Erfolg in der Sozialen Arbeit. Gibt es Kriterien, die SozialarbeiterInnen erfolgreich machen? - Jessika Widera - E-Book

Erfolg in der Sozialen Arbeit. Gibt es Kriterien, die SozialarbeiterInnen erfolgreich machen? E-Book

Jessika Widera

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Beschreibung

Der Begriff „Erfolg“ hat zahlreiche Bedeutungen: die Erreichung von Zielen, Wirksamkeit, Fortschritt, Qualität, Effektivität oder Effizienz. Doch was bedeutet Erfolg in der Sozialen Arbeit und wie können SozialarbeiterInnen diesen beeinflussen? Welche Kriterien sollten sie erfüllen, um erfolgreich zu arbeiten? Was spricht gegen solche Kriterien? Lassen sich Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen ableiten und wenn ja, welche? Mit ihrer Publikation will Jessika Widera alle SozialarbeiterInnen und Studierende der Sozialen Arbeit zur Reflexion darüber einladen, wann ihr Handeln erfolgreich ist und was sie dafür tun können, um Erfolgserlebnisse wahrzunehmen. Aus dem Inhalt: - Persönliche Eignung; - Professionelle Kompetenzen; - Eignungstests; - Subjektive Wahrnehmung; - Selbstreflexion; - Flexibilität

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Seitenzahl: 67

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Erfolg in der Sozialen Arbeit

2.1 Das Dilemma des Begriffs „Erfolg“ in der Sozialen Arbeit

2.2 Lösungsansatz zum Diskurs über Erfolg in der Sozialen Arbeit

3 Kriterien für erfolgreiche SozialarbeiterInnen

3.1 Die erste Stufe: Die persönliche Eignung

3.2 Die zweite Stufe: Das Bachelorstudium

3.3 Die dritte Stufe: Die Einordnung sozialarbeiterischer Kompetenzen

3.4 Die vierte Stufe: Weiterbildung als Ausprägung professioneller Kompetenzen

3.5 Die fünfte Stufe: Erfahrungen als Ausprägung professioneller Kompetenzen

4 Kontradiktionen zu den Kriterien für erfolgreiche SozialarbeiterInnen

4.1 Die fragwürdige Aussagekraft von eigenständig durchgeführten Eignungstests

4.2 Unrealistische Erwartungen an das Studium und den Beruf

4.3 Idealistische und unrealistische Kompetenzprofile

4.4 Mangelnde Defizitaufarbeitung in Weiterbildungen

4.5 Die subjektive Wahrnehmung von Erfahrungen

5 Konsequenzen für angehende SozialarbeiterInnen und ausgebildete Fachkräfte

5.1 Auseinandersetzung mit dem Beruf und dem Studium

5.2 Selbstreflexion im Studium

5.3 Bewusstseinsentwicklung für sozialarbeiterische „Werkzeuge“

5.4 Reflexion der Weiterbildungsmotive

5.5 Systematische Prüfung von Erfahrungen

6 Zusammenfassung

7 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

1 Einleitung

Oliver ist 16 und lebt seit drei Jahren in einer Wohngruppe der Jugendhilfe. Zwei Jahre lang erklärte, zeigte und übte ich mit ihm regelmäßige Körperpflege. Inzwischen hat er gelernt, sich selbstständig an seine Körperhygiene zu erinnern. Meine sozialarbeiterischen Interventionen scheinen erfolgreich gewesen zu sein. Oder?[1]

Im Rahmen eines dualen Studiums arbeite ich seit einigen Jahren in der Jugendhilfe und habe dort einige Praxiserfahrungen gesammelt. Ich stelle mir oft die Frage, ob mein Handeln erfolgreich ist und woran ich das festmachen kann. Anhand einiger Gespräche mit KollegInnen wurde mir bewusst, dass ich nicht allein mit der Problematik bin. In vielen Aussagen wurde die subjektive Wahrnehmung von Erfolg erwähnt. Hieraus stellte ich mir die Frage: „Was macht mich zu einer erfolgreichen Sozialarbeiterin“?

In der vorliegenden Bachelor-Thesis beschäftige ich mich in diesem Zusammenhang mit Kriterien für erfolgreiche SozialarbeiterInnen. Ich stelle einen professions-theoretischen Diskurs vor, der sich dem umfangreichen Thema des Erfolgs in der Sozialen Arbeit nähert. Theoretische Konzepte sowie empirische Befunde aus der Literatur helfen mir, folgende Fragen zu beantworten: Welche Kriterien sollten SozialarbeiterInnen erfüllen, um erfolgreich zu arbeiten? Was spricht gegen solche Kriterien? Lassen sich Konsequenzen aus meinen Erkenntnissen ableiten und wenn ja, welche?

