihrer Stimme verstand.

Jennifer sah auf, dann warf sie einen kurzen Blick zu Daniels, der ein paar Schritte entfernt mit verschränkten Armen und gleichzeitig amüsiertem und verwirrtem Gesichtsausdruck an einem Bücherregal lehnte. Schließlich nickte sie und lächelte Eleanore an. Ellies Ängste ließen etwas nach.

Eleanore richtete sich auf und wandte sich dem Mikrofon zu. Sie sah, wie Daniels an den Regalen vorbei zu der Menge beim Eingang spähte. Eine Frau in einem Kostüm, die ein Namensschild an der Bluse trug, warf einen nervösen Blick auf ihre Uhr und stellte sich auf die Zehenspitzen, als suchte sie jemanden. Sie fragte sich offenbar, wo ihr Star blieb.

In der Nähe stand ein Mann im Anzug. Er drängte sich durch die Menge hindurch. Eleanore fragte sich kurz, wer er war, aber dann ließ sie den Gedanken fallen und machte über die Lautsprecher die Durchsage, mit der sie Jennifers Eltern ausfindig machen wollte.

Danach beschäftigte sich mit dem gestresst wirkenden Paar, das sofort auftauchte und vor Jennifer in die Knie ging, um sie zu trösten. Jennifers Mutter nahm die Kleine auf den Arm, und dann verschwanden die drei nach einem kurzen Dank an Ellie aus dem Laden.

Jetzt drehte Ellie sich zu Daniels um, der immer noch an dem Regal lehnte und sie beobachtete. Doch schon in der nächsten Sekunde richtete er sich auf, überbrückte den Abstand zwischen ihnen mit zwei großen Schritten und nagelte sie an der Information fest, indem er zu beiden Seiten ihres Körpers einen starken Arm auf die Theke stemmte.

Eleanore atmete scharf ein, und ihr Herz machte einen Sprung.

»Ich muss am Donnerstagabend zu dieser großen Party. Begleite mich«, sagte er. Er war ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte, einen Hauch von Lakritz und Minze.

»W-wa…«, stammelte sie. Sie schluckte, dann versuchte sie es noch mal. »Was?«

Sie hörte ein leises Knirschen und sah nach unten, um festzustellen, dass er die Theke nun fester gepackt hielt. Sie wandte sich ihm wieder zu und beobachtete, wie sein Blick zwischen ihren Augen und ihrem Mund hin und her glitt.

»Ellie«, sagte er, als wollte er ihren Namen kosten. »Es ist so«, fuhr er leise fort. »Ich brauche eine Begleiterin für eine große Werbeparty in Dallas. Eine Gala. Ich kenne niemanden in Texas. Du warst freundlich genug, mir zu erlauben, dass ich mich auf der Damentoilette verstecke.« Er lächelte sein unglaublich charmantes Lächeln. »Und ich weiß das zu schätzen«, fügte er hinzu. »Also würde ich mich geehrt fühlen, wenn du nächste Woche Donnerstag meine Begleitung wärst.«

Es kostete Eleanore ein paar Sekunden, das zu verarbeiten. Ein Teil von ihr konnte es einfach nicht glauben. Hier stand sie, von Christopher Daniels an ihrer eigenen Information in die Enge getrieben, und er bat sie um eine Verabredung. Aber trotz der scheinbar unmöglichen Situation wusste sie, dass sie nicht träumte. Es fühlte sich einfach alles zu real an.

Er war so groß. So hochgewachsen und … er wirkte durchtrainiert, überall. Und seine Nähe stellte seltsame Dinge mit ihr an. Er roch gut. Das Leder seiner Jacke und der Duft seines Aftershaves verbanden sich zu einer berauschenden, aufreizenden Mischung. Jeder Zentimeter von ihm strahlte pure Männlichkeit aus, von seinem starken Kinn bis zu seiner sanften, entschlossenen Stimme.

»Du antwortest nicht«, sagte er und warf wieder einen Blick auf ihre Lippen. Er schien sich noch näher zu ihr zu beugen, und Eleanore hatte das Gefühl, kaum mehr atmen zu können. »Bedeutet das, dass du darüber nachdenkst?«

Himmel, ich falle auf diesen Trottel rein. Ich habe ihn gerade erst kennengelernt, und schon bin ich übel verschossen.

Sie schluckte mühsam. Dann, während sie in diese Augen mit der unglaublichen Farbe starrte, fragte sie sich, mit wie vielen Frauen er in letzter Zeit dasselbe gemacht hatte. Er war ziemlich gut darin.

