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Ernährung gezielt anpassen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn gehen mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität einher. Da die Erkrankungen am Darm stattfinden, die Verdauungsfunktion und die Nahrungsaufnahme beeinflussen und starke Beschwerden verursachen, besteht der verständliche Wunsch durch Ernährungsveränderungen die Beschwerden, die Entzündung und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Umfassend und ausgewogen Willkommen im Ernährungsdschungel. Bei keiner einer anderen Erkrankung sind die fachlichen Ernährungsratschläge so spärlich, die Internetwelt so voll von wundersamen oder verteufelten Diäten und die wissenschaftliche Literatur so unübersichtlich. Individuell und einzigartig Lesen Sie, basierend auf dem aktuellen Wissensstand, welche Ernährungsvorschläge sinnvoll und welche sinnlos, welche hilfreich und welche weniger hilfreich sind. Erlernen Sie, auf welche Ernährungsvorschläge Sie auf jeden Fall achten sollten, um die Erkrankung und die Beschwerden zu kontrollieren und welche Nahrungsmittel gut für Sie sind. Stöbern Sie durch die Welt der Diäten, und erfahren Sie, was Sie von FODMAP, spezieller Kohlehydratdiät (SCD), Paläo, glutenfrei, IBD-AID, SIBO, zuckerreduziert, Elementardiäten, Exklusionsdiäten und vielen, vielen anderen Vorschlägen erwarten können und was Sie ausprobieren sollten. Hilfreich, praktisch, anwendbar Ihr Ziel ist es, Beschwerden zu bessern und zu vermeiden, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und Rückfälle zu verhindern. Der Inhalt dieses Ratgebers gibt Ihnen alle Informationen die Sie brauchen, um Ihren eigenen Weg durch den Ernährungsdschungel zu gehen. Zusatzinfo zu Probiotika Ernährung, Darmflora und Entzündung. Ein Zusammenspiel, das mit Probiotika und Präbiotika speziell beeinflusst werden kann. Erfahren Sie welches Probiotikum bei welchem Beschwerdebild das geeignetste ist um Beschwerden und Entzündung unter Kontrolle zu bringen.
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Seitenzahl: 205
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Professor Dr. Martin Storr ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Zentrum für Endoskopie in Starnberg. Sein Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Patienten mit funktionellen Magen- und Darmerkrankungen, Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Er kennt die Sorgen und Nöte der Patienten, und gilt als einer der renommiertesten Experten für diese Erkrankungen. Ein ausgesprochen wichtiger Beratungsanlass sind Fragen zur Ernährung.
Gerade weil die Ernährung eine für die Patienten so bedeutende Rolle hat, engagiert er sich mit seinen Ratgebern in Ernährungsfragen.
Unsere Ernährung hat einen hohen Stellenwert im Alltag und beeinflusst Wohlbefinden und Lebensqualität. Nicht nur, wenn wir gesund sind, kreisen unsere Gedanken oft um eine gesundmachende oder gesundheitserhaltende Ernährung. Gerade wenn wir erkranken, besteht zusätzlich der Wunsch, durch die Ernährung den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen oder sogar eine Heilung zu ermöglichen. Bei Erkrankungen, die Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes verursachen, ist dieser Wunsch besonders hoch, da die Ernährung und die dadurch ausgelösten Beschwerden in einem Zusammenhang zu stehen scheinen.
Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) sind häufig, und nach wie vor nehmen die Zahlen der Neuerkrankungen zu. Auch in Deutschland sind viele Menschen von einer Colitis ulcerosa oder von einem Morbus Crohn betroffen. Wenn die Diagnose CED gestellt wird, dann kommen bei den Betroffenen viele Fragen auf. Die meisten Fragen kreisen darum, Antworten zu finden, warum die Erkrankung ausbricht, wie die Erkrankung zu behandeln ist und was der Einzelne selbst für einen günstigen Erkrankungsverlauf tun kann.
Unter den Beschwerden einer CED sind Bauchschmerzen, Blähungen, Diarrhö, Übelkeit und Gewichtsverlust sehr häufige Symptome. Aus diesem Grund ist es wenig überraschend, dass der Wunsch besteht, durch eine sinnvolle Veränderung der Ernährung die Krankheitsentstehung, den Krankheitsverlauf und die täglichen Beschwerden aktiv und positiv zu beeinflussen.
