Erweis der apostolischen Verkündigung  - Irenäus von Lyon - E-Book

Erweis der apostolischen Verkündigung  E-Book

Irenäus von Lyon

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Beschreibung

Eines von zwei Werken, die von Irenäus erhalten geblieben sind, geschrieben nach den "Adversus Haereses", ist der "Erweis der apostolischen Verkündigung." Das Ziel des Verfassers ist es hier nicht, Häretiker zu widerlegen, sondern die Gläubigen zu bestätigen, indem er ihnen die christliche Lehre erläutert und insbesondere die Wahrheit des Evangeliums anhand der alttestamentlichen Prophezeiungen aufzeigt. Obwohl es im Grunde genommen nichts enthält, was nicht schon in den "Adversus Haereses" dargelegt wurde, ist das Werk ein Dokument von höchstem Interesse und ein großartiges Zeugnis des tiefen und lebendigen Glaubens des Irenäus.

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Erweis der apostolischen Verkündigung

 

IRENÄUS VON LYON

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

Erweis der apostolischen Verkündigung, Irenäus von Lyon

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660666

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Einleitung.2

I. Erster Hauptteil. Die geistige Harmonie der christlichen Glaubenslehre.5

Erster Abschnitt. Gott und Schöpfung nach dem Glauben.5

Zweiter Abschnitt. Vorbereitung der Erlösung. Sünde und Menschenbosheit. Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.11

Dritter Abschnitt. Die Erfüllung der Erlösung durch Christus als Gottestat. Idee und geschichtliche Tatsache.19

II. Zweiter Hauptteil. Beweis der Wahrheit der Offenbarungslehre aus dem äusseren Zeugnis der heilsgeschichtlichen Tatsachen.25

Erster Abschnitt. Die Präexistenz des Gottessohnes vor der Schöpfung und Menschwerdung. Seine Bestimmung zum Erlöser und Wirksamkeit im alten Bund. Grundlage der Weissagung.26

Zweiter Abschnitt. Die Erfüllung der einzelnen Weissagungen über Jesu Lebensverhältnisse, Wirksamkeit, Leiden und Auferstehung.31

Dritter Abschnitt. Das Christentum in seiner inneren und äußeren Entfaltung als Erfüllung der messianischen Weissagungen.45

Schluss. Ermunterung zum Leben nach dem Glauben. Warnung vor der Häresie, ihre Gottlosigkeit und Torheit.52

Fußnoten. 54

 

 

Erweis der apostolischen Verkündigung

 

Bibliographische Angaben:

 

Titel Version: Erweis der apostolischen Verkündigung (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Erweis der apostolischen Verkündigung (Demonstratio apostolicae praedicationis) In: Des heiligen Irenäus fünf Bücher gegen die Häresien. Aus dem Griechischen übersetzt von E. Klebba. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 4) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber

 

 

 

Einleitung.

 

Die Beweggründe zur Abfassung der Schrift.

 

1.

 Da ich, geliebter Marcianus, Deine Bereitwilligkeit zum Wandel im Dienste Gottes kenne, der allein die Menschen zum ewigen Leben führt, bin ich mit Dir voll Freude und bete für Dich, daß Du den Glauben unerschrocken bewahren und dadurch Gott gefallen mögest. Möchte es uns doch beschieden sein, stets beisammen zu weilen, einander zu helfen und die Mühseligkeit des irdischen Lebens zu erleichtern durch täglichen Austausch segensreicher Gedanken! Sind wir nun aber dem Leibe nach gegenwärtig voneinander getrennt, so wollen wir uns gleichwohl nicht abhalten lassen, so weit es möglich ist, schriftlich zu verkehren. Zu Deiner Befestigung im Glauben möchten wir Dir in Kürze zeigen, wie die Wahrheit verkündigt wurde. Wir senden Dir diese Darstellung als eine Erinnerung über die Grundlehren. Mögest Du an ihrer Hand aus einigen wenigen Stücken vieles erreichen und an dem wenigen alle Glieder am Leibe der Wahrheit erkennen. In Kürze sollst Du den Beweis der Göttlichkeit dieser Dinge erhalten. Das wird Dir selbst zum Heil dienen, und Du wirst alle falschen Lehrer beschämen; jeden aber, der unsere heilvolle und lautere Lehre kennen lernen will, wirst Du ihr mit aller Zuversicht entgegenführen. Denn es gibt nur einen Weg; alle, die sehen, führt er gemeinsam empor, beleuchtet vom himmlischen Lichte. Die Wege der Verblendeten hingegen sind zahlreich und holperig. Jener Weg verbindet den Menschen mit Gott und führt zum himmlischen Reich, diese trennen den Menschen von Gott und führen abwärts zum Tode, Daher ist es für Dich und alle, die sich um ihr Heil kümmern, nötig, ihn ohne Umschweif, mutig und entschieden einzuschlagen durch den Glauben, damit sie nicht durch  Wankelmut in Sünde fallen und in der weltlichen Begierlichkeit verstrickt bleiben, oder auch auf Irrwege geraten und das richtige Ziel verfehlen.