Er ist ein Schauspieler, erklärte sie sich selbst. Natürlich ist er gut darin.

Das war ein ernüchternder Gedanke. Sie konnte spüren, wie ihr Blick hart wurde. Er schien es zu bemerken, denn in seinen Augen blitzte es, und er kniff sie ein wenig zusammen.

»Sie meinen das ernst«, sagte sie leise. »Sie wissen nicht das Geringste über mich und wollen trotzdem, dass ich einfach so mit Ihnen ausgehe – in einer anderen Stadt.«

»Ich weiß genug«, erklärte er schlicht. »Und ich möchte wirklich, dass du mit mir ausgehst.« Er hielt für einen Moment inne, dann fügte er bedeutungsschwer hinzu: »Ich wünsche es mir sogar sehr.«

Sie starrte ihn mehrere Herzschläge lang einfach nur an. Dann, bevor ihr wirklich klar war, was sie da tat, schnappte sie sich auch schon das Mikrofon und drückte auf den entsprechenden Knopf.

Daniels schien genauso überrascht wie sie selbst und beobachtete nur, wie ihr Mund sich dem Mikrofon näherte.

»Liebe Gäste, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit! Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen zu verkünden, dass der Star des Abends, Mr. Christopher Daniels, jetzt hier ist und gleich nach vorn kommt, um all seinen geschätzten Fans Autogramme zu geben.«

Jubel erklang aus dem vorderen Teil des Ladens und verbreitete sich zwischen den Regalreihen. Daniel sah auf und bewegte sich keinen Zentimeter. Sie war immer noch zwischen seinen Armen gefangen.

Eleanore sah über die Schulter und bemerkte im vorderen Teil des Ladens hektische Betriebsamkeit.

Als sie ihn wieder ansah, hatte Christopher vor Ärger die Zähne zusammengebissen. Aber seine eisgrünen Augen hefteten sich wieder auf Eleanores Gesicht und zogen ein weiteres Mal ihren Blick auf sich. Er atmete einmal tief durch und schien die Situation abzuwägen.

Dann lächelte er, richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. Eleanore blieb einfach stehen und beobachtete ihn wachsam. Für einen Moment glitten seine Augen über ihren Hals und ihre Schultern, bevor er sie wieder hob. Sie hätte schwören können, dass sich auf seinem gut aussehenden Gesicht Unentschlossenheit abzeichnete. Er wirkte, als wäre er in Versuchung, sie einfach zu packen, sie sich über die Schulter zu werfen und mit ihr zu verschwinden.

»Es war mir ein Vergnügen, dich zu treffen, Ellie«, sagte er stattdessen und sah ihr ein letztes Mal tief in die Augen. »Wir sehen uns bald wieder.«

Und damit drehte er sich um und stiefelte in Richtung seiner Fans davon.

Eleanore blieb wie betäubt stehen. Sie beobachtete seinen Abgang, und nachdem er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, lauschte sie. Fast sofort erklangen ekstatische Begrüßungsrufe. Sie waren verrückt nach ihm.

Und jetzt verstand sie auch, warum.

Er hat mich eingeladen, dachte sie. Der umwerfend gut aussehende, berühmte Filmstar aus Ausgleichende Gerechtigkeit will mich ausführen.

Ein Teil von ihr wollte von diesem Gedanken begeistert sein. Aber da gab es auch noch diesen anderen Teil, der es besser wusste. Dieser andere Teil war es gewesen, der sie dazu gezwungen hatte, den Wortwechsel so kurz wie möglich zu halten und stattdessen seine Ankunft zu verkünden. Denn dieser Teil von ihr hatte das Gefühl, dass Christopher Daniels nicht das war, was er zu sein vorgab. Nicht nur auf der Leinwand – sondern im wirklichen Leben.

Er weiß etwas, dachte sie.

Sie wusste nicht, wie das möglich sein sollte; selbst die Idee war schon unglaublich seltsam. Aber irgendwoher schien Christopher Daniels zu wissen, dass Eleanore den Sturm verursacht hatte. Er hatte es ihr quasi gesagt. Du bist der Grund dafür, dass es stürmt, hatte er gesagt. Sie hätte einen Dollar darauf gewettet, dass er nach Jennifers unpassendem Kommentar auch ahnte, dass sie Heilkräfte besaß.

Und jetzt kannte er auch ihren Namen und wusste, wo sie arbeitete.