Während der Einfluss der Ernährung auf die Krankheitsentstehung zumindest teilweise bekannt ist, ist der Einfluss der Ernährung auf den Verlauf der Krankheit nur wenig untersucht, und zahlreiche Informationen sind verwirrend oder widersprüchlich. Dennoch bemerken viele CED-Betroffene, dass bestimmte Ernährungsbestandteile Symptome auslösen oder verschlimmern können und dass deren Weglassen zu einer Beschwerdelinderung führen kann.
Wer bestimmte Lebensmittel meidet oder gezielt auswählt, riskiert allerdings auch belastende Komponenten, bedingt durch die Umstellungen. Deshalb ist es umso wichtiger dass es wissenschaftlich begründete Empfehlungen gibt, damit sich die Betroffenen bei der Ernährungsanpassung zumindest sicher fühlen können.
Wissenschaftlich belegt ist, dass manche Ernährungsbestandteile das Risiko, eine CED zu entwickeln, erhöhen und auch Entzündungsvorgänge beeinflussen. Allerdings ist es schwierig, aus diesen Wissensfragmenten konkrete Empfehlungen zu formulieren, da viele für die CED beschriebenen Ernährungskonzepte zwar plausibel begründet werden können, die Einflüsse der Nahrungsumstellungen in klinischen Studien aber nur mangelhaft untersucht wurden und individuell sehr unterschiedlich sein können.
Gerade bei den Fragen, warum die Erkrankung ausbricht, gibt es viele wissenschaftliche Konzepte, und einige davon sind auch sehr nachvollziehbar, dennoch ist leider nicht vollständig geklärt, warum die CED ausbricht und wer bevorzugt betroffen ist. Wir wissen allerdings sehr gut, dass es im Bereich der Darmbarriere zu einem Ungleichgewicht zwischen schützenden Faktoren und Abwehrfunktionen und zusätzlich zu einem Ungleichgewicht der Darmflora kommt. In diesem Zusammenhang spielen genetische Faktoren, also das Erbgut, eine sehr große Rolle. Aber auch von außen auf den Körper einwirkende Faktoren wie Umweltbelastung, Stressbelastung, sowohl körperlicher als auch psychischer Art, und die Ernährung sind bedeutende Kofaktoren.
Selbstverständlich wollen wir alle Faktoren, die beeinflussbar sind, optimieren und idealerweise verhindern, dass die CED ausbricht oder es zu einem erneuten Schub der Erkrankung kommt. Selbstverständlich ist auch der Wunsch, die Ernährung dahingehend zu optimieren, sodass die Erkrankung geheilt oder zumindest die Ausheilung begünstigt wird. Zu all diesen verständlichen Fragen sind in diesem Ernährungsratgeber die wesentlichen Informationen aus der Fachliteratur und der populärwissenschaftlichen Literatur zusammengefasst und kritisch hinterfragt. So können Sie die für Sie wichtigen Informationen, die Ihren Krankheitsverlauf oder Ihre Beschwerden positiv beeinflussen, herausfinden und sich frei entscheiden, welche Ernährungsformen Sie wählen wollen.
Ihr Arzt hat Ihnen möglicherweise gesagt, dass es für die CED nur wenige, sehr allgemein gehaltene Ernährungsempfehlungen gibt, die für alle Patienten1 zutreffend sind und daher allen empfohlen werden können. Tatsächlich entspricht dies den Empfehlungen der aktuellen Behandlungsleitlinien. Häufig wird sogar empfohlen: „Essen Sie, was Sie vertragen.“ Dies ist für die Betroffenen aber eine zu einfache und oft auch enttäuschende Sichtweise.
Dennoch: Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, denn es gibt eine Vielzahl an Empfehlungen zur Ernährungsumstellung, mit denen Sie die Symptome der CED bessern und einen spürbaren Zuwachs an Lebensqualität erreichen können. Das sollte Ihr Ziel sein: Steigerung der Lebensqualität durch die richtigen Ernährungsentscheidungen! Auch das Ziel, den Krankheitsverlauf, die Schubentstehung und die entzündliche Aktivität positiv zu beeinflussen, sind realistische und erreichbare Ziele. Selbst wenn Sie Ihr persönliches Ziel – die Heilung durch eine Ernährungsumstellung – möglicherweise nicht durch die alleinige Ernährungsumstellung erreichen können: Das alternative Ziel, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und das Fortschreiten der Erkrankung zu minimieren, ist realisierbar.