 

2.

Da der Mensch als Lebewesen aus Leib und Seele zusammengesetzt ist, so ist für ihn natürlich und passend, mit diesen beiden zu existieren1 . Und da sich für beide Anstöße ergeben, so ist sowohl eine Heiligung des Leibes zu beobachten, die beständige Enthaltung von allen unschamhaften Dingen und von allen ungerechten Werken, als auch eine Heiligung der Seele, die unversehrte Bewahrung des Glaubens an Gott ohne Zutaten und ohne Kürzungen, Denn der Dienst Gottes wird gestört und beeinträchtigt durch die Unreinheit und Befleckung des Leibes, er erlahmt und wird entweiht und geteilt, wo die Lüge in die Seele hinein Einzug hält; aber wo Wahrheit stetsfort in den Geistern und die Reinheit in dem Leibe wohnt, da behält er seine Schönheit und gebührende Vollkommenheit. Wozu sollte es auch dienen, die Worte der Wahrheit zu kennen, während man seinen Leib der Unreinheit preisgibt und in seinen Handlungen der Bosheit dient? Was aber nützte es ferner, den Leib in Ehren zu halten, wenn die Wahrheit nicht in der Seele wohnte? In gegenseitiger Beglückung und Harmonie sind sie berufen, sich als Kampfgenossen vor Gott zu stellen. Deshalb sagt der Hl. Geist durch den Mund Davids: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt nach den Ratschlägen der Gottlosen“2 . Gemeint sind die Ratschläge jener Geschlechter, die Gott nicht kennen. Gottlos sind ja wahrlich jene, welche dem wesenhaft seienden Gott nicht dienen. Aus diesem Grunde sprach „das Wort“ zu Moses: „Ich bin der Seiende“3 . Wer nun aber das höchste Wesen nicht als Gott verehrt, der ist gottlos. „Und4 auf den Pfad der Sünder nicht ging.“ Sünder sind hier diejenigen, die Kenntnis von Gott besitzen, aber seine Gebote nicht halten, die Verächter und Schmäher. „Und auf dem Stuhl der Pestilenz nicht saß.“ Als Pestilenz sind jene bezeichnet, welche nicht  nur sich selber, sondern auch anderen durch die unheilvolle Brut und das Schlingengewirr ihrer Lehre den Untergang bereiten. Der Stuhl ist ja das Sinnbild der Schule. Alle Häretiker sind hier gekennzeichnet. Auf dem Stuhle der Pestilenz sitzen sie, und dem Untergang verfallen alle, welche das Gift ihrer Irrlehre einnehmen.

 

3.

