Erdbeeranbau - Werner Dierend - E-Book

Erdbeeranbau E-Book

Werner Dierend

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Beschreibung

In diesem Buch erfahren Sie alles über den erwerbsmäßigen Erdbeeranbau im Freiland und im geschützten Anbau. Auch Verfahren zur Ernteverfrühung und Ernteverspätung werden vorgestellt. Sie erhalten Antwort auf alle Fragen zur Anbaupraxis von Erdbeeren, der Sortenzüchtung, des Erdbeersortiments und der Jungpflanzenvermehrung. Sehr genau werden Ihnen die vielfältigen möglichen Kulturverfahren vorgestellt und gezeigt, wie diese in der Praxis umzusetzen sind. Erdbeerproduzenten, Vermarkter, Berater, Lernende, Studierende und Lehrende in den Bereichen Gartenbau und Landwirtschaft erhalten Lösungen für alle Fragen rund um die Praxis des Erdbeeranbaus.

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Dierend, Jung, Keller, Krüger, Linnemannstöns

Erdbeeranbau

Ulmer E-Books

Inhaltsverzeichnis

Zu den AutorenVorwort1 Einleitung2 Wirtschaftliche Bedeutung des Erdbeeranbaus2.1 Anbauflächen und Produktionsmengen2.2 Im- und Export2.3 Preisentwicklung3 Botanische und physiologische Grundlagen3.1 Herkunft der Kultursorten3.2 Aufbau und Entwicklung der Erdbeerpflanze3.3 Wachstumsphasen3.4 Winterruhe und Kältebedürfnis3.5 Störlicht4 Züchtung und Sorten4.1 Zuchtziele4.2 Sortenwahl und Sorten5 Vermehrung5.1 Vermehrungsverfahren5.2 Mutterpflanzenhaltung5.3 Gesetzliche Bestimmungen5.4 Jungpflanzen6 Freilandanbau6.1 Standortwahl6.2 Flächenwechsel (Nachbauproblematik)6.3 Bodenvorbereitung6.4 Pflanzung6.5 Düngung6.6 Bewässerung6.7 Bodenpflege und Unkrautbekämpfung6.8 Frostschutz6.9 Stroheinlage6.10 Ernte6.11 Kulturdauer6.12 Ernteverfrühung und -verspätung im Freiland7 Vergleich der Wirtschaftlichkeit verschiedener Anbausysteme im Freiland7.1 Kalkulation der ertragsabhängigen Pflück- und Verpackungskosten7.2 Ertragsunabhängige Produktionskosten8 Folientunnel und Gewächshäuser im Erdbeeranbau8.1 Kultur im gewachsenen Boden8.2 Kultur im Substrat8.3 Wirtschaftlichkeit9 Lagerung und Kühlung9.1 Lagerung9.2 Kühlung10 Pflanzenschutz10.1 Pilzliche Krankheiten10.2 Tierische Schaderreger10.3 Bakterielle Krankheiten10.4 Virosen10.5 PflanzenschutzstrategienFarbtafelnServiceLiteraturverzeichnisBildquellen
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Zu den Autoren

Werner Dierend, geb. 1958, Prof. Dr., Lehrtätigkeit in den Bachelorprogrammen Produktionsgartenbau und Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelproduktion sowie im Masterprogramm Produkt- und Qualitätsmanagement im Gartenbau an der Hochschule Osnabrück, Fachgebiet Obstbau. Forschungsschwerpunkte: Anbausysteme für Kern-, Stein- und Beerenobst, Nacherntephysiologie von Obst, Apfelsortenzüchtung.