Dieser Ratgeber ist als Nachschlagewerk aufgebaut; Sie können darin lesen, sich informieren, schmökern und kommen so auf den Geschmack einiger Ernährungsvorschläge. Nehmen Sie das vorhandene Wissen auf, und versuchen Sie, einige der Empfehlungen umzusetzen. Wichtig ist, dass Sie Ihre Rolle bei der Ernährung erkennen und aktiv werden. Erwarten Sie von diesem Ratgeber aber keine allgemeingültigen einfachen Ernährungshinweisen, sondern lesen Sie sich in Ruhe alles durch und entscheiden dann, wie und welche Umstellungen Sie in Ihrer Ernährung vornehmen wollen, welche Sie überzeugen und welche hilfreich sein können.
Nun wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre. Wenn Sie etwas in diesem Ratgeber vermissen, dann teilen Sie es mir bitte mit.
München, September 2018
Ihr
Martin Storr
1 Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, selbstverständlich beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.
Vorwort
Der Darm – ein Bioreaktor
Die Verdauung
Gasbildung – ein ganz natürlicher Vorgang
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Entstehung und Ursache von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Zunahme der Erkrankungszahlen
Der Einfluss der Ernährung auf die CED
Nähr- und Wirkstoffe, die bei CED besonders wichtig sind
Bewertung einzelner Lebensmittel
Problem: Folgeerkrankungen
Problem: Untergewicht und Mangelernährung
Spezielle Situationen
Schwerer akuter Schub
Richtig ernähren – aber wie?
Allgemeine Empfehlungen
Welche Empfehlungen gibt es von offizieller Seite?
Versorgung mit Fetten und Ölen
Fertigprodukte und Tiefkühlprodukte
Gewürze und Nahrungsergänzungsmittel
Vitamine und Spurenelemente
Diäten und Kostformen bei CED
Welche Diät passt zu Ihnen?
Was wollen Sie mit der Diät erreichen?
Spezielle Kohlenhydratdiät, Specific Carbohydrate Diet (SCD)
FODMAP-reduzierte Diät
Paläo-Diät – die Steinzeiternährung
Glutenfreie Diät (GFD)
Zuckerfreie und kohlenhydratarme Kostformen
Diät der Schwarmintelligenz
Elementardiäten (Sondenkost)
Entzündungshemmende Diäten
Mediterrane entzündungshemmende Diäten
Antiinflammatorische Diät (IBD-AID-Diät)
Eliminations- und Exklusionsdiäten
Allergietest-basierte Eliminationsdiät
Weitere Diätformen im Überblick
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Laktoseintoleranz
Fettverdauungsstörungen
Weitere Tipps für eine richtige Ernährung
Nahrungsergänzungsmittel: sinnvoll oder nicht?
Nahrungsbestandteile – welchen Einfluss haben sie?
Mikrobiom – entscheidend für Gesundheit und Krankheit
Mikrobiom – was ist das?
Was hilft der Darmflora?
Ernährung ist nicht alles
Chill mal wieder!
Schlusswort und Fazit
Glossar
Stichwortregister
Unser Verdauungssystem ist eine komplexe Einheit – bestehend aus hintereinander geschalteten Organen –, das von der Mundhöhle bis zum Darmausgang reicht: Der Verdauungsprozess beginnt mit der Aufnahme der Speise und endet mit dem Ausscheiden des Stuhls.
Die Mundhöhle
Bereits mit der Aufnahme der Speise beginnt die Verdauung, indem wir die Nahrung kauen, mechanisch zerkleinern und mit Speichel versetzen. Durch das Zerkleinern der Nahrung mit den Zähnen wird ihre Oberfläche vergrößert, sodass die Inhaltsstoffe des produzierten Speichels ihre Wirkung besser entfalten können. Sowohl der Speichelfluss als auch die Produktion von Magensäften in den Magenschleimhautzellen werden bereits durch die Gedanken an Essen, durch das Riechen oder den Anblick der Speisen angeregt.