Wohlan, um nicht von ihr zu kosten, müssen wir treu an der Regel des Glaubens festhalten und die Gebote Gottes erfüllen, vom Glauben an Gott geleitet und aus Furcht vor ihm, weil er der Herr ist, zugleich aus Liebe zu ihm, weil er ein Vater ist. Das Vollbringen kommt aus dem Glauben, wie Isaias sagt: „Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht verstehen“5 , und zum Glauben führt die Wahrheit, denn der Glaube ruht auf wahrhaften Tatsachen. Das Tatsächliche werden wir glauben, wie es ist, und im Glauben an das Tatsächliche, wie es immer ist, auch in fester Zustimmung zu demselben verharren. Da der Glaube die Bürgschaft für unser Heil ist, so ist es unsere ehrenvolle Pflicht, auf dieses Heilmittel viele Sorgfalt zu verwenden, um die wahre Einsicht in die Dinge zu erlangen. Der Glaube bewirkt dies in uns, wie uns die Alten6 , die Schüler der Apostel, überliefert haben. Zuvörderst mahnt er uns zu gedenken, daß wir die Taufe zur Nachlassung der Sünden im Namen Gottes des Vaters empfangen haben, und im Namen Jesu Christi, des Sohnes Gottes, der einen Leib angenommen hat, gestorben und von den Toten auferstanden ist, und im heiligen Geist Gottes, und daß diese Taufe das Siegel des ewigen Lebens und der Wiedergeburt in Gott ist, so daß wir nicht mehr Kinder der sterblichen Menschen, sondern des ewigen, immerwährenden Gottes7 sind. Und daß das ewig und beständig Seiende für Gott gehalten werde und hoch über allem Gewordenen8 steht, und daß alles andere9 ihm unterworfen ist,  und daß das Gott Unterworfene alles ihm zu eigen machen soll, denn nicht über Fremdes gebietet er und herrscht er, sondern über das Seinige. Gottes sind alle Dinge. Deshalb ist Gott der Allmächtige und alles, was ist, ist von Gott.

 

 

 

 

I. Erster Hauptteil. Die geistige Harmonie der christlichen Glaubenslehre.

 

Erster Abschnitt. Gott und Schöpfung nach dem Glauben.

 

4.

 Das Gewordene muß von einer großen Ursache den Anfang zum Werden genommen haben. Der Anfang von allem ist Gott. Er wurde nicht von irgend etwas, aber alles wurde von ihm. Deshalb muß man zuvörderst würdig bekennen, daß ein Gott und Vater ist, der alles schuf und ordnete, der das Nichtseiende ins Dasein rief, der, alles umfassend, selbst unermeßlich ist. Unter dem All ist aber auch diese unsere Welt enthalten und auf der Welt der Mensch. So ist auch unsere Welt von Gott erschaffen.

 

5.

Der Sachverhalt, der sich ergibt, ist also folgender: [Es ist] Ein Gott, der ungewordene Vater, unsichtbar, Schöpfer von allem; kein anderer Gott steht über ihm, noch ist ein anderer Gott unter ihm. Gott ist ein vernünftiges Wesen und hat deswegen das Gewordene durch das [Vernunft-] Wort erschaffen. Auch ist Gott Geist und hat somit alles durch den Geist geordnet, wie der Prophet sagt: „Durch das Wort des Herrn sind die Himmelsfesten geschaffen worden10 , und durch seinen Geist all ihre Kraft“11 . Da also das Wort schafft d. h.12 die Körper wirkt und dem Hervorgegangenen Bestand verleiht, während der Geist die Kräfte in ihrer Verschiedenheit  ordnet und gestaltet, so wird mit Recht13 das Wort der Sohn, Geist aber die Weisheit Gottes genannt. Auch der Apostel desselben, Paulus, sagt darüber passend: „Ein Gott, der als Vater über allen ist und der mit allen und in uns allen ist“14 . Denn über allen ist er als Vater; mit allen ist er als Wort, da durch dasselbe alles vom Vater ins Werden trat, in uns allen jedoch ist er als Geist, der da ruft: „Abba, Vater“15 und den Menschen zum Ebenbild Gottes gestaltet. Nun zeigt der Geist das Wort und deswegen verkündeten die Propheten den Sohn Gottes, während das Wort den Geist wehen macht, und deshalb ist er selbst der Sprecher der Propheten und führt den Menschen zum Vater zurück.

 

6.

