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No risk – no fun Mitten im Sommer hat Alex eine jener apathischen Phasen, gegen die nur eines hilft: wegfahren! Unterwegs liest er die Studentin Esther auf – und plötzlich ist es da, das Gefühl, unbesiegbar und unsterblich zu sein, jung und stark und verliebt. Eines Tages entdeckt Alex diese vier Worte in einer Kölner Kneipe, und fortan glaubt er an sie. Man muß etwas riskieren können, wenn man nicht immer Karussell, sondern lieber Achterbahn fahren möchte. Als er sich kurz darauf in die Studentin Esther verliebt, ist es plötzlich da, das Gefühl, unbesiegbar und unsterblich zu sein, jung und stark. Aber während er noch meint, ganz oben zu schweben, saust er schon abwärts ins Chaos der Einsamkeit, von nichts begleitet als den coolen Sprüchen von Freund Henry: "Keep on fighting!"
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Seitenzahl: 229
No risk – no fun
Mitten im Sommer hat Alex eine jener apathischen Phasen, gegen die nur eines hilft: wegfahren! Unterwegs liest er die Studentin Esther auf – und plötzlich ist es da, das Gefühl, unbesiegbar und unsterblich zu sein, jung und stark und verliebt.
Eines Tages entdeckt Alex diese vier Worte in einer Kölner Kneipe, und fortan glaubt er an sie. Man muß etwas riskieren können, wenn man nicht immer Karussell, sondern lieber Achterbahn fahren möchte. Als er sich kurz darauf in die Studentin Esther verliebt, ist es plötzlich da, das Gefühl, unbesiegbar und unsterblich zu sein, jung und stark. Aber während er noch meint, ganz oben zu schweben, saust er schon abwärts ins Chaos der Einsamkeit, von nichts begleitet als den coolen Sprüchen von Freund Henry: »Keep on fighting!«
Selim Özdogan
Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist
Roman
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
ZU-GA-BE
Über Selim Özdogan
Impressum
Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …
Wißt ihr, daß Wörter nur Brandblasen der Seele sind?
Rolf Dieter Brinkmann
What’s the point of changing things?
A young man said to me
You can’t make people change their minds
You can’t set them free
Well, fuck you asshole
I’ll set myself free first
The rest can wait
Rodney Orpheus
Es war ein Sommerabend, mein Bier war kalt, der Fernseher flimmerte in dem halbdunklen Raum, und ein leichter Wind kam durch das offene Fenster. Ich saß im Sessel, die Füße auf dem Tisch, eine Zigarette im Mund, und starrte abwesend auf die bunten Bilder, es lief ein Krimi, einer von denen, die man auch versteht, wenn man nur die letzten fünf Minuten sieht. Es waren noch genug Erdnüsse auf dem Tisch, es war genug Bier im Kühlschrank, ich hatte 5 000 Mark auf dem Konto, vielleicht hätte ich mich wohl fühlen können, ich weiß es nicht, nenn es Sommerloch oder nachpubertäre Depression, aber irgendwie kotzte mich alles an – Bücher, Sex, Drogen, Musik, Kino, Tanzen, Schreiben, Schwitzen –, ich wollte mehr oder das Handtuch schmeißen. Mir fehlte das kleinste bißchen Energie, mich zu erheben. Mitten im Sommer, mitten im Leben, lebte ich seit Wochen eine meiner apathischen Phasen aus. Lebensdurst & Todessehnsucht und das lähmende Gefühl, das alles schon mal erlebt zu haben, daß nichts die Mühe lohnt, machten sich breit. Auf dem Bildschirm gab es eine Schießerei, der Böse wurde angeschossen und verhaftet, Friede, Freude, Eierkuchen und dazu noch das nonchalante Grinsen des Kommissars, ein Querkopf, immer Ärger mit seinem Vorgesetzten, ein machohaft-lässiges Auftreten mit der Gewißheit, wieder mal alles richtig gemacht zu haben, einfach unwiderstehlich zu sein. Und Millionen von frustrierten Hausfrauen wünschten sich jetzt insgeheim einen Kerl wie ihn, während ihr Mann in der Kneipe die Kellnerin begrapschte. Das Leben war ein Scheißdreck.
Dann die Spätnachrichten, ich holte mir vorsichtshalber noch eine Flasche Bier, stellte die leere in den Kasten, ging pinkeln, wusch mir die Hände und besah mich eindringlich im Spiegel. Es klappte, ich kam rechtzeitig zur Wettervorhersage, ich wollte nicht hören, wie schlecht es um die Welt stand, die Welt kümmerte mich nicht, ich hatte genug Probleme mit mir selbst. Der Meteorologe kündigte in Anzug und Krawatte für morgen wieder hochsommerliche Temperaturen an – bis zu 32 Grad im Süden Deutschlands – und wünschte mir noch eine gute Nacht.