Gründliches Kauen bewirkt, dass wir früher satt werden und dieses Gefühl länger anhält. CED-Patienten sollten besonders gründlich kauen, damit die Nahrung besser vertragen und verwertet werden kann.
Die Speiseröhre
Sobald die Speise ausreichend zerkaut wurde, gelangt der Nahrungsbrei über die Speiseröhre in den Magen. Die Speiseröhre ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, damit der Brei besser rutscht. In seltenen Fällen ist die Speiseröhre auch vom Morbus Crohn betroffen.
Der Magen
Im Magen wird der Speisebrei weiter zerkleinert. Diese Aufgabe übernimmt der Magensaft, von dem jeden Tag zwei bis drei Liter produziert werden und der 0,5%ige Salzsäure enthält, die den Brei durchsäuert. Abhängig von der Zusammensetzung, Konsistenz und Temperatur der Nahrung, aber auch von unserer psychischen Verfassung verlässt der Nahrungsbrei nach etwa ein bis sieben Stunden den Magen. Besonders lange bleiben fett- und ballaststoffreiche Speisen im Magen. Voraussetzung für den weiteren Transport des Nahrungsbreis ist, dass die einzelnen Nahrungsbestandteile höchstens eine Größe von zwei Millimeter haben. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir die Speisen gründlich durchkauen.
Der Darm
Der menschliche Darm besteht aus Dünndarm und Dickdarm, hat eine Länge von bis zu acht Metern und eine Oberfläche von etwa 400 Quadratmetern. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, alle Nährstoffe, die für die Funktionen des Körpers unerlässlich sind, aus der Nahrung aufzunehmen. In einem Zeitraum von 75 Jahren verarbeitet der Darm etwa 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit.
Wird die Darmfunktion durch ein entzündliches Geschehen wie bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa beeinträchtigt, ist es besonders wichtig, dass der Körper mit allen erforderlichen Nährstoffen optimal versorgt wird, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Während Morbus Crohn alle Abschnitte des Magen-Darm-Traktes von der Mundhöhle bis zum Schließmuskel betreffen kann, ist bei der Colitis ulcerosa nur der Dickdarm entzündet.
Der Dünndarm
Nachdem der Nahrungsbrei mit Gallen- und Pankreassaft weiter aufbereitet wurde, folgt als Letztes der aus Schleimstoffen und Verdauungsenzymen bestehende „Darmsaft“, von dem täglich drei Liter hergestellt werden. Der letzte Abschnitt des Krummdarms (auch terminales Ileum genannt) ist der Ort, an dem am häufigsten ein Morbus Crohn entsteht.
Der Dickdarm
Abbildung 1: Übersicht über die anatomische Lage der Verdauungsorgane.
Tabelle: Diese Tabelle listet Nährstoff- oder Mikronährstoffdefizite auf, die bei CED entstehen können. Anhand dieser Tabelle kann bei Mängeln erkannt werden, welche Darmregion von der Entzündung betroffen ist.
Nährstoff/MikronährstoffWird aufgenommen im….Vitamin B 12terminalen IleumKonjugierte Gallensäurenterminalen IleumAminosäurenoberen Teil des DünndarmsMineralstoffeunteren Teil des Dünndarms, DickdarmWasserunteren Teil des Dünndarms, DickdarmZuckermittleren Teil des DünndarmsFette, Fettsäurenoberen und mittleren Teil des DünndarmsFettlösliche Vitamine (A, D, E, K)mittleren Teil des DünndarmsWasserlösliche Vitamine (B-Gruppe, C)unteren Teil des DünndarmsEisenZwölffingerdarm, DünndarmFolsäure (Vitamin B9)oberen Teil des DünndarmsKalziumZwölffingerdarm, oberen Teil des DünndarmsMagnesiumoberen Teil des DünndarmsZinkunteren Teil des DünndarmsReserveresorptionterminalen IleumDer Mensch ist ein Bioreaktor, und unser Darm ist kein „Clean Diesel“, sondern das genaue Gegenteil. Neben der Menge an Darmgas, das produziert wird, ist ein oftmals als sehr belastend empfundenes Problem der Geruch der Darmgase. Je nach Zusammensetzung können diese wenig bis gar nicht oder sehr stark und sehr übel riechen. Manche Darmgase wie Wasserstoff riechen nicht, andere wie Methanthiol und Dimethylsulfid riechen sehr stark. Bei den meisten der übel riechenden Gase handelt es sich um schwefelhaltige Gase.