Ralf Jung, geb. 1962, Dipl.-Ing. Gartenbau, Mitarbeiter beim Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW, Fachbereich Obstbau, Bonn. Arbeitsschwerpunkte: Beratung der Obstbaubetriebe in Fragen des Integrierten Pflanzenschutzes und Prüfung neuer Pflanzenschutzmittel im Obstbau auf ihre biologische Wirksamkeit im Rahmen des Zulassungsverfahrens beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

 

Tilman Keller, geb. 1962, Dipl.-Ing. Gartenbau, Berater des Obstbauberatungsrings Schleswig-Holstein e. V. Beratungsschwerpunkte: Produktionstechnik und Betriebswirtschaft bei Erdbeeren, Himbeeren und weiteren Strauchbeeren, Unternehmensführung.

 

Erika Krüger, geb. 1954, Dr., Wiss. Oberrätin im Fachgebiet Obstbau der Forschungsanstalt Geisenheim. Forschungsschwerpunkte: Anbaufragen und Physiologie des Beerenobstes, Einfluss von Kulturmaßnahmen auf die Fruchtqualität einschließlich gesundheitlicher Werte, Stachelbeerzüchtung; Lehrtätigkeit im Bachelorstudiengang Gartenbau und Masterstudiengang Gartenbauwissenschaft der Hochschule RheinMain, Fachbereich Geisenheim.

 

Ludger Linnemannstöns, geb. 1957, Dipl.-Ing. agr., Versuchsleiter Obstbau an der Landwirtschaftskammer NRW, Gartenbauzentrum in Köln-Auweiler. Forschungsschwerpunkte: Praxisnahe Forschung bei Erdbeeren und Strauchbeeren, Weiterentwicklung von geschützten Kulturverfahren bei Beerenobst.

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Vorwort

Das vorliegende Buch trägt dem Wandel Rechnung, der sich in den letzten Jahren im erwerbsmäßigen Erdbeeranbau in Deutschland vollzogen hat. Die Erdbeerkultur gehört mittlerweile hinsichtlich Anbaufläche und jährlicher Produktionsmenge nach dem Apfel zur zweitwichtigsten Kultur im deutschen Obstbau.

Anbaufläche und jährliche Produktionsmenge haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten im deutschen Erdbeeranbau nahezu verdreifacht. Diese Ausweitung machte es erforderlich, den Angebotszeitraum für frische Erdbeeren deutlich zu verlängern, um die großen Erntemengen auch weiterhin kostendeckend zu produzieren. Eine Vielzahl von Kulturverfahren zur Ernteverfrühung und -verspätung von Erdbeeren im Freiland haben Eingang in die Betriebe gefunden. Daneben gewinnt der geschützte Anbau von Erdbeeren in Folientunneln und Gewächshäusern an Bedeutung.

Steigende Produktionskosten und Qualitätsanforderungen seitens des Handels und der Verbraucher, gesetzliche Auflagen zum Schutz der Umwelt, z. B. bei der Düngung und beim Pflanzenschutz, das Vorhandensein geeigneter Wechselflächen für den Erdbeeranbau sowie die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften stellen den Erdbeeranbau vor immer wieder neue Herausforderungen, die eine hohe Flexibilität der Betriebe notwendig machen.

Erstmalig seit über 20 Jahren widmet sich ein deutschsprachiges Buch wieder ausschließlich dem Erdbeeranbau. Die Zielsetzung des Buches besteht darin, den aktuellen Erdbeeranbau in Deutschland in seiner Gesamtheit darzustellen und die vielfältigen möglichen Kulturverfahren detailliert und praxisnah zu erläutern sowie deren Wirtschaftlichkeit zu vergleichen.

Die Autoren sind in der praxisorientierten obstbaulichen Ausbildung, Forschung und Beratung tätig. Entsprechend wendet sich das Buch vorrangig an alle Erdbeerproduzenten, Vermarkter, Berater, Lernenden, Studierenden und Lehrenden in den Bereichen Gartenbau und Landwirtschaft.

Die Autoren danken dem Verlag Eugen Ulmer für die Realisierung dieses Buches sowie der Lektorin, Frau Dr. Jansen, und ihrer Mitarbeiterin, Frau Schüller, für die gute Zusammenarbeit. Sie bedanken sich weiterhin bei Frau Annette Dierend für die redaktionelle Bearbeitung des Manuskriptes.

