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In ihrer Autobiographie beschreibt die Autorin ihren 18 Jahre langen Weg mit der Erkrankung Essstörung. Beginn und Verlauf werden ebenso beleuchtet, wie die zunehmenden Folgeschäden. Diese betreffen nicht nur das Körperliche und Psychische, sondern auch berufliches und privates Umfeld. Nach zwei lebensgefährlichen Zusammenbrüchen, erfolgt der letztendliche Heilungsprozess. Detailliert aufgegriffen, erzählt die Protagonistin von einem halben Jahr Klinikaufenthalt. Sie schaffte es mit Hilfe von Therapeuten und Ärzten ein gesundes Verhalten wieder zu erlernen. Die klar dargestellten Gedanken und Gefühle spielen während des Genesungsprozesses eine wichtige Rolle. Einen Einblick in ihren heutigen Alltag gibt sie dem Leser im letzten Buchteil. Es wird die Dankbarkeit deutlich, die aus einem wiedergewonnenen Leben resultiert.
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Seitenzahl: 53
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Daniela Streitenberger
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ENTSCHEIDUNGZUM LEBEN
Mein Weg aus der Essstörung
© 2020 Daniela Streitenberger
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7497-9059-3
Hardcover:
978-3-7497-9060-9
e-Book:
978-3-7497-9061-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche zugänglichmachung.
INHALTSANGABE
KAPITEL 1
EINE LEBENSGEFÄHRLICHE FREUNDSCHAFT
KAPITEL 2
DIE ANDERE SEITE DER MEDAILLE
KAPITEL 3
DAS KARTENHAUS STÜRZT EIN
KAPITEL 4
DER NEUE WEG
KAPITEL 5
LEBENDLICH
VORWORT
Auf den nachfolgenden Seiten werden Sie die Geschichte einer Essstörung lesen.
Es ist meine Geschichte. Mein Leben war einer Erkrankung gewidmet, die mich in eine Spirale des langsamen Sterbens getrieben hatte und schließlich fast siegreich gewesen wäre.
Eine Erkrankung, die in der heutigen Gesellschaft sehr viele junge Mädchen, Frauen und mittlerweile auch Männer betrifft. Aussehen, Image und Leistungsdruck in den unterschiedlichsten Bereichen sind ihre Triebkräfte. Perfektion ist ihr Markenzeichen. Und es ist nie genug.
In vielen verschiedenen Ausprägungen sucht sie sich Einlass, um die Betroffenen meist ein Leben lang anzutreiben. Am Ende tödlich.
Dennoch ist es möglich aus der Teufelsspirale einer Essstörung zu entkommen und wieder ein gesundes Leben zu führen. Dies möchte ich in diesem Buch zeigen und vielleicht dem/der ein oder anderen Leser/in eine Anregung für Ihren eigenen Weg geben.
Herzlichen Dank und viel Inspiration beim Lesen.
KAPITEL 1
EINE LEBENSGEFÄHRLICHE FREUNDSCHAFT
Wie alles begann…….
Ein Mädchen. 14 Jahre. Eigentlich noch ein Kind. Sie steht vor der Toilette und bemüht sich mit dem Finger im Hals das gerade Gegessene wieder zu erbrechen. Warum? Weil sie sich zu dick findet. Der BMI ist im normalgewichtigen Bereich.
So hat es angefangen mit unserer Freundschaft. Ich kann nicht mehr sagen, was der eigentliche Auslöser war, bzw. wer oder was mich auf die „Idee“ gebracht hat, einer Stimme wie dieser zu folgen. Wahrscheinlich spielten mehrere Faktoren eine Rolle, wie Medien, die ersten Anfänge der Pubertät und negative Erfahrungen innerhalb der Familie. All das zusammen brachte mein Selbst gewaltig ins Wanken und genau an diesem Punkt fand ich Halt in der Essstörung, die mir jeden Tag mehr mit Rat und Tat zur Seite stand. Plötzlich hatte ich ein Ziel, das ich verfolgen konnte und das Beste daran war die Kontrolle. Ich hatte es in der Hand. Mein Körper gehorchte mir.
Alles super. Alles perfekt. Was will ich mehr? Für immer schlank, ich kann essen was ich will und alle lieben mich.
Ohne es zu merken fokussierten sich meine Gedanken immer mehr auf das Thema Essen, Gewichtsreduktion und abführende Maßnahmen. Die Essstörung zog bei mir ein und drängte alles beiseite was ihrem Ziel im Weg stand.