Die Gase im Darm entstehen durch bakterielle Fermentierung des nicht verwerteten Darminhalts durch die Darmflora. Das bedeutet, dass zum einen die Darmflora für die Produktion der übel riechenden Darmgase verantwortlich ist und zum anderen die aufgenommenen Lebensmittel, denn diese Lebensmittel werden durch die Mikroben zersetzt. Auf die Darmflora können wir in diesem Zusammenhang wenig Einfluss nehmen, denn diese ist in unserem Darm stabil vorhanden. Es sind keine Maßnahmen bekannt, die unsere Darmflora dahingehend verändern, dass weniger schlecht riechende Gase entstehen. Das wiederum bedeutet, dass der Weg über die Lebensmittelauswahl der Weg ist, um den Geruch von Darmgasen zu beeinflussen. Um übel riechende, schwefelhaltige Gase zu produzieren, braucht es schwefelhaltige Lebensmittel. Wenn davon weniger aufgenommen werden, steht der Darmflora weniger Substrat zur Verfügung, um diese zu produzieren. Nachfolgend finden Sie eine Tabelle mit Lebensmitteln, die stark schwefelhaltig sind oder die unabhängig vom Schwefelgehalt zu starker Darmgasproduktion führen.
Tabelle: Lebensmittel, die zu reichlich Darmgasen führen bzw. die stark schwefelhaltig sind und zu reichlich übel riechenden Darmgasen führen
Reichlich Darmgase entstehen nach dem Verzehr von…Bier, Eier, Eierspeisen, frisches Brot, frisches Obst, Hülsenfrüchte, koffeinhaltige Getränke, Kaugummi, Knäckebrot, Kohl, kohlensäurehaltige Getränke, Knoblauch, Mayonnaise, Paprikaschoten, Pilze, Pumpernickel, Rhabarber, Rohkost, Sauerkraut, Schaumweine, Sellerie, Topinambur, Wassermelone, ZwiebelSchwefelreiche Lebensmittel, die den Geruch von Darmgasen intensiver werden lassen…Bohnen, Ei, Eierprodukte, Fisch, Fischerzeugnisse, Fleisch, Fleischerzeugnisse, Geräuchertes, Kohl, Knoblauch, Krabben, Pilze, Spargel, Schnittlauch, reifer Hartkäse, scharfe Gewürze, ZwiebelWenn Sie unter Darmgasen leiden, sollten Sie diese Lebensmittel reduzieren oder meiden; Sie werden vom Unterschied überrascht sein. Greifen Sie besser zu nachfolgenden Lebensmitteln, denen eine geruchshemmende Wirkung nachgesagt wird.
Tabelle: Lebensmittel, denen eine geruchshemmende oder blähungshemmende Wirkung nachgesagt wird
Diesen Lebensmitteln wird eine geruchshemmende Wirkung nachgesagt.Heidelbeeren, Joghurt, Petersilie, Preiselbeeren, grüner Salat, SpinatDiesen Lebensmitteln wird eine blähungshemmende Wirkung nachgesagt.Anistee, Joghurt, Fencheltee, Heidelbeeren, Kümmel, Kümmelöl, Kümmeltee, Minze, Preiselbeeren, SchwarzkümmelAber denken Sie daran, dass die Produktion von Darmgasen ein völlig normaler Vorgang ist. Unser Verdauungsapparat ist ein Bioreaktor, und dabei entstehen nun einmal auch Gase. Aber was entspricht einer normalen Darmfunktion? Wie häufig dürfen dabei Winde abgehen? Der durchschnittliche Mensch in einer westlichen Bevölkerung lässt zehn bis 20 Winde am Tag abgehen, dies trifft auf jeden von uns zu. Ungerecht ist dabei, dass manche Menschen von vornherein übel riechendere Gase produzieren als andere.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und bedeuten für die Betroffenen einen tiefen Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Sie müssen sich darauf einstellen, mit einer chronischen, das heißt einer nicht heilbaren Erkrankung zu leben.
Morbus Crohn
Morbus Crohn, erstmals 1932 von Dr. B. B. Crohn beschrieben, ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten kann; am häufigsten ist jedoch das letzte Stück des Dünndarms (Ileum) und der sich daran anschließende Dickdarmabschnitt betroffen.