 

Osnabrück, im Januar 2012

 

Im Namen der Autoren

Prof. Dr. Werner Dierend

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1Einleitung

Der Anbau von Erdbeeren erfolgt traditionell überwiegend im Freiland. Die Erntezeit einer einmal tragenden Erdbeersorte erstreckt sich über drei bis vier Wochen. Durch den Anbau von früh- bis spätreifenden Sorten lässt sich der Angebotszeitraum für heimische frische Erdbeeren um etwa sechs Wochen erweitern. Der erwerbsmäßige Anbau von Erdbeeren hat sich in Deutschland in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich verändert. Anbaufläche und jährliche Produktionsmenge haben sich in dieser Zeit nahezu verdreifacht. Der Verkauf großer Produktionsmengen rasch verderblicher Frischware in einem relativ kurzen Angebotszeitraum erschwert zwangsläufig die Erzielung kostendeckender Erzeugerpreise. Dieser Preisverfall kann in erster Linie durch zwei Maßnahmen vermieden werden: Reduzierung der Anbaufläche und somit der Produktionsmenge oder Ausweitung des Angebotszeitraumes. Im deutschen Erdbeeranbau wurde der zweite Weg gewählt. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Kulturverfahren zur Ernteverfrühung und -verspätung etabliert, die kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert werden. Für die Ernteverfrühung im Freiland wird in vielen Betrieben mittlerweile die Vlies- und/oder Folienabdeckung der Pflanzenbestände eingesetzt. Zur Ernteverspätung hat sich vor allem die Terminkultur durchgesetzt, bei der gekühlte Erdbeerjungpflanzen zu verschiedenen Zeiten im Frühjahr und Sommer gepflanzt und noch im Pflanzjahr beerntet werden. Weitere Verspätungsmaßnahmen sind die Strohabdeckung der Erdbeerpflanzen und die Verwendung remontierender Erdbeersorten. Daneben gewinnt die Kultur von Erdbeerpflanzen auf Erddämmen an Bedeutung. Diese Dammkultur führt nur zu einer geringfügigen Ernteverfrühung, bietet aber Vorteile hinsichtlich der Nutzung von Flächen bei suboptimalen Bodeneigenschaften, wirkt dem Auftreten bestimmter Schaderreger entgegen, reduziert den Einsatz von Herbiziden, verbessert die Steuerung des Pflanzenwachstums durch Fertigation (düngende Bewässerung) und erleichtert die Erntearbeiten. Die Dammkultur kann dabei mit verschiedenen Maßnahmen zur Ernteverfrühung und -verspätung kombiniert werden.

Der Ernteverfrühung und -verspätung sind im Freiland witterungsbedingt natürliche Grenzen gesetzt. Eine weitere Ausdehnung des Angebotszeitraumes kann nur im geschützten Anbau erreicht werden. Hier bietet sich zunächst der Anbau in Wandertunneln mit Pflanzenbeständen im gewachsenen Boden (ebenerdig oder auf Dämmen) zur Ernteverfrühung an. Ein weiterer Schritt ist der Anbau von Erdbeeren im Substrat in stationären Folien- und Gewächshäusern, mit denen sowohl eine deutliche Ernteverfrühung als auch -verspätung erzielt werden kann. Daneben bietet der geschützte Anbau den Vorteil der weitgehend witterungsunabhängigen Produktion. Er stellt dabei gänzlich andere Anforderungen an die Kulturführung als der Anbau im Freiland.

Grundsätzlich kann man in Deutschland das ganze Jahr über Erdbeerfrüchte produzieren und als Frischware vermarkten. Lediglich in den Wintermonaten begrenzen die hohen Energiekosten für die Beheizung der Gewächshäuser die Wirtschaftlichkeit der Erdbeerproduktion.