Es vergingen noch ein paar Sekunden, doch schließlich entspannte Eleanore sich ein wenig und ließ sich gegen die Theke sinken. Sie schloss die Augen und fuhr sich mit zittriger Hand durch das lange Haar.

Das Leben war für ihren Geschmack gerade ein wenig zu interessant geworden. Vielleicht war es wieder Zeit für einen Umzug.

2

Sie hätte den Regen davon abhalten können, sie zu treffen, wenn sie es gewollt oder auch nur daran gedacht hätte, aber beides traf nicht zu, als Eleanore aus der – aufgebrochenen – Hintertür des Ladens zu ihrem Wagen auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude rannte. Schnell schloss sie mit der Fernbedienung auf, riss die Tür auf und glitt hinein, um sofort die Tür hinter sich zuzuwerfen. Dann blieb sie einfach sitzen und starrte auf den Hintereingang ihrer Arbeitsstätte, während sie sich fragte, ob sie den Laden je wiedersehen würde.

Vor den Fenstern ihres Wagens war es dunkel. Christopher Daniels gab jetzt schon seit Stunden Autogramme. Es war acht Uhr abends, und der Laden würde erst um elf Uhr schließen. Sie fragte sich, wo er wohl dann hingehen würde. In sein Hotel? Wo lag sein Hotel?

In diesem Moment war ihr Kopf erfüllt von unzähligen Fragen – und auf keine von ihnen gab es eine Antwort. Sie seufzte tief und legte die Stirn auf das Lenkrad. Dann schloss sie die Augen.

Wenn sie von hier verschwand, wäre das der dreizehnte Umzug in den letzten vier Jahren. Sie fing bereits an, von Häusern zu träumen, die seltsame Mischungen aus den verschiedenen Wohnungen waren, in denen sie gelebt hatte – seltsame Verschmelzungen verschiedener Stile, die eine Art gewagtes Hexenhaus bildeten. Die Häuser wirkten immer zerbrechlich und bewegten sich bei jeder Windböe.

Und gerade so fühlte auch sie sich: zerbrechlich.

»Was soll ich nur tun?«

War Christopher Daniels Anlass genug, schon wieder umzuziehen? Stellte er wirklich eine Bedrohung für sie dar? Selbst wenn er irgendwoher wusste, dass sie den Sturm verursacht hatte, und selbst wenn er außerdem herausgefunden hatte, dass sie heilen konnte – sie hatte nicht vor Daniels selbst Angst. Es ging um die Berühmtheit, die mit ihm kam. Er wurde auf Schritt und Tritt verfolgt, stand immer im Licht der Öffentlichkeit. Wenn diese Art von Aufmerksamkeit sich auch auf sie ausweitete, konnte das eine Katastrophe bedeuten.

Eleanore seufzte wieder und ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie könnte ihre Eltern anrufen. Aber wenn das hier wirklich der Anfang der nächsten gefährlichen Situation war, dann wären ihre Eltern besser dran, wenn sie nicht davon hörten. Sie wollte sie nicht länger mit hineinziehen. Sie hatten das Recht, sich herauszuhalten. Und es wäre sicher gut für sie, zu glauben, dass ihre Tochter endlich einen Ort gefunden hatte, an dem sie friedlich leben konnte.

Gott wusste, dass sie ihren Beitrag schon geleistet hatten. Als sie klein war, hatte sie allein ihre Kindergartenzeit in drei verschiedenen Städten verbracht, bis ihren Eltern klar geworden war, dass sie die Sache falsch anpackten, und sie angefangen hatten, sie mit Unterstützung von gut bezahlten Hauslehrern selbst zu unterrichten. Damals war es sehr schwierig gewesen, weil sie bei Weitem nicht so sorgfältig darauf geachtet hatte, wo und wann sie ihre Gaben einsetzte. Und Kinder gaben gern an. Das war auch ein Teil des Problems gewesen. Der andere Teil resultierte daraus, dass ihre Kräfte sich in ihrer Kindheit noch entwickelten und sie oft zufällig ans Licht kamen.

Und das endete immer in einer Szene.

Wie das eine Mal, als sie fünf gewesen war und angefangen hatte, im Supermarkt Dinge in den Einkaufswagen zu legen, von denen ihre Mutter ihr schon gesagt hatte, dass sie sie nicht haben durfte. Das taten natürlich viele Kinder, aber die wenigsten taten es per Telekinese.