Die Patienten leiden unter immer wiederkehrenden Durchfällen, häufig begleitet von Bauchschmerzen (meistens im rechten Unterbauch), Fieber und einem Gewichtsverlust; im Verlauf können Fisteln, Abszesse oder – nachdem die entzündeten Stellen heilen und sich Narben bilden – ein Darmverschluss hinzukommen. Weitere mögliche Komplikationen sind ein Darmdurchbruch, schwere Darmblutungen sowie das Verkleben von entzündeten Darmschlingen (sogenannte Konglomerattumoren). Mussten größere Teile des Dünndarms operativ entfernt werden oder liegt ein ausgeprägter Befall vor, kommt es aufgrund der mangelhaften Nährstoffaufnahme bei den Patienten zum Gewichtsverlust, zur Blutarmut und zu anderen Mangelerscheinungen.
Der Morbus Crohn verläuft in Schüben: Man unterscheidet zum einen die akute Phase, in der sich der Schub durch die ersten Anzeichen wie Bauchgrummeln ankündigt oder durch plötzliche Beschwerden wie lang anhaltendem Durchfall oder Krämpfen, und zum anderen die Remissionsphase, in der die Krankheitserscheinungen stabil bleiben oder zurückgehen. Die Betroffenen haben meistens lebenslang Krankheitsschübe, die mal mehr, mal weniger stark auftreten, und sie sind während eines Schubes im Alltag zum Teil erheblich eingeschränkt. Die Patienten wissen weder, wann ein Schub auftritt, wodurch er ausgelöst wird, wie ausgeprägt er ist, noch wie lange die Remissionsphase bis zu einem neuen Schub andauert. Bei einigen dauert ein Schub nur wenige Tage, bei anderen kann er wiederum mehrere Wochen anhalten.
Die Krankheit tritt vor allem zwischen dem 20. und 30. und um das 60. Lebensjahr auf. Morbus Crohn tritt vermehrt familiär auf. Frauen und Männer sind etwa gleich häufig betroffen.
Abbildung 2: Befallsmuster des Morbus Crohn.
Colitis ulcerosa
Die Colitis ulcerosa äußert sich ebenso wie der Morbus Crohn durch Schübe. Bei einem akuten Schub leiden Patienten mit Colitis ulcerosa unter schleimigblutigen Durchfällen sowie schmerzhaftem und häufigem Stuhldrang (bis zu 30-mal am Tag) und eventuell an Fieber. Mehr als die Hälfte der Betroffenen leben über viele Monate oder sogar Jahre beschwerdefrei oder verspüren nur milde Symptome. Bei anderen tritt die Erkrankung häufiger auf, dabei variieren die Beschwerden, je nachdem, welcher Abschnitt des Dickdarms betroffen ist. Je weiter die Entzündung im Dickdarm fortschreitet, desto ausgeprägter sind die Symptome und desto höher ist das Risiko für Komplikationen. Bei lang andauernden und heftigen Schüben wird unter Umständen der Dickdarm entfernt.
Durch den Blut-, Wasser- und Mineralstoffverlust kommt es mitunter zu Gewichtsabnahme, Austrocknung (Dehydration) und Blutarmut (Anämie), aber auch zu einem Mangel an Vitamin B12, Folsäure, Eisen, Zink, Kalzium und Magnesium.
Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, meistens jedoch zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Abbildung 3: Befallsmuster der Colitis ulcerosa.
Ursachen
Bis heute ist die Entstehung der CED nicht vollständig geklärt, das gilt für den Morbus Crohn als auch für die Colitis ulcerosa. Das liegt nicht an den mangelnden Forschungsaktivitäten, sondern daran, dass es vermutlich nicht den einen Auslöser gibt, nach dem lange Zeit gesucht wurde. Die CED werden wahrscheinlich durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren ausgelöst: neben einer erblichen (genetischen) und einer mikrobiellen Komponente (Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmflora) sind wahrscheinlich auch eine Kombination aus vermehrt krankmachenden und einem Mangel an schützenden Darmkeimen beteiligt; außerdem Umwelteinflüsse (Verschmutzung, Lärm und Stress) sowie Veränderungen in der eigenen Abwehr (Immunsystem) und Ernährungseinflüsse. Unter all diesen Einflussfaktoren sind manche Faktoren, wie genetische Veränderungen, einfacher zu identifizieren und andere Einflussfaktoren, wie die Darmflorazusammensetzung und die Ernährung, weniger einfach zu erfassen.