Bei der Erdbeerproduktion gibt es im Vergleich zu den anderen Obstarten mittlerweile eine deutlich größere Vielfalt an möglichen Kulturverfahren. Dieser Entwicklung wird in den nachfolgenden Kapiteln Rechnung getragen. Nach der Darstellung der wirtschaftlichen Bedeutung des Erdbeeranbaus, der botanischen und physiologischen Grundlagen, der Sortenzüchtung, des Sortiments und der Jungpflanzenvermehrung werden die vielfältigen Kulturverfahren im Freiland und im geschützten Anbau detailliert und praxisnah beschrieben sowie deren Wirtschaftlichkeit verglichen.

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2Wirtschaftliche Bedeutung des Erdbeeranbaus

2.1Anbauflächen und Produktionsmengen

Erwerbsmäßiger Anbau von Erdbeeren findet auf allen Kontinenten der Erde statt. Die größte Anbaufläche im Ertrag stehender Erdbeerkulturen findet sich mit etwa 162 000 ha in Europa, gefolgt von Asien (etwa 125 000 ha), Amerika (etwa 42 000 ha), Afrika (etwa 16 000 ha) und Ozeanien mit etwa 1400 ha. Weltweit werden auf etwa 350 000 ha Erdbeeren angebaut (Tab. 1).

Die meisten Erdbeeren werden in Asien produziert. Obwohl Amerika eine deutlich kleinere Anbaufläche aufweist als Europa, liegt die Produktionsmenge mit etwa 1,6 Mio. t Erdbeeren pro Jahr über der von Europa. Die weltweite jährliche Produktion liegt bei etwa 5,5 Mio. t (Tab. 1).

China weist mit etwa 92 000 ha die größte Anbaufläche auf (USDA 2010, USDA = United States Department of Agriculture), gefolgt von Polen (etwa 53 000 ha), den USA und Russland mit jeweils etwa 23 000 ha, Deutschland mit etwa 13 000 ha und der Türkei sowie Ägypten mit jeweils etwa 12 000 ha. Bezogen auf die Anbaufläche gehört Deutschland somit zu den sieben größten erdbeerproduzierenden Ländern der Erde (Tab. 2). Nennenswerten Erdbeeranbau weisen daneben noch die Ukraine und Serbien mit jeweils etwa 8000 ha, Spanien mit etwa 7000 ha sowie Japan und Mexiko mit jeweils etwa 6000 ha auf. In Marokko, Finnland und Kanada finden sich jeweils etwa 3000 ha und in Israel etwa 800 ha Anbaufläche (FAO 2011, FAO = Food and Agriculture Organization of the United Nations).

In Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen und der Intensität der Kulturführung (inklusive der Sortenwahl) werden in den einzelnen Ländern sehr unterschiedliche jährliche Hektarerträge erzielt. So wurden im Jahr 2009 in den USA durchschnittlich 54 t/ha, in Spanien 37 t/ha, in Deutschland 12 t/ha und in Polen 4 t/ha erzielt. Aufgrund dieser deutlichen Unterschiede erlaubt die Größe der Anbaufläche nur eine sehr eingeschränkte Aussage über die jährlich zu erwartende Erntemenge eines Landes. So wird in den USA mit etwa 1,3 Mio. t jährlich fast die gleiche Erdbeermenge produziert (vornehmlich in Kalifornien, Florida und Oregon) wie in China, gefolgt von der Türkei mit etwa 290 000 t und Spanien mit etwa 260 000 t pro Jahr. Bezogen auf die jährliche Produktionsmenge gehört Deutschland mit etwa 150 000 t zu den acht größten erdbeerproduzierenden Ländern der Erde (Tab. 2).

In der EU-27 weist Deutschland nach Polen die zweitgrößte Anbaufläche und nach Spanien und Polen die drittgrößte jährliche Produktionsmenge auf (Tab. 3).