Und dann der Campingausflug mit ihren Eltern – bei dem sie mit einem einzigen Gedanken die Flammen des Lagerfeuers in das umliegende Buschland geschickt hatte. Sie hatte einfach sehen wollen, wie das Feuer tanzte. Hätten ihre Eltern nicht erkannt, was los war, und sie davon überzeugt, das Feuer wieder unter Kontrolle zu bringen, hätte es in einer Katastrophe enden können.

Und es hatte auch eine ziemliche Szene gegeben, als sie mit ihren Stofftieren einen Regentanz aufgeführt hatte, der tatsächlich dafür sorgte, dass es regnete – und zwar hauptsächlich deswegen, weil sie es eine Woche lang jeden Tag tat, um die Blumen zu gießen, die sie und ihre Mutter gepflanzt hatten.

Schließlich gewöhnten sich ihre Eltern – mehr oder weniger – an die ständigen Überraschungen und verbuchten sie als Teil des Wunders ihrer sich ständig wandelnden Tochter. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass es einfach für sie war, Ellie großzuziehen.

Und irgendwann bekamen sie Angst, dass die besonderen Fähigkeiten ihrer Tochter von jemand Mächtigem – und vielleicht nicht allzu Nettem – bemerkt werden könnten, der diese Gaben zu seinem eigenen Vorteil würde einsetzen wollen. Nach einer Weile wurde ihnen klar, dass tatsächlich jemand hinter ihr her war. Aber sie wussten nicht, wer es war. Sie kamen nach Hause zurück, nur um festzustellen, dass jemand die Schlösser aufgebrochen hatte. Seltsame Autos mit illegal geschwärzten Fenstern standen im Leerlauf in benachbarten Straßen. Sie hatten so ihren Verdacht; Ellies Gaben waren sehr verlockend. Waren es Agenten der Regierung? Gehörten sie zu einer terroristischen Vereinigung? Sie hatten nicht genug Beweise, um auch nur eine dieser Theorien zu bestätigen oder zu verwerfen. Allein der Gedanke, dass ihre Tochter von jemandem benutzt werden würde, der ihr die Freiheit nehmen wollte, eigene Entscheidungen zu treffen und ihr eigenes Leben zu leben, war für sie kaum zu ertragen. Also wurde es das oberste Ziel in ihrem Leben, weitere Aufmerksamkeit von Ellie fernzuhalten, egal, wessen Interesse sie jetzt schon erregt hatte.

Sie zogen regelmäßig um und blieben nie irgendwo allzu lange. Sie ließen Eleanore nie in eine öffentliche Schule gehen. Sie brachten ihr bei, vorsichtig und jederzeit bereit zu sein, von einem Moment auf den anderen ihr gegenwärtiges Leben hinter sich zu lassen.

Und während jetzt der Regen auf das Dach ihres Wagens trommelte, dachte sie an einen ähnlich regnerischen Tag vor zehn Jahren zurück. Sie war fünfzehn gewesen und hatte vor dem 3 Doors Down-Video »Kryptonite« gesessen, ihrem Lieblingslied in diesem Jahr. Plötzlich stürmte ihr Vater in den Raum und warf ihr eine Jacke zu.

Freunde hatten in der Umgebung seltsame Autos entdeckt. Eleanores Eltern waren davon überzeugt, dass ihre schlimmsten Ängste wahr wurden und jemand kam, um ihnen ihr Kind zu stehlen. Und so zog Eleanore schnell und schicksalsergeben ihre »Fluchttasche« unter ihrem Bett hervor, warf sie sich über die Schulter und folgte ihren Eltern aus der Hintertür des Hauses durch eine schlammige Gasse zum Hinterhof eines unbewohnten Hauses in der Nähe.

Ihr Vater hatte ein Auto in der Garage des leerstehenden Hauses geparkt. Es war ein grauer Geländewagen mit getönten Scheiben und Kennzeichen aus einem anderen Bundesstaat. Wären die Hunde nicht gewesen, wäre es das perfekte, unauffällige Fluchtauto gewesen.

Als die Tiere hörten, wie die Familie eilig im Regen durch die Gasse eilte, taten sie ihr Möglichstes, um Aufmerksamkeit auf die Fliehenden zu lenken. Das Bellen war laut und wild. Eleanore konnte durch die Schlitze in den Holzzäunen nicht erkennen, wo die Tiere waren, sonst hätte sie Telekinese eingesetzt, um sie gegeneinander zu werfen. Sie hätte alles getan, um sie zum Schweigen zu bringen.