Hierzu stelle ich zum einen die These auf, dass bestimmte Kriterien dabei helfen, dass SozialarbeiterInnen ihre Arbeit erfolgreich gestalten können. Eine Vielzahl an Kontradiktionen sprechen zum anderen gegen solche Kriterien, die die Wahrnehmung und Gestaltung von Erfolgserlebnissen erschweren. Aus den Kriterien und Kontradiktionen können insbesondere für das Studium und die Praxis der Sozialen Arbeit Konsequenzen abgeleitet werden.

In dieser Bachelorarbeit veranschauliche ich die Perspektive von SozialarbeiterInnen im Hinblick auf ihre Wahrnehmung und Gestaltung von Erfolgserlebnissen im beruflichen Alltag.

Angesichts der vielfältigen Berufsfelder der Profession versuche ich, allgemeingültig zu bleiben. Einschränkend betrifft dies eher SozialarbeiterInnen, die im direkten Kontakt mit ihren AdressatInnen arbeiten. Zudem wird diese Arbeit in der Ich-Form geschrieben, um zu verdeutlichen, dass Erfolg immer subjektiv zu bewerten ist. Der Begriff „Erfolg“ impliziert zahlreiche Interpretationen: die Erreichung von Zielen, Wirksamkeit, Fortschritt, Qualität, Effektivität oder Effizienz. Daher differenziere ich im ersten Kapitel die Bedeutungen der Begriffe und gehe auf die induktive Perspektive der Problematik von Erfolg in der Sozialen Arbeit ein. Anschließend erarbeite ich mithilfe einer deduktiven Sichtweise einen Lösungsansatz, der es mir ermöglicht, Kriterien für erfolgreiche SozialarbeiterInnen aufzustellen. Im zweiten Kapitel stelle ich diese Kriterien vor, die ich in fünf Stufen klassifiziere. Das soll ein Stufenmodell darstellen, in dem ersichtlich wird, dass die Kriterien aufeinander aufbauen. Stufe fünf gilt als ein übergreifendes Kriterium.

Ausgewählte Kontradiktionen finden sich im dritten Kapitel. Hier ordne ich Widersprüche zu den zuvor aufgestellten Kriterien zu. Im vierten Kapitel arbeite ich als Ergebnis meiner Arbeit mögliche Konsequenzen heraus, die relevant für Berufsinteressierte, Studierende und Fachkräfte sind.

In der Zusammenfassung stelle ich die Kernthesen vor, in dem ich die Kriterien mit den dazugehörigen Kontradiktionen und Konsequenzen kombiniere. Abschließend stelle ich mein Fazit und einen induktiven Ausblick vor.

Erfolg in der Sozialen Arbeit

Erfolg bedeutet im Allgemeinen, dass eine beabsichtigte, erstrebte und positive Wirkung auf ein Handeln eingetroffen ist. Unter anderem werden Fortschritt, Ergebnis, Effekt, Leistung, Wirtschaftlichkeit oder Anerkennung häufig mit dem Begriff „Erfolg“ in Verbindung gebracht.[2] Im Gegensatz zu Erfolg können diese Wörter zugleich eine negative Konnotation beinhalten z.B. ein negatives Ergebnis oder eine schlechte Leistung.

„Wir haben irgendetwas getan oder erreicht und bezeichnen dies im Nachhinein als gut – als Erfolg eben – das ist Qualität."[3]

Erfolg ist nach König immer ein Bestandteil von Qualität. Dazu differenziert der Autor „Qualität“ in drei Dimensionen: Die erste Dimension ist der Erfolg. Es ist ein weitverbreiteter, aber ungenauer und unverbindlicher Maßstab. Dem Begriff nach kann Qualität beliebig gestaltet werden. Die zweite Dimension ist die Effektivität. Dies ist ein genauer und verbindlicher Maßstab mit konkret definierten und messbaren Zielen. Die dritte Dimension ist die Effizienz. Hierbei sind ökonomische Faktoren maßgebend. Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit stehen bei dieser Dimension gemeinsam im Fokus.[4]

Beschreibungen des Begriffs „Erfolg“ als auch Königs Differenzierung von „Qualität“ deuten auf ein Dilemma hin: Erfolg steht für eine Vielfalt an Synonymen und Assoziationen sowie Ungenauigkeit, Unverbindlichkeit, Beliebigkeit und eine zweifelhafte Messbarkeit.