Ich bin 14 Jahre alt. Konfirmation (April 2002)
Die Jahre vergehen
Heimlichkeit. Dieses Wort wurde mein zweiter Vorname. Denn Essen zu erbrechen gehört nicht zu den Verhaltensweisen, die in der Gesellschaft als normal gelten. Gottseidank. Geschweige denn vorher Unmengen an Nahrungsmitteln zu sich zu nehmen. Auch der Gebrauch von rezeptfreien Abführmitteln ist in der Überdosis nicht so leicht zu rechtfertigen. In der Apotheke besorgte ich diese natürlich immer für meine “Oma“.
Das Verheimlichen galt hier vor allem meiner Mutter, denn es wäre undenkbar gewesen, wenn sie mich bei meinen Aktivitäten auch noch erwischt hätte. Gemerkt hat sie es sowieso, nur habe ich das wohl aus meiner Wahrnehmung verdrängt, sonst hätte die Essstörung vermutlich andere Wege gefunden.
Je älter ich wurde, desto mehr Möglichkeiten hatte ich auch mit meiner Freundin zu agieren. Das heißt mehr Geld, eigenes Zimmer mit Bad, Haustürschlüssel, mehr Freizeit.
Besser kann’s nicht laufen. Für mich bedeutete das: Großeinkauf. Alles was das Herz begehrt. Und auch alles was sonst „Verboten“ ist. Manchmal fiel mir schon auf, dass die Verkäuferin fragend auf das Förderband blickte, doch das war mir egal.
Der Essanfall war das Beste des ganzen Tages. Bereits beim Verlassen des Ladens oder manchmal auch schon im Supermarkt selbst, öffnete ich die erste Tafel Schokolade. Sucht! Für mich ganz normal. Morgen kann ich`s ja wieder anders machen. Bis mein Magen zum Platzen gefüllt war, aß ich die Tüten leer. Zweiter Schritt, der mittlerweile gewohnte Gang zur Toilette. Zu Beginn hat es sehr lange gedauert, bis ich überhaupt etwas von dem Nahrungsbrei wieder nach draußen befördern konnte. Aber mit der Zeit wurde es einfacher. Ein leichter Druck unterhalb des Brustbeins (manchmal nicht mal mehr das) und eine vornübergebeugte Haltung genügten.
Da eventuell auch einige Betroffene diese Zeilen lesen, möchte ich noch eine Sache anmerken: Ihr wisst mit Sicherheit auch einige Tricks, doch soll dieses Buch einen Weg aus der Erkrankung zeigen und sie nicht fördern. Also kann ich euch nur bitten, dass ihr die Ausführungen in diesem Buch nicht für die Essstörung nutzt. Gebraucht sie für einen anderen Blickwinkel.
Die Essanfälle wurden mehr, genauso wie die Zeit, die ich dafür opferte und andere Dinge blieben auf der Strecke. Es dauert lang bis drei, vier Einkaufstüten aufgegessen sind, der Magen wieder leer ist und das Bad blitzblank geputzt ist, damit kein Verdacht entsteht. Da musste ich des Öfteren Familieneinladungen absagen, Telefonate kurzhalten oder ein Treffen verschieben.
Nun ist die Frage berechtigt, wie ein Mensch das auf Dauer aushält. Zum einen kann unser Körper eine Menge kompensieren und verdrängen. Zum anderen war die Bulimie bei mir phasenabhängig. Stress und Druck, besondere Lebensumstände oder strukturferne Situationen bedingten die Stärke der Essstörung positiv. Beispielsweise das Abitur, die Examensprüfung, Arbeits- und Wohnungswechsel, boten einen willkommenen Boden. Ich schreibe daher immer wieder ganz bewusst „Freundin“, da sie mir in diesen Situationen immer zuverlässigen Halt gegeben hat, sodass mich Ängste nicht überrollen konnten. Ich aß sie einfach weg und übergab sie dann der Toilette.
Das klingt einfach. Ist es aber nicht, denn das gemeine daran ist, die schlechten Gefühle kommen wieder und dann noch viel stärker. Aushalten geht nicht, Kotzen (Entschuldigung für diesen Ausdruck, aber er trifft den Kern der Sache oft ganz gut), schafft kurze Erleichterung. Folge: Teufelskreis.
Eine weitere Möglichkeit unangenehme Situationen zunächst verschwinden zu lassen, ist