Anbaufläche und jährliche Produktionsmenge für Erdbeeren sind in Deutschland in den letzten 20 Jahren kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 1992 betrug die Anbaufläche 5900 ha mit einer Produktionsmenge von 55 000 t. Im Jahr 2010 wurden auf 13 600 ha 157 000 t Erdbeeren geerntet (Abb. 1).

Abb. 1

Entwicklung der Anbaufläche (im Ertrag befindliche Flächen) und der Produktionsmenge des erwerbsmäßigen Erdbeeranbaus in Deutschland von 1992 bis 2010 (nach FAO 2011).

Der Anteil der Erdbeeranbaufläche an der gartenbaulichen Nutzfläche Deutschlands betrug im Jahr 2009 7,4 % (andere Obstarten 30,0 %). Mittlerweile ist die Erdbeere hinsichtlich Anbaufläche und jährlicher Produktionsmenge nach dem Apfel die zweitwichtigste Kultur im deutschen Obstbau (BMELV 2010). Der Anbau in Deutschland konzentriert sich auf die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg (jeweils über 3000 ha), Bayern (über 2000 ha) und Schleswig-Holstein (über 1000 ha). Im Jahr 2009 betrug die Anbaufläche im Freiland für im Ertrag stehende Erdbeerkulturen in Deutschland 12 763 ha und für nicht im Ertrag stehende Erdbeerkulturen 3147 ha. Die Anbaufläche unter Glas (einschließlich begehbare, unter festem oder flexiblem Kunststoffschutz stehende Flächen) lag im gleichen Jahr bei 216 ha; die gesamte Anbaufläche somit bei 16 126 ha (Tab. 4).

Erdbeeren werden weltweit überwiegend für den Frischmarkt produziert. In den USA werden 75 bis 80 %, in China etwa 90 % und in Spanien nahezu 100 % für den Frischmarkt produziert.

Polen hingegen produziert überwiegend für die Verarbeitung. Im Jahr 2009 wurden über 60 % der Erdbeeren der Verarbeitung zugeführt (überwiegend Tiefkühlware). Für die Verarbeitung dominiert hier die Sorte 'Senga Sengana' (USDA 2010).

2.2Im- und Export

Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch für Erdbeeren (frische und gefrorene Erdbeeren, Konserven, Konfitüren und andere Erzeugnisse) lag in Deutschland in den letzten Jahren zwischen 3,1 und 3,5 kg. Somit ergab sich ein Marktverbrauch von 253 000 bis 286 000 t / Jahr (AMI 2011, AMI = Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH). Da die Inlandsproduktion bei 150 000 bis 160 000 t/Jahr liegt, müssen große Mengen Erdbeeren importiert werden.

In den Jahren 2004 bis 2009 wurden jährlich zwischen 87 000 und 118 000 t frische Erdbeeren nach Deutschland eingeführt. Wichtigstes Lieferland ist Spanien, mit einem Anteil von 65 bis 75 % an der gesamten Einfuhrmenge. Kleinere Mengen zwischen 4000 und 8000 t/Jahr kommen aus Italien, den Niederlanden und Polen (Tab. 5). Frische Erdbeeren werden ganzjährig von Deutschland importiert, allerdings konzentriert sich der Import auf die Monate März bis Juni. Während im März und Juni jeweils 10 bis 15 % der jährlichen Importmenge eingeführt werden, liegt die Importmenge im April bei 35 % und im Mai bei 30 %. Steigt das Angebot an inländischer Ware im Mai und Juni, nimmt die Einfuhr entsprechend ab.

Der Export frischer Erdbeeren aus Deutschland betrug in den Jahren 2004 bis 2009 8000 bis 14 000 t/Jahr. Die Ausfuhr erfolgt vornehmlich im Monat Juni (AMI 2011).

Neben frischen Erdbeeren werden gefrorene Erdbeeren, Erdbeerkonserven und -konfitüren ein- und ausgeführt. Im Jahr 2009 wurden 72 777 t gefrorene Erdbeeren importiert (überwiegend aus Polen) und 7294 t ausgeführt. Der Import von Erdbeerkonserven bzw. -konfitüren betrug 18 007 t bzw. 6025 t und der Export 22 125 t bzw. 11 661 t (AMI 2011).