Ich dankte ihm und wünschte mir nichts sehnlicher, als ein paar Tage durchzuschlafen. Ich fand mein Leben unerträglich, vielleicht würde mir eine Abwechslung guttun, ab und an muß man sich selber in den Arsch treten, um nicht völlig zu versumpfen, schon seit vier Tagen fuhr ich abends in Gedanken weg, unfähig, auch nur den Autoschlüssel zu suchen. Ich wollte noch einen Schluck nehmen, doch ich knallte mir die Flasche gegen die Zähne, und ein Stück vom Schneidezahn brach ab, ich war wohl ziemlich besoffen.
Jeden Abend ein paar Flaschen, ein Telefon, das nicht klingelte, und ein Fernsehprogramm, das ich oft genug wie ein Taubstummer über mich ergehen ließ, so sah es bei mir im Moment aus. Es stellte sich natürlich die Frage, warum das so war und wer daran schuld hatte. Ich kannte eine Menge Leute, allesamt nichtssagende Langweiler, ich war froh, mich nicht mit ihnen abgeben zu müssen, aber ich fühlte mich gleichzeitig ignoriert. Ich wollte, daß man sich für mich interessierte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt etwas Interessantes zu bieten hatte.
Okay, sagte ich mir, das war’s, genug in der Scheiße gebadet, fahr wirklich weg, versuch mal, ’nen klaren Kopf zu kriegen.
– Hallo Kai, ich bin’s, Alex.
– Hi, wie geht’s?
– Geht so … Ist es in Ordnung, wenn ich morgen früh bei dir bin?
– Klar, aber was ist denn?
– Ich muß einfach weg hier.
– Kein Ding, komm vorbei.
Ich hatte zusammen mit Kai das Abitur gemacht, und irgendwie hatte es ihn nach München verschlagen, hinterher. Er war mein Freund, für ihn und Henry würde ich mir jederzeit meinen rechten Arm abhacken lassen, bedenkenlos, für die beiden bin ich da, wenn es hart auf hart kommt. Und in guten Zeiten gehen wir zusammen flippern, machen einen hohen Deckel, liegen in der Sonne, fahren weg oder was auch immer, jedenfalls haben wir eine Menge Spaß.
Henry trieb sich schon seit einem halben Jahr in Mexiko rum. Kai erzählte mir, er würde Geschichte studieren. Klar, er war eingeschrieben an der Uni, aber irgendwie konnte ich ihm nicht richtig glauben, er sich selbst wohl auch nicht. Wir sahen uns in letzter Zeit nicht mehr so oft, wir schrieben uns auch nicht unbedingt, was zwischen uns herrschte, brauchte nicht bekräftigt zu werden. Zum ersten Mal war es mir in der Schule aufgefallen, als die Lehrerin fragte: – Seid ihr auch alle vollzählig da? Kai und ich blickten uns an und mußten breit grinsen, wir dachten dasselbe, wir hatten die Augen und Ohren weit offen, das war manchmal frustrierend, da man sehr viel Elend und Dummheit um sich herum entdeckte, doch meistens amüsierten wir uns köstlich, wenn es auch manchmal nichts zu lachen gab. Ich hatte Kai geholfen, als seine Freundin ihn nach vier Jahren verlassen hatte, ich hatte ihm Geld geliehen, als er eine Pechsträhne beim Spielen erwischt hatte, ich hatte seine neue Wohnung tapeziert und gestrichen, als der mit Fieber flachlag und sein Auszugstermin immer näher rückte. Er hatte meine Abiturklausur in Mathe geschrieben, ohne ihn wäre ich garantiert durchgerasselt.
Mit Henry verhielt sich die Sache etwas anders. Henry war unzuverlässig, er konnte fröhlich lachend und ohne Gewissensbisse anderthalb Stunden zu spät zu einer Verabredung kommen, selbst wenn man ihm gesagt hatte, man brauche gerade dringend jemanden zum Reden. Ihn schätzte ich mehr für seine Fähigkeit, einen mitzureißen, seine bodenlose Begeisterung auf andere zu übertragen, seinen starken Willen und die Gelassenheit, mit der er Dinge so nahm, wie sie kamen, oder sie sich nachträglich zurechtbog, wenn sie ihm nicht paßten. An Henry mochte ich vor allen Dingen die Seiten, die ich an mir vermißte.
Egal, wie sehr ich mich selbst bemitleide, egal, was auch immer kommen mag, es gibt mir ein gutes Gefühl, gleich zwei Freunde auf diesem Planeten zu haben. Egal, wie weit sie weg sind, ob ich sie gerade erreichen kann oder nicht, sie sind irgendwo da draußen und denken ab und zu an mich.