Im Folgenden setze ich das beschriebene Dilemma in Bezug zur Sozialen Arbeit und erarbeite anschließend in Kapitel 1.2 einen Lösungsansatz, um Kriterien für erfolgreiche SozialarbeiterInnen aufzustellen.

1.1 Das Dilemma des Begriffs „Erfolg“ in der Sozialen Arbeit

„Ist es nicht überflüssig, banal, Gelungenes zu veröffentlichen, für das weder empirische Nachweise erbracht werden können, noch verbindliche methodische Angaben, die [eine] universelle Anwendung eröffnen, und damit die Übertragbarkeit des ausgewählten Beispiels [...] tatsächlich ermöglichen könnten?“[5]

In dieser Aussage beschreibt Kebbe das Dilemma des Begriffs „Erfolg“ in der Sozialen Arbeit. SozialarbeiterInnen erscheint es oftmals unnötig und trivial, ihre Erfolge anzusprechen, weil sie ihren persönlichen Einfluss auf erfolgreiche Verläufe weder belegen, noch auf andere Situationen übertragen können. Sie können nicht explizit feststellen, ob ihr Einsatz die Lebenssituation eines Adressaten/einer Adressatin verbessert, weil äußere Umstände sozialarbeiterische Interventionen ebenfalls beeinflussen.[6] Herwig-Lepp nennt es das ständige Evaluationsproblem der Sozialen Arbeit.[7]

Boecker bekräftigt diese These. Er schreibt, dass viele Faktoren Einfluss auf die Prozesse in der Sozialen Arbeit haben. Hierzu zählt er professionelle, institutionelle, gesellschaftspolitische und staatliche Rahmenbedingungen. Daher kann die Profession ihren Erfolg nicht eindeutig definieren.[8]

Um die Komplexität sozialarbeiterischer Prozesse zu verdeutlichen, stellt der Autor Merkmale zur Qualität und Wirksamkeit der Sozialen Arbeit auf. Sie besagen, dass ihre Qualität von verschiedenen Sichtweisen, Interessen sowie Einflusspotenzialen der Beteiligten abhängig ist und, dass soziale Phänomene komplexen Einflussfaktoren unterliegen.

Er folgert, dass die Wissenschaft die Effekte sozialarbeiterischer Interventionen nur beobachten oder beschreiben kann. Außerdem vermag sie im Hinblick auf konkrete Ziele ihre Wirksamkeit zu bestimmen. Für ihn bedeutet eine erfolgreiche Zielerreichung nicht, dass immer ein positiver Effekt sichtbar ist. Etwas kann wirksam sein, aber aufgrund weiterer Faktoren keinen Erfolg darstellen.[9]

Aus diesem Grund muss die Profession dem Autor zufolge zwischen Wirksamkeit und Erfolg unterscheiden. Darüber hinaus zeigen empirische Wirkungsstudien, dass sie keine statistisch nachweisbare Kausalität von Ursache und Wirkung sozialarbeiterischer Interventionen feststellen können. Sie können lediglich Wahrscheinlichkeiten für wirkungsvolle Interventionen darstellen, die in der Literatur als „Plausibilitätsannahmen“ bezeichnet werden.[10]

In Bezug auf die Perspektive von Professionellen vermutet Herwig-Lempp, dass das Reden über Erfolge negative Eindrücke hinterlassen kann. SozialarbeiterInnen könnten ein bestimmtes Praxisbeispiel falsch einschätzen, indem sie vermeintliche Erfolgssituationen überschätzen oder erfinden, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Außerdem könnten sie die Realität überbewerten und durch exzessives Reden über Erfolge Einbildung oder Hochmut signalisieren.[11]

Des weiteren kann Kebbe zufolge ihnen Naivität vorgeworfen werden. Bereits kleinste Veränderungen als Erfolge zu werten und den eigenen Anteil daran zu betonen, kann kurzsichtig und übermäßig optimistisch wirken.[12] Die Autorin folgert daraus, dass Erfolge lediglich aus einer subjektiven Perspektive von SozialarbeiterInnen entstehen, weil sie die Impulse ihres Handelns nur begrenzt reflektieren und erklären können. Fraglich bleibt einerseits, inwiefern dritte Personen potenzielle Erfolgserlebnisse auch als Erfolg werten und andererseits weshalb die Soziale Arbeit erfolgreich geltende Praxisbeispiele kaum veröffentlicht.[13]