2.3Preisentwicklung

Deutsche Erdbeeren werden an Großmärkten in der Regel von der 15. bis 52. Kalenderwoche (Mitte April bis Ende Dezember) gehandelt. Dabei folgt die Preisentwicklung einem jährlich wiederkehrenden Rhythmus. Anfangs werden hohe Abgabepreise erzielt. Mit zunehmender Angebotsmenge inländischer Ware sinken die Preise. Die geringsten Abgabepreise werden in der 22. bis 27. Kalenderwoche (Ende Mai bis Anfang Juli) erreicht. In diesen Wochen findet vornehmlich die Freilandernte der sogenannten Normalkultur statt, die weder verfrüht noch verspätet wurde. In dieser Zeit werden die größten Erdbeermengen aus deutscher Produktion auf dem Markt angeboten. Beginn und Dauer dieser Periode mit hohem Angebot und geringen Abgabepreisen werden maßgeblich von der Witterung beeinflusst. Hohe sommerliche Temperaturen führen zu einem großen Angebot an Erdbeeren in sehr kurzer Zeit. Dementsprechend kann der Preis für Erdbeeren stark sinken. Gelegentlich kann es sogar passieren, dass die Märkte keine Erdbeeren mehr annehmen oder die Betriebe die Ernte einstellen, da der Verkauf der Erdbeeren nicht mehr kostendeckend ist. Für die Preisentwicklung ist auch der Ernteverlauf in der Süd- und Nordhälfte Deutschlands entscheidend. Kommt es zu einer starken Überschneidung der Erntezeiten im Süden und Norden, so sind niedrige Abgabepreise zu erwarten. Der häufig auftretende Preisverfall in dieser Zeit ist der wesentliche Grund für die Verfrühung und Verspätung der Erdbeerernte durch unterschiedlichste Kulturmaßnahmen sowie Sortenwahl. Nach dieser Periode steigen die Preise langsam wieder an (Abb. 2).

Abb. 2

Großmarktabgabepreise für deutsche Erdbeeren (25 mm+) in den Jahren 2007, 2009 und 2010 (nach ZMP 2007 und AMI 2011).

Die Einfuhr frischer Erdbeeren nach Deutschland beeinflusst den Preis für deutsche Erdbeeren in der Regel nur unwesentlich. So werden spanische Erdbeeren von der 1. bis zur 22./23. Kalenderwoche in größeren Mengen eingeführt. Dennoch können deutsche Erdbeeren in dieser Zeit hohe Abgabepreise an den Großmärkten erzielen. Ein Preisrückgang setzt, wie bereits erwähnt, erst mit der Zunahme der Inlandsproduktion ein (Abb. 3). Handel und Konsumenten bevorzugen folglich Erdbeeren aus deutscher Produktion.

Abb. 3

Großmarktabgabepreise für spanische und deutsche Erdbeeren (25 mm+) im Jahr 2010 (nach AMI 2011).

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3Botanische und physiologische Grundlagen

3.1Herkunft der Kultursorten

Auch wenn in den Gärten der Antike bereits Pflanzen von F. vesca wuchsen, wurde ihr gezielter Anbau erstmals in der Literatur des 14. Jahrhunderts erwähnt. Im 16. Jahrhundert beschrieben Botaniker verschiedene Formen, einschließlich weißfrüchtige und remontierende Typen (F. vesca var. semperflorens; tetraploid (2n = 4x = 28)). In dieser Zeit wurden auch erste, meist remontierende Sorten aus den Wildtypen selektiert. Ihre Früchte waren wenig gefärbt und relativ klein.

Von F. vesca var. stammen die noch heute von Liebhabern angepflanzten remontierenden Monatserdbeeren ab.

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