Tabelle: Faktoren, die beim Entstehen der CED eine Rolle spielen
Genetik bzw. Erbgut
Mikrobiom (Zusammensetzung der Darmflora)
Umweltfaktoren (auch Rauchen, Hygiene/übertriebene häusliche Sauberkeit)
Ernährung
Immunsystem/Abwehrfunktion
Störung der Darmbarriere
Wenn wir uns die Frage stellen, welche Faktoren denn nun an der CED beteiligt sind, dann ist weiterhin zu unterscheiden, welche Faktoren zur Entstehung der CED beitragen und welche den Verlauf, die Symptome oder eine Verbesserung der Beschwerden im Rahmen der CED beeinflussen. Vermutlich tragen Faktoren, die das Auftreten von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen beeinflussen, auch zu einer Verschlimmerung einer bestehenden CED bei. Dies ist aber nicht für all die genannten Faktoren gesichert. Diese Unterscheidung ist jedoch wichtig, da die wenigsten von uns ihre Lebensumstände, wie die Ernährung, vorausschauend verändern, um die Entstehung einer Erkrankung zu verhindern. Meist stellt sich die Frage „Was kann ich an meinen Lebensumständen oder an meiner Ernährung ändern, um die Krankheit und die Symptome positiv zu beeinflussen?“ erst dann, wenn eine Erkrankung diagnostiziert wird.
Ein naheliegender Versuch von CED-Patienten ist es daher, auch Faktoren, die die Entstehung einer CED begünstigen, zu optimieren, um dadurch die schon entstandene Erkrankung positiv zu beeinflussen. Zu den wichtigsten dieser veränderbaren Faktoren zählen ein aktiver Lebensstil (Bewegung, Sport, Yoga), eine ausreichende Psychohygiene (autogenes Training, Entspannung durch Darmhypnose) sowie das Vermeiden von direkten schädigenden Einflüssen wie Suchtmittel (Nikotin, Alkohol) und Stress. Und selbstverständlich gehört dazu auch eine dem aktuellen gültigen wissenschaftlichen Standard entsprechende Ernährung.
In den letzten Jahrzehnten ist eine stetige Zunahme der CED-Krankheitsfälle beobachtet worden. Eine Ursache dafür ist sicherlich die verbesserte medizinische Versorgung und das heutzutage größere Wissen um die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Dieses größere Wissen und die dadurch bedingte erhöhte Aufmerksamkeit sowohl von Ärzten als auch von Betroffenen führen dazu, dass – im Gegensatz zu früher – mehr Patienten frühzeitig und korrekt diagnostiziert und die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden. Diese Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten und deren Einsatz sind sicherlich für einen bedeutenden Anteil an zusätzlichen Diagnosen verantwortlich, aber eben nicht für alle. Denn auch der Einfluss von Umweltfaktoren, die zur Entstehung der CED beitragen, ist belegt.
Der Begriff Umweltfaktoren ist in diesem Zusammenhang sehr umfassend zu sehen. Es geht dabei nicht nur um zunehmende Luft-, Lärm- und Umweltverschmutzung, die zur gestiegenen Anzahl an Neuerkrankungen beitragen, sondern auch um Teilaspekte unserer Umwelt, an die wir nicht sofort denken. Gestiegene Hygiene/häusliche Sauberkeit und insbesondere veränderte Ernährungsweisen, wie die Zunahme an industriell gefertigten Lebensmitteln oder der zunehmende Konsum von Zucker, künstlichen Zuckern und Lebensmittelchemikalien, zählen medizinisch gesehen auch zu diesen veränderten Umweltfaktoren und werden oftmals nicht ausreichend bedacht.