Ich schmiß eine Handvoll Amphetamine ein, ich wollte sofort los, doch zuerst mußte ich den Autoschlüssel suchen. Nach einer halben Stunde fand ich ihn in der Tasche meiner Lederhose, die hatte ich zuletzt Anfang Frühling angehabt.
Kurz vor der Autobahnausfahrt mußte ich wenden und zurück nach Hause fahren, ich hatte ein paar Sachen vergessen, Schlafsack, frische T-Shirts und Shorts, eine Zahnbürste und drei oder vier Kassetten für unterwegs. Man sollte nichts überstürzen im Leben.
Manchmal ist es ein tolles Gefühl, nachts auf der Autobahn zu fahren, mit fettigen Haaren, Bartstoppeln und glutroten Augen, Richtung Süden, Smoke on the water, Sally MacLennane, Sweet child o’mine und A new England im Recorder, mit 120, 140 Stundenkilometern, immer vorwärts, den Mond vor Augen, bis es langsam dämmert und die Sonne, rot wie eine Blutorange, urplötzlich hinter einer Kurve auftaucht, nicht unerwartet, aber trotzdem überraschend. Einfach so fahren, mit dem Auto verschmelzen, an nichts mehr denken, nur geradeaus, immer weiter, während die Straße wie von alleine vorüberzieht, dafür kann ich mich begeistern, so könnte ich ziellos weiterfahren, oder wie einmal jemand gesagt hat: Leben ist wie fahren. Alles, was da ist, ist nur für einen kurzen Augenblick da.
Es ist, als ob der Motor das Knurren der Seele übertönen würde.
Kurz nach Sonnenaufgang hielt ich an einer Raststätte, tankte und pinkelte, sehr gute Gründe anzuhalten. Außerdem fühlte ich mich etwas steif, ich joggte ein wenig und dehnte meine schmerzenden Muskeln. Dann setzte ich mich auf die Motorhaube, um zu verschnaufen, und rieb mir die Augen, noch 150 Kilometer, ein Klacks, dachte ich. Und irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl.
Das gute Gefühl wollte mit Kaffee gefüttert werden, doch ich hatte keine Lust auf Menschen, also entschied ich mich für den Automaten. Kaum hatte ich mein Markstück eingeworfen, tippte mir von hinten jemand auf die Schulter, ich drückte den Knopf für Schwarz mit Zucker und drehte mich um – ich war auf alles gefaßt, manchmal erleichtert es einem die Sache, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, nur weiß man nie genau, was nun das Schlimmste ist.
Er war vielleicht einen Kopf größer als ich, schmächtig, unauffällig, aber teuer gekleidet, mit einer Gesichtsfarbe wie Leberwurst.
– Läßt du mich mal von deinem Kaffee probieren, der da drinnen kostet drei fünfzig die Tasse, das ist eine Unverschämtheit, und mit Automaten habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ich will da jetzt nicht eine Mark einwerfen und dafür nur so eine billige Brühe bekommen, das wäre ja die Höhe, also ich wollte mal einen Schluck probieren. Vor ein paar Stunden hatte ich einen Kaffee aus dem Automaten, der schmeckte original nach Hühnerbrühe, und letzte Woche, letzte Woche da …
Ich drückte ihm meinen Becher in die Hand und schenkte ihm ein Lächeln obendrein, ich glaube, ich habe ihm sogar freundschaftlich auf die Schulter geklopft, bevor ich zu meinem Wagen ging. Er brüllte mir noch hinterher.
– Hey, warte, so war das nicht gemeint … ich wollte doch nur …
Die Ohren des Schmerzes sind taub für die Schreie der Dummheit. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, meinen rechten Mittelfinger in die Luft zu strecken.
In spätestens zwei Stunden würde ich bei Kai in der Küche sitzen, wir würden Kaffee mit Cointreau trinken. Brötchen, Toast, Wurst, Käse, Marmelade, Quark, vielleicht sogar Waffeln mit Sahne, es würde alles geben, was das Herz begehrt, der Idiot konnte mir meinen leichten Anflug guter Laune nicht wirklich verderben, außerdem bekam ich seit Wochen zum ersten Mal richtig Hunger, wenn ich an den gedeckten Tisch dachte. Das war schon mal ein gutes Zeichen.
Kai schluckte seinen letzten Bissen runter, trank noch einen Schluck Kaffee und fragte:
– Sag mal, irgendwas Besonderes?
Das Fenster war weit auf, die Sonne knallte auf all die Leckereien auf dem Küchentisch, und während Kai sich eine Zigarette anzündete, antwortete ich mit vollem Mund:
– Sehnsüchte, Depressionen, Langeweile, Lethargie, Einsamkeit, halt die ganze Palette.
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