Und das ist die rechte Ordnung unseres Glaubens, die Grundlage des Gebäudes und die Sicherung des Weges: Gott der Vater, ungeworden, unendlich, unsichtbar, ein Gott Schöpfer des Alls. Das zunächst ist das erste Hauptstück unseres Glaubens. Das zweite Hauptstück sodann ist das Wort Gottes, der Sohn Gottes, Christus Jesus unser Herr, welcher den Propheten erschienen ist gemäß der Gestalt ihrer Weissagungen16 und nach den Bestimmungen der Vorsehung des Vaters, er, durch den alles geworden ist. Derselbe wurde auch am Ende der Zeiten Mensch unter den Menschen, um alles vollkommen zu vollenden; er wurde sichtbar und körperlich, um den Tod zu besiegen und das Leben zu zeigen17 und Gemeinschaft und Frieden zwischen Gott und den Menschen zu bewirken. Das dritte Hauptstück dann ist der Hl. Geist, durch den die Propheten weissagten, und die Väter die göttlichen Dinge lernten, die Gerechten vorangingen auf dem Weg der Gerechtigkeit, und der in der Fülle der Zeiten aufs neue über die  Menschheit ausgegossen ward auf der ganzen Erde, die Menschen für Gott neu zu schaffen.

 

7.

Deshalb wird bei unserer Wiedergeburt die Taufe durch diese drei Stücke vollzogen, indem der Vater uns zur Wiedergeburt begnadigt durch seinen Sohn im Hl. Geiste. Denn diejenigen, welche den Hl. Geist empfangen und in sich tragen, werden zum Worte, d. h. zum Sohne geführt. Der Sohn hinwieder führt sie zum Vater und der Vater macht sie der Unvergänglichkeit teilhaft. Also kann man ohne den Geist das Wort Gottes nicht sehen und ohne den Sohn kann niemand zum Vater kommen18 . Denn das Wissen des Vaters ist der Sohn. Das Wissen vom Sohne Gottes aber [erlangt man] durch den Hl. Geist; den Geist aber gibt nach dem Wohlgefallen des Vaters der Sohn als Spender an diejenigen, welche der Vater will und wie er es will.

 

8.

Und der Vater wird im Geiste Erhabener19 und Allmächtiger20 genannt und Herr der Heerscharen21 , damit wir lernen, daß Gott dies eben ist, d. h. Schöpfer des Himmels und der Erde und aller Welten und Erschaffer der Engel und Menschen und Herr von allem, derjenige, von dem alles ist und alles erhalten wird, barmherzig, mitleidig und mildreich, gütig, gerecht, Gott aller, der Juden auch und der Heiden, wie der Gläubigen, und zwar der Gläubigen als Vater. Denn in der Fülle der Zeiten hat er das Testament der Sohnschaft eröffnet, während er den Juden als Herr und Gesetzgeber sich zeigte. Denn in der Mitte der Zeit, als die Menschen Gott vergessen und sich von ihm entfernt hatten und abgefallen waren, da führte er sie durch das Gesetz zum Gehorsam zurück, auf daß sie lernten, sie haben Gott zum Schöpfer und Erschaffer; er hat ihnen den Odem des Lebens geschenkt und wir sind schuldig, ihm zu dienen Tag und Nacht. Den Heiden stellte er sich als den Erschaffer und Hervorbringer und als den Allmächtigen dar. Aber für alle zumal ist er der Erhalter  und Ernährer, der König und Richter. Denn niemand wird seinem Gerichte entrinnen, nicht Jude noch Heide und kein Sünder aus den Reihen der Gläubigen und kein Engel. Diejenigen, welche jetzt seiner Güte nicht vertrauen, werden im Gerichte seine Macht erkennen, gemäß dem Worte des Apostels: „Du weißt nicht, daß die Güte Gottes dich zur Buße führt, sondern sammelst in Halsstarrigkeit und Unbußfertigkeit des Herzens den Zorn für den Tag der Rache und der Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes, der jedem vergelten wird nach seinen Werken“22 . Das ist im Gesetze Gottes unter dem Ausdruck verstanden: Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs, Gott der Lebendigen. Und dennoch ist die Erhabenheit und Größe dieses Gottes unaussprechlich.

 

9.