Wie bedeutend Umweltfaktoren und damit vermutlich auch Ernährungsfaktoren bei der Entstehung der Krankheit sind, lässt sich unter anderem daran erkennen, dass in Regionen, in denen die CED bislang unbekannt waren, wie in Asien sowie Mittel- und Südamerika, sie nun vermehrt neu auftreten und die Erkrankungszahlen aktuell sehr stark zunehmen. Ein Zusammenhang mit der Veränderung der Ernährungsweise, wie die zunehmende westliche Ernährung in diesen Regionen, mit einem höheren Anteil an raffiniertem Zucker, Fetten und Proteinen und einem geringer werdenden Anteil an Obst, Gemüse und Ballaststoffen, ist naheliegend, lässt sich wissenschaftlich aktuell jedoch noch nicht belegen.
Merke: Die Erkrankungszahlen der CED steigen an. Umwelt- und Ernährungsfaktoren haben daran einen großen Anteil.
Eine der schwierigsten Fragen ist die nach dem Einfluss unsere Ernährung auf die Entstehung der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Selbstverständlich wollen wir gerade diese Frage beantwortet wissen, da wir durch eine optimierte Ernährung den Ausbruch der CED verhindern oder zumindest das Wiederauftreten von CED-Symptomen, im Sinne einer Schubprophylaxe, reduzieren wollen.
Fangen wir bei unserer Betrachtung zunächst einmal sehr früh im Leben an. Denn schon im Säuglingsalter scheint unsere Ernährung einen starken Einfluss auf die spätere Wahrscheinlichkeit, an CED zu erkranken, zu haben. Wissenschaftlich belegt ist, dass gestillte Kinder ein deutlich niedrigeres Erkrankungsrisiko – sowohl für einen Morbus Crohn als auch für eine Colitis ulcerosa – haben als nicht gestillte. Allerdings bedeutet das nicht, dass nicht gestillte Kinder zwangsläufig erkranken müssen. Dennoch lautet die Empfehlung, Kinder mindestens sechs Monate zu stillen.
Abgesehen vom Stillen gibt es nur wenige Ernährungsfaktoren, die im Zusammenhang mit einem möglichen Schutz vor einer CED überhaupt diskutiert werden.
Hinweis aus der Behandlungsleitlinie: „Stillen kann die gestillten Kinder vor der Entstehung einer CED schützen.“
Ein weiterer Faktor ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D. So begünstigt ein Vitamin-D-Mangel die Entstehung eines Morbus Crohn. Auch wenn für die Colitis ulcerosa ein solcher Zusammenhang nicht so deutlich ist, sollten Sie auf eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung und einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel achten.
Aus dem gesicherten Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Morbus Crohn lässt sich aber nicht ableiten, dass die ausreichende Zufuhr von Vitamin D auch immer vor einem Morbus Crohn schützt. Bekannt ist lediglich, dass dank einer ausreichenden Vitamin-D-Zufuhr weniger Morbus-Crohn-Erkrankungen auftreten als bei einem erniedrigten Vitamin-D-Spiegel.
Tipp: Ein Vitamin-D-Mangel begünstigt die Entstehung eines Morbus Crohn. Achten Sie daher auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D, sowohl durch den Verzehr von Vitamin-D-reichen Lebensmitteln als auch durch den Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln. Bedenken Sie, dass eine Paläo-Diät oder eine speziellen Kohlenhydratdiät (SCD) einen Vitamin-D-Mangel begünstigen können. Das heißt: Sollten Sie diese Diäten dauerhaft machen, müssen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel regelmäßig überprüfen lassen. Bei einer Kontrolle des Vitamin-D-Blutspiegels sollten Sie daran denken, dass sich Ihr Spiegel je nach Jahreszeit verändern kann: Unter Sonnenlicht kann unser Körper selbst Vitamin D herstellen. Zusätzlich – oder auch in sommerarmen Monaten – können Sie mit Vitamin-D-reichen Lebensmitteln nachhelfen. Eine Übersicht der entsprechenden Lebensmittel finden Sie in diesem Ratgeber in einer Tabelle.
Darüber hinaus scheint eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, hochwertigem Getreide, Ballaststoffen, Omega-3-Fettsäuren, Geflügel, Fisch und Meeresfrüchten ist und die arm an Süßspeisen, Süßigkeiten, Snacks, Transfetten (wie in Chips oder Pommes frites), Omega-6-Fettsäuren, rotem Fleisch, verarbeitetem Fleisch, raffiniertem Getreide (Weißmehl) und verarbeiteten Lebensmitteln (Fertiggerichte) ist, vor der Entstehung einer CED